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Kolumbien: Salento und die Kaffeeregion & Cali

Wir schreiben den Dienstag, 13. September 2022 und wir sind zeitig aufgestanden. Geschlafen haben wir die letzten 2 Nächte in einem super Hotelzimmer, ähnelte eher einer AirBnB-Wohnung, welche klein aber fein war. War richtig schön, wieder mal in Ruhe und in einem tollen Zimmer zu übernachten. Aber zurück zu heute. Wir sind kurz vor 8 Uhr losmarschiert zum Busterminal von Guatapé. Dieses Dörfchen ist so klein, es hat uns also keine 5 Minuten gekostet. Am Busterminal angekommen hiess es erstmals warten. Der Bus war noch nicht hier und so haben wir uns noch einen Kaffee gegönnt. Plötzlich ging dann alles sehr schnell. Bus kam, Gepäck wurde hinten eingeladen, wir sind eingestiegen und los ging die wilde Fahrt mit einer Verspätung von rund 15 Minuten. Wir haben dieses Mal Plätze 3 & 4 erhalten, was so viel heisst wie auf der Beifahrerseite gleich die erste Reihe nach der Türe. So hatten wir auch viel Frischluft, da die Tür meistens offen bleibt während der Fahrt. Hier in Kolumbien läuft es nämlich etwas anders als wir es uns gewohnt sind. Es gibt zwar Bushaltestellen und auch einen Fahrplan. Aber man kann auch einfach so irgendwo am Strassenrand stehen und wenn der richtige Bus kommt, dann gibt man einfach ein Zeichen. Dann hält der Bus an, man steigt ein und weiter geht es. Gerade vor einer grösseren Stadt oder zwischen 2 grösseren Städten kann der Bus doch öfters anhalten, weil immer neue Leute zusteigen wollen. Kommt man dann in die Region wo man wieder aussteigen möchte, dann schreit man das durch den ganzen Bus hindurch und sagt dem Fahrer, wo er dann bitte anhalten soll. Bezahlen tut man übrigens erst beim Aussteigen. Wenn man, wie wir, vorab online ein Ticket kauft, dann geht man im Busterminal zum entsprechenden Schalter (jedes Busunternehmen hat sein eigenes Häuschen) und wandelt seinen eVoucher in ein Papierticket um. Dieses geben wir dann bei unserem Aussteigen dem Busfahrer ab und das gilt dann wie Bargeld. Die gesamte Sache eigentlich richtig gut durchorganisiert und es wird einem als Passagier in der vordersten Reihe nie langweilig. Immer wieder drängen sich neue Menschen in den Bus rein oder hüpft bei noch halber Fahrt wieder raus. Die Frischluft konnten wir dieses Mal auch super brauchen. Einem Herr auf der anderen Seite wurde es etwas übel. Schnell wurde eine entsprechende Tüte organisiert. Der Bus stoppte übrigens nicht. Wir haben von diesem Phänomen schon mal gehört, denn anscheinend ist diese Strecke bekannt für Übelkeiten. Ebenso passiere das öfters in Kleinbussen, weil die einfach wie die Henker fahren.
Und weil wir auch mit 15 Minuten Verspätung losgedüst sind, hat der Busfahrer natürlich etwas aufzuholen. Dementsprechend ist er auch gefahren 😉 Leider aber waren die Stopps zu viel und wir kamen mit den gleichen 15 Minuten Verspätung, nach 2 Stunden Fahrzeit, in Medellín Terminal Norte an. Unser Anschlussbus nach Pereira fuhr leider in einem anderen Terminal, Del Sur am anderen Ende der Stadt (Norte = im Norden der Stadt, Del Sur = im Süden der Stadt). Also haben wir nach einer kurzen Toilettenpause ein Taxi geschnappt und wurden in ca. 15-20 Minuten durch die Stadt gefahren. Die Taxi’s hier haben übrigens alle Fixpreise, was es deutlich entspannter macht. Der Taxifahrer war sehr sympathisch und er fand es witzig, dass wir Spanisch am lernen sind. Also hat er in einem mega Tempo angefangen uns vollzuquatschen. Aber hey cool, die Schule hat sich echt gelohnt. Wir haben schon deutlich mehr verstanden und konnten auch in ganzen Sätzen antworten als noch vor 2 Wochen. Angekommen am südlichen Busterminal sind wir dann zuerst zum Schalter des Busunternehmens und haben unsere Tickets abgeholt. Witziger Fact: vor ein paar Tagen haben wir ja Maria, die Freundin von Nathalia (Tobi’s Spanischlehrerin in der Schweiz) kennengelernt. Im Gespräch sind wir auf dieses Busunternehmen gekommen und sie meinte, das gehöre ihren Eltern 😉
Trotz Verspätung auf der ersten Etappe sind wir zeitlich super durchgekommen, sodass wir noch genügend Zeit für ein Frühstück/Mittagessen hatten. Das haben wir uns dann in Form von Subway-Sandwiches gegönnt. Kurze Zeit später ging es durch die Sicherheits- und Billetkontrolle und das Boarding fing auch pünktlich an. Der Bus war echt mega schön und wir freuten uns auf eine weitere, längere Tagesfahrt durch die schöne Landschaft von Kolumbien. Wir wussten bereits vorher, dass es auf der Strecke oft zu Bauarbeiten und Strassensperrungen kommt und sich so die Fahrzeit verlängern kann. Geplant waren 6 Stunden. Wir stellten uns aber auf eine längere Fahrt ein. Dies war auch der Grund, weshalb wir überhaupt nach Pereira fahren. Eigentlich möchten wir nach Salento, was in der Nähe von Pereira ist. Dahin fahren aber von Medellín direkt nur Kleinbusse und das wollten wir nicht (aus oben genannten Gründen). Also entschieden wir uns für einen grösseren Bus nach Pereira mit Ankunftszeit am Abend, übernachten dort in der Nähe des Busterminals und fahren am nächsten Tag nach Salento. Geplante Ankunftszeit in Pereira wäre 18:30h gewesen. Bereits vor Abfahrt meinte der freundliche Fahrer aber, dass die Direktstrasse komplett gesperrt ist und wir einen Umweg von rund 1-2 Stunden machen müssen. Nach der restlichen Instruktion zu WLAN, WC und Ablauf der Fahrt ging es dann auch schon los. Der Bus war echt sehr bequem und wir hatten viel Platz. Aufgrund der Routenänderung sind wir übrigens wieder zurück durch die ganze Stadt, Richtung Norden gefahren 😉 Egal, so konnten wir nochmals einen Blick auf die Comuna 13 und auch das Busterminal Norte erhaschen. Danach ging es schnell hoch um in das nächste Tal zu kommen. Die Strassen waren erstaunlich gut ausgebaut und wir kamen auch gut voran. Wir sind immer wieder mal eingenickt oder haben Podcast gehört. So verging die Fahrt auch ziemlich schnell. Leider kam dann plötzlich ein Streckenabschnitt wo wir immer wieder längere Zeit standen. Auch auf diesem Abschnitt gab es grössere Bauarbeiten und oftmals konnte man nur auf einer Spur (ohne Gegenverkehr) fahren. So mussten wir immer wieder mal den Gegenverkehr abwarten, bevor wir dran waren. Hier in Kolumbien wird das etwas anders gehandhabt. Die Streckenabschnitte sind oftmals mehrere Kilometer lang. Cool, wenn man gerade fahren kann, aber eher doof, wenn man auf den Gegenverkehr warten muss. Das kann dann mal schnell 20 Minuten sein. So wurde die Fahrt etwas harzig und wir wussten, das wird nie was mit 18:30h. Beim Eindunkeln ist dann der Fahrer plötzlich an eine Raststätte gefahren. Er meinte, wir machen hier 30 Minuten Pause und man könne sich im Restaurant verpflegen oder die Bäder aufsuchen. Wir haben dann die Zeit genutzt und schnell ein paar Empanadas verdrückt. Wir hatten schon Bessere, müssen wir gestehen, aber sie waren dennoch lecker. Nach rund 50 Minuten ging die Fahrt dann auch schon weiter. Leider ist es in der Zwischenzeit bereits dunkel geworden und von der restlichen Fahrt haben wir nicht mehr viel gesehen. Dennoch gingen die Stunden schnell vorbei und wir sind dann nach gut 8 Stunden um ca. 20:30 Uhr in Pereira angekommen. Zum Glück hatten wir ein Hotelzimmer gleich in der Nähe des Terminals, sodass wir schnell zu Fuss hinlaufen konnten. Auch wenn wir uns körperlich nicht wirklich verausgabt haben, waren wir doch etwas müde. So haben wir nur noch rasch ein paar Arbeiten erledigt und diesen Blog gestartet, bevor es jetzt bereits in Bett geht.

Der nächste Tag war eigentlich wieder ein Reisetag, wobei diese Reise mit 1 Stunde Busfahrt sehr kurz ist. Deshalb haben wir den Morgen noch damit verbracht, Pereira zu erkunden. Pereira ist bei vielen Reisenden eher ein Durchgangsort auf dem Weg nach Salento. Bei uns eigentlich auch. Aber weil wir nun mittlerweile 2 Personen kennen von hier (Nathalia und Maria), haben wir gedacht, wir schauen uns die Stadt schnell an. Wahrscheinlich nicht die schönste Stadt, welche wir bis jetzt besichtigt haben, dennoch war es toll, mal wieder auf eigene Faust loszugehen und etwas Unbekanntes zu besichtigen. Ebenso tat es gut, nach den 2 Wochen Schulbank und einer langen Busfahrt wieder mal etwas zu laufen. So waren wir dann ca. 3 Stunden unterwegs und haben ein paar Denkmäler, Stadtparks und Kirchen besichtigt. Gegen Ende wurden wir dann so richtig schön verregnet. Wir sind klatschnass in das Hotel zurückgekommen, wo wir unser Gepäck noch eingelagert haben.

Der Himmel machte auch keinerlei Anstalten, dass es bald besser werden würde. Also haben wir unsere Regenhüllen um die Rucksäcke geschnürt und den kurzen Weg zum Busterminal in Angriff genommen. Dort angekommen, waren wir dann schön nass. Dann haben wir einer der vielen Verkaufsstände aufgesucht um noch 2 Tickets nach Salento zu ergattern. Man hat uns dann ganz hektisch zu einem kleinen Bus gebracht und gemeint, wir können nach der Fahrt beim Chauffeur bezahlen. Auch gut, also sind wir schnell eingestiegen und merkten erst dann, dass die Abfahrt erst in 30 Minuten ist. Auch nicht schlimm, so konnten wir dem Treiben im Busterminal noch etwas zuschauen. Pünktlich um halb 2 ging es dann mit der Fahrt los. Der kleine Bus war bis auf den letzten Platz belegt und während der Fahrt sind immer wieder Leute ein- und ausgestiegen. Wir kennen das Spiel ja mittlerweile. Nach rund einer Stunde sind wir dann oben in Salento angekommen. Wir haben unsere Rucksäcke geschnappt und sind zu unserem Hostel gelaufen. Zum Glück hat es dann nicht mehr geregnet. Wir waren jedoch immer noch nass vom Vormittag und die Temperaturen hier oben sind doch etwas kühler. Wir waren also froh, als wir dann unser Hostel erreicht haben und uns umziehen konnten. Salento ist ein härziges «Bergdörfchen», welches sehr überschaubar ist. Viele Touristen, auch Inländische, verschlägt es hierher, weil es zum einen die Kolumbianische Kaffeeregion ist und auch das Valle de Cocora von hier aus in kürzester Zeit zu erreichen ist. Den restlichen Nachmittag haben wir ruhig angehen lassen. Wir sind ganz kurz durch’s Städtchen geschlendert und haben noch was gegessen. Am Abend haben wir dann für den Folgetag noch eine Tour in das Tal der Palmen (Valle de Cocora) gebucht. War mal wieder ein Spontan-Entscheid, welcher sich als richtig super erweisen soll.

Am nächsten Morgen ging es dann beizeiten los. Zuerst ein kurzes Frühstück im Hostel und dann wurden wir um 8 Uhr bereits abgeholt. Es stand ein Jeep mit einem Fahrer vor der Türe und er meinte, in 5 Minuten gehe es los. Kurze Zeit später kam unser Tourguide Andrea und wir stiegen ein. Ein kurzer Stopp bei einem Restaurant haben wir noch eingelegt, denn wir haben Lunchboxen oder besser gesagt Lunchsäckchen bekommen. Richtig cool. Und dann ging es bereits in das Tal rein. Hm….komisch, es waren nur wir Zwei im Jeep. Haben wir tatsächlich so viel Glück, dass wir die Einzigen auf der Tour sind? Ja, so war es tatsächlich. Wir hatten Andrea ganz alleine für uns. Genial!!! Nach ca. 30 Minuten Fahrt sind wir beim Touristencenter des Tals angekommen und wir sind ausgestiegen. Andrea meinte, es gäbe 2 Touren zum laufen und wir könnten aussuchen. Da es aber die ganze Nacht geregnet hat, sollen wir uns auf etwas matschige Wege vorbereiten. Ach kein Problem, trocknet ja wieder und Tobi’s Schuhe waren nach wie vor voll mit getrocknetem Matsch von der Ciudad Perdida. Wir haben dann Andrea die Wahl überlassen und sind kurze Zeit später losgezogen. Andrea hat uns viel erzählt über die Region, über die Menschen, die hier wohnen und einfach über dies und das aus Kolumbien. Wir haben rasch einen Draht zueinander gefunden, da auch sie «digitale Nomadin» ist und Dank ihrem guten Englisch an diversen Orten eine Stelle als Tourguide angeboten bekommt. Aktuell ist sie auch noch mit dem Marketing von Salento beauftragt. Sie sagte uns zum Beispiel, dass sehr viele Europäer hierherkommen, jedoch praktisch keine Amerikaner. Sie versucht herauszufinden warum und dem mit einer geeigneten Marketingstrategie entgegenzuwirken. Sie fand es natürlich auch interessant von unserer Geschichte zu erfahren und so haben wir die ganze Zeit sehr tolle Gespräche geführt. Nach einem kurzen Abstecher in den Wald hinein zu einem Fluss gingen wir wieder zurück zum eigentlich Eingang des Rundwegs des Tals. Das Valle de Cocora ist berühmt für seine hohen Wachspalmen, übrigens der Nationalbaum von Kolumbien. Ebenso befindet sich gleich am Anfang der Tour der ganz bekannte Touristenhotspot, wovon wir bereits so viele Fotos auf Instagram gesehen haben. Andrea meinte aber, dass wir zuerst einen anderen Weg gehen und dann zum Schluss zu diesem Hotspot zurückkehren werden. Für uns super, finden wir diese Hotspots meistens sowieso nicht so toll. Trotzdem war es ein cooles Gefühl an dem Ort zu sein, wovon man schon so viele Foto’s gesehen hat.

Wir sind also langsam losmarschiert und waren komplett überwältigt von diesem tollen Wald und der Aussicht in und über das Tal. Es waren unterschiedliche Grüntöne, unterschiedliche Baumarten und zwischendrin immer wieder mal wunderschöne Blumen. Und die Luft und Stille; es war einfach herrlich. Gerade nach 2 Wochen Schulbank drücken hat uns das Reisefieber hier komplett wieder überrannt. Auch wenn es stetig bergauf ging ist die Zeit sehr schnell verflogen. Vorbei an einem weiteren Checkpoint ging es dann weiter zur Finca de Montaña. Der Checkpoint war die Grenze von einem Grundstück zum Nächsten. Die Region hier gehört nämlich ausschliesslich einzelnen Familien und die Einen verlangen Eintritt, die Anderen nicht. Nach einer weiteren halben Stunde sind wir dann im Paradies angekommen. Auf rund 2’900 m.ü.M. findet man die Finca. Die Dame des Hauses hat uns freundlich begrüsst und uns ihren Kaffee angeboten. Gerade ich, der den Kaffee immer mit Milch trinkt, war es eine neue Erfahrung, schwarzen Kaffee zu trinken. Gesüsst war er nicht mit Zucker sondern mit einem Zuckerersatz, der bei Einheimischen sehr beliebt ist. Leider habe ich den Namen zwischenzeitlich wieder vergessen. Ich kann aber sagen, der Kaffee schmeckte genial und ich habe diesen sehr genossen. Auf der Finca haben wir dann auch unser Lunchpaket ausgepackt und wir waren echt überrascht. Richtig liebevoll wurden ganz viele Leckereien eingepackt und es lag sogar noch ein kleiner Brief dabei. Richtig süss, alles sehr nachhaltig und vor allem gesund. Genüsslich haben wir das Sandwich mit Pollo (Poulet) verdrückt. Es war alles viel zu viel. Ehrlich gesagt hat mich dann auch meine Fotografie-Leidenschaft gepackt. Bewaffnet mit meiner Kamera bin ich losgezogen. Die Finca hatte nämlich einen wunderschönen Garten mit den buntesten und verschiedensten Blumen. Und natürlich waren die Kolibris auch nicht weit weg. Man brauchte etwas Geduld aber dann konnte man den Vögeln so wunderbar zuschauen. Ich war völlig gedankenversunken als Tobi plötzlich wieder ankam mit meinem Rucksack. Wir mussten langsam zurück. Schade, aber ich bin schon gespannt, ob die Bilder was wurden und ich allenfalls mit meiner kleinen Kamera einen guten Schnappschuss hinbekommen habe. Es waren nicht viele Touristen vor Ort, vielleicht 15 andere Leute, aber die einen hatten echt geniale Kameras und Objektive dabei. Da konnte ich natürlich nicht mithalten. Wir sind praktisch den gleichen Weg wieder zurückgegangen als wir hochgekommen sind. Nur beim Mirador 1 (Mirardor = Aussichtspunkt) sind wir dann abgebogen und plötzlich standen wir dann vor diesem Touri-Instagram-Hotspot. Und da waren dann auch deutlich mehr Leute. Andrea hat sich die ganze Zeit etwas lustig gemacht, dass nur wenige Touristen hier eine Wanderung machen und die meisten einfach nur zu dem Fotospot wollen. Vor allem die Kolumbianer wären die Faulsten, meinte sie. Man konnte sich sogar noch ein Pferd ausleihen, dann musste man nur ein paar wenige letzte Stufen hochgehen. Wir haben dann natürlich auch ein paar wenige Bilder geschossen, aber wir müssen sagen, wir hatten bereits viel bessere und schönere Aussichten während der Wanderung gehabt. Die hier wachsenden Palmen sind teilweise bis zu 300 Jahre alt und werden zwischen 80-90 Meter hoch. Die höchsten, die man in Kolumbien findet. An den Jahresringen konnte man das Alter gut erkennen. Die Palmenstämme innen sind hohl. Dank des Wachses zwischen den Ringen sind die Palmen jedoch sehr stabil und halten den starken Regenschauern, vor allem im April gut stand. Stirbt dann eine Palme mal wirklich ab, verbreiten sich die Kerne der Früchte auf dem Boden und es wachsen neue Palmen.

Unten wieder angekommen hat unser Fahrer auch schon wieder auf uns gewartet. Nach einer kurzen Zeit sind wir zurück in unserem Hostel angekommen und wir mussten ganz schnell die Foto’s auf dem Laptop anschauen. Doch, ich war zufrieden. Ich bin kein Profi im Fotografieren und die Kamera ist nicht die Allerbeste, aber einige Foto’s können sich meiner Meinung nach wirklich sehen lassen. Nach einer kurzen Verschnauf-, Arbeits- und Duschpause sind wir dann nochmal losgezogen. Wir wollten das Städtchen Salento noch genauer unter die Lupe nehmen. Als hätten wir nicht schon genügend Treppenstufen gehabt am Vormittag, mussten wir natürlich auch noch zum Aussichtspunkt (Mirador) hochlaufen. Die Knie waren dann ganz schön wackelig nach den vielen Stufen. Unten wieder angekommen wollten wir dann zu einem Café und uns einen guten Schluck gönnen. Andrea hat uns ihr Lieblingsort empfohlen, wo sie den Kaffee frisch am Platz zubereiten. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Dort angekommen war niemand ausser uns dort und wir wurden etwas merkwürdig begrüsst. Also wir dann unseren ausgewählten Kaffee bestellen wollten, meinte der Herr, dass es heute leider keinen Kaffee gibt. Alles Andere auf der Karte wäre möglich, aber Kaffee nicht. Denn der Barista sei nicht im Haus. Naja gut, das war mal auch was Neues. Ok, dann haben wir halt einen Fruchtsaft bestellt. Ich sah auf der Karte «Jugo natural con fresa y hierbabuena y ….». Also natürlicher Fruchtsaft aus Erdbeeren, Minze und noch einer dritten Zutat. Dieses Wort kannte ich aber nicht, aber was kann das schon Schlimmes sein. Es dauerte dann tatsächlich ca. 20 Minuten bis wir unsere Säfte bekamen. Keine Ahnung, vielleicht mussten sie die Erdbeeren zuerst pflücken gehen. Naja und dann waren wir sehr überrascht und mussten lachen. Die 3. Zutat war «cuje» INGWER!!! Und der war auch noch in kleine Stücke gepresst oben auf dem Saft. Aber rausnehmen wollten wir ihn dann auch nicht, ist ja nicht gerade höflich. Uff, das war echt ein spezielles Getränk. Ich mag absolut keinen Ingwer aber irgendwie gab es der ganzen Sache einen würzigen Geschmack. Zum Ende hin wurde das Trinken dann schwieriger weil immer wieder ganze Ingwerstücke durch den Strohhalm kamen. Schon etwas gewöhnungsdürftig, vor allem wenn man sich auf einen frisch zubereiteten Kaffee gefreut hat 😉

Wir sind dann anschliessend noch durch die einzelnen Läden geschlendert bevor wir dann noch kurz was zu Abend gegessen haben. Es gab mal wieder Mexikanisch: Quesadilla für Tobi und Chilli con carne y frijoles (Bohnen) für mich. Danach sind wir dann ziemlich früh und kaputt aber glücklich eingeschlafen.
Am nächsten Morgen nahmen wir es entspannter. Wir hatten noch eine Kaffeetour gebucht, die beginnt aber erst um 11 Uhr. Wir haben also wieder lecker gefrühstückt und sind dann kurz vor 10 Uhr losgelaufen. Wir wollten den Weg zur Kaffeefarm nämlich spazieren. Wir hatten zwar etwas Muskelkater von gestern, aber die letzten Wochen sind wir (abgesehen von Tobi’s Wanderung zur Ciudad Perdida) einfach nicht so viel gelaufen wie sonst üblich. Der Spaziergang war richtig schön und wir haben die frische Luft wieder sehr genossen. Leider führte der Weg immer weiter den Hügel hinunter. Wir wussten schon, was uns nach der Tour erwarten wird……Hab ich schon mal erwähnt, dass ich bergauf laufen extrem toll finde??? *nicht*

Auf der Farm angekommen ging es dann schon bald los. Unser Guide Juan hat uns und die anderen Teilnehmern (4 aus Holland und 2 aus Deutschland) begrüsst und schon ging es los. Wir haben Sammelkörbchen bekommen und wurden zu den Kaffeesträucher gebracht. Wir sollten nur ganz Rote und Gelbe pflücken. Gar nicht so einfach, da aktuell nicht Saison ist und es fast keine mehr zu finden gab. Aber es hat trotzdem richtig Spass gemacht. Juan erklärte uns, dass ein Profi rund 2-3 Minuten benötigt um das Körbchen zu füllen und somit 2 Kilo zu pflücken. Die Pflücker werden per Kilo bezahlt und erhalten pro Kilo rund 20 Cents. Es ist eine sehr harte Arbeit für wenig Geld und vor allem gibt es nur 2 Zeitspannen, wo richtig geerntet werden kann. Es sind also alles Saisonarbeiter. Eine Kaffeepflanze braucht übrigens nur 3-4 Jahre, bevor die ersten Kaffeeblüten entstehen. Pro Jahr blühen die Sträucher einmal. Nach rund 20 Jahren nimmt die Qualität der Früchte laufend ab und nach 30 Jahren wird die Pflanze meistens ersetzt. Ein Strauch wirft jährlich rund 4-8 Kilogramm Kaffeebohnen ab. Für eine Tasse Kaffe braucht es übrigens 80 Kaffeebohnen. Nach dem Pflücken werden die Schalen mit einer Maschine entfernt. Pro Frucht sind 2 Kaffeebohnen drin. Es gibt auch spezielle Früchte mit nur einer Bohne. Die werden anschliessend von Hand verlesen, haben mehr Aromastoffe und der Kaffee kostet am Schluss deshalb auch mehr. Ob die Pflücker dafür mehr Geld bekommen, bezweifle ich. Nachdem die Kaffeebohnen gewaschen wurden, werden sie getrocknet. Dazu gibt es verschiedene Techniken. Entweder man legt sie auf Holzbretter in eine Art Gewächshaus und lässt sie dort für 1-3 Wochen trocknen oder aber man legt sie über einen Ofen und dann sind sie bereits nach 1-2 Tage trocken. Der Ofen wird übrigens nicht etwa mit Holz, Kohle oder Gas beheizt sondern mit Schalen von Kaffee. So wird vermieden, dass ein anderes Aroma während des Trocknungsprozesses in den Kaffee gelangt. Nach dem Trocknen werden die Bohnen dann geröstet. Je nach Sorte des Kaffees dauert der Röstprozess länger oder kürzer. Den Kaffee, den wir heute gesehen haben, brauchte 12 Minuten.
Witziger Nebenfact: Die Kolumbianer produzieren am drittmeisten Kaffee auf der ganzen Welt (1. Brasilien, 2. Vietnam , 3. Kolumbien, 4. Indonesien, 5. Äthiopien), jedoch aber gibt es in Kolumbien keine wirkliche Kaffeekultur. Die Kolumbianer trinken gar nicht viel Kaffee und wenn dann nicht denn sehr Guten. 90% des Kaffee’s wird nämlich exportiert.

Nach dem vielen Zuhören ging es dann natürlich auch zum Zubereitungsprozess und zum Degustieren. Wir haben gelernt, welche Mahlgrade, welche Sorten und welche Zubereitungsarten es gibt. Anschliessend haben wir die Bohnen von Hand gemahlen, dann mit Wasser aufgegossen und dann konnten wir endlich probieren. Der Kaffee schmeckte ganz anders als wir den gewöhnt sind. Er war überhaupt nicht bitter, für meinen Geschmack aber auch zu wenig stark. Eigentlich komisch, denn den bisherigen Kaffee, den wir unterwegs hatten, war meistens ziemlich stark. Nach der Tour haben wir dann noch im Hauseigenen Café etwas bestellt und mit einer Sicht über das Tal den Kaffee genossen, bevor wir uns auf den Rückweg begaben. Was soll ich sagen? Es ging bergauf und ab der Mitte hat es auch noch angefangen zu regnen. Nichtsdestotrotz hatten wir einen wunderschönen Ausflug und haben es sehr genossen. Am Abend ging es dann nur kurz zum Abendessen und wieder zurück. Wir sind etwas hinterher mit unserem Blog und haben uns vorgenommen, noch etwas daran zu arbeiten.

Heute ist bereits wieder Reisetag. Unsere Zeit in Salento ist vorbei und auf geht es zu unserer letzten Destination in Kolumbien. Für das, dass Kolumbien eigentlich gar nicht auf unserem Plan stand, sind wir jetzt doch schon ganz schön lange hier. Wir sind also aufgestanden, haben kurz gefrühstückt (übrigens zum ersten Mal mit Sonnenschein in Salento – super Planung….) und dann sind wir mit unseren Rucksäcken zum Bus. Heute für uns eine Premiere. Wir haben mal keine Tickets vorab gekauft und haben auch keine Ahnung, wann die Busse genau fahren. Wir vertrauen einfach der Tatsache, dass es schon irgendwie klappen wird. Und was soll ich berichten? Wir kamen am Busterminal an (klingt grösser als es wirklich ist in so einem kleinen Dorf), 2 ältere Herren haben gefragt, wohin die Reise gehen soll und 10 Minuten später ist unser Bus losgefahren 😉 Wir müssen, um nach Cali zu kommen, zuerst nach Armenia, dort in einen neuen Bus steigen (wir haben auch für diesen noch keine Tickets) und der bringt uns dann in ca. 3 Stunden nach Cali. Also eigentlich eher ein kurzer Reisetag. Die Fahrt nach Armenia war dann auch kurz und schmerzlos. Es war einigermassen gemütlich und wir sind gut durchgekommen. Am Busterminal angekommen haben wir unsere Rucksäcke geschnappt und sind einfach mal zu den Verkaufsständen gelaufen. Es dauerte keine Minute und ein junger Herr fragte, ob wir nach Cali wollen. Perfekt, ja wollen wir. Wann fährt der nächste Bus und was kostet es? In 20 Minuten und für COP 70’000 sind wir Beide dabei. Klingt super! Busanbieter kannten wir zu dem Zeitpunkt nicht und somit wussten wir auch nicht, was für ein Bus es sein wird. Lustig, vor 4 Wochen hätten wir uns das noch nicht getraut. So schnell verändert man sich auf Reisen, wenn man sich etwas besser auskennt im Land. Wir haben die Tickets bezahlt, sind durch die Sicherheitskontrolle und da stand auch bereits der Bus. Ok, eher klein, aber sah nett aus. Auch der Chauffeur, der unser Gepäck hinten verstaute war sehr freundlich. Uff, aber die Sitzreihen im Bus waren doch etwas sehr eng. Ich glaube, Tobi war sehr froh, dass wir keine 17-Stunden-Fahrt vor uns hatten 😉 Und was leider noch dazukam war unser Sitznachbar. Der hatte ein Organ und der wusste auch viel zu erzählen. Er hat uns zugetextet ohne Punkt und Komma. In solchen Situation können wir plötzlich gar kein Spanisch mehr und stellen uns voll ein auf Touri-Sein. Hat ihn wenig interessiert und er hat einfach weiter erzählt. Irgendwann habe ich dann einfach meine Kopfhörer reingetan und habe angefangen meine Netflix-Serie weiterzuschauen. Mir war sein Gelabber einfach zu viel. Tobi hatte da mehr Geduld. Aber er war auf jeden Fall auch froh, als wir dann nach 3 Stunden in Cali angekommen sind und er ausgestiegen ist.
Dort am Busterminal haben wir dann noch kurz unsere Weiterreise in 3 Tagen organisiert. Wir haben uns bereits einen Bus nach Ipiales (Grenzstadt zu Ecuador) ausgesucht, aber wir haben es auch nach mehreren Versuchen nicht geschafft, unsere Tickets online zu buchen. Auf der einen Homepage konnten wir unsere Personalien nie speichern und auf der Anderen musste man sein Ausweisdokument angeben, aber «Passport» stand nicht zur Auswahl. Somit konnten wir einfach nicht buchen. Also haben wir das gleich am Busterminal von Cali gemacht und haben glaube ich, die letzten 2 Plätze im Bus ergattern können. Nochmal Glück gehabt. Obwohl, wir hocken in der hintersten Reihe und das bekommt mir oftmals nicht so gut, wenn es so viele Kurven hat. Naja, sind wir gespannt, wie es gehen wird. Mit den Tickets im Gepäck haben wir uns ein Uber bestellt, welcher uns dann zum Hotel gefahren hat. Wir haben uns für eines in der Altstadt von Cali entschieden und wir müssen sagen: es war eine sehr gute Wahl. Wir haben ein wunderschönes und grosses Zimmer, Warmwasser (was übrigens in Kolumbien eher eine Seltenheit ist) und es ist sehr sauber. Den restlichen Nachmittag haben wir noch genutzt einen leckeren Kaffee zu trinken und endlich mal wieder Tobi’s Haare zu schneiden. Nach einem kurzen Abendessen sind wir dann wieder zurück in’s Hotel um die Blogbeiträge (mittlerweile arbeitet jeder an einem) weiter zubearbeiten.

Den ersten Tag in Cali haben wir komplett entspannt angehen lassen. Wir haben mal wieder, seit Wochen das erste Mal, ohne Wecker geschlafen. Tja, wir sind wohl nicht mehr die Jüngsten, denn wir waren bereits vor 6 Uhr morgens beide wach. Wir haben es dann aber genossen, einfach noch im Bett zu bleiben. Frühstück gab es sowieso erst ab 8 Uhr am Sonntag. Und wow, das hatte es in sich. Wir konnten aussuchen aus verschiedenen Eiern, Waffeln, Brot, Muffins und dazu gab es Früchte, Fruchtsaft und einen sehr leckeren Kaffee. Wir haben fürstlich gespiesen. Den restlichen Tag haben wir dann für die Planung der bevorstehenden Grenzüberquerung und die Bearbeitung unseres Blogs genutzt. Wir möchten da endlich fertig werden respektive à jour sein. Zudem haben wir noch mit Zuhause telefoniert. Hat auch sehr gut getan und wir haben wieder viele Neuigkeiten erfahren 😉
Am nächsten Tag haben wir uns etwas aufgeteilt. Ich (Corinne) hatte nicht meinen besten Tag und hab beschlossen, diesen eher in Ruhe zu verbringen und Dies und Das zu erledigen. Tobi hatte mehr Motivation und ist alleine losgezogen. Er hat sich für eine Free-Walking-Tour angemeldet und am Abend hat er sich mit Alexandra getroffen. Sie ist eine weitere Freundin von Nathalia und wohnt in Cali. Aber am besten berichtet er gleich selbst davon:

Ich hatte mich für die Free Walking Tour recht spontan entschieden. Irgendwie hatte ich keine Lust die Stadt alleine zu besichtigen, hat mich doch mein Orientierungssinn in der Stadt etwas im Stich gelassen. Daher wollte ich auf Nummer sicher gehen. Ich bin dann frühzeitig mit einem UBER los um an den Treffpunkt in der Nähe der bekannten Kirche Iglesia La Ermita zu kommen. Dort sollte eigentlich ein Herr mit roter Mütze warten. Komisch, da waren zwar viele Menschen, aber keiner mit roter Mütze. Irgendwann hab ich eine WhatsApp bekommen mit einem Bild von einem Herrn, es war der Tour Guide. Leider hatte er seine Mütze vergessen und hat uns auf diesem Weg gezeigt, wie er aussieht. Hat nicht jeder verstanden, aber nachdem immer mehr Menschen um den Herrn herumgestanden sind, haben es andere Wartende auch begriffen. 🙂 Die Tour begann mit der Geschichte der Kirche Iglesia La Ermita. Diese Kirche wurde nach einem schweren Erdbeben eben an jener Stelle gebaut. Davor war an gleicher Stelle bereits eine kleine Kirche, welche aber vollkommen zerstört wurde. In der ehemaligen Kirche war aber ein grosses Gemälde, welches auf wundersame Weise erhalten blieb. Dies wurde als Zeichen erkannt und es sollte dort eine neue und grosse Kirche entstehen. Als Vorbild für die Kirche wurde nicht irgendeine Kirche genommen, sondern der Dom von Ulm. Einfach ein paar Nummern kleiner, aber im selben Stil. Ob das jetzt so hingehauen hat, kann ich gar nicht sagen. Ich habe den Dom in Ulm erst einmal gesehen und das ist auch schon 15 Jahre her. 🙂 Aber ich glaube dem Guide einfach mal. Den ersten Stop nach der Kirche machten wir direkt auf dem Platz hinter der Kirche. Dort gab es einen grossen Platz mit einigen Bäumen und Sträuchern und auf dem Platz verteilt standen ein paar Sonnenschirme. Unter den Sonnenschirmen gab es einen Schreibtisch mit einer Nummer, dazu zwei Stühle und auf jedem Tisch eine sehr alte Schreibmaschine. Ich konnte das erst nicht richtig zuordnen, wurde dann aber recht schnell schlau. Das waren offizielle Personen, an welche man sich wenden kann, wenn man ein bürokratisches Anliegen hat. Diese Personen helfen dann, Dokumente, wie Steuererklärungen auszufüllen, oder wenn man ein Haus verkaufen mag, usw. Ich fand das noch recht lustig, aber die Menschen sind sehr froh darüber, können doch nicht alle lesen und schreiben bzw. haben auch nicht das Verständnis. Die Personen, die hier hier Büro haben, müssen dafür in einer Art Verein sein, wofür sie einen Beitrag bezahlen müssen. Dann dürfen sie auf dem Platz Ihre Dienste anbieten und arbeiten. Ich finde das einfach super. Die Schreibmaschinen waren heftig im Einsatz benötigt man hier doch noch viele Dokumente mit einem Durchschlag. 🙂 Danach sind wir dann weiter durch die Stadt gelaufen und haben diverse Parks und Gebäude gesehen. Das Tolle an den Touren ist immer, dass man auch gleich Infos bekommt, wo es in der Stadt sicher ist und welche Regionen man meiden soll oder auch welche Parks ab Anbruch der Dunkelheit nicht mehr so sicher zu besuchen sind. Das macht das Leben doch irgendwie einfacher. Wir sind dann weiter zu einem typischen Strassenverkäufer. Dort konnten wir wieder lokale Sachen probieren. Dieses Mal eine Art Marshmallow sprich eine Art Schaumzuckerware aus Zucker, Eischnee und Geliermittel. Und dieses Geliermittel besteht hier zu 100% aus Kuh. Daher das Ganze für Vegetarier oder Veganer ungeeignet. Ich habe es probiert und es schmeckte nach nicht nach viel, war aber recht süss. Danach gab es noch einen Keks, welcher etwas trocken war, aber sonst ganz lecker. Als Nachtisch konnte man eine Frucht probieren, welche geschält wurde und dann mit Salz und Limettensaft übergossen wurde. Eine eher komische Kombination, weshalb ich mich erstmal zurückgehalten habe. Die Frucht wirkte eher trocken und hölzern und erinnerte eher an eine Süsskartoffel oder einen Kürbis. Ich habe dann doch meine Finger davon gelassen, das war mir nicht geheuer. 🙂 Schon toll solche Touren. 🙂 Weiter ging es dann in den historischen Teil der Stadt, mit vielen Museen und zum kulturellen Teil mit all den tollen Theatern. Hier wirkte die Stadt ganz anders und war richtig schön. Cali ist tatsächlich eine recht kulturelle Stadt und hat über das Jahr diverse Festivals und andere Events zu bieten. Vor allem zwischen Weihnachten und Silvester ist so richtig was los. Dann findet eine Art Karnevals mit viel Tanz, Musik und Alkohol statt.

Danach ging es in eine alte Werkstatt in welcher Plakate gedruckt werden. Und das in sehr altertümlichen Verfahren, nämlich noch richtig mit Druckplatten wie zu Gutenbergs Zeiten. Die Maschinen waren sehr alt und kommen aus Europa. In Cali ist es verboten neuartige Plakate zu drucken, ausser man macht das in diesem alten Verfahren und auf Papier, welches einen sehr hohen Anteil an Zuckerrohr haben muss, damit es umweltfreundlich ist. Dabei haben wir auch erfahren, dass die Region Cali sehr bekannt für den Anbau von Zurckerrohr ist. Es war sehr spannend diese alte Technik zu sehen und auch die Plakate sehen nachher extrem cool aus. Irgendwie sehr modern aber doch auf alt gemacht.

Damit war die Tour dann auch schon wieder um und wir haben uns vom Guide verabschiedet. Es war wirklich wieder super und sehr zu empfehlen. Leider endete die Tour nicht da wo sie begonnen hat, was ich eigentlich dachte, sondern im Stadtteil San Antonio. Das war auf der einen Seite gut, denn dort hatten wir unser Hotel, auf der anderen Seite schlecht, weil ich mich noch an der Kirche für einen Drink verabredet hatte. Jetzt was tun? Zum Glück konnte ich das alles noch regeln und ich habe Alexandra ganz in der Nähe von unserem Hotel treffen können. Alexandra ist ebenfalls eine Freundin von meiner Spanischlehrerin Nathalia und wohnt seit einigen Jahren in Cali. Ich wollte mir die Chance nicht entgehen lassen mehr über die Stadt und das Leben hier zu erfahren. Vor allem wie sich das Thema Sicherheit in den letzten Jahren hier verändert hat. War doch nach dem Tod von Pablo Escobar das Cali-Kartell das grösste und gefährlichste Kartell in Kolumbien. Entsprechend gab es auch hier viel Gewalt und Tote. Alexandra und ich haben in einem typisch kolumbianischen Lokal noch etwas gegessen, sehr leckere Shrimps in Kokossauce mit Reis und Plantain. Danach sind wir noch in eine Bar auf einen Drink. Es war super und sehr interessant all die Geschichten aus erster Hand zu erfahren. Nochmals vielen Dank an Alexandra!!!

Am nächsten Morgen sah die Welt schon etwas besser aus und ich (Corinne) hatte etwas mehr Lust die Welt zu erkunden. Wir haben wieder mal herrlich gefrühstückt, haben unsere abgegebene Wäsche von der Wäscherei abgeholt und unsere Rucksäcke gepackt. Heute Abend geht es nämlich für uns auf eine grosse Reiseetappe. Der Bus fährt jedoch erst um 20 Uhr los und somit haben wir den ganzen Tag noch frei. Dies ein weiterer Vorteil, wenn man mit dem Bus reist und nicht mit dem Flugzeug. Günstiger, umweltschonender, Busterminal ist meistens in der Stadt und kommt man schnell und günstig hin und man muss keine 3 Stunden vor Abflug vor Ort sein. Unsere Rucksäcke konnten wir den ganzen Tag an der Rezeption des Hotels stehen lassen, was für uns natürlich Luxus war. Also sind wir zu Fuss losgezogen. Ehrlich gesagt hatten wir kein grosses Ziel. Alexandra hat Tobi gestern noch ein paar schöne Sachen empfohlen und da wollten wir einfach hinschlendern. Es war eher die Lust auf einen ausgiebigen Spaziergang, vor allem weil wir auch wussten, dass wir danach rund 20 Stunden in Bussen verbringen werden. Wir sind zum «Katzenpark» gelaufen. Dieser befindet sich am Rio Cali und es sind diverse Katzenskulpturen ausgestellt. Sieht echt mega härzig aus und mittlerweile verstehen wir auch Plus/Minus die in Spanisch geschriebenen Erklärungstafeln. Wir sind dann weiter am Fluss entlang gelaufen und haben immer wieder gestaunt, wie grün es auch in dieser Stadt ist. Und auch wie viele Stadt-Mitarbeiter sich um die Pflege kümmern. Die Anlagen der Städte sind immer sehr sauber und werden ordentlich gepflegt. Bei den Privatgrundstücken ist dies leider immer so eine andere Sache… Als wir plötzlich um ein Eck kamen sahen wir noch die Christus-Statue von Cali. Sie sieht ähnlich aus wie die Bekannte in Brasilien. Jeder hat uns gesagt, dass wir da unbedingt hin müssen, wenn wir in Cali sind. Auf der Walking-Tour hat Tobi aber herausgefunden, dass die Statue aktuell geschlossen sei. Ebenso sei es etwas blöd, weil viele Uber- und Taxifahrer da nicht gerne hochfahren. So kann es sein, dass man da oben ist und kein Taxi oder Uber mehr bekommt für den Rückweg. Irgendwie hatten wir am heutigen Tag keine Lust auf Abenteuer oder Chaos, wir wollten es einfach ruhig angehen lassen. Also haben wir aus der Ferne Bilder gemacht von der Statue und waren damit auch zufrieden. Irgendwie hat uns Cali gesamt nicht ganz so in den Bann gezogen wie die anderen Städte. Wir können es uns auch nicht richtig erklären. Ich für meinen Teil bin gedanklich auch glaube ich einfach durch mit dem Land. Ich mag weiterziehen. Kolumbien hat mir gefallen, aber ich denke immer öfters an die nächsten Stationen. Und ja es klingt doof, wir haben noch 9 Monate vor uns, aber ich bekomm schon langsam Panik, dass wir nicht genügend Zeit haben um alles zu sehen. Zurück zu unserem Ausflug (ihr merkt schon, ich schweife immer wieder ab). Wir sind an der anderen Flussseite wieder langsam zurück geschlendert und merkten auch wieder mal, wie sehr sich das Wetter zu Salento verändert hat. In Cali ist es wieder richtig warm (rund 27 Grad hatten wir). Im Gegensatz zur Karibikküste war es dafür nicht ganz so drückend und auch nicht so feucht. Es war richtig angenehm und wir haben die ganzen Sonnenstrahlen richtig aufgezogen. Angekommen am Bulevar del Rio haben wir ein tolles Café gefunden und uns erstmal gestärkt 😉 Zum Abschluss sind wir dann noch zum Parque Simon Bolivar, zur Iglesia La Ermita und zur Plazoleta Jaira Varela gelaufen. Es war schlussendlich ein wunderschöner Spaziergang mit rund 15’000 Schritten 😉

Neben unserem Hotel haben wir dann noch ein tolles Restaurant gefunden. Es war ein syrisches/italienisches Fusion-Restaurant. Wir hatten herrlichen Humus und danach eine Art Pizza. So waren wir für die bevorstehende Reise super gestärkt. Wir haben im Hotel unsere Rucksäcke geholt und sind mit dem Uber zum Busterminal gefahren. Dort hat Tobi noch erfolgreich unsere Tickets umgetauscht. Als wir diese vor 3 Tagen direkt beim Busanbieter gekauft haben, haben Sie uns Plätze für die hintersten Reihen verkauft (gleich neben dem WC) mit der Mitteilung, dass dies die einzigen freien wären. Sonst haben wir immer im Internet gebucht, aber dieses Mal wollte es einfach nicht klappen, weil wir das Formular mit der Passnummer nicht korrekt ausfüllen konnten. Was haben wir Zeit und Nerven verbraucht wegen diesen Tickets. Und in einem 12 Stunden Overnight-Bus will man einfach nicht neben dem WC sein, da hatte Tobi schon recht. Er ist dann nochmals zum Schalter und mit etwas Druck aufbauen hat es plötzlich geklappt und wir bekamen unsere Wunschsitze in Reihe 3. Hat Tobi super gemacht! Um kurz vor 20 Uhr ging dann das Boarding los und anhand der Deuter-Rucksäcke haben wir noch ein weiteres Paar aus Deutschland gesichtet. 99% aller Reisenden mit Deuter-Rucksäcken kommen aus Deutschland 😉 Witzig, sie sassen gleich hinter uns. Wir aber waren einfach zu müde und wollten nur noch schlafen. Wir wussten, der nächste Tag wird genügend anstrengend, wir müssen versuchen, wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Hat auch mehr oder weniger geklappt. Ich glaub, Tobi hat relativ schnell geschlafen. Ich hatte etwas Mühe mit dem Fahrstil vom ersten Fahrer. Er fuhr doch sehr ruckartig und es ging gefühlt immer hoch und runter und so bin ich immer wieder von meinem Sitz hin und hergerutscht. Und wenn man sich überall versucht festzuhalten, dann findet man einfach keinen Schlaf. Zwischendurch hat es mich immer mal wieder für kurze Zeit genommen. Wir müssen aber sagen, im Grossen und Ganzen war die Fahrt sehr gut. Es war ruhig und es kamen nicht ständig Verkäufer rein. Auch hielt der Bus nur ganz selten und es stiegen keine neuen Leute ein oder Leute aus. Nur einmal um glaub 4 Uhr am Morgen war ein offizieller Halt in Pasto. Tobi hat mich ganz aufgeregt geweckt, weil er verstanden hat, dass es eine Polizeikontrolle gibt und wir die Pässe zeigen müssen. Einen kurzen Blick später auf Google Maps sahen wir dann, dass wir in Pasto sind und hier eine Haltestelle ist. Also nochmals Glück gehabt, wir können weiterschlafen. Haben wir auch gemacht. Das Nächste an was ich mich erinnere war eine laute Stimme mit «Ipiales»! Uff was, da müssen wir raus. Endstation. Einen Blick auf die Uhr zeigte, es war erst 6:50 Uhr und somit sind wir über eine Stunde zu früh am Ziel. Ok, auch nicht schlecht. Bei der ersten Bewegung merkte ich schon, wie ich komplett durchgefroren war. Komisch, die Klimaanlage lief schon, aber so stark auch wieder nicht. Einen kurzen Blick nach draussen zeigte dann, dass es von aussen kam. Es war bitterkalt (halt gefühlt nach 30 Grad in Cali). Einen weiteren Blick auf den Kompass zeigte dann auch warum. Wir waren tatsächlich über 2’600 m.ü.M. Es war ein wunderschöner Morgen mit Sonnenschein aber halt einfach kalt. Ehrlich gesagt, weiss ich nicht wie kalt. Ich würde jetzt mal schätzen um die 6-8 Grad. Zum Glück hatten wir lange Hosen, einen Pullover und unsere Regenjacke an. Andere Reisende waren da weniger gut vorbereitet. Beim Aussteigen haben wir uns noch mit den beiden Deutschen unterhalten. Carmen & Philipp aus München und seit 2 Monaten auf Reisen. Wir haben dann schnell gemerkt, dass wir die gleichen Tagespläne haben und haben uns kurzerhand zusammengeschlossen. Es macht sowieso Spass sich mit anderen Reisenden auszutauschen, es spart aber auch etwas Geld, weil man sich die Taxikosten aufteilen kann. Ebenso konnten wir uns für den bevorstehenden Grenzübergang etwas unterstützen. Von den Beiden haben wir dann auch erfahren, dass es am Busterminal eine gesicherte Gepäckaufbewahrung für nur 3’000 Pesos gab. So konnten wir die Rucksäcke am Terminal lassen und die berühmte Kirche in Ipiales in Ruhe besichtigen. Wir haben uns dann zu Viert ein Collectivo (eine Art Taxi aber Grösser, welches gerne auch von Einheimischen benutzt wird und vor allem deutlich günstiger ist) genommen. Es waren nur rund 15 Minuten und schon waren wir angekommen. Nach ein paar Treppenstufen erblickten wir auch bereits die Santuario de Las Lajas. Eine im gotischen Stil erbaute katholische Kirche und beliebte Pilgerstätte aus dem 18. Jahrhundert. Da es noch vor 8 Uhr war, waren entsprechend wenig Leute vor Ort. Richtig herrlich, richtig ruhig. Wir konnten das gesamte Areal ausgiebig bestaunen und auch viele Fotos ohne grossen Menschenmassen machen. Danach ging es die ganzen Treppen wieder hoch und da merkten wir, dass wir etwas höher sind. Unsere Lungen waren noch nicht ganz so vorbereitet und wir mussten echt stark schnaufen 😉

Nach einer kurzen Fahrt im Collectivo sind wir dann wieder am Busterminal angekommen. Hier hiess es dann Rucksäcke wieder abholen, nochmal ein Collectivo nehmen und ca. 15 Min. ab an die Grenze fahren. Dort kommt dann der spannende Teil der Geschichte. Es geht zu Fuss von Kolumbien über die Landesgrenze nach Ecuador inkl. Ausreise und Einreise. Wie das abgelaufen ist, verraten wir erst im nächsten Blogbeitrag.

Kolumbien: Sprachkurs in Medellín & Guatapé

Wie im letzten Beitrag schon berichtet, sind wir gut in Medellín angekommen. Wir hatten die Stadt, wie ja das ganze Land nicht gross auf dem Schirm, haben aber irgendwann überlegt, wenn wir schon in Kolumbien sind, dann können wir die Zeit ja auch ein wenig nutzen, um einen Sprachkurs zu machen. Bei unserer ersten bzw. zweiten Planungsrunde für die Weltreise hatten wir das ja schon auf dem Schirm, so wie wir dann aber gestartet sind, hatten wir das irgendwie vergessen bzw. gehofft, dass wir auf den Gruppenreisen so viel lernen, dass wir auch alleine überleben würden. Ich glaube, das würden wir auch, aber es ist doch angenehmer, wenn man die Sprache ein wenig besser beherrscht. Möchten wir doch auch die Menschen kennen lernen und dann geht es eben nur über Spanisch. In Medellín wurde uns eine Sprachschule empfohlen, dafür nochmal vielen Dank Nathalia. Diese Sprachschule hat direkt angeschlossen ein kleines Hostel und ein Restaurant. Somit kann man ein Paket buchen, dass neben den eigentlichen Gruppenstunden noch zwei Privatstunden, die Unterkunft, Frühstück und Mittagessen enthält. Und das Ganze wirklich zu einem genialen Preis, wie wir finden. Wir waren also auf der einen Seite sehr gespannt, hatten aber auch einen hohen Anspruch. Wollten wir doch etwas lernen. Der erste Eindruck war aber recht positiv und bei all den Wanddekorationen zur spanischen Grammatik war uns klar, hier kann man was lernen.

Heute ist schon Donnerstag, der 01.09.2022 und damit tatsächlich unser 9-monatiges Reisejubiläum. Damit ist es jetzt offiziell, dass ziemlich genau die Hälfte der Zeit, welche wir uns für die Reise reserviert hatten, um ist. Das ist wirklich ein krasses Gefühl. Gefühlt sind wir erst seit ein paar Tagen unterwegs, dann kommen aber all die Erinnerungen, was wir erlebt und gemacht haben, hoch und man denkt, man muss schon Jahre unterwegs sein. Ist tatsächlich schwer zu beschreiben. Da der Schulalltag tatsächlich recht anstrengend ist, habe ich mich in den letzten Tagen schwer getan, mit diesem Beitrag zu starten. Jetzt sitzen wir aber in einem richtig schönen Café und ich nutze die Zeit. Corinne muss noch ein paar Hausaufgaben, ja so stressig ist die Schule, machen und ich hatte heute mehr Glück und bin damit schon fertig.

Wie waren jetzt aber die ersten Tage in der Schule, ausser anstrengend? Eigentlich macht es richtig Spass und wir lernen tatsächlich einiges. Es sind jetzt 4 Schultage um und ich habe das Gefühl, dass mir vieles viel klarer ist und ich vor allem bereits deutlich mehr Wörter kenne. Und das mit den Wörtern ist ja immer das Schwierigste, wenn man eine Sprache lernen möchte. Diese ständige überlegen nach Wörtern und dann rumstammeln, ist einfach nervig. Aber langsam funktioniert das ganz gut. Der erste Schultag, Montag, startete mit einer kurzen Einführung durch den Besitzer der Schule. Der Herr ist ca. in meinem Alter, also noch ganz schön jung, und hat die Schule vor 6 Jahren gegründet. Ursprünglich kommt er aus Kalifornien, ist aber irgendwie auch auf der halben Welt daheim. Er ist ein sehr charismatischer Typ, irgendwie hemdsärmelig und mit Leib und Seele bei der Sache. Ich glaube hier passiert nichts, ohne dass er involviert ist. Und so klein ist die Schule nicht, sind es doch immer so um die 80 Schüler, die jede Woche anwesend sind. Und da die Klassen nur max. 5 Personen sind, plus die Privatstunden, steckt da ein ganz schöner administrativer Aufwand dahinter. Allein jede Woche die Klassen einteilen und mit Lehrer ausstatten, da kommt was zusammen. Der Rundgang war eine kurze Sache, kurz das Schulgebäude gezeigt, das Restaurant erklärt und um 8 Uhr ging es schon los. Ok, der Tobi dachte, für ihn geht es um 8 Uhr los. Aber direkt die erste Erfahrung, wer lesen kann ist im Vorteil. Ich war eine halbe Stunde zu früh dran. 🙂 Egal. Corinne hatte etwas mehr Glück, sie musste erst um 9 Uhr starten. Gespannt wartete ich dann auf den Rest der Klasse und als wir vollzählig waren, merkte ich recht schnell, hurra ich bin im falschen Film. Wir waren 5 Schüler, wovon drei aus Frankreich waren und wirklich extrem gut Spanisch sprachen. Keine Ahnung wie ich in der Gruppe gelandet bin. Ich habe bis zur Pause mehr als geschwitzt und dann beschlossen, dass ich die Gruppe wechsle. Das war mir einfach zu heftig und ich habe nicht wirklich viel verstanden. Also bin ich in eine andere Klasse und dort war es dann auch angenehmer und ich hatte ab dem Tag auch jeden Tag erst um 9 Uhr Start. Also ein doppelter Gewinn. 🙂 Corinne hatte auch in den Fall etwas mehr Glück, sie wurde in eine recht coole Klasse eingeteilt. Waren zwar recht junge Leute, aber sie hatte eine super Lehrerin, und hat daher riesige Fortschritte gemacht. Bin ich ganz schön stolz. Es hilft einfach, wenn man schon etwas Französisch sprechen kann, um Spanisch zu lernen. Das habe ich schon in meiner ersten Gruppe gemerkt. Für die ist alles viel logischer als für mich. Nach dem Mittagessen im Restaurant, hatte ich dann tatsächlich direkt noch meine erste Privatstunde. Und was soll ich sagen, dass war dann nochmal eine richtige Herausforderung. Die Lehrer ziehen das voll durch und löchern einen auf Spanisch. Das ist mühsam, aber nur so lernt man auch etwas. Am Abend waren wir aber beide total fertig. Wir sind nur eine Kleinigkeit Essen gegangen und haben uns mal wieder mit Kay, unserer Reisebegleiterin aus London getroffen. Sie ist in der Zwischenzeit auch in Medellín angekommen und bleibt noch ein paar Tage hier, ehe sie am Wochenende in die Heimat fliegt. Danach sind wir recht früh ins Bett und sind erschöpft eingeschlafen.

Dienstag war dann schon der zweite Schultag und wir waren beide recht fleissig. Nach der Schule und dem Mittagessen hatte Corinne ihre erste Privatstunde, was der Tobi für einen kurzen Mittagschlaf genutzt hat. Danach sind wir in ein Café und haben dort ein wenig gelernt. Ausserdem haben wir begonnen verschiedene Podcasts auf Spanisch zu hören oder unsere Vokabeln in Apps zu erfassen, damit wir immer lernen können. Am Abend sind wir nochmal mit Kay zum Essen. Es war unser «Sicherheits-Abschiedsessen». Ich nenne das mal so, weil wir noch nicht genau wissen, ob wir sie vor ihrer Abreise nochmal sehen. Sie hat verschiedene Ideen wie sie die letzten Tage verbringen mag und ist sich nicht sicher, ob sie in Medellín bleibt. Daher haben wir uns am Abend mal verabschiedet, um sicher zu sein, dass wir das auch gemacht haben. 🙂 Es war recht emotional, sind wir jetzt doch seit einigen Wochen mehr oder weniger gemeinsam gereist und haben viel zusammen erlebt. Es ist aber ein schönes Gefühl, dass wir Freunde finden, welche überall verteilt leben. Und wir sind uns sicher, irgendwann treffen wir uns wieder. Aber damit sind Corinne und ich jetzt aktuell die letzten aus unserer tollen Gruppe, welche gemeinsam am 18.06.2022 in Playa del Carmen gestartet ist. Wird auch für uns ein neues Gefühl sein. Danach sind wir zurück ins Hostel und wollten eigentlich nur noch schlafen. Leider war die Nacht etwas lärmig, hatte doch ein Gast noch eine Party mit dem Rezeptionisten. Und da unser Zimmer direkt neben der Rezeption liegt, hatten wir auch etwas davon. 🙂 War etwas unangenehm, aber damit muss man in einem Hostel eben auch mal rechnen und aufregen bringt ja auch nichts. Wir sind trotzdem irgendwann eingeschlafen.

Der Mittwoch war dann wieder Schultag und der Nachmittag war wieder Zeit im Café mit Lernen. Wir haben direkt neben der Unterkunft ein so tolles Café, das ist mega. Der Cappuccino schmeckt super und es gibt süsse Teile, welche einfach der Hammer sind. Schoko-Croissants, Muffins, Zimtschnecken, usw. Alles frisch gebacken und handgemacht. Der Hammer und dann ist es für uns auch noch super billig. Wir laufen da nicht raus mit einer Rechnung über 4 bis 5 Euro. Wäre in der Heimat unvorstellbar. Am Mittwochabend war dann noch die erste Aktivität, welche von der Schule organisiert wird. Wir sind alle gemeinsam mit diversen Taxis zu einem Aussichtspunkt über der Stadt gefahren, an welchem man neben der tollen Aussicht auch tolles, lokales Essen und Getränke kaufen kann. Vor allem verschiedene Würste und Kartoffeln mit Fleischstücken, Mais, verschiedenen Saucen und überbacken mit Käse. Es war der Hammer, so eine tolle Aussicht. Auf das Angebot, sich an Gummiseilen angebunden, in die Höhe katapultieren zu lassen, haben wir verzichtet. Ebenfalls auf das Angebot auf einem gesicherten Fahrrad auf einem Hochseil zu fahren.

Wir haben viel mehr das Essen genossen und hatten eine gute Zeit. Bevor wir los sind, hat uns der Besitzer noch informiert, in welche Gegend wir fahren. Und diese hatte es in sich. Ist es doch eine Gegend, in die man vor 3 Jahren noch nicht reisen konnte. Medellín war lange eine der gefährlichsten Städte der Welt und der Krieg zwischen verschiedenen Banden legendär. Natürlich ging es immer um Drogen, da muss man sich nichts vormachen. Die Regierung der Stadt hat alles versucht, um der Sache Herr zu werden und hat vor allem in den öffentlichen Nahverkehr und öffentliche Plätze investiert. So wurde z.B. ein Busnetz aufgebaut, welches die verschiedenen Vororte verbindet. Dies nahm den Banden die Gelegenheit, ihre Drogen mit den bisher örtlichen Bussen zu transportieren bzw. diese für Geldsendungen oder andere Kurierdienste zu missbrauchen. Allein die Einführung dieser Busse führte dazu, dass erst vor 3 Jahren 8 Busfahrer erschossen wurden, welche sich nicht an die Regeln der Gangs halten wollten. Das ist schon krass, weil sich hier erst in den letzten Jahren alles zum Sicheren gewendet hat. Man muss trotzdem aufpassen, wohin man geht und auch was man aussteigt. Ich meine, wenn man in manchen Gegenden seine teure Kamera oder eine goldene Uhr überschwänglich präsentiert, muss man sich nicht wundern. Daher einfach alles etwas verstecken und nicht um jeden Preis auffallen. Wir haben uns aber absolut nicht unsicher gefühlt am Aussichtspunkt, sondern wir waren mal wieder mehr eine Attraktion für die Einheimischen. Viele kamen mit uns ins Gespräch und wir konnten tatsächlich unser Spanisch üben. Für die Einheimischen sind wir eben auch eine Geldquelle, welche man in Ruhe lässt und so die Einnahmen schützt. Es war ein super Abend und ich persönlich habe es mehr als genossen das Flair und die Atmosphäre zu geniessen. Gegend 22.30 Uhr waren wir dann wieder im Hostel und waren echt fertig. So viele neue Eindrücke, dass muss man auch erst verarbeiten.

Der Donnerstag war dann eher wieder ein normaler Tag mit Schule, von 9:00 bis 13:00 und am Nachmittag lernen und Blogschreiben im Café. Da macht das Arbeiten schon mehr Spass in so einer Umgebung. Heute morgen gab es noch das obligatorische wöchentliche Fotoshooting. 🙂 Daher auch direkt zwei Bilder, da wir ja zwei Wochen in der Schule waren. Ist schon schön wie auf so kleinem Raum, so viele Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern zusammenkommen, sich unterhalten, sich gegenseitig beim Lernen helfen, zusammen lachen und Freundschaften entstehen. Für mich könnte es eigentlich immer und überall so sein und für mich mit der Hauptgrund, warum mir unsere Reise so gut gefällt. Den Abend haben wir recht kurz gehalten, wollten wir doch einfach nur noch eine Kleinigkeit essen und ein wenig Netflix schauen. Das muss auch mal wieder sein.

So, und schon wieder habe ich es geschafft deutlich in den Rückstand zu kommen mit unserem Blog. Was soll ich sagen, es ist schon Sonntag der 11.09.2022 und wir sind nicht mal mehr in Medellin, sondern bereits in Guatapé, aber dazu dann irgendwann im Verlauf mehr. Jetzt ist es erstmal wichtig, dass ich all das Erlebte wieder zusammen bringen kann. Und man glaubt es kaum, auch während einem Aufenthalt in einer Sprachschule kann recht viel passieren. Aber der Reihe nach, aufgehört habe ich ja mit letzter Woche Donnerstag. Und was folgt auf einen Donnerstag? Genau, ein Freitag, nämlich der 02.09.2022. Der Tag begann eigentlich ganz normal mit Schule, von 9 Uhr bis 13 Uhr bzw. für den Tobi etwas länger. Was aber nicht am Tobi lag, sondern daran, dass wir mit unserer Klasse nur 2 Stunden Unterricht gemacht haben und dann mit der Metro zu einem Museum in der Stadt gefahren sind. Wir haben das Museum «Museo Casa de la Memoria» (Haus der Erinnerung) besucht. Es ist ein Museum in Medellín, welches in einer grossen Dauerausstellung an die Drogen- und Bürgerkriege in Kolumbien seit 1948 erinnert. Das Museum wurde 2011 eröffnet und widmet sich an die Erinnerung an die Opfer und Täter des Krieges. Für mich war es ein besonderer Besuch, weil die Geschichte von Medellín noch eine sehr junge Geschichte ist. All die Taten, welche begangen wurden lagen teilweise nur ein paar Jahre zurück. Die Geschichte der Stadt ist durchzogen von Gewalt und Drogen. Noch vor 30 Jahren haben jedes Jahr über 10’000 Menschen in der Stadt ihr Leben verloren, weil sie ermordet wurden. Mittlerweile sind es nur noch ca. 600 – 700 Menschen im Jahr. Das sind noch immer viel zu viele, wenn man das aber mit anderen Städten, z.B. in den USA vergleicht, dann sind es sehr wenige. Wie es dazu gekommen ist, dann später mehr. Das Thema hat uns eigentlich über unseren ganzen Aufenthalt begleitet. Unser Besuch konzentrierte sich auf eine extra Ausstellung mit dem Titel «Asche im Mund». Das Thema war, dass Menschen von Ihren Erfahrungen und Erlebnissen aus dem Bürgerkrieg ein Lied singen. Dabei wurden Ihre Gesichter in Grossaufnahme gefilmt und das ganze läuft auf einer Leinwand. Nicht dass ich viel verstanden habe, da alles auf Spanisch war, aber das was ich verstanden habe, war nur brutal. Im Garten der Anlage und auch davor, wird mit Pflastersteinen, versehen mit Namen der Opfer an eben jene gedacht. Das Problem ist ein wenig, die Menschen in Kolumbien sind sehr optimistisch und vergessen recht schnell. Man sagte immer, ja da ist Krieg, ja da sind Probleme, aber das ist weit weg und man versuchte es immer zu verharmlosen. Daher wurde das Museum gebaut, um zu zeigen, wie schlimm es wirklich ist und dass kein Opfer vergessen wird. Direkt am Eingang hängt eine Liste mit Namen. Alles Menschen die in den letzten Jahren in Leben verloren haben, nur weil sie helfen wollten. Es sind Namen von Menschen, welche sich sozial engagiert haben und etwas verändern wollten. Wie lange die Liste heute ist – keine Ahnung, aber es sind bereits mehrere Tausend, welche in den letzten Jahren dazu gekommen sind.

Nach diesem doch recht harten Thema sind wir noch ein wenig durch die Stadt gezogen, haben etwas gegessen und getrunken, ehe es wieder zurück zum Hostel ging. Am Nachmittag sind Corinne und ich noch in ein Café, mussten wir diese Woche noch mit einem leckeren Kaffee abschliessen. Den Abend haben wir dann ganz gemütlich verbracht und nichts grosses unternommen.

Am Samstag ging es dann auf einen kleinen Ausflug mit unserer Schule bzw. einer Lehrerin der Schule als Guide. Auf dem Plan stand wieder eine Fahrt mit der Metro in die Stadt und anschliessend ein kleiner Rundgang. Auf dem Rundgang durch die Stadt haben wir die diversen Highlights der Stadt angeschaut wie die Kathedrale (Catedral Metropolitana de Medellín), den Plaza Botero mit den bekannten und teilweise recht lustigen Skulpturen von Fernando Botero, das «Museo de Antioquia» welches ein Natur- und Kulturmuseum ist, die «Basilica of Our Lady of Candelaria» oder den Plaza Cisneros mit seinen 300 Lichtsäulen, welche Nachts den Platz erhellen. Ausserdem sind wir noch durch diverse Einkaufsstrassen gelaufen und haben uns angeschaut, was man hier so alles kaufen kann. Es waren teilweise schon recht spezielle Läden dabei, vor allem im Bereich Partyausstattung und Kostüme. Das gibt es bei uns nicht so in der Form und Grösse. Begeistert war ich von der Anzahl an Schuhgeschäften bzw. Strassenverkäufer, welche Schuhe verkauften. Teilweise waren das Läden an Läden und davor noch fliegende Händler. Ich kann mir nicht vorstellen, wer diese Schuhe alle kaufen soll, so unfassbar viele Schuhe gab es hier.

Der Abschluss der Tour war dann beim Placita de Flórez, einem traditionellen Markt für Blumen, Früchte, Fleisch usw. Der Markt wurde am 25. Januar 1891 auf einem von Herrn Rafael Flórez gestifteten Grundstück eingeweiht, daher auch der Name. Ursprünglich hiess der Markt einmal «Mercado de Oriente» (Markt des Ostens), später wurde er dann «Plaza de Buenos Aires» genannt. Seit 2005 hat der Markt sein heutiges Erscheinungsbild und ist bekannt als Placita de Flórez. Es handelt sich um den ersten überdachten Platz von Kolumbien, der aufgrund seiner architektonischen, städtebaulichen, geschichtlichen Qualität zum Kulturerbe der Stadt erklärt und in das städtische Erbe aufgenommen wurde. Unser Ziel war es, an einem der ersten Stände die verschiedenen Früchte des Landes zu kaufen und zu probieren. Unser Guide kaufte immer ein paar Früchte, welche von den Personen am Stand gewaschen, geschält und geschnitten wurden. So konnten wir die verschiedensten Früchte wie Sternfrucht, Lulo, Maracuya, Passionsfrucht, Pitaya, und andere probieren. Das war sehr lecker und die Intensität wie die Früchte schmecken einfach unbeschreiblich.

Nach diesem gesunden Happen, sind wir mit der Metro wieder zurück Richtung Hostel. Da wir nicht mit so einem langen Marsch gerechnet hatten, waren wir entsprechend müde und mussten erstmal ein wenig ausruhen. Der Tag war eigentlich noch ein besonderer Tag. Es war nämlich noch unser Hochzeitstag, also von der standesamtlichen Trauung. Nach dem Vormittagsprogramm und dem Mittagsschlaf habe ich das aber irgendwie nicht mehr richtig auf die Reihe bekommen und wir waren an dem Abend nur eine Kleinigkeit Essen. Das Essen war lecker aber jetzt nichts Besonderes für so einen Anlass. Vielleicht müssen wir das zum Jahrestag der kirchlichen Trauung nochmal ein wenig anders machen.

Am Sonntag hatten wir einen ganz intensiven Tag. Zuerst haben wir uns nochmal mit Kay getroffen um uns diesmal auch wirklich zu verabschieden. Wir haben es noch auf ein leckeres Frühstück geschafft, ehe es für sie dann zum Flughafen und zurück nach London ging. Für Corinne und mich stand noch ein ganz besonderes Ereignis auf dem Programm. Für uns ging es zum Fussball. Es war Derby und damit ein Spiel zwischen den beiden Vereinen von Medellín. Uns wurde schon im Vorfeld klar gemacht, dass dies mit Abstand das intensivste und krasseste Fussballspiel in Kolumbien ist. Uns ich sage mal so, uns wurde nicht zuviel versprochen. Es war tatsächlich einfach nur krass was da am und im Stadion abging. Und ich habe doch schon einige Fussballspiele live gesehen, so etwas aber noch nie. Da wir inmitten der Fankurve unsere Karten hatten, wurden wir noch im Hostel informiert, wie wir uns zu verhalten haben und das wir auf keinen Fall die Farben grün oder weiss tragen sollten. Das waren die Farben des Gegners und ich glaube wir hätten das in dem Bereich nicht ohne bleibende Schäden überstanden. Das Spiel, auch «Clásico Paisa» genannt, ist die spanische bzw. vielmehr kolumbianische Bezeichnung für das Derby zwischen den Fußballvereinen Atlético Nacional und Deportivo Independiente. Da der Eigentümer der Schule Anhänger von Deportivo Independiente ist, hatten wir für eben jenen Fansektor unsere Karten. Deportivo Independiente Medellín, kurz DIM, wurde bereits 1913 gegründet und ist somit der älteste noch bestehende Fußballverein Kolumbiens. DIM versteht sich selbst als Volksverein und gilt traditionell als „proletarisch angehaucht“, während der erst 1947 gegründete Stadtrivale Atlético Nacional bürgerliche Wurzeln hat. Atlético National erlangte eine traurige Berühmtheit, als bei einem Flugzeugabsturz im Jahr 2016 22 Spieler des brasilianischen Fußballvereins Chapecoense auf dem Weg zum Hinspiel des Finales der Copa Sudamericana nach Medellín, zu Tode kamen. Bei dem Absturz starben insgesamt 71 Menschen. Atlético Nacional kündigte unmittelbar nach dem Unglück an, auf den Titel zu verzichten und forderte stattdessen, Chapecoense zum Titelträger der Copa Sudamericana zu küren, was der südamerikanische Fussballverband anschliessend auch tat. Der neue Titelträger Chapecoense bekam danach zwei Millionen USD als Siegprämie ausgeschüttet und als Fair-Play-Auszeichnung wurde Atlético Nacional eine Million US-Dollar zugesprochen. Ein anderer wesentlicher Unterschied zwischen den Vereinen ist, dass Atlético Nacional von Beginn an auf einheimische Spieler setzte und viele seiner Titel mit einer ausschließlich aus Kolumbianern gebildeten Mannschaft gewann. Dagegen absolvierte DIM die ersten Spielzeiten der 1948 eingeführten Profifußballmeisterschaft Kolumbiens mit einer Reihe von peruanischen Spielern, die die Fußballfans derart entzückten, dass diese Mannschaft den Beinamen La Danza del Sol (Der Sonnentanz) erhielt. Ausgetragen wird das Spiel jeweils im Stadion Estadio Atanasio Girardot, benannt nach einem Helden des kolumbianischen Unabhängigkeitskrieges zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Stadion wurde 1953 eingeweiht und hat eine Kapazität von ca. 45.000 bis 52.500 Zuschauern. Ehrlich gesagt gibt es so viele unterschiedliche Zahlen zur Kapazität, dass ich das also nicht wirklich bestätigen kann. Es sind zwar alles Sitzplätze, es sitzt aber im ganzen Stadion niemand. Uns so eng wie es war, kann es nicht sein, dass nur die Anzahl Personen im Stadion war, welche einen Sitzplatz hätten. Die beiden Mannschaften teilen sich das Stadion über die Sasion, so dass hier doch recht viele Spiele zu sehen sind. Zusammengefasst nach dem Spiel lässt sich sagen, es war der Hammer. Das Spiel war recht intensiv und die Stimmung noch viel intensiver. Das Resultat war, dass DIM mit 4:3 gegen Atlético Nacional gewann. Das Spannende war, dass DIM in der ersten Halbzeit schon 4:1 geführt hat, direkt in der zweiten Hälfte aber nur noch mit 10 Mann zu Ende spielen musste. Es gab eine rote Karte, was man dem Spiel dann doch sehr anmerkte. Es war mehr ein Kampf und gegen Ende dann sehr glücklich. Es war der erste Sieg für DIM seit mehreren Jahren und die Stimmung daher noch ausgelassener. Es war ein perfekter Abend und wir hatten jede Menge Spass. Und eigentlich war das ganze sogar recht friedlich. Ok, beim Einlass zu unserem Bereich der Männer, Frauen und Männer hatten verschiedene Eingangstore direkt zum Aufgang im Stadion, gab es ein paar Probleme, weil sich nicht alle in der Schlange anstellen wollten sondern versuchten direkt vorne reinzudrängen, was dazu führte, dass es ein paar handfeste Auseinandersetzungen gab. Aber das war dann schon alles. Im Vergleich zum Vorjahr, als es vor dem Spiel zu grösseren Auseinandersetzungen kam, welche teilweise direkt mit Macheten ausgefochten wurden, war das doch harmlos. Wobei man sagen muss, Angst hatten wir keine. Es war immer Polizei anwesend und der Grossteil der Fans war absolut friedlich und viele haben gemerkt, dass wir nicht von hier sind und haben sich mit uns unterhalten oder wollten helfen. Das war schon richtig cool. Auf der anderen Seite konnte man aber auch sehen, wie gefährlich das Leben hier sein kann. Viele Anhänger sind im Verlauf des Abends mit freiem Oberkörper im Stadion gestanden. Einige davon waren deutlich gezeichnet mit Wunden von Stichverletzungen usw. Das war dann schon erschreckend, weil viele davon doch recht jung waren. Viele der Fans kommen aus den Vororten wo jeder Verein seine Fanclubs hat. Und da herrschen teilweise einfach noch andere Regeln und Gesetze. Das war schon heftig.

Nach dem Spiel gab es noch ein oder zwei Bier in einer Bar neben dem Stadion ehe wir wieder mit einem UBER zurück zum Hostel sind. Die Nacht war entsprechend kurz und noch völlig aufgeputscht von der Stimmung, konnten wir eh nicht richtig schlafen.

Und dann war auch schon wieder Montag und unsere Woche wurde noch ein wenig stressiger. Nachdem wir in der Vorwoche nur 2 x 1 Privatstunde am Nachmittag hatten, wollten wir es dieses mal wissen. Wir haben uns direkt für 5 x 1 Privatstunde angemeldet und hatten somit jeden Nachmittag nochmal Schule. Dazu noch Hausaufgaben, da war ganz schön was los. Der Montag war dann auch recht schnell durch und wir haben ausser Schule, Lernen, Kaffeetrinken und Abendessen nicht viel gemacht. Ähnlich verlief eigentlich auch der Dienstag zumindest bis zum Abend. Am Abend hatten wir nämlich noch eine ganz neue Erfahrung für den Tobi. Wir hatten uns für einen Salsa-Kurs angemeldet. Dieser sollte eben an diesem Dienstag und zwei Tage später am Donnerstag stattfinden. Das Ganze ging über je 90 Minuten und sollte eigentlich Spass machen. Sagen wir mal so, dass ich nicht tanzen kann, wusste ich schon. Jetzt weiss ich auch, dass ich nicht Salsa tanzen kann. 🙂 Ich habe mich mehr oder weniger gut über die Zeit gerettet und war froh als es um war. Das T-Shirt war aber tatsächlich richtig verschwitzt. 🙂 Um es vorweg zu nehmen, wir haben die Stunde am folgenden Donnerstag verfallen lassen und sind nicht mehr hin. 🙂 Es hat zwar Spass gemacht, aber die Trainerin war einfach zu schnell und für mich auch etwas unmotiviert. Ich hatte nicht das Gefühl das sie wirklich Interesse hatte, einem etwas beizubringen. Ich kann so aber sagen, dass ich auf dem Höhepunkt meiner Salsakarriere die Tanzschuhe an den Nagel gehängt habe. 🙂 Wobei warten wir mal ab, vielleicht haben wir im Verlauf unserer Reise nochmal wo anders eine Chance das zu probieren. Zu guter Letzt zu diesem Thema, ich bin sooo froh gibt es zu diesem tänzerischen Unglück kein Bildmaterial. 🙂

Lustig wurde es dann am Mittwoch. Also nicht wegen der Schule, das war wie am Montag und Dienstag, aber der Abend war cool. Wir sind mit der Metro los und sind Tejo spielen gegangen. Tejo ist ein altes kolumbianischen Spiel das im wahrsten Sinne des Wortes richtig knallt. Eigentlich sogar in doppelter Form. Zum einen wegen dem Alkohol den man beim Spiel trinkt. Es spielt sich am besten mit einem Bier oder Rum in der einen Hand (nicht ohne Grund sind Brauereien die grössten Sponsoren für das Spiel :-)) und dem Spielstein in der anderen Hand. Zum anderen knallt es aber auch richtig, weil wenn man mit seinem Stein die Täschchen mit Schwarzpulver trifft, eine kleine aber laute Explosion ertönt. Was ist aber Tejo und wie spielt man es? Tejo ist eine moderne Version eines südamerikanischen Indianerspieles namens Turmequé. Es wird hauptsächlich in Kolumbien, aber auch in Ecuador und Venezuela gespielt. Das Spiel wurde schon vor 500 Jahren in Kolumbien gespielt. Man verwendete dazu ursprünglich eine 1,5 Pfund schwere goldene Platte, die sogenannte Turmequé. Später wurden Stein- und schließlich Metallplatten benutzt. Im Jahr 2000 wurde Tejo vom kolumbianischen Kongress zum Nationalsport ernannt. Beim Spiel versucht man, eine eiserne Scheibe, welche auf der einen Seite einen grösseren Durchmesser hat, den Tejo in den Massen 9 cm × 4 cm, in einen 19.50 m entfernten und 15 cm durchmessenden Kreis (genannt Bocín) zu werfen und so die dort an dessen Rand aufgelegten dreieckigen Schwarzpulvertaschen, die Mechas, zu treffen und explodieren zu lassen. Wenn eine Mecha getroffen wird, gewinnt der Einzelspieler oder das Team, unabhängig davon, wer der Mitte am nächsten liegt. Falls keine Mecha explodiert, gewinnt die Person oder das Team, dessen Tejo näher am Bocín liegt. Wenn man es schafft, eine Tasche explodieren zu lassen und der Tejo noch im Kreis liegen bleibt, bekommt man sogar 9 Punkte, was sehr viel ist. Ich habe das tatsächlich einmal geschafft, hätte es aber gar nicht bemerkt, hätte mich der Typ, welcher die Tejos immer aus dem Lehm befreit hat, gesagt. 🙂 Es war wirklich lustig und wir hatten einen tollen Abend. Zurück ging es dann wieder mit verschiedenen UBER. Ein Teil der Gruppe hatte danach tatsächlich noch Lust tanzen zu gehen, wir sind aber lieber ins Bett.

Der Donnerstag war dann wieder ein normaler Schultag. Ok, nicht für jeden. Diejenigen die am Abend vorher noch tanzen waren, sind doch ordentlich versumpft. Unter anderem auch mein Lehrer… 🙂 Er musste zur Begrüssung erstmal zwei Aspirin einwerfen. Unterricht war aber trotzdem gut und ich war überrascht wie er das gemacht hat. 🙂 Am Abend sind wir aber mit einer Kollegin etwas Essen gegangen im einem sehr coolen Restaurant. Es ist das erste Avocado-Restaurant das ich besucht habe. In dem Restaurant war alles aus Avocado, sogar der Cheescake und das Tiramisu zum Nachtisch. Aber das Ganze war alles so lecker, unfassbar. Lustig war, dass die Kollegin tatsächlich eine ehemalige Arbeitskollegin von mir ist. Sie arbeitet für Deutsche Post DHL in Bonn, welchem Verein ich persönlich ja auch fast 6 Jahre zugehörig war. 🙂 Die Dame ist ursprünglich aus Russland, lebt aber seit über 6 Jahren in Deutschland. Das war dann doch alles recht spannend und wir haben uns eine Ewigkeit unterhalten.

Der Freitag war dann unser letzter Schultag und das war auch gut so. Wir waren wirklich bedient mit Spanisch und unser Kopf wollte nicht mehr so richtig. Es hat wahnsinnig Spass gemacht, aber nach zwei Wochen so intensiv, war einfach genug. Man muss aber sagen, dass wir beide einige Fortschritte gemacht haben, und unser Spanisch doch ein wenig besser wurde. Es hiess aber auch Abschied nehmen von unseren Leidensgenossen. Wir haben wieder viele tolle Menschen kennen gelernt aus den verschiedenen Ländern der Welt. Dieses Mal verstärkt aus den USA, Kanada und Grossbritannien. Am Abend waren wir noch kurz etwas Essen, sind dann aber recht früh schlafen gegangen.

Der Samstag war dann für mich wieder ein besonderer Tag. Ich hab mich tatsächlich tätowieren lassen, was ich eigentlich schon lange machen wollte, mich aber nie getraut habe. Ich war aber gestern (Freitag) schon in einem tollen Studio und hab ein Design erstellen lassen. Hätte nicht gedacht das ich vor unserer Abreise noch einen Termin bekommen würde. Aber so kann man sich täuschen, war doch tatsächlich für heute noch etwas frei. Also habe ich mich dazu durchgerungen und den Termin bestätigt und bin tatsächlich hin. In meinem Kopf hatte ich schon lange den Wunsch mir einen Kompass und eine Taschenuhr stechen zu lassen. Das Ganze habe ich dann noch mit einer Tintenfeder und einer Karte von Südamerika ergänzt und fertig war das Tattoo. Ich hatte meinen Termin am Samstag um 10 Uhr und war entsprechend nervös. Ok, man könnte es auch verängstigt nennen, bin ich doch nicht der grosse Held wenn es um Nadeln geht. Aber ich glaube, ich habe mich ganz gut geschlagen. Zwischen 10 und 11 Uhr ist erstmal nicht viel passiert. Der Tätowierer hat das Design noch fertig gemacht und da noch 4 weitere Kollegen im Studio waren, muss man sich ja auch ausgiebig unterhalten. 🙂 Ich fand das Ganze mega witzig und ich hatte ja auch Zeit. Man muss vielleicht dazu sagen, dass in dem Studio nur der Herr am Empfang Englisch spricht. Alle anderen nur Spanisch. Das bedeutet, ich hab zwar meinen Termin auf Englisch ausgemacht, alles was aber mit Design usw. zu tun hatte ging nur auf Spanisch. Ich war selten so froh über Google-Translator. 🙂 Weil das war mir doch etwas zu heiss mich nur auf meine Spanisch-Kenntnisse zu verlassen. 🙂 Um 11 Uhr hab ich dann eine Creme bekommen, welche verwendet wird, dass die Schmerzen etwas geringer sind und die Haut etwas betäubt ist. Dumm nur, dass man diese dann eine Stunde einwirken lassen muss. Warum wir das Ganze nicht etwas früher gemacht haben und sich die Herren dann unterhalten hätten? Keine Ahnung… 🙂 So sass ich eben nochmal eine Stunde rum und hab zugehört. Um kurz vor 12 Uhr ging es dann aber los und ich muss sagen, ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Es war kein tolles Gefühl, an manchen Stellen tat es auch weh, aber nicht so schlimm wie gedacht. Ursprünglich war vereinbart, dass alles zusammen ca. 5 Stunden brauchen wird. Nun ja, kurz nach 17.15 Uhr war ich dann tatsächlich fertig. Hat also etwas länger gedauert, aber egal. Ich hab gemerkt, dass sich der Herr sehr viel Zeit nimmt, alles genau kontrolliert usw. Das war es mit absolut wert. Und trotz der längeren Zeit hat sich am vereinbarten Preis nichts geändert. Da war ich dann doch erstaunt, war das Tattoo doch recht günstig. In der Schweiz hätte ich locker das 6-fache dafür bezahlt. Und hier war ich nicht in irgendeinem Studio sondern in einem der Besten von ganz Medellín. Es war allgemein alles sehr sauber und richtig gut gemacht. Da kann man also wirklich nichts sagen. Im Nachhinein bin ich sehr froh, habe ich das hier noch gemacht und mit somit meinen Traum erfüllt. Auch wenn es für ein erstes Tattoo vielleicht ein etwas grosses Motiv war, bin ich recht stolz darauf.

Am Abend haben wir uns noch mit zwei Kolumbianern getroffen und hatten einen mega Abend. Es war mal wieder eine ganz lustige Gegebenheit und zeigt, wie einfach man Menschen auf der ganzen Welt treffen kann. Der Ursprung für dieses Treffen liegt zurück, als wir noch in Solothurn gewohnt haben und unsere Reise geplant haben. Ich hatte zu der Zeit bereits diverse Sprachkurse für Spanisch belegt, war aber nicht ganz zufrieden. Über Umwege habe ich dann von Corinne’s ehemaligem Arbeitskollegen erfahren, dass seine Freundin aus Kolumbien kommt, in der Schweiz wohnt und eine Sprachlehrerin ist. Um es kurz zu machen, ich habe dann im weiteren Verlauf noch einige Stunden bei Nathalia genommen und mein Spanisch für die Reise noch weiter zu verbessern. Ok, also was es da eben gab zum verbessern. 🙂 Wir hatten das Ganze damals über Videocalls organisiert und ich fand das richtig cool. Als wir nun in Kolumbien angekommen sind, habe ich mich natürlich bei ihr gemeldet und erzählt wie genial das Land ist und dass wir in Medellín gerne einen Sprachkurs machen wollen. Daraufhin hat sie uns die Schule empfohlen, da sie diese ebenfalls vom Freund einer Freundin empfohlen bekommen hat. Yepp, ganz schön komplex die Angelegenheit. 🙂 Da wir uns nun für die Empfehlung direkt hier vor Ort bedanken wollten, hat uns Nathalia mit ihrer Freundin in Medellín in Verdingung gebracht und wir haben uns für einen Drink in einer Bar in der Nähe unserer Schule verabredet. Es war mal wieder lustig vor einem Restaurant zu stehen und auf jemanden zu warten, den man nicht kennt. Zum Glück hatte Maria, so der Name der Frau, ein Bild von sich als Profilbild bei WhatsApp. So haben wir einfach gewartet bis jemand kommt, der aussieht wie das Profilbild und dann einfach angesprochen. 🙂 Hat super funktioniert und wir haben uns gefunden. Zusammen mit Maria ist ihr Freund John, welcher tatsächlich mal Lehrer an unserer Sprachschule war, und damit auch die Empfehlung gegeben hat, gekommen. Wir hatten einen super Abend in einer Bar für Craft-Bier. Ja, damit konnte ich auch noch direkt ein wenig Recherche für meinen Bierblog machen. Was ich getrunken habe, könnt ihr also auf der Seite «Beer around the world» lesen. :-)Wir hatten es mega lustig und haben ewig getratscht. Es war super noch von weiteren Personen über Kolumbien und die Transformation der Stadt Medellín zu hören. Es war brutal was die beiden teilweise berichtet haben. Immerhin haben sie das Ende des Drogenkrieges mitbekommen und mussten erleben wie viele Menschen ihr Leben gelassen haben. Es muss schlimm sein, wenn man als Jugendlicher die Schüsse gehört hat und sich vorstellen konnte, was jetzt wohl im anderen Stadtteil passiert. Es war wirklich interessant und eigentlich hätten wir noch gerne mehr Zeit verbracht. Vielleicht schaffen wir es ja ein anderes Mal nochmal oder man sieht sich mal wieder irgendwo auf der Welt. Wir bleiben sicher in Kontakt. An der Stelle nochmal vielen Dank den beiden für den tollen Abend, die spannenden Geschichten und die vielen tollen Empfehlungen, welche sie uns noch für die weitere Zeit in Kolumbien gegeben haben.

Am Sonntag war dann unsere Weiterreise nach Guatapé. Bevor wir aber los sind, gab es noch einen Ausflug mit der Schule in den berühmten und ehemals mehr als gefürchteten Stadtteil «Comuna 13». Wir sind wieder mit der Metro und dem Bus los und waren extrem gespannt was uns erwartet.
Die Comuna 13 hat spätestens seit dem Erfolg der Netflix-Serie “Narcos” traurige Berühmtheit erlangt und ist jetzt auch ausserhalb Kolumbiens bekannt. Ihre Geschichte ist düster, blutig und lädt nicht unbedingt dazu ein, dass man die Comuna 13 besuchen möchte. Die Comuna 13, deren öffentliche Bezeichnung San Javier lautet, ist eine von 16 Comunas (Stadtteile) in Medellín. Alles ist sehr dicht bebaut und dieser Bezirk gilt als eine der am dichtesten besiedelten Stadtteile. Durch ihre Lage war die Comuna 13 schon immer ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für alles, was man schmuggeln kann, vor allem Drogen und Waffen. Kein Wunder also, war das Viertel unter den Drogenkartellen sehr wichtig und umkämpft. In den 80er Jahren herrschte der Drogenbaron Pablo Escobar über Medellín und insbesondere hier. Aufgrund der Beliebtheit des Viertels, herrschte ein ständiger Kampf zwischen den Drogenkartellen um die Vorherrschaft. Dies ging Hand in Hand mit Morden, Entführungen, Korruption und allgemeiner Gewalt. Die Zivilisten der Comuna 13 waren voller Angst, eingeschüchtert und trauten sich kaum auf die Strasse. Die hohe Arbeitslosenquote machte es den Kartellen einfach junge Männer “anzuwerben” für das dreckige Geschäft. Sie arbeiteten dann als Drogendealer, Spitzel oder sogar Auftragskiller. Die Comuna 13 rutschte sozial immer weiter ab und an ein normales Leben war nicht zu denken. Das Viertel galt weltweit als eines der gefährlichsten Viertel in der gefährlichsten Stadt der Welt. Zwischen 1980 und 1991 verzeichnete Medellín mit knapp 400 Morden auf 100 000 Einwohner die angeblich höchste Mordrate der Welt. Niemand kam es in den Sinn freiwillig in die Comuna 13 zu gehen, weder Taxifahrer noch Polizei. Es war vielmehr ein Kriegsgebiet. Nach Escobars Tod im Jahr 1993 eskalierte die eh schon schreckliche Situation weiter. Die Guerilla, Paramillitärs und die Farc kämpften um das Gebiet. Bis 2002 war die Guerilla in dem Stadtviertel präsent, welches damit das letzte Stadtviertel in ganz Kolumbien war, welches von der Guerilla besetzt war. Im Jahr 2002 wurde die wohl brutalste Militäroperation in der Comuna 13 durchgeführt, Operación Orión. Ziel war es die Guerillakämpfer zu vertreiben und das Stadtviertel zu “reinigen”. Zwei Hubschrauber, mehrere Panzer und bis zum Hals bewaffnete Soldaten mit der Unterstützung des Paramilitärs nahmen das Viertel unter Beschuss. Es wurde auf alles geschossen, was sich bewegte. Drei Tage herrschte hier kompletter Ausnahmezustand und zu den Opfern zählten vor allem Zivilisten. Grundsätzlich wurde auf alles geschossen was männlich und zwischen 14 und 50 Jahren alt war. Die Guerillakämpfer zogen sich bereits Tage vor dem Angriff in die Berge zurück. Was blieb waren viele Tote, unzählbar viele Verwundete und 300 Verschwundene, die bis heute vermisst werden. Während der brutalen Auseinandersetzungen baten die Anwohner um eine Feuerpause. Sie schwangen weisse Bettlaken und Taschentücher doch der Alptraum sollte 3 Tage andauern und etliche Opfer fordern. Die Anwohner versuchten mit Matratzen vor den Fenstern, um nicht durch Kugeln durch die Fenster getroffen zu werden, sich in den Häusern in Sicherheit zu bringen. Um die Tötung der Zivilisten zu rechtfertigen, zogen die Soldaten den Leichen nachträglich die Uniformen der Guerillas an. Die offizielle Statistik spricht von 16 getöteten Menschen. Die Zahlen spiegeln nie und nimmer die Realität, was mittlerweile auch die Regierung eingesehen hat. Nach der Operation blieben unzählige Witwen und Waisen oder Halbwaisen zurück. Noch heute hat das Quartier einen Frauenanteil von rund 73%. Diese Frauen waren es dann auch, die für den Wandel im Stadtteil, neben den Sachen durch die Regierung, verantwortlich sind. Sie haben die Kinder ermutigt zu tanzen, zu singen und sich malerisch auszudrücken, anstatt mit Gewalt oder sich Drogenbanden anzuschliessen.

Seit dem Jahr 2002 ist viel passiert und die Comuna 13 hat sich verändert. Sie wurde von einem der gefährlichsten Viertel zu einem Viertel im Aufschwung. Überall begegneten wir sehr freundlichen Menschen, Kinder spielen Fussball zwischen den eng gebauten Häusern, überall dröhnt laut Musik und bunte Graffitis schmücken die Häuserwände. Es war für uns schwer vorstellbar, was sich hier noch vor ein paar Jahren abgespielt haben muss. Wir liefen von einem Graffiti zum Nächsten und jedes hat seine eigene Geschichte bzw.  ist die Art der Anwohner die grausame Geschichte zu verarbeiten. 

Doch wie hat die Comuna 13 diesen merklichen Wandel geschafft?
Die kolumbianische Regierung hat nach der Militäroperation viel investiert und verschiedenste Förderprogramme tragen nach und nach zur Resozialisierung des Stadtteils bei. Eigentlich hat ganz Medellín diese Transformation geschafft, wobei folgende Sachen für die gesamte Stadt umgesetzt wurden.

Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs:
Es wurde eine Metro gebaut, welche die einzelnen Stadtteile verbindet. Ausserdem fahren Gondeln über die Häuser und erschliessen die Stadtteile an den steilen Berghängen. Unzählige Busse bringen die Menschen von ausserhalb in die Stadt und zur Metro. Die Menschen in Medellín sind sehr stolze Menschen und sie wissen, was sie an ihrem Nahverkehr haben. Ich habe noch selten so saubere U-Bahnstationen und Züge gesehen wie hier. Da gibt jeder Acht und wenn sich jemand erlauben sollte, seine Füsse in der Metro auf einen Sitz zu legen, dann wird er garantiert angesprochen und recht deutlich gebeten, dies bitte sein zu lassen. Egal wie schmutzig es in Medellín sein mag, alles, was im Bereich Nahverkehr liegt, ist extrem sauber. Zum Vergleich, in Bogota gibt es bis heute keine Metro und das, obwohl Bogota nochmals deutlich grösser ist als Medellín. Traurige Randnotiz. Die Einführung des Nahverkehrs und einer einheitlichen Karte, mit der man überall bezahlen kann, hat dazu geführt, dass viele Busfahrer regelrecht hingerichtet wurden. Die Banden und Gangs haben hatten bemerkt, was es bedeutet, wenn die Menschen plötzlich nicht mehr auf ihre Dienste angewiesen sind und wollten die Einführung, vor allem der Bezahlkarten, verhindern. Die Transorte waren für die Gangs eine gute Gelegenheit, neben Menschen, eben auch Drogen, Waffen und Geld zu transportieren und sich bezahlen zu lassen. Daher hat es jedes Mal wenn ein neuer Stadtteil aufgenommen wurde, Schiessereien gegeben und viele Busfahrer mussten das mit dem Leben bezahlen.

Aufbau von Shopping Malls und sicheren Möglichkeiten zum Essen:
In vielen Bereichen wurde eine Infrastruktur geschaffenen in welchen Menschen sicher einkaufen und Essen konnten. Früher musste man überall, sei es für ein Laden oder Restaurant Schutzgeld an die Banden bezahlen. Hat man das nicht gemacht war das Geschäft sehr schnell geschlossen und der Inhaber musste um sein Leben fürchten oder sogar damit bezahlen. Die Malls werden noch heute streng bewacht.

Es wurde sehr viel Geld in Sport- und Freizeitstätten investiert:
Ich habe noch selten so viele Anlagen gesehen für Sport und Freizeit. Sei es für Fussball, Beachvolleyball, BMX, Kraftsport, usw. Für alles gibt es so viele Einrichtungen, welche vor allem Kinder und Jugendliche in Anspruch nehmen können.

Was hat sich direkt in der Comuna 13 geändert?
Die HipHop und Streetartkultur wird gefördert und viele der Jugendlichen tanzen sich auf der Strasse das Herz aus der Seele. Ausserdem wurden viele Sport- und Freizeitplätze geschaffen. Das Stadtviertel ist an das öffentliche Nahverkehrssystem angebunden, wie oben beschrieben. Mit der Metro kann man bis zur Station “San Javier” fahren und von da aus weiter mit dem Bus in das Stadtviertel hinein. Ausserdem gibt es auch die Seilbahn, die über das Stadtviertel schwebt. So ist die Comuna 13 zu einem der hervorragend erreichbaren Stadtviertel geworden und ermöglicht den Anwohner unkompliziert und günstig die Fortbewegung innerhalb und ausserhalb des Viertels. Ein richtiger Meilenstein, der international von vielen Medien gefeiert wurde, sind die Freiluftrolltreppen. Seit 2011 sind die Rolltreppen fester Bestandteil des Stadtviertels. Sie schlängeln sich weit nach oben in das Viertel und sind perfekt integriert. Die sechs Rolltreppenabschnitte erleichtern vor allem den älteren Bewohnern (und den faulen Touristen) den Zugang zu ihren Häusern, die oftmals am steilen Hang gebaut sind. Ausserdem haben die Rolltreppen Arbeitsplätze geschaffen. An jedem Abschnitt stehen 1-2 Anwohner des Viertels, um sicherzustellen, dass nichts kaputt geht oder einfach um Passanten zu helfen. Während unserer Zeit haben wir uns nie unsicher im Viertel gefühlt. Touristen sind eine sichere Geldquelle und jeder im Viertel weiss das. Daher sind Touristen zumindest am Tag sehr sicher. Von einem Besuch des Viertel während der Nacht würden wir aber abraten. Es ist aber schön, all die fröhlichen und wirklich mega freundlichen Leute zu beobachten und man kann sich nur schwer vorstellen, welche Erfahrungen diese Menschen in ihrem Leben wohl schon gemacht haben. Heute gilt Medellín und im Besonderen die Comuna 13 als grosses Vorzeigeprojekt und viele Menschen kommen hierher, um zu schauen, was in anderen Städten gemacht werden kann, um ebenfalls so einen Wandel zu realisieren.

Nach dem Rundgang ging es mit dem Bus zurück zur Metro. Dort konnten wir dann noch eine Fahrt mit einer Cable-Metro machen. Sprich wir sind mit einer Gondel durch bzw. über die Stadt gefahren. Ich muss sagen, so eine coole Art durch die Stadt zu kommen. Eigentlich ideal und ein Vorbild für moderne Infrastruktur in einer Stadt.

Danach ging es dann zum Hostel, wo wir unsere Rucksäcke geschnappt haben und mit einem UBER zum Busterminal aufgebrochen sind. Dort ging es dann in den Bus und es hiess wieder 2 Stunden Fahrt zu unserem nächsten Ziel. Und was soll ich sagen, pünktlich nach 2 Stunden erreichten wir Guatapé und damit unser nächstes Ziel. Da es bei Ankunft aber doch schon 18.30 Uhr war und damit schon stock dunkel, haben wir von unserem neuen Ziel nicht mehr viel gesehen. Wir haben in unserer Unterkunft eingecheckt und uns noch auf den Weg in die Stadt gemacht um etwas zu Essen. Hier sind wir das erste Mal erschrocken, als wir in ein Restaurant wollten und man uns gesagt hat, dass nur Bargeld und keine Karten akzeptiert wird. Das haben wir auf unserer Reise so nur ganz selten erlebt und dummerweise hatten wir heute auch nicht genug Bargeld dabei. Also ging die Suche nach einem Restaurant weiter. Bei der grossen Auswahl hier wurden wir aber schnell fündig und haben uns ein ganz tolles Stück Fleisch in einem Steakhouse gegönnt. Danach ging es zurück in die Unterkunft, wollten wir doch mal wieder richtig gut schlafen und vor allem ausgeschlafen sein für den nächsten Tag. Wir hatten viel vor.

Der Montag war ein recht anstrengender Tag. Wir sind schon um kurz nach 8 Uhr losgelaufen, um vor dem grossen Ansturm der Tagestouristen aus Medellín am bekannten Piedra del Peñol zu sein. Der Piedra del Peñol ist ein sehr grosser Felsen, über 200 Meter hoch, den man über 708 Stufen besteigen kann. Von dort hat man eine herrliche Aussicht auf die Umgebung. Schon der Weg dorthin war anstrengend, gibt es in Kolumbien doch recht wenig Gehwege, vor allem nicht ausserorts. Aber wir haben das geschafft und dabei sogar noch eine recht rostige und alte Hängebrücke lebend überquert.

Angekommen am Fels hiess es erstmal Eintritt bezahlen und dann die Stufen in Angriff nehmen. Eigentlich war es ganz ok zum Laufen, aber anstrengend war es trotzdem. Dafür wurden wir mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Und beim Aufstieg spricht uns plötzlich noch eine Frau an und es war tatsächlich eine Teilnehmerin aus meinem Spanischkurs. So schnell trifft man sich wieder. 🙂 Sie ist ebenfalls gestern hier angereist, allerdings schon am Morgen und nicht wie wir am Abend.

Nachdem wir wieder vom Fels abgestiegen sind, mussten wir uns erstmal stärken. Da es doch schon 10:30 Uhr war, war es die optimale Zeit für ein kühles Bier. Wir haben uns eine Terrasse ausgesucht, welche sogar Eintritt kostete, dafür konnten wir aber von da aus noch tolle Bilder machen.

Danach ging es dann vollends hinunter zu einer Tankstelle, an welcher sich die ganzen Tuck-Tucks versammeln. Wir haben uns das für den Rückweg in die Stadt gegönnt und hatten jede Menge Spass bei einer rasanten Fahrt.

Danach sind wir zum See um eine kurze Bootstour zu machen. Es gibt viele Anbieter, welche eine Tour von einer Stunde anbieten, was genau richtig war. Wir haben leider nur eine Tour auf Spanisch bekommen, aber vieles haben wir auch so verstanden. Wir wissen jetzt zumindest, dass in der Umgebung am See sehr viele Promis leben, vor allem Fussballspieler. Ausserdem haben wir das alte Anwesen von Pablo Escobar gesehen. Hier hatte er seine Ferienresidenz bzw. seine private Diskothek in welcher er seine berühmt und berüchtigten Partys feierte. Was uns aber am meisten beeindruckt hat war die Landschaft rund um den See. Das sieht wirklich toll aus, wie die ganzen Berghänge so herrlich grün sind und die verschiedenen Pflanzen am Ufer blühen. Wir hatten eine tolle Zeit auf dem Boot und haben die Fahrt sehr genossen.

Zurück an Land haben wir uns einen Kaffee gegönnt und wollten auf unseren 14 Uhr Termin warten. Wir hatten uns mal wieder für eine Free-Walking-Tour angemeldet. Diese sollte zwei Stunden gehen und uns die Geschichte der Stadt erklären. Dummerweise meinte es der Wetterfrosch aber nicht so gut mit uns und es begann kurz vorher zu Regnen. Leider finden die Touren bei Regen nicht statt, sondern alles wurde abgesagt. Wir sind dann kurz zurück ins Hotel um ein wenig auszuruhen und wollten einen zweiten Versuch mit der Tour um 16 Uhr wagen. Leider wurde das Wetter nicht besser, so dass auch dieser Termin abgesagt wurde. Da es unser letzter Tag in der Stadt war, sind wir einfach zu Zweit los und haben die farbenfrohe Stadt auf eigene Faust erkundet. Wir sind ja nicht aus Watte und zu was schleppen wir seit Monaten eine Regenjacke mit?! Es war trotz leichtem Regen ein super Spaziergang durch die Stadt. Die Stadt ist tatsächlich so bunt und alle Häuser sind anders. Viele sind geschmückt mit Blumen oder wie einer Art Schild, welches häufig das Business im Haus beschreibt. Sprich bei einem Bäcker sind ganz schöne Figuren mit Bäckerkleidung oder kleine süsse Teilchen abgebildet. Wir haben mal wieder unzählige Fotos gemacht. 🙂

Nach unserem Rundgang wollten wir noch etwas Essen gehen. Davor sind aber noch kurz an den See um die Aussicht zu geniessen und zum grossen Schild von Guatapé für ein paar Bilder. Dieses Mal war das Essen leider nicht ganz so toll. Irgendwie hatten wir bei der Auswahl des Restaurants ein wenig Pech. Aber ok, kann auch mal passieren. Sind wir danach eben noch in ein Café und haben uns einen richtig guten Cappuccino gegönnt. Damit sah die Welt doch gleich wieder perfekt aus.

Anschliessend sind wir wieder zum Hotel und haben einen gemütlichen Abend im Zimmer verbracht. Müssen wir doch morgen wieder fit sein. Es geht nämlich zurück nach Medellín und das schon mit dem Bus um 8.30 Uhr. Das wird dann aber nur der erste Teil unserer Fahrt morgen sein. Wir wollen dann nämlich direkt weiter nach Pereira und damit an den Rand der bekannten Kaffeeregion. Von der Fahrt und unserem Aufenthalt in der Kaffeeregion dann mehr im nächsten Bericht.

Kolumbien: Ciudad Perdida – Die verlorene Stadt

Das Ziel der Wanderung war, durch den Dschungel Kolumbiens zur eindrucksvollen wie auch mysteriösen „Ciudad Perdida“ zu laufen. Kolumbiens „Ciudad Perdida“, oder auch die „verlorene Stadt“, gilt neben dem Machu Picchu als einer der eindrucksvollsten Orte Südamerikas. Wer diese Stadt sehen mag, muss sich aber anstrengen: Genauso bekannt wie die Stadt ist nämlich auch der dazugehörige, viertägige Trek durch den Dschungel der „Sierra Nevada“ im Norden von Kolumbien. Ich habe es mir lange überlegt, ob ich das Abenteuer machen möchte, da es noch immer sehr unterschiedliche Angaben zu Schwierigkeit und Länge des Treks im Internet gibt.  Aber da hilft nur, selber die Schuhe anziehen und ausprobieren. Einfach im Kopf zu haben, es wird heiss, matschig, eine unfassbare Luftfeuchtigkeit, aber auch herrliche Aussichten, Baden in abgelegnenen Flüssen, usw. Am Ende war es ein Erlebnis, dass ich nicht missen möchte, aber ich glaube auch nicht nochmal machen muss. 🙂 Aber der Reihe nach.

Ich wurde am Samstag 20.08.2022 gegen 8 Uhr an unserem Hostel von einem Fahrer abgeholt, welcher mich zum Büro des Anbieters der Tour brachte. Die Fahrt war nur ca. 4 Min und ich hätte die Distanz auch locker laufen können, man bestand aber darauf, mich abzuholen. Im Nachhinein war ich froh, dass ich mir das bisschen Energie für den Nachmittag sparen konnte. Im Büro angekommen, mussten noch die Formalitäten, wie Bezahlung, Impfnachweis, usw. geklärt werden ehe man in einen Wartebereich geführt wurde. Da hat sich dann die gesamte Truppe getroffen und wir haben uns ein wenig kennen gelernt. Die Gruppe war wirklich ein Glücksgriff. Dieses Mal waren nur sympathische und nette Menschen dabei, das hat man sofort gespürt. So gehörten 4 Spanier aus Madrid, 2 Männer und 2 Frauen – keine Paare wie ich am Ende herausgefunden habe, sondern ein Freundeskreis, welcher zusammen schon viele Reisen gemacht hat. Ich fand das mega cool, da alle alleinstehend waren und so niemand alleine reisen muss. Vom Alter her waren alle 4 so Anfang 50 und ich damit nicht der Älteste. Sehr gut. 🙂 Dann waren da noch zwei Mädels aus London, eine Anfang 20, die andere Ende 30 und 2 Israelis dabei. Die beiden Israelis, ein Typ Mitte 20 und eine Frau Anfang 20, welche ebenfalls Freunde sind und ihre typische grosse Reise nach der Millitärzeit in Israel zusammen machen. Das ist wirklich Wahnsinn, haben wir jetzt doch schon einige Israelis getroffen, welche alle die Zeit nach dem obligatorischen Militärdienst auf einer grossen Reise geniessen. Dann war noch ein Paar aus Kanada, ebenfalls Mitte 20 dabei, welches gerade ein paar Tage Ferien in Kolumbien macht und natürlich der Tobi. Macht in Summe 11 Personen, welche gemeinsam ein Abenteuer starten. Zum allgemeinen Kennenlernen gab es bereits den ersten Snack in Form von Ananas und Wassermelone, welcher uns die nächsten Tage noch öfters gereicht werden sollte. Wir lernten hier auch gleich unseren Guide und den Übersetzer kennen. Unsere Guide Jesús erklärte uns kurz die Welt bzw. was uns alles erwartet, was uns Jose daraufhin auf Englisch übersetzte. Die Rolle des Guide ist übrigens zur Förderung der sozialen Entwicklung und Arbeitsversorgung ausschliesslich Einheimischen der Gegend vorbehalten. Daher ist neben dem Guide auch immer ein Übersetzer dabei da die Menschen hier kein Englisch sprechen oder nur recht wenig. Wir waren also die 11 Menschen die Jesus folgten. 🙂

Nachdem alles geklärt war, ging es mit dem grossen Abenteuer endlich los. Wir bestiegen 2 Jeeps, welche bereits vor dem Büro warteten und fuhren ca. 2 Std. zum eigentlichen Ort, an welchem die Trek los geht. Schätzungsweise 60 Minuten ging es zuerst Richtung Osten, bis wir rechts auf die Strasse zur „Lost City“ abbogen. Dort noch ein letztes Mal die Vorzüge mobiler Daten und Netzanbindung genossen und wieder ab ins Auto, die letzten Kilometer in Richtung unseres Ausgangspunktes. Der Jeep schlängelte sich etwa nochmal eine Stunde durch abenteuerliche Serpentinen und der Fahrer versuchte alles, um zumindest den grössten Schlaglöchern auszuweichen. Ich sage mal, er versuchte es sehr gut, die Anzahl an Löcher war einfach zu gross. Wir wurden derart durchgeschaukelt, dass wir fast schon wieder seekrank wurden. Das war wirklich schon der erste Kampf. Startpunkt der Wanderung war das Dörfchen „Machete Pelao“. Dort assen wir zu Mittag (leckere Hühnerschenkel mit Reis, Salat und Patacones, knusprig frittierte Kochbananen), bevor es ernst wurde. Das Essen war der Hammer und ein erster Vorgeschmack was uns die nächsten Tage erwartete. Wir wurden einfach herrlich versorgt mit frischem und gutem Essen. Wir starten mit den ersten Kilometer in Richtung der „verlorenen Stadt“, neben dem peruanischen Machu Picchu eine der grössten wiederentdeckten indigenen Städte der Welt. Auf dem Weg sollten wir ausserdem die Eigenheiten der in der Sierra Nevada ansässigen indigenen Bevölkerungsgruppen – Kogi, Arhuaco, Wiwa und Asario – kennenlernen, so wie die Geschichte der Region zu Zeiten des grossen Marihuana und Coca-Anbaus zu erfahren. Insgesamt leben heute geschätzte 20’000 Angehörige von indigener Völker in der Sierra, wobei deren traditionelle Lebensweise und natürlichen Lebensräume zunehmend, aber stark bedroht sind. Auf den ersten Kilometern lernten wir bereits erstes Nützliches. So sollte man die indigenen Gruppen, die hier in der „Sierra Nevada“ ansässig waren, nicht einfach so fotografieren, sondern vorher um Erlaubnis fragen. Damit kann ich recht gut leben, da ich recht schnell gemerkt habe, diese Menschen leben wirklich in einer ganz anderen Welt mit einer komplett anderen Weltanschauung und ich möchte diesen Menschen nicht noch die Kamera vor die Nase halten.

Auf dem Weg, welcher uns zu unserem ersten Camp führen sollte, konnte wir herrliche Aussichten geniessen, aber haben auch direkt gespürt, in was für einer Umgebung wir hier wanderten. Die Sonne schien uns auf den Kopf und die hohe Luftfeuchtigkeit tat das Übrige, so dass unsere T-Shirts innert kürzester Zeit völlig durchnässt waren. Diese erste Erfahrung führte aber direkt zu unserem Gruppenname. Jede Tour, die startet überlegt sich einen Namen, und der Guide oder Übersetzer ruft den Gruppenname wenn es darum geht, dass Zeit zum Aufstehen oder Weiterlaufen ist. Wir waren ab diesem Zeitpunkt die «Sudoros» – was so viel wie «die Schwitzenden» bedeutet. 🙂 Der Name war absolut Programm vom Start bis zum Ende. Für den ersten Nachmittag war eine Wanderzeit von ca. 4 Std. veranschlagt wobei es die meiste Zeit steil bergauf gehen sollte.

Kurz vor dem ersten Camp ging es dann doch nochmal steil hinunter. Das Wetter hatte sich unterdessen auch deutlich verschlechtert und es begann zu regnen. Für den Abschnitt nach unten alles andere als gute Bedingungen, der Boden und vor allem die Steine wurden sofort extrem rutschig. Auf das Anziehen von Regenjacken haben wir komplett verzichtet, da wir eh schon so nass geschwitzt waren, dass es auf das Regenwasser auch nicht mehr angekommen ist. Das Camp haben wir dann im strömenden Regen und bei Blitz und Donner erreicht. Es war aber ein sehr schönes Camp, mit mehreren Bereichen, so dass die verschiedenen Gruppen ein wenig getrennt waren und jede Gruppe ihre eigenen sanitären Einrichtungen hatte. Ja, es gab tatsächlich Toiletten, wenn auch immer nur recht wenige und ein paar Duschen. Also es kam eben Wasser aus einem Stück Rohr, mit Wellness hatte das nichts zu tun.

Im Camp mussten wir noch über eine kleine Hängebrücke laufen, welche einen eher rustikalen Eindruck machte. Wir sind fleissig nacheinander drauflos gelaufen und als das Teil immer mehr in Schwingung geraten ist, hat man uns darauf aufmerksam gemacht, dass immer nur 2 Personen auf die Brücke dürfen. Ich meine, das könnte man auch früher sagen. Da wir eh schon alle nass waren haben wir uns direkt in die Badehosen geworfen und sind in den Fluss, welcher unter der Brücke fliesst gesprungen. Das war nach den ersten Strapazen eine willkommene Abkühlung. Wer wollte konnte auch noch von einem Felsen in einen Naturpool springen, was noch recht cool war. Als wir zurück waren gab es dann ein super Abendessen. Es gab frischen Fisch vom Grill mit Reis, Salat und Patacones. Wie gesagt, dass Essen war immer ein Highlight. Es ist so, dass jede Gruppe ihren eignen Koch dabei hat. In den Camps hat jeder Tour-Anbieter seinen Platz und seine kleine Küche. Dort wird dann das Essen für die Teilnehmer und Guides zubereitet. Der Koch muss also neben einem guten Koch auch ein sehr guter Läufer sein. Denn wenn wir unser Frühstück hatten und losgelaufen sind, musste er auch los laufen und vor uns am nächsten Platz sein, um das Mittagessen zu kochen und danach dann schneller als wir wieder am Camp für die Nacht sein um das Abendessen zu kochen. Ich sag mal so, unser Koch konnte Beides: Kochen und Laufen. 🙂
Nachdem wir also das Essen verhaftet hatten, war die grosse Frage, was nun. Ein Blick auf die Uhr ergab, yepp es ist tatsächlich erst 18.30 Uhr. Es war stockdunkel draussen und gefühlt war es schon 22 Uhr. Aber ins Bett kann man um die Zeit ja auch nicht. Wir sassen dann noch ein wenig zusammen und unser Guide Jesús erklärte uns die Region und deren Geschichte. Ich habe es ja oben schon erwähnt, die Region war lange Zeit eine Region für den Anbau von Marihuana und später Coca-Blätter. In den 1970er Jahren wurde die Sierra als Hauptanbaugebiet für Marihuana bekannt, wobei später der Coca-Anbau dominant wurde. Ausschlaggebend für die Wende war, dass die USA die Marihuana Plantagen durch Brandbomben zerstört hatten. Die Bewohner der Region realisierten schnell, dass sie mit dem Anbau von Coca deutlich schneller und deutlich mehr Geld verdienen konnten. Also wandelte sich der Anbau hin zu Coca in den 1980er Jahren. Die isolierten Gegenden der Sierra wurden früher durch die FARC-Guerillabewegung und die paramilitärischen Truppen des lokalen Drogenhändlers und Grossgrundbesitzers Hernán Giraldo kontrolliert. Bis vor ca. 15 Jahren war es für Touristen eigentlich unmöglich gefahrlos in diese Region zu reisen. Zu der Zeit finanzierten sich ca. 90% der Familien irgendwie über den Anbau von Drogen. Natürlich gab es auch hier wieder ein paar Wenige die sehr viel verdienten, die eigentlichen Bauern gingen fast leer aus. Erst die Demobilisierung von Hunderten von FARC-Guerillas, die mehr als 50 Jahre lang einige der entlegensten Gebiete der Region kontrollierten, öffnete seit dem Friedensabkommen 2016 mit der Regierung die Tür zu einem Boom des Tourismus. Somit hat die Bevölkerung nun endlich die Chance, auf eine gute Art und Weise Geld zu verdienen, was glaube ich eine sehr gute Möglichkeit ist. Es ist unmöglich all die vielen Informationen die uns Jesús erzählte hier wiederzugeben, aber es war so spannend und interessant und vor allem für unser europäisches Gehör fast unglaublich, was hier bis vor kurzer Zeit eigentlich noch los war. Ausserdem wurden wir am Abend dann noch über den Folgetag informiert. Der zweite Tag soll der härteste Tag sein und dementsprechend waren wir extrem motiviert. 🙂 Weckzeit wurde mit 5 Uhr und Abmarsch mit 6 Uhr bekanntgegeben. Und ich sag mal so, die Zeitvorgaben wurden militärisch eingehalten. Wir sind nie auch nur mit einer Minute Verspätung los. Vielmehr wurde schon 10 Min vor dem eigentlichen Zeitpunkt Stress gemacht, dass wir los wollen. Nach dieser Information haben wir uns dann doch recht schnell entschlossen den Abend zu beenden und unsere Betten zu beziehen. Ich glaube ich war schon lange nicht mehr so früh im Bett wie in diesen Tagen. Später als 20:00 Uhr war es glaub ich nie. Aber was soll man auch viel machen? In zwei noch folgenden Camps wurde jeweils um 20:30 Uhr der Strom abgestellt, da ist dann nichts mehr los. Wir haben also unsere Betten bezogen, welche aus Stockbetten bestanden und von Moskitonetzen verhüllt waren. Wir wurden noch informiert, dass wir Nachts nie ohne Taschenlampe unterwegs sein sollen, die Netze über den Betten fest verschlossen halten sollen, keine Rucksäcke am Boden lassen, Schuhe irgendwie aufhängen und vor allem am Morgen die Schuhe richtig fest ausklopfen, um zu schauen, dass ja keine Tiere in den Schuhen sind. Ich muss zugeben ich hab an dieses Thema gar nicht mehr gedacht. Erst als ich im Bett lag und nur von einem Welldach bzw. dem Netz geschützt da lag wurde mir bewusst, was da so alles um einen rum krabbelt. Wände waren in den Camps nur wenige vorhanden so dass die Geräusche des Dschungels eigentlich ungefiltert ins Gehör gingen. Das kann schon etwas nervös machen. Wir wurden gewarnt, dass es doch einiges an Schlangen, Spinnen und Skorpionen gibt und wir sehr vorsichtig sein sollten. Ich war dann zwar früh im Bett aber geschlafen habe ich nicht wirklich viel. Es war alles so ungewohnt und die Luftfeuchtigkeit tat ihr Übriges. Die Matratzen und Kissen waren doch eher etwas feucht und rochen auch dementsprechend. Nicht schlimm, aber einfach ungewohnt und wenn man dann noch schwitzt ist das alles eher unangenehm. Aber irgendwann hat mich auch der Schlaf überrollt und ich hab geschlafen bis wir um 5 Uhr geweckt wurden. Nach kurzem Zähneputzen und Frühstück war wieder Zeit für den Abmarsch. Pünktlich um 6 Uhr ging es los und es standen uns etwas über 20 km bevor. Dazu sollte es zwei mal steil bergauf und entsprechend auch wieder runter gehen. Zum Glück hatte der Regen aufgehört und der Morgen war richtig schön. Die ersten Kilometer gingen recht gut, wenn der Weg teilweise auch noch recht matschig war und wir erreichten unsere erste Pause im Zeitplan. Das waren immer so kleine Unterstände an denen frische Früchte, meist Wassermelone und Ananas gereicht wurde. Ausserdem konnten wir etwas zum Trinken kaufen und die Einheimischen versuchten ihre handgefertigten Arm- und Halsketten zu verkaufen.

Nach unserer kleinen Pause ging es weiter in ein Dorf eines indigenen Volkes. Dort wurden wir vom Dorfvorsteher begrüsst und er erklärte uns ein wenig seine Kultur. So wohnen die Männer und Frauen getrennt, auch gab es stets zwei Kirchen in jedem Dorf. Die Frauen kümmern sich um die Herstellung der traditionellen Taschen, das Essen, das Feuer in der Hütte (der Rauch verhindert die Moskitos und andere Insekten im Dach aus Pflanzen, führt aber dummerweise dazu, dass die Lebenserwartung der Frauen geringer ist als der Männer) sowie um die im Schnitt zehn bis zwölf (!) Kinder. Die Männer hingegen sind eher draussen unterwegs, kümmern sich um den Bau von Häusern, kauen Kokablätter und ganz wichtig pflegen ihren „Poporo“. Das ist ein länglicher Behälter aus einer getrockneten Frucht in dem man Limette und Muschelabrieb mischt und diese Tinktur mittels eines Stocks in seinen Mund befördert, in dem bereits Kokablätter zerkaut warten. Dieses Gemisch sorgt dafür, dass die Männer teilweise mehrere Tage nichts Essen müssen oder Schlafen. Die Nebenwirkungen sind aber auch recht gut sichtbar. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Männer nicht ganz klar bei Gedanken sind. Ausserdem reibt man den Stein mit ebenjenem Saft ein, was zu einer individuellen Gestaltung führt. Der Muschelabrieb sorgt dafür, dass sich im Laufe der Zeit wie ein Stein um den oberen Teil ansetzt. Das bedeutet,. je älter der Poporo ist, desto grösser wird der Stein am oberen Ende. Man sieht die Männer häufig mit dem Stab am Poporo reiben, was eine meditative Art sein soll, um seine Gedanken dem Poporo mitzuteilen. Für die Männer ist es eine Art Tagebuch, was niemand anderes lesen kann, da sie die Notizen nur in Gedanken übertragen. Besitzen und nutzen dürfen ein Poporo nur echte Männer, und das ist man ab ungefähr 15 Jahren. Mit der Übergabe des Poporo erhält der nun junge Mann auch eine Frau, meist so um die 40 bis 50 Jahre alt, welche alleinstehend ist (weil Witwe oder warum auch immer) und sie bringt dem jungen Mann nun das «Leben» bei. Was das nun alles beinhaltet, sei mal dahingestellt, auf Nachfrage meinte der Übersetzer nur, sie bringt ihm «alles und wirklich alles bei – was ein Mann wissen und können muss» Ich lass das einfach mal so stehen. Die beiden bleiben dann ca. 6 bis 12 Monate zusammen und dann darf sich der Mann eine jüngere Frau suchen, die er dann heiratet. Auf der anderen Seite ist es für Mädchen aber das genau gleiche Vorgehen. Auch sie bekommen einen älteren Herrn an die Seite, der ihnen das Leben erklärt. In diesem Fall ist das von der ersten Periode des Mädchens abhängig. Ich möchte hier wirklich kein Urteil fällen, das ist so eine andere Kultur und Weltanschauen, das muss man irgendwie akzeptieren, auch wenn es nicht einfach ist. Die Menschen kennen auch keine Uhrzeit, keine Jahreszeit oder wissen auch nicht wie alt sie sind oder wann sie Geburtstag haben. Das spielt alles keine Rolle. Sie orientieren sich nur an der Natur und den verschiedenen Erntezeiten. Wenn sie Tanzen, dann imitieren sie die Bewegungen von Bäumen, wenn die musizieren, z.B. mit der Flöte, sind es keine Lieder, sondern Laute von Vögeln und beim Trommeln sind es die Laute von Donnern. Ausserdem wird der Poporo als eine Art Ausweis genutzt. Wenn ein Junge diesen bekommt, dann kann er allein in ein anderes Dorf laufen und wird dort direkt akzeptiert. Einen Ausweis, wie wir ihn kennen, gibt es hier nicht. Die Frauen erhalten eine Art Spindel, was für sie der Ausweis ist. Ist schon noch sehr speziell. Wenn sich zwei Männer im Dorf oder auf den Feldern treffen, gibt es eine besondere Art «Hallo» zu sagen. Ein jeder greift in seinen Umhänge-Beutel, nimmt ein paar Kokablätter heraus und steckt diese dem anderen in den Beutel. Gesprochen werden muss dabei nicht, das ist die Art sich zu begrüssen.

Nach diesem eindrücklichen Besuch ging es weiter zum nächsten Camp, wo wir wieder ein tolles Mittagessen hatten. Bevor es Zeit zum Essen war hatten wir aber noch ein paar Minuten um im Fluss noch ein erfrischendes Bad nehmen zu können. Der Vorteil an diesem Camp war, dass wir die letzte Nacht auf dem Rückweg, genau in diesem Camp übernachten werden. Das bedeutete, dass wir ein paar Sachen, welche wir vielleicht zu viel eingepackt hatten hier lassen konnten. Für mich perfekt, weil ich hatte eine lange Hose und eine dünnen Pulli dabei. Das war auf der Packliste des Anbieters erwähnt und ich hab mich beim packen schon darüber gewundert. Es war als Hinweis um besser gegen Moskitos geschützt zu sein, aber ich hab das nicht anziehen können bei der Hitze. Also blieb das zurück und meine Regenjacke. Braucht kein Mensch, weil man wird eh nass. 🙂

Das Essen bestand dieses Mal aus gegrilltem Hühnchen mit Reis und davor sogar noch eine Gemüsesuppe. Das gab nochmal die notwenige Energie für den Nachmittag. Es wartete noch der zweiten Anstieg des Tages auf uns und der hatte es in sich. Trotzdem war es wieder eine eindrucksvolle Natur, welche uns da geboten wurde.

Gegen 16 Uhr erreichten wir dann das nächste Camp und dieses Mal war es eher ein grosses Matratzenlager. Es standen viele Stockbetten neben einander und die verschiedenen Gruppen wurden in einzelne Bereiche zugewiesen. Ich denke mal so ca. 160 Personen war da sicher zum Schlafen angekündigt. Auch im Bereich zum Essen war einiges los. Alle versuchten Kleider zu trocken und hatten diese aufgehängt. Es war völlig für die Katz das Aufhängen, aber es sah gut aus so zwischen all den Klamotten.

Nach dem Essen gab es dann wieder ein kurzes Briefing für den Folgetag, Wecken um 5 Uhr, Abmarsch um 6 Uhr. Danach hat unser Guide wieder seine Bilder und Bücher ausgepackt und uns über die verlorene Stadt informiert. Es waren wieder viele tolle Infos dabei, welche ich mir gar nicht alle merken konnte. Die Stadt bedeckt eine Fläche von ca. 2 km² und besteht aus etwa 200 ovalen und runden Terrassen, die teils durch steile, teils durch ebene Steinwege miteinander verbunden sind, wobei der Höhenunterschied der einzelnen Terrassen bis zu zwölf Meter beträgt. Der heute freigelegte Teil der Stadt liegt zwischen 900 und 1200 m über dem Meeresspiegel. Der Grossteil der Stadt wurde zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert erbaut, wenn nicht manche Teile davon sogar noch früher. Wie viele Menschen in der Stadt einst gelebt haben, kann bis heute nur geschätzt werden. Man geht aber von einer Bevölkerungsgrösse zu Hochzeiten der Stadt von 2’000 bis 8’000 Angehörigen des indigenen Volkes Tairona aus. Diese mussten die Stadt kurz nach der Ankunft der Spanier wegen der Ausbreitung von Seuchen aufgeben. Die Spanier selbst haben trotz des Handels mit den Tairona die Stadt nie betreten.
Erst 1975 wurde die „verlorene Stadt“ durch Grabräuber wiederentdeckt und leider direkt geplündert. Im Anschluss wurde während der Blütezeit (1960–1980) des Hanfs in der Region auf den Plattformen der Stadt Marihuana angebaut. Ein Jahr später entsandte die kolumbianische Regierung eine archäologische Expedition, die die Stadt vor weiterer Zerstörung schützen sollte, nachdem teilweise die Terrassen als Hubschrauberlandeplatz genutzt wurden.

Nach all diesen Informationen sind wir wieder recht früh ins Bett gefallen. Tatsächlich ging hier auch Punkt 20:30 Uhr das Licht aus und wir lagen wieder im Dunkeln. Geschlafen habe ich wieder nicht wirklich viel, aber es war ok.

Der nächste Morgen startete dann etwas früher als vereinbart. Irgendwie sind um 4:45 Uhr schon alle wie angebrannt durch die Betten gerannt und haben alle geweckt. Wieso und weshalb, keine Ahnung. Thema Uhr und Zeit ist auf der Route immer so ein etwas dehnbarer und schwammiger Begriff. 🙂 Egal, kurz Zähne geputzt und ab zum Frühstück. Heute stand der Besuch der verlorenen Stadt auf dem Programm. Von unserem Camp hiess es ca. noch eine Stunde Fussmarsch zu einem Fluss, welcher überquert werden muss und dann sind es nur noch 1’200 Stufen hinauf zum Ziel. Dort sollten wir dann ca. 3 Std. bleiben ehe es wieder auf den Rückweg geht. Wir waren dann auch alle um 5:55 Uhr zum Abmarsch fertig und es ging los, waren wir doch alle sehr gespannt. Das Wetter war super und die Sonne schien schon recht warm. Hat kaum 15 Min. gedauert bis auch das frische T-Shirt wieder komplett nass war. Ein neuer Rekord für mich. 🙂 Der Weg hatte es wirklich in sich und die Vortage stecken doch auch irgendwie in den Knochen. Teilweise mussten wir wieder über Steine und Bretter balancieren um keine nassen Füsse zu bekommen. Das wurde immer wie schwieriger, weil die Knie immer weicher wurden.

Nach etwas weniger als einer Stunde erreichten wir das ehemalige Camp Paradiso. Dieses wurde erst vor ein paar Monaten bei einem Geröllabgang komplett zerstört. Eigentlich hätten wir auch hier geschlafen, aber das ist seitdem nicht mehr möglich. Es waren zum Zeitpunkt des Abgangs Touristen im Camp, welche sich aber zum Glück ausserhalb des Gebäudes aufhielten. Ich weiss nicht genau ob und was passiert ist, aber ich möchte nicht dabei gewesen sein. Das Ganze passierte in der Regenzeit und was da an Wassermassen von Himmel fällt, ist eben doch eine andere Hausnummer.

Für uns hiess aber, dass wir damit fast an der Flussüberquerung angekommen sind. Bis letztes Jahr musste man den Fluss Río Buritaca noch unter Körpereinsatz – das Wasser bis zu den Brustwarzen ragend – durchlaufen. Nun gibt es hier aber eine handbetriebene „Cable Car“, die einen amüsant, bequem wie auch trocken über das Wasser brachte. Sah jetzt eher nach einer Behelfskonstruktion aus, aber ich glaube das bleibt so. 🙂 Und Spass hat es gemacht so über den Fluss zu schweben. Leid taten mir nur die Herren, welche immer an den Seilen ziehen mussten, damit wir alle rüber gekommen sind.

Auf der anderen Seite hiess es dann «nur» noch die 1’200 Stufen bewältigen und wir waren da. Wer auch immer die Stufen gezählt hat, ich glaube ihm kein Wort. Die Stufen sind mal nur 2 cm hoch um dann im nächsten Moment wieder 35 cm hoch zu sein. Auf manche passt nur ein Kinderfuss, auf andere wiederrum passte mein ganzer Fuss. Dazu war das Ganze noch so unfassbar steil, das es mehr an eine Leiter als eine Treppe erinnerte. Nach den ersten Stufen brannten wirklich alle Muskeln in den Beinen und ich hab das ganze Abenteuer so richtig verflucht.

Aufgeben war jetzt aber auch keine Option mehr, also hiess es weitermachen und nach weiteren knapp 20 Min. waren wir am Ziel. Wir hatten das Ortsschild der verlorenen Stadt erreicht. Das Schild hängt an einem kleinen Häuschen in dem die Parkmitarbeiter ihr Büro haben. Ausserdem ist hier ab und an Militär anzutreffen. Nachdem im Jahr 2003 ein paar Touristen auf dem Weg zur Stadt entführt worden sind patrouillieren diese hin und wieder hier. Das Ganze ist in den Jahren aber immer sicherer geworden und seitdem gab es auch keinen Zwischenfall mehr. Was wir auch schon direkt am Ortsschild festgestellt haben, die Stadt hat heute noch Hunderttausende von Einwohnern. Und ich meine damit Moskitos. Es war unfassbar wie viele davon plötzlich überall am Körper sassen und einen genüsslich gestochen haben. Ich bin nicht mehr hinterher gekommen mich mit Spray einzusprühen, so oft wurde ich gestochen. Schon direkt vom Eingang aus konnte man die berühmten Ovale und Kreise erkennen. Es war ein besonderes Gefühl nach all den Anstrengungen hier zu sein.

Hinter dem Eingang gab es ausserdem auch direkt die ersten Highlights der verlorenen Stadt zu besichtigen. Unter anderem sieht man noch alte Steine, welche damals genutzt wurden um etwas zu zermahlen. Ausserdem gibt es einen grösseren Steinbrocken, an welchem ich eigentlich direkt vorbei gehen wollte. Erst nach Aufforderung unseres Guides schauten wir diesen genauer an. Der Stein beinhaltet tatsächlich wie eine Karte. Man erkennt verschiedene Rillen, welche zum Einen die vorhanden Flüsse in der Region darstellen, zum anderen aber auch grössere Spalte, welche die Landschaft wie in drei verschiedene Höhenregionen unterteilen. Im Prinzip ist der Stein das Google-Maps der indigenen Bevölkerung gewesen. 🙂 Ich fand das Ganze mega interessant. Wobei auf die grosse Freude auch direkt die Ernüchterung erfolgte. Die bezwungenen 1’200 Treppen waren bei Weitem leider noch nicht alles. Auch die Stadt selber ist noch über viele Treppen miteinander verbunden, welche es noch zu besteigen galt.

Beim weiteren Aufstieg haben wir gelernt, dass jedes freigelegte Oval oder Kreis eine Nummer von der Universität in Bogota bekommen hat. Ausserdem wird jede Ausgrabung bis ins Detail fotografiert und dokumentiert. Der Grund ist, dass teilweise noch immer grosse Bäume in mitten der Kreise stehen. Wenn diese irgendwann mal absterben oder umfallen, werden die Wurzeln die Kreise beschädigen. Um dann wieder alles aufbauen zu können und noch genau zu wissen, welcher Stein wohin kommt, ist diese ausführliche Dokumentation sehr wichtig. An einer Stelle konnten wir zuschauen, wie aktuell ein Kreis restauriert wird. Das ist schon eine Aufgabe für sehr geduldige Menschen – ich wäre, wie schon als Schiffsmann, absolut falsch in dem Job. 🙂

Dann war es aber nicht mehr weit und endlich konnten wir von oben den bekannten Blick über die verlorene Stadt werfen. Es war gar nicht so einfach Bilder zu machen, auf denen keine anderen Touristen mit drauf sind. Da aber alle Gruppen mehr oder weniger zur gleichen Zeit da waren, muss man einfach ein wenig warten, bis keine weiteren Gruppen mehr nach kommen und man den Ausblick wirklich geniessen kann.

Da so ein Aufstieg ja doch auch wieder hungrig macht, gab es zur fantastischen Aussicht noch einen kleinen Snack. Wir wurden mal wieder reichlich mit frischen Früchten (Ananas, Wassermelone und Mango) sowie kleinen Schokoladenriegel eingedeckt. Tat tatsächlich sehr gut um die Energie wieder ein wenig aufzufüllen. Immerhin hatten wir jetzt erst die Hälfte unserer ganzen Wanderung geschafft. Nachdem wir die Aussicht genossen hatten, ging es noch zu zwei weiteren Spots, welche für die Stadt eine sehr grosse Bedeutung haben. So hat man einen Felsen gefunden, in welchem erkennbar ist, wie die Menschen damals vorgegangen sein müssen, als die die einzelnen Blöcke für die Stufen und Kreise aus dem Fels geschnitten haben. Es war eine Mischung aus Sägen und der Unterstützung von Feuer. Ausserdem konnte man beim Hinunterlaufen noch diverse andere oder weniger bekannte Stellen der Stadt sehen, welche aber genau so eindrücklich waren.

Den letzten Aufenthalt hatten wir in einem kleinen Dorf von einem indigenen Stamm, welcher noch immer in der verlorenen Stadt wohnt. So konnten wir ein paar Bilder mit dem Vorsteher machen und dieser verkaufte uns noch ein paar Armketten, welche anscheinend Glück bringen sollen. Ich habe mal eines gekauft und auch eines für Corinne mitgenommen. Wollte der Herr doch nur rund 50 Cent für ein so ein Armband haben. Wir konnten das Dorf noch ein wenig anschauen und sehen wie die Menschen leben und was sie anbauen. Natürlich auch hier wieder ganz vorne mit dabei Coca-Sträucher, aber auch sehr viele Bananen und anderes Obst.

Nachdem wir die verlorene Stadt für ca. 3 Std. wirklich ausführlich genossen hatten, ging es wieder runter Richtung Fluss. Langsam wurde uns bewusst, was da jetzt noch auf uns zukommt. Mir kam wieder die Entfernung von 45 km in den Sinn, von welchen ich am Anfang ausgegangen bin. Ein Blick auf meine Uhr und laut meinen Gefühlen in den Beinen, war ich mir aber sicher, das haut absolut nicht hin. Ich hatte da etwas falsch verstanden. Aber was soll man machen, irgendwie muss ich ja wieder zurück.

Nachdem alle wieder gesund unten angekommen sind und wir heile über den Fluss gebracht wurden, ging es los, mit dem gleichen Weg zurück. Auf den ersten Kilometern konnte ich noch ein paar Bilder machen, dann mussten wir leider leidvoll erfahren, wie schnell sich das Wetter hier ändern kann. Am Morgen hatten wir ja strahlend blauen Himmel, jetzt zogen dicke und dunkle Wolken auf.

Nachdem wir unser letztes Nachlager erreicht hatten, gab es noch ein kurzes Mittagessen und wir schnappten unsere Rucksäcke, welche wir hier zwischen gelagert hatten. Dann entluden sich die dicken Wolken recht bald in Form eines heftigen Regenschauers. Innerhalb von Sekunden waren wir völlig durchnässt und die Schuhe versanken im Schlamm. Daher hat es auch nur Minuten gedauert und auch in meinen «wasserfesten» Schuhe stand das Wasser. Tolles Gefühl kann ich sagen, vor allem weil ich wusste, auch wenn wir das heute bis zum Camp geschafft haben, die Schuhe werden auch morgen nicht trocken sein. Das ist dann schon wahre Vorfreude. 🙂 Wir hatten dann noch ca. 3 Stunden bis wir unser Nachtlager erreichten. Dieses Nachtlager war das selbe Lager, an welchem wir gestern Mittagspause gemacht hatten. Leider war es aber aufgrund des Regens nicht möglich, nochmal ein Bad im Fluss zu nehmen. Dieser hatte sich in den Stunden mit dem Regen zu einem reissenden Fluss entwickelt, was viel zu gefährlich geworden wäre. Das Camp an sich ist aber recht neu und sehr schön eingerichtet. Auch gibt es genügend Duschen und sogar Toiletten, welche man abschliessen kann. Hatten wir bis dahin auch nicht so viele. 🙂 Hier angekommen hiess es dann erstmal schauen, was noch alles Trockenes im Rucksack ist. Ich war optimistisch, hatte ich doch ein Regenschutz über dem Rucksack und alle meine Kleider noch zusätzlich in Müllsäcke eingepackt. Das war auch eine recht sinnvolle Entscheidung, den wie ich feststellen musste, konnte ich meinen Rucksack umdrehen und Wasser daraus ausleeren. Das war nicht was ich geplant hatte, aber ok. Irgendwie ist Wasser zwischen Regenschutz und Rucksack gelaufen und hat sich über den Boden des Rucksack nach innen vollgezogen. Hurra, ein Lob auf die Mülltüten, damit hatte ich zumindest noch ein trockenes T-Shirt. Hier musste ich dann auch wieder das Zeug, welches ich gestern hier gelassen hatte, wieder verstauen. Damit war der Rucksack wieder komplett und vor allem schwer. 🙂

Nachdem wir zumindest wieder trockene Kleidung an hatten, ging es auch schon wieder zum Abendessen. Zu Feier des Tages gab es zuerst eine grosse Portion Popcorn und Kaffee und wir konnten den erlebnisreichen Tag erstmal ein wenig verarbeiten. Es war ein langer und wirklich harter Tag, aber auch gespickt mit so vielen tollen Erlebnissen, das werde ich so schnell nicht vergessen. Das Abendessen dann war wieder super und wir genossen noch ein wenig den frühen Abend. Einen späten Abend habe ich auf der Wanderung nicht erlebt. Und auch heute gingen die Generatoren wieder um 20:30 Uhr aus, so dass jeder vorher im Bett lag. Nichts für mich, weil ich so früh einfach nicht schlafen kann. Und so ohne Strom und Licht ist das doch recht langweilig. Aber auch ich bin dann irgendwann zufrieden aber fertig eingeschlafen.

Der nächste Morgen startete wie mittlerweile gewohnt wieder mit Wecken um 5 Uhr und Abmarsch um 6 Uhr. Es war unser letzter Tag und gegen 13 Uhr wollten wir am Ausgangspunkt sein. Klingt einfach, lagen aber doch nochmal knapp 20 km vor uns und vor allem 2 Anstiege und Abstiege, wovon allein der zweite Abstieg rund 1.5 Stunden dauern soll. Am Vorabend wurden wir informiert, dass wir von diesem Camp aus unsere Rucksäcke mit Maultieren zum Ausgangspunkt bringen lassen können und dass es ca. 2 Stunden vor dem Ziel eine Stelle gibt, ab welcher man mit Motorrädern den Rest zurückfahren kann. Beides sollte aber um die 7 Euro kosten, was es mir absolut nicht wert war. Ich bin so weit gekommen, da wollte ich den Rest auch noch schaffen. Das Thema Maultiere und auch die Motorräder sind so eine Sache. Auf den ersten Kilometern versorgen die Motorräder die einzelnen Verkaufsstände und fahren die Touristen, welche sich einen Teil der Strecke sparen möchten. Ausserdem werden die Einheimischen, welche nicht unbedingt alles Laufen wollen transportiert. Das ist dann teilweise doch recht nervig, wenn man auf den schmalen Wegen noch von rasenden Motorrädern überholt wird. Da kommt nicht unbedingt Wanderromantik auf. Auch das Thema mit den Maultieren ist wirklich kontrovers. Ich verstehe, dass die Tiere benötigt werden um das Material in die Camps zu bringen. Trotzdem tut es in den Augen weh, wie diese Tiere teilweise behandelt werden und auf welchen Strecken diese Laufen müssen. Auch für die Wanderer ist es dann unangenehm wenn wieder ein paar Maultiere kommen, weil der eh schon matschige Weg dann nochmal so richtig umgepflügt wird und all die Hinterlassenschaften der Tiere ist eben auch nicht so angenehm. An manchen Stellen war ich froh, bin ich nicht ausgerutscht, weil das wäre eine volle Landung im Mist der Maultiere gewesen. Muss ich nicht haben. Aber zurück zur Wanderung des letzten Tages. Pünktlich um 6 Uhr ging es los und das Wetter war wieder richtig gut. Die Sonne schien, was unglaublich half, damit zumindest der Rucksack wieder ein wenig trocknete. Der Weg hingegen war noch immer voller Matsch und teilweise war es sogar so, dass bei einem falschen Schritt das Wasser oben in die Schuhe gelaufen ist. Ok, war nicht ganz so schlimm, Schuhe haben über Nacht nicht getrocknet und waren noch immer nass. 🙂

Die Wanderung verlief aber erstaunlich gut. Hatten wir doch schon drei anstrengende Tage in Beinen. Aber irgendwie lockte das Bier, welches wir uns für die Rückkehr versprochen hatten. 🙂 Wir sind richtig gut voran gekommen und konnten unterwegs die Aussicht geniessen. Wir machten noch einen kurzen Stopp, an welchem es wieder frisches Obst gab und dann noch einen in unserem ersten Nachtlager. Dort gab es nochmal ein kleines Stück Kuchen und einen Saft. Mit dieser Energieauffrischung sollten wir bis zum Schluss durchhalten. Nach diesem Camp ging es noch ein letztes Mal steil nach oben, ehe wir dann die Stelle für die Motorräder erreichten. Jetzt wussten wir, ab jetzt geht es nur noch bergab. Aber das war jetzt doch auch gar nicht mehr so einfach, die Knie taten doch richtig weh. Also bin ich einfach ein wenig langsamer gelaufen, aber das Ziel wollte ich erreichen. Unterwegs haben wir an einer recht merkwürdigen Stelle sogar noch ein Fussballfeld entdeckt. Das gibt es also wirklich auf der ganzen Welt und auch an den entlegensten Stellen. Wobei ich glaube das auf diesem Platz schon länger nicht mehr gespielt wurde.

Gegen 12:30 Uhr war es dann tatsächlich so weit. Wir waren ganz kurz vor unserem Ziel. Da wir aber als Gruppe gestartet sind, hab ich, zusammen mit noch ein paar Anderen, auf die Letzten der Gruppe gewartet. Ich finde, wenn man so etwas als Gruppe beginnt, dann beendet man es auch als Gruppe. Unser Übersetzter hat das nicht so gesehen, sondern ist mit zwei anderen schon im Restaurant gesessen, als wir angekommen sind. Nun ja, der Herr konnte recht gut übersetzen, seine Fähigkeiten als Motivator lass ich jetzt aber mal unkommentiert. Hatte da etwas mehr erwartet. Aber egal, wir als der Rest der Gruppe, hatten unsere Freude und haben die letzten Meter gemeinsam sehr genossen. Im Ziel angekommen, gab es erstmal ein grosses High-five, denn wir hatten es geschafft. Und zur Feier des Tages, gab es auch direkt ein Bier. Ok, ich gebe es zu, ich hab direkt zwei bestellt, damit ich auch in jeder Hand eines halten konnte. War ein reiner Sicherheitsgedanke, weil ich wollt ja nicht umfallen. 🙂 Selten hat ein Bier aber so gut geschmeckt, das muss ich sagen. Wir haben dann noch unser Mittagessen bekommen und allmählich realisierten wir, was wir geschafft hatten. Nochmal zurück zu den 45 km, welche ich gedacht habe, dass wir laufen. Das war komplett falsch. In Summe waren es um die 80 km, welche wir zurückgelegt hatten. Keine Ahnung ob es geplante 45 Meilen waren plus die Kilometer durch die verlorene Stadt oder was auch immer der Fehler war. Hätte ich es vorher gewusst, ich weiss nicht ob ich es gemacht hätte. 🙂 So konnte ich es eh nicht mehr ändern, war bzw. bin dafür aber auch ein wenig stolz was ich geschafft habe. Am Ende waren es für Tag 1 rund 12.5 km, für Tag 2 rund 24 km, Tag 3 rund 23 km und für Tag 4 nochmal rund 22 km. Da kommt dann doch eine ganze Summe zusammen. 🙂

Nach dem Essen hiess es dann auch sich zu verabschieden von der Gruppe. Wir wurden mit verschiednen Jeeps zurück in die Stadt gebracht. Die Fahrt war dann auch eher ruhig, weil jeder mit der Müdigkeit kämpfte und sich glaub jeder nur noch auf eine ausgiebige Dusche freute.

Fazit: Die Wanderung ist wirklich ein Erlebnis und die verlorene Stadt ein Highlight, welches man sehr empfehlen kann. Ich habe es ganz sicher nicht bereut, werde es aber glaub ich, auch kein zweites Mal mehr machen. 🙂 Neben den Anstrengungen ist das Thema mit den Motorrädern und den Maultieren schon so eine Sache und ob es sinnvoll ist, all das Essen usw. nur für ein paar Touristen in den Dschungel zu karren. Auf der anderen Seite ist der Tourismus für die Menschen endlich eine Möglichkeit Geld zu verdienen, abseits vom Anbau von Drogen. Da ist das doch die deutlich bessere Idee. Und ja, die Wanderung kostet ein Haufen Geld, welches teilweise aber auch den Menschen zu Gute kommt. Auch die indigenen Völker haben etwas davon, zumindest investiert der Anbieter, bei welchem ich gebucht habe, einen Teil des Umsatzes in die Bildung der Kinder. Wir haben die Schulen, welche bereits gebaut wurden gesehen, und Bildung schadet ja grundsätzlich nicht. Ich finde es einfach nur wichtig, dass die Touristen, welche sich für die Wanderung entscheiden bewusst sind, in welche Region sie laufen und wem dieses Land eigentlich gehört. Da gehört es für mich einfach dazu, dass man Respekt vor den Menschen hat, auch wenn man ihre Weltanschauung nicht versteht oder nicht gut heisst. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, machen wir mit unserer Weltanschauung immer alles korrekt und richtig? Ich weiss es nicht…. Ich fand es einfach extrem spannend und freu mich darüber, dass ich mal wieder etwas Neues gesehen und gelernt habe.

Kolumbien: Karibikküste

Wie im letzten Beitrag geschrieben sind wir nach unserem Segelabenteuer gut in unserem Hotel angekommen. Leider waren wir für den Check-in viel zu früh dran und das Hotel liegt zwar am Strand, aber doch etwas ausserhalb der Stadt. Daher haben wir uns entschieden, einfach zuerst an der Hotelbar eine kalte Cola zu trinken und sind dann zum Mittagessen in das Restaurant des Hotels gegangen. Ehrlich gesagt waren wir auch nicht wirklich in Stimmung für andere grosse Unternehmungen. Der Trip lag uns doch noch in den Knochen und da wir seit 5 Tagen nicht gross geduscht hatten, war unser Anblick oder auch Geruch glaub auch nicht so toll. 🙂 Nachdem wir die Zeit mit Cola und Essen dann sinnvoll überbrückt hatten, hat es auch mit dem Zimmer geklappt und der erlösenden Dusche stand nichts mehr im Weg. Das war tatsächlich ein herrliches Gefühl, endlich mal wieder richtig sauber zu sein. 🙂 Den Nachmittag haben wir dann nur genutzt, um uns auszuruhen und unsere Rucksäcke wieder umzupacken und alles zu verstauen. Da wir ja schon eine Kleinigkeit zum Mittagessen hatten, war das Abendprogramm auch sehr kurz. Wir sind nur in ein naheliegender Restaurant gegangen und haben dort eine Kleinigkeit gegessen ehe wir wieder ins Hotel gelaufen sind und erschöpft ins Bett gefallen sind.

Der erste volle Tag in Kolumbien, wir können es noch immer nicht ganz fassen, dass wir sind. Wir hatten das Land nie auf unserer Liste, weil wir es immer für zu gefährlich hielten oder was auch immer. Wir haben aber jetzt auf der Reise so viel Gutes gehört, daher machen wir uns jetzt ein eigenes Bild. Aber zurück zum eigentlichen ersten Tag. Wir haben uns entschieden, dass Frühstück im Hotel zu testen und anschliessend in die Stadt zu laufen. Wie gesagt liegt unser Hotel ca. 1.5 km ausserhalb der Altstadt, wo sich die meisten Touristen aufhalten. Da es aber immer entlang einer breiten Strasse geht, machen wir uns da keine Sorgen, sondern sind wohl gelaunt einfach mal losgelaufen. Was wir sehr schnell bemerkten, es ist nicht immer ganz einfach zu laufen. Mal hört der Gehweg einfach auf, dann kommt wieder ein tiefer Graben oder ein Loch im Boden usw. Man muss also tatsächlich aufpassen wohin man tritt. Auch das überqueren einer Strasse ist nicht ganz einfach. Selbst wenn es eine Fussgängerampel hat, welche grün zeigt, heisst es nicht, dass die Autos anhalten. Also immer schön warten und schauen. Wir haben es aber gut in die Stadt geschafft und was uns da erwartete war genial. Die Altstadt von Cartagena ist sehr bekannt für ihre bunten Häuser. Wie bunt und toll diese aber sind, konnten wir uns nicht in der Form vorstellen. Es hat tierisch Spass gemacht einfach durch die Gassen zu schlendern und sich treiben zu lassen. Manchmal sind wir an einer Stelle zweimal durch und haben es nicht direkt bemerkt, weil man immer etwas Neues gesehen hat. Eine wichtige Funktion hatte unser Walk in die Stadt aber auch. Wir mussten dringend ein paar sehr streng riechende T-Shirts und Shorts in die Wäscherei bringen. Dabei haben wir auch gelernt, der 15. August ist auch in Kolumbien ein Feiertag und zumindest kleine Läden haben geschlossen. So war es dann auch, dass die erste Wäscherei geschlossen hatte. Wir sind dann aber einfach weiter zu einer anderen und diese befand sich mehr oder weniger in einem kleinen Wohnhaus. Wir konnten durch eine Gittertüre sehen, dass gerade noch jemand versucht Wäsche abzugeben und haben uns dann einfach auch bemerkbar gemacht. Hat geklappt, die Dame hat ihr Kochen unterbrochen und auch unsere Wäsche in Empfang genommen. Abholen können wir sie aber erst am Folgetag, was aber nicht schlimm ist. Haben ja noch was. Danach ging es dann weiter mit dem Rundgang unterbrochen von einem frischen Fruchtsaft und einem Kaffee. Muss ja auch mal sein.

Da es gegen Nachmittag immer dunkler am Himmel wurde, haben wir uns entschieden wieder unser Hotel anzusteuern. Davor haben wir aber noch kurz die historische Stadtmauer besucht und dabei noch den grandiosen Blick auf die Stadt und das Meer genossen. Es gab so viele tolle Gebäude zu bestaunen und wir sind sogar noch an einem Markt vorbei, welcher wie in Bögen in die Stadtmauer integriert ist.

Dies alles ist uns dann wettertechnisch fast zum Verhängnis geworden. Wir haben es tatsächlich riskiert, trotz Donner, noch zu Fuss zu gehen und etwas zu trödeln, was aber perfekt aufging. Kaum waren wir am Ziel, hat es angefangen zu schütten wie aus Eimern. Daran werden wir uns wohl auch in Kolumbien gewöhnen müssen. Wir haben uns dann ein wenig ausgeruht und mal geschaut, was wir in den nächsten Tagen und Wochen so alles machen können. Am Abend sind wir dann kurz zu einem Sushi-Restaurant gelaufen und haben eine Kleinigkeit gegessen. Der Weg war nicht unbedingt lang, aber sehr nass. Es hat noch immer geregnet und die Autos fuhren durch richtig tiefe Wasserlachen. Da hiess es teilweise aufpassen und den richtigen Moment zum Weiterlaufen abwarten, um nicht geduscht zu werden.

Dann war schon wieder Dienstag und unser zweiter Tag stand an. Irgendwie hatten wir aber beide die Nacht nicht so gut geschlafen und waren nicht ganz fit. Wir sind dann nur los um einen Kaffee zu trinken und ein kleines Sandwich als Frühstück einzuwerfen. Den Rest des Vormittags bzw. Nachmittags haben wir genutzt, um wieder an unserer Homepage und unserem Instagram Account zu arbeiten. Wir sind da aber ein gutes Stück weitergekommen und irgendwie macht es richtig Spass, wenn man an den aktuellen Sachen arbeiten kann. Schlimm wird es immer dann, wenn wir im Rückstand sind und versuchen müssen, alles wieder aufzuarbeiten. Daher war der Tag sehr sinnvoll genutzt. Am späten Nachmittag hiess es dann aber wieder die Schuhe schnüren und in die Stadt laufen. Immerhin wartete unsere Wäsche auf uns und ein leckeres Abendessen haben wir uns auch verdient. Das mit der Wäsche war dann noch so eine Sache. Wir haben zwar die von uns abgegebene Tasche erhalten, der Inhalt war aber nicht unsere Wäsche, sondern die von jemandem anderem. Also ging die Suche nach der Tasche mit unserem Inhalt los. Die Dame hat das aber recht schnell gefunden und dann ging das umpacken los. Bei Ausräumen der falschen Wäsche aus unserer Tasche ist mir aber aufgefallen, die Socken kommen mir bekannt vor, da sind meine. Und jetzt wurde es dann doch etwas spannend, weil jetzt doch nicht nur die Taschen falsch waren, auch der Inhalt war etwas überschneidend. 🙂 Und wir hatten keinen Plan, was wir alles abgegeben haben. Wir haben dann so gut es geht in sämtlichen Taschen in der Wäscherei geschaut was uns alles bekannt vorgekommen ist und das dann in unsere Tasche gepackt. Die Schlussinventur hat dann ergeben, eine kurze Hose von Corinne fehlt tatsächlich. Diese war nicht sehr teuer, aber sie hat diese erst in Panama City gekauft. Hat es also nicht sehr lange überlebt. 🙂 Der Dame war die Sache sehr unangenehm und sie wollte über die Nacht nochmal suchen und die Kunden, welche ihre Wäsche bereits abgeholt hatten kontaktieren. Wir sollen uns am Folgetag nochmal melden. Das Abendessen war dann ein etwas untypisches Festmahl für die Region. Wir haben uns einen Kebab geholt und diesen genüsslich verhaftet. War zwar nicht ganz so gut wie der Döner in Solothurn, aber auch gut. Vor allem hatten wir noch eine sehr leckere Portion Humus als Vorspeise, so dass wir den Laden mit vollem Bauch und geschontem Geldbeutel wieder verlassen haben. Der Rückweg bei Nacht zum Hotel war dann wieder eine kleine Herausforderung. Die Löcher in den Gehwegen sind nämlich bei Nacht nicht unbedingt leichter zu sehen dafür gleich deutlich zu spüren wie am Tag. 🙂 Aber wir haben es geschafft und sind früh ins Bett.

Am nächsten Tag, Mittwoch, hatten wir uns mal wieder ein wenig Kultur vorgenommen. Wir sind früh aufgestanden und direkt losgelaufen um in die Stadt zu kommen. Auf ein Frühstück hatten wir verzichtet, weil Corinne in einem Waffel-Restaurant ein späteres Frühstück nehmen wollte. Laut Internet öffnet das Lokal um 11.30 Uhr und so hatten wir etwas Zeit für Besichtigungen davor. Also gab es nur einen Kaffee «to-go» unterwegs und wir sind weiter. Unser erster Stop war in einem kleinen Park, welcher noch recht schön war. Aber schon seltsam mit wie hohen Zäunen hier selbst ein Park eingezäunt wird. Dafür gab es jede Menge Mitarbeiter der Stadt, welche sich um die Pflege und Sauberkeit im Park kümmerten.

Danach ging es dann weiter zum Castillo de San Felipe de Barajas, einer alten Festung aus dem 15. Jahrhundert, welche zum Schutz der Stadt errichtet wurde. Genau genommen wurde die Festung 1536 erbaut und befindet sich auf dem San-Lázaro-Hügel in strategischer Lage, von wo aus die Zufahrt zur Stadt auf dem Land und dem Seeweg überwacht werden konnte. Ursprünglich war sie als Castillo de San Lázaro bekannt. Gebaut wurde das Ganze von afrikanischen Sklaven unter spanischer Aufsicht während der Kolonialzeit. Die Festung war zwischen dem späten 17. und dem frühen 19. Jahrhundert in mehrere Schlachten zwischen europäischen Eroberern verwickelt. Die Befestigung besteht aus einer Reihe von Mauern, die im unteren Bereich sehr breit sind und zur Brüstung nach oben hin dünner werden. Der Aufbau ergibt beeindruckendes Muster von Bunkern innerhalb der Festung. Die Kanonen und Brüstungen schützen sich gegenseitig, so dass es praktisch unmöglich ist, eine Kanone einzunehmen, ohne das gesamte Verteidigungssystem zu zerstören. Ein weiteres Merkmal der Anlage ist der grosse Eingang und ihr komplexes Tunnellabyrinth im inneren der Mauern. Es handelt sich um einen der beeindruckendsten Verteidigungskomplexe der spanischen Militärarchitektur. In der heutigen Zeit kann man einfach einen herrlichen Blick auf die Stadt und das Meer geniessen. Wir waren recht froh, sind wir schon so früh los. Zum einen waren noch wenig Touristen da und zum anderen war es schon recht heiss, aber nicht so heiss wie es an dem Tag noch werden sollte.

Nachdem wir die Festung ausgiebig angeschaut und fotografiert hatten, zog es uns in einen ganz speziellen Teil der Stadt. Nämlich in den Stadtteil Getsemani. Dieser ist sehr bekannt für Graffiti an den Wänden, natürlich in schön, und seine Strassen, welche mit Fahnen, Regenschirmen oder Wimpeln überspannt sind. Es gibt viele Bars und Ateliers in welchen sehr schöne Gemälde verkauft werden und man den Malern auch bei der Arbeit zuschauen kann. Wir haben uns sehr wohl gefühlt und sind einfach durch die Strassen gezogen und haben die Stimmung aufgesogen.

In der Zwischenzeit hat sich aber doch der Hunger gemeldet und wir sind zum geplanten Waffel-Restaurant für unser Frühstück. Übrigens eine Empfehlung von unserer lieben Juliana. Dort angekommen haben wir gemerkt das hier etwas nicht stimmt. Es gab zwar Leute im Restaurant aber die waren alle beschäftigt und auch sonst wirkte alles wie zu. Also haben wir mal gefragt und als Antwort gab es, Restaurant öffnet um 14 Uhr. Ok, das war blöd, weil Hunger und Durst. Also Plan B, einfach mal ins nächste Café und dann mal schauen. Wir haben dann ein gemütliches Plätzchen gefunden und einen tollen Eiskaffee genossen. Da es in dem Café schön kühl war, sind wir ein wenig länger sitzen geblieben. Irgendwann haben wir uns entschieden, dass wir nochmal ein wenig durch die Stadt laufen und dann um 14 Uhr nochmal einen Anlauf nehmen. Also, wir bezahlt und raus aus dem Café und um die nächste Ecke gelaufen. Und was sehen wir, das Waffel-Restaurant war offen und Leute haben sich den Magen gefüllt. Unfassbar, es war gerade mal 13 Uhr und der Laden fast voll. Also Internet hatte keine Ahnung und die Mitarbeiter auch nicht, wann der Laden aufmacht. Vielleicht ist das immer so von der Tagesform abhängig, wer weiss. 🙂 Uns aber egal, weil noch immer Hunger und daher sind wir direkt rein und haben unser Frühstück/Mittagessen genossen. War recht lecker und hat sich gelohnt der Aufriss.

Nach dem Essen ging es dann noch ein wenig weiter durch die Stadt und nochmal Richtung Stadtmauer und Altstadt, was wir ja vorgestern eigentlich schon gesehen haben. Im November 1984 wurde die ummauerte Altstadt von Cartagena von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und daher lohnt sich auch ein zweiter Durchgang alle mal. Trotzdem sind uns auch wieder jede Menge neuer Sachen aufgefallen und das Wetter war eben auch deutlich besser. Wir mussten uns keine Sorgen vor Gewitter machen, eher vor einem Sonnenstich. Wir haben tatsächlich immer die Strassenseite gewechselt wenn auf der anderen Seite mehr Schatten war. 🙂

So sind wir dann noch einige Zeit rumgelaufen, haben noch Bilder gemacht und die Zeit genossen. Gegen späteren Nachmittag ging es dann zurück zum Hotel da wir noch unsere Busfahrt für morgen organisieren mussten. Es steht mal wieder ein Reisetag nach Santa Marta auf dem Program und sämtliche Versuche die Tickets von unterwegs via Handy zu kaufen sind fehlgeschlagen. Was für ein Ärger das immer ist wenn das nicht klappt. Die Systeme sind einfach meist eher für lokale Personen und Dokumente ausgelegt. Da kann es dann sein das eine Passnummer oder benötigte Ländervorwahl das Ganze etwas verkompliziert. Ausserdem mussten wir auch noch ein Hotel buchen, da wir doch nicht auf der Strasse schlafen wollen. Also noch einiges zu tun gehabt und daher der Weg zurück ins Hotel. Angekommen im Hotel haben wir das Ganze dann erledigt und unsere Rucksäcke gepackt. Irgendwie hat das Segeln unserem Zeug nicht gut getan. Ich hab das Gefühl unsere Kleider und alles wurde grösser. Oder unsere Rucksäcke sind auf dem Meer eingegangen. Egal wie rum, es war harte Arbeit alles wieder zu verstauen. Irgendwas ist komisch, aber darum kümmern wir uns dann später. Immerhin haben wir es nach einigen Versuchen geschafft alles zu verstauen. Da wir beide noch satt sind vom Mittagessen haben wir beschlossen den Abend im Zimmer zu verbringen und die Zeit zu nutzen und alles zu buchen. Vielleicht noch ein Nachtrag zur vermissten Hose. Ich habe mit der Dame noch WhatsApp geschrieben und sie hat tatsächlich geantwortet. Leider mit einem negativen Ergebnis, die Hose bleibt verschwunden. Sie hat aber tatsächlich angeboten die Hose zu ersetzen oder eine neue zu nähen wenn wir ein Foto haben. Ich habe dann gemeint, dass es ok ist und ja passieren kann. Sie meinte daraufhin, dass ihr das noch nie passiert ist und Gott soll uns segnen. Hoffen wir doch mal, dass es was bringt.

Der folgende Tag, Donnerstag, war dann tatsächlich unser Reisetag nach Santa Marta. Wir sind bei Zeiten aufgestanden und haben unsere Sachen verstaut und unsere Rucksäcke aufgezogen. Unser Plan war mit einem UBER zum Busterminal zu fahren. Hat dieses Mal ein wenig länger gedauert, irgendwie ist das nicht so gefragt in der Umgebung. Wobei ich kann es etwas verstehen, weil die Fahrt dauert ca. 25 Min und am Ende bezahlt man 4 Euro dafür. Wir haben es dann mit einem Premium-UBER versucht was das Doppelte kostet, in dem Fall aber ein normales Auto war. Und schon hat es funktioniert. Haben wir eben 8 Euro bezahlt, was aber immer noch ok war. Wir sind bei unserer Fahrt ein wenig einen Umweg gefahren und haben dabei das Cartagena abseits der grossen Touristengebiete kennen gelernt. Das ist dann schon nochmal eine andere Hausnummer und wirklich nicht so schön. Das Ganze sind dann eher wie so Township, Haus an Haus bestehend aus Wellblech, teilweise Stein und was die Menschen eben so alles finden. Stimmt einen dann schon wieder sehr nachdenklich und man realisiert, wie gut es uns eigentlich geht. Wir reisen hier einfach durch die Welt und können uns all die wundervollen Sachen anschauen von denen die Menschen, welche hier leben, wohl noch nie etwas gehört haben. Oft fragt man sich, wie man helfen kann, aber ich denke, das ist ein Fass ohne Boden und irgendwie schon traurig. Wir sind dann, wie geplant, eine Stunde vor der Abfahrt am Terminal gewesen und wollten dort noch etwas frühstücken. War aber alles nicht so wirklich ansprechend oder dann eben wieder das grosse Frühstück mit Reis und so weiter und das wollten wir nicht. Daher gab es dann nur zwei nicht definierbare Teilchen von einem Stand, welche zuerst süss, dann salzig geschmeckt haben und dann hat man Käse gefunden. 🙂 Keine Ahnung was das war, aber wir hatten zumindest etwas im Magen. Geplant war, dass unser Bus um 10:45 Uhr abfährt, was natürlich nicht ganz geklappt hat. Es wurde tatsächlich 11:35 Uhr bis wir los sind, was aber nicht schlimm war. Wir haben ja Zeit. Lustig war auch, dass am Tag ca. 12 Busse die Strecken machen, also nur von dem Anbieter mit dem wir unterwegs waren. Normalerweise brauchen die Busse zwischen 5 Stunden und 5.5 Stunden. Der Bus um 10:45 und 11:45 Uhr soll es laut Fahrplan jeweils in 4 Stunden machen. So viel Vorweg, auch das hat nicht geklappt. Nach der Abfahrt sind wir noch ein Stück durch Cartagena gefahren, ehe es dann doch recht ländlich wurde. Aber die Natur und die Landschaft sind auch in Kolumbien wirklich ein Highlight. Das sah schon alles sehr schön aus. Irgendwann hat der Bus dann in einem kleinen Dorf gehalten und ein Herr ist zugestiegen, welcher ein paar süsse Teile verkaufen wollte. Ich glaube die Fahrer lassen immer manche zusteigen, weil sie das erste Stück gratis bekommen und ich denke man kennt sich in dem Gewerbe. 🙂 Der Bus fährt dabei einfach weiter und der Verkäufer kommt ein Stück mit ehe er dann wieder aussteigt. Nach ca. einer Stunde haben wir das Spiel wiederholt, diesmal gab es salzige Sachen. Ich denke es waren so eine Art Empanadas. Auch hier wieder, das erste Stück für den Fahrer. Spannend war noch, dass neben dem Fahrer eigentlich niemand etwas gekauft hat, wir waren also er ein Verlustbringer, wenn man das gratis Stück für den Fahrer nicht beachtet. 🙂 Nach ca. 30 Min haben wir wieder mitten auf der Strasse gestoppt und ich hab noch gedacht, jepp, jetzt gibt es noch einen Nachtisch. Doch weit gefehlt in dem Fall. Wir haben gestoppt weil ein Bus des selben Unternehmens entgegen gekommen ist und die beiden Fahrer wollten die Chance für einen kurzen Plausch nutzen. Und so standen wir dann da und haben die Strasse komplett blockiert und die Autos und LKW haben sich gestaut. Ok, es dauerte nicht lange, aber trotzdem. Man stelle sich das mal in Deutschland vor, da wäre was los. Wir haben dann nach insgesamt 3 Stunden Barranquilla erreicht wo wir unseren Stopp machten damit andere Passagiere zusteigen oder aussteigen konnten. Danach ging es dann weiter Richtung Meer und wir sind an der Küste entlang gefahren. Teilweise verlief die Strasse wie auf einem Deich. Links und rechts neben uns war Wasser. Das Ganze hat wirklich sehr speziell und schön ausgeschaut. Nach genau 5 Stunden fahrt sind wir dann in Santa Marta angekommen. Wir haben also zu den bereits 50 Min Verspätung nochmal eine Stunde länger gebraucht. Ehrlich gesagt, weiss ich aber auch nicht, wie ein Bus die Strecke in 4 Stunden schaffen soll. Uns war es egal. Wir waren glücklich, sind wir angekommen und waren stolz darauf, dass wir das alles alleine hinbekommen haben. Immerhin ist hier Englisch ein Glücksgriff und wir mussten das Meiste auf Spanisch erledigen. So langsam haben wir das aber im Griff und für den Rest gibt es Google-Translator. 🙂 Nachdem wir aus dem Bus ausgestiegen sind haben wir unser Glück wieder mit einem UBER probiert. Aber in Santa Marta sind diese gar nicht vorhanden und wir mussten uns um ein Taxi kümmern. Aber auch das hat super geklappt und wir haben nachher für 3 Personen (Kay ist nach wie vor mit uns unterwegs) mit ganz viel Gepäck, für eine 25 minütige Fahrt 2.20 Euro bezahlt. Ich glaube, da hat man uns dieses mal nicht allzu sehr verarscht. Nachdem wir im Hotel eingecheckt hatten, mussten wir uns erstmal ein wenig erholen und vor allem abkühlen. Es ist doch unfassbar warm in der Region. Gegen Abend sind wir dann aber doch noch los und haben die Stadt ein wenig angeschaut. Dabei sind wir noch in ein ganz tolles Steakhouse um etwas zu Essen. Wir hatten schon lange kein richtiges Steak mehr und haben uns mega gefreut. Das Fleisch war einfach der Hammer und so richtig gut gewürzt. Wir waren mega happy damit und haben das sehr genossen. Danach ging es noch ein wenig durch die Stadt, vorbei an der Küste bis wir einen kleinen Markt für Kunsthandwerk gefunden haben. Diesen haben wir dann auch noch kurz besichtigt und sind dann wieder zurück ins Hostel. Unterwegs gab es noch ein kleines Eis zur Feier des Tages und unserer bestandenen Feuertaufe mit der ersten Busfahrt in Südamerika. Wir waren irgendwie durch und sind dann tatsächlich wieder früh ins Bett. Nicht aber ohne vorher noch an unserer Homepage zu arbeiten.

Den Freitag kann ich in diesem Fall relativ kurz beschreiben. Wir sind nicht allzu früh aufgestanden und haben unser Frühstück im Hotel eingeworfen. Das Essen war wirklich gut, einfach ein kleines Omelette oder Müsli mit Yoghurt und dazu Kaffee, und vor allem im Zimmerpreis inbegriffen. Vom Kaffee hatte ich mehr erhofft, weil das war jetzt nicht so der Brüller. Daher sind wir nach dem Frühstück auch recht bald los um ein wenig durch die Stadt zu laufen und einen Kaffee zu trinken. Dieser war sehr lecker und ich bin beruhigt, hatte ich doch Angst auf meinen guten Kaffee verzichten zu müssen.

Nach dem Kaffee sind wir zu einem Anbieter von diversen Tagestouren und Ausflügen. Wir wollten uns nochmal beraten lassen wegen einer 4-tägigen Wanderung in die verlorene Stadt. Und ich sag mal so, der Anbieter war recht erfolgreich, sprich wir haben gebucht. Oder besser gesagt, der Tobi hat gebucht. Corinne hat entschieden, dass sie leider auf das Abenteuer verzichtet und stattdessen in Santa Marta bleibt und die Zeit für Arbeit zu nutzen. Leider ist Ende August die Zeit, zu welcher viele ihrer Arbeiten eine Deadline haben. Auch wenn das bedeutet, dass wir für 4 Tage und 3 Nächte getrennt sein werden. Ehrlich gesagt kann ich mich nicht erinnern, wann wir das letzte mal so lange getrennt waren. Das muss auf alle Fälle vor Corona gewesen sein, falls man sich an diese Zeit noch erinnern kann. Das bedeutet aber für die lieben Leser:innen, es wird ein weiteres Abenteuer geben. 🙂 Die Wanderung wird ca. 45 km weit sein und man läuft mitten durch den Dschungel, schläft in Camps mit Hängematten/Betten usw. Alles etwas spartanisch, aber soll der Hammer sein. Wie es dann war, dazu später mehr. (Nachtrag, ich weiss nicht mehr warum ich hier von 45 km geschrieben habe, weil das einfach nur falsch ist, wie ich leidvoll erfahren musste. :-)) Nachdem ich gebucht hatte, hiess es aber noch einiges vorbereiten. Wir mussten noch los um Wasser einzukaufen, Rucksack umpacken und Tagesrucksack packen, etc. Ausserdem wollten wir noch ein wenig recherchieren, wie unsere Reise in Kolumbien weiter gehen soll nach der Wanderung. Da das Land ja eher eine spontane Idee war, sind wir eben auch noch recht unvorbereitet. Also haben wir den Nachmittag dazu genutzt und ich bin mir sicher, die nächsten Wochen werden cool und sicher nicht langweilig. Wir haben doch so manches vor. Gegen frühen Abend hatten wir noch ein kleines Telefondate mit der ersten Gruppe unserer Gruppenreise. Wir haben zusammen mit Kelly (aktuell wieder daheim in England), Amillie (gerade in San José, Costa Rica) und Kay (gerade auch in Santa Marta, aber ein anderes Hostel) einen Video-Call abgehalten. War lustig alle wiederzusehen und vor allem von Kelly und Amillie zu erfahren wie ihre weitere Reise bzw. Rückreise war. Wir haben dann doch über eine Stunde gequatscht und uns ausgetauscht. Nach dem vielen Reden meldete sich dann aber doch unser Magen und wir sind los um etwas zu Essen. Dieses mal haben wir uns eine Pizza gegönnt nachdem wir nicht so genau wissen, was es die nächsten Tage gibt. 🙂 War wohl eine gute Lokalentscheidung, denn immer wieder kamen Walking-Tours vorbei und die lokalen Guides haben das Restaurant in den höchsten Tönen gelobt. Danach hiess es dann noch fertig packen und früh ins Bett. Immerhin ist die geplante Abholzeit am Samstag schon um 8 Uhr.

Heute ist schon Mittwoch der 24.08.2022 und ich kann sagen, ich habe mein Abenteuer überlebt. Ich habe mich entschieden, einen extra Beitrag zu der Wanderung zu machen, weil ich glaube doch ein paar Tage dafür brauche und gleichzeitig aber mit dem täglichen Bericht hier nicht in den Rückstand kommen mag. Was hat aber Corinne in den letzten 4 Tagen während meiner Abwesenheit erlebt? Ehrlich gesagt nicht ganz so viel, sie ist am letzten Samstag von unserem ursprünglichen Hostel in ein anderes umgezogen. In dem Neuen gibt es einen extra Bereich für Coworking und das lohnt sich dann schon. Hier hat sie perfekte Voraussetzungen zum effizient arbeiten, was es dann ja doch einfacher macht. Das Problem bei dem Umzug war, dass sie auch meinen grossen Rucksack mit umziehen musste. Das war dann doch ordentlich Gepäck und da ich einen kleinen Rucksack dabei hatte, mussten wir auch Technik, wie Notebook und Kameras in einen der grossen Rucksäcke verstauen. Daher ist Corinne am Morgen mit einem Rucksack gefüllt nur mit Klamotten, der Rest blieb noch im Zimmer, und ist damit zum neuen Hostel gelaufen. Das bei gefühlten 45 Grad und 98% Luftfeuchtigkeit. Dort hat sie den Rucksack im Aufbewahrungsraum abstellen. Dann ist sie zurück zum alten Hostel und hat den anderen grossen Rucksack und einen Kleinen geholt. Nun war leider etwas warten angesagt, bis das neue Zimmer fertig war. Aber sie ist auf dem Weg einfach in ein kleines Café und hat sich ein Mittagessen gegönnt und die Zeit totgeschlagen, ehe sie dann final und mit all unserem Hab und Gut einchecken konnte. Daher noch ein liebes Dankeschön von mir für all den Aufwand den sie mit meinem Zeug hatte. Die restlichen Tage hat sie dann Ihre Arbeiten erledigt und das Hostel genossen.
Ich bin dann gestern Abend, Dienstag, wieder hier am, für mich neuen Hostel, angekommen und musste erstmal eine ausgiebige Dusche geniessen. Das war eine richtige Wohltat und sehr erfrischend. Anschliessend musste noch meine Wäsche, welche so richtig durchnässt und dreckig war in die Wäsche und wir haben den Tag gemütlich ausklingen lassen. Zu mehr wäre ich auch gar nicht mehr im Stande gewesen. Es tat einfach alles nur noch weh. 🙂 Zum Abendessen gab es dann aber noch den Besuch in einem tollen Restaurant, kann ja nur toll sein wenn es schon «Beer Town» heisst. Wir hatten leckeres Essen und haben uns sogar noch einen Nachttisch gegönnt.
Wie gesagt, jetzt ist schon Mittwoch und der halbe Tag schon um. Wir haben etwas länger geschlafen als sonst und sind dann aufgestanden. Ok, ich gebe es zu, ich habe nicht unbedingt länger geschlafen, aber ich wollte den schmerzhaften Prozess des Aufstehens so lange wie möglich nach hinten schieben. Ich spüre vor allem den gestrigen langen Weg zurück in den Knien, was das Laufen heute extrem mühsam macht. Da es aber nur bis 10 Uhr Frühstück gibt, musste ich dann doch irgendwann aus dem Bett und mich fertig machen. Frühstück ist ja immerhin im Preis inklusive, da muss man schon Opfer bringen. 🙂 Den Rest des Tages haben wir damit verbracht unsere Weiterreise zu planen. Wir haben einen Sprachkurs in Medellín gebucht und dazu musste ich heute noch meinen Einstufungstest machen. Auf das Ergebnis bin ich echt gespannt. Dann haben wir noch unseren Bus nach Medellín gebucht, ich habe Bilder sortiert, usw. Jetzt sitze ich hier und schreibe an dem Beitrag bzw. an dem Beitrag zur Wanderung. Mal schauen, wie weit ich komme und gegen Abend wollen wir noch in die Stadt und ein wenig Sightseeing machen. Um nicht zu vergessen, ein wenig einkaufen müssen wir auch noch. Mein Verbrauch an Deo in den letzten Tagen war überproportional höher, als die Tage davor. 🙂

Heute ist schon Sonntag und wir sind schon in Medellín angekommen. Ja ich gebe es zu, ich bin mal wieder etwas im Rückstand mit meinem Beitrag. Aber das werd ich jetzt ganz schnell wieder aufholen. Die letzten Tage war nämlich nicht allzu viel los. Wir haben zwar jeden Tag etwas unternommen, aber sind auch viel im Hostel gewesen. Ich habe es nämlich tatsächlich schon geschafft, meinen Beitrag zur verlorenen Stadt fertig zu stellen. Den muss Corinne jetzt nochmal durchlesen und dann geht er zusammen mit diesem Beitrag online. Da haben die Leser:innen dann mal wieder etwas zu tun. 🙂 Ok, aber mal wieder zurück auf Anfang. Immerhin liegen zwischen Mittwoch und Sonntag ja doch ein paar Tage.

Wie oben bereits geschrieben, haben wir den Mittwoch tatsächlich wie geplant abgeschlossen. Wir waren noch ein wenig in der Stadt, haben eingekauft (jetzt riecht der Tobi auch wieder frisch – neuem Deo sei Dank) und wir waren noch etwas Kleines essen. Ansonsten war nicht sehr viel los, ich hab noch immer Nachholbedarf der letzten Tage.

Am Donnerstag haben wir uns dann nochmal auf Arbeit und Schreiben der Blogbeiträge fokussiert. Der Arbeitsbereich in unserem Hostel war einfach grandios. Da konnte man richtig was abarbeiten und gleichzeitig gab es noch Kaffee für umsonst. Was will man mehr? Wir haben also den Morgen und den frühen Nachmittag an den Notebooks verbracht. Für den frühen Abend bzw. Abend hatten wir uns aber noch etwas überlegt. Wir haben uns wieder für eine Free-Walking-Tour angemeldet. Wir hatten das ja schon in San José gemacht und das macht einfach Spass. Die Guides sind meistens sehr lustig und das Ganze kostet in dem Sinn nichts, sondern man gibt einfach ein Trinkgeld in der Höhe, die man gut findet. Also haben wir uns um 16:00 Uhr auf den Weg zum Treffpunkt gemacht. Start war um 16:30 Uhr und das Ganze sollte so ca. 2 Std. gehen. Bei unserer Ankunft war noch kein Guide ersichtlich, aber wir waren ja auch 2 Min. zu früh da. Und in Kolumbien gehen die Uhren halt nicht ganz so exakt. 🙂 Aber kurz nach uns ist der Guide dann zusammen mit einer Kollegin und seinem grossen gelben Schirm aufgetaucht. Wir merkten recht schnell, wir sind die beiden einzigsten nicht spanisch-Sprechenden. Die Fragen des Guide konnten wir aber auch sehr schnell auf Spanisch beantworten, so dass er gar nicht merkte das wir die beiden Personen sind, welche Englisch als Sprache gebucht hatten. Erst als er dann Corinne angerufen hat um zu fragen wo wir bleiben, hat sich das geklärt. Ich sage mal wieder, selbstsicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit. 🙂 Jetzt war uns auch klar, wozu die mitgebrachte Kollegin gut war. Sie war für uns zuständig und so hatten Corinne und ich mal wieder eine Privatführung. Das war genial. Und genau wie in San José, die Dame war so lustig und so in ihrem Element, dass die Zeit nur so verging. Aus geplanten 2 Stunden wurden fast 3 Stunden Tour und wir hatten jede Menge Spass. Auch lernten wir jede Menge über die Geschichte der Stadt, ihren Hafen (von welchem aktuell sehr viel Kohle, auch nach Deutschland, verschifft wird. Die Energiekriese lässt grüssen) aber auch über ihren grössten Fussballstar. Wer erinnert sich noch an die WM 1990 an das Spiel Deutschland gegen Kolumbien? Ich war zwar erst 10 Jahre alt, aber den kolumbianischen Lockenkopf Valderrama vergisst man nicht so schnell. Eben jener ist in Santa Marta geboren und hat hier ein grosses Denkmal. Leider ist dieses ausserhalb der Stadt, ich hätte es zu gern besucht. Ausserdem konnten wir noch jede Menge über die Street-Kunst in Santa Marta lernen. Viele Bilder zieren die Stadt und alle haben eine Bedeutung bzw. Geschichte. Ich finde diese Farben immer so schön und manche Bilder lösen wirklich Freude in einem aus. In einem neueren Bild sieht man nun auch einen Mann, welcher mit einem Saft-Wagen unterwegs ist und eine Maske wegen Corona vor dem Mund hat. Damit soll auch dieses Thema in der Kunst für die Zukunft berücksichtigt sein. Neben dem Mann sind nämlich noch viele weitere Motive aus der Geschichte zu einem grossen Gemälde verschmolzen.

Während der Tour sind wir noch zu einem kleinen Markt gelaufen, auf welchem es nur Fruchtsäfte gibt. Alle Früchte werden vor den Augen der Kunden frisch gepresst und kosten nachher etwas mehr als 1 Euro. Wir hatten einen Lulo-Saft, welcher aus der Lulo-Frucht hergestellt wird. In Europa kennt man die Frucht fast nicht, was noch schade ist. Schmeckt der Saft, verdünnt mit Wasser doch extrem gut und ist ein toller Durstlöscher. Zum Abschluss der Tour gab es noch jede Menge Tipps für Restaurants. Das war dann recht hart zum entscheiden, aber wir haben ein tolles Lokal gewählt und dort den Abend ausklingen lassen. Während des Essens hat sich das Wetter extrem schnell verändert. Als wir nach Hause wollten, hat es geschüttet wie aus Eimern. Also sind wir mal wieder ein wenig nass geworden.

Der nächste Tag war dann schon wieder der Freitag und damit der letzte Tag für uns in Santa Marta. Daher wollten wir noch etwas Besonderes machen und wir haben uns zu einem Ausflug in den Tayrona Nationalpark angemeldet. Der Park wurde in den 1960igern gegründet und ist benannt nach dem hier früher beheimateten indigenen Stamm der Tairona. Aus der Siedlungszeit der Tairona sind lediglich einige archäologische Reste, wie Steinfundamente, erhalten. Mittlerweile besuchen rund 250’000 Menschen jährlich den Nationalpark und machen ihn zu einem der meistbesuchten Parks Kolumbiens. Der Park umfasst eine Fläche von 19’309 Hektar, wovon ca. 3’000 Hektar maritim sind. Vor allem die Strände an der Küste sind sehr bekannt und das wollten wir uns doch noch anschauen. Wir haben beim gleichen Anbieter, bei welchem ich auch meine Wanderung gebucht hatte, einen Ausflug gefunden, welcher noch recht interessant klang. Beinhaltet war, dass wir am Hotel abgeholt werden, dann in den Park gebracht werden und dort ca. 2 Std. an den Strand Cabo San Juan laufen sollten. Dort hatten wir freie Zeit und konnten ein Mittagessen in einem Restaurant bestellen und dann am Nachmittag wieder zurück zum Bus. So weit der Plan. Leider war der Ausflug nicht ganz so toll. Landschaftlich wirklich reizvoll, aber wir hatten uns mehr von der Tour erhofft. Da wir einen Guide dabei hatten und auf der Homepage etwas von einer archäologischen Stadt erwähnt war, dachten wir, wir laufen da alle zusammen und erfahren noch was. Dem war aber nicht so. Nachdem wir aus dem Bus ausgestiegen sind, ist einfach jeder für sich die ca. 7 km zum Strand gelaufen und das war es. Ich meine dafür muss ich keine Tour buchen, das schaffen wir auch alleine. Die Wanderung an sich war wieder speziell. Wir hatten sicherheitshalber Wanderschuhe an, andere nur Flipflops. Der Weg war nicht wirklich angenehm zum laufen sondern ging teilweise recht steil nach unten und wieder war es recht matschig. Auch eine Fluss mussten wir durchqueren, so dass wir froh waren, hatten wir ein paar Badeschuhe dabei zum wechseln.

Nach knapp 2 Stunden sind wir am Strand angekommen, welcher recht schön war. Leider war es aber sehr voll, so dass bei uns keine richtige Karibik-Stimmung aufgekommen ist. Ich glaube wir sind nach den Stränden auf den San Blas Inseln auch einfach etwas zu verwöhnt. Wir haben uns dann einfach eine Stunde an den Strand gelegt und uns ausgeruht.

Danach sind wir in das Restaurant und da waren die Guides dann eine grosse Hilfe. Bei unserer Ankunft am Strand haben wir nämlich das Essen bei ihnen bestellt und sie haben sich für uns in die Schlange gestellt und das Ganze organisiert, so dass wir nur hinsitzen mussten und sie brachten uns das Essen. Andere, welche auf eigene Faust unterwegs waren mussten teilweise wirklich lange anstehen. Das Essen an sich war überraschender Weise noch sehr lecker. Wenn man bedenkt, dass mal wieder alles mit Booten direkt aus Santa Marta an den Strand gebracht werden muss oder eben wieder mit Maultieren durch den Park, war die Auswahl doch recht gross. Nach dem Essen war dann noch ein wenig Zeit zum ausruhen, ehe es wieder zurück zum Bus ging. Hier gab es wieder die Möglichkeit auf einem Maultier zu reiten, zu laufen oder mit dem Boot für über 20 Euro direkt nach Santa Marta zurück fahren. Wir haben uns für das Laufen entschieden und auch hier war es wieder so, wir haben uns getroffen, beim Guide abgemeldet und ein jeder ging seinen Weg. Schlusslicht hat der Guide gemacht und nachher geschaut ob alle da sind. Also auch auf dem Rückweg keine Erklärungen oder ähnliches. Alles ein wenig schade, hatten wir einfach mehr erwartet. Aber ok, von der Landschaft her war es aber sicher ein toller Tag.

Dummerweise waren wir im Gegensatz zu anderen pünktlich um 16 Uhr am Bus, wie vereinbart. Bei einer Familie, welche mit einem Maultier unterwegs war, muss etwas vorgefallen sein, zumindest sind die erst um 17 Uhr am Bus aufgetaucht zusammen mit dem Guide. War etwas doof, weil für uns hiess das warten. Zurück in der Stadt sind wir dann nochmal los um noch einen Abschiedstrink zu nehmen und etwas zu Essen. Hatten wir doch noch so viele gute Tipps vom Vortag. 🙂

Und dann war auch schon Samstag 27.08.2022 und damit der Tag unserer Reise nach Medellin. Wir haben den Vormittag nochmal im Hostel verbracht und gearbeitet bzw. unsere Sachen gepackt. Nach einem kurzen Mittagessen ging es dann mit dem Taxi zum Busterminal. Dort angekommen war mal wieder einchecken angesagt und dann warten bis der Bus fertig war. Diesmal war aber alles pünktlich und wir konnten um 16:45 Uhr einsteigen. Die Abfahrt war planmässig um 17 Uhr mit einer geschätzten Fahrzeit von 14 Stunden. So viel sei verraten es blieb nicht bei 14 Stunden. 🙂 In Summe waren wir 15.5 Stunden unterwegs. Die Fahrt an sich war aber mal wieder ein Erlebnis. Ich weiss, wir hatten uns eigentlich fest vorgenommen keine Fahrten durch die Nacht zu machen, und jetzt haben wir es doch gemacht. Das Problem ist einfach, zwischen Santa Marta und Medellín ist nichts, was sich lohnt für einen Stop. Daher ist die Fahrzeit einfach 14 bis 15 Stunden. Und dann wird es schwierig ohne Übernachtung. Wir hatten zwar noch einen Bus der um 8 Uhr am Morgen losfährt und dann gegen 23 Uhr in Medellín sein soll, wobei die Frage dann auch ist, was ist sicherer? Ich möchte um die Zeit auch nicht herumirren und ein Taxi oder UBER suchen und dann noch hoffen, dass man irgendwie ins Hostel kommt. Das kann auch mühsam sein und daher haben wir uns für die Nachtfahrt entschieden. Es war auch so weit kein Problem, wir hatten zwei Fahrer an Board und trotz der vielen Zwischenstops ist nichts passiert bzw. wollte irgendjemand etwas von uns. Wir waren eher so ein wenig das Highlight im Bus, weil wir mit Abstand die einzigsten Ausländer waren. Das war schon lustig. An manche Sachen müssen wir uns aber noch gewöhnen. Es ist einfach normal, dass man hier seine Instagram-Srorys ohne Kopfhörer und bei voller Lautstärke anschaut. Auch nachts um 1 Uhr, wie die etwas ältere Dame hinter mir, mir eindrucksvoll bewiesen hat. Ich dachte, ich bin im falschen Film. Auch muss man damit rechnen, dass in einem, Schuhkarton nicht unbedingt Schuhe sind. Zumindest bei dem Paar in der Reihe neben uns. Die hatten einen kleinen Schuhkarton aber als der Herr diesen vorsichtig öffnete, hat ein Vogel wie wild angefangen zu piepen. Ich dachte erst ich habe mich verhört, dann hat er aber tatsächlich einen schwarzen Vogel aus dem Karton genommen, angeschaut und wieder verpackt. Auch reisen manche Kolumbianer mit viel Gepäck. Ein Herr hat tatsächlich ein zerlegtes Bett mitgebracht, welches er im Bus unten verstaut hat. Dazu gab es noch jede Menge Kartons und Säcke mit diversesten Sache. War mal wieder spannend. Die Fahrt an sich war ok. Die Strassen sind einfach recht eng und teilweise viele Schlaglöcher. Da kann man nicht unbedingt schlafen, zumindest wenn man das noch nicht so gewöhnt ist. Die Einheimischen haben teilweise tief und fest geschlafen und ich glaube von der ganzen Fahrt nicht allzu viel mitbekommen. Wir haben dafür gesehen, wie es am Himmel blitzte und auch wieder ein recht starker Regen während der Fahrt nieder ging. Mit ca. 1.5 Std. Verspätung haben wir dann Medellín sicher erreicht und unsere Rucksäcke wieder in Empfang genommen. Danach hiess es dann warten. Wir konnten erst um 14 Uhr im Hostel einchecken und da laut Google alle Cafés im Umkreis des Hostel geschlossen hatten, weil ja Sonntag, sind wir einfach am Busterminal geblieben. Dort hatte es immerhin Kaffee und eine Toilette. 🙂 War jetzt nicht ganz so gemütlich, aber besser als wie mit den grossen Rucksäcken durch die Stadt zu irren und das noch völlig übermüdet. Wir sind dann tatsächlich erst gegen 13:30 Uhr mit einem UBER zum Hostel gefahren und konnten dort direkt einchecken. Jetzt sind wir also in unserer Sprachschule angekommen. Und Spanisch ist hier also gross geschrieben. In den Gängen des Hostel hängen überall Zusammenfassungen der spanischen Grammatik usw. ich glaube da kommt ganz schön was auf uns zu. Wir haben den Nachmittag dann genutzt um noch ein wenig zu Schlafen und sind dann los, der Magen meldete sich mal wieder zu Wort. Hatten wir ja auch noch kein Frühstück bzw. Mittagessen. Danach gab es noch eine kurze Einführung im Hostel und dann war es Zeit fürs Bett. Ich habe jetzt noch kurz diese Zusammenfassung geschrieben und jetzt wird es Zeit zum Schlafen. Morgen beginnt der Tag mit einer Einführung zur gesamten Einrichtung, Restaurant und Schule und das schon um 7:20 Uhr. Da muss ich fit sein und dann geht um 8 Uhr der Schulalltag los. Also zumindest für mich, Corinne muss erst um 9 Uhr starten. Wie unsere Zeit in der Schule dann so war, gibt es im nächsten Beitrag zu lesen.

Segeltrip von Panama nach Kolumbien

Wie im letzten Blogbeitrag geschrieben, sind wir am nächsten Mittwochmorgen, 10.08.2022, früh aufgestanden, haben im Hotel ausgecheckt und haben dann in der Lobby auf unseren Transfer gewartet. Nach kurzer Wartezeit fuhr ein grösserer Jeep vor und man hat uns aufgerufen. Wir haben uns schon gewundert, wer da wohl noch im Auto sitzt, denn der Kofferraum war leer und ehrlich gesagt hatten da ausser unseren 2 Rucksäcken nichts weiteres Platz. Wir haben schnell gemerkt, dass das Auto bereits ziemlich voll war mit 4 Personen neben dem Fahrer. Nur die hintere Sitzbank war noch frei. Wir haben uns dann dorthin gequetscht. Selbst ich, wo nicht ansatzweise so gross ist wie Tobi, konnte meine Knie neben den Ohren spüren. Dazu waren wir etwas überrascht über die 4 anderen Personen. Die hatten ausser Handtaschen gar kein Gepäck dabei und waren jetzt eher älteren Semesters. Witzig, wir dachten, wir seien bestimmt wieder die ältesten auf diesem Segeltrip, da dieser Weg eher als Backpackerroute gilt. Von Kay’s Nachrichten wussten wir, dass sie auch im Jeep abgeholt wurde und sie zu Fünft waren, jedoch alle mit dem gleichen Ziel: Das Boot Santana für die Überfahrt nach Kolumbien. Hm…warten wir mal ab. In der Dunkelheit sind wir dann also durch die Stadt gebraust und konnten so nochmals ein paar andere Quartiere von Panama-Stadt sehen. Wir sind dann ungefähr 2 Stunden im rasanten Tempo auf der Panamericana quer durch das Land gedüst. Plötzlich stoppten wir an einer Tankstelle und dort waren ganz viele Jeeps und alle bis auf den letzten Platz gefüllt. Da wurde uns dann klar, dass nicht alle auf unser Schiff gehen, sondern die Meisten davon Tagestouristen für die San Blas Islands sind. Im Gewusel von Menschen haben wir dann auch Kay wiedergetroffen. Sie hat uns dann noch ein Paar aus Deutschland, Jasmin & Alex, sowie einen weiteren Deutschen Karim und einen Engländer ein anderer Alex vorgestellt. Die alle gehören zu unserer neuen Reisegruppe. Fehlen noch 2 Weitere gemäss unseren Berechnungen. Nach der Pause an der Tankstelle ging es dann zurück in den engen Jeep und die Fahrt wurde erst richtig interessant. Es ging nämlich über Stock und Stein auf Schotterstrassen. Die Fahrt dauerte fast nochmals 2 Stunden. Tobi war auf jeden Fall kurz vor der Verzweiflung und alles hat weh getan. Irgendwann zwischen den Hügeln sind wir dann an einem sogenannten Grenzübergang eingetroffen. Die San Blas Island sind nämlich die Heimat von einem indigenen Volk: Den Kuna Yala. Dort gelten ihre eigenen Regeln und Gesetze und so wurden unsere Pässe am «Grenzübergang» auch kontrolliert und wir wurden mit Vornamen freundlich begrüsst. Die Eintrittsgebühr war schnell bezahlt und es ging auf die letzte Teilstrecke bis zum Hafen. Nach Bezahlung der Hafengebühr wurden wir dann ausgeladen. Bevor wir uns verabschieden konnten, war das Auto schon weg, inklusive den anderen 4 Personen. Ok, nun gut. Am Hafen wartete dann eine Gruppe Menschen. Unsere bekannten 5 anderen Personen und noch 3 Weitere sowie ein paar «Hafenmitarbeiter», welche hektisch berechnet haben, was wir jetzt bezahlen sollen. Kurz darauf wurde bereits unser Gepäck in ein kleines Motorboot umgeladen und dabei lernten wir die 2 fehlenden Personen kennen. 1 Schweizer und 1 Spanierin. Als das ganze Gepäck verstaut und abgedeckt war, mittlerweile regnete es nämlich wieder leicht, ging die Fahrt auch schon los. Zuerst auf einem kleinen Fluss, bevor es dann auf das Karibische Meer ging. Plötzlich nahmen wir Fahrt auf und es wurde nass. Die Geschichte kennen wir ja mittlerweile…..wer hinten in einem solchen Boot sitzt, der ist komplett nass bis man im Ziel ist. Tja, haben wir bei der ganzen Hektik vergessen und so haben wir unsere erste Salzwasserdusche genossen 😉 Nach einem kurzen Stopp auf einer Insel haben wir dann auch schon unser neues Zuhause erblickt. Vor einer Insel lag unser Katamaran Santana am Anker. 2 Herren haben uns freundlich zugewunken. Es war dies zum einen Captain Gisbert, ein Deutscher, und sein Crewmitglied Martin aus Panama. Die Stimmung war super und wir wurden herzlich begrüsst und kurz auf das Boot geführt.

In der Zwischenzeit wurde bereits unser Gepäck vom kleinen Boot auf den Katamaran umgezogen und das kleine Boot hat uns nach kurzer Diskussion mit der Spanierin schon wieder verlassen. Für einen kurzen Augenblick hatten wir ein Déja-vu. Da wurde bereits am Anfang mit den lokalen Guides um den Preis gestritten. Bitte nicht schon wieder eine Gruppe, welche ständig am sich beschweren ist…..Unser Captain hat das aber ganz schnell unterbunden und sie freundlich aber bestimmt unter seine Fittiche genommen. Die Diskussion war dann schnell vorbei 😉 Für uns war es das erste Mal auf so einem Schiff und wir waren etwas verloren. Wohin mit dem Gepäck, mit unseren Schuhen und hier bereits an verschiedenen Orten zuhören für die Instruktionen. Auf dem Tisch stand auch bereits ein reichliches Frühstück…..uff, viele Eindrücke auf einmal. Wir haben dann unsere 3er-Kabine mit Kay bezogen, das restliche Gepäck unter unseren Betten verstaut, sind im Salon an den Tisch gesessen und haben den Start fast verpasst. Was, wir fahren schon? Ja, es ging schon los!! Auf in unser 5-tägiges Abenteuer.

Zum dem Frühstück gab es alles, was das Herz begehrt. Man merkte aber schnell, dass der Hausherr ein ursprünglicher Deutscher ist. Es gab Marmelade, Käse, Aufschnitt, gekochte Eier und super Kaffee. An alles war gedacht.

Ich kann gar nicht sagen, wie lange wir tatsächlich gefahren sind, bevor wir zum ersten Mal geankert haben. Gleich schon vorweg: ich weiss, dass hier auch erfahrene Segler mitlesen…..bitte verzeiht mir. Ich hab sowohl von Schiffen, noch von Segeln und der ganzen Technik absolut keine Ahnung 😉 Auf jeden Fall sind wir inmitten von einzelnen San Blas Islands stehen geblieben und dies soll sowohl unser Tages- wie auch unser Übernachtungsspot sein.

Naja, könnte durchaus schlimmer sein 😉 Im Übrigen gibt es über 370 Inseln in diesem Gebiet. Man könnte also jeden Tag eine besichtigen und ist in einem Jahr nicht durch. Fairerweise muss man sagen, dass die Inseln teilweise so klein sind, dass diese in langsamen 5 Minuten umrundet, überquert oder komplett besichtigt sind. Viele der Inseln sind auch nicht bewohnt. Teilweise steht aber auch nur eine Wellblechhütte oder ein paar Hängematten hängen zwischen den Palmen. Wir haben also geankert und wir wussten gar nicht was wir als erstes machen sollen. Schwimmen oder schnorcheln oder doch an Deck einfach sünnele? Tobi hat sich für eine Schnorcheleinheit entschieden, ich bin an Deck geblieben. Und was soll ich sagen? Die Leute im Wasser haben ein paar kleine Fische gesehen. Und ich vom Deck aus? Ich habe eine wunderschöne und grosse Schildkröte schwimmen sehen. Traumhaft. Zwischendrin ertönte plötzlich ein lautes Signal und es wurde bereits das Mittagessen serviert. Eine Art Paellea mit Meeresfrüchten. Das sah mal sowas von lecker aus. Und weil ich ja noch immer keinen Fisch und Meeresfrüchte esse, wurde für mich sogar extra gekocht. Das wollte ich zwar überhaupt nicht, aber das zeigt mal wieder, wie toll die Menschen hier sind. Als wir bei der Anmeldung nach unseren Ernährungsgewohnheiten gefragt wurden, habe ich das gemeldet. Aber nicht weil ich eine Extrawurst wollte, sondern weil ich nicht wollte, das teuer für mich eingekauft wird und ich es dann nicht esse. Aber Gisbert hat sich die Mühe gemacht und mir Reis und eine Gemüsepfanne gezaubert. Bei der Portionengrösse war er sich wohl nicht bewusst, dass ich da alleine davon esse 😉 Ich habe dann aber von 2 Herren noch Unterstützung bekommen und alles was auf dem Tisch stand war weg. Wir merkten also schnell, Gisbert ist nicht nur ein toller Kapitän und Gastgeber nein er ist auch ein unglaublich guter Koch.
Gegen Abend sind wir dann zu einer Insel gefahren. Dies mit dem kleinen Schlauchboot und in Etappen. Auf der kleinen Insel gab es tatsächlich eine Bar und andere Personen haben dort schon den Sonnenuntergang genossen. Wir dann natürlich auch, mit ein paar Bier in der Hand. Wir mussten uns mehrmals kneifen, denn wir konnten es einfach nicht glauben, wo wir gerade sind. Die Landschaft war traumhaft schön und man hätte jedes Foto für einen Werbeprospekt verwenden können. Auf der einen Seite ging die Sonne langsam unter, auf der anderen Seite sahen wir den fast vollen Mond erleuchten. Wow….ein Paradies. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir dann mit unserem Dinghy (das Schlauchboot) zurück zur Santana gefahren.

Kurze Zeit später wurde auch bereits das Abendessen aufgetischt. Es gab HotDogs. Also es standen rote Würste, Brötchen und diverse Zutaten auf dem Tisch und jeder machte sich sein HotDog selber. Herrlich! Den Abend haben wir dann auf Deck ausklingen lassen und vor allem den wunderschönen Mond und die Sterne bestaunt. Da wurde mir dann zum ersten Mal klar, dass ich nun auf dem Boot bleibe und es nicht nur ein Tagesausflug war. Für mich eine grosse Herausforderung, mag ich doch eigentlich Boote und Wasser gar nicht. Aber erstens wollte ich Tobi einen Flug nach Südamerika ersparen und zweitens wollte ich auch eine meiner Ängste besiegen. Das Schiff lag wirklich ruhig an Anker und das Bett in unserer Kabine war auch extrem bequem. Nur etwas warm war es da unten. Wir hatten aber zwei kleine Fenster, liessen die Dachluke offen und haben die kleinen Ventilatoren angemacht. Und so habe ich tatsächlich sehr gut geschlafen. War schon etwas stolz auf mich, obwohl mir auch bewusst war, dass die schwierigen Nächte erst noch bevorstanden. Daran denken wir jetzt aber mal noch nicht. Der Bericht hier könnte etwas «langweilig» werden. Denn im Reisepreis inbegriffen waren tatsächlich 3 Mahlzeiten pro Tag. Und wir hätten nie damit gerechnet, dass es so tolle Mahlzeiten werden würden. Also starteten wir den Tag erneut mit einem grandiosen Frühstück und einer guten Tasse Kaffee. Kurze Zeit später sind wir wieder aufgebrochen zum nächsten Spot. Dies war in einer kleinen Bucht zwischen 2 Inseln. In der gleichen Bucht lag noch ein Boot, welches ein Tag vor uns aufgebrochen ist. Eigentlich wollten wir hier auch wieder die Nacht verbringen, dazu aber später mehr. Wir konnten den Tag wieder so verbringen wie wir wollten. Ich sag euch, ein Stress war das 😉

Hier habe ich mich dann auch zum ersten Mal ins Wasser gewagt. Wir sind vom Schiff rüber zu einer Insel geschwommen. Das Wasser war angenehm warm (Badewannentemperatur) und glasklar, aber leider hatte es nur wenig Meeresbewohner zum Bestaunen. Ich weiss, wir jammern mittlerweile bereits auf sehr hohem Niveau 😉

Auf der Insel angekommen ging es dann zu einer Indigenen Familie. Sie haben uns Ihre Küche und «Esszimmer» für unser BBQ angeboten. Dabei handelt es sich um einen Holzunterstand, worin sich die Küche befand. Es waren dies 3 Grillstellen, ein paar Regale an den Holzbrettern und das war’s. Davor stand ein langer Tisch mit Plastikstühlen, welche wir auch benutzen durften.

Im Gegensatz zu Guatemala konnten wir uns mit dieser Familie auf Spanisch unterhalten. Sie haben zwar auch ihre eigene Sprache, konnten aber auch Spanisch sprechen. Da mein Spanisch sehr limitiert ist, habe ich mit dem kleinen Jungen gewidmet. Er hatte zwei Bälle und wir haben diese gegenseitig hin und hergeworfen. Anfangs war er noch etwas schüchtern aber nach ein paar Minuten flogen die Bälle wild durch die Luft und er laut lachend hinterher (nicht fliegend sondern rennend natürlich). Wir haben so lange gespielt, bis ich nicht mehr konnte 😉 Gleichzeitig war dann auch das BBQ fertig. Unser Kapitänt Gisbert aka Profikoch hat verschiedenes Fleisch, gegrilltes Gemüse und Kartoffelschnitze gekocht. Es war extrem lecker. Die Location auf dieser kleinen Insel, umgeben vom blauen Wasser hat das Erlebnis abgerundet. Es war einfach super. Die Familie wollte nicht mit uns mitessen, hat dann aber gerne ihre Essensanteile geholt und diese später gegessen. Gisbert hat uns dann auch erklärt, dass er dies öfters macht. Er bringt den hier lebenden Menschen Essen. Auf der gleichen Insel lebt zum Beispiel noch ein älteres Ehepaar. Sie besitzen kein eigenes Boot und sind somit auf ihrer kleinen Insel (und wir reden da von einer wirklich sehr kleinen Insel) «gefangen». Nur auf einzelnen grösseren Inseln gibt es kleine Läden mit dem Nötigsten. Dieses Ehepaar ist also auf Essenslieferungen angewiesen. Viele Touristenboote machen dies gleich wie Gisbert. Während der Pandemie, wo keine Touristen einreisen durften, sind natürlich auch die Boote weggeblieben. Die Menschen auf den Inseln wurden buchstäblich vergessen. Und wir reden hier nicht von leeren Regalen wo mal kurz kein Mehl mehr verfügbar war, nein wir reden von grundsätzlich allen Nahrungsmitteln. Fischen ohne Boot und in diesem Alter ist auch nicht. Da bleiben nur die Kokosnüsse. Zum Glück gibt es Menschen wie Gisbert, die ein so grosses Herz haben und sich so gut wie möglich um ihre Mitmenschen kümmern. Aprospos Kokosnüsse. Die gibt es hier wirklich sehr reichlich. Aber die darf man auf keinen Fall aufheben und behalten. Jede Kokosnuss gehört dem indigenen Volk. Man kann diese für 25 Balboa-Cents abkaufen, aber einfach mitnehmen ist nicht. Auch wenn sie am Boden liegt. Ebenso haben wir gelernt, dass die Familien auf den Inseln alle 3 Monate rotieren. Somit ist immer die aktuell dort lebende Familie dafür zuständig, dass alle Kokosnüsse geerntet werden.
Nach dem genialen BBQ auf der Insel haben wir unsere 7 Sachen (Teller, Besteck, Töpfe, etc) wieder zusammengepackt und mit dem Dinghy zum Katamaran gefahren. Tobi und ich haben uns erneut dazu entschieden, den Rückweg schwimmend zu bestreiten. Gar nicht so einfach mit vollem Magen und gegen die Strömung. Wir haben es dann aber erfolgreich gemeistert und auf Deck mussten wir uns zuerst mal ausruhen. Ebenso wollte ich mal noch Duschen und Haare waschen. Für mich als Neuling gab es dazu zuerst eine Instruktion. Man seift seine Haare und Körper ein und hüpft danach wieder ins Meer und spült dort zuerst alles ab. Erst dann geht es wieder zurück auf’s Boot und spült sich noch kurz mit Frischwasser ab. Sprichwörtlich kurz. Denn Frischwasser ist auf so einem Trip Gold wert. Ist das Frischwasser alle und ist man bereits auf der Überfahrt, gibt es keine Möglichkeit mehr, Neues zu besorgen. Gleiches Vorgehen gilt übrigens auch beim Geschirrspülen. Geschirr mit Seife reinigen, mit Meereswasser abwaschen und zum Schluss noch kurz mit Frischwasser 😉 Kurz nachdem ich mit meinem Beautyprogramm fertig war, wurde es etwas hektisch. Am Horizont sind ziemlich dunkle Wolken aufgezogen. Gisbert ist nochmals kurz zurück an Land und hat mit dem Herr der Insel gesprochen. Die kennen sich mit dem Wetter am besten aus. Er war aber auch nicht ganz sicher, ob das nun an uns vorbeizieht oder ob es uns trifft. Gisbert war die ganze Sache zu unsicher und hat kurzerhand entschieden, weiterzuziehen. Wir sind dann in eine Lagune weitergefahren wo wir die Nacht in Ruhe verbringen konnten. War wohl auch die richtige Entscheidung. Kurze Zeit später hat es nämlich stark geregnet. Am Abend wurde dann bereits wieder gekocht und gegessen. Es gab Spaghetti Bolognese mit einem Beilagensalat. Ich höre ja oftmals, dass meine Bolognese-Sauce ziemlich gut ist, ich muss aber gestehen, Gisbert’s seine ist also auch extrem lecker. Den Abend haben wir dann wieder ruhig ausklingen lassen, bevor es zum Schlafen ging.
Den nächsten Tag haben wir gleich in der Lagune verbracht. Es war traumhaft schön. Ich bin relativ früh aufgewacht und bin ganz alleine an Deck gesessen. Und was schwimmt plötzlich in aller seelenruhe vorbei? Ein Delfin!!! Ich kann mich an diesen Tieren einfach nicht satt sehen. Der Tag gestaltete sich dann mit gleichem Ablauf wie immer: es gab reichlich Frühstück, ein geniales Mittagessen (Hühnchen in Ananas-Sauce und Reis), tagsüber wurde geschwommen, Inseln erkundet, geschnorchelt und ausgeruht. An diesem Spot bin ich auch wieder in’s Wasser eingetaucht. Am Grund haben wir unzählige, teilweise auch sehr grosse, und verschieden bunte Seesterne entdeckt. Weitere Tiere, bis auf ein paar kleinere Fische, haben wir leider keine zu Gesicht bekommen.


Im Laufe des Tages kamen immer wieder Händler in ihren Holzbooten zum Schiff. Die indigenen Frauen haben ihre handgefertigten Decken und Schmuckstücke verkauft, die Herren kamen mit ihrem Tagesfang, meistens mit Lobster. Gisbert hat dann auch gleich das Abendessen eingekauft. Einer unser Mitreisenden, Alex, wollte sich dann noch im Fischen beweisen. Man muss ihm lassen: Geduld hatte er und Durchhaltevermögen auch. Leider aber hat er nur ein paar Kleinigkeiten gefangen. Witzige Anekdote zu Alex: Er ist in Beutelsbach aufgewachsen und wohnt jetzt mit seiner Freundin in Stuttgart. Wie klein die Welt doch manchmal ist. Tobi war auf jeden Fall happy und die beiden Herren haben sich oft in schwäbisch unterhalten und viele Erlebnisse ausgetauscht.


Nachdem der Lobster zubereitet war, musste das Nicht-Essbare irgendwie «entsorgt» werden. Genau die wirft man ins Wasser. Und was zieht das wohl an? Genau Haie, in diesem Fall mal wieder 2 Nurse-Sharks, welche ja zum Glück ungefährlich sind. Weil das wollten wir uns nicht nehmen lassen, also nochmal Maske und Schnorchel auf und ab ins Wasser. Die Stimmung war super und ausgelassen, sind die 2 Sharks doch mehrere Mal hin- und zurückgeschwommen. Die Dame, die gerade ihre Haare im Meer gewaschen hat, fand es aber weniger witzig 😉

Gegen Abend war es dann soweit. Vor Sonnenuntergang wollte Gisbert aufbrechen und die 200 Seemeilen auf offener See nach Kolumbien in Angriff nehmen. Er erwartete eine ruhige Überfahrt, trotzdem musste alles von Deck verstaut oder befestigt werden. Leider war nach wie vor kein Wind vorhanden, sodass wir nicht segeln werden können, sondern den Motor zur Hilfe nehmen müssen. Die Stimmung war gut, dennoch waren wir etwas angespannt, weil keiner wusste was uns erwarten würde. Die Organisation hat uns in der Vorbereitung empfohlen, Medikamente gegen Seekrankheit mitzubringen und wir wurden auch instruiert, wie wir uns verhalten sollen im Fall der Fälle. Je nach Wetterbedingungen und Strömung dauert die Überfahrt zwischen 30-50 Stunden, also 2 Nächte, ein ganzer Tag und vielleicht auch noch ein Zweiter. Die Fahrt wird ohne Pause durchgeführt und der Captain wechselt alle 2 Stunden mit dem anderen Crewmitglied ab. Ein wirklich harter und nicht beneidenswerter Job. Die Überfahrt startete dann mit einem wirklich wunderschönen Sonnenuntergang.

Jetzt wird es schwierig zu berichten. Ehrlich gesagt war ich die ganze Zeit mit mir selbst und meiner Angst beschäftigt. Dazu kam, dass es gegen späteren Abend auch noch angefangen hat zu regnen. Kay und Tobi haben sich entschieden, oben im Salon auf den Tischbänken zu schlafen. Ihnen war die Kabine während der Überfahrt einfach etwas zu eng. Dafür hatte ich meinen Rückzugsort ganz für mich allein. Kurz bevor der Regen angefangen hat, bin ich dann in meine Kabine geschlüpft und hab mich versucht mit Netflix und Podcast hören abzulenken. Immer wieder bin ich eingeschlafen, um dann bald wieder aufzuwachen. Während der Nacht bin ich einmal aufgewacht, weil es nass um meine Zehen wurde. Die Dachluke habe ich extra offengelassen, um wenigstens etwas frische Luft zu haben. Da aber all unsere Sachen bei uns in der Kabine waren und ich diese keinesfalls nass haben wollte, habe ich die Luke geschlossen. Draussen schien es richtiggehend zu stürmen. Netflix und Podcasts und mein Lieblingslied haben wieder geholfen. Am nächsten Morgen ging es allen nicht extrem gut. Die Stimmung war gedrückt und sehr ruhig. Die Wellen waren nicht extrem schlimm, aber wenn man es sich nicht gewohnt ist und es über Stunden schaukelt, dann findet das der Körper irgendwann nicht mehr so witzig. Ich habe mich dann bewusst gegen Essen entschieden. Die Gefahr war mir doch einfach zu gross. Andere haben das Frühstück dann einfach zweimal genossen 😉 Den Tag über haben wir ehrlich gesagt nicht viel gemacht. Es war zum Glück etwas bewölkt, sodass es wenigstens nicht ganz so heiss war. Also sind wir entweder auf Deck, im Salon oder eben in der Kabine einfach rumgelegen. Zeitenweise haben wir nach Delfinen Ausschau gehalten. Leider haben wir auf der ganzen Überfahrt keine weiteren Tiere mehr gesehen. Schade, aber zu dem Zeitpunkt war mir das sogar egal. Ich wollte einfach nur noch ankommen und aus dem Boot aussteigen. Am Mittag hat Gisbert wieder hervorragend gekocht. Also es sah zumindest sehr lecker aus: Tortillas mit verschiedenen Gemüsen und Poulet. Ich habe mich wieder gegen das Essen entschieden und fühlte mich dabei viel besser. Tobi hat auch nur ein paar Happen zu sich genommen. Schlussendlich haben wir uns den ganzen Tag nicht wirklich gross bewegt, also brauchte der Körper auch nicht viel Energiezufuhr. Das Gefühl des Schaukelns wurde innerlich immer wie unangenehmer und wir haben uns dazu entschieden, eine Tablette zu nehmen. Im Nachhinein wurde uns bewusst, dass wir dies lieber schon früher gemacht hätten. Innert kürzester Zeit ging es uns deutlich besser. Das Schaukeln war das Gleiche, aber wir konnten besser damit umgehen.
Unser Mitreisende Alex hatte noch eine Rechnung mit dem Meer offen und er hat geduldig weiter gefischt. Und er war tatsächlich mehr als erfolgreich. Plötzlich hat er einen ca. 5kg-Thunfisch aus dem Meer gezogen. Der Stolz und die Freude in seinen Augen waren unbezahlbar. Und was machte unser Kapitän Gisbert? Er zauberte daraus Sushi als Vorspeise und Tuna-Filet als Hauptgang zum Abendessen. Das war natürlich ein grosses Highlight. Tobi hat nach der Tablette wieder zugeschlagen, ich blieb auf Diät. Ist ja nicht so, als dass wir die Tage davor nicht mehr als genügend gegessen haben.

Danach gab es nochmal einen tollen Sonnenuntergang hinter dem Boot und nach vorne einen tollen Regenbogen.

Bereits um ca. 22 Uhr haben wir am Horizont etwas Helles gesehen. Es waren die ersten Containerschiffe von und nach Cartagena und auch das Licht der Stadt war bereits zu sehen. Die Stimmung war schlagartig besser. Leider zogen erneut dunkle Wolken auf und es startete mit Regen. Für mich der Zeitpunkt, um sich wieder in die Kabine zu verziehen. Dort blieb ich dann auch bis Tobi um ca. 1 Uhr früh zu mir kam und mir mitteilte, dass wir im Hafen von Cartagena eingelaufen sind und geankert haben. By the way, Gisbert meinte, von einer Skala von 0 bis 10, war unsere Überfahrt eine 2,5 😉 😉 Ok, wir sind wirklich Weicheier 😉 😉

Uff sehr gut, dachte ich, ich hab’s überstanden. Tja, das Geschaukel ging aber gleich wie vorher weiter. Wir haben nämlich keinen Platz an einem Steg bekommen, sondern ankern mitten in der Einfahrtschneise des Hafens. Und da war ordentlich was los und so wurden wir immer wieder durgeschüttelt von Wellen von anderen Booten. Trotzdem konnten wir nochmals ein paar Stunden schlafen (Tobi blieb zum Glück bei mir in der Kabine), bevor wir dann zum letzten Frühstück geweckt wurden. Unsere Pässe waren dann bereits beim Agenten und der Immigration in Bearbeitung und kamen auch schon bald zurück. Wir sind offiziell in Kolumbien, unserem 11. Weltreiseland, eingereist und dürfen nun 90 Tage bleiben.

Nach dem Frühstück mussten wir dann unsere sieben Sachen zusammenpacken und das irgendwie nochmals wasserfest. Wir durften nämlich nach wie vor nicht an einen Steg andocken, sondern wurden mit dem Gummiboot an Land gebracht. Hat aber alles super funktioniert und wir kamen trocken rüber. Wir haben uns von allen verabschiedet und haben uns dann an Land zuerst wieder organisiert. Schuhe an, Rucksack auf und los geht’s zum nächsten Bankomaten und Taxistand. Mit dieser Währung hier, der kolumbianische Peso, müssen wir erstmal klarkommen. Da hat es so viele Nullen. Wir bezogen dann mal schlappe 900’000 Pesos, was ca. 200 Dollar entspricht und haben ein Uber bestellt, welcher uns zum Hotel fahren sollte. War ja klar, kurz bevor das Uber kam, begann es wieder an zu regnen. Ich weiss, die Meisten die jetzt hier mitlesen, hätten gerne mal etwas Regen. Wir hätten gerne mal wieder einen Tag ohne Regen. Beschweren möchten wir uns dennoch nicht. Es ist warmer Regen und meistens ist er auch ziemlich schnell wieder vorbei. Aber gerade, wenn wir mit all unserem Gepäck unterwegs sind, ist Regen einfach doof. Bis das Zeugs wieder trocknet, dauert es ewig und man muss immer aufpassen, dass nichts zu stinken oder schimmeln anfängt. Bis jetzt hatten wir da immer Glück. Der Uber kam dann auch ziemlich schnell und los ging die Fahrt zum Hotel. Weiter geht es im nächsten Beitrag, dem Ersten aus Kolumbien.

Hier noch ein paar Bilder von unserem tollen Boot und der Crew. Nochmal herzlichen Dank an unseren Kapitän und sein Crew-Mitglied Martin, dass war wirklich super und ein Erlebnis.

Und nun zum Schluss mag ich mal noch schnell ein herzliches Dankeschön aussprechen. Eva unsere liebe Freundin, liest die Berichte immer ganz genau durch. Bereits kurze Zeit nach dem Hochladen bekommen wir mal mehr, mal weniger Screenshots mit Schreibfehlern zugeschickt. VILLE LIEBE DANK EVA, DU BISCH UNS E RIESIGI HILF!!!