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Segeltrip von Panama nach Kolumbien

Geschrieben von Corinne am . Veröffentlicht in , .

Wie im letzten Blogbeitrag geschrieben, sind wir am nächsten Mittwochmorgen, 10.08.2022, früh aufgestanden, haben im Hotel ausgecheckt und haben dann in der Lobby auf unseren Transfer gewartet. Nach kurzer Wartezeit fuhr ein grösserer Jeep vor und man hat uns aufgerufen. Wir haben uns schon gewundert, wer da wohl noch im Auto sitzt, denn der Kofferraum war leer und ehrlich gesagt hatten da ausser unseren 2 Rucksäcken nichts weiteres Platz. Wir haben schnell gemerkt, dass das Auto bereits ziemlich voll war mit 4 Personen neben dem Fahrer. Nur die hintere Sitzbank war noch frei. Wir haben uns dann dorthin gequetscht. Selbst ich, wo nicht ansatzweise so gross ist wie Tobi, konnte meine Knie neben den Ohren spüren. Dazu waren wir etwas überrascht über die 4 anderen Personen. Die hatten ausser Handtaschen gar kein Gepäck dabei und waren jetzt eher älteren Semesters. Witzig, wir dachten, wir seien bestimmt wieder die ältesten auf diesem Segeltrip, da dieser Weg eher als Backpackerroute gilt. Von Kay’s Nachrichten wussten wir, dass sie auch im Jeep abgeholt wurde und sie zu Fünft waren, jedoch alle mit dem gleichen Ziel: Das Boot Santana für die Überfahrt nach Kolumbien. Hm…warten wir mal ab. In der Dunkelheit sind wir dann also durch die Stadt gebraust und konnten so nochmals ein paar andere Quartiere von Panama-Stadt sehen. Wir sind dann ungefähr 2 Stunden im rasanten Tempo auf der Panamericana quer durch das Land gedüst. Plötzlich stoppten wir an einer Tankstelle und dort waren ganz viele Jeeps und alle bis auf den letzten Platz gefüllt. Da wurde uns dann klar, dass nicht alle auf unser Schiff gehen, sondern die Meisten davon Tagestouristen für die San Blas Islands sind. Im Gewusel von Menschen haben wir dann auch Kay wiedergetroffen. Sie hat uns dann noch ein Paar aus Deutschland, Jasmin & Alex, sowie einen weiteren Deutschen Karim und einen Engländer ein anderer Alex vorgestellt. Die alle gehören zu unserer neuen Reisegruppe. Fehlen noch 2 Weitere gemäss unseren Berechnungen. Nach der Pause an der Tankstelle ging es dann zurück in den engen Jeep und die Fahrt wurde erst richtig interessant. Es ging nämlich über Stock und Stein auf Schotterstrassen. Die Fahrt dauerte fast nochmals 2 Stunden. Tobi war auf jeden Fall kurz vor der Verzweiflung und alles hat weh getan. Irgendwann zwischen den Hügeln sind wir dann an einem sogenannten Grenzübergang eingetroffen. Die San Blas Island sind nämlich die Heimat von einem indigenen Volk: Den Kuna Yala. Dort gelten ihre eigenen Regeln und Gesetze und so wurden unsere Pässe am «Grenzübergang» auch kontrolliert und wir wurden mit Vornamen freundlich begrüsst. Die Eintrittsgebühr war schnell bezahlt und es ging auf die letzte Teilstrecke bis zum Hafen. Nach Bezahlung der Hafengebühr wurden wir dann ausgeladen. Bevor wir uns verabschieden konnten, war das Auto schon weg, inklusive den anderen 4 Personen. Ok, nun gut. Am Hafen wartete dann eine Gruppe Menschen. Unsere bekannten 5 anderen Personen und noch 3 Weitere sowie ein paar «Hafenmitarbeiter», welche hektisch berechnet haben, was wir jetzt bezahlen sollen. Kurz darauf wurde bereits unser Gepäck in ein kleines Motorboot umgeladen und dabei lernten wir die 2 fehlenden Personen kennen. 1 Schweizer und 1 Spanierin. Als das ganze Gepäck verstaut und abgedeckt war, mittlerweile regnete es nämlich wieder leicht, ging die Fahrt auch schon los. Zuerst auf einem kleinen Fluss, bevor es dann auf das Karibische Meer ging. Plötzlich nahmen wir Fahrt auf und es wurde nass. Die Geschichte kennen wir ja mittlerweile…..wer hinten in einem solchen Boot sitzt, der ist komplett nass bis man im Ziel ist. Tja, haben wir bei der ganzen Hektik vergessen und so haben wir unsere erste Salzwasserdusche genossen 😉 Nach einem kurzen Stopp auf einer Insel haben wir dann auch schon unser neues Zuhause erblickt. Vor einer Insel lag unser Katamaran Santana am Anker. 2 Herren haben uns freundlich zugewunken. Es war dies zum einen Captain Gisbert, ein Deutscher, und sein Crewmitglied Martin aus Panama. Die Stimmung war super und wir wurden herzlich begrüsst und kurz auf das Boot geführt.

In der Zwischenzeit wurde bereits unser Gepäck vom kleinen Boot auf den Katamaran umgezogen und das kleine Boot hat uns nach kurzer Diskussion mit der Spanierin schon wieder verlassen. Für einen kurzen Augenblick hatten wir ein Déja-vu. Da wurde bereits am Anfang mit den lokalen Guides um den Preis gestritten. Bitte nicht schon wieder eine Gruppe, welche ständig am sich beschweren ist…..Unser Captain hat das aber ganz schnell unterbunden und sie freundlich aber bestimmt unter seine Fittiche genommen. Die Diskussion war dann schnell vorbei 😉 Für uns war es das erste Mal auf so einem Schiff und wir waren etwas verloren. Wohin mit dem Gepäck, mit unseren Schuhen und hier bereits an verschiedenen Orten zuhören für die Instruktionen. Auf dem Tisch stand auch bereits ein reichliches Frühstück…..uff, viele Eindrücke auf einmal. Wir haben dann unsere 3er-Kabine mit Kay bezogen, das restliche Gepäck unter unseren Betten verstaut, sind im Salon an den Tisch gesessen und haben den Start fast verpasst. Was, wir fahren schon? Ja, es ging schon los!! Auf in unser 5-tägiges Abenteuer.

Zum dem Frühstück gab es alles, was das Herz begehrt. Man merkte aber schnell, dass der Hausherr ein ursprünglicher Deutscher ist. Es gab Marmelade, Käse, Aufschnitt, gekochte Eier und super Kaffee. An alles war gedacht.

Ich kann gar nicht sagen, wie lange wir tatsächlich gefahren sind, bevor wir zum ersten Mal geankert haben. Gleich schon vorweg: ich weiss, dass hier auch erfahrene Segler mitlesen…..bitte verzeiht mir. Ich hab sowohl von Schiffen, noch von Segeln und der ganzen Technik absolut keine Ahnung 😉 Auf jeden Fall sind wir inmitten von einzelnen San Blas Islands stehen geblieben und dies soll sowohl unser Tages- wie auch unser Übernachtungsspot sein.

Naja, könnte durchaus schlimmer sein 😉 Im Übrigen gibt es über 370 Inseln in diesem Gebiet. Man könnte also jeden Tag eine besichtigen und ist in einem Jahr nicht durch. Fairerweise muss man sagen, dass die Inseln teilweise so klein sind, dass diese in langsamen 5 Minuten umrundet, überquert oder komplett besichtigt sind. Viele der Inseln sind auch nicht bewohnt. Teilweise steht aber auch nur eine Wellblechhütte oder ein paar Hängematten hängen zwischen den Palmen. Wir haben also geankert und wir wussten gar nicht was wir als erstes machen sollen. Schwimmen oder schnorcheln oder doch an Deck einfach sünnele? Tobi hat sich für eine Schnorcheleinheit entschieden, ich bin an Deck geblieben. Und was soll ich sagen? Die Leute im Wasser haben ein paar kleine Fische gesehen. Und ich vom Deck aus? Ich habe eine wunderschöne und grosse Schildkröte schwimmen sehen. Traumhaft. Zwischendrin ertönte plötzlich ein lautes Signal und es wurde bereits das Mittagessen serviert. Eine Art Paellea mit Meeresfrüchten. Das sah mal sowas von lecker aus. Und weil ich ja noch immer keinen Fisch und Meeresfrüchte esse, wurde für mich sogar extra gekocht. Das wollte ich zwar überhaupt nicht, aber das zeigt mal wieder, wie toll die Menschen hier sind. Als wir bei der Anmeldung nach unseren Ernährungsgewohnheiten gefragt wurden, habe ich das gemeldet. Aber nicht weil ich eine Extrawurst wollte, sondern weil ich nicht wollte, das teuer für mich eingekauft wird und ich es dann nicht esse. Aber Gisbert hat sich die Mühe gemacht und mir Reis und eine Gemüsepfanne gezaubert. Bei der Portionengrösse war er sich wohl nicht bewusst, dass ich da alleine davon esse 😉 Ich habe dann aber von 2 Herren noch Unterstützung bekommen und alles was auf dem Tisch stand war weg. Wir merkten also schnell, Gisbert ist nicht nur ein toller Kapitän und Gastgeber nein er ist auch ein unglaublich guter Koch.
Gegen Abend sind wir dann zu einer Insel gefahren. Dies mit dem kleinen Schlauchboot und in Etappen. Auf der kleinen Insel gab es tatsächlich eine Bar und andere Personen haben dort schon den Sonnenuntergang genossen. Wir dann natürlich auch, mit ein paar Bier in der Hand. Wir mussten uns mehrmals kneifen, denn wir konnten es einfach nicht glauben, wo wir gerade sind. Die Landschaft war traumhaft schön und man hätte jedes Foto für einen Werbeprospekt verwenden können. Auf der einen Seite ging die Sonne langsam unter, auf der anderen Seite sahen wir den fast vollen Mond erleuchten. Wow….ein Paradies. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir dann mit unserem Dinghy (das Schlauchboot) zurück zur Santana gefahren.

Kurze Zeit später wurde auch bereits das Abendessen aufgetischt. Es gab HotDogs. Also es standen rote Würste, Brötchen und diverse Zutaten auf dem Tisch und jeder machte sich sein HotDog selber. Herrlich! Den Abend haben wir dann auf Deck ausklingen lassen und vor allem den wunderschönen Mond und die Sterne bestaunt. Da wurde mir dann zum ersten Mal klar, dass ich nun auf dem Boot bleibe und es nicht nur ein Tagesausflug war. Für mich eine grosse Herausforderung, mag ich doch eigentlich Boote und Wasser gar nicht. Aber erstens wollte ich Tobi einen Flug nach Südamerika ersparen und zweitens wollte ich auch eine meiner Ängste besiegen. Das Schiff lag wirklich ruhig an Anker und das Bett in unserer Kabine war auch extrem bequem. Nur etwas warm war es da unten. Wir hatten aber zwei kleine Fenster, liessen die Dachluke offen und haben die kleinen Ventilatoren angemacht. Und so habe ich tatsächlich sehr gut geschlafen. War schon etwas stolz auf mich, obwohl mir auch bewusst war, dass die schwierigen Nächte erst noch bevorstanden. Daran denken wir jetzt aber mal noch nicht. Der Bericht hier könnte etwas «langweilig» werden. Denn im Reisepreis inbegriffen waren tatsächlich 3 Mahlzeiten pro Tag. Und wir hätten nie damit gerechnet, dass es so tolle Mahlzeiten werden würden. Also starteten wir den Tag erneut mit einem grandiosen Frühstück und einer guten Tasse Kaffee. Kurze Zeit später sind wir wieder aufgebrochen zum nächsten Spot. Dies war in einer kleinen Bucht zwischen 2 Inseln. In der gleichen Bucht lag noch ein Boot, welches ein Tag vor uns aufgebrochen ist. Eigentlich wollten wir hier auch wieder die Nacht verbringen, dazu aber später mehr. Wir konnten den Tag wieder so verbringen wie wir wollten. Ich sag euch, ein Stress war das 😉

Hier habe ich mich dann auch zum ersten Mal ins Wasser gewagt. Wir sind vom Schiff rüber zu einer Insel geschwommen. Das Wasser war angenehm warm (Badewannentemperatur) und glasklar, aber leider hatte es nur wenig Meeresbewohner zum Bestaunen. Ich weiss, wir jammern mittlerweile bereits auf sehr hohem Niveau 😉

Auf der Insel angekommen ging es dann zu einer Indigenen Familie. Sie haben uns Ihre Küche und «Esszimmer» für unser BBQ angeboten. Dabei handelt es sich um einen Holzunterstand, worin sich die Küche befand. Es waren dies 3 Grillstellen, ein paar Regale an den Holzbrettern und das war’s. Davor stand ein langer Tisch mit Plastikstühlen, welche wir auch benutzen durften.

Im Gegensatz zu Guatemala konnten wir uns mit dieser Familie auf Spanisch unterhalten. Sie haben zwar auch ihre eigene Sprache, konnten aber auch Spanisch sprechen. Da mein Spanisch sehr limitiert ist, habe ich mit dem kleinen Jungen gewidmet. Er hatte zwei Bälle und wir haben diese gegenseitig hin und hergeworfen. Anfangs war er noch etwas schüchtern aber nach ein paar Minuten flogen die Bälle wild durch die Luft und er laut lachend hinterher (nicht fliegend sondern rennend natürlich). Wir haben so lange gespielt, bis ich nicht mehr konnte 😉 Gleichzeitig war dann auch das BBQ fertig. Unser Kapitänt Gisbert aka Profikoch hat verschiedenes Fleisch, gegrilltes Gemüse und Kartoffelschnitze gekocht. Es war extrem lecker. Die Location auf dieser kleinen Insel, umgeben vom blauen Wasser hat das Erlebnis abgerundet. Es war einfach super. Die Familie wollte nicht mit uns mitessen, hat dann aber gerne ihre Essensanteile geholt und diese später gegessen. Gisbert hat uns dann auch erklärt, dass er dies öfters macht. Er bringt den hier lebenden Menschen Essen. Auf der gleichen Insel lebt zum Beispiel noch ein älteres Ehepaar. Sie besitzen kein eigenes Boot und sind somit auf ihrer kleinen Insel (und wir reden da von einer wirklich sehr kleinen Insel) «gefangen». Nur auf einzelnen grösseren Inseln gibt es kleine Läden mit dem Nötigsten. Dieses Ehepaar ist also auf Essenslieferungen angewiesen. Viele Touristenboote machen dies gleich wie Gisbert. Während der Pandemie, wo keine Touristen einreisen durften, sind natürlich auch die Boote weggeblieben. Die Menschen auf den Inseln wurden buchstäblich vergessen. Und wir reden hier nicht von leeren Regalen wo mal kurz kein Mehl mehr verfügbar war, nein wir reden von grundsätzlich allen Nahrungsmitteln. Fischen ohne Boot und in diesem Alter ist auch nicht. Da bleiben nur die Kokosnüsse. Zum Glück gibt es Menschen wie Gisbert, die ein so grosses Herz haben und sich so gut wie möglich um ihre Mitmenschen kümmern. Aprospos Kokosnüsse. Die gibt es hier wirklich sehr reichlich. Aber die darf man auf keinen Fall aufheben und behalten. Jede Kokosnuss gehört dem indigenen Volk. Man kann diese für 25 Balboa-Cents abkaufen, aber einfach mitnehmen ist nicht. Auch wenn sie am Boden liegt. Ebenso haben wir gelernt, dass die Familien auf den Inseln alle 3 Monate rotieren. Somit ist immer die aktuell dort lebende Familie dafür zuständig, dass alle Kokosnüsse geerntet werden.
Nach dem genialen BBQ auf der Insel haben wir unsere 7 Sachen (Teller, Besteck, Töpfe, etc) wieder zusammengepackt und mit dem Dinghy zum Katamaran gefahren. Tobi und ich haben uns erneut dazu entschieden, den Rückweg schwimmend zu bestreiten. Gar nicht so einfach mit vollem Magen und gegen die Strömung. Wir haben es dann aber erfolgreich gemeistert und auf Deck mussten wir uns zuerst mal ausruhen. Ebenso wollte ich mal noch Duschen und Haare waschen. Für mich als Neuling gab es dazu zuerst eine Instruktion. Man seift seine Haare und Körper ein und hüpft danach wieder ins Meer und spült dort zuerst alles ab. Erst dann geht es wieder zurück auf’s Boot und spült sich noch kurz mit Frischwasser ab. Sprichwörtlich kurz. Denn Frischwasser ist auf so einem Trip Gold wert. Ist das Frischwasser alle und ist man bereits auf der Überfahrt, gibt es keine Möglichkeit mehr, Neues zu besorgen. Gleiches Vorgehen gilt übrigens auch beim Geschirrspülen. Geschirr mit Seife reinigen, mit Meereswasser abwaschen und zum Schluss noch kurz mit Frischwasser 😉 Kurz nachdem ich mit meinem Beautyprogramm fertig war, wurde es etwas hektisch. Am Horizont sind ziemlich dunkle Wolken aufgezogen. Gisbert ist nochmals kurz zurück an Land und hat mit dem Herr der Insel gesprochen. Die kennen sich mit dem Wetter am besten aus. Er war aber auch nicht ganz sicher, ob das nun an uns vorbeizieht oder ob es uns trifft. Gisbert war die ganze Sache zu unsicher und hat kurzerhand entschieden, weiterzuziehen. Wir sind dann in eine Lagune weitergefahren wo wir die Nacht in Ruhe verbringen konnten. War wohl auch die richtige Entscheidung. Kurze Zeit später hat es nämlich stark geregnet. Am Abend wurde dann bereits wieder gekocht und gegessen. Es gab Spaghetti Bolognese mit einem Beilagensalat. Ich höre ja oftmals, dass meine Bolognese-Sauce ziemlich gut ist, ich muss aber gestehen, Gisbert’s seine ist also auch extrem lecker. Den Abend haben wir dann wieder ruhig ausklingen lassen, bevor es zum Schlafen ging.
Den nächsten Tag haben wir gleich in der Lagune verbracht. Es war traumhaft schön. Ich bin relativ früh aufgewacht und bin ganz alleine an Deck gesessen. Und was schwimmt plötzlich in aller seelenruhe vorbei? Ein Delfin!!! Ich kann mich an diesen Tieren einfach nicht satt sehen. Der Tag gestaltete sich dann mit gleichem Ablauf wie immer: es gab reichlich Frühstück, ein geniales Mittagessen (Hühnchen in Ananas-Sauce und Reis), tagsüber wurde geschwommen, Inseln erkundet, geschnorchelt und ausgeruht. An diesem Spot bin ich auch wieder in’s Wasser eingetaucht. Am Grund haben wir unzählige, teilweise auch sehr grosse, und verschieden bunte Seesterne entdeckt. Weitere Tiere, bis auf ein paar kleinere Fische, haben wir leider keine zu Gesicht bekommen.


Im Laufe des Tages kamen immer wieder Händler in ihren Holzbooten zum Schiff. Die indigenen Frauen haben ihre handgefertigten Decken und Schmuckstücke verkauft, die Herren kamen mit ihrem Tagesfang, meistens mit Lobster. Gisbert hat dann auch gleich das Abendessen eingekauft. Einer unser Mitreisenden, Alex, wollte sich dann noch im Fischen beweisen. Man muss ihm lassen: Geduld hatte er und Durchhaltevermögen auch. Leider aber hat er nur ein paar Kleinigkeiten gefangen. Witzige Anekdote zu Alex: Er ist in Beutelsbach aufgewachsen und wohnt jetzt mit seiner Freundin in Stuttgart. Wie klein die Welt doch manchmal ist. Tobi war auf jeden Fall happy und die beiden Herren haben sich oft in schwäbisch unterhalten und viele Erlebnisse ausgetauscht.


Nachdem der Lobster zubereitet war, musste das Nicht-Essbare irgendwie «entsorgt» werden. Genau die wirft man ins Wasser. Und was zieht das wohl an? Genau Haie, in diesem Fall mal wieder 2 Nurse-Sharks, welche ja zum Glück ungefährlich sind. Weil das wollten wir uns nicht nehmen lassen, also nochmal Maske und Schnorchel auf und ab ins Wasser. Die Stimmung war super und ausgelassen, sind die 2 Sharks doch mehrere Mal hin- und zurückgeschwommen. Die Dame, die gerade ihre Haare im Meer gewaschen hat, fand es aber weniger witzig 😉

Gegen Abend war es dann soweit. Vor Sonnenuntergang wollte Gisbert aufbrechen und die 200 Seemeilen auf offener See nach Kolumbien in Angriff nehmen. Er erwartete eine ruhige Überfahrt, trotzdem musste alles von Deck verstaut oder befestigt werden. Leider war nach wie vor kein Wind vorhanden, sodass wir nicht segeln werden können, sondern den Motor zur Hilfe nehmen müssen. Die Stimmung war gut, dennoch waren wir etwas angespannt, weil keiner wusste was uns erwarten würde. Die Organisation hat uns in der Vorbereitung empfohlen, Medikamente gegen Seekrankheit mitzubringen und wir wurden auch instruiert, wie wir uns verhalten sollen im Fall der Fälle. Je nach Wetterbedingungen und Strömung dauert die Überfahrt zwischen 30-50 Stunden, also 2 Nächte, ein ganzer Tag und vielleicht auch noch ein Zweiter. Die Fahrt wird ohne Pause durchgeführt und der Captain wechselt alle 2 Stunden mit dem anderen Crewmitglied ab. Ein wirklich harter und nicht beneidenswerter Job. Die Überfahrt startete dann mit einem wirklich wunderschönen Sonnenuntergang.

Jetzt wird es schwierig zu berichten. Ehrlich gesagt war ich die ganze Zeit mit mir selbst und meiner Angst beschäftigt. Dazu kam, dass es gegen späteren Abend auch noch angefangen hat zu regnen. Kay und Tobi haben sich entschieden, oben im Salon auf den Tischbänken zu schlafen. Ihnen war die Kabine während der Überfahrt einfach etwas zu eng. Dafür hatte ich meinen Rückzugsort ganz für mich allein. Kurz bevor der Regen angefangen hat, bin ich dann in meine Kabine geschlüpft und hab mich versucht mit Netflix und Podcast hören abzulenken. Immer wieder bin ich eingeschlafen, um dann bald wieder aufzuwachen. Während der Nacht bin ich einmal aufgewacht, weil es nass um meine Zehen wurde. Die Dachluke habe ich extra offengelassen, um wenigstens etwas frische Luft zu haben. Da aber all unsere Sachen bei uns in der Kabine waren und ich diese keinesfalls nass haben wollte, habe ich die Luke geschlossen. Draussen schien es richtiggehend zu stürmen. Netflix und Podcasts und mein Lieblingslied haben wieder geholfen. Am nächsten Morgen ging es allen nicht extrem gut. Die Stimmung war gedrückt und sehr ruhig. Die Wellen waren nicht extrem schlimm, aber wenn man es sich nicht gewohnt ist und es über Stunden schaukelt, dann findet das der Körper irgendwann nicht mehr so witzig. Ich habe mich dann bewusst gegen Essen entschieden. Die Gefahr war mir doch einfach zu gross. Andere haben das Frühstück dann einfach zweimal genossen 😉 Den Tag über haben wir ehrlich gesagt nicht viel gemacht. Es war zum Glück etwas bewölkt, sodass es wenigstens nicht ganz so heiss war. Also sind wir entweder auf Deck, im Salon oder eben in der Kabine einfach rumgelegen. Zeitenweise haben wir nach Delfinen Ausschau gehalten. Leider haben wir auf der ganzen Überfahrt keine weiteren Tiere mehr gesehen. Schade, aber zu dem Zeitpunkt war mir das sogar egal. Ich wollte einfach nur noch ankommen und aus dem Boot aussteigen. Am Mittag hat Gisbert wieder hervorragend gekocht. Also es sah zumindest sehr lecker aus: Tortillas mit verschiedenen Gemüsen und Poulet. Ich habe mich wieder gegen das Essen entschieden und fühlte mich dabei viel besser. Tobi hat auch nur ein paar Happen zu sich genommen. Schlussendlich haben wir uns den ganzen Tag nicht wirklich gross bewegt, also brauchte der Körper auch nicht viel Energiezufuhr. Das Gefühl des Schaukelns wurde innerlich immer wie unangenehmer und wir haben uns dazu entschieden, eine Tablette zu nehmen. Im Nachhinein wurde uns bewusst, dass wir dies lieber schon früher gemacht hätten. Innert kürzester Zeit ging es uns deutlich besser. Das Schaukeln war das Gleiche, aber wir konnten besser damit umgehen.
Unser Mitreisende Alex hatte noch eine Rechnung mit dem Meer offen und er hat geduldig weiter gefischt. Und er war tatsächlich mehr als erfolgreich. Plötzlich hat er einen ca. 5kg-Thunfisch aus dem Meer gezogen. Der Stolz und die Freude in seinen Augen waren unbezahlbar. Und was machte unser Kapitän Gisbert? Er zauberte daraus Sushi als Vorspeise und Tuna-Filet als Hauptgang zum Abendessen. Das war natürlich ein grosses Highlight. Tobi hat nach der Tablette wieder zugeschlagen, ich blieb auf Diät. Ist ja nicht so, als dass wir die Tage davor nicht mehr als genügend gegessen haben.

Danach gab es nochmal einen tollen Sonnenuntergang hinter dem Boot und nach vorne einen tollen Regenbogen.

Bereits um ca. 22 Uhr haben wir am Horizont etwas Helles gesehen. Es waren die ersten Containerschiffe von und nach Cartagena und auch das Licht der Stadt war bereits zu sehen. Die Stimmung war schlagartig besser. Leider zogen erneut dunkle Wolken auf und es startete mit Regen. Für mich der Zeitpunkt, um sich wieder in die Kabine zu verziehen. Dort blieb ich dann auch bis Tobi um ca. 1 Uhr früh zu mir kam und mir mitteilte, dass wir im Hafen von Cartagena eingelaufen sind und geankert haben. By the way, Gisbert meinte, von einer Skala von 0 bis 10, war unsere Überfahrt eine 2,5 😉 😉 Ok, wir sind wirklich Weicheier 😉 😉

Uff sehr gut, dachte ich, ich hab’s überstanden. Tja, das Geschaukel ging aber gleich wie vorher weiter. Wir haben nämlich keinen Platz an einem Steg bekommen, sondern ankern mitten in der Einfahrtschneise des Hafens. Und da war ordentlich was los und so wurden wir immer wieder durgeschüttelt von Wellen von anderen Booten. Trotzdem konnten wir nochmals ein paar Stunden schlafen (Tobi blieb zum Glück bei mir in der Kabine), bevor wir dann zum letzten Frühstück geweckt wurden. Unsere Pässe waren dann bereits beim Agenten und der Immigration in Bearbeitung und kamen auch schon bald zurück. Wir sind offiziell in Kolumbien, unserem 11. Weltreiseland, eingereist und dürfen nun 90 Tage bleiben.

Nach dem Frühstück mussten wir dann unsere sieben Sachen zusammenpacken und das irgendwie nochmals wasserfest. Wir durften nämlich nach wie vor nicht an einen Steg andocken, sondern wurden mit dem Gummiboot an Land gebracht. Hat aber alles super funktioniert und wir kamen trocken rüber. Wir haben uns von allen verabschiedet und haben uns dann an Land zuerst wieder organisiert. Schuhe an, Rucksack auf und los geht’s zum nächsten Bankomaten und Taxistand. Mit dieser Währung hier, der kolumbianische Peso, müssen wir erstmal klarkommen. Da hat es so viele Nullen. Wir bezogen dann mal schlappe 900’000 Pesos, was ca. 200 Dollar entspricht und haben ein Uber bestellt, welcher uns zum Hotel fahren sollte. War ja klar, kurz bevor das Uber kam, begann es wieder an zu regnen. Ich weiss, die Meisten die jetzt hier mitlesen, hätten gerne mal etwas Regen. Wir hätten gerne mal wieder einen Tag ohne Regen. Beschweren möchten wir uns dennoch nicht. Es ist warmer Regen und meistens ist er auch ziemlich schnell wieder vorbei. Aber gerade, wenn wir mit all unserem Gepäck unterwegs sind, ist Regen einfach doof. Bis das Zeugs wieder trocknet, dauert es ewig und man muss immer aufpassen, dass nichts zu stinken oder schimmeln anfängt. Bis jetzt hatten wir da immer Glück. Der Uber kam dann auch ziemlich schnell und los ging die Fahrt zum Hotel. Weiter geht es im nächsten Beitrag, dem Ersten aus Kolumbien.

Hier noch ein paar Bilder von unserem tollen Boot und der Crew. Nochmal herzlichen Dank an unseren Kapitän und sein Crew-Mitglied Martin, dass war wirklich super und ein Erlebnis.

Und nun zum Schluss mag ich mal noch schnell ein herzliches Dankeschön aussprechen. Eva unsere liebe Freundin, liest die Berichte immer ganz genau durch. Bereits kurze Zeit nach dem Hochladen bekommen wir mal mehr, mal weniger Screenshots mit Schreibfehlern zugeschickt. VILLE LIEBE DANK EVA, DU BISCH UNS E RIESIGI HILF!!!

Corinne

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