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Santiago de Chile und Valparaiso

Wie im letzten Bericht geschrieben sind wir mit dem Flugzeug von Montevideo kommend in Chile eingereist. Es ist nach der Atacama Wüste unser zweiter Aufenthalt in diesem Land. Das hatten wir schon lange nicht mehr, dass wir nach einer längeren Unterbrechung wieder in ein Land kommen. Wir sind also am Samstag, 17.12.2022 mit fast 40 Minuten Verspätung gegen 13:45 Uhr in Montevideo abgehoben. Laut Piloten wurde noch ein Teil am Flieger ausgewechselt, was selbstverständlich der Sicherheit zugute gekommen ist. Er war aber optimistisch, dass wir trotzdem pünktlich um 15.40 Uhr in Santiago de Chile landen sollten. Und damit hatte er auch fast recht. Wir haben ordentlich Zeit während des Fluges aufgeholt und waren somit tatsächlich nur 2 Std und 5 Min in der Luft anstatt der geplanten 2 Std und 40 Min. War mir persönlich, aber auch ganz recht. Die Plätze im Flieger waren jetzt eher für kleine Menschen ausgelegt. Zu Glück hatten wir eine Dreier-Reihe für uns Zwei so konnte ich meine Füsse quer ein wenig ausstrecken. Wir hatten nicht bei einer Billig-Fluglinie gebucht und daher waren die Tickets auch nicht ganz so günstig. Ich hatte etwas mehr erwartet. Aber ok, auch überlebt. Der Flug an sich war ganz ok. Wir hatten gutes Wetter und konnten unterwegs noch recht viel sehen. Spannend war, dass irgendwann der Pilot meinte, dass wir langsam mit dem Landeanflug beginnen. Da war aber von den Anden, welche wir ja überqueren mussten, noch nichts zu sehen. Erst so ganz allmählich haben sich dann die Berge gezeigt und man hatte das Gefühl, dass man wie durch die Täler der Berge fliegt. Wir waren so nah am Boden das war schon krass. Dazu noch eine super Sicht, war tatsächlich schön. Als wir durch ein paar Wolken dann durch mussten, war es zwar ein wenig turbulent, aber ok. 

Wir waren kaum über der Bergkette hinweg, ging der Flieger richtig steil nach unten und wir waren im direkten Landeanflug. Gefühlt war das so: Ende der Berge, kurz Fahrwerk ausfahren und schon waren wir über der Landebahn. Das war bisher mein heftigster Anflug auf einen Flughafen. Aber alles gut gegangen und wieder eine Erfahrung reicher. Als wir dann am Terminal angekommen sind, mussten wir mal wieder auf ein freies Gate warten. Das Gleiche hatten wir schon in Miami. Da kommt man schon zu spät und dann steht man auf dem Rollfeld wie bestellt und nicht abgeholt. Aber ok, wir hatten ja Zeit und nach ca. 15 Min war es dann auch so weit. Wir konnten ans Gate und dann wurde es lustig. Laut Durchsage durften nun die ersten 5 sowie die letzten 5 Reihen des Fliegers diesen verlassen. Der Rest musste sitzen bleiben. Ich habe keinen Plan warum, aber war eben so. Da die Verwirrung etwas gross war, hat das Ganze dann ein wenig gedauert. Nachdem die Herrschaften von hinten aber durch waren, durften tatsächlich alle aussteigen. Hatten wir so auch noch nie, aber kann man ja mal machen. Vielleicht hatten sie Angst, dass der Flieger sonst umkippt, oder was weiss ich. 🙂 Wir waren dann aber eine der letzten die ausgestiegen sind und dann ging es zur Immigration. In dem Fall war das ein etwas zeitaufwendiges Unterfangen. Wir mussten uns in eine Schlange einreihen, welche in mehreren Schlaufen durch das halbe Terminal ging. Hurra, das dauert also. So war es dann auch und wir mussten uns gedulden. Nach ca. einer Stunde war es aber so weit und wir standen vor dem zuständigen Officer. Dieser hatte jetzt aber so gar keinen Bock mehr und wollte nicht viel wissen. Wir haben ruck-zuck unsere Stempel bekommen und waren somit eingereist. Das zweite Mal, «hola Chile». Wir sind dann zur Gepäckausgabe, wo unsere Rucksäcke schon fleissig ihre Runden drehten. Diese waren also auch da, da kann ja nichts mehr schief gehen. Wir haben unsere Rucksäcke geschnappt und uns ein UBER zum Hotel organsiert. Dort angekommen war die Überraschung gross. Wir hatten ein tolles Hotel gebucht. Mal wieder richtig schön und dafür preislich echt ok. Keine Ahnung wie das funktioniert hat, aber beschweren wir uns nicht. Immerhin bleiben wir für 6 Nächte da und werden das sehr geniessen. Wir haben uns dann ein wenig ausgeruht und dann ging es auch schon los zu unserem Treffen mit Amillie. Wie es der Zufall will, treffen wir sie nach 5 Monaten wieder, nachdem wir gemeinsam durch ganz Zentralamerika zusammen gereist sind. Unsere Wege trennten sich in Panama und nun sind wir alle in Santiago. Das muss man ja ausnutzen, vor allem, weil sie schon am nächsten Tag weiter nach Sydney fliegt. Also bleibt uns nur dieser Abend für einen kurzen Umtrunk. Leider ging es ihr an dem Abend gesundheitlich nicht so gut, so dass wir es bei einem Wasser bzw. Kaffee belassen mussten und nicht das abgemachte Wiedersehens-Bier trinken konnten. Aber ok, vor einem 14 Stundenflug mag ich meinen schon defekten Magen auch nicht weiter belasten mit einem Bier. 🙂 Es war trotzdem genial, sich nach der Zeit wieder zu sehen und zu sprechen, was jeder so erlebt hat in der Zwischenzeit. Jetzt müssen wir einfach schauen, dass wir auch den Rest unserer 5er-Gruppe aus der Gruppenreise bald irgendwo mal wieder treffen können. Das Treffen war super und wir hatten so viel Spass. Zum Essen sind Corinne und ich dann später allein, eben zur fortgeschrittenen Zeit. Danach war dann auch Zeit fürs Bett, waren wir jetzt doch eine ganze Weile unterwegs. Dementsprechend habe ich aber super geschlafen in meinem Bett. Wir haben zwei grosse Betten im Zimmer und jeder hat 4 Kissen – unfassbar, so gemütlich. 🙂

Den Sonntag, 18.12.2022 haben wir dann gemütlich gestartet. Wir haben das Frühstücksbüffet ausgiebig genossen und einen kleinen Brunch daraus gemacht für uns. Danach haben wir uns mit Jenni verabredet. Yepp, auch sie ist aktuell in Chile, nachdem ihre Reise durch Patagonien auch nicht planmässig geklappt hat, ist sie ein paar Tage hier, ehe sie am Dienstag zurück nach Deutschland fliegt. So sehen wir sie also auch nochmal und werden die Tage noch etwas gemeinsam unternehmen. Für heute haben wir den Besuch des Stadtteil Barrio Italia ins Auge gefasst. Dies ist ein Stadtteil, welcher vor allem für italienische Restaurants, Cafés und Eis bekannt ist. Geprägt ist es aber genauso von sehr niedrigen Gebäuden mit bunten Fassaden. Ausserdem gibt es viele kleine Läden und Märkte auf welchen Künstler ihre Ware verkaufen. Und ich muss sagen, es gab wirklich tolle Sachen.

Ausserdem war ja heute auch das Finale der Fussball-WM und wir waren in der Annahme, dass in einem italienischen Viertel sicher ein paar Fernseher in den Restaurants stehen. Damit sollten wir auch richtig liegen, wobei wir zu Beginn keinen sinnvollen Platz fanden. Es war bereits alles besetzt und auch an den TVs vor den Restaurants war es schon sehr voll. Wir fanden also keinen Sitzplatz und die ganze Zeit stehen wollten wir auch nicht. Wir sind dann ein wenig durch die Strassen gelaufen und haben die Atmosphäre genossen. Kurz vor Ende der Partie haben wir an einem Strassencafé noch die letzten 10 Minuten geschaut. Da das Ganze ja noch recht spannend war und die Verlängerung anstand, sind wir doch zu den Restaurants, bei welchen sich grossen Menschentrauben vor dem Fernsehen breit gemacht hatten. Da war richtig was los und die Stimmung war grandios. Wir haben uns dort noch die Verlängerung und das anschliessende Elfmeterschiessen angeschaut. Danach ging dann richtig die Post ab und wir hatten einen grossen Spass daran den Menschen beim Feiern zuzuschauen und auf welch merkwürdigen Ideen man doch kommen kann. Sei es tanzen auf einer Motorhaube eines Porsches, ja der Fahrer war dabei und für die Musik zuständig, oder mit extrem laut knatternden Motorrädern durch die Strassen fahren. Es war herrlich und die Menschen extrem fröhlich und einfach glücklich. Das Ganze war tatsächlich ansteckend und gönnen tun wir es Argentinien ja auch.

Eigentlich wollte ich mir im Land noch ein Trikot von Argentinien kaufen als Erinnerung an das Land. Ich habe das nicht gemacht, weil ich es nicht im Rucksack tragen wollte, jetzt nerv ich mich tierisch darüber. Wäre cool gewesen, jetzt so ein Trikot als Erinnerung zu haben. Nun ja, kann man nichts machen. Wir haben noch eine ganze Zeit den Menschen zugeschaut, ehe wir uns auf den Weg in einen neuen Stadtteil Bellavista machten. Unterwegs haben wir noch eine Freundin von Jenny getroffen, welche ebenfalls am Reisen ist und ursprünglich aus den USA kommt. Sie hat sich dann uns angeschlossen und wir sind gemeinsam etwas Essen gegangen. Ansonsten hat der Stadtteil Bellavista an sich recht viele Restaurants und Bars zu bieten. Ist aber kein wirklich schöner Stadtteil, ok es gibt coole Graffitis, aber sonst wirkt es eher etwas schmuddelig und dreckig. Mich erinnerte es irgendwie an St.Pauli. Keine Ahnung warum, aber es wirkte ebenfalls so ein wenig alternativ und so weiter. Irgendwie war es cool. Nach dem Essen ging es dann zurück ins Hotel und ab ins Bett. 

Der nächste Tag war dann schon wieder ein Montag und damit eigentlich schon die Weihnachtswoche. Zum Glück haben wir schon alle Geschenke bestellt und organisiert. Der Weihnachtsputz entfällt auch, also können wir die Woche entspannt angehen. Was wir dann auch gemacht haben. Wir hatten nicht viel geplant für heute, sondern wollten nur mit der Standseilbahn im Stadtteil Bellavista auf den Cerro San Cristóbal fahren. Da wir bereits gestern eine erste Schulung zum Thema Fahren mit der Metro durch Santiago von Jenni bekommen hatten, waren wir heute gut vorbereitet. Hat auch alles super geklappt. Unsere Karte, welche wir gestern gekauft und aufgeladen hatten, funktionierte tiptop und auch unser Ziel haben wir auf Anhieb erfolgreich getroffen. Ok, es waren auch nur ein paar Stationen ohne umsteigen, aber trotzdem. Das Metro System in Santiago ist echt noch gut und vor allem muss man nie lange auf einen Zug warten. Gefühlt kommen alle 3 bis 4 Minuten die Züge und diese sind auch recht bequem. Vor allem fühlt man sich in der Metro und den Stationen sehr sicher. Es ist überall sehr hell beleuchtet und es gibt überall Security. Wir sind also mit der Metro nach Bellavista und dann zur Talstation der Standseilbahn gelaufen. Diese Bahn wurde bereits am 25. April 1925 eröffnet und geht über knapp 500 Meter den Berg hinauf. In den letzten Jahren war die Bahn wegen Renovierungsarbeiten ausser Betrieb. Grosse Berühmtheit erlangte die Bahn als diese von Papst Johannes Paul II bei seinem Besuch im Jahr 1987 ebenfalls benutzte. Nun ja, wir waren kurz vor 12 Uhr da und uns wurde eröffnet, dass die Bahn erst ab 13 Uhr fährt. Ausserdem sollten wir beachten, dass die Gondel, welche auf der anderen Seite wieder hinunterfährt am Montag jeweils wegen Wartungsarbeiten geschlossen ist. Hurra, das war genau unser Plan. Mit der Standseilbahn hoch, oben ein wenig Laufen und dann wieder mit der Gondel hinunter um von dort aus zum Hotel zurück zu Laufen. Daraus wird also nichts. Also spontane Planänderung, wir laufen ein wenig in die Stadt. Zumindest mit dem Stadtteil Bellavista konnten wir uns ein wenig versöhnen, jetzt bei Mittagssonne sah alles etwas schöner aus als gestern in der Dämmerung.

Unser Plan war es jetzt, vorbei am bekannten Museum «Museo Nacional de Bellas Artes» zu laufen und weiter Richtung Park Santa Lucia. Was wir wussten war, dass vor allem Museen montags geschlossen haben, somit rechneten wir erst gar nicht, dass wir in das Museum können. Und damit sollten wir recht behalten, das Museum war zu, das Gebäude aber auch von Aussen extrem schön. Es würde genauso gut nach Paris passen ,von der Architektur, und kein bisschen dort auffallen.

Also sind wir weiter zum Park und was soll ich sagen, der Park war geschlossen wegen Wartungsarbeiten, wie jeden Montag. Unfassbar. Machen die einfach die Tore zu und gut ist. Der Montag ist eben doch der kleine Sonntag hier in der Stadt und es hat wohl deutlich mehr zu, als wir erwartet hatten.

So macht das ja keinen Spass. Also gab es einen Kaffee und wir sind in die Mall neben unserem Hotel gefahren. Da wollten wir während unseres Aufenthalts eh hin, brauchen wir doch ein paar neue Sommerklamotten und vor allem neue Schuhe. Meine Turnschuhe gehen doch wieder aus dem Leim, nachdem ich sie jetzt aber auch seit Zentralamerika fast jeden Tag an hatte. Haben wohl ein paar Schritte auf dem Tacho. Also gesagt getan, ab in die U-Bahn und ab zur Mall. Hier dann die nächste Enttäuschung, nein es war nicht geschlossen, aber ich wusste jetzt, wo all die Menschen sind, welche an einem Montag frei hatten. Genau, in der Mall. Es war so voll, das habe ich so noch selten erlebt. Ausser vielleicht früher als es noch den bekannten Sommerschlussverkauf gab und sich alle am Wühltisch getroffen haben. So machte das echt keinen Spass. Wir haben dem Treiben ein wenig zugeschaut, ein paar Kleinigkeiten gekauft und dann beschlossen, dass wir an einem anderen Tag wieder kommen.

Dafür haben wir uns am Abend noch etwas Tolles vorgenommen. Wir sind auf das höchste Gebäude von ganz Südamerika gefahren. Es ist ein Bürogebäude mit einer Höhe von 300 Metern und bietet einen grandiosen Blick über die Stadt und zu den Anden. Wir haben uns extra dazu entschieden erst gegen Abend zu gehen, da wir so direkt den Sonnenuntergang miterleben können. Leider macht das Gebäude aber schon um 21 Uhr zu, so dass wir zwar den Sonnenuntergang sehen konnten, ein Blick über die Stadt in Dunkelheit war aber nicht mehr möglich. Dazu ging die Sonne zu spät unter und es war noch zu hell. Wir haben den Abend wieder zusammen mit Jenni erlebt, da es heute ihr letzter Abend hier ist. Sie fliegt noch heute Nacht zurück nach Deutschland, um dort Weihnachten zu verbringen. So war es also mal wieder ein Abschiedsabend, was wir natürlich auch wieder gefeiert haben. Der Cocktail zum Sonnenuntergang war zumindest schon mal recht lecker, wobei ich die grosse Frage, welcher Pisco-sour ist besser, der in Peru oder der in Chile, nach wie vor nicht beantworten kann. Mir schmecken einfach beide. 🙂 Nachdem die Sonne untergegangen ist, wurden wir recht schnell von der Aussichtsplattform vertrieben. Die Leute wollten Feierabend machen und so mussten wir zum Aufzug.

Um den Abend aber noch ausklingen zu lassen, haben wir uns unten in das HardRock Cafe gesetzt und noch etwas gegessen. Danach ging es zurück zum Hotel und unterwegs noch Jenni verabschiedet. Schon speziell, dass sie Weihnachten wieder im Kreis der Familie verbringen wird und wir noch hier in Südamerika sind. Ist ein komisches Gefühl.

Der Dienstag war dann ein reiner Arbeitstag. Wir haben viel für unsere Firmen getan, aber auch für unsere Homepage. Es war an der Zeit unsere Blogs online zu bringen, damit unsere Freunde auch mal wieder etwas zum Lesen bekommen und ehrlich gesagt waren wir auch ganz schön hinterher. Es war aber schön, all das Erlebte der letzten Wochen nochmal durchzugehen und all die tollen Bilder anzuschauen. Ist für uns auch immer schön und hilft all das Gesehene auch zu verarbeiten. Gegen Abend sind wir nochmal in die Mall, um zu erkennen, die vielen Menschen sind auch an einem Dienstagnachmittag da. Wir haben nur wieder ein paar Läden angeschaut, Kleinigkeiten gekauft und wieder zurück. Das hält man ja nicht aus. Der Tag war also aus der einen Sicht sehr erfolgreich was Blog und Firmen betrifft, erfolglos was Einkaufen angeht und gleichzeitig vielleicht für manche auch langweilig. 🙂 Aber man kann ja nicht jeden Tag nur Neues erleben. Uns tat es zumindest auch mal wieder gut.

Am Mittwoch sind wir dann dafür wieder sehr fleissig unterwegs gewesen. Wir haben uns wieder mit einem leckeren Frühstück gestärkt und um kurz nach 9 Uhr ging es schon los zur Metro. Unser Ziel war der Platz vor der grossen Kathedrale, welches der Treffpunkt für eine Free Walking Tour war. Leider war die Beschreibung an welchem Eck des Platzes der Treffpunkt sein soll nicht ganz so klar, weshalb wir lieber etwas früher da sein wollten. Zu allem Übel war gestern in den Medien, dass vor allem die Strassenkriminalität in Santiago sehr stark zugenommen hat. In Santiago sind in den letzten Monaten sehr viele Flüchtlinge aus Venezuela angekommen und diese leben nun in sehr erbärmlichen Verhältnissen in Zelten und sonstigen selbstgebauten Unterständen, welche auf Grünstreifen neben den Strassen stehen. Gestern muss es wohl einen Überfall auf einen Tourguide gegeben haben, welcher seine Gruppe beschützte als man etwas klauen wollen. Es ist schon ein schwieriges Thema und nicht ganz einfach. Aber die Flüchtlinge wissen aktuell sich nicht anders zu helfen. Wir haben uns trotzdem auf den Weg gemacht, immerhin ist es gestern passiert, heute gross im TV, dann kann man damit rechnen, dass heute sehr viel mehr Polizei unterwegs ist. Und genau so war es dann auch. Es war sehr viel Polizei unterwegs, ob mehr als sonst, keine Ahnung. Wir haben uns aber mal wieder absolut nicht unsicher gefühlt, sondern sind einfach noch etwas aufmerksamer gewesen und haben vielleicht auch das eine oder andere Bild weniger gemacht. Wobei mir keine einzige Situation im Nachgang in den Sinn kommt, wo sich jemand komisch verhalten hat oder ich das Gefühl hatte, es ist jemand in der Nähe, der uns schaden könnte. Zurück zur Tour. Mit ein wenig Suchaufwand haben wir unseren Guide gefunden und hatten sogar noch etwas Zeit. Die Tour startet normal um 10 Uhr, er wollte aber noch etwas Zeit geben und meinte es geht um 10.15 Uhr los. Damit hatten wir noch knapp 25 Min Zeit und diese wollten wir nutzen, um die berühmte Kathedrale von Santiago zu besichtigen. Und wow, was war das für eine Erfahrung. Schon beim Betreten der Kathedrale haben sich einem die Haare zu Berge gestellt und man gespürt, dass man einen sehr speziellen Ort betritt. Das war wirklich etwas ganz Spezielles. Unsere Zeit in der Kirche war leider etwas kurz, um das ausgiebig zu geniessen. Aber für einen tollen Rundgang und ein paar schöne Bilder hat es gereicht. 

Der Start der Tour war dann direkt vor der Kathedrale mit einigen Infos zur Kirche. Der Standort der Kirche stammt aus der Zeit der Gründung der Stadt Santiago 1541 durch den spanischen Konquistador Pedro de Valdivia, der den Bau einer katholischen Kirche auf den Ruinen eines alten Inkatempels an der nordöstlichen Seite der Plaza de Armas anordnete. Da dieser gute Herr aus Santiago in Spanien stammte, heisst Santiago in Chile heute auch Santiago. Sehr kreativ die Menschen damals. 🙂 Wie jede Stadt in Südamerika hat auch Santiago seinen Plaza de Armas, welcher unter den Spaniern genutzt wurde zur Lagerung von Waffen. Daher auch die anderen wichtigen politischen Gebäude, welche den Platz hier säumen.

Die erste Kirche welche gebaut wurde war klein, wahrscheinlich wie eine Kapelle, aus leichten Materialien wie Stroh und Lehm gebaut. Ein zweiter Tempel mit Domcharakter wurde zwischen 1566 und 1600 erbaut, jedoch zerstörten zwei Erdbeben, die die Stadt 1647 und bzw. 1657 stark beeinträchtigten, auch die Kirche bis auf das Mittelschiff, sodass sie mehrmals umgebaut werden musste. Das Erdbeben von Valparaíso im Jahre 1730 verschlechterte erneut die Infrastruktur der Kathedrale, so dass der damalige Bischof den Wiederaufbau eines weiteren Tempels in Betracht zog, der den seismischen Aktivitäten des Landes besser standhalten würde. Die ersten Pläne für den Bau des endgültigen Doms wurden 1753 von König Ferdinand VI. angenommen. Mit der Grundsteinlegung am 1. Juli 1748 hatten die Bauarbeiten jedoch bereits vorher begonnen. Ein Brand am 22. Dezember 1769 verursachte am Dom grosse Bauschäden, die repariert und wieder aufgebaut werden mussten. Die Arbeiten wurden nach der Unabhängigkeit Chiles vom spanischen Kolonialreich fortgesetzt und waren 1830 fast abgeschlossen. 1840 erhob Papst Gregor XVI. die Kathedrale durch die Ernennung des ersten Erzbischofs von Santiago zur Metropolitankathedrale. Somit war die Bauzeit in Summe über 90 Jahre. 

Danach ging es quer durch die Stadt zu den gewissen aktuellen Regierungsgebäuden, bzw. auch den Alten, welche heute eher für Museen genutzt werden.

Ausserdem sind wir noch durch die wunderschönen Parks der Stadt gelaufen, unterwegs sogar an einem Weihnachtsmarkt vorbei gekommen bzw. haben einen Blick in die Strasse New York geworfen, in welcher die Gebäude tatsächlich sehr an New York erinnern.

Ein weiteres Highlight der Tour war das Probieren eines chilenischen Nationalgetränks. «Mote con huesillos“ ist ein alkoholfreies Getränk, das aus gesüsstem Pfirsichsaft, Weizengraupen (mote), sprich geschälten und polierten Weizenkörnern mit runder, halb- oder länglich-runder Form und getrockneten Pfirsichen (huesillos) besteht. Das Erfrischungsgetränk wird durch Kochen der getrockneten Pfirsiche in Wasser mit Zimt gewonnen. Die charakteristische Farbe entsteht durch den unraffinierten Zucker Panela. Gelegentlich werden Orangenschalen und Nelken dem Getränk hinzugefügt oder anstatt getrockneten Pfirsichen auch getrockneten Pflaumen verwendet. Da getrocknete Pfirsiche oft nicht erhältlich sind, werden heutzutage häufig auch Dosenpfirsiche verwendet. Das Getränk wird in einem hohen Becher zusammen mit den gekochten Weizengraupen und einem Löffel zum Auslöffeln serviert. Meistens kann man es an Ständen oder Karren auf den Strassen Zentralchiles, aber auch im Norden und Süden des Landes kaufen.

Den Abschluss der Tour hatten wir wieder im bereits besuchten Stadtteil Bellavista. War aber nochmal schön diese Gegend mit einem Guide zu besuchen und mehr Informationen darüber zu bekommen. Wir sind wieder an den vielen Kneipen, Restaurants und Bars vorbeigelaufen, dieses Mal mit einem besonderen Ziel. Wir wollten zu einem der drei Häuser des berühmten Dichters Pablo Neruda. Er war ein chilenischer Diplomat, Dichter und Schriftsteller, der sich vor allem gegen den Faschismus in seinem Heimatland und in Spanien einsetzte. 1971 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Am 23. September 1973 erlag Neruda, zwölf Tage nach dem Putsch in Chile unter Führung von Augusto Pinochet, angeblich seinem Krebsleiden. Die Todesursache war über viele Jahre nicht geklärt und führte zu diversen Untersuchungen mit unterschiedlichen Ergebnissen. Erst im November 2015 gab das chilenische Innenministerium in einer Erklärung bekannt, dass es „offensichtlich möglich und sehr wahrscheinlich“ war, dass Nerudas Tod durch Fremdeinwirkung verschuldet wurde, nämlich durch eine Spritze und er damit vergiftet wurde. Das Ministerium wies jedoch warnend darauf hin, dass eine Expertenkommission zu keinem abschliessenden Urteil gekommen sei. Also nach wie vor ist nur klar, dass nichts klar ist. Nach dem Tod von Neruda wurden seine Häuser vom Militär geplündert und zerstört. Es gibt drei Häuser, welche man heute besichtigen kann, eines steht hier in Santiago, ein anderes in Valparaiso und ein drittes in Isla Negra.

Hier endete dann auch unsere Tour und wir sind allein weiter. Hatten wir heute doch noch ein weiteres Highlight auf dem Zettel. Zuerst mussten wir uns aber stärken und dann ging es mit der Standseilbahn (Funicular) auf den Cerro San Cristobal. Genau, das ist der Hügel, welchen wir schon letzten Montag besichtigen wollten. Dieses Mal hat aber alles funktioniert, die Bahn war offen und viele Leute waren auch nicht da. Wir haben unsere Tickets geholt und schon ging die Fahrt nach oben los. Der Hügel erhebt sich bis auf 880 m und dominiert das Stadtbild von Santiago. Sein ursprünglicher Name war Tupawe, er wurde aber von den spanischen Eroberern nach dem Heiligen Christophorus umbenannt.

Der Gipfel ist ein beliebtes Ausflugsziel, von wo aus man einen guten Blick über die verschiedenen Stadtteile von Santiago hat und bei klarem Wetter auch auf die Andenkette im Osten. Auf dem Gipfel befinden sich eine Kirche, ein Amphitheater und eine 22 m hohe Statue der Jungfrau Maria. Papst Johannes Paul II. hielt dort 1987 eine Messe ab und fuhr ebenfalls mit dieser Bahn wie wir jetzt. Zu Ehren des Papstes Johannes Paul II wurde eine sehr schöne Statue von ihm ebenfalls in der Nähe des Amphitheaters errichtet.

Nachdem wir die Gegend ausführlich besichtigt hatten, ging es mit der Gondel auf der anderen Seite des Hügels wieder hinunter. Diese Bahn fährt so in Richtung unseres Hotels und von der Talstation wollten wir den Rest zurücklaufen. Der Ausblick aus der Gondel war einfach mal wieder der Hammer.

Unten angekommen haben wir noch einen Abstecher in den japanischen Garten, welcher ebenfalls ein Teil des Ganzen „Parque Metropolitano de Santiago“ ist. Der Garten ist nicht besonders gross, aber dafür sehr schön angelegt.

Danach ging es dann zurück zum Hotel und wir haben den Abend mit einigen Schritten auf der Uhr langsam ausklingen lassen.

Der nächste Tag war dann Donnerstag, 22.12.2022. Den Vormittag haben wir im Hotel verbracht und gearbeitet. Corinne hat im Januar eine grössere Arbeit vor sich, für welches es heute einen finalen Abstimmungscall gab. Danach können wir unsere weitere Reise durch Neuseeland planen. Daher war das noch recht wichtig und ich habe die Zeit genutzt, um Blog zu schreiben. Lässt sich gut machen auf der schattigen Terrasse des Hotels. Am Nachmittag sind wir dann nochmal in die Stadt gefahren, um in ein Museum zu gehen. Jawohl, richtig gelesen, in ein Museum. Wer uns kennt weiss, dass wir nicht die grossen Fans von Museen sind, aber so ab und an machen wir das auch. Dieses Mal war es aber auch ein sehr spannendes, wenn gleichzeitig aber auch schweres Thema. Es ging in das Museum «Museo de la Memoria y los Derechos Humanos» also das Museum der Erinnerung und der Menschenrechte. Es handelt um die Zeit von 1973 bis 1990 als Chile unter dem Diktator Pinochet regiert wurde. Noch bis heute ist die Zeit im täglichen Leben in Chile ersichtlich. Erst vor einigen Wochen gab es eine Abstimmung über eine neue Verfassung, da die bisher Gültige noch immer aus der Zeit Pinochets ist. Tatsächlich wurde die neue Verfassung abgelehnt und vor allem ältere Menschen möchten bei der alten Verfassung bleiben. Für uns eigentlich unvorstellbar, wenn man sieht, mit welchen Mitteln und welchem Terror damals regiert wurde. Wir haben uns mit einigen jungen Chilenen unterhalten und alle meinten, dass sie sich nicht mit ihren Eltern über Politik unterhalten können, da diese noch immer an der alten Zeit festhalten. Es dauerte nur einen Tag, der 11. Septemer 1973 zur Machtergreifung durch Pinochet mit Unterstützung aus Teilen des Militärs. Mit Kampfflugzeugen bombardierten sie ab etwa 11:00 Uhr den Präsidentenpalast „La Moneda“. Gegen 14:00 Uhr begann die Armee mit der Erstürmung des Palastes. Nach kurzem Gefecht ordnete der damalige Präsident Allende die Kapitulation an. Nur er selbst blieb im „Saal der Unabhängigkeit“ zurück und beging dort Suizid. Dieser Selbstmord war noch über viele Jahre ein Thema, da seine Anhänger davon ausgingen, dass der Präsident ermordet bzw. von den Soldaten erschossen wurde. Es gab viele Untersuchungen und sogar eine Exhumierung des Leichnams wobei diese erneute Obduktion dann den Selbstmord bestätig hat. Ich denke, dass aber noch immer viele Menschen ihre Zweifel daran haben. In der Mitte des Museums ist eine riesige Bildergalerie mit Porträt Fotos von Menschen aufgehängt. Alle Bilder zeigen Menschen, welche in der Zeit der Diktatur ihr Leben verloren haben. Die Bilder wurden nach und nach dem Museum übergeben. Oftmals sind es die einzigen Bilder, welche die Menschen noch von den Verstorbenen haben. Im Museum ist vor der Galerie ein Touchscreen aufgebaut, über welchen man jedes Bild aus der Galerie aufrufen kann und dort sehr viele, teilweise auch ganz private Sachen über die Verstorbenen lesen kann. Man kann sogar eine Nachricht zu jedem Bild verfassen. Das war schon alles sehr schwere Kost.

Wir haben uns sehr viel Zeit genommen und haben versucht über eine App des Museums und interaktivem Rundgang über die App so viel wie möglich zu verstehen und mitzunehmen. Der Rundgang hat dann doch 2 Stunden gedauert und zeigt, wie gross das Museum ist. Da Ganze ist noch recht neu und kostet tatsächlich keinen Eintritt. Es dient vor allem dazu, jungen Menschen zu zeigen, was damals passiert ist und nichts in Vergessenheit gerät. Viele der Jungen erfahren erst so, was damals passierte, da der Geschichtsunterricht oft mit der Zeit der Diktatur endete. So hat uns das auch unser Guide auf der Free Walking Tour bestätigt. Er war Mitte 30 und hatte kein Wissen über die Diktatur aus der Schule und die Eltern waren eher Anhänger von Pinochet. Er musste sich im Laufe der Zeit selber darum kümmern, Informationen über die Zeit zu sammeln. Leider machen dies eben auch nicht alle.

Nach dem Besuch des Mesum war es Zeit für einen Kaffee und der Frage, was jetzt noch machen. Wir haben uns entschieden, den Stadtpark Cerro Santa Lucia nochmals einen Besuch abzustatten. Dieser war letzten Montag wegen Wartungsarbeiten geschlossen. Der Park ist wirklich extrem schön und bietet einen tollen Blick über die Stadt. Hat sich also gelohnt, nochmals hierher zu kommen. Besonders schön ist ein Prunkbau aus dem 19. Jahrhundert mit einem tollen Brunnen davor, welcher auch noch Glück bringen soll. Sind wir mal gespannt. 🙂

Nach dem Besuch des Parkes sind wir dann zurück zum Hotel und haben den Tag gemütlich ausklingen lassen. Schliesslich mussten wir ja auch mal wieder packen. Ist uns dieses Mal tatsächlich etwas schwer gefallen. Die Stadt Santiago ist eine tolle Stadt, hat uns aber nicht so in den Bann gezogen wie Buenos Aires zum Beispiel. Ich kann aber auch nicht sagen warum, irgendwas war einfach anders. Dafür war aber unser Hotel der absolute Hammer. So ein tolles Frühstück und Zimmer hatten wir schon lange nicht mehr. Das war schon alles extrem cool und vor allem hatten wir wieder einen super Deal vom Preis her. Das ist dann doppelt erfreulich. 🙂

Am nächsten Tag, der 23.12.2022 stand dann unsere Weiterfahrt nach Valparaiso auf dem Programm. Wir sind schon recht früh aufgestanden und haben das letzte Frühstück genossen. Danach sind wir nochmal kurz in die Mall. Ich musste noch dringend eine kurze Hose kaufen, hat sich meine andere doch mit einem grossen Loch verabschiedet. Und da in den letzten Tagen die Mall immer viel zu voll war, wollte ich dem Ganzen aus dem Weg gehen und direkt am Morgen nochmal hin. Der Plan hat auch super geklappt, wir schnell da hin, zwei Hosen probiert, zwei Hosen gekauft und wieder raus. Das nenne ich mal effizient. 🙂 Wir hatten so noch etwas Zeit und ich habe noch eine neue Trinkflasche gekauft. Nach einem Jahr schmeckt das Wasser aus der alten Flasche doch recht bescheiden, ok spülen war auch nur bedingt möglich, daher verständlich. Also das auch noch erledigt und wieder ab zum Hotel. Jetzt hatten wir sogar noch etwas Zeit, da Check out erst auf 12 Uhr notwendig war. Also haben wir die Zeit noch genutzt und alles verpackt und uns ausgeruht. Das Zimmer musste ich einfach bis zur letzten Minute ausnutzen. 🙂 Dann ging es mit dem UBER zum Bus. Dazu fuhren wir an das andere Ende der Stadt ins Terminal und von da aus ging es dann für 90 Min über die Autobahn nach Valparaiso. Wir waren etwas gespannt, was uns erwartet, da die Stadt und vor allem die Nachbarstadt Viña del Mar die letzten Tage viel im TV war. In der Region gab es schwere Brände und vor allem Viña del Mar hat es etwas heftig erwischt. Über 500 Häuser wurden zerstört und leider gab es auch Todesopfer. So viel vorweg, bis wir dort waren hat man davon nichts mehr mitbekommen und die Feuer konnten auch recht schnell gelöscht werden. Unser Bus war dieses Mal nicht ganz so komfortabel wie die letzten Fahrten, aber für 90 Min auch kein Problem. Wir sind zumindest sicher und pünktlich an unserem neuen Ziel angekommen. Valparaiso liegt etwas westlich von Santiago und direkt am Pazifik. Das hat uns gefallen und wir dachten so für Weihnachten sicher ein toller Ort. Nachdem wir angekommen sind, waren wir im ersten Augenblick aber etwas enttäuscht. Die Umgebung um das Busterminal war jetzt eher unschön und vor allem etwas dreckig. Wir sind mit dem UBER zu unserer Unterkunft und auch unterwegs war es eher schmuddelig, dafür aber sehr bunt. Die Stadt ist bekannt für ihre Streetart aus Graffitis und Wandmalereien. Eigentlich ist die Stadt eine offene Kunstgalerie, was es auf der anderen Seite wieder extrem spannend und auch schön macht. Es ist schwer zu beschreiben, aber irgendwie passt das Stadtbild mit der Kunst überein. In einer sterilen Umgebung und Häuser mit weissen Fassaden würden die Bilder sicher nicht passen. Das Ganze erinnert mich mal wieder so ein wenig an St. Pauli, eher dreckig aber dafür Kult. Uns so ist das hier auch. Wir waren also gespannt wie die nächsten Tage werden. Nach der Ankunft sind wir noch ein wenig um das Hotel gelaufen, haben die ersten Bilder begutachtet, einen Kaffee getrunken und dann die Aussicht von unserer Dachterrasse genossen. Herlich!!

Der nächste Tag war dann schon der 24.12.2022 und damit Heiligabend. Was kommt aber vor dem heiligen Abend? Genau der heilige Vormittag!!! Für mich ganz wichtig, weil das immer die Zeit für ein Bier mit meinen Freunden ist. Da dies dieses Jahr wieder nicht persönlich klappt, muss das eben virtuell gemacht werden. Und da ich ja noch 4 Stunden hinter der deutschen Zeit bin, musste ich recht früh aufstehen, damit es auch in Deutschland noch Vormittag ist. Aber ein Bier am Morgen vertreibt ja auch Kummer und Sorgen. Also bin ich um kurz nach 9 Uhr auf die Dachterrasse und habe telefoniert und mein Bier genossen. Immerhin gab es davor noch ein gutes Frühstück. 🙂 War schön mal wieder zu quatschen, aber ich glaube nächstes Jahr müssen wir das wieder persönlich machen. Danach haben Corinne und ich noch ein weihnachtliches Fotoshooting gemacht, habe wir doch extra Weihnachtsmützen gekauft.

Nachdem ich über den Mittag dann ein wenig ausgeruht habe, haben wir noch eine Free Walking Tour gemacht. Das war noch recht praktisch, fand heute noch eine statt. Und was für eine coole Tour das war. Wir waren nicht so viele Leute, hatten zwei richtig lustige Guides. Es war extrem spannend nochmals Infos über die Stadt aber auch das Land Chile zu bekommen. Wir haben uns um 15 Uhr getroffen und sind dann tatsächlich 3 Stunden durch die Stadt gelaufen. Zuerst vorbei an ein paar historischen Gebäuden, dem Hauptgebäude der chilenischen Marine, und dem Denkmal für die gefallen Soldaten aus dem «War of the Pacific» zwischen Chile und Peru. Das Denkmal ist gleichzeitig noch ein Mausoleum, da sich unter dem Denkmal noch die Überreste der Gefallen befinden. Spannend war es auch, die Chilenische Erzählversion zu hören. Wir haben ja in Peru (und auch Bolivien, welche auch verwickelt waren) schon deren Version gehört. Sagen wir mal so…..die Versionen unterscheiden sich deutlich 😉

Danach ging es dann mit einem der vielen Schrägaufzüge, welche sich über die Stadt verteilen nach oben. Diese Aufzüge, viele davon über 100 Jahre alt, wurden zur Unterstützung der Bevölkerung gebaut. Valparaiso liegt zwar direkt am Meer, nach hinten kommen aber sehr viele und steile Hügel. Jeder dieser Hügel ist wie ein Stadtteil und hat seinen eigenen Namen. Einige der Hügel sind sehr bekannt, vor allem bei Touristen und Künstler wie Cerro Alegre und Cerro Concepción. Wir haben die verschiedenen Highlights an Gebäuden angeschaut und viel über die Geschichte erfahren.

Neben den Gebäuden standen aber auch die Wandbilder im Fokus. Wir haben einige Bilder sehr detailliert erklärt bekommen und es ist schon krass, was da so alles abgebildet ist. Vor allem wenn man sieht, wie viele Bilder es gibt und das obwohl es eigentlich verboten ist, die Gebäude zu bemalen. Ausser man hat eine Bewilligung durch den Eigentümer, dann kann man das machen. Und es ist tatsächlich so, die Eigentümer geben die Einwilligung für die Bilder gerne, denn wenn ein Bild ein Haus verziert, dann ist der Kodex unter den Künstlern so, dass man ein Bild nicht übermalen darf. Das funktioniert tatsächlich sehr gut und wir haben viele Bilder gesehen, welche bereits über 10 Jahre an den Wänden sind und nicht beschmiert wurden.

Danach sind wir wieder zum Hotel, um uns frisch zu machen. Schliesslich ist jetzt Heiligabend da muss man sich auch mal fein machen. 🙂 Wir haben es dann aber entspannt genommen und sind in ein kleines, aber sehr leckeres Restaurant in der Nähe gelaufen und haben ein feines Essen genossen. Das war dann aber auch schon alles und damit nicht sehr weihnachtlich. Wobei für uns eh keine grosse Weihnachtsstimmung aufgekommen ist. Es ist einfach nicht das selbe, wie zuhause mit Familie, Freunden, gutem Essen und allem. Und hier bei Sonne und Meer ist das einfach ein anderes Gefühl. Aber trotzdem auch schön, wenn eben anders.

Den Weihnachtstag 25.12.2022 haben wir ganz gemütlich mit Nichtstun verbracht. Wir haben am Morgen ausgeschlafen, gemütlich gefrühstückt und dann eigentlich nur noch gelesen und Netflix geschaut. Ich habe zwischendurch noch mit meinen Eltern und meiner Schwester mit Familie telefoniert und ein frohes Weihnachtsfest gewünscht. Ausserdem wollte ich ja noch die Bescherung bei meinen Patenkindern miterleben. In der Hoffnung, dass der Amazon-Weihnachtsmann auch meine richtigen Geschenke geliefert hat. 🙂 Aber zum Glück ist alles richtig gelaufen. Wir sind gegen Abend dann noch kurz ein paar Schritte um das Hotel gelaufen, haben wir doch am Vortag noch ein paar Tipps zu schönen Wandbildern in der Nachbarschaft bekommen

Danach haben wir den Abend gemütlich ausklingen lassen mit einem Besuch auf der Dachterrasse.

Der zweite Weihnachtstag war dann eigentlich gar kein Weihnachtstag mehr. Gestern waren zumindest mal noch viele Restaurants usw. geschlossen, heute ist eigentlich wieder alles normal. Der zweite Festtag wird hier nicht sonderlich gefeiert und ist wohl auch kein Feiertag. Und da Montag ist, geht eben alles wieder seinen normalen Gang. Wir haben gefrühstückt und haben uns für 10 Uhr für eine weite Free Walking Tour angemeldet. Nachdem die erste eine Tour zu den Highlights der Stadt war, geht es heute um Plätze und Regionen, welche man nicht unbedingt allein besichtigen sollte. Wir wollten sehen, wie die Menschen hier leben und noch etwas mehr in die Kultur eintauchen. Ausserdem war das Thema Politik noch ein Schwerpunkt neben weiteren Wandmalereien. Dieses Mal waren wir eine etwas grössere Gruppe als die Letzte, aber wieder extrem cool. Wir hatten einen tollen Guide, der unfassbar viel wusste und das alles extrem toll und verständlich erklären konnte. Die Tour war wieder genial und gespickt mit Highlights vor allem, was Wandbilder und Graffitis angeht. 

Wir tun uns nach wie vor schwer, was wir von der Stadt halten sollen. Es ist schon recht dreckig, riecht an vielen Orten streng nach Urin, ist eher ungepflegt – aber trotzdem hat es einen Charme mit den vielen Bildern. Ich bin froh, haben wir das mal gesehen, ob ich nochmal hin muss, kann ich heute noch nicht sagen. 🙂 Nach der Tour haben wir uns mit der Metro noch aufgemacht in die Nachbarstadt Viña del Mar. Hier muss es ganz anders sein und vor allem ist die Stadt bekannt für ihre Strände. Unser Ziel war aber ein Museum, nicht dass wir hinein wollten, wir wollten nur vor das Museum. 🙂 Dort steht nämlich eine Originalfigur bzw. Skulptur von der Osterinsel (Rapa Nui). Diese war ja auch ein Ziel, welches wir gerne auf unserer Reise erreicht hätten, momentan aber nur sehr schwer zu erreichen ist. Unser Plan war über die Osterinseln in die Südsee zu fliegen, was aber noch nicht wieder geht aufgrund der Pandemie. Aktuell fliegt man nur von Santiago auf die Insel und zurück. Und bei einer Flugzeit von je 4.5 Std ist das doch recht weit. In Summe 9 Std ist fast so lange wie direkt nach Neuseeland, das war uns dann doch zu viel. Also habe wir das gestrichen, wollten jetzt aber doch so eine Figur sehen. Es gibt nur 3 dieser Figuren, welche ausserhalb der Osterinsel zu finden sind. Eine steht in Paris, eine in London und eben eine hier in Viña del Mar. Die Insel hat ihren Namen von dem Niederländer Jakob Roggeveen, der im Auftrag der Westindischen Handelskompanie am Ostersonntag, dem 5. April 1722 auf der Insel landete und sie nach diesem Tag benannte. So viel zum Einfluss der Europäer, man hätte es auch einfach beim Originalnamen Rapa Nui belassen können. Man versucht hier diesen Namen wieder in die Köpfe der Menschen zu bekommen, schon aus Respekt der Ureinwohner gegenüber. Finde ich noch sehr gut. Wir sind also los und haben unser Ziel auch recht schnell erreicht. Es war beeindruckend diese Skulptur zu sehen.

Noch immer ist nicht sicher, was die Skulpturen wirklich bedeuten und wie alt sie sind. Man hat sich nur darauf verständigt, dass sie maximal 1’500 Jahre alt sind. Ursprünglich sollen es mal über 1’000 dieser Skulpturen auf der Insel gewesen sein. Auch der Zweck der Figuren ist bis heute nicht wirklich geklärt, sondern man vermutet, dass es sie Häuptlinge oder allseits verehrte Ahnen darstellen. Sicher kann es aber niemand sagen.

Danach sind wir dann Richtung Strand gelaufen, haben etwas gegessen und haben die Aussicht genossen. Der Blick auf das Meer und auch Richtung Valparaiso war doch sehr schön. Und es stimmt, Viña del Mar ist tatsächlich anders als Valparaiso. Es ist tatsächlich sauber, die Häuser sind schöner, wenn auch ohne Bilder dafür viel höher und es riecht nicht nach Urin. Es ist eher, wie man sich eine touristische Grossstadt an der Küste vorstellt. 

Anschliessend noch einen kurzen Umweg zur Blumenuhr, ehe wir dann wieder zur Metro sind, um zurück nach Valparaiso zu fahren. Dort haben wir uns dann auf den Weg zum Hotel gemacht und den Abend ausklingen lassen. Jetzt war auch schon wieder packen angesagt, morgen geht es zurück nach Santiago.

Der nächste Tag war dann Dienstag, der 27.12.2022 und damit der letzte Tag in Chile und sogar in Südamerika. Ich kann es noch immer nicht glauben, dass wir jetzt nach fast 13 Monaten in eine ganz neue Region aufbrechen und dass wir es jetzt tatsächlich geschafft hatten durch fast ganz Südamerika auf eigene Faust zu reisen, bei unseren Spanisch Kenntnissen usw. Ich bin doch ein wenig stolz, wie wir das hinbekommen haben. Jetzt hiess es aber nochmal frühstücken und ein wenig spazieren gehen. Ich habe noch nicht genug von den Wandbildern und wollte mir das kulturelle Zentrum mit dem alten Gefängnis noch anschauen. Das Gefängnis war zur Zeit der Diktatur noch in Betrieb und viele politische Gefangene sassen hier. Heute ist es eher ein grosser Park mit vielen kulturellen Angeboten. Viele kommen zum Musizieren oder Yoga machen hierher, andere Malen im Park usw. Gleichzeit ist das Gelände auch ein Mahnmal an die Geschichte und das Nicht-Vergessen. Wie oben schon geschrieben, ein wichtiger Grund. Was ebenfalls noch spannend ist hier, ist dass man drei Gebäude aus drei verschiedenen Jahrhunderten nebeneinander sieht. Da ist das älteste noch stehende Gebäude in Valparaiso (ein Gebäude aus Backsteinen aus dem 19. Jahrhundert), dann das Gefängnis aus dem 20. Jahrhundert und dann noch ein Neubau für Konzerte, Cafés usw. aus dem 21 Jahrhundert. Schon spannend das so auf einem Blick zu sehen.

Danach bin ich noch kurz über einen Friedhof gelaufen. Dieser wurde als Friedhof der Ungläubigen errichtet. Früher war jeder von Geburt an Katholisch und alle Einwanderer, vor allem aus England, welche nicht katholisch waren, konnten nirgends beerdigt werden. Diese wurden alle auf See bestattet, bis man nach vielen Verhandlungen einen Friedhof für Andersgläubige, damals noch ausserhalb der Stadt, bauen durfte. 

Danach bin ich noch ein paar Bilder anschauen gegangen und dann war es auch Zeit zurück zum Hotel zu gehen. Corinne ist dort geblieben, hat sich noch ein wenig ausgeruht und gearbeitet. 

Wir haben unsere Sachen geschnappt und sind mit dem UBER zum Bus. Jetzt war es auch so weit, unsere letzte Busfahrt stand an. Wir sind wieder 90 Min zurück zum Busterminal in Santiago gefahren, wo wir nochmal umsteigen mussten für einen Bus an den Flughafen. Hat mal wieder alles super geklappt und wir waren schon gegen 17 Uhr am Flughafen. Damit hatten wir noch massig Zeit, weil unser Flieger erst um 0:40 am Mittwoch Morgen den 28.12.2022 abheben soll. Wir wollten aber einfach früher da sein, um es ruhig nehmen zu können. Ausserdem mussten wir nochmal schauen, was mit meinem Ticket los war, da ich mich online nicht einchecken konnte. Bis jetzt fliegt also nur Corinne sicher nach Neuseeland. Bei mir kam ständig ein Hinweis auf ein Visum und dann war Schicht. Also ab zur Airline und das Ganze klären. Hat aber funktioniert und auch ich habe meinen Sitzplatz im Flieger sicher. Jetzt hiess es also noch etwas kleines Essen, einen Kaffee trinken und abwarten. Wir haben die Zeit genutzt und noch ein wenig Netflix geschaut und dem Treiben am Flughafen zugeschaut. Damit hiess es dann auch Abschied nehmen von dem tollen Kontinent und den tollen Menschen hier. Gleichzeit auch Abschied von Chile, einem Land das wir irgendwie anders erwartet hatten. Für uns war Chile immer das fortschrittlichste und reichste Land in Südamerika, aber irgendwie hat sich das so nicht bestätigt. Es war toll, aber schon wie Santiago als Stadt, es hat uns auch als Land nicht so fasziniert wie Argentinien oder Kolumbien. Ich weiss nicht an was es liegt, aber ist eben so. 🙂 Wir haben es trotzdem auch hier wieder sehr genossen, viel erlebt, so viel gesehen und vor allem, unfassbar viel gelernt. Also trotzdem wieder alles richtig gemacht und ein guter Abschluss für den Kontinent. Sind wir gespannt, was auf der anderen Seite der Welt auf uns wartet. Nachdem wir durch den Sicherheitscheck durch waren, hiess es dann noch warten und relaxen. Wie der Flug nach Neuseeland war und vor allem ob wir reingelassen wurden, dann im nächsten Bericht.

Uruguay

Ich muss gerade vorausschicken, dass mir dieser Blog schwer fiel zum Schreiben. Warum? Weiss ich auch nicht so genau. Habe es viel zu lange vor mir hergeschoben und zum anderen nahmen wir es in Uruguay etwas ruhiger. Wir sind ja nur dahin, weil der Besuch von Patagonien nicht geklappt hat. Somit war vor allem meine Stimmung eher schwankend und schwierig und irgendwie war auch die Luft für einen Moment raus. Ich denke, deshalb wird dieser Bericht eher eine kurze Zusammenfassung anstatt eine Art Tagebuch. Ich hoffe, es macht trotzdem Freude zum Lesen….

Mit der Fähre sind wir also am Mittwoch 07.12.2022 von Buenos Aires aus nach Uruguay gefahren. Die Fahrt war entspannt und ging ziemlich schnell. Wir waren endlich wieder in einem Land, wo es nur einen Wechselkurs gibt und man somit wieder problemlos mit Karte bezahlen kann. Herrlich. Und dann haben wir schnell gelernt, beziehungsweise wurden wir schon von anderen Reisenden informiert, dass Uruguay a) sehr teuer sein soll und b) man die Mehrwertsteuer von doch 22% in Restaurants, Café’s, etc. nicht bezahlen muss, wenn man mit ausländischer Kreditkarte bezahlt. Rückblickend können wir sagen, wir sind sehr dankbar, dass man das nicht bezahlen musste, die Preise waren dennoch ziemlich saftig. Teilweise sogar teuerer als in der Schweiz und das will schon mal was heissen. Auf der anderen Seite war es aber auch seltsam eine Rechnung zu bezahlen und der auf der Kreditkarte belastete Betrag war nachher deutlich kleiner. Vor allem war es ein komisches Gefühl wenn neben an Einheimische nicht in diesen Genuss kommen.

Von der Schiffanlegestelle sind wir dann zu Fuss in unser Hotel gelaufen. Angekommen sind wir übrigens in Colonia del Sacramento. Dieses liegt eigentlich auf der anderen Flussseite gegenüber Buenos Aires. Streng genommen liegt es tatsächlich noch am Rio Plata (Silberfluss), wenn auch weit und breit kein Land mehr in Sicht war und man dachte, man sei am Meer. Leider aber ein sehr braunes, dreckig wirkendes Meer. Zum Glück bade ich nicht gerne….in die Brühe muss ich nicht rein 😉

Die Tage in Colonia del Sacramento haben wir vor allem mit Schlendern verbracht. Gerade die Innenstadt (wobei das Wort Stadt dabei sehr hoch gegriffen ist), war richtig süss. Und überall hatte es so wunderschöne Blumen. Alles blühte in den schönsten Farben und es war herrlich farbig. Sagen wir mal so, wir haben ziemlich viele Foto’s davon gemacht. Wir sind direkt nach der Ankunft noch los, aber vor allem am Folgetag Donnerstag, haben wir ordentlich Schritte gesammelt.

Natürlich haben wir auch noch den kleinen Bootshafen angeschaut. Zum Anschauen mag ich die Boote ja richtig gerne und finde es spannend. Wenn ich dann aber einsteigen muss, ja dann hört der Spass auf für mich. Tobi’s Spass beginnt aber genau dann. Ich hatte Glück, in Uruguay musste ich zum Glück nie mehr auf ein Schiff. Wir haben uns mit dem Bus durch das Land respektive die 3 Städte chauffieren lassen.

Neben dem Bootshafen haben wir dann auch noch eine Tour dem Fluss entlang aufwärts gemacht, zuerst noch durch die Stadt und sind zum Beispiel dann auch noch bei einer Stierkampfarena vorbeigekommen.

Was wir in Uruguay auch schnell «gelernt» haben: Die können auch gar nicht schlecht Empanadas und Eis. Wir haben schnell unser Lieblingsplatz in der Stadt gefunden und haben uns dort mehrmals was gegönnt. Ist ja auch praktisch, wenn in einem Haus gleich zwei Läden sind. Kann man zuerst herzhaft und dann süss essen und muss sich eigentlich kaum bewegen 😉 Ihr merkt schon, die Luft war wirklich raus und wir wurden auch noch faul.

Ziemlich spontan sind wir am nächsten Tag, Freitag den 09.12.2022 weitergereist. Spontan heisst hier in diesem Fall, wir haben aus dem Hotel ausgecheckt, sind in deren Lobby sitzen geblieben und haben einen Bus für 1 Stunde später und eine Unterkunft für den selbigen Abend gebucht. Ok, vielleicht haben wir nicht mehr die beste Unterkunft bekommen, aber zumindest haben wir für das Suchen und Buchen keine 15 Minuten gebraucht. Und rückblickend können wir auch sagen, dass die Busfahrt auch ganz ok war. Ist für uns immer spannend herauszufinden, wie der Bus in einem neuen Land funktioniert. Klingt doof, aber rückblickend können wir sagen, dass es jedes Land etwas anders organisiert hat. Hier waren die Busstationen auf jeden Fall schon mal deutlich kleiner, es gab keine Gepäckkontrolle und kein Check-In, es war schon viel, wenn überhaupt unser Ticket kontrolliert wurde. Wir haben dann völlig entspannt und spontan den ersten Bus nach Montevideo genommen. Dort mussten wir umsteigen und der zweite Bus brachte uns dann nach Punta del Este. Funfact auf der ersten Etappe: wir hatten mal wieder einen Reifenschaden. Ich weiss auch nicht, wieso uns das jetzt anzieht, aber so war es eben. Die 3 Herren von der Buscompany (keine Ahnung warum wir 3 Personen für eine Strecke von 2 Stunden brauchten), haben dann zuerst ihre Hemden ausgezogen und dann den Reifen gewechselt. Ich glaube, sie machen das nicht so oft, aber nach rund 40 Minuten waren wir dann wieder startklar. Wir waren echt froh. Auch wenn es nur eine kurze Busfahrt war, der Bus war echt unbequem. Zudem hatten wir ja in Montevideo einen Anschlussbus und den wollten wir nicht unbedingt verpassen. Wir hatten aber zum Glück genügend Zeit eingeplant (wobei hier von Planung zu sprechen ist schon etwas frech), sodass wir sogar noch einen kurze Snackpause im Busterminal einlegen konnten. Der zweite Bus war dann auch nicht viel bequemer und zusätzlich hat der noch alle (gefühlte) 2 Minuten angehalten. Nun war uns auch klar, weshalb die kurze Strecke erneut 2 Stunden dauerte. Gegen Nachmittag kamen wir dann in Punta del Este an und wir konnten nach einem kurzen aber anstrengenden (es war echt warm) Spaziergang bereits bei unserer nächsten Unterkunft einchecken. Während des Laufens ging mal wieder ein WM-Fussballspiel von Argentinien zu Ende und wie wir jetzt wissen, haben sie auch dieses gewonnen. Hier in der Stadt gab es viele Argentinier und deshalb war zu unserer Ankunft gleich Grande Fiesta 🙂
Hier hatten wir dann aber zum ersten Mal in Südamerika das Gefühl, dass man uns im Hotel verarschen möchte. Wir hatten ein Zimmer gebucht, welches ein wenig grösser war und vor allem ein grosses Bett haben sollte. Im Zimmer fanden wir aber nur zwei schmale Betten und Umfallen konnte man in dem Zimmer auch nicht. Tobi ist dann nochmal zur Rezeption und ich glaube der Herr dort hatte wenig Freude. Zumindest ist Tobi mit einem anderen Schlüssel gekommen und meinte wir können umziehen. Das neue Zimmer sah dann auch so aus wie gebucht. Lustig ist aber, dass der Herr meinte, wir wären eigentlich im richtigen Zimmer und sonst wäre nichts frei. Das hat Tobi so gar nicht gepasst, vor allem weil wir mehr bezahlt haben für das grössere Zimmer. Irgendwann hat der Typ wohl nachgeben und Tobi einen Schlüssel gegeben. Wer jetzt ein falsches Zimmer bekommt – nicht unser Problem. 🙂 Lustigerweise ging ein paar Minuten später unsere Türanlage und nach dem Öffnen stand eine Frau davor. Wir hatten beide die gleiche Zimmerkarte bekommen und somit war dann klar, wer nun wahrscheinlich das andere, kleine Zimmer bekommt. Upsi…aber mit dem Deutschen an meiner Seite war heute nicht zu spassen 😉

Punta del Este soll ein Ort mit vielen Stränden und schönem Meer sein. Anscheinen kommen hier viele Südamerikaner für ihren Urlaub her. Da das Land aber so teuer ist, vor allem die Schönen und Reichen. Sind wir ja genau richtig 😉 Nun können wir berichten, dass die Strände und das Meer wirklich ganz schön sind. Aber für mich war es auch definitiv zu kalt und zu windig um am Strand zu liegen, geschweige dann im Wasser zu baden. Muss aber auch gestehen, dass ich sowieso genügend Arbeit hatte und auch gar nicht so Bock hatte etwas zu unternehmen. Mir kamen die ruhigen Tage also gelegen. Tobi auf der anderen Seite hat sich Badehose und Tuch geschnappt und war mehrmals am Meer. Er ist gleich am ersten Tag los und hat sich in die Wellen gestürzt bzw. danach noch eine Runde am Strand entlang und durch die Stadt gedreht.

Am nächsten Tag haben wir es ruhig genommen, Tobi war nochmal baden und dann haben wir gearbeitet. Erst gegen Nachmittag sind wir nochmal an den Strand und haben die Stimmung der Wolken am Himmel genossen.

Ansonsten war das Städtchen auch echt überfüllt. Es waren sehr viele Touristen vor Ort und gerade die Hauptstrasse waren voller Leute. Die Restaurants waren brechend voll und oft ging ohne Reservation nichts. Wir können aber sagen, wir sind auch dort nicht verhungert. Am letzten Abend zum Beispiel waren wir aufgrund eines Platzregens (aber so richtig und langandauernd) direkt im Restaurant neben unserer Unterkunft. Nachdem das Essen uns so gut schmeckte, mussten wir auch noch den Cheesecake probieren. Ach es war himmlisch 😉

In Punta del Este hat uns vor allem die Strandpromenade oder besser gesagt der Gehweg am Meer entlang sehr gut gefallen. Man konnte kilometerlang spazieren, auf’s Meer blicken und die Sonne geniessen. Das war richtig toll. Wir haben das vor unserer Weiterreise dann am Nachmittag nochmal ausführlich genossen.

Nach ein paar gemütlichen Tagen sind wir dann am 12.12.2022 mit dem gleichen Bus wieder zurück nach Montevideo gefahren. Wir haben uns entschieden, unsere letzten Tage in der Hauptstadt zu verbringen. Das Land hätte bestimmt noch viel mehr zu bieten gehabt, aber ohne Zeit und wir denken auch ohne Mietauto, einfach nicht zu bereisen. Wir wollten lieber an einem Ort noch ein paar Tage sein und diese nutzen, als viel Zeit mit vielen Busfahrten und kurzen Ortsbesichtigungen zu verlieren. Uruguay hatten wir in einer unserer Weltreiseplanungen ja mal ganz weit vorne dabei. Wir wollten eigentlich nach Uruguay in eine Sprachschule um Spanisch zu lernen. Aber ja, dann kam die Pandemie und alles wurde anders. Nach einer kurzen und ereignislosen Busfahrt sind wir dann in Montevideo angekommen und sind direkt zu unserem Hotel gefahren. Am Abend sind wir nochmal kurz los und haben eine Mall besucht. Hier sollte es ein kleines Steak-House geben, welches noch recht gut sein soll. Und ja, das Essen war wirklich super. Wir haben zum Schluss noch kurz mit dem Koch am Grill gesprochen. Der Koch hatte seine Freude und wir waren begeistert was und vor allem, wie viel man auf einen Grill packen kann. 🙂

An einem der Tage wollten wir unbedingt noch eine Free Walking Tour machen. Wir haben uns also angemeldet uns sind zum vereinbarten Zeitpunkt am Hauptplatz gewesen. Da unser Hotel in einem anderen Stadtteil war, haben wir uns für die Hinfahrt ein Uber bestellt. Wir hatten echt Glück mit dem Fahrer. Er hat uns gleich aus dem Auto heraus noch eine kleine Stadttour gegeben. War richtig toll. Am Treffpunkt angekommen haben wir uns verabschiedet und unseren Tourguide begrüsst. Sie war tatsächlich bereits vor Ort (auch mal was Neues, sonst kamen die immer zu spät). Am Schluss waren wir eine Gruppe von 6 Personen. Ein Ehepaar aus den USA und ein Paar aus den USA & Spanien. Bereits auf der Tour haben wir uns fleissig ausgetauscht und ehrlich gesagt, ist die Tour etwas in den Hintergrund geraten. Nicht weil die Tour nicht toll war, aber sie war vor allem ohne viel «Walking» und mit sehr langen Erzählungen. Die Stadt (also den minimalen Teil, den wir gesehen haben, da fast nichts gelaufen) war eigentlich ganz nett, aber irgendwie auch ganz anders als die bisherigen Städte in Südamerika. Uruguay passt also auch diesbezüglich nicht in das klassische Südamerika Bild, was wir bis jetzt bereisen durften. Für mich vor allem spannend war das Präsidentengebäude. Also nur das Office. Im gleichen Gebäude arbeiten auch die anderen Regierungsangestellten und nicht nur der Präsident. Wohnen tut dort niemand. Und dann ganz verrückt, man konnte einfach so in das Gebäude hereinlaufen. Es gab zwar einen Securitas vor Ort, den interessierte das aber wenig. Unser Tourguide erklärte uns, dass das ganz normal sei und in der Lobby auch eine kleine Kunstausstellung sei, welche man sich einfach so anschauen kann. Ab und an würde man dann dem Präsidenten über den Weg laufen. Herrlich oder? Wir hatten aber kein Glück, der Präsident wollte nicht gesehen werden. Keine Ahnung, ob er überhaupt vor Ort war.

Die Tour endete dann am alten Marktgebäude, welches jetzt eine Essens-Markthalle ist. Zum Abschluss der Tour haben wir von einem angrenzenden Restaurant ein Getränk zum Probieren bekommen. Es war Medio y Medio, was so viel wie Halb-Halb bedeutet. Man erklärte uns, dass es halb Weisswein und halb Schaumwein sei und dass dieser genau von diesem Markt und sehr bekannt ist. Ich muss sagen, der schmeckte mir richtig gut. Und das will was heissen, trinke ich doch normalerweise solche Sachen nicht. Der Herr vom Restaurant hat auf jeden Fall einen super Job gemacht und wir 6 haben beschlossen, uns noch gemeinsam ein Mittagessen zu gönnen. Der Tourguide musste sich leider verabschieden, da sie noch zu einer anderen Arbeit musste. Auch hier in diesem Restaurant wieder typisch, wie schon in Argentinien, das Grillfleisch. Da ich erst gerade gefrühstückt habe (das war übrigens in unserem Hotel Extraklasse), hatte ich noch keinen Hunger und hab nur aus Freundlichkeit einen kleinen Salat bestellt. Tobi war hingegen im Himmel, weil Tod (einer aus unserer Gruppe) gerne ein Asado für 2 Personen (eine Grillade) bestellen und teilen wollte. Sein Frau war aber Vegetarierin und somit haben sich Tod und Tobi zusammengetan und beide extrem happy. Zum Grillfleisch noch eine Portion Pommes und eine Flasche Wein (den haben sich jedoch die 3 Männer geteilt) und alle waren glücklich. Und wir hatten so tolle Gespräche. Ach wie lieben wir es, auf Reisen andere Menschen kennenzulernen und sich auszutauschen. Und diese Reisende waren einfach anders als die, die man sonst so trifft. Das hat alles noch viel spannender gemacht. Ich glaube, hätten wir uns gezwungenermassen nicht verabschiedet, hätten wir den ganzen Tag dort gemeinsam verbracht. Aber alle hatten noch eigene Pläne. So haben wir vor allem Telefonnummern, e-Mailadressen und Instagram-Accounts ausgetauscht und mit ihnen stehen wir zum Beispiel heute noch in Kontakt. Den Rückweg haben Tobi und ich dann zu Fuss bestritten. Es war einfach extrem heiss und Schatten gab es an der Strandpromenade auch keinen. Wir waren also ziemlich durch, als wir dann wieder zurück waren.

Die nächsten Tage waren wir dann vor allem wieder viel zu Fuss unterwegs und dieses Mal in die andere Richtung. Die Strandpromenade war extrem lang (soweit wir wissen, ist es eine der Längsten in Südamerika und sogar weltweit) und man konnte stundenlang in eine Richtung laufen. Das Wetter war durchgängig richtig gut und heiss.

Zum Anderen haben wir noch den grossen Stadtpark in Montevideo besucht, welcher einfach riesig ist und viele bunte Pflanzen und Blumen beheimatet. Das gefällt uns in Südamerika schon sehr, egal wie gross und chaotisch die Städte sind, es gibt immer unzählige Parks und Grünflächen, wo man sich ausruhen und verweilen kann.

Zudem nutzten wir die Zeit auch, um die weitere Reiseplanung in Angriff zu nehmen. Papierkram muss halt auch gemacht werden. Und für uns geht es ja bald weg vom Südamerikanischen Kontinenten und da musste noch das Eine oder Andere erledigt werden. Und so kam dann tatsächlich der letzte Tag in Uruguay ziemlich schnell. Ich wollte eigentlich mit dem Bus und der Fähre zurück nach Buenos Aires und von dort mit dem Bus via Mendoza (wir hätten bestimmt nochmals eine so lustige Busfahrt gehabt) nach Santiago de Chile reisen. Tobi war aber strikt dagegen. Denn die Route beinhaltete wieder die Anden und somit stundenlanges kurvenreiches auf fast 5’000 Höhenmeter hochfahren und danach gleich wieder runter. Und obwohl er die Anden geliebt hat, sie waren mittlerweile bei ihm unten durch 😉 Sie waren so unten durch bei ihm, dass er sogar lieber in ein Flugzeug stieg und über die Anden geflogen ist. Und das will wohl was heissen. Ich sagte natürlich nicht nein, denn Fliegen ist für mich immer noch sehr toll und wir sparten auch einiges an Zeit (an Geld wahrscheinlich eher nicht). Und nachträglich kann ich sagen, es war die genau richtige Entscheidung. Das Flugzeug hat zwar etwas geruckelt, als wir zu den Anden kamen, aber der Pilot ist extra noch einen Schlenker geflogen, sodass beide Seiten die Anden perfekt sehen konnten. Wow, was für ein Anblick. Einfach genial!

Von der Landung und der Ankunft in Santiago de Chile berichtet Tobi dann im nächsten Beitrag.

Argentinien & Brasilien: Iguazu Wasserfälle

Die 18-stündige Busfahrt nach Iguazu verlief eigentlich ganz gut. Wir haben Netflix geschaut, Hörbücher und Musik gehört, die Landschaft bestaunt und um ca. 20 Uhr uns umgezogen für die Nacht (im Bus wird es nachts immer sehr kalt) und dann ziemlich viel geschlafen. Unterwegs haben wir zwar immer wieder mal angehalten, Leute stiegen aus oder ein, aber im Gegensatz zu Kolumbien kamen keine Verkäufer rein. Ausser dass es hell wurde, wurde man eigentlich nicht gestört. Mit einer Verspätung von rund 15 Minuten sind wir dann in Puerto Iguazú angekommen. Uff, bereits am Morgen war es so heiss und schwül. Deshalb haben wir uns auch gleich für ein Taxi in die Unterkunft entschieden. Im Hostel konnten wir zum Glück bereits einchecken und das Zimmer beziehen. Naja, war nicht wirklich der Brüller, aber sind ja zum Glück nur zwei Nächte. Wir haben rasch unsere Wäsche zur Wäscherei gebracht, kurz durch das Dörfchen geschlendert (und hier ist bereits Weihnachtsstimmung) und sind gleich wieder zurück zum Busbahnhof. Von dort aus fährt der öffentliche Bus zu den Wasserfällen.

Kurz vor 12 Uhr sind wir dort angekommen. Tickets konnten wir zum Glück in Cash bezahlen und somit war der Eintritt doch ziemlich günstig. Einmal drin sind wir direkt losgelaufen. Vor ein paar Wochen gab es hier grosse Überschwemmungen und einige Wege wurden komplett zerstört. Aber nach einem kurzen Gespräch mit einem der Parkranger war klar, dass wir den oberen und unteren Rundgang laufen können. Der Weg zum berühmten «Devil’s Throught» ist leider gesperrt. Wir haben uns zuerst für den oberen Rundgang entschieden, weil der länger ist und wir mehr Zeit benötigen. Es war ein Metallsteg, der durch den dichten Wald zu den Wasserfällen führte. Es ist wirklich unglaublich schön angelegt und der Steg fügt sich schön in die Natur ein. Wir haben das Gefühl, dass die Argentinier dies hier viel schöner machen als damals die Kanadier und Amerikaner bei den Niagara Fällen. Klar, die ganze Sache hier ist auch sehr touristisch aber es wurde bei Weitem nicht so sehr in die Natur eingegriffen. Der Steg führte durch den Wald und immer wieder mal an kleinen Bächen und auch kleinen Fällen vorbei. Begleitet wurden wir von unzähligen Schmetterlingen. Einer schöner als der Andere. Und ja, natürlich auch anderen Touristen. Wir sind aber davon ausgegangen, dass es mehr Menschenmassen sein werden. Ok, wir kamen zeitlich auch ziemlich spät zum Nationalpark. Normalerweise geht man frühmorgens, weil ab Mittag die Temperaturen echt heftig sind. Kombiniert mit der Luftfeuchtigkeit echt eine Challenge für den Körper. Aber wir konnten halt einfach nicht früher gehen und so nach einer 18-Stunden-Busfahrt waren wir eigentlich happy, überhaupt so fit zu sein. Nach kurzer Zeit spazieren konnten wir einen ersten Blick auf die Wasserfälle erspähnen. Wow, sieht nicht schlecht aus. Die Wassermassen waren gewaltig und es gibt so viele einzelne Wasserfälle auf einer riesigen Fläche. Der Steg führte wie der Name schon sagt, oben an den Wässerfällen durch. Man lief also auf den Wasserfällen runderherum. Sehr beeindruckend und auch das laute Geräusch des Wasser’s machten es sehr eindrücklich. Tobi und ich mussten aber beide schmunzeln. Seit wir 2016 die Viktoriafälle in Simbabwe gesehen haben, vergleichen wir alle Wasserfälle mit diesen. Tobi fasste das aber ganz gut zusammen. Dass die Iguazu-Fälle deutlich besser wie die Niagara-Fälle sind, das stand schon lange klar und müssen wir gar nicht diskutieren. Der andere Vergleich fällt schwer. Für uns waren die Viktoria-Fälle eindrücklicher, aber vielleicht eher weil es die Ersten waren, die wir Live sahen und es unsere Hochzeitsreise war, welche allgemein sehr sehr speziell und wunderschön war. Aber ob die Iguazu-Fälle oder die Viktoria-Fälle nun schöner sind, das ist schwierig zu sagen. Hier in Iguazu sind wir zu einer Jahreszeit wo sehr viel Wasser runterfällt, bei den Viktoria-Fällen waren wir zur Trockenzeit und es gab nur wenig Wasser. Dafür sahen wir die Klippen, über welches das Wasser runterfällt und dies war ganz schön. Nach dem Tag auf der Argentinischen Seite führten glaube ich die Viktoria-Fälle etwas.
Nach ca. 75 Minuten waren wir beim oberen Spaziergang durch, haben bereits unzählige Foto’s und Videos gemacht und wir hatten etwas heiss. Wir haben also vor dem Start des nächsten Spaziergang’s noch eine kleine Snackpause eingelegt. Es gab Empanada’s und ein Eis und natürlich viel viel Wasser. Danach ging es weiter. Der untere Rundgang war leider aktuell doch kein Rundgang sondern man konnte einfach den Anfang zu einer Plattform laufen. Später haben wir dann noch herausgefunden, dass man wohl auch vom Ende des Rundgangs in entgegengesetzte Richtung bis zu einer Plattform laufen konnte. Das haben wir aber verpasst. Wie der Name des Rundgang’s schon sagt, waren wir nun deutlich tiefer unterwegs und sahen auf die gleichen Fälle, welche wir davor von oben spaziert sind. Die Aussicht war natürlich eine komplett Andere und es war sehr schön. 

Auf dem Rückweg liefen wir noch Jenni über den Weg. Unsere Wege kreuzen sich ja seit ein paar Tagen/Wochen immer wieder und es ist einfach wunderbar. Natürlich versanken wir wieder in einem tollen Gespräch bis es plötzlich zu donnern und auch zu regnen begann. Ok, die nasse Abkühlung tat echt gut, aber es schüttete doch ganz ordentlich. Sagen wir mal so, wir waren komplett nass und konnten uns leider zu spät unter einem Unterstand an einer Zugstation unterstellen. Richtig gelesen, im Nationalpark gab es auch ein kleines Züglein welches einem an die verschiedenen Orte brachte, wenn man nicht laufen wollte/konnte. Ah genau, hier noch zu erwähnen, alle Stege waren rollstuhlgängig, das fanden wir extrem toll!! Da standen wir also unter dem Wellblech und warteten bis der Regen aufhörte. Da kommt plötzlich ein Parkranger und stellt den TV beim Unterstand an (wir sahen vorher gar nicht, dass da ein TV war). Klar, war 10 Minuten vor Fussballspiel und wir sind in Argentinien. Ich fragte dann den Parkwächter frech, ob er das Schweiz-Spiel anstellt. Gleichzeitig spielte noch Brasilien und ich ging davon aus, dass natürlich dieses Spiel gezeigt wird. Aber nein, der meinte, na klar und so sahen wir den Anfang des Schweizerspiels mittens im Wald bei den Iguazu-Fällen. Auch witzig. Als wir dann aber merkten, dass der Regen nicht aufhört, haben wir das nächste Züglein (mit Dach) genommen und sind zum Ausgang gefahren. Dort warteten wir dann auf den Bus zurück in die Stadt und so endete unser Abenteuer an den Iguazu-Fällen auf der Argentinischen Seite.

Kurz zurück in das Hotel, wo bereits unsere frischgewaschene Wäsche wartete und unbedingt duschen. Danach haben wir uns mit Jenni zum Abendessen verabredet. Sie hat den Tag davor ein tolles Restaurant gleich um die Ecke entdeckt. Und wir können sagen, das Essen und die Gastfreundschaft waren top. Wir hatten einen richtig tollen Abend und haben Pläne für den Folgetag geschmiedet. Wir wollten für einen Tag rüber nach Brasilien um die Fälle von dieser Seite zu sehen. Aber vor einem Grenzübergang müssen wir noch Frühstücken ;-). Alles klar, um 8:30 Uhr treffen wir uns wieder im Café unseres Vertrauens 😉

Gesagt, getan, am nächsten Morgen trafen wir Jenni wieder und frühstückten sehr lecker. Danach wollten wir eigentlich zum Busbahnhof laufen, wussten aber, dass man auch ein Taxi für ein Tag mieten kann. Unterwegs hat uns dann eine Taxifahrerin angesprochen und machte uns ein Angebot. Dies schlugen wir aber erst aus, weil uns die Zeit an den Fällen zu knapp war. Wir haben dann nochmal neu verhandelt und sie erklärte sich bereit, länger auf uns zu warten und uns auch noch zu einem anderen Punkt zu fahren wo man Tiere sehen kann. Wir stiegen also ein und los ging die Fahrt. Bei der Argentinischen Grenze angekommen gab es eine riesige Autoschlange, an welcher wir aber in rasantem Tempo vorbeifuhren. Tereza, unsere Taxifahrerin erklärte uns dann, dass es an der Grenze 3 Kategorien gibt: öffentliche Busse, Taxi’s mit Touristen und Privatwagen. Und nur die Spur für die Privatwagen war so lange. Wir im Taxi konnten bis kurz vor die Grenze fahren. Die Argentinische Grenzseite war sowieso sehr unkompliziert. Sozusagen ein Drive-thru Grenzhäusschen. Pässe wurden durch das Autofenster abgegeben, Daten wurden erfasst und das war’s. Ein Ausreisestempel gibt es leider nicht, da auch kein Einreisestempel. Die erfassen die Daten nur noch digital. Dann eine kurze Fahrt über den Fluss und ab zur Brasilianischen Immigration. Dort mussten wir unser Covid-Zertifikat zeigen und danach wurde der Pass geprüft. Und hier gibt es auch einen Stempel….JUHU. Die Sache dauerte auch keine 5 Minuten und schon waren wir wieder im Taxi. Tereza hat auch hier alles gemanaged und wir musste nur hinterherdackeln 😉 Nach kurzer Fahrzeit kamen wir dann beim Nationalpark der Wasserfälle an. Tereza hat uns alles geklärt und wir vereinbarten, dass wir in 3 Stunden zurück sind. Tickets am Automaten gekauft, kurz auf den Einlass gewartet (perfekt für eine Pipi-Pause) und dann ging es bereits los. Hier «sollte» man den Touristenbus nehmen und nicht laufen. Wir wollten zwar laufen aber nachträglich hat sich herausgestellt, dass der Weg ganz schön lange gewesen wäre und auch nicht wirklich schön. Da sassen wir also in einem Doppeldeckerbus mit unzähligen Touristen. Wir 3 vereinbarten, dass wir heute einfach einen faulen und kompletten Touri-Tag machen. Dann ging es wieder mit dem schlechten Gewissen 😉 Nach ca. 15 Minuten Fahrzeit kamen wir am Halt 2 an. Tereza erklärte uns, dass wir hier aussteigen sollen. Wie Tourimässig sind wir schon? Wir haben uns Null informiert, hatten extrem Glück mit unserer Taxifahrerin und machen einfach genau das, was sie uns gesagt hat. Aber wir müssen zugeben, die Dame weiss von was sie redet (ok, sie macht das wahrscheinlich auch täglich) und wir waren ihr so dankbar, dass sie uns diesen Tag so einfach machte.

Wir sind also beim zweiten Stopp ausgestiegen und von dort den Rundweg gelaufen. Auch hier wieder top angelegt, etwas mehr in die Natur eingegriffen, aber wir fanden es nach wie vor gut. Unterwegs auch wieder viele Schmetterlinge und viele Leute. Aber auch hier hätten wir für einen Samstag mehr Leute erwartet. Problematisch sind halt all die doofen Leute (wieder einmal). Würden sich alle gegenseitig respektieren und nicht vordrängeln oder direkt ins Foto laufen wäre es halt viel entspannter. Aber wir liessen uns nicht aus der Ruhe bringen und haben alles gesehen und Foto’s haben wir auch wieder viele gemacht. Von dieser Seite hier sieht man die Fälle im vollen Blick frontal. Das war richtig toll.

Und gegen Ende des Rundwegs kamen wir dann auch zu den Fällen, die auf der Brasilianischen Seite runterkommen. Hier ist man dann plötzlich ganz nah dran so nach dem Motto «Mittendrin statt nur Dabei». Und wir wurden ordentlich geduscht 😉 Aber es war ja warm und wir hatten Dank gestern auch unsere Regenjacken dabei. Somit alles gut. Das war echt eindrücklich so Mitten im Wasser zu stehen. Tobi und Jenni mussten dann natürlich zur Feier des Tages ein Wasserfall-Bier trinken. Real (die Währung hier in Brasilien) brauchten wir übrigens den ganzen Tag nicht. Hier konnte man alles mit Karte zahlen. Nach Wochen in Argentinien mit nur Bargeld auch wieder eine tolle Abwechslung. Wir waren es uns gar nicht mehr gewöhnt, keine Scheine mehr zählen zu müssen 😉 Tobi musste natürlich auch ein Brasilianisches Bier trinken für seinen Bierblog. War also quais Arbeiten. Anschliessend sind wir dann mit dem Touribus wieder zurück zum Eingang, denn unsere 3 Stunden waren schon um. 

Fazit zu den Fällen: Man muss auf jeden Fall beide Seiten sehen. Wir haben uns vorab viel informiert und man streitet sich heftig, welche Seite nun denn besser ist. Wir sagen: Keine! Beide Seiten sind unterschiedlich und haben ihr ganz eigenes Flair. Wenn man die Fälle in seiner Gänze sehen will, dann MUSS man beide Seiten machen. Und mit diesem einfachen Grenzübergang und der Nähe zueinander ist das auch überhaupt kein Problem. Einfach einen Tag länger einplanen und rüber auf die andere Seite. Tja und dann kann man noch was ganz Verrücktes machen. Auf der Brasilianischen Seite gibt es noch ein Angebot für einen Helikopterflug über die Fälle. Dies rundet natürlich den Überblick noch ab und nachdem ich gehört habe, dass man da einfach hin kann, Ticket kaufen und beim nächsten freien Flug ist man an Board, da war es um mich geschehen. Ok, der Preis und die Dauer des Flugs schreckte mich eine Millisekunde ab. Aber das war eigentlich nur Show. Innerlich wusste ich sofort, dass ich das machen muss 😉 Passte ganz gut, denn Jenni wollte noch zu diesem Tierpark und so konnte Tobi entscheiden, was er machen wollte. Er hat sich für den Tierpark entschieden. So haben wir uns aufgeteilt. Tereza hat mich zum Heliport gefahren, hat das Ticket für mich klargemacht (sagte ich schon, dass wir den ganzen Tag nichts denken mussten) und die anderen Beiden gingen über die Strasse zum Tierpark. 

Mit dem Ticket in der Hand nahm ich also im Warteraum Platz. Die Hubschrauber werden mit 3-5 Leuten befüllt und alles war super organisiert. Das Ticket bestand eigentlich einfach aus einer Nummer. Auf einem Display wurden alle 10 Minuten (ja genau, so lange dauerte ein Flug) die nächsten Nummern aufgerufen. Dann ging man zum Herr der für das Boarding verantwortlich war, füllte seine Personalien am PC aus und dann konnte man schon raus zum boarden. Der Helikopter war im Anflug, die vorherigen Passagiere wurden ausgeladen, die Neuen stiegen ein und der Heli startete erneut. War eine Sache von keiner Minute. Ich hatte extremes Glück. Wir waren nur zu Dritt und ich durfte vorne neben dem Piloten Platz nehmen. Genial. Ich war jedoch etwas schlecht vorbereitet, hatte ich nur mein Handy dabei. Naja, egal, so kann ich mich auf ein elektronisches Gerät konzentrieren und auch mal einfach nur rausschauen. Der Flug dauerte exakt 10 Minuten und 30 Sekunden, fühlte sich aber viel kürzer an. Denn der Ausblick war einfach grandios. Auch der Helikopterflug an sich war super. Ich war im Himmel, sprichwörtlich. Aber hier lass ich einfach Bilder und Videos sprechen.

Natürlich sah man von hier oben auch das Ausmass der Zerstörrung auf der argentinischen Seite. Der Rundweg zum Devil’s Throught war sprichtwörtlich weggeschwemmt. Das dauert Monate, bis das alles wieder aufgebaut ist. 

Nach dem Flug habe ich mir dann ein Schattenplätzchen beim Tierpark gesucht und auf die beiden Anderen gewartet. Hab ich schon erwähnt, dass es sehr heiss war?!? Ich war dann froh, als die Zeit um war und wir wieder in das gekühlte Taxi steigen konnten.

Die Tierpark-Besichtigung war glaube ich ganz gut. Die Beiden haben zumindest sehr gestrahlt und mir viele Bilder gezeigt. Am besten berichtet Tobi hier direkt selber:
Das Ganze ist kein riesiger Tierpark sondern viel mehr eine Auffangstation von verletzten oder anderweitig geretteten Vögeln. Dafür gibt es Vögel in aller erdenklichen Farben und Grössen. Der Park ist sehr schön angelegt und hat vor allem sehr grosse Gehege. Manche waren so gross, dass man als Besucher durch die Gehege gelaufen ist und mitten zwischen den Vögel stand. Als wir bei den Papageien waren hatten wir Glück, hier war gerade Fütterung angesagt und die riesigen Vögel sind von ihren Bäumen aus angeflogen kommen. Schon beeindruckend wenn so ein grosser Vogel einem knapp über den Kopf fliegt. Im gesamten Park, auch bekannt als «Parque das Aves» gibt es zur Zeit über 140 verschiedene Vogelarten und dazu noch unzählige Schmetterlinge (die sieht man einfach überall – richtig schön Bunte) und auch ein paar Reptilien, wie Schildkröten und Krokodile. Manche Schildkröten sind hier so frech, die setzen sich auf ein Krokodil um sich zu sonnen. 🙂 Meint scheint sich zu verstehen hier. Ich fand es richtig gemütlich und die Zeit verging auch hier wie im Flug, hatten wir von Tereza doch knapp 90 Minuten Zeit bekommen für die Tour. Ok, aber ein kleines zweites brasilianisches Bier durfte natürlich nicht fehlen. Ich kann ja im Blog nicht nur ein Bier aus so einem grossen Land beschreiben. 🙂

Der Rückweg nach Argentinien verlief dann wieder ganz geschmeidig. Eigentlich machte Tereza alles für uns. Brasilianischer Ausreisestempel bekommen, Einreise Argentinien wieder digital ohne Stempel. Und dann merkten wir, dass ja das Argentinische Achtelfinalspinal der Fussball-WM läuft. Tereza’s Auto war überall mit Argentinien Fahnen dekoriert und auch sie (wie alle anderen Argentinier) hatte ein Messi-Leibchen an. Och nein, die Ärmste. Darum wollte sie nicht so lange bei den Fällen bleiben- die wollte Fussball schauen. Uns war das etwas unangenehm aber nicht bewusst und so haben wir sie wenigstens mit gut Trinkgeld verabschiedet. Sie hat uns dann gleich noch bei der Eisdiele rausgelassen. Jenni schwärmte von diesem Eis und auch Tereza meinte, «das beste Eis der Welt». Ok, die Messlatte war somit sehr hoch gelegt und im Nachgang konnten wir bestätigen…..das Eis war der Hammer. Ob es nun das Beste der Welt ist, das sagen wir noch nicht. Da müssen wir einfach noch mehr Recherche betreiben 😉

Nach dem Eis ging Jenni kurz in ihr Hostel um ihr Gepäck zu holen und für Tobi und mich ging es zum Busterminal. Wir brauchten für Morgen noch ein Busticket zurück nach Buenos Aires. Und wir hatten Glück, wir haben noch genügend Bargeld. Denn wir waren gestern noch bei Western Union, die haben aber erst wieder am Montag Geld und da sind wir bereits wieder weg. Dieses Bargeld-Thema hier in Argentinien ist echt so eine Sache. Man könnte natürlich überall mit Kreditkarte bezahlen, aber dann wird das zum offiziellen Kurs umgerechnet und somit wird alles gleich doppelt so teuer, als wenn wir mit unserem «Western Union bezogenen Bargeld» bezahlen. Aber wie gesagt, wir hatten Glück und hatten noch genügend Scheinchen übrig. Das nächste Thema. In Argentinien ist der grösste Geldschein 1’000 Pesos. Das sind gerade mal rund 3 USD umgerechnet. Wenn man dann ein Busticket für über 30’000 Pesos kaufen muss, dann zählt man ein paar Scheinchen am Schalter 😉 Wir haben dann beim Busticket eine Dame gefunden, welche uns auch Tickets verkauft hat. Sie war aber froh, dass wir so effizient waren, denn es spielte ja Argentinien an der Fussball-WM und dann arbeitet eigentlich ein Argentinier nicht sondern hängt vor dem Fernseher. Das ist echt verrückt. Die Läden schliessen alle während des Spiels und öffnen danach wieder. Wir haben also unsere Tickets bekommen und da unser Hostel etwas ausserhalb lag, haben wir uns zum Abschied gerade nochmals mit Jenni (und ihrem Gepäck) zum Abendessen verabredet. Sie fliegt heute nämlich nach Patagonien und somit trennen sich unsere Wege definitiv. Wir hoffen aber sehr, nicht für immer. Wir haben sie in’s Herz geschlossen und wir freuen uns auf ein Wiedersehen, sei es irgendwo auf der Welt oder dann eben in der Heimat, wohnt sie doch in der Nähe von Esslingen am Neckar 😉 Nach dem Abendessen und nachdem Argentinien knapp das Spiel gewonnen hat, sind wir dann zurück in unser Hostels und haben unsere Rucksäcke gepackt.

Am nächsten Morgen sind wir etwas später in den Tag gestartet und haben mal ausgeschlafen. Danach zum Frühstück und dann zum Bus. Es war Sonntag und auch dann hat in Argentinien vieles zu. Aus dem gemütlichen Café mit super Internet haben sie uns dann nämlich auch um 12 Uhr verabschiedet. 😉 Um noch ein wenig Zeit herauszuholen sind wir kurz zum «Drei-Länder-Eck» aus Argentinien, Brasilien und Paraguay gelaufen. Von diesem «Hito Tres Fronteras» werden die drei Länder nur durch zwei Flüsse voneinander getrennt. Die Entfernungen sind wirklich gering und irgendwie fühlt man sich speziell an dem Platz. Aber wir kennen ja das bereits aus der Heimat mit dem Dreiländereck in Basel (Schweiz, Deutschland, Frankreich).

Danach sind wir dann aber zum Busterminal gelaufen, haben noch Proviant eingekauft und warteten anschliessend auf den Bus. Gleiche Busgesellschaft wie bei der Hinfahrt (da wissen wir, was wir bekommen), nur andere Sitze. Aber auch die sind gut. Um 14:15h ging dann die Fahrt pünktlich los. 18 Stunden bis nach Buenos Aires zurück.

Die Busfahrt war richtig angenehm, ist ohne Probleme verlaufen und wir konnten richtig gut schlafen. Am Morgen sind wir dann mit einer kurzen Verspätung in Buenos Aires, Retiro, angekommen. Gleich am Busbahnhof sind wir zum letzten Mal zu Western Union gefahren. Wir brauchten für das Hotel und die beiden Tage in der Stadt noch etwas Bargeld. Nach einer längeren Wartezeit, einem Internetausfall dazwischen und einer etwas komplizierten Dame haben wir dann endlich unser Geld in den Händen gehabt. Und JUHU….dieses Mal waren es alles Tausender-Scheine 😉 Danach schnell mit dem Uber zur Unterkunft (zum Laufen war es einfach zu weit und zu heiss) und wir konnten bereits einchecken. Heute läuft wirklich alles am Schnürchen. Das Zimmer ist richtig cool und perfekt für die zwei Tage um zu Arbeiten, zu Organiseren und zu Planen. Wir haben dann in der Stadt noch rasch ein paar Erledigungen gemacht und den Tag ansonsten im Hotelzimmer verbracht. Am Abend haben wir uns dann ganz spontan mit anderen Reisenden getroffen. Unterwegs haben wir noch die Einschusslöcher am Gebäude des Wirtschaftsministerium, welche am 16. Juni 1955 entstanden sind, angeschaut. Damals wurde der Platz de Mayo direkt am Regierungssitz des Präsidenten von 34 Flugzeugen der argentinischen Marine und Luftwaffe bombardiert. Der autoritäre Regierungsstil zu jener Zeit führte zu starkem Unmut und Aufständen bei der Oberschicht, Grossgrundbesitzern, der katholischen Kirche und Teilen des Militärs. Das Militär initiierte schlussendlich den Angriff auf den Präsidentensitz und auf der Plaza de Mayo. Vor der Casa Rosada war eine grosse Menschenmenge versammelt, die die Regierung des Präsidenten Perón unterstützen wollte. Perón selbst war durch seinen Kriegsminister gewarnt worden und hielt sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Verteidigungsministerium auf. Das Militär bombardierte also neben dem Präsidentenpalast auch die eigene Bevölkerung im eigenen Land. Insgesamt wurden 9.5 Tonnen Granaten/Splitterbomben abgeworfen, die zum Tod von über 300 Menschen – meist Zivilisten, welche friedlich demonstrierten – führten. Mehr als 800 Menschen wurden insgesamt verletzt. Der ganze Angriff dauerte über 4 Stunden und versetzte die Menschen in Angst und Schrecken.

Nach diesem eher traurigen Besuch ging es dann weiter zum Treffen mit Merle und Max. Sie sind mit ihrem ausgebauten Van unterwegs und planen in 2 Jahren die komplette PanAmericana zu fahren. Wir lieben es wirklich, unterwegs andere Reisende zu treffen. Meistens «lernt» man sich auf Instagram kennen und wenn man zur gleichen Zeit am gleichen Ort ist, dann trifft man sich. Wir haben dann doch 5 Stunden miteinander verbracht und uns gegenseitig mit Tipps und Erfahrungen ausgestattet. Es war ein richtig schöner Abend.

Unseren letzten vollen Tag in Buenos Aires und leider auch Argentinien haben wir getrennt verbracht. Nach einem Kaffee von unserem Barista des Vertrauens habe ich mich mit Arbeiten beschäftigt und Tobi hat das Stadtviertel Palermo unsicher gemacht. Zurück ins Hotel kam er mit über 20’000 Schritten auf dem Tacho, rund 150 neuen Bildern und etwas müde war er auch 😉 Tobi soll am besten mal selber kurz beschreiben, was er an dem Tag alles gesehen hat.

Ich bin zuerst mit einem UBER los um zum japanischen Garten zu kommen. Ich hatte gelesen, dass dies ein sehr schöner Park ist und das wollte mal überprüfen. Ich kann sagen, ich wurde nicht enttäuscht.

Danach ging es durch die unzähligen Parks in der Umgebung weiter an diversen Statuen vorbei Richtung Planetarium. Eigentlich wäre ich sehr gerne hinein, da die Bewertungen und Empfehlungen sehr gut waren, aber auf Spanisch war mir das dann doch irgendwie zu viel. Ist dann auch schade, wenn man nur einen Bruchteil versteht. Aber das Thema Sterne und Himmelskörper hat mich schon ein wenig gepackt hier auf der Südhalbkugel. Es ist einfach nach wie vor unbeschreiblich, wenn man den Sternenhimmel hier anschaut. Aber auch unsere restliche Weltreise wird sich auf der Südhalbkugel befinden, weshalb ich sicher noch andere Möglichkeiten haben werde.

Nach diesem Abstecher ging es in den sehr bekannten Rosenpark. Ich bin ja eigentlich kein so grosser Freund von Blumen, aber der Park war extrem schön. So viele blühenden Rosen habe ich glaub noch nie gesehen. Der Park war einfach riesig und sehr schön angelegt und auch gepflegt. Auch um den Park herum war alles sauber und es gibt Radwege bzw. Wege zum Laufen und Joggen, die sind so breit das 4 Autospuren darauf Platz hätten. Das macht so richtig Spass zum Laufen. Innerhalb des Rosengartens gibt es noch einen kleinen Park mit Skulpturen bekannter Dichter und Schriftstellern, was ebenfalls noch sehr interessant war.

Auf meinem weiteren Weg bin ich dann am Plaza Intendente Seeber, mit seinem angrenzenden Park vorbei gekommen. In diesem Park hat man das Public Viewing für die Fussball WM aufgebaut und wenn Argenrtinien spielt, soll hier auch ganz schön was los sein. Als ich vorbei bin, lief gerade das Achtelfinale zwischen Spanien und Marokko und ich sage mal so, die Zuschauerzahl war äusserst überschaubar. Ich wollte mir das Ganze kurz anschauen und da es keinen Eintritt kostet habe ich die Verlängerung des Spiels noch zu Ende geschaut. Wie bekannt hat Marokko das Spiel gewonnen, was den anwesenden weiblichen marokkanischen Fan extrem freute. Immerhin einer wohingegen vielleicht 10 spanische Fans etwas enttäuscht waren. Dem Rest, vielleicht noch 40 Leute, war es glaub ich egal… 🙂 Das ganze Areal soll aber Platz bieten für bis zu 40’000 Menschen und ist wirklich super ausgerüstet. Also von den Zahlen hier nicht blenden lassen.

Danach war ich eigentlich schon recht bedient, aber zwei Sachen wollte ich mir dann doch noch anschauen. Zum einen den so genannten Ecoparque, einem Park mit sehr vielen Spazierwegen und einheimischen Pflanzen, frei laufenden Tieren und Tiergehegen. Leider ist aktuell sehr viel gesperrt wegen Renovierung, aber da es kein Eintritt kostet, kann man sich wirklich nicht beschweren. Das andere war dann noch ein kurzer Abstecher in den botanischen Garten. Der botanische Garten ist auf einer Fläche von fast 7 ha und man kann in verschiedenen Bereichen die Pflanzen aus der ganzen Welt bestaunen. So gibt es einen Bereich für «Asien», für «Europa» oder auch «Nordamerika». In jedem Teil werden Bäume, Sträucher oder auch sonstige Pflanzen aus der jeweiligen Region gezeigt. Manches davon auch in sehr schön angelegten Gewächshäusern. Der ganze Park ist sehr schön angelegt und überall gibt es noch Feinheiten wie Skulpturen oder ganz tolle Brunnen.

Nach all den ganzen Parks war es Zeit für den Heimweg. Da es bis zum Hotel laut Google Maps nur etwas mehr als eine Stunde zum Laufen war, habe ich mich für diesen gesunden Weg entschieden. Dabei konnte ich auch den eigentlichen Stadtteil Palermo, mit seinen vielen Restaurants, Bars und ausgefallenen Modegeschäfte durchkreuzen. Der Stadtteil ist flächenmässig einer der grösseren von Buenos Aires und recht interessant, wenn auch nicht mega schön. Wie es aber so ist, von einem Stadtteil aussagekräftige Fotos zu machen klappt einfach nicht. Daher muss ich an der Stelle auf eine bildliche Veranschaulichung verzichten. 🙂 Nach meiner Rückkehr war ich aber echt durch und musste mich ein wenig ausruhen. Den letzten Abend haben wir dann aber noch sehr typisch Argentinisch verbracht. Wir sind erst nach 21 Uhr zum Abendessen losgezogen und es gab ein ordentliches Stück Rindfleisch. Dazu ein paar Pommes und wir waren im Himmel. Das Rindfleisch hier hat eine Qualität, das ist einfach genial. Und es wird im Restaurant auf offenem Feuer gebraten. Gewürzt oder mariniert wird das Fleisch gar nicht, braucht es auch nicht. Ah ja, die kleinste bestellbare Portion ist übrigens 400 Gramm (und da ist weder Knochen, Fett, Knorpel noch sonst was dran). Über den Preis müssen wir auch nicht diskutieren. In der Schweiz würden wir uns das nie leisten, hier ist man mit rund 15 Franken/Euro gut dabei 🙂

Der nächste Morgen hingegen wurde etwas hektisch. Wir sind früh aufgestanden, haben noch etwas gearbeitet und holten uns wieder einen Kaffee um die Ecke. Kurz vor 11 Uhr haben wir ausgecheckt und wollten ein Uber, später auch ein Taxi, bestellen. Problem: Es gab auf der grossen Avenida Proteste und der Verkehr war ziemlich lahm gelegt. Da wollte natürlich kein Fahrer hinkommen. Die Zeit drängte aber, weil wir 90 Minuten für Abfahrt am Fährterminal sein müssen. Nach vielen erfolglosen Versuchen sind wir mit den Rucksäcken dann mal losgelaufen. Allenfalls bekommen wir weiter hinten in den kleineren Strassen ein Taxi. Das hat dann tatsächlich funktioniert, nur war dort halt auch der ganze Verkehr unterwegs. Wir sind dann erst knapp eine Stunde vor Abfahrt am Terminal angekommen. 80% der Passagiere ereilte das gleiche Schicksal, sodass im Terminal etwas Aufregung herrschte und überall Chaos war. Die Mitarbeiter der Fähre waren aber extrem speditiv unterwegs und haben uns, trotz vielen Hinweisen, dass man ZWINGEND 90 Minuten vor Abfahrt eingecheckt haben muss, noch durchgelassen. Wir haben unsere Tickets bekommen, unsere Rucksäcke wurden durchleutet und dann standen wir auch bereits bei der Migraciones. Hm…ok, das wird wohl die Ausreise sein von Argentinien. Ja, war es auch aber gleich das Fenster nebenan war dann die Migraciones Uruguay. Ha, das haben wir also auch noch nie erlebt. Wir sind Kilometer weit von Uruguay entfernt und doch bekamen wir schon einen neuen Stempel in den Pass. Die vorgeschriebene Covid-Impfung sowie die Krankenkasse, welche Covid-Erkrankungen abdeckt wollte aber keiner sehen. Nicht mal eine Frage mussten wir beantworten. Ein freundliches Hallo und das war’s. Und dann sind wir doch noch pünktlich auf dem Schiff angekommen. Es war eine riesengrosse Fähre mit glaub 12 Sitzplätzen pro Reihe auf 2 Decks. Etwas später, wahrscheinlich all denn zu spät ankommenden Passagieren geschuldet, ist die Fähre dann losgefahren. Zum Glück war es ziemlich ruhig auf der Fähre, sodass nichts geschaukelt hat.

Rund 90 Minuten später haben wir dann bereits unser nächstes Reiseland erblicken können. Dazu aber im nächsten Beitrag mehr.

Argentinien: Von Stadt zu Stadt

Wie im letzten Bericht geschrieben, war unsere Fahrt nach Salta und damit nach Argentinien nicht so richtig gemütlich und leider auch bedeutend länger als geplant. Mit allem Drum und Dran waren wir erst um 22:40 Uhr am Freitag 18.11.2022 im Hotel in Salta. Immerhin wirkte das Hotel, nach den eher spärlichen, aber schönen Unterkünften der letzten Tage, mal wieder recht modern und vor allem sehr sauber. Man könnte fast schon sagen, ein wenig luxuriös. Aber ich gebe zu, wir haben ein etwas besseres Hotel gebucht, weil wir nach der Wüste mal wieder ausschlafen und es uns gut gehen lassen wollen. Da wir bereits recht spät dran waren, hatten wir Glück, dass es im Restaurant noch ein wenig Licht gab und wir tatsächlich noch etwas bestellen durften. Nachdem wir heute ja kein Mittagessen und noch kein Abendessen hatten, war der Hunger doch recht gross. Wir haben uns recht schnell für einen Burger entschieden und dazu ein erstes argentinisches Bier genossen. So lässt sich der Reisestress doch gut verdauen. Nachdem wir gegessen hatten, sind wir sehr zügig ins Bett und die Augen fielen sehr schnell zu. Wir haben super geschlafen und vor allem recht lang. Der erste Tag in Salta begann also erst etwas später, dafür aber mit einem super Frühstück. Da hatte sich das Hotel doch wieder gelohnt. Nach dem Frühstück wurde es aber spannend. Auf dem Programm stand nämlich heute die Beschaffung von Bargeld und das ist in Argentinien wegen der hohen Inflation auch gar nicht so einfach. Vor allem gibt es aktuell wie zwei Währungskurse gegenüber dem Dollar. Zum einen gibt es den offiziellen Kurs zum Dollar, aktuell ca. 165 Pesos für einen Dollar zum Anderen aber noch den Kurs zum sogenannten Blue Dollar, welcher ca. 280 Pesos für einen Dollar gibt. Der Blue Dollar ist eine Schattenwährung, mit welcher die Bevölkerung versucht zu überleben. Wie bekommt man den Blue Dollar Wechselkurs? Man tauscht Dollarscheine auf der Strasse zum «guten» Kurs. Die noch bessere Variante ist, wenn man eine Filiale der Western Union Bank besucht und sich dort Bargeld auszahlen lässt. Diese gibt es ja auch in Europa und diese hat ein System, bei der man sich via eine App von seiner Kreditkarte online selber Geld sendet. Wir sind also am Morgen los zu einer Filiale, um erst zu fragen, ob überhaupt noch Geld da ist und wie viel wir beziehen können. Geld war noch vorhanden, also die App geöffnet und wir haben uns selbst Geld gesendet. Nachdem die Transaktion geprüft worden war, dauert online ein paar Minuten, konnten wir mit unserem Pass unser selbst gesendetes Geld am Schalter abholen. Wir haben dann tatsächlich rund 338 Pesos für einen Dollar erhalten. Wenn man sich das vorstellt, ist das absolut Banane. Weil wenn wir jetzt ein Abendessen für 10’000 Pesos z.B. mit einer Kreditkarte bezahlen, kostet uns das Essen ca. 10’000 / 165 = 60.60 Dollar, da Kreditkarten mit dem offiziellen Kurs umrechnen. Wenn wir es nun bar bezahlen, kostet es nur 10’000 / 338 = 29.58 Dollar. Das bedeutet, dass wir durch den Geldwechsel alles mehr oder weniger zum halben Preis bekommen. Für uns natürlich eine tolle Sache, für die lokale Bevölkerung ein totaler Schwachsinn. Für unsere 500 Franken haben wir mehr als 172’000 Pesos bekommen. Und da die grossen Scheine Mangelware sind, gab es viele Bündel von 100er Noten zu 100 Stück. Zum Glück hatten wir einen Rucksack dabei, um das Geld heimtragen zu können. Was für ein doofes Gefühl. Das vorneweg, als wir am Abend zum Essen sind, hatten wir drei Bündel Scheine dabei und wir mussten eine Bauchtasche als Geldbeutel mitnehmen…. 🙂 Das wird noch lustig hier. Ah ja, die grösste Note ist übrigens die 1000er. Es ist echt verrückt.

Nachdem wir das gelöst hatten, sind wir ein wenig durch die Stadt gelaufen und haben mal geschaut, was es hier so alles gibt. Irgendwie fühlt es sich anders an als in den letzten Ländern. Es ist alles etwas moderner und irgendwie schöner. Tat irgendwie auch wieder gut, weil man sich nicht ganz so weit weg fühlt von Europa hier. 

Nachdem wir einige Zeit gelaufen sind, meldete sich der Durst. An das neue Wetter müssen wir uns auch wieder gewöhnen. Wir sind jetzt ja nur noch auf ca. 1’200 Meter über dem Meer, was wirklich sehr gut tut. So weit unten waren wir seit Lima nicht mehr und das sind jetzt doch auch schon wieder einige Wochen her. Ich muss zugeben, aktuell mag ich keine Berge mehr sehen, auch wenn die Anden noch so schön sind. Es tut soooo gut mal wieder richtig zu atmen. Aber dafür haben wir jetzt auch zwischen 25 und 30 Grad, was nach den kalten Nächten in der Wüste doch auch wieder eine Umstellung ist. Aber wir gewöhnen uns sicher noch daran. Wie gesagt, wir hatten Durst und Durst kann ja schon auch schlimmer sein als Heimweh. Also sind wir in ein Café, um etwas zu trinken. Hier habe ich jetzt tatsächlich zum ersten Mal auf unserer Reise in einem spanischsprechenden Land eine falsche Bestellung aufgegeben. Ich hatte einen Kaffee bestellt in der Annahme, dass es ein schwarzer Kaffee ist von der Bezeichnung her. Es war aber das Gegenteil. Es war heisse Milch mit einem Tropfen (und es war wirklich nicht mehr als ein Tropfen) Espresso darin. Ich dachte ich werde nicht mehr, so kann man ja nicht wach werden. Ok, ich habe es getrunken und gedacht, auf den Schock muss ich was Essen. Und was liegt in Argentinien näher als eine Portion Empanadas? Nichts, also haben wir eine kleine Portion zum Teilen bestellt, ohne zu ahnen, wie lange das dauern kann. Gefühlt haben wir 2 Std darauf warten müssen, aber irgendwas ging auf dem Weg zur Küche schief mit der Bestellung. Also falls diese überhaupt so weit gekommen ist oder ob der Kellner es nicht einfach komplett versemmelt hatte. Egal, irgendwann kam unser Essen und es war super. Wir waren frisch gestärkt und sind danach nochmal ein paar Schritte gelaufen und haben noch ein paar Kirchen angeschaut. Was hier auffällt ist, dass viele Läden an einem Samstag bereits um 13:30 Uhr schliessen. Manche machen zwar um 17 Uhr wieder auf, aber nicht alle. Auch am Sonntag bleiben die meisten Läden geschlossen. Man merkt hier also schon sehr, dass der Sonntag noch einen viel grösseren Stellenwert hat als in anderen Ländern, wo ein Sonntag eigentlich ein normaler Tag ist. 

Wir haben heute ja einen Tag vor dem Start der Fussball WM und es ist jetzt schon krass wie verrückt die Menschen nach Fussball sind. Es laufen sooo viele Menschen, Männer, Frauen und Kinder, durch die Stadt mit Fussballtrikots, das ist der Hammer. Auch in den Läden überall Hinweise auf die WM usw. Richtig verrückt und ich bin Null-Komma-Gar nicht in der Stimmung für diesen Event. Eigentlich möchte ich kein Spiel anschauen und den Stuss boykottieren, aber ich denke, das wird so nicht ganz klappen. Hier kommt man wohl nicht daran vorbei. Schauen wir mal wie da die nächsten Tage werden. Am Abend sind wir dann los und haben uns in einem tollen Restaurant ein sehr leckeres Fleisch und einen guten Rotwein gegönnt. Wir waren so richtig am Schlemmen an dem Abend, so gut hat es uns geschmeckt. Danach sind wir dann ganz gemütlich zurück zum Hotel und haben unterwegs noch die Wärme genossen. Es ist schön auch später am Abend noch in T-Shirt und kurzer Hose durch die Stadt laufen zu können. Richtig angenehm.

Der Folgetag war dann schon wieder Sonntag, der 20.11.2022. Wir haben es gemütlich genommen, ausgiebig gefrühstückt und dann ein wenig die Stadt erkundet. Heute war die andere Richtung aus dem Hotel kommend auf dem Programm. Salta ist eigentlich keine kleine Stadt, aber irgendwie recht übersichtlich und man kann sehr schön durch die Strassen schlendern. Auch ist das Überqueren einer Strasse nicht ganz so kriminell wie in z.B. in Bolivien. Hier hält man sich zumindest an diverse Verkehrsregeln und eine rote Ampel heisst hier auch tatsächlich Stopp. Das ist schon ein grosser Fortschritt und gibt ein gewisses Gefühl von Sicherheit beim Überqueren einer Strasse. Wir haben diverse kleine Parks besucht und den Justizpalast.

Am Nachmittag sind wir dann zum Busbahnhof, um unsere Tickets für die Weiterfahrt zu kaufen. Klar, wir könnten diese online kaufen, aber wie oben erklärt, dann würden sie das doppelte Kosten. Also haben wir unsere Geldbündel geschnappt und sind los. Hat super geklappt und wir haben sogar noch Plätze im unteren Teil des Busses für morgen Abend bekommen. Somit war der Punkt abgehackt und wir sind noch durch einen weiteren Park und zurück zum Hotel.

Unterwegs sind wir noch in ein Café, um die weitere Reise zu planen. So langsam gehen uns die Tage aus und wir haben noch so viele Ideen, was wir alles machen wollen. Aber zumindest so einen groben Plan konnten wir zusammenzimmern und hoffen, dass wir die Tage noch sinnvoll nutzen können. Argentinien ist einfach so gross und die Distanzen unfassbar weit, das macht es recht kompliziert. Aber ich bin optimistisch. Am Abend sind wir dann noch in ein lokales Restaurant für eine weitere Portion Empanadas. Und die waren noch besser als die vom Vortag. Ist zwar eigentlich eine recht einfache Küche, aber extrem lecker. Und am Ende haben wir für das Essen plus einer Cola und für ein Tobi ein gaaanz grosses Bier ca. 7.50 Franken bezahlt. Und das nicht für einen, sondern zusammen. Das schont den Geldbeutel und gleichzeitig war es so lecker. Glaube das war nicht das letzte Mal, dass wir Empanadas gegessen haben. 🙂 Danach ging es zurück zum Hotel, um noch ein wenig zu arbeiten bzw. an unserem Instagram Account und dem Bericht hier zu schreiben. Das muss ja auch gemacht werden. 

Somit war dann auch schon wieder Montag, der 21.11.2022 und damit auch schon wieder eine neue Woche. Es ist seltsam, weil manchmal habe ich echt keinen Plan mehr, welchen Wochentag wir haben und bin dann immer recht erstaunt, dass schon wieder eine Woche um ist. Aber zu unserem heutigen Tag. Dieser war eigentlich nicht so richtig spannend. Wir sind am Morgen aufgestanden, haben nochmal das leckere Frühstück genossen und haben unsere Rucksäcke gepackt. Heute stand die Fahrt nach Cordoba auf dem Programm, aber wir hatten noch den ganzen Tag Zeit. Wir haben uns wieder für einen Nachtbus entschieden, was uns einfach immer eine Nacht im Hotel erspart. Und die Busse sind auch in Argentinien wirklich bequem und komfortabel. Da der Bus aber erst um 20:45 Uhr abfährt haben wir noch recht lange Zeit. Wir haben also unser Gepäck wieder deponiert und sind erstmal los, um ein paar Schritte zu laufen. Leider meinte es das Wetter an dem Tag nicht ganz so gut mit uns, denn es war tatsächlich recht frisch und zwischendurch regnete es immer wieder. So etwas Ungemütliches. Also haben wir uns recht bald auf den Weg in ein Café gemacht und haben uns dort mit unseren Laptops ausgebreitet. Man kann die Zeit ja auch nutzen. Und da wir so recht gutes Internet hatten, konnten wir doch auch das eine oder andere erledigen. Und der Kaffee war wirklich sehr gut. Ich habe das Gefühl, dass es in Argentinien wieder eine ausgeprägtere Kaffeekultur gibt als davor in Bolivien oder Peru. Man sieht auch viel mehr Einheimische einen Kaffee trinken und nicht nur Touristen. Nachdem wir uns so die Zeit vertrieben haben, sind wir noch ein paar Meter weiter, um noch ein Restaurant für ein frühes Abendessen zu finden. Wir wollten etwas kleines Essen und das vor allem auch etwas früher, damit wir nicht mit allzu vollen Mägen im Bus sitzen. Ach so, da fällt mir ein, ich sollte erwähnen, dass in Salta heute ein Feiertag ist. Das macht die Tagesgestaltung ebenfalls recht schwierig, da alle Musen und Läden etc. geschlossen haben. Selbst Restaurants waren teilweise geschlossen, was das Ganze heute etwas mühsam und auch langweilig machte. Wir haben aber ein kleines Restaurant gefunden, welches neben Burger auch frisches Bier anbot und sogar noch Fussball übertrug. So kann man doch die Zeit auch verbringen. Wir haben also einen Burger bestellt, welcher extrem lecker war. Das Thema Bier war jetzt nicht so erfolgreich. Laut Karte gab es ca. 10 verschiedene Sorten Bier aus dem Hahn, lauter Craft Biere. Als ich eines davon bestellen wollte hiess es, nö heute nicht, es gibt nur Flaschen. Und hier die Auswahl zwischen Heineken und Corona. Ok, das versteht der Tobi nun mal gar nicht und daher gab es eine Cola statt einem Bier. Ist ja auch ok. 🙂 Wir haben uns so noch etwas Zeit tot geschlagen, Fussball geschaut und einfach ein wenig die Menschen beobachtet. War recht amüsant. Irgendwann sind wir dann aber zurück zum Hotel. Dort hat man uns ebenfalls angeboten, dass wir noch in der Bar warten könnten, was wir gerne angenommen haben. Dort konnten wir noch unsere Tabletts und Handys aufladen bzw. uns mit Serien eindecken, damit wir ausgerüstet sind für die Nacht. Es gab noch einen Kaffee und dann ging es gegen 19.30 Uhr auch mit dem Taxi zum Bus. Die Fahrt war etwas mühsam, da der Fahrer mit Handy, Radio und gleichzeitigem Fahren deutlich überfordert war. Gleichzeitig war er noch tierisch nervös und generell gesagt, recht unfreundlich. Also vom Prinzip her, die perfekte Berufswahl, oder eben so ähnlich. Nun ja, es war nicht ganz so weit und wir haben es ohne Schaden überstanden, von daher alles gut. Am Bus haben wir dann wieder Jennifer getroffen, welche wir schon in Salta kennengelernt haben. Wir haben alle wieder mal die selbe Route vor uns, bzw. haben in Cordoba zufällig sogar das gleiche Hostel. Wir werden uns also noch öfter sehen bzw. haben auch schon ausgemacht, dass eine oder andere zusammen zu machen. Unser Bus startete dann fast pünktlich um 21 Uhr und es ging weiter Richtung Süden. Die Fahrt war recht gut, wenn auch ziemlich zügig. Da es nun aber endlich flach ist, und damit deutlich weniger Kurven hat, war es viel angenehmer. Ich glaube so viele Stunden habe ich im Bus schon lange nicht mehr geschlafen. Es ist ein beruhigendes Gefühl, dass die Strassen wieder deutlich breiter sind, teilweise sogar zwei Fahrspuren in eine Richtung und vor allem, dass es neben der Strasse nicht unbedingt mehrere hundert Meter in den Abgrund geht. Wir haben dann Cordoba auch pünktlich gegen 8.30 Uhr erreicht. Eigentlich war der Plan nach der Ankunft direkt ein Café zu suchen, um das Ende des ersten Spiels von Argentinien bei der WM anzuschauen, aber dafür waren wir etwas zu spät dran. Und vor allem war das Ergebnis aus argentinischer Sicht auch alles andere als zufriedenstellend. Argentinien hat das erste Spiel verloren und das gegen Saudi-Arabien. Damit hatten wir nicht gerechnet, sondern freuten uns eher auf eine Party. Aber ok, andere Mannschaften machen es auch nicht besser, wie wir im weiteren Verlauf der Tage noch feststellen sollten. 🙂 Wir haben uns also auf den Weg zum Hostel gemacht und da wir jetzt so lange gesessen sind, haben wir uns zu Fuss auf den Weg gemacht. Google Maps meinte knapp 25 Min, das kann man auch mit Rucksack schaffen. Wir waren auch recht zügig unterwegs, haben aber direkt gemerkt, das Wetter hier ist anders als in Salta. Wir sind jetzt noch tiefer, was das Atmeten nun endlich wieder richtig gut macht, dafür knallt die Sonne einfach ganz schön und Temperaturen zwischen 30 und 38 Grad sind im Dezember keine Seltenheit. Das spürten wir ganz schön und an die Hitze müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Im Hostel angekommen, konnten wir zumindest mal unser Gepäck abgeben. Zimmer waren noch nicht fertig, was aber auch ok war. Wir haben uns mit Jennifer verabredet und sind gemeinsam erstmal war frühstücken gegangen. Danach ging es ein wenig durch die Stadt. Cordoba ist tatsächlich sehr schön und hat ein paar eindrückliche Kirchen und Kathedralen zu bieten.

Nach unserem Rundgang war es Zeit für ein kühles Getränk. Die Sonne stand extrem hoch und es war wirklich heiss. Da tat der Schatten wirklich gut. Danach ging es zurück ins Hostel für eine kalte Dusche, ehe wir schon wieder los sind zu einer Free Walking Tour. Hier in Cordoba haben wir einen Anbieter gefunden, welcher am Morgen so ein wenig das historische Cordoba zeigt, hierfür waren wir aber zu spät dran und am Abend eine Tour über das moderne Cordoba macht. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und haben uns auf 17 Uhr zum Treffpunkt aufgemacht. Wir waren eine lustige Gruppe, neben uns beiden war noch Jennifer sowie ein Herr aus Portugal und einer aus Spanien dabei. Das war wieder richtig genial und wir kamen mit allen schnell ins Gespräch. Die Tour an sich war sehr spannend und unterhaltsam. Besonders gut gefallen haben mir die ehemaligen Familienpaläste, welche heute oft als Büros oder Museen genutzt werden. Ausserdem gibt es im Park eine Installation mit diversen grossen Ringen, welche alle eine Jahreszahl eingraviert haben. Die Installation wurde zur 200-Jahr Feier der Unabhängigkeit eröffnet. Jeder Ring symbolisiert ein Jahr und neben der Jahreszahl ist noch ein Ereignis eingraviert in jedem Ring, welches eben in diesem Jahr in Cordoba oder Argentinien stattgefunden hat. Im Ring von 1980 war z.B. erwähnt, dass in diesem Jahr eine Bevölkerungszählung durchgeführt wurde und Cordoba als zweitgrösste Stadt in Argentinien gezählt wurde. Bis dahin war Rosario die zweit grösste Stadt, welche aber eben nun von Cordoba auf den dritten Rang verdrängt wurde. Völlig begeistert davon war ich, dass es in Cordoba tatsächlich einen Leuchtturm gibt. Also nicht, dass Córdoba am Meer liegt, aber ein «cleverer» Herr meinte einmal, dass man einen Leuchtturm benötigt, um dem Umland zu zeigen, wohin mal gehen muss, wenn man nach Cordoba möchte. Hat also eher einen symbolischen Charakter, aber man kann ja auch für so etwas eine gute Stange Geld ausgeben. 🙂

Auch sonst hat die Stadt recht viel zu bieten und vor allem was die Anzahl an Restaurants und Bars angeht, waren wir mal wieder recht beeindruckt.

Nach dem Ende sind wir alle zusammen mit dem Guide noch auf ein Bier und wir haben dort dann auch direkt etwas gegessen. Das Lokal war ein tschechisches Lokal, weshalb das Bier also recht gut war. Das Essen war ok, aber nicht ganz so toll. Egal, wir hatten es sehr lustig und unser Guide hat uns noch einiges über seine Stadt erzählt. Gegen 20 Uhr musste er aber los, weil er noch zu einem Konzert bzw. zum Tanzen gehen musste. Er ist leidenschaftlicher Swing-Tänzer und heute Abend stand ein Konzert ins Haus und da konnte man eben auch Tanzen. Das Ganze würde übrigens in einem Hostel stattfinden. Hurra, es war das Selinas Hostel in Cordoba und damit genau das Hostel in dem wir schlafen. Der Gute war natürlich Feuer und Flamme und meinte, dass wir alle später vorbei kommen sollten. Ok, das wollten wir uns nicht entgehen lassen und sind nach der Rückkehr tatsächlich noch in den Keller im Hostel, wo das Konzert stattfand. Ich muss aber sagen, so richtig verstanden habe ich das Ganze nicht. Die Musik war teilweise noch recht gut, zwischendrin aber irgendwie auch mühsam. Das Gehüpfe, andere nennen es Tanz, zur Musik war jetzt auch nicht so meines. Keine Ahnung, ich kann damit nicht so viel anfangen. Was ich aber sagen muss, Respekt dass sich niemand bei dem Tempo einen Knoten in die Beine getanzt hat und vor allem auch dass niemand die Luft ausging. Das war also schon eine Leistung. Und unser Guide hatte auch nicht zu viel versprochen, ich glaube der konnte das sehr gut. Da später auch noch die Jungs aus Spanien bzw. Portugal aufgetaucht sind, war unsere Walking Gruppe wieder komplett und wir haben doch das eine oder andere Bier verhaftet. Der Abend ging also recht lange. 🙂

Der nächste Tag, Mittwoch, 23.11.2022 startete nach dem gestrigen Abend mit einer deutlichen Verspätung. Ich habe geschlafen wie ein Stein. Ich bin zwar ab und an aufgewacht, aber irgendwie habe ich es immer versäumt aufzustehen und bin wieder eingeschlafen. Kurz vor 11 Uhr war dann aber Schicht und ich bin aufgestanden. Unfassbar, das gab es seit Jahren nicht mehr. War aber egal, wir hatten für heute eh nicht viel vor. Corinne hatte noch einen Call und ich wollte mich um die Bustickets für die Weiterfahrt kümmern. Das ist etwas mühsam, weil wir die Tickets immer am Bahnhof holen müssen, um bar bezahlen zu können. Ich hatte das ja schon geschrieben, mit Karte würde uns alles das Doppelte kosten. Und die Bustickets hier in Argentinien sind grundsätzlich nicht ganz so günstig. Wir waren zusammen noch was frühstücken und ich bin dann los. Hat alles geklappt und morgen Abend geht es weiter nach Mendoza. Wollen wir doch mal schauen, ob der Wein dort tatsächlich so gut schmeckt. Unterwegs habe ich noch ein wenig Sightseeing geamcht.

Als ich wieder vom Busterminal zurück war haben wir noch die nächste Etappe geplant. Wir haben entschieden, dass es von Mendoza am besten nach Buenos Aires gehen soll. Hurra, dafür brauchen wir auch Tickets und da wir an einem Sonntag fahren wollen, sind die Busse schon recht gut ausgelastet. Also was machen? Genau ich bin zum zweiten Mal los, um auch diese Tickets direkt zu kaufen. Dann haben wir sicher Plätze und können uns schon mal um eine Übernachtungsmöglichkeit kümmern. Das wird für Buenos Aires auch nicht ganz einfach werden. Wir haben also den Rest des Tages mit der weiteren Planung verbracht, waren noch einen Kaffee trinken und haben uns ausgeruht. Am Abend sind wir mit Jennifer nochmal los und haben uns ein Abendessen gegönnt. Bei der Auswahl an Restaurants gar nicht so einfach. Wir sind nochmal in einen kleinen Stadtteil, welchen wir gestern bei der Tour bereits erkundet hatten, gelaufen und haben dort einfach die Karten der verschiedenen Restaurants angeschaut. Schlussendlich sind wir in einem Restaurant mit dem Schwerpunkt Kartoffeln gelandet. So gab es verschiedene Sorten von Pommes, sprich mit unterschiedlichen Topings in grossen Gusspfannen oder mein Burger war z.B. mit Brötchen aus Kartoffelmehl usw. Hat sehr gut geschmeckt. Danach gab es dann nochmal ein Eis. Seit wir in Argentinien sind und es so warm ist, ist unser Konsum von Eis deutlich angestiegen. 🙂 Ok, in den letzten Monaten hatten wir fast gar kein Eis und dann ist das jetzt auch in Ordnung. Zurück im Hostel gab es noch ein kleines Bier an der Bar. Zu meinem Entsetzen war die Live-Musik an diesem Abend tatsächlich noch schlechter als am Vortag. Ich habe keine Ahnung wie ich diese Musik beschreiben soll. Es war vor allem laut und mit sehr viel Gitarre unterlegt. Es war aber nicht rockig oder so, sondern mehr melancholisch. Der Rest des Publikums sass richtig euphorisch da und es scheint ihnen gefallen zu haben. Ich habe mich wie bei einer Buchbesprechung mit lauter Intellektuellen gefühlt, wobei ich aber das Buch nicht verstanden habe. 🙂 Aber egal, jedem das seine. Zum Glück war es ein kleines Bier und da man sich auch nicht unterhalten konnten, da so laut, sind wir recht schnell ins Bett. 

Der nächste Tag war dann schon wieder der Reisetag. Da wir aber wieder einen Nachtbus hatten, hatten wir noch den ganzen Tag zur Verfügung. Wir haben also wieder alles gepackt und unsere grossen Rucksäcke deponiert. Dann ging es los in ein nahes Café für ein kleines Frühstück. Irgendwie wurde Frühstück so das wichtigste Essen während der Reise. Abends ist es mir egal was wir essen, aber morgens da achten wir irgendwie mehr darauf. Vor allem das der Kaffee gut schmeckt und meist auch, dass ein frischer Orangensaft dabei ist. Das wird uns irgendwann wohl wieder sehr fehlen. All diese frischen Früchte und Säfte. Ich glaub das habe ich jetzt schon in manchen Beiträgen geschrieben, wie sehr uns das gefällt. Sorry!

Nach dem Frühstück sind wir noch ein wenig durch die Stadt gelaufen. Wir sind nochmals in die wunderschöne Kathedrale und in verschiedene Parks der Stadt bzw. zum Plaza de la Independencia gelaufen. Cordoba ist schon eine recht schöne Stadt, wenn auch etwas chaotisch irgendwie.

Was mich einfach wundert, wie können all die vielen Läden, welche oft alle das gleiche anbieten, überleben. Aber es scheint zu funktionieren. Gegen Nachmittag haben wir uns nochmal einen Kaffee gegönnt und die Gelegenheit genutzt unsere Handys und Tabletts für die nächste Nacht aufzuladen. Man muss pragmatisch denken, und besser ein volles Handy im Bus als nachher doof aus der Röhre zu schauen. Dumm braucht das Handy eben immer doch knapp eine Stunde zum Laden, aber man kann einen Kaffee ja auch recht langsam trinken. Man lernt auf Reise immer etwas dazu. 🙂 Danach haben wir uns nochmal die Kapuzinerkirche von Cordoba angeschaut. Diese Kirche ist einfach sehr speziell, vor allem von aussen. Hier sieht man deutlich die verschiedenen Farben, welche beim Bau verwendet wurden. Das besondere an der Kirche ist, dass diese erst 88 Jahre alt ist. Es ist also eine sehr neue Kirche, was man nicht unbedingt gleich realisiert. Der Stil ist schon auf recht alt gemacht, aber sehr schön. Die schönen Farben von aussen spiegeln sich leider nicht im inneren. Hier ist die Kirche eher dunkel und schwer. Das hat mich ein wenig verwundert. 

Den Rest des frühen Abends haben wir dann am grossen Brunnen in der Stadt verbracht. Wir haben uns hier ein schattiges Plätzchen gesucht und einfach die Zeit genossen. Es war herrlich die Menschen zu beobachten und zu sehen, wie fröhlich und zufrieden hier jeder zu sein scheint. Wir hatten so viel über Argentinien gelesen, wie hoch die Inflation aktuell ist und auch das es für die Menschen recht schwierig ist. Das merkt man den Menschen einfach nicht an. Niemand steckt den Kopf in den Sand, sondern man versucht sein Leben so zu gestalten das man Spass hat und diesen Vibe spürt man auch als Tourist recht schnell. Irgendwie ist das sogar recht ansteckend und man hat selber gleich bessere Laune. Am Abend haben wir noch etwas Kleines gegessen und sind zum Hostel um unsere Rucksäcke zu holen. Den Weg zum Bus haben wir dann bei noch über 30 Grad zu Fuss in Angriff genommen. Da es in den Bussen immer recht kalt wird, hatten wir uns im Hostel noch in lange Hosen geworfen, was jetzt auf dem Weg recht heftig wurde. Der Weg war recht anstrengend, aber was macht man nicht alles, um etwas müde zu werden. Wir waren etwas zu früh am Bus, weshalb ich mich noch um mein iPad kümmern konnte. Ich habe gestern Abend gemerkt, dass mein iPad weg ist. Das letzte Mal als ich es noch gesehen habe, war im Bus von Salta nach Cordoba. Ich hatte es in der Nacht neben mir in den Sitz geklemmt. Da ich an den Kopfhörer kein Kabel habe, habe ich diese am Morgen aus den Ohren genommen und im Rucksack verstaut. Das iPad habe ich dabei wohl vergessen und im Bus liegen gelassen. Was mich am meisten aufregt ist, dass immer alle warnen, wie gefährlich Südamerika ist und das alles gestohlen wird. Wir sind jetzt fast 5 Monate hier unterwegs und uns ist absolut nichts geklaut worden, sondern meine eigene Dummheit hat dafür gesorgt, dass es weg ist. Da wir jetzt ja wieder am Terminal waren, habe ich mal ganz vorsichtig am Schalter der Busfirma nachgefragt, ob vielleicht jemand das iPad abgegeben hat. Mir war die Antwort schon vorher klar, aber probieren kann man es ja. Es ist eben einfach so, wenn man in einem Bus oder in einem Taxi etwas vergisst, dann ist es weg. Deswegen wird aber auch 100’000 mal überall darauf hingewiesen, dass man seine Sachen prüfen soll, ob man alles hat. Kann ich jetzt also nichts machen. Und um es jetzt noch ganz ironisch zu sehen, so wurde mein Rucksack jetzt auch wieder etwas leichter… 🙂 Jammern bringt es mir ja auch nicht wieder zurück! Aber zurück zum Thema, wir waren also am Terminal und haben gewartet. Unser Bus fuhr dann um 21:45 Uhr auch vor und wir konnten unsere Rucksäcke einladen und einsteigen. Wow, was für ein cooler Bus. Wir hatten gute Plätze, die Sitze konnte man weit nach hinten stellen und die Beinfreiheit war auch super. Das konnte eine bequeme Fahrt werden. Pünktlich auf die Sekunde um 22 Uhr ging unsere Fahrt durch die Nacht dann auch los. 

Am Folgetag sind wir pünktlich um 07:50 Uhr in Mendoza angekommen. Die Fahrt war super. Sehr ruhig, niemand hat geschnarcht und ich habe mal wieder einige Stunden geschlafen. Corinne hatte etwas mehr Pech, ihr Sitz hat sich in der Nacht immer wieder selbständig gemacht und ist von alleine von der Liegeposition in die Sitzposition gefahren. Keine Ahnung wie das ging, aber war etwas nervig. Sie hat nicht ganz so viel geschlafen. Nachdem wir unsere Rucksäcke bekommen hatten, sind wir im Terminal auf einen Kaffee. Irgendwie haben wir diese Busse, welche auch einen Kaffee ausschenken, noch nicht gefunden. Dafür war der Kaffee in dem Terminal aber sehr gut und wir bekamen so auch die letzte Müdigkeit aus den Knochen. Wir haben uns dann auf den Weg zum Hostel gemacht. Da es noch recht früh war und daher auch nicht so heiss, sind wir die 2.5 km wieder gelaufen. Dabei haben wir gleich einen ersten Eindruck der Stadt bekommen und der war super. Uns sind direkt die vielen Bäume an den Strassen entlang aufgefallen, dazu aber später mehr. Im Hostel angekommen konnten wir wieder Rucksäcke deponieren, aber noch nicht auf das Zimmer. Wir haben uns also aufgemacht zu einem weiteren Spaziergang in Richtung Parque General San Martin. Das ist ein riesiger Stadtpark und extrem schön. Wir waren überrascht, wie grün alles ist, sind wir doch wieder fast in einer Art Wüste und bei Temperaturen zwischen 35 und 40 Grad war das nicht das, was wir erwartet hatten. Aber es war sehr genial. 

Gegen 14 Uhr waren wir zurück im Hostel, um einzuchecken. Unser Plan war nämlich, dass wir direkt um 15 Uhr zu einer Free Walking Tour gehen. Wir wollten direkt mehr über die Stadt erfahren und da wir nur 2 Nächte bleiben, macht es ja Sinn, direkt am ersten Tag zu machen. Wir hatten uns schon im Vorfeld zusammen mit Jennifer für die Tour angemeldet. Da der Prozess zum Einchecken sich recht lange hingezogen hat, die Dame war sehr gesprächig, wurde es auf 15 Uhr richtig knapp. Wir mussten uns ganz schön sputen, haben es aber geschafft. Am Treffpunkt war nur Jennifer und ein Guide, was bedeutet, wir hatten mal wieder eine Privattour. Perfekt. Unser Guide Marcelo war super und hat uns so viel über die Stadt und das Leben hier erzählt. Das erste, was man damals bei der Errichtung der Stadt gemacht hat, war Strassen bauen und diese komplett mit Bäumen einzurahmen. Daher sind heute fast alle Strassen eine Allee. Das Ziel war es, so möglichst viel Schatten in die Stadt zu bringen, was ein Leben hier erst so richtig ermöglicht. Und es ist gigantisch, wenn man heute durch die Stadt läuft, man ist tatsächlich fast immer im Schatten. Und um diese Bäume mit Wasser zu versorgen, gibt es entlang jeder Strasse einen Wassergraben. Über diese Gräben werden alle Bäume automatisch mit Wasser versorgt, so dass diese niemand giessen muss. 

Auch sonst hat die Stadt so viel zu bieten. Sehr viele Parks und Grünflächen. Die Parks dienen der Bevölkerung als Zufluchtsort bei einem Erdbeben. Ausserdem ist das auch der Grund, warum die Strassen so breit sind. Man wollte vermeiden, dass ein zusammenstürzendes Haus ein anderes Haus auf der anderen Strassenseite beschädigt bzw. ist die Mitte der Strasse ebenfalls ein sicherer Punkt für die Bevölkerung. Erst seit einigen Jahren darf in Mendoza höher gebaut werden als 4 Stockwerke, was davor komplett verboten war.

Nach dem langen Laufen, waren doch knapp 2.5 Std, waren wir sehr durstig. Und was hilft da in so einer bekannten Weinbauregion am besten? Genau, eine Flasche Rose Wein in einem kleinen Restaurant in einem «Hochhaus». Ich schreibe das mal in Anführungszeichen, denn 14 Stockwerke sind jetzt nicht ganz so viele, hier aber ausreichend für einen tollen Blick über die Stadt. Zu unserem Erstaunen hat sich das Wetter aber etwas geändert und es fielen tatsächlich ein paar Tropfen von Himmel.
Kommt hier eher selten vor, eigentlich scheint an über 300 Tagen die Sonne. Aber es war nicht schlimm, schade nur weil wir so nicht ganz so eine gute Sicht hatten. Dafür war aber der Wein super, was uns zu einer Aktivität für den Folgetag inspirierte. Wir wollten eine Fahrrad-Wein-Tour machen. Das bedeutet, man mietet sich ein Fahrrad, bekommt eine Karte mit den schönsten Weingütern und radelt darauf los. Da Corinne nicht ganz so gerne so viel Wein hat, war sie froh, dass ich das mit Jennifer machen konnte und sie einen Tag Ruhe von mir hat. Zu dieser Fahrradtour dann aber später mehr. Jetzt haben wir erstmal den Wein genossen und uns unterhalten. Danach war es dann Zeit, die Wasserspiele im Brunnen auf dem Plaza Independencia anzuschauen. Das war zumindest der Plan. Jeden Abend gegen 20 Uhr sollen in dem Brunnen die Wasserspiele stattfinden und das Ganze soll noch recht schön beleuchtet sein. Als wir am Brunnen angekommen sind, war dieser aber anderweitig belegt. Im Brunnen sassen ein paar hundert Jugendliche und haben gefeiert. Kann man machen, warm genug war es ja. 🙂 Ich habe keine Ahnung, was genau der Anlass war, aber ich gehe davon aus, dass es etwas mit Ende des Schuljahres oder so zu tun gehabt haben muss. Es waren verschiedene Altersstufen so dass es kein Abschlussjahr oder so gewesen kann. Egal, es war mega lustig das Ganze anzuschauen. Wir haben dann eben nur die beiden grossen leuchtenden Schilder von Mendoza fotografiert und keine Wasserspiele.

Danach sind Corinne und ich wieder Richtung Hostel und haben unterwegs noch was gegessen. Hier füllen sich Restaurants erst so gegen 20:30 Uhr oder 21 Uhr. Die Menschen essen sehr spät, was mir noch recht sympathisch ist. Mir gefällt das sehr. Danach ging es für uns zurück und ab ins Bett. Es war jetzt doch ein langer Tag.

Der nächste Tag, Samstag, 26.11.2022 war dann der Tag der grossen Wein Tour durch die Weinregion um Mendoza. Da es zum Laufen von Weingut zu Weingut etwas weit ist, gibt es Anbieter, bei denen man ein Fahrrad mieten kann, um schneller als Ziel zu kommen und so auch mehr Wein probieren kann. Hervorragende Idee muss ich sagen. Ich bin direkt nach dem Frühstück los und hab mich mit Jennifer getroffen, um uns ein UBER zu nehmen. Wir waren etwas faul, um das Ganze mit Bus und Bahn in Angriff zu nehmen und haben uns für die faule, wenn auch etwas teurere Variante UBER entschieden. Hat sich aber gelohnt, denn wir waren um 9.50 Uhr bereits beim Verleiher der Räder und damit sogar 10 Minuten vor dem eigentlichen Anpfiff. Hervorragend, denn wir waren tatsächlich die Ersten und konnten direkt unsere Räder in Empfang nehmen um einen Vorsprung vor den anderen Touristen herausfahren. Wir haben das auch hervorragend gemacht, weil am ersten Weingut angekommen, waren wir tatsächlich allgemein die ersten Kunden. Wir sind aber auch taktisch klug vorgegangen und direkt zum am weitesten entfernten Weingut gefahren. Lieber nüchtern die weite Strecke als mit ein paar Gläsern Wein im Kopf. Eine recht kompetente Herangehensweise wie ich finde. Die Räder waren übrigens eine sehr lustige Geschichte. Ich meine, sie hatten je zwei Räder, Pedale und einen Lenker, aber sonst recht rudimentär. Bremsen waren zwar da, eine Vollbremsung aber nicht möglich. Schaltung war auch vorhanden, funktionierte aber nur wenn sie Lust hatte. Dafür waren alle Räder des Anbieters gleich lackiert, was es einfach machte, einfach eines zu nehmen, wenn man aus einem Weingut gekommen ist. Schloss gab es nämlich auch nicht und so war ich gespannt, ob wir am Abend mit dem selben Rad zurück kommen wie wir gestartet sind. So wie die Übergabe am Morgen stattgefunden hat ist es dem Anbieter aber auch egal wer mit welchem Rad zurück kommt. 🙂 Sind wir also gespannt. Wie gesagt am ersten Weingut waren wir die Ersten und haben direkt das kleine Tasting bestellt. Wir bekamen 3 verschiedene Weine zum Probieren für umgerechnet rund Euro 2.50. Und der Wein war der Hammer. Natürlich durfte ein Malbec nicht fehlen. Rund 70% der weltweilten Ernte dieser Sorte entfällt auf die Region um Mendoza. Aber auch sonst waren sehr gute Tropfen mit dabei, wie ein Cabernet und ein Malbec Rose.

Danach ging es weiter zu einem weiteren sehr guten Weingut, wo wir wiederum 3 verschieden Weine testen konnten. Dort habe ich mich dann auf drei verschiedene Rotweine, unter anderem wieder einen Malbec konzentriert. Und auch hier wieder richtig gute Weine.

Unser drittes Weingut war dafür ein richtiger Fehlgriff. Es war zwar alles organisch und vegan, was aber nichts hilft, wenn der Wein nach Essig schmeckt. Hier waren wir wirklich enttäuscht. Auch weil wir alle drei Weine aus dem selben Glas probieren mussten, was nach den sehr schönen Degustationen davor irgendwie komisch wirkte. Hier lief einfach ein Herr durch die Tische mit unterschiedlichen Flaschen und hat nachgeschenkt. Aber das Ambiente hier war noch recht gemütlich und vor allem rustikal.

Das vierte Weingut war eigentlich eine spontane Idee. Dies war nicht in unserer Karte eingezeichnet, weil man hier normalerweise eine Reservierung braucht. Wir sind aber trotzdem hin, weil wir von anderen hörten, dass es dort schön sein soll. Und was soll ich sagen, es war der Hammer. Wie ich später herausgefunden habe, gehört das Weingut zu den 10 Besten der Welt. Als wir auf das Gelände radeln wollten wurden wir erstmal von der Security gestoppt. Wir wurden gefragt, ob wir eine Reservierung haben, was ich ordnungsgemäss verneinte. Daraufhin meinte die freundliche Dame, sorry dann nur Zutritt, wenn man etwas im Weingut kaufen möchte. Sprich ein paar Flachen Wein. Ich habe dann ganz doof gefragt, dass wir nur ein wenig probieren wollen ob das nicht geht, was die Dame dann veranlasste uns doch Zutritt zu gewähren. Aber nur weil wir «ein wenig» probieren wollten. Sie weiss nicht was für uns «ein wenig» ist. 🙂 Aber egal, das war geschafft. Die nächste Herausforderung war dann im Restaurant, weil auch da wollte man uns nur mit Reservierung hineinlassen. Sah auch alles sehr edel aus. Ich habe es dann wieder mit «ein wenig probieren» versucht, was auch hier funktioniert hat. Wir durften auf die wunderschöne Terrasse sitzen und ein Herr brachte uns zwei Gläser und schenkte uns einen sehr leckeren Rosé Sekt ein. Der war super und bei der Hitze auch schnell leer. Als der Herr tatsächlich zum Nachschenken nochmal gekommen ist habe ich direkt nach der Rechnung gefragt. Keine Ahnung, was hier so ein Glas kostet. Der Herr meinte aber, das geht aufs Haus… Wow, was für ein Service. Wir sind dann noch in den Verkaufsraum, nachdem wir ausgetrunken hatten und haben dort noch eine Flasche Wein gekauft. Einfach mal für schlechte Zeiten und wer weiss was auch unserer weiteren Fahrt noch kommt. 

Wir sind dann zur letzten Station gefahren, weil eigentlich waren wir schon viel zu spät dran. Wir wollten gegen 16 Uhr zurück in der Stadt sein, da wir das zweite Spiel von Argentinien sehen wollten. Aber schon jetzt war klar, das wird nichts. Die Distanzen waren einfach zu weit und wir haben überall teilweise recht lange warten müssen. Ein Tasting von Olivenöl haben wir zur Zeitoptimierung auch schon direkt übersprungen. Ok, wir waren ja auch für Wein und nicht für Olivenöl unterwegs. 🙂 Im Nachhinein muss ich aber zugeben, wir hätten die letzte Station auch sausen lassen sollen. Der Wein war nicht schlecht, aber extrem teuer. Ich weiss nicht genau, was wir falsch gemacht haben, aber in Summe haben wir hier doppelt so viel ausgegeben wie in den 4 anderen Stationen zusammen. Und dafür war die Menge an Wein die wir bekommen haben, recht wenig. Um nicht zu sagen, dass es sogar kleinere Gläser waren als bei den andern, wo es Gläser für ein Tasting waren. Also da gehen wir nicht mehr hin. 🙂

Nachdem wir hier noch zwei weitere Schweizerinnen getroffen haben, war es Zeit uns auf den Rückweg zu machen. Angekommen beim Fahrradverleih gab es direkt den nächsten Wein. Anscheinend schenkt der Herr hier immer die letzte Runde aus. Ok, kann man ja noch mitnehmen. Jetzt war es schon 16 Uhr und das Spiel von Argentinien hat begonnen, was uns nun zum Verhängnis wurde. Wir haben nämlich kein UBER für den Rückweg bekommen. Da blieb uns nur die Alternative den Bus zu nehmen. Mhhh, nicht ganz einfach, denn man benötigt eine Karte für den Bus, welche man vorher aufladen muss, bevor man einsteigt und dann im Bus damit bezahlt. So eine Karte hatten wir nun aber nicht. Also haben wir versucht den Busfahrer zu bestechen. Wir haben den normalen Fahrpreis grosszügig aufgerundet und haben dem Fahrer das Bargeld angeboten. Er wollte das Geld so aber nicht, sondern hat uns so einsteigen lassen. Was für ein Tag, umsonst Wein und nun noch umsonst Bus fahren. Ok, es könnte auch daran gelegen haben, dass der Herr so frustriert war, weil er während dem Spiel arbeiten muss. Wir standen aber vor der nächsten Herausforderung. Wir waren komplett unvorbereitet, was eine Busfahrt angeht, und hatten keinen Plan wo der Bus hält bzw. wir aussteigen müssen. Wie soll es anders sein, wir haben die richtige Haltestelle prompt verpasst und sind dann eine zu spät ausgestiegen. Zum Glück stand dort ein Taxi, welches uns dann zu meinem Hotel brachte, wo Corinne schon auf uns wartete. Wir sind dann zu Dritt los und haben ein Restaurant gefunden, wo das Spiel übertragen wurde. Nun ja, wir haben es noch zu den letzten 10 Minuten geschafft, konnten aber den kollektiven Jubel zum Gewinn des Spieles noch hautnah miterleben.

Jetzt die grosse Frage was noch mit dem Rest des Tages anfangen? Da Jenny und ich ja bereits an den Geschmack von Wein gewöhnt waren haben wir uns für eine weitere Flasche Rose in einem gemütlichen Restaurant entschieden. Wir hatten es sehr lustig und haben ewig getratscht und den Wein genossen. Danach wollten wir einen weiteren Anlauf für die Lichtshow am Brunnen in der Stadt wagen. Also sind wir die 20 Minuten in die Stadt gelaufen, um dann wieder enttäuscht zu werden. Diesmal waren zwar keine Menschen im Pool, aber die Lichtshow fand trotzdem nicht statt. Keine Ahnung warum, aber ggfs. hat die zuständige Person im Freudentaumel vergessen den Knopf zu drücken. Wir sassen eine Zeit am Brunnen, um dann wieder zurück in die Region von unserem Hotel zu laufen. Also wieder knapp 20 Minuten, aber der Hunger war zwischenzeitlich einfach zu gross. Ok, immerhin haben wir unterwegs noch ein Eis gegessen was noch positiv zu erwähnen ist und warum sich der Lauf zumindest ein wenig lohnte. Wir haben uns für die gleiche Pizzeria wie am Vortag, Corinne und ich waren dort, entschieden und so eine fettige Pizza war in unserem Zustand keine schlechte Idee. An einem weiteren Wein hatten wir aber kein Interesse aber genial wie gut auch eine Cola light schmecken kann. 🙂 Nachdem wir auch hier noch etwas länger gesessen sind, sind Corinne und ich zurück in unser Hostel und Jenny hat sich auf den Weg zurück in die Stadt und zu ihrem Hostel gemacht. Was für ein Tag, feucht fröhlich. Und die Aspirin, welche ich vor dem Schlafengehen genommen habe, war glaub ich eine sehr gute Idee. 🙂

Den letzten Tag in Mendoza haben wir wieder gemütlich verbracht, nach dem Vortag auch die bessere Idee. Wir haben ausgeschlafen, also wenn man das so nennen kann, wenn man bis um 10 Uhr das Zimmer verlassen haben muss. So früh mussten wir jetzt schon lange nicht mehr auschecken. Wir haben das Frühstück im Hostel sausen lassen und sind stattdessen in ein tolles Café in der Nähe gelaufen. Über dieses hatten wir schon gelesen und es hatte sich gelohnt. Der Kaffee und das Frühstück waren super. Danach sind wir in einen der vielen Stadtparks gelaufen und haben uns auf eine Bank im Schatten gesetzt. So kann man es aushalten, und nach dem vielen Wein vom Vortag eine wohltuende Erholung. 🙂 Danach ging es dann weiter nochmals in den grossen Parque General San Martin. Dieser hatte es uns tatsächlich angetan und wir wollten einfach noch etwas ins Gras liegen und den Nachmittag geniessen.

Gegen Abend hiess es dann noch etwas Essen, Rucksäcke holen und Abschied nehmen von Mendoza. Was für eine geniale Stadt, was für ein Flair und was für tolle Menschen. Wir haben uns extrem wohl gefühlt und ich glaube, hier könnte ich auch leben. Das ist schon ein sehr spezieller Ort. Gegen 20 Uhr sind wir dann wieder zum Bus. Dieses Mal aber mit dem Taxi. Ich wollte nicht schon wieder laufen. 🙂 Unser Bus startete auch tatsächlich pünktlich um 21 Uhr Richtung Buenos Aires. Was für ein Abenteuer diese Fahrt werden sollte konnten wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht ahnen. Alles begann damit, dass wir von Mendoza aus direkt Richtung Autobahn sind. Nach ca. 20 Min Fahrt gab es einen lauten Knall am vorderen Teil des Buses. Ich habe noch gedacht, ui das klang nicht gut. Der zweite Fahrer kam dann auch direkt nach oben und dann haben wir auch gesehen was passierte. Uns ist ein Stein voll in die obere Windschutzschreibe geknallt und diese war komplett gesprungen. Das sah nicht gut aus, sonst ist aber nichts Weiteres passiert. Was ich mich bis heute Frage ist, wie kann ein Stein in die obere Scheibe, wir waren ja wieder mit so einem Bus mit zwei Etagen unterwegs, fliegen? Vor allem war der Einschlag noch im oberen Bereich der oberen Scheibe. Entweder es wurde etwas vom Strassenrand geworfen, oder wir hatten einfach Pech. Ich weiss es nicht und eigentlich ist es ja auch egal. Problem war jetzt einfach, so konnten wir nicht weitere fast 13 Stunden fahren. Die Fahrer entschieden dann, auf dem Weg bis zur nächsten Ausfahrt, dass wir umkehren müssen und zurück nach Mendoza fahren. Prima, das kostet als schon mal Zeit. Wir fuhren also zurück, aber nicht zum ursprünglichen Terminal, wir fuhren in ein Industriegebiet zu einer Garage des Busunternehmen. Dort wartete bereits ein Ersatzbus für uns, welcher jetzt nicht ganz so schön war wie der in dem wir sassen, aber es sollte damit weiter gehen. Ist ja auch besser als zu warten, bis die Scheibe irgendwann repariert ist. Und immerhin sollte es weiter gehen. Meine schlimmste Befürchtung war, dass es nicht weiter geht und wir nochmal in Mendoza bleiben müssen. Also gut, wir sind neben den Bus gefahren und konnten direkt umsteigen. Das Gepäck wurde von den Fahrern umgeladen, so dass es für uns recht einfach war. Für den weiteren Verlauf der Geschichte ist es wichtig zu wissen, gebucht haben wir bei der Firma Chevallier. Der neue Bus war jetzt beschriftet mit Flecha, dem grössten Busunternehmen Argentiniens. Beide Firmen arbeiten aber zusammen und ich gehe davon aus, das Chevallier wie eine Tochterfirma von Flecha ist. So weit so gut, dachte ich, sollte aber eines Besseren belehrt werden. Nachdem alles umgeladen wurde, machten wir uns wieder auf den Weg und wir dachten jetzt geht es direkt los. Dem war aber nicht so, nach 15 Min Fahrt waren wir plötzlich wieder auf dem Gelände des Terminals, an welchem wir ursprünglich los gefahren sind. Der bereitgestellte Ersatzbus hatte einen leeren Tank und man wollte am Terminal nur tanken. Dumm war aber, dass die Tankstelle am Terminal kein Diesel mehr hatte und daher dort nicht getankt werden konnte. Also mussten wir alle am Terminal bleiben und der Bus fuhr ohne uns los in die Stadt um irgendwo zu tanken. Wir sollten einfach mal warten. Und so standen wir dann alle recht planlos wieder am Terminal und keiner wusste, wann es nun weiter geht. Nach ca. 30 Min kam der Bus aber wieder zurück und wir sind eingestiegen. Jetzt ging es endlich los Richtung Buenos Aires. Es war jetzt genau 23 Uhr und damit hatten wir jetzt genau 2 Stunden Verspätung. Ich dachte ok, nicht schlimm, aber es wurde noch schlimmer. Wir sind die gleiche Strecke wie vorher los und haben die ersten Kilometer auch recht zügig zurückgelegt. Nach 55 Min Fahrt wurde der Bus plötzlich langsamer und stoppte dann am Fahrbahnrand. Der eine Fahrer stieg aus und prüfte etwas an einem Reifen der beiden Hinterachsen. Sein Gesichtsausdruck war dabei jetzt nicht so freudestrahlend. Als er zurück kam meinte er, dass wir einen platten Reifen haben und diesen wechseln müssen. Wir würden jetzt langsam weiter fahren bis zu einer Werkstatt. Hurra, das macht Spass. Wir sind also losgetuckert und haben uns auf den Weg gemacht. Ich ging davon aus, dass die Werkstatt irgendwie in ein paar Minuten kommen müsste, aber dem war nicht so. Wir sind tatsächlich fast 3 Stunden so gefahren, ehe wir um kurz vor 3 Uhr an einer kleiner Werksstatt am Strassenrand stoppten. Ich habe keine Ahnung wie das funktionierte. Ok, wir sind nicht sehr schnell gefahren, aber fast 3 Stunden – Warum? Egal, wir haben von ein paar «Kindern», die sahen alle aus wie max. 15 Jahre, welche da am Bus zu Werke gingen, einen neuen Reifen bekommen und das sogar recht schnell. Ich glaube innerhalb von 20 Minuten war die Geschichte erledigt und wir konnten schon wieder weiter.

Von nun an war der Bus wieder mit höherer Geschwindigkeit unterwegs. Wir haben dann aber mal mit Google Maps geschaut, wo wir sind und wie weit es noch ist und kamen zum Entschluss, dass wir ca. 4 Std dem Plan hinterher hängen jetzt. Damit war klar, den ersten Tag in Buenos Aires können wir fast abhaken. Geplant war, dass wir gegen 10.30 Uhr ankommen, dann hätten wir noch was vom Tag gehabt. So ging die Prognose aber eher von 14.30 Uhr aus und bis wir dann am Hotel sind usw., da vergeht ja auch noch Zeit. Die weitere Fahrt verlief dann ohne grössere Probleme bis Buenos Aires, wo wir an einem ersten Terminal einen Stop machten und die ersten Passagiere ausgestiegen sind. Wir hatten aber bis zum Terminal Retiro gebucht, welches mitten in der Stadt liegt. Also haben wir uns einfach mal ruhig verhalten und gedacht, geht bestimmt gleich weiter. Dem war aber nicht so. Nach 10 Min kam ein anderer Passagier in den Bus und meinte, wir müssen alle aussteigen. Der Bus, in dem wir jetzt waren, der Bus von Flecha, hat keine Genehmigung, um in das Terminal Retiro fahren zu dürfen! What??? Das muss man nicht verstehen, aber es war so. Wir konnten also wieder alle noch verbleibenden Passagiere, in einen anderen Bus umsteigen. Dieser war nun wieder mit dem ursprünglichen Unternehmen Chevallier beschriftet und von den 3 Busen, welche wir bis dahin hatten, der Älteste. Aber ok, sollten ja nur noch 30 Min sein. Wir also wieder umgestiegen und so allmählich kippte die Stimmung im Bus. Langsam drang bei manchen das südamerikanische Temperament zum Vorschein. Wir haben es mal locker genommen und geschaut, dass wir irgendwie nicht den Anschluss verlieren. Bei all den ganzen Sachen ist es dann doch schwer mit unserem Spanisch. Ich glaube wir machen das gut, aber wenn dann einer so extrem schnell spricht und informiert und andere dazwischen quatschen, dann wird das echt mühsam. Wir waren aber die einzigen Touristen an Board und manche Argentinier haben sich wirklich extrem um uns gekümmert. Die haben wirklich versucht in ihrem besten Englisch, was nicht wirklich gut war, zu helfen und zu erklären. Es war genial, und gleichzeitig auch sehr lustig. Ok, wir haben also die letzte Etappe in Angriff genommen und alles ging gut. Um 14.30 Uhr, also mit genau 4 Std sind wir im Terminal Retiro angekommen. Was waren wir erleichtert, aber nur um direkt im Anschluss den nächsten Dämpfer zu bekommen. Schon während andere Passagiere ihr Gepäck in Empfang nahmen, haben wir gemerkt, da stimmt was nicht. Es wurde etwas lauter und die Koffer und Taschen genauer inspiziert. Als wir unsere Rucksäcke bekamen haben wir direkt gesehen, dass diese aufgebrochen wurden. Wir hatten beide je zwei Schlösser, eines für das obere und eines für das untere Fach und an jedem Rucksack war eines weg. Mein unteres Fach stand sogar noch ein wenig offen. Bei Corinne kam hinzu, dass die Rückseite des Rucksackes komplett nass war. Wir hofften nur, dass es «nur» Wasser ist und nichts anderes. Zum Glück hat es mal nach nichts gerochen. Wir haben dann beide Rucksäcke geprüft und gemerkt, dass zum Glück nicht viel fehlt. Nur aus meinem Rucksack fehlten meine Camping-Plastik-Gabel und Löffel. Das Messer war wohl zu gefährlich und noch da und dann fehlte noch meine geliebte dehnbare Wäscheleine. Verdammt, auf die war ich so stolz, ok hab sie bisher nur einmal gebraucht, aber ihre Zeit wäre sicher noch gekommen. 🙂 Alles war in so einem kleinen Packwürfel, welcher ebenfalls fehlte. Warum also das Messer noch da ist? Ich habe keine Ahnung. Corinne hat in ihrem Rucksack noch alles gehabt, aber die Rückseite war eben auch innen gut durchnässt. Da wir nicht wussten, wie die Klamotten aussehen, habe ich mich beim Busfahrer beschwert. Der hat mir dann gesagt, dass wir zum Schalter des Busunternehmen gehen sollten. Das haben noch andere Passagiere gehört, also dass wir auch Probleme haben und haben uns direkt mitgenommen zum Schalter. Wir waren dann so knapp 20 Personen, welche an dem Schalter aufgeschlagen sind und einige davon recht übermüdet. Eine Dame hat dann die Initiative ergriffen und auf die armen Herren hinter dem Tresen eingeredet. Wir haben nichts verstanden, aber es war lustig. Irgendwann hat die Dame dann auf uns gezeigt und dass wir als Touristen auch noch ein Problem mit dem nassen Rucksack haben. Nach einer kurzen und hitzigen Diskussion kam die Dame zu uns und meinte wir sollten unsere Tickets abgeben, es gibt Geld. Ok, da machen wir natürlich mit. Wir haben unsere Tickets abgegeben und dann ging es reih um. Jeder hat seinen kompletten Preis zurückbekommen. Wir sind also sozusagen für umme gefahren. Das freut doch den Schwaben, wenn er was für umsonst bekommt. Nachdem wir unser Geld und wir reden da doch von knapp 100 Euro bekommen haben, mussten wir noch ein Schadensprotokoll für den nassen Rucksack ausfüllen. Den ersten Teil mit persönlichen Angaben konnte ich noch ausfüllen, aber als es dann an die Beschreibung des Sachverhaltes ging, war ich überfordert. Und dann steht ein Herr neben mir und fragt, ob er mit helfen kann. Ich soll ihm auf Englisch diktieren und er schreibt es auf Spanisch. Wie genial, schon wieder so eine hilfsbereite Person. Wir haben das dann zusammen gemacht und eingereicht. Jetzt haben wir eine Schadensnummer und eine Mailadresse, über die wir kommunizieren können. Schauen wir mal, was dabei noch rauskommt. Wir wollten erst mal schauen, wie schlimm das Ganze ist und dann entscheiden. Aber zumindest haben wir einen ersten Schritt direkt gemacht und Geld haben wir ja auch bekommen. 🙂 Ich habe keine Ahnung, wann und wo die Rucksäcke geöffnet wurden, aber ich denke es müsste beim Wechsel des Reifen passiert sein. Ohne hier aber jemanden verdächtigen zu wollen. Es ist dumm gelaufen, aber was soll man machen. Auch mit der Scheibe und dem Reifen, das war einfach Pech. Dumm, dass alles auf einer Fahrt passiert ist, aber auf der anderen Seite auch beeindruckend, wie schnell wir einen Ersatzbus hatten und die Fahrt weiterführen konnten. Das war schon recht genial. Wenn ich überlege wie viele 1’000 km wir jetzt schon gefahren sind, dann ist das wirklich in Relation gesehen, harmlos. Deswegen lassen wir uns jetzt die Vorfreude auf Buenos Aires nicht kaputt machen. Und soll doch jemand Spass haben an meiner Wäscheleine. 🙂 Nach all der Aufregung haben wir uns ein UBER gerufen und sind damit zum Hotel. Vorteil der Verspätung war, dass wir direkt in unser Zimmer konnten. Man muss ja auch immer das Positive an all den Geschichten sehen. Und was für ein tolles Zimmer wir hatten. Es war ein kleines Appartement mit einer Galerie, auf welcher das Bett und die Türe ins Bad war. Unten gab es ein kleines Sofa, einen Tisch und eine Küchenzeile mit einer Mikrowelle, einem Wasserkocher und einem kleinen Kühlschrank. Von der Lage her, war das Appartement ebenfalls perfekt. Wir nächtigten direkt an der bekannten Strasse 9. Juli, auf welche ich dann später noch eingehe. Wir konnten so unser Gepäck nochmals überprüfen und vor allem Corinnes Sachen auspacken und zum Trocknen Aufhängen. Sie hatte Glück, weil das Meiste blieb trocken, da alles in Packwürfel verstaut war. Das Einzige war, dass wir den Rucksack im Rückenteil trocken bekommen mussten. Da hat sich doch ordentlich Wasser in die Polster gezogen. Nachdem wir alles so weit erledigt hatten sind wir doch noch los, um ein paar Schritte zu laufen und zumindest die nähere Umgebung zu besichtigen. Wir haben ein tolles Café gefunden, wo wir uns gestärkt haben und einen leckeren Kaffee getrunken haben. Danach ging es dann noch ein wenig zum Nationalkongress, ein sehr schönes Gebäude und den davor liegenden Park. Wir wollten nicht mehr viel machen, aber zumindest ein wenig den Kopf frei bekommen.

Danach ging es dann zurück und der Plan war, eine heisse Dusche, etwas ausruhen und dann los zum Abendessen. Ok, Dusche und Ausruhen haben wir geschafft, für Abendessen waren wir tatsächlich zu faul. Wir hatten keine Lust mehr und sind einfach vollends im Zimmer geblieben und haben den Blick aus dem Fenster genossen. Es war richtig cool und recht früh wurde aus Ausruhen dann auch Nachtruhe.

Der nächste Tag, der 29.11.2022 war dann unser erster richtiger Tag in Buenos Aires und den haben wir vollgepackt mit Programm. Wir haben gestern Abend noch zwei verschiedene Free Walking Touren gefunden, eine am Morgen für 3 Stunden und eine am Nachmittag über 2.5 Stunden. In Kombination waren die beiden Touren wirklich super, da man direkt sehr viele Sehenswürdigkeiten auf einmal anschauen kann. Und unsere Zeit hier ist ja doch etwas begrenzt. Also sind wir am Morgen früh aufgestanden, sind etwas Kleines frühstücken gegangen und haben uns dann auf den Weg zum Treffpunkt gemacht. Dieser war dann auch direkt an einer ersten Sehenswürdigkeit der Stadt, nämlich am Teatro Colón, oder auch bekannt als das Opernhaus von Buenos Aires.

Dieses Opernhaus gilt als eines der besten Opernhäuser der Welt, was die Klangqualität angeht. Ist noch verwunderlich, da während der Bauphase der Architekt drei mal wechselte, und es trotzdem zu einem perfekten Gesamtergebnis geführt hat. Ein Architekt wurde ermordet und der Zweite hat irgendwann aufgegeben. Das Opernhaus bietet Platz für 2.500 Menschen, was noch recht viel ist. Wir waren extrem überrascht über die Gruppengrösse der Tour. Es waren geschätzt um die 80 bis 90 Personen am Treffpunkt, was nach Aufteilung in englisch und spanisch sprechende Gruppedazu führte, dass wir uns mit knapp 50 Personen auf den Weg machten. Es war aber noch gut organisiert und der Guide hatte einen kleinen Lautsprecher und ein Mikrofon dabei, so dass man ihn immer gut verstehen konnte.

Vom Teatro Colón aus ging es dann weiter zu einer grossen jüdischen Synagoge. Argentinien hat nach den USA die zweitgrösste jüdische Community, was ich bis dahin auch nicht wusste. Es gibt sogar einen Mc Donalds in der Stadt, welcher Produkte nach Halal anbietet. Ist die einzige Filiale der Welt, wo es das gibt.

Danach ging es dann quer durch die Stadt und wir haben die verschiedenen Baustile der Häuser angeschaut. Buenos Aires hat nicht die typischen Gebäude der spanischen Kolonialzeit, sondern ganz verschiedene Stile. Man hat das Gefühl man hat einfach mal so ausprobiert und jeder durfte sich verewigen. Sieht aber super aus und macht die Stadt auch so spannend.

Extrem war dann die Überquerung der bekannten Strasse zum «9. Juni». Diese Strasse ist tatsächlich 140 Meter breit und hat ca. 20 Fahrspuren. Wobei manche davon rein für den Busverkehr reserviert sind. Man muss die Strasse in Etappen überqueren und je nach Ampelschaltug kann die Überquerung gerne etwas über 2 Min. dauern. Muss man also einplanen, wenn man es eilig hat. Es war tatsächlich verrückt, weil immer von irgendwo her wieder Autos gekommen sind. Die Strasse ist bereits sehr alt und bei ihrem Bau gab es kaum Autos. Kein Mensch versteht, warum man damals so eine Prachtallee gebaut hat. Heute ist man aber tatsächlich froh darüber, weil im Vergleich zu anderen südamerikanischen Städten, fliesst der Verkehr durch Buenos Aires recht gut. 

Danach ging es dann zum Plaza San Martin, wie es ihn in jeder argentinischen Stadt gibt. San Martin war ein Militär, welcher für die Unabhängigkeit gegen die Spanier kämpfte und einen Feldzug von Cordoba aus über die Anden nach Lima anführte. Der Herr war äusserst erfolgreich und trägt einen grossen Anteil an der Unabhängigkeit. Im Anschluss ging es dann zum sogenannten Big Ben von Südamerika. Dieses Denkmal, ein Turm mit einer grossen Uhr, ist ein Geschenk von Grossbritannien an die Stadt, welches zur 100 Jahr-Feier überreicht wurde. Heute zieren viele der damaligen Geschenke die Parks und Grünflächen der Stadt. 

Besonders ist im Fall des Big Ben, dass direkt daneben das Mahnmal für die gefallenen Soldaten aus dem Falklandkrieg installiert wurde. Dieser Krieg zwischen Argentinien und Grossbritannien ist in den Köpfen der Menschen noch sehr präsent und es wird nach wie vor gefordert, dass die Inseln ein Teil von Argentinien sind. Während des Krieges verloren über 600, vor allem junge und nicht besonders gut ausgebildete argentinische Soldaten ihr Leben. Die damalige Regierung hat die Situation vollkommen unterschätzt und nie mit einer militärischen Reaktion Seitens Grossbritanniens gerechnet. Man ging davon aus, dass man das so akzeptieren würde, man sicher aber keine Truppen schicken würde. Der Krieg hat für allem für Grossbritannien einen riesigen finanziellen Aufwand bedeutet. 

Danach ging es wieder weiter durch die herrlichen Strassen und Alleen mit den beindruckenden Häuserfasaden in Richtung dem Stadtteil Recoleta. In diesem Stadtteil haben wir uns erst noch den grössten Baum von Buenos Aires angeschaut, welcher tatsächlich einen Durchmesser von knapp 90 Metern hat und dann das eigentlich einzige Gebäude, welches im Kolonialstil erbaut wurde, nämlich eine kleine Kirche.

Bekannt wurde Recoleta aber durch seinen berühmten Friedhof. Unsere Tour endete mit einer spannenden Einführung in das Thema des Friedhofes und wir beschlossen, diesen direkt kurz zu besuchen (ohne Tour). Der Friedhof ist speziell, da es keine Gräber in der uns bekannten Form gibt. Vielmehr hat man für jeden Verstorbenen wie eine Art Haus gebaut, in welchem der Sarg, bzw. auch mehrere Särge, wenn ganze Familien die selbe Grabstätte nutzen, hineingestellt werden. Recoleta war früher der Stadtteil der Reichen und vor allem der Gebildeten. So ergab es sich, dass sich auf diesem Friedhof ganz viele Gräber von ehemaligen Präsidenten des Landes oder Bürgermeister der Stadt befinden. Auch viele andere Persönlichkeiten, welchen einen grossen Einfluss auf die Gestaltung des Landes hatten, sozusagen verschiedene Gründungsväter sind hier beerdigt. Besonders berühmt ist das Grab von «Evita», welches wir natürlich auch angeschaut haben. Sie ist für viele Argentinier auch heute noch eine ganz besondere Persönlichkeit. Obwohl sie «nur» die Ehefrau des Präsidenten war, hatte sie einen unfassbaren Einfluss auf die Politik im Land. Leider verstarb sie mit 33 Jahren an Krebs viel zu früh. 

Nach diesem beindruckenden Morgen meldete sich doch der Magen. Da wir aber nun aber nur noch eine Stunde Zeit hatten, bis die nächste Tour los ging, gab es nur eine Kleinigkeit in Form von typischem amerikanischem Fastfood. Mc Donalds! Kann man ja auch mal machen. Wir mussten uns beeilen, weil wir noch knapp 3 km vom neuen Treffpunkt entfernt waren. Dort angekommen mussten wir feststellen, wir werden wieder eine recht grosse Gruppe sein. Wir waren das gar nicht mehr gewohnt, die letzten Touren waren wirklich in sehr kleinen Gruppen. Aber egal, macht es ja auch spannend, weil die Zusammensetzung war wirklich multi-Kulti. Ich schätze mal bei dieser Tour waren wir so ca. 35 Personen, aber hat auch wieder super geklappt. Auf dieser Runde ging es ein wenig mehr um Politik und die politischen Gebäude in der Stadt. Daher war der Treffpunkt auch direkt am Nationalkongress, welchen wir gestern schon mal gesehen hatten. 

Anschliessend ging es durch den Kongresspark in welchem wir noch den «Null-Kilometer-Stein», dient immer als Referenzpunkt bei den Angaben und Messungen von Distanzen z.B. für Entfernungen auf Strassenschildern, besichtigten, ehe es immer der Strasse 25. Mai entlang ging. 

Den nächsten Stopp machten wir am bekannten Palacio Barolo, ein 1923 eröffnetes Bürogebäude, welches eine grosse Geschichte hat. Aber auch die Architektur des Gebäudes ist einfach der Hammer.

Danach ging es dann wieder über die berühmte Avenue 9 de Julio und weiter Richtung Plaza Mayo. Unterwegs gab es noch weitere schöne Gebäude, Plätze und Statuen. Einfach unmöglich sich das alles zu merken.

Der Platz Plaza Mayo ist berühmt, da er umgeben ist von wichtigen Gebäuden. Zum einen ist dort die Casa Rosada, bekannt als der Sitz des Präsidenten von Argentinien. Das Gebäude ist tatsächlich rosa, was daran liegt, dass man früher nur weisse oder eben rosa Häuser baute. Die Rosa Farbe entstand dabei dadurch, dass man Tierblut in weisse Farbe mischte, was zu jenem rosa führte. Heute ist die Farbe natürlich vegetarisch und ohne Tierblut. 🙂 Damals war eben nicht anderes da bzw. nichts was so günstig war.
Ausserdem befindet sind am Plaza Mayo die Kathedrale von Buenos Aires. Diese ist keine typische Kathedrale dafür aber umso bekannter, da hier Papst Franciscus anwesend war, ehe er Papst in Rom wurde. 

Hier am Plaza Mayo endete auch unsere Tour und Corinne und ich zogen noch ein wenig weiter. Unser Ziel war der Stadtteil hinter Casa Rosada, welcher mehr Richtung Meer liegt. Es gibt dort wie ein altes Hafengebiet, so ein wenig wie die Speicherstadt von Hamburg und die bekannte Brücke Puente de la Mujer, eine Drehbrücke für Fussgänger. Das ganze Areal ist genial, recht modern und richtig was los. Wir sind eine zeitlang durch am Fluss entlang gelaufen und haben uns dann auf ein Bier in ein Restaurant an der Promenade gesetzt.

Dort haben wir uns dann auch nochmal mit Jennifer getroffen. Sie wohnt in einem anderen Stadtteil, wir wollten uns aber nochmal treffen. Sie wird nach Buenos Aires auch Richtung Norden zu den Wasserfällen reisen und wir planen uns dort nochmal zu treffen, um gemeinsam auf die brasilianische Seite der Wasserfälle zu gehen. Macht es zu Dritt etwas günstiger, weil man sich die Kosten für Taxi etc. teilen kann. Als Jennifer dann zu uns gestossen ist meinte sie, dass in ein paar Minuten noch eine Freundin aus dem Hostel von ihr dazu kommt, ob uns dies stören würde. Was es natürlich nicht tut, weil wir ja immer gern mit Menschen unterwegs sind. Nach 15 Min kam dann auch eine junge Frau, welche aus England stammt und Isabell heisst. Es war sehr lustig und wir hatten jede Menge zu tratschen. Irgendwann haben wir gesprochen, wo wir überall waren und dass wir in Kolumbien einen Sprachkurs gemacht haben usw. Sie meinte sie hätte das auch gemacht und sie wäre 5 Wochen in Medellín gewesen. Lange Rede kurzer Sinn, wir haben herausgefunden, dass wir zur gleichen Zeit in der gleichen Sprachschule in Medellín waren, nur eben in anderen Klassen. Wir haben aber Bilder gefunden, z.B. vom Tejo spielen und tatsächlich waren wir Alle auf dem selben Bild. 🙂 Es ist schon lustig, da sitzt man in Buenos Aires und trifft jemanden, welcher vor knapp 3 Monaten an der gleichen Schule war. Ab da wurde es natürlich richtig lustig und wir hatten einen genialen Abend. Zum Abschluss sind wir noch zu einem Italiener und haben etwas gegessen. Es wurde also ein langer Tag, aber wir haben viel über die Stadt und das Land gelernt, hatten super Gespräche mit sehr netten Menschen und haben es uns einfach gut gehen lassen.

Zu später Stunde sind Corinne und ich dann wieder zurück zum Hotel gelaufen und sind nach der Ankunft recht schnell ins Bett gefallen. 

Für den nächsten Tag, 30.11.2022 hatten wir nochmal eine Free Walking Tour gebucht. Dieses Mal aber für den Stadtteil La Boca, welcher ein paar Kilometer entfernt des Hotels lag. Da wir pünktlich um 11 Uhr am Treffpunkt sein wollten, aber wir uns ein UBER bestellt und beschlossen, dass Frühstück erst in der Nähe des Treffpunktes einzunehmen. Ein kleines Frühstück kann hier nämlich teilweise recht lange gehen, nicht weil es so gross ist, sondern weil es recht lange dauern kann, bis es serviert wird. Deswegen wären wir gestern schon fast zu spät gekommen, das wollten wir heute nicht riskieren. Also sind wir los und die Fahrt dauerte doch ein paar Minuten. Angekommen in Boca haben wir uns ein kleines Café gesucht und einen leckeren Kaffee bestellt. Ich habe mich direkt wohl gefühlt in dem Viertel. Es war zwar recht touristisch, aber die Häuser sind so schön bunt und alle sind irgendwie gut drauf. Wie wir später auf unserer Tour gelernt haben, ist Boca ein sehr alter Stadtteil. Es war der Stadtteil in welchem früher der Hafen lag und damit die ganzen Einwanderer angekommen sind. Eigentlich war der Plan der Regierung, mit einem vielversprechenden Angebot, freie Wohnung, freie Überfahrt und eine Jobgarantie, vor allem reiche und gebildete Menschen in das Land zu locken. Dies ging nicht so ganz auf, sondern viele einfache Arbeiter machten sich auf den Weg. Vor allem aus Italien, genau genommen aus Genua und Spanien. Dass Italien einen hohen Anteil an den Einwanderern ausmacht, kann man noch heute sehen, wenn sich Argentinier unterhalten. Sie reden fast so viel mit den Händen wie Italiener. 🙂 Durch die eher armen Einwanderer war das Viertel eben auch recht arm und es gab viel Gewalt. Der berühmte Tango hat ebenfalls seine Wurzeln in diesem Viertel. Noch heute wird in den Restaurants live getanzt, natürlich mehr für Touristen, aber trotzdem. Der Tanz wurde ursprünglich von den Armen getanzt zu einer Musik, welche geprägt war von der Sehnsucht nach der Heimat. Von den Reichen Menschen war der Tanz zu Beginn komplett verpönt. Erst als der Tanz grosse Erfolge in Europa feierte, wurde er auch von der reichen Bevölkerung Argentiniens anerkannt und getanzt. Wir haben also unser kleines Frühstück genossen und sind dann zum Treffpunkt gelaufen. Dort erwartete uns doch wieder eine grössere Menschenmenge als ich vermutet hatte. Ich würde sagen bei der Tour, der englisch sprechenden, waren wir wieder gut 25 Menschen. Aber war ok, wieder Guides mit Lautsprecher und einem super Englisch. Wir sind als erstes an das alte Hafenbecken gelaufen und haben da alles zum Thema Einwanderung und Wasserqualität gelernt. Wobei es schon recht grenzwertig ist in dem Fall von Wasserqualität zu sprechen. Das war schon eine recht braune Brühe, welche sich uns da bot. Wobei laut unserem Guide ist das Wasser schon sehr viel besser als noch vor 10 Jahren. Da konnte man noch kaum am Wasser entlanglaufen, weil es so gestunken hat. Das ist jetzt schon merklich besser, aber von einem Bad in dem Wasser wurde uns eindringlich abgeraten. Noch immer ist die Industrie in der Umgebung schuld daran, dass einfach zu viel Müll in das Wasser geleitet wird. Aber immerhin ist ein Anfang gemacht. 

Heute ist La Boca populär bei den Touristen, auch wegen seiner originellen Häuser in welchen die damaligen Einwanderer in Massenverschlägen, je nach Einkommen, gehaust haben. Diese Häuser wurden aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt. Wobei das Bunt daher kommt, dass man einfach die Farbe genommen hat, welche gerade vorhanden war. Es war also keine lustige oder künstlerische Idee, sondern viel mehr eine Frage von was war vorhanden. Die Häuser sind wirklich nicht gross, früher lebten da aber unzählige Menschen, vor allem Männer, in einem Haus zusammen. Wer Geld hatte konnte ein eigenes Zimmer mieten, für andere reichte es nur zu einem «warmen» Bett. Das waren tatsächlich Betten, welche rein zum Schlafen vermietet wurden und daher nie kalt wurden. Einer hat immer darin geschlafen. Die ganz armen konnten sich nur einen Sitzplatz leisten. Das waren so eine Art Bänke, worauf man sich setzte und dann mit einem Gurt festgeschnallt wurde, um beim Schlaf nicht nach vorne zu kippen. Unfassbar wenn man sich das vorstellt. Viele Künstler preisen heute ihre Werke auf den Gehsteigen der Strasse El Caminito (Der kleine Weg) an. Diese sind teilweise wirklich sehr sehenswert, leider konnten wir wieder nichts kaufen. 

Danach ging es zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit des Stadtteils, nämlich La Bombonera (spanisch für „Pralinenschachtel“) dem Stadion des weltweit bekannten Fussballvereins Atlético Boca Juniors, welcher 1905 gegründet wurde. Der Verein gilt zusammen mit einem zweiten Verein aus Buenos Aires, River Plate als die besten Fussballvereine des Landes. Der wohl bekannteste Spieler des Vereins war Maradona, welche noch heute sehr grosses Ansehen geniesst, wenn auch seine Fehler mittlerweile offen angesprochen werden. Aber im Stadtteil gibt es nach wie vor eigentlich nur zwei wichtige Personen, der Papst und Maradona, wobei ich nicht sagen kann, welche Person wichtiger ist. Von beiden sind unzählige Konterfeis zu sehen, teilweise auch in recht lustigen Formen.

Das Stadion hat übrigens eine recht lustige Form, nämlich mehr oder weniger die Form eines D, anstatt eines Ovals. Das kommt daher, dass das Stadion wirklich mitten in der Stadt steht und man an einer Seite nicht weiter bauen konnte, da man das Grundstück nicht erwerben konnte. Daher war eine Seite des Stadions lange Zeit einfach nur eine hohe Mauer. Heute hat man da immerhin ein ganz schmales Gebäude für VIPs und die Presse gebaut. Sieht schon recht speziell aus. Aber trotz der Bauform hat das Stadion eine Kapazität von 57’200 Personen und eine geniale Stimmung. Wie gerne hätten wir hier ein Spiel gesehen, aber leider zur falschen Zeit hier bzw. kann man gar keine offiziellen Karten kaufen, da das Stadion immer durch Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber ausverkauft ist. Im Jahre 1907 wurden die Klubfarben Blau und Gelb festgelegt. Zuvor soll es zwischen Boca und dem Stadtrivalen River Plate zu einem Entscheidungsspiel um die Farben Rot und Weiss gekommen sein, da beide diese Farben für sich beanspruchten. Boca verlor das Spiel und soll danach die heutigen Farben aufgrund eines schwedischen Schiffes, welches zu dieser Zeit in La Boca vor Anker lag, gewählt haben. Der Legende nach war es so, dass beschlossen wurde, das nächste Schiff, das in den Hafen kommt, die Farben der Flagge werden genommen. Daher ist das Stadion auch der grösste IKEA der Welt. 🙂 Der grosse Rivale River Plate kommt übrigens eigentlich aus dem gleichen Stadtteil, ist aber 1923 in den Stadtteile Palermo und schliesslich 1938 in das Viertel Belgrano, wo sich heute das Estadio Monumental befindet, umgezogen. Selbst die Uniform der Feuerwehr ist in La Boca gelb-blau, passend zu den Farben des Vereins. Auf einem überdimensionalen Bild an einer Häuserfasade zu Ehren der Feuerwehr wird sogar noch die Rivalität zwischen Boca Juniors und River Plate dargestellt. Eine verletzte Frau in weissem Oberteil und rotem Rock (die Farben von River Plate) wird verletzt von der Feuerwehr (in gelb-blau) getragen. Unfassbar wie das alles zelebriert wird und welche Rolle der Fussball für die Menschen spielt.

Nach dieser aufregenden Tour musste ich natürlich noch in den Fanshop und mir etwas kaufen. Und was macht bei 30 Grad am meisten Sinn? Genau einen Schal. Aber das ist ja meine heimliche Sammlung, welche auf dieser Reise bisher einfach zu kurz gekommen ist. Aber so kommen zu meinen 35 Schals, welche zuhause auf mich warten ein Weiterer dazu. Muss ich ihn halt für 6 Monate durch die Welt tragen. Danach ging es wieder mit dem UBER zurück ins Hotel. Am Nachmittag war dann ein weiteres Vorrundenspiel von Argentinien bei der WM in Qatar. Mich spricht die WM aber noch immer absolut nicht an und mein Interesse ist gleich Null. Daher haben wir ein eher unkonventionelles Programm gewählt und sind während des Spiels durch die Stadt gezogen. Das war mal mehr als speziell, weil die Stadt war wie ausgestorben. Am berühmten Obelisk, wo normalerweise sehr viele Autos unterwegs sind, war einfach mal gar nichts los und man konnte ungestört Bilder machen von der Strasse aus. 

Schon krass wie verrückt die Menschen hier nach Fussball sind. Alle Läden waren geschlossen oder wenn geöffnet dann standen alle vor einem Fernseher. Man hat sich nicht getraut irgendwo hineinzugehen und schon gar nicht etwas zu kaufen. Man will ja nicht stören. 🙂

Das Beste war dann, dass sogar der Park, welcher offiziell geöffnet hat, einfach mit grossen Toren verschlossen war. Ich habe noch mit Einheimischen gesprochen, welche dort eigentlich joggen wollten, ob es einen Grund gibt warum geschlossen ist. Und sie konnten sich das auch nur mit dem Spiel erklären. Das muss man sich mal in Deutschland vorstellen. 🙂 Es war wirklich wie ausgestorben. Aber es war ein super Spaziergang und ich konnte noch ein paar Bilder machen, was für eine mega coole Stadt!!!!

Aber ich habe an einem Street Food-Truck noch mein erstes Bondiola Sandwich essen. Das ist eine Spezialität in Buenos Aires und wirklich lecker. Es ist ein Baguette in welches dünne Scheiben von gegrilltem Fleisch kommt, dazu Schinken ein Ei und dann mit Salat und Tomate garniert wird. Später kann man noch Zwiebeln, Salate, Saucen und Gewürze dazu tun. Das schmeckt soooo lecker, kann ich nur empfehlen. Man muss einfach über seinen Schatten springen und an den Trucks etwas bestellen, welche teilweise schon speziell aussehen. Aber ich habe es hervorragend vertragen.

Am Abend sind wir dann noch was Essen gegangen. Heute haben wir uns etwas gegönnt, wir sind zu einem typischen argentinischen Steakhouse und haben so richtig zugeschlagen. Da das kleinste Fleisch schon 400 gr. waren, haben wir uns dafür entschieden. Dazu noch ein leckeres Kartoffelgratin und zwei Gläser Rotwein, was will man mehr. Es war so lecker und jeden Cent wert. Immerhin hat uns der Abend, auch mit dem sehr guten Wechselkurs (Blue Dollar) fast 30 Franken gekostet. 🙂 Nein Spass, das war absolut genial und so lecker. Und wir waren wohl in einem der teuersten Regionen von Buenos Aires, wieder in der Region um die Brücke der Frauen. Danach noch ein kleines Eis zum Dessert in einer angrenzenden Eisdiele und dann mit dem UBER zurück zum Hotel. 

Der nächste Tag, der 01.12.2022 war dann wieder ein Reisetag. Eigentlich ist dieser Tag ja unser grosses Jubiläum, weil heute sind wir genau ein Jahr, oder 365 Tage auf Reise. Unfassbar wie die Zeit vergeht, aber auch Wahnsinn, was man in einem Jahr alles erleben kann. Ich will keine Sekunde der ganzen Reise missen. Ich habe in der Zeit glaub ich so unendlich viel gelernt und so viele Eindrücke gesammelt, welche ich nie mehr vergessen werde. Es gibt also wahrscheinlich bessere Orte, um so ein Jubiläum zu feiern als einen Bus, aber irgendwie passt es auch perfekt zu uns. Wenn ich überlege wie viele Stunden wir jetzt schon im Bus gesessen sind, dann hat ein Bus eine grosse Bedeutung für uns und unsere Reise. Also für uns passt es perfekt. Unsere Reise heute ging weiter in den Norden für einen Besuch der Iguazú Wasserfälle. Am Morgen waren wir also nur kurz bei einem kurzen Frühstück bzw. haben eine kleine Shoppingtour für Snacks für die Reise gemacht. Wir waren in einem kleinen Supermarkt und es war krass was für eine lange Schlange an der Kasse war. Ich denke, das hängt auch mit der unfassbaren Inflation im Lande zusammen. Die Menschen gehen einfach immer direkt los und kaufen ihre Sachen, da sie am nächsten Tag unter Umständen schon wieder teurer sind. Den Rest des Vormittags waren wir im Hotel, um noch ein wenig zu arbeiten. Gegen Mittag ging es dann mit dem UBER zum Busterminal, von wo aus unser Trip startete. Geplant war eine Fahrt von knapp 18 Stunden, da muss man schon vorbereitet sein. Unser Bus sah aber wieder sehr gut aus und wir waren hoffnungsvoll, dass diesmal wieder alles klappt. Wie unsere Fahrt dann war und was wir an den Wasserfällen erlebten, dann im nächsten Bericht.

Chile: San Pedro de Atacama

Mit dem Bus und ca. 9 weiteren Passagieren ging es dann weiter zur Einreise nach Chile. Nach kurzer Fahrt standen wir vor einem geschlossenen Garagentor. Ca. 10-15 Minuten später öffnete sich dies und es fuhren von der anderen Seite Minivans heraus. Anscheinend machen Chilenen auch strenge Kontrollen bei der Ausreise. Wir konnten dann als erster Bus in die «Garage» reinfahren, hinter uns noch zwei weitere kleine Busse.
Die Beamten dort waren doch etwas strenger und alle mussten aussteigen und mit ihrem Gepäck zur Kontrolle. Ebenso mussten wir mal wieder unsere Corona-Impfungen vorweisen. Jede Tasche bzw. Rucksack wurde geöffnet und vor allem nach frischen Produkten wie Obst und Gemüse durchsucht. Es darf in dem Fall nichts über die Grenze gebracht werden. Ebenso mussten wir ein Zollformular ausfüllen und es fühlte sich irgendwie an wie in den USA 😉 Wir hatten aber Glück, Tobi’s und mein Gepäck wollten sie nicht genau anschauen und stellten nur ein paar Fragen. Einer anderen Mitreisenden nahmen sie den ganzen Rucksack auseinander (sagen wir mal so, schön gepackt hatte sie nicht). Es ging aber dann doch erstaunlich schnell und wir konnten rausfahren und nach San Pedro weitergehen. Nun haben wir einfach schon das 15. Weltreiseland erreicht. Wahnsinn!

Die Fahrt dauerte nur ca. 45 Min und es ging endlich wieder ein wenig bergab. Die Grenze lag noch auf knapp 4’400 Meter, die Stadt San Pedro dann nur noch auf 2’400 Meter. Wir merken das körperlich immer sehr schnell, da man plötzlich wieder tief und fest einatmen kann. Und ehrlich gesagt, freuen wir uns jetzt auch darauf, dass wir die hohen Berge erstmals hinter uns haben. Wenn man über Wochen immer wieder über 3’500 Höhenmeter ist, dann hinterlässt das einfach spuren. Was uns aber nicht bewusst war (ok, etwas naiv von uns) war der Temperaturunterschied. Die letzte Nacht und der Morgen waren echt bitterkalt mit Minustemperaturen. Entsprechend waren wir dann auch angezogen. Dann kamen wir am Busplatz von San Pedro an und wurden höflich aus dem Bus geschmissen und da standen wir in der prallen Sonne bei über 30 Grad mit 2 Pulli’s und noch einer Jacke im Handgepäck……Der Spaziergang in diesem Outfit mit dem ganzen Gepäck durch das ganze Dorf (keine Sorge, es ist nicht so gross) war dann sehr anstrengend. Wir haben es aber geschafft und konnten bereits früher unser Zimmer beziehen. Wir merkten schnell, Chile ist komplett anders als die bisherigen Südamerikanischen Länder. Wir haben wieder fliessend Wasser, sogar warmes Duschwasser den ganzen Tag hindurch, eine Klima-/Heizungsanlage und die Türen schliessen auch wieder ordentlich. Ebenso merkten wir sehr schnell, dass auch die Preise anders sind. Uff, so einen teuren Kaffee hatten wir schon länger nicht mehr. Zuerst mussten wir aber etwas Bargeld beziehen, wussten wir am Anfang noch nicht, dass man sehr vieles hier mit Karte bezahlen kann. Aber ein bisschen Bargeld dabei zu haben schadet auch nicht. Nachdem wir bei 2 Bankomaten mit 4 verschiedenen Karten jedoch kein Bargeld beziehen konnten, wurden wir etwas nervös 😉 Dann war Tobi aber extrem schlau und hat das Prozedere nochmal genau beobachtet. Wenn man mit einer ausländischen Kreditkarte kommt, dann muss man nicht auf «Barbezug» sondern auf «Ausländer» drücken. Dann erscheint nochmal ein ganz anderes Menü und dann gab uns der Bankomat unser Bargeld und das erst noch ohne Gebühren. Ok cool. Einzig die vielen Nullen und der hohe Umrechnungskurs mussten wir uns zuerst wieder angewöhnen.

Den restlichen Tag haben wir dann zum etwas Arbeiten (die letzten 4 Tage ohne Empfang haben einige unbeantwortete E-Mails hinterlassen) und zum weiter organisieren. Wir wussten, wohin wir wollten, aber hatte noch nichts gebucht. Ebenso wollten wir noch 2 Touren machen hier in der Chilenischen Wüste. Also hat Tobi wieder mal sämtliche Reiseblogs durchgelesen und versucht herauszufinden, bei welchem Anbieter wir buchen sollen. Haben wir dann auch gemacht. Schon bei dem Buchungsprozess fand ich es etwas schwierig, aber ok, wenn die Touren so empfohlen werden….

Am nächsten Morgen hatten wir dann zwar Zahlungsbestätigungen im Posteingang aber keine Buchungsbestätigung der Touren und auch keine weiteren Informationen……na ok, dann warten wir mal ab. Als auch bis am Mittag (die erste Tour fand abends statt) keine Meldung erhalten habe, habe ich mal angefragt. Uns wurde dann mitgeteilt, dass der Englisch-sprechende Guide leider nicht mehr im Unternehmen ist und die Tour deshalb nur auf Spanisch stattfindet. Hm….da es eine Astronomische Tour war, wollten wir unbedingt eine Englische Tour buchen. Englisch ist auch eine Fremdsprache für uns und die Astronomischen Fachbegriffe sind uns auch auf Englisch nicht geläufig, aber auf Spanisch auf jeden Fall überhaupt nicht. Wir konnten dann mit Nathan (so hiess der Herr der Tour) verhandeln, dass wir den Preis für diese Tour zurückbekommen und halt nur die Tour am nächsten Tag mit ihm machen. Da wir aber die Astro-Tour unbedingt erleben wollten, gingen wir in’s Städtchen in die Strasse wo gefühlt jedes Haus ein Touranbieter war. Die erste Dame, die uns angesprochen hatte und uns was verkaufen wollte, haben wir dann ausgewählt. Sie war sehr nett und wir konnten alles buchen und bezahlten sogar noch weniger. Am Abend haben wir dann herausgefunden, dass es 1 Tour gibt und alle Anbieter einfach diese Tour verkaufen. So kam es dann auch, dass alle Teilnehmer unterschiedliche Preise bezahlt haben. Wir waren leider nicht bei den Günstigsten, aber auch nicht bei den Teuersten 😉 Um 20:30 Uhr (oder eben auch 5-10 Minuten später….) mussten wir uns bei der Schule einfinden und es kamen zwei Busse und alle wurden eingeladen. Danach gang es mit einer kurzen Fahrt zum Observatiorium. Ok, das waren einfach verschiedene Barracken in der Mitte der Wüste. San Pedro de Atacama ist eine sehr berühmte Gegend für die Sternenbesichtigung, da es keine Lichtverschmutzung gibt und es nie regnet und auch keine Wolken hat. Wir wurden in die Barracke reingeführt, herzlich begrüsst (jeweils auf Spanisch und Englisch was für uns cool war zum gleich noch etwas Spanisch zu lernen) und es wurde uns zur Einführung ein Film über das Weltall, die Sterne und Planeten gezeigt. Anschliessend sind wir in den Aussenbereich von wo aus wir die Sterne live besichtigten konnten. Und dann passierte es plötzlich und wir sahen 3 Sternschnuppen. Für mich die Allerersten, die ich live sehen durfte. Einfach magisch. Und danach wurde es richtig spannend. Wir gingen weiter in ein kleines «Amphitheater» und wurden gruppenweise hingesetzt. Der Guide erklärte uns den Himmel und wo man was mit blossem Auge sieht. Danach wurde die Gruppe aufgeteilt. Die Einen durften die Bilder machen gehen, die Anderen wo wir auch dazugehörten durften zuerst Apérölen 😉 Es gab verschiedene Drinks, Wein, Kaffee & Tee und leckere Snacks. Und dies draussen in der Wüste unter dem schönsten Sternenhimmel und die Temparaturen waren angenehm warm. Herrlich. Nach dem Apéro wurde getauscht und wir gingen rüber in ein «anderes Amphitheater». Dort wurde uns der Ablauf erklärt und danach wurden von jeder Gruppe ein paar Bilder mit einer Galaxie im Hintergrund gemacht. Anschliessend durften wir dann noch durch die riesigen Teleskope schauen. 2 waren jeweils auf Jupiter und Saturn gerichtet (andere Blickwinkel) und eines noch auf eine Nachbarsgalaxie von uns. Verrückt, ich hab den Saturn mit seinem Ring noch nie so gesehen. Das war extrem eindrücklich! Von blossem Auge haben wir dann auch noch den rot schimmernden Mars entdeckt. Von den Sternenkonstellationen waren wir wahrscheinlich nicht zur perfekten Jahreszeit vor Ort. Einige Sternenbilder waren aktuell nahe am Horizont und teilweise bereits darüber hinaus, so konnten wir nicht alles sehen. Aber die Anzahl der Sterne und das rund um uns herum waren einfach extrem eindrücklich. Die Tour endete nach rund 2,5 Stunden und wir wurden mit den Bussen wieder zurück gebracht. Dieses Mal setzten sie sogar alle an den Unterkünften ab, sodass wir kurz vor Mitternacht wieder im Bett lagen.

Für die morgige Tour, die bereits um 15 Uhr beginnt haben wir bis zu diesem Zeitpunkt nach wie vor keine Info’s erhalten, wobei ich ja den ganzen Tag mit dem Herrn in Kontakt stand. Also habe ich ihn halt am nächsten Morgen wieder angefragt. Um 13 Uhr bekamen wir dann ein Link zu einem Onlineformular, welches wir noch ausfüllen mussten. Darauf auch die Frage, ob wir spezielle Wünsche zum Essen haben. 2 Stunden vor der Tour……naja, muss man nicht verstehen. Am Ende hat dann alles geklappt. Aber auch hier wieder: Der Guide hat sich von einer anderen Firma vorgestellt, also wurden wir einfach wieder weitervermittelt. Wir haben uns dann nicht gefragt, was die Anderen so bezahlt hatten. In dem Fall wollte man das einfach nicht mehr wissen. Das Geld von der ersten Tour habe ich nach wie vor nicht zurück erhalten und der Anbieter verursachte einfach nur viel Aufwand. Der Tourguide David war dann aber sehr nett und wir hatten eine lustige Gruppe. Wieder viele Schweizer und Deutsche, oder aber auch ein Englisches Paar, welches aber in der Schweiz wohnhaft war. Das Gelächter war gross, als 90% von den gleichen Ländern kamen. Es waren aber auch noch 2 Chilenische Mädels dabei. Sie hatten dann aber gesagt, dass sie auch Englisch können und so wurde die ganze Tour nur auf Englisch durchgeführt. Irgendwie auch krass, aber die Teilnehmer waren richtig froh. Chilenisches Spanisch ist nämlich nochmals eine andere Hausnummer. Die haben über die Jahre ihre eigene Sprache entwickelt und gefühlt streichen sie von allen Wörtern die Hälfte der Buchstaben. Wir kamen die letzten Monate echt gut durch mit unserem Spanisch aber hier waren wir «einmal zurück auf Anfang». Und nein, die Chilenen reden bei Nachfrage nicht langsamer oder deutlicher, sie wiederholen es einfach nochmal genau gleich 😉 Wir fuhren mit dem Minivan zum Eingang des Valle de la Luna und danach ein Stück weiter zum ersten Aussichtspunkt. Dort haben wir die Wanderschuhe geschnürt und sind ca. 1 Stunde in der brütenden Hitze auf Steinen, Geröll und Sand gelaufen. Ich war danach völlig fertig. Nicht weil die Wanderung extrem anstrengend war, aber mein Körper kam mit der Temperatur überhaupt nicht klar. Ich merke vielleicht meine 4 auf dem Rücken und es dauert nun eine Weile, bis mein Körper sich wieder an neue Konditionen gewöhnt. Der Aussicht von oben über das Valle de la Luna war aber genial. Ebenso war die Gruppe richtig toll und wir hatten sehr viele nette Gespräche.

Wieder beim Bus angekommen ging es zum nächsten Punkt, zu den drei Maria des valle de la luna. Dort wartete dann aber eine grosse Reisegruppe mit älteren Herrschaften auf uns und wir mussten anstehen. Tobi meinte noch «alle über 70 bitte einen Schritt zurücktreten»……tja, es war eine Deutsche Reisegruppe, sogar mit Deutschem Guide. Wir sind dann mal schnell weitergezogen 😉

Danach gingen wir noch an einen zweiten Ort, wo man anscheinend das Geräusch der Wüste hören kann. Tatsächlich hörte man ein Knacken und es war das Salz, welches in den Wänden arbeitete. Nur waren so viele Gruppen jeweils dort und wollten das gleiche «Experiment» machen, sodass es nie wirklich leise war und man das Knacken nur sehr leise hörte. War trotzdem spannend und ehrlich gesagt auch ein recht beeindruckendes Geräusch, wenn man sich vorstellt, was da für eine Kraft in dem Gestein herrscht.

Und dann kam bereits das Highlight der Tour (nein nein nur Spass): es war Apéro-Zeit. Also wir müssen schon sagen, apérölen können die Chilenen. Der Chilenische Pisco Sour (im Vergleich zum Peruanischen ohne Ei) schmeckt auch lecker und ebenso gab es ein Salami- und Käseplättchen und eine Art Frischkäse in Sesamsauce eingelegt, den man mit Crackers ass. Echt lecker!! Nach dieser Stärkung ging es dann zum letzten Programmpunkt: dem Sonnenuntergang. Dazu wurden wir auf einen Hügel gefahren von wo man über das Tal einen schönen Ausblick hatten und den Sonnenuntergang bestaunen konnte. Dass gefühlt noch Tausende andere Touristen dabei waren, haben wir ausgeblendet. Auch wenn der Ort einer der einsamsten Orte auf der Welt ist, kommen doch rund 60’000 Touristen pro Jahr vorbei. Und hier ist nun Sommeranfang und Start der Hauptreisezeit. Wobei unser Guide meinte, dass vor der Pandemie ca. dreimal so viele Touristen hier waren……was wie bitte? Uns genügten schon diese Massen. Der Sonnenuntergang war richtig schön und gleich als die Sonne unterging schauten wir uns noch die farbig angeschienen Anden (Richtung Bolivien) an. Diesen Moment haben wir schon auf der 4-Tagestour durch die Hochebene so genossen. Ein herrlicher Anblick.

Anschliessend wurden wir zurück in’s Dorf gefahren und wieder am Busplatz ausgeladen. Wir sind dann gleich noch schnell was Essen gegangen in einem richtig tollen Lokal mit Live-Music. Danach sind wir dann aber zurück, wollten wir noch packen und uns auch etwas ausruhen. Am nächsten Tag stand nämlich schon das nächste Abenteuer vor der Türe. Wir reisen weiter nach Argentinien. Dafür haben wir einen Bus gebucht, der um 8:30 Uhr in San Pedro losfährt und um 19 Uhr in Salta ankommt. Und eben mittendrin dann noch ein Grenzübergang. Wir haben schnell geprüft, vorbereiten mussten wir nichts. Mittlerweile bereiten selbst mir die Grenzübergänge keine schlaflosen Nächte mehr. Wir sind gut vorbereitet und für den Rest findet man eine Lösung. Ich finde Grenzübergänge über Land vor allem deutlich einfacher als wenn man mit dem Flugzeug einreist. Und nachdem wir den Chilenischen Grenzübergang so locker geschafft haben, sollte doch nichts mehr schiefgehen nach Argentinien, welches viel lockerer ist. Also sind wir am nächsten Tag um kurz vor 8 Uhr beim Busterminal eingetroffen und haben Jenne aus Deutschland wiedergetroffen. Sie kennen wir von der gestrigen Tour und sie nimmt den gleichen Bus. Ebenso kreuzte Julia mit ihrem Fahrrad wieder auf. Der Pass nach Argentinien sei wohl aktuell für Fahrräder gesperrt und sie hat sich deshalb ein Busticket gegönnt. Tja und dann standen wir dort wie bestellt und nicht abgeholt, im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwann kam dann mal ein Bus aber man teilte uns mit, dass noch ein zweiter Bus käme für uns. Warum? Keine Ahnung. Irgendwann kam dann ein zweiter Bus und es konnte nach einer längeren Wartezeit kurz vor 10 Uhr losgehen. Der Bus sah von der Sitzaufteilung doch recht anders aus als wir im Internet gebucht haben. Jetzt wissen wir auch, warum es einen zweiten Bus brauchte. Die waren überbucht und es hatten nicht alle Platz 😉 Diese Route Uyuni – Wüstentour – San Pedro de Atacama – Salta ist eine sehr beliebte Rucksack-Reiseroute und am Bahnhof standen unzählige Backpacker. Nach ca. 2 Stunden erreichten wir dann die Grenze zwischen Chile und Argentinien auf wieder rund 4’300 Höhenmetern. Wir können so viel berichten: unsere Körper machten das wieder mit, einigen Anderen ging es nicht so gut. Das gesamte Gepäck wurde aus dem Bus augeräumt und wir sollten uns in einer Schlange anstehen. Vor uns zwei Schalter mit Chilenischen Grenzbeamten, die unsere Ausreise erledigten. Nachdem er mehrere Seiten meines Passes umblättern musste (ja es haben sich doch schon ein paar Stempel angesammelt), schmunzelte er mir zu und meinte, ich sei doch schon recht was rumgekommen. Danach erhielt auch ich meinen Stempel und ich durfte mich in der nächsten Schlange anstehen (die Argentinische). Aber dazu mehr im nächsten Bericht…..