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Autor: Tobi

Die Nordinsel im Camper-Van

So, nun mal etwas ganz Neus, ich schreibe die ersten Zeilen des neuen Beitrages von unserem ersten Stopp auf einem Campingplatz. Wie im letzten Beitrag ja schon angekündigt, haben wir heute Mittwoch, 18.01.2023 unseren Camper in Auckland bei der Firma «Travellers Autobarn» abgeholt und sind ca. 150 km südlich von Auckland gefahren. Unseren ersten Stopp haben wir auf einem kleinen Campingplatz in Otorohanga gemacht. Wir haben einen Platz mit ein wenig Infrastruktur für die ersten beiden Nächte gewählt. Wir sind ja beide keine Experten was Camping in einem Van angeht und wollen da mal langsam reinkommen. Wir sind heute morgen mit dem UBER zur Übergabe des Autos gefahren und hatten dort eigentlich im 10 Uhr einen Termin. Nun ja, wie es eben so läuft, waren die Kollegen schon 60 Min. nach Ladenöffnung etwas im Verzug. Wir mussten tatsächlich 45 Min warten, ehe wir dran waren. Dann ging es aber ganz schnell, kurz die Formalitäten erledigt und dann das Fahrzeug erklärt bekommen. Auf was man da alles achten soll und dann noch wie das Abwasser ablassen, Frischwasser zuführen, dann soll man das Motorenöl noch prüfen und und und… Hoffentlich kann ich mir das alles merken. Aber zum Glück sind wir ja in einem Land wo man nach Hilfe fragen kann und sind nicht irgendwo in der Pampa. Wir bekommen das also schon irgendwie hin. Wir haben zuerst nur unsere Rucksäcke verstaut und sind mal die ersten Kilometer gefahren. Unser Ziel war ein Baumarkt, um noch ein paar Sachen zu kaufen. Wir wollten eine günstige Halterung für ein Handy, damit wir es besser als Navi nutzen können. Dann mussten wir ja noch eine Wäscheleine kaufen, weil so eine Pfeife meine tolle Leine aus Deutschland in Argentinien geklaut hat, dann noch Waschklammern usw. Was man da noch alles brauche kann. Aber war sicher gut, dass im Baumarkt zu kaufen, so war es doch ein wenig billiger. Danach sind wir dann los und haben uns direkt auf den Weg zu unserem ersten Stopp gemacht. Wir wollten etwas früher dort sein, um dann von dort aus einkaufen zu gehen und auch unseren Van so richtig einzuräumen. Wir waren gegen 14.30 Uhr bereits da haben unseren Stellplatz bezogen und das Fahrzeug an den Strom gehängt. Muss man alles mal gemacht haben. Danach sind wir los und haben uns auf den Stress bei Mc Donalds eine Kleinigkeit zum Essen gekauft. Nach der 2-stündigen Fahrt war der Hunger doch gross. Ist schon ein anderes Fahrgefühl mit dem Teil als mit einem neuen Tiguan. Unser Camper ein Toyota Hiace, da fällt mir ein wir brauchen noch einen Namen, ist doch schon ein etwas älteres Modell. Wir haben jetzt rausgefunden Baujahr 2010 und doch schon über 260’000 km auf dem Tacho. Auch sonst hat er doch ein paar Beulen und Gebrauchsspuren. Aber ich bin erstaunt, wie sauber das Teil bei der Übergabe zumindest innen geputzt war und auch sämtliche Sachen wie Mikrowelle und Geschirr ist sehr sauber gewesen. Ich war nur erst etwas enttäuscht, weil die Kollegen, welche parallel ihr Auto bekommen haben, ein neueres und schöneres Modell bekommen haben, wir aber den selben Preis bezahlen. Aber egal, wir sind zufrieden, das Auto fährt gut und das ist das Wichtigste. Wir haben es jetzt für doch 34 Tage, da werden wir uns schon gut verstehen. 🙂 Nach dem Essen sind wir dann zu einem Einkaufsladen gelaufen und haben mal die wichtigsten Sachen, wie Wasser, Nudeln, Tomatensauce, Kaffee, Milch, Brot, Küchentücher, Spültücher, etc. gekauft. Man muss ja was im Haus haben. Ausserdem haben wir uns noch Tupper-Schüsseln gekauft damit wir Vorräte besser lagern können und zwei Thermo-Kaffeebecher, damit wir unsere neue Kaffeemaschine so richtig einsetzten können und auch frischen Kaffee für unterwegs haben. Als wir zurück waren, haben wir unsere Rucksäcke ausgepackt und alles unter den Sitzbänken verstaut. Ich muss jetzt zugeben, das ist das erste Mal nach 14 Monaten, dass mein Rucksack leer ist und ich nicht daraus lebe. Aber zum Glück haben wir alle Klamotten in so Packwürfel und die können wir jetzt einfach so in die Fächer legen. Schon noch praktisch. Wir haben unsere Sachen und Einkäufe verstaut und unsere Campingstühle eingeweiht. Schon ein tolles Gefühl so neben dem Auto zu sitzen und sich zu erholen. Ich habe auch schon meinen ersten Spüldienst erfolgreich absolviert. Die neuen Schüsseln und Becher mussten ja gespült werden. Auch mit unserem Nachbar hatten wir schon Kontakt, ein lustiger Herr. Er hat uns besucht und irgendwie vollgetextet wegen einem Fleisch und was wir Essen usw. Ich habe es nicht kapiert. Erst nachdem er mit Händen und Füssen erklärt hat, habe ich verstanden das er von Hirschfleisch spricht, welches er von einem Kollegen bekommen hat. Gut, 3 Minuten später waren wir auch in Besitz von zwei gefrorenen Fleischklumpen, sprich wie Hackfleisch, eben aus Hirsch. Diese haben wir jetzt im Kühlschrank und machen wir morgen. Mal schauen, wie das wird und ob unser Kühlschrank das so lange kühlen kann. Ansonsten lassen wir den Abend heute ruhig ausklingen. Wir machen nur eine kleine Brotzeit und versuchen dann früh ins Bett zu gehen. Ich bin echt gespannt, wie das so läuft, sprich wir müssen zuerst den Tisch abbauen und unser Bett zusammensetzten. Das könnte noch lustig werden und ich hoffe, ich habe genügend Platz. Zumindest ist jetzt mal die Sonne schon langsam weg und es kühlt ein wenig ab. Das macht mir schon mal Hoffnung. Ich bin mal neugierig wie die Nacht wird. 🙂

So, heute ist also schon mal Donnerstag der 19.01.2023 und da ich diese Zeilen schreibe, kann der erfahrene Leser bereits erahnen, jawohl wir haben die erste Nacht in unserem fahrenden Zuhause überlebt. Und ich muss sagen, die Nacht war gar nicht so schlecht. Ok, das Bett ist etwas hart und der Rücken tat ein wenig weh, aber was erwartet man auch, wenn man auf einem Tisch schläft? Wenn andere auf dem Tisch schlafen haben sie meist Kopfweh, davon wurden wir verschont. 🙂 Ok, genug der dummen Sprüche, kommen wir zum Wesentlichen. Wir sind heute morgen aufgestanden und haben mal geschaut, wie das alles so läuft mit Bett abbauen, Frühstück machen, Kaffee kochen, sich fertig machen, usw. Ich muss sagen, da kann ganz schön Zeit drauf gehen. Wir haben direkt ein gewisses Optimierungspotential ausgemacht und werden der Sache mal auf den Grund gehen. Aber dafür war es sehr lustig und wir hatten unsere Freude. Wir waren so gegen 10 Uhr dann mit allem fertig und haben uns auf den Weg gemacht zu unserem Tagesausflug. Wir sind ja eigentlich in diese Region gefahren, da es hier sehr bekannte Höhlen gibt in denen man Millionen von Glühwürmchen sehen kann. Wir sind die knapp 16 Kilometer nach Waitomo zu den sogenannten Glowworm Caves gefahren. Geologische und vulkanische Aktivitäten haben in den letzten 30 Millionen Jahren rund 300 bekannte Kalksteinhöhlen in der Region entstehen lassen. Die Kalksteinformationen in den dieser Höhle entstanden, als die Region vor etwa 30 Millionen Jahren noch unter dem Meer lag. Der Kalkstein besteht aus versteinerten Korallen, Muscheln, Fischskeletten und vielen kleinen Meeresorganismen, welche damals auf dem Meeresgrund lebten. Im Laufe der Jahrmillionen wurden diese versteinerten Felsen übereinander geschichtet und komprimiert, so dass Kalkstein entstand. Zuerst sind wir zu Fuss durch das Höhlensystem gelaufen und haben sehr beeindruckende Tropfsteinformationen gesehen. Zum Abschluss ging es in ein grosses Boot, welches uns in einen Bereich der Höhle brachte, in welchem die vielen Glühwürmer an der Decke gesessen sind. Leider ist es verboten in der Höhle Bilder zu machen, was wirklich schade war. Auf der anderen Seite muss man aber auch zugeben, man sieht selbst viel mehr, wenn man nicht ständig schauen muss, wann und wo man wieder ein Foto machen möchte. Man ist einfach viel aufmerksamer bei der Sache. Und der Anblick war wirklich gigantisch. Ich meine die Glühwürmer sind ja nur wie einfache grüne Punkte an der Decke, aber wie hell die geleuchtet haben und in welcher Anzahl, unfassbar. Also mir hat es extrem gut gefallen. Die ganze Tour ging knapp eine Stunde und dann waren wir wieder draussen. Das Boot hat uns aus der Höhle gefahren und da konnten wir dann wieder Bilder machen. Die Höhlen waren viele Jahre nur den Einheimischen bekannt und diese starteten irgendwann einen kleinen Tourismus aufzubauen. Das bringt natürlich die Regierung auf den Plan und möchte etwas vom Kuchen abhaben. Man hat die Landbesitzer einfach enteignet bzw. die Höhlen den Māori weggenommen. Heute haben die Māori zumindest wieder 80% Eigentum über die Höhlen, die restlichen 20% werden in den nächsten 5 Jahren wieder zurück an die eigentlichen Besitzer gehen. 

Nach diesem Besuch hatten wir noch eine zweite Höhle auf dem Programm. Wir sind ca. 10 Minuten zur Rukuri Cave gefahren. Die Ruakuri Höhle ist eine der längsten Höhlen in der Waitomo Region. Sie wurde erstmals vor 400 bis 500 Jahren von den einheimischen Māori entdeckt und aktuell geht man von einem Höhlensystem mit 4 km aus, wovon 2 km besichtigt werden können.  Der Name Te Ruakuri oder «Die Höhle der Hunde» (wie sie von den Lokalen genannt wurde) wurde der Höhle gegeben, als man bei Ihrer Entdeckung wilde Hunde im Eingang der Höhle leben sah. Einer der damaligen Höhleneingänge wurde von den Māori als Grabstätte für ihren wichtigsten Vorfahren genutzt. Als heilige Stätte wird dieser Eingang heute nicht mehr für den Tourismus genutzt, dafür ist sie jetzt über einen spiralförmigen Eingangsbereich zugänglich, der in einiger Entfernung von der heiligen Stätte gebaut wurde.


Zu den wichtigsten Merkmalen der Ruakuri-Höhle gehören Holdens Cavern (benannt nach James Holden, der die Höhle erstmals der Öffentlichkeit zugänglich machte), The Drum Passage, The Pretties und The Ghost Passage. Die Familie Holden ist der Eigentümer von 80% des Landes, unter dem die Höhle liegt. Es gab einen grossen Rechtsstreit, weil die Regierung die Höhle in Beschlag genommen hatte, nachdem die Holdens mit ihren Touren Geld verdient haben. Die Familie zog vor ein Gericht und es kam zum Streit, wem gehört der Boden unter einem Landbesitz. Da das neuseeländische Recht keine Antwort gab, musste das englische Recht herangezogen werden. Auch dort gab es keine Antwort, so dass man noch eine Stufe höher gehen und die Magna Carta befragen musste. Das ist eine von König Johann Ohneland zu Runnymede in England am 15. Juni 1215 besiegelte Vereinbarung welche als die wichtigste Quelle des englischen Verfassungsrechts gilt. Sie besagte, dass der Boden unter einem Land dem Besitzer des Landes gehört, sprich in dem Fall der Familie Holden und nicht dem Land Neuseeland. Damit ging der Besitz wieder zurück. Die Betreiber der Touren durch die Höhle machen das heute mit der Zustimmung der Familie. Wenn die Familie den aktuellen Vertrag, welcher eine Laufzeit von 30 Jahren nicht mehr verlängert, dann wären die Touren Geschichte. Alles, was an Infrastruktur in die Höhle gebracht wurde, kann wieder entfernt werden. Und das ist eine ganze Menge. Immerhin ist die Höhle die einzige auf der südlichen Welthalbkugel, welche komplett Rollstuhltauglich ist. Man hat die ganzen Geländer usw. durch sehr dünne Plastikrohre, teilweise über 50 Meter lange Rohre, in die Höhle gebracht. Durch eines der Rohre konnten wir noch schauen, was genial aussieht. Die Höhle war somit von 1904 bis 1988 für die Öffentlichkeit zugänglich, dann wurde sie wegen dem Rechts- und Finanzstreits geschlossen und im Jahr 2005 wiedereröffnet.

Die geführten Touren durch die Ruakuri Höhle beginnen mit einer langen spiralförmigen Rampe, die zum Boden der Höhle führt. Sie führt in einen Raum voller Stalaktiten und seltener Kalksteinformationen, die über Millionen von Jahren entstanden sind. Einige von ihnen sind mit einer Art Koralle bedeckt, die hier als «Popcorn» bekannt ist. Es gibt auch unterirdische Flüsse und Wasserfälle. Der Wasserfall ist nur etwa eineinhalb Meter hoch, aber unter der Erde ist er viel lauter. Auch in dieser Höhle befinden sich Fossilien aus der Zeit, als das Gebiet unter dem Meer lag. 

In der Höhle gibt es immer noch Lebewesen wie die Glühwürmchen. Diese Glühwürmchen überziehen die Wände der Höhle mit Lichtpunkten, die wie eine sternenklare Nacht aussehen. Die Würmchen sind die Larven von Trauermücken, die die meiste Zeit ihres Lebens im Larvenstadium verbringen. Sie ernähren sich von Insekten, die in die Höhle fliegen, und fressen sich auch gegenseitig. Das Vorhandensein von Leben und Licht an einem Ort, der eigentlich dunkel und tot sein sollte, ist der Grund, warum die Māori diesen Ort für heilig hielten. Es war wirklich mega schön und beide Höhlen unterscheiden sich komplett. Wir wollten erst nur eine besuchen, sind aber sehr froh, dass wir jetzt doch beide gesehen haben.

Danach sind wir wieder zurück auf den Campingplatz und haben sogar unseren alten Standplatz nochmal beziehen können. So richtig schön unter einem grossen Baum. Dort gab es dann eine kleine Brotzeit, ehe wir begonnen haben zu Arbeiten und den morgigen Tag zu planen. Ausserdem haben wir jetzt auch die Fähre, welche uns in ein paar Tagen von der Nord- auf die Südinsel bringen soll, gebucht. Gar nicht so einfach, denn obwohl wir erst in 8 Tagen fahren wollen, sind schon viele Tage komplett ausgebucht. Und es gibt immerhin zwei Anbieter und ca. 8 Überfahrten täglich. Da ist also ganz schön was los und wir sind froh noch einen Platz bekommen zu haben. Wir haben sogar eine Fahrt bei Tag erwischt, was uns noch mehr freut. Die Landschaft an der Küste entlang soll nämlich super sein. Am Abend gab es dann die gestern geschenkt bekommen Fleischbällchen aus Hirsch. War gar nicht so einfach die anzubraten, aber geschafft. Leicht schwarz, aber dafür durch. 🙂 Geschmeckt haben sie wirklich gut. Ich glaube man schmeckt nicht, dass es Wildfleisch ist, wenn man es nicht weiss. Es schmeckt anders, aber nicht typisch Wild. Wir fanden es super und wieder mal was Neues gehabt. Hatten wir sehr viel Glück mit dem Nachbar. Danach haben wir den Abend gemütlich vor unserem Camper in unseren Klappstühlen ausklingen lassen.

Freitag der 20.01.2023 war dann unser nächster Tag auf grosser Fahrt. Wir haben unser nächstes Ziel, Rotoura, in Angriff genommen. Eigentlich wollte ich unterwegs noch einen Stopp in «Hobbiton» machen, dem Film-Set von dem Film «Der Herr der Ringe». Dieser wurde ja bekanntlich in Neuseeland gedreht und man hat dazu auf einer Farm die Kulissen aufgebaut. Ich habe noch keinen der drei Teile des Filmes gesehen, aber irgendwie hätte es mich doch interessiert. Ich habe mich dann aber dagegen entscheiden, weil eine Besichtigung nur mit einer Tour möglich ist und diese doch umgerechnet auch wieder 50 Euro pro Person kostet. Das war es mir dann irgendwie nicht wert, da kommen in Neuseeland noch andere Sachen, die ich lieber machen würde. Also muss man eben auch mal auf etwas verzichten. Es fällt hier einfach schon auf, diese ganzen Ausflugsmöglichkeiten sind extrem cool, super gemacht aber eben auch sehr teuer. Da muss man irgendwann entscheiden, was man machen will und was nicht. Vor allem wenn man 8 Wochen im Land ist. Aber ok, ich werde es überleben und vielleicht sollte ich mir zuerst mal die Filme anschauen. 🙂 Da wir aber um 10 Uhr eh vom Campingplatz mussten, haben wir uns auf den Weg gemacht und sind in Richtung Rotoura gefahren. Unterwegs haben wir uns dann am Waikato River einen schönen Platz gesucht und unsere Klappstühle ausgepackt. Zuerst haben wir eine kleine Brotzeit gemacht und dann begonnen zu arbeiten und die Aussicht auf den Fluss genossen. Wir machten also einen gemütlichen Tag, genossen die Sonne bzw. den Schatten und liessen es uns gut gehen. 

Danach sind wir dann vollends zu unserem Ziel gefahren, einem kleinen Campingplatz am Rand der Stadt. Corinne hat heute Abend nochmal einen Call bzw. ist ja noch immer etwas mehr beschäftig, da die «busy season» einfach noch ein wenig andauert. Da gehen wir lieber auf Nummer sicher und nehmen Plätze, an denen man WLAN hat. Sonst wäre es doch etwas mühsam. Dumm nur wenn man am Platz ankommt und dann aus WiFi plötzlich «Wifi kostet extra» und das nicht wenig wird. Das ist dann irgendwie auch nicht mehr zeitgemäss. Aber wir haben ja zum Glück für solche Fälle noch unseren kleinen Router dabei in dem mittlerweile eine Sim-Card aus Neuseeland steckt und dann nutzen wir das ein wenig. Aber zumindest ist ein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen und bald können wir auch wieder etwas mehr abseits einen Parkplatz zum Schlafen suchen. Der Campingplatz war ansonsten recht schön, aber spartanisch eingerichtet. Lustig ist, dass man riesige Schilder in den Toiletten und Dusche aufgehängt hat, dass diese Gebäude im Jahr 2023 renoviert werden. Aus dem Bauch geschätzt, das Schild kommt 7 Jahre zu spät. Das hätte man schon vor einiger Zeit machen sollen. Aber ok, dafür hatten wir mal wieder lustige Nachbarn. Waren zwei Jungs aus Karlsruhe, wir haben das Thema Fussball dann direkt ausgeklammert, aber mega lustige Typen. Am Abend gab es dann das obligatorische Camping-Menü, Spaghetti mit Tomatensauce. Ohne viel Schnick- Schnack, aber trotzdem lecker. 🙂

Samstag, der 21.01.2023 war dann wieder ein sehr ereignisreicher Tag. Wir haben uns Tickets gekauft für Te Puia, einem Park in einem geothermischen Feld mit Geysiren und viel Māori-Kultur. Der Eingang lag direkt neben unserem Campingplatz, so dass wir das Auto einfach mal stehen lassen konnten. Wir hatten Tickets für 9.30 Uhr und waren sogar pünktlich dort. Zum Glück, denn pünktlich um 9.30 Uhr startete auch eine guided Tour, welche im Preis inklusive war. Und die Tour war richtig gut. Wir sind 90 Min durch den halben Park gelaufen und haben schon mal die wichtigsten Sachen gesehen und jede Menge Infos bekommen. Unser Guide war eine junge Frau, welche eine direkte Nachfahrin des Clan-Chefs war, welcher vor vielen Jahren aus Polynesien hierher nach Neuseeland gekommen ist. Die Dame hatte so z.B. eine originale Māori Tätowierung auf dem Kinn, was zeigte, dass sie aus einer wichtigen Familie kommt. Sie meinte auch, dass alles, was sie uns erzählt Überlieferungen über Generationen in ihrer Familie sind. Das war richtig spannend. Zuerst haben wir ein Māori Dorf besucht, mit einem Versammlungshaus, in welchem man Zeremonien besuchen kann an welchen der berühmte Haka vorgeführt wird. Ausserdem gab es ein Lagerhaus, ein Kriegs-Kanu, usw. War richtig genial das so zu sehen.

Danach ging es dann in ein dunkles Gebäude, in welchem drei, von den berühmten Kiwi Vögel leben. Da die Tiere nur nachts aktiv sind, hat man den Tag-Nacht Rhythmus umgedreht. Das bedeutet, wenn es draussen hell ist, ist es innen dunkel. Dadurch haben die Besucher die Möglichkeit, die Vögel hinter einer Glasscheibe zu beobachten. Es war stock-dunkel und der Raum nur mit so einem orangenen Licht ausgestrahlt, welches die Tiere nicht wahrnehmen. War lustig die Tiere zu sehen, aber leider durfte man auch keine Bilder machen.

Danach ging es mit einem kleinen Strassen-Zug zur eigentlichen Attraktion, dem Pōhutu Geysir, dem grössten Geysir auf der Südhalbkugel. Das war einfach Wahnsinn. Der Geysir startet so ca. 1- bis 2-mal in jeder Stunde und spritzt dann Wasser bis zu 35 Meter in die Luft. Es war richtig spürbar was für eine abartige Kraft da aus der Erde schiesst.

Danach war die Tour offiziell zu Ende und wir konnten noch alleine durch den Park laufen. Haben wir natürlich gemacht, denn wir wollten nochmal den Geysir sehen, und zwar in dem Moment wenn er hoch geht. In den ersten 2 bis 3 Minuten spritzt das Wasser am höchsten, ehe es dann langsam weniger wird. 

Nach diesem Spektakel sind wir dann noch in den hinteren Bereich des Parks gelaufen und haben verschiedene Schlamm-Löcher und ähnliches angeschaut. Genial was die Natur hier alles zu bieten hat. Ist aber auch ein komisches Gefühl, wenn man so läuft und es immer mal wieder irgendwo «blubb-blubb» macht. Man läuft ja im Prinzip in einem riesigen Vulkankrater und das Magma ist an der Stelle nur ca. 3 km unter einem. Auf der anderen Seite hat man auch hier feststellen können, je weiter weg man läuft, desto weniger Touristen findet man. Wir waren knapp eine Stunde unterwegs und nur kurz vor Schluss haben wir eine andere Dame gesehen. Sonst niemanden, was auf der einen Seite genial, auf der anderen aber auch irgendwie traurig ist. Es scheint, die Menschen interessiert nur das, was man gesehen haben muss und sogar noch hingefahren wird. Etwas laufen scheint schon zu viel zu sein.

Danach sind wir kurz zurück auf den Campingplatz, um doch das Auto zu holen und ein wenig in die Stadt Rotorua, zu fahren. Nach so viel Aufregung waren wir ein wenig hungrig. Wir sind ein wenig durch die Stadt gelaufen und haben dann die Eat-Street gefunden. Diese Strasse ist ein kurzer Teil einer Strasse, in der es viele Restaurants gibt und die Strasse teilweise mit Markisen abgedeckt werden kann. Leider waren wir etwas zu früh dort, weshalb noch recht wenig los war. Aber egal, wir hatten Hunger und dann muss man Prioritäten setzen. Ich muss aber sagen, dass Essen war echt super und es hat sich gelohnt.

Danach sind wir noch ein wenig am See spaziert und in den Gouverneurs Garden gelaufen. Ein richtig schöner Seestrand und der Garten sehr schön angelegt und gepflegt. Wir haben hier am Strand glaub ich auch zum ersten Mal schwarze Schwäne gesehen. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass schon mal gesehen zu haben. Sah noch sehr genial aus.

Danach ging es dann zurück zum Campingplatz und wir haben uns für unser Abendprogramm fertig gemacht. Wir sind nämlich nochmal in den Park zu Geysiren. Wir haben eine Nacht-Tour gebucht, um das Ganze bei Nacht sehen zu können. Wow, das war der absolute Oberhammer. Es hat zwar immer wieder geregnet und wir wurden ganz schön nass, aber das hält uns ja nicht auf. Auf dem Weg zum Geysir gab es noch einen «Steam Pudding», sprich einen Pudding bzw. eine Art Kuchen, welcher in einem Pool mit kochendem Wasser gekocht wurde. Das Ganze sah etwas seltsam aus, schmeckte aber recht gut.

Danach ging es dann zu den Geysiren und wir konnten warten, bis der grosse Geysir wieder startete. Drum herum gibt es noch drei kleiner, welche zu unterschiedlichen Zeiten auch aktiv sind. So war eigentlich immer was los und es war einfach super. Kurz nach 22 Uhr ging dann auch die Post ab und Pōhutu spritze das Wasser wieder in die Höhe. Gefühlt war die Eruption stärker als am Mittag und sah einfach genial aus.

Danach ging es dann wieder Richtung Ausgang und wir sind zurück auf den Campingplatz gelaufen. Unterwegs wurden wir dann natürlich nochmal so richtig verschifft. 🙂 Aber egal, dieses Erlebnis war es absolut wert. Wir haben aber gelernt, mit nassen Klamotten ist in so einem kleinen Camper nicht ganz einfach, aber trotzdem alles wieder trocken bekommen. 

Am Sonntag ging dann die Erlebnisreise direkt weiter. Wir haben uns auf den Weg Richtung Süden gemacht. Wir sind ca. 25 Minuten gefahren in die Umgebung von Waiotapu. Dort wollten wir in das Wai-O-Tapu Thermal Wonderland gehen. Das ist auch wieder eine Umgebung von sehr vielen geothermischen Aktivitäten im Boden und ebenfalls einem Geysir, dem Lady-Knox Geysir. Dieser soll anscheinend jeden Tag um 10.15 Uhr eine Fontäne von sich geben, welche das Wasser immerhin knapp 20 Meter in die Höhe schiesst. Was wir nicht wussten, bei diesem Geysir wird manuell nachgeholfen. Jeden Tag um 10.15 Uhr beginnt eine kurze Einführung und dann wird ein Pulver in den Geysir geworfen, welche die Eruption startet. Von sich aus würde der Geysir nur alle 48 oder 72 Stunden starten. So ist es natürlich für die Touristen einfacher. War aber trotzdem eine coole Show, vor allem weil wir recht nah dran sitzen konnten. Der Geysir gab auch tatsächlich alles und wir hatten unseren Spass. 

Danach ging es dann zum Visitor Center und von da aus in das Wonderland. Das ist eine Ansammlung von verschiedenen Pools, Seen und Schlamm-Löchern, durch welche es einen kleinen Rundwanderweg gibt. Es ist tatsächlich eine total unwirkliche Gegend und der Gestank teilweise einfach echt krass. Das war jetzt gestern teilweise schon übel, aber heute war es echt extrem. Der viele Schwefel und alles andere, einfach ein Gestank nach verfaulten Eiern. Wir haben es trotzdem durchgezogen und alle drei Wanderwege gemacht und dabei richtig geniale Fotos geschossen.

Nachdem wir uns dann im Visitor Center wieder ein wenig erholt hatten, ging es noch zu einem der grössten Schlamm-Löcher, mit fast 65 Meter Durchmesser. War noch lustig das Ganze anzuschauen, von einem Schlammbad wird aber ausdrücklich abgeraten 😉

Danach haben wir uns dann auf den Weg zu unserem nächsten Tagesziel gemacht. Wir sind weiter Richtung Süden in die Stadt Taupo. Dort werden wir die nächste Nacht verbringen. Unterwegs haben wir kurz vor der Stadt noch die Huka Falls angeschaut. Ein paar Wasserfälle mit dem, glaube ich, blauesten Wasser, dass ich jemals gesehen habe. Wow, nochmal ein gigantisches Naturerlebnis an diesem Tag. Wir haben die Fälle zuerst von einer Aussichtsplattform angeschaut und sind dann direkt nach unten ans Wasser. Eine ganze Menge Wasser stürzt da pro Sekunde über die Fallkante. Hat mir extrem gut gefallen das Ganze.

Danach ging es dann aber tatsächlich auf den Campingplatz, um den Tag vollends ausklingen zu lassen. Am Abend haben wir mal wieder was Neues probiert, Frankfurter-Würste und Nudelsalat. Der Hammer. 🙂 Nudelsalat ist eigentlich einfach erklärt. Gibt es am Abend zuvor Nudeln mit Tomatensauce, dann bleibt was übrig und somit gibt es nächsten Tag Nudelsalat…..Camping-Life at its best.

Montag, der 23.01.2023 ist dann wieder ein Tag, der schnell erzählt ist. Wir sind am Morgen richtig frisch und munter aus den Federn gekommen. So langsam gewöhnen wir uns an das Bett und das Schlafen im Camper. Auch unser Zusammenpacken am Morgen und alles verstauen klappt immer schneller. Wir konnten uns daher schon gegen 9.30 Uhr, nach einem leckeren Frühstück, auf den Weg machen. Wir wollten noch in die Stadt Taupo und uns diese ein wenig anschauen bzw. an der Seepromenade ein spazieren gehen. Das haben wir dann auch so gemacht und es war sehr schön. Der See ist extrem klar und hat ein richtig schönes blaues Wasser. Leider war es etwas bewölkt, so dass dies auf den Bildern gar nicht so rüber kommt. 

Auch die Promenade ist sehr cool, wobei gerade auch eine grosse Baustelle in der Mitte ist. Wobei, wenn diese mal fertig ist, ist das Ganze verkehrsberuhigt und mit den geplanten Grünanlagen etc. noch viel schöner als jetzt schon. Wir fanden es trotzdem schon jetzt sehr gut und haben uns in einem Café direkt noch einen Kaffee gegönnt und dabei die Aussicht genossen. Danach sind wir noch ein wenig Richtung Yachthafen und durch den Stadtpark, ehe es dann weiter ging. Unterwegs noch kurz die Vorräte an Nahrung aufgefrischt und unserem Zuhause einen neuen Schluck Benzin gegönnt und dann ging es in den Tongariro National Park, in welchem wir morgen eine sehr bekannte Tageswanderung machen wollen. Dazu dann aber morgen mehr. Für heute haben wir kurz vor dem Ziel noch einen Stopp über dem Lake Rotoaira gemacht, ehe es dann vollends auf den Campingplatz ging. 

Den restlichen Nachmittag haben wir wieder vor unserem Camper verbracht und ein wenig gelesen. Ausserdem gab es dann auch ein frühes Abendessen, weil morgen müssen wir bereits um 6.20 Uhr abfahrtbereit sein, dann kommt der Shuttle-Bus, welcher uns zum Start unserer Wanderung fährt. Schon alles recht genial organisiert hier. Wir sind dann auch früh ins Bett, um auch wirklich fit zu sein. Schauen wir mal, ob es was gebracht hat.

Dienstag, der 24.01.2023 war dann wieder unser grosser Tag. Das Programm war, dass wir Neuseelands bekanntesten Eintages-Wanderweg ,das Tongariro Alpine Crossing machen. Das sind 19.8 km und laut Internet geht es zuerst einen Anstieg über 800 Höhenmeter nach oben. Aber es soll sich lohnen, da man neben tollen Aussichten auch durch zwei Vulkankrater läuft bzw. einige tolle Vulkanseen sehen kann. Soweit mal der Plan und die Versprechen aus dem Internet. Jetzt weiss man ja, wenn Corinne und ich eine grössere Wanderung planen, vor allem wenn noch ein Vulkan beinhaltet ist, dann ist das Wetter oftmals eher bescheiden. Und was soll ich sagen, es war dieses Mal genau das gleiche. Wir sind pünktlich um 5.40 Uhr aufgestanden und haben uns parat gemacht. War nicht wirklich schwer, denn wir waren gut vorbereitet. Schon am Vortag haben wir unsere Brote geschmiert, unsere Wanderschuhe bereitgestellt und Klamotten hergerichtet. Ich wusste, wenn wir das am Morgen machen, dann wird das nichts in unserem kleinen Zuhause. Der Bus, welcher uns zum Start des Wanderweges brachte, war pünktlich um 6.20 Uhr da und wir machten uns auf den Weg. Die Fahrt dauerte ca. 20 Min und unterwegs begann es schon leicht zu regnen. Da kommt direkt Freude auf, vor allem wenn jetzt schon die umliegenden Vulkangipfel fest mit Nebel und Wolken verhüllt sind. Aber ok, schauen wir was der Tag so bringt. Nachdem wir am Start waren und noch ein paar Infos durch den Fahrer erhalten haben, ging unser Abenteuer um ziemlich genau 7 Uhr los. Wir machten uns auf den Weg und die ersten Kilometer waren noch recht einfach. Der Weg war super hergerichtet und ausgeschildert. Also verlaufen kann man sich da eigentlich echt nicht. 

Nach ca. 5 km kam dann die erste Herausforderung, es ging richtig steil nach oben zum Red Crater. Oben angekommen war es dann tatsächlich so, dass wir von der Umgebung bzw. der Aussicht eigentlich gar nichts gesehen haben. Der Blick in den Krater war genial, aber sonst… Nicht viel gesehen. 🙂 Der Regen wurde in der Zwischenzeit auch etwas mühsam, weil es einfach recht ausgiebig regnete. Es war nicht sehr stark, einfach fast über den gesamten Aufstieg und je weiter nach oben wir gekommen sind, desto mehr Wind gab es. Der Wind hat die Temperatur von ca. 6 bis 7 Grad noch etwas kälter anfühlen lassen, bzw. sorgte der Wind dafür, dass die nassen Klamotten so richtig auf der Haut klebten. Ein tolles Gefühl.

Als wir über den Red Crater drüber waren ging es wieder ein Stück hinab zu den blauen Seen. Und das war trotz des schlechten Wetters einfach gigantisch anzusehen. Das Wasser so blau und klar, einfach mega. Um zu den Seen zu gelangen, ging es über ein grosser Geröllfeld von kleinen Lavasteinen. Das war lustig zum Laufen und die vielen Steine in den Schuhen nachher ein kleines Highlight. Bei nassen Socken und Füssen noch Steine und Sand im Schuh, was will man mehr. 🙂 Hier dann auch der Beweis, dass die Neuseeländische Biosecurity richtig ordentlich gearbeitet hat. Corinne’s Wanderschuhe finden nämlich mit dem vielen Wasser richtiggehend an zu schäumen. Ok, Sie stand im Wasser in den Schuhen, aber immerhin in sauberem Wasser 😉

Danach ging es dann durch den Krater des Vulkans in Richtung North Crater. Es ist schon ein komisches Gefühl plötzlich in so einem Krater zu laufen. Vor allem weil die Gegend noch immer recht aktiv ist, wie man häufig an verschiedenen Stellen sehen kann, wenn wieder etwas Rauch aufsteigt bzw. in Quellen das Wasser sprudelt.

Nach diesem Krater ging es dann nochmal steil nach oben, ehe es dann zum Blue Lake ging, einem sehr schönen Bergsee. Leider war es hier noch etwas nebelig, so dass wir den ganzen See gar nicht richtig sehen konnten. 

Von hier aus wussten wir aber, dass wir das meiste, also betreffend Anstieg, geschafft hatten und es nun eher bergab geht. Pünktlich zum Abstieg hat der Regen dann auch aufgehört, der Nebel versperrte uns aber noch immer die Sicht auf die Umgebung. Das änderte sich erst ca. 5 km vor dem Ende, als wir wieder unter dem Nebel waren und somit ein wenig in die Ferne schauen konnten.

Der Abstieg zog sich ganz schön in die Länge, was auch daran lag, dass es zwischendurch manchmal noch kurz steil bergauf und dann wieder bergab ging sowie der Abstieg aus vielen Treppen bestand. So langsam begannen die Beine doch ein wenig zu schmerzen. Unser Plan war, dass wir an den Blauen Seen oben unsere Brote essen und eine kleine Pause machen. Bei dem Wetter war das aber unmöglich, denn die Brote wären uns davongeflogen, so dass wir erst jetzt beim Abstieg während des Laufens unsere Brote assen. Ich war erstaunt, wie gut so ein belegtes Brot schmecken kann. 🙂 Aber wir waren auch tatsächlich sehr hungrig. Wir haben uns im Vorfeld mit einigen unterhalten, welche den Trail ebenfalls gemacht haben. Einige meinten, dass die letzten Kilometer eher langweilig zum Laufen sind, was wir jetzt gar nicht so empfanden. Wir sind durch richtig tolle Wälder gekommen, sind entlang eines Baches gelaufen und es war richtig schön. Für uns also absolut nicht langweilig. 

Für den ganzen Trail wird eine Wanderzeit von 6 – 8 Stunden vorgegeben. Nach 6 Stunden und 10 Minuten hatten wir es schon geschafft, was uns doch ein wenig stolz machte. Wir sind ja nicht so die Bergziegen und anstrengend war es schon auch, aber das haben wir recht gut hinbekommen bei dem Wetter und den Bedingungen. Am Zielpunkt haben wir dann auch wieder die anderen von unserem Campingplatz, welche im gleichen Bus sassen getroffen. Waren ebenfalls Reisende aus Deutschland bzw. der Schweiz. Irgendwie waren auf dem Trail allgemein sehr viele Deutsche und Schweizer unterwegs. Anscheinend ist die Strecke vor allem in Mitteleuropa sehr bekannt und lockt die Touristen an. Wir haben unseren Busfahrer angerufen, welcher uns dann wieder abgeholt und zum Campingplatz gefahren hat. Somit waren wir um 14 Uhr schon zurück und hatten noch einen ganzen Nachmittag Zeit, um uns zu erholen, was wir auch nötig hatten. Zuerst aber alle Sachen zum Trocken aufgehängt, denn wie soll es anders auch sein, jetzt wo wir zurück waren, kam die Sonne heraus. Zumindest im Tal, die Gipfel waren noch immer verhangen. Tja, was soll ich jetzt als Fazit zur Wanderung sagen, ich denke bei Sonnenschein hätte es mehr Spass gemacht und ein wenig Fernsicht wäre auch cool gewesen. Auf der anderen Seite hat der Nebel das Ganze auch sehr mythisch und speziell gemacht. Mir persönlich hat es sehr gut gefallen und vor allem die blauen Seen und den Red Crater haben wir auch so gesehen. Es war eine nasse Angelegenheit aber trotzdem absolut wert und die Natur bzw. das Wetter können wir eh nicht ändern. Diese Erfahrung haben wir jetzt doch schon ein paar Mal gemacht. Ich finde, wir haben das extrem gut gemeistert, wenn man bedenkt, wie viele bei der Strecke aufgegeben oder auch wie viele sich unterwegs verletzen. Die Region ist die Region mit den meisten Einsätzen für den Rettungsdienst in ganz Neuseeland. Wobei ich das auch nicht ganz verstehe, denn die Wege sind wirklich gut und wir haben uns nie unsicher gefühlt. Aber ok, manche sind mit der Ausrüstung, schon was Wanderschuhe angeht, vielleicht etwas leichtsinniger wie wir. Den Nachmittag und Abend haben wir dann vor unser Camper verbracht, noch etwas gekocht und uns mit unseren Platznachbarn unterhalten. Das ist schon ein Vorteil beim Campen, man kommt extrem leicht ins Gespräch und kann sich unterhalten. Doch immer wieder sehr nette Menschen dabei. Den Tag an sich haben wir aber doch recht früh beendet. Ich glaube um 21.30 Uhr haben wir beide schon tief und fest geschlummert.

Der nächste Morgen, Mittwoch, begann dann eher lustig. Wir mussten zuerst mal schauen, wer kann sich noch wie bewegen und wie falten wir uns jetzt aus unserem Auto. 🙂 Sah bestimmt sehr lustig aus, aber nach ein paar Schritten, kam die Beweglichkeit zum Glück wieder zurück. Wobei so ein leichter Muskelkater ist uns doch in den Beinen geblieben. Wir haben den Tag daher ruhig angehen lassen und unsere Sachen ganz in Ruhe zusammengepackt. Auf Frühstück haben wir verzichtet, nicht aber auf unseren Kaffee. So viel Zeit muss sein. Nachdem wir fertig waren, haben wir uns nochmal auf den Weg in den Nationalpark gemacht. Wir sind zum Visitor Center gefahren und haben uns schlau gemacht, was wir neben der grossen Wanderung hier sonst noch alles machen können. Wir haben eine kleine Wanderung zu den Taranaki Falls gefunden, welche ca. 2 Std. dauern sollte. Das klang vielversprechend und wir haben entschieden, dass schaffen wir und tut unseren Beinen vielleicht ganz gut. Ok, die Treppen, welche wieder auf uns warteten, waren eher kontraproduktiv, der Rest tat aber tatsächlich gut. Und die Strecke war wirklich sehr schön. Landschaftlich ist das schon ganz grosses Kino diese Region.

Nach knapp einer Stunde waren wir auch schon am Ziel und haben die Wasserfälle bestaunt. Auch hier wieder richtig schön gemacht alles und ein toller Anblick.

Danach ging es auf einem anderen Weg wieder zurück zum Start und zu unserem Camper. So langsam merkten wir, dass wir das Frühstück ausgelassen haben und wollten das nun in Form einer Brotzeit nachholen. Wir haben uns noch auf den Weg zu den Tawhai Falls gemacht, an welchen wir vorher schon vorbei gefahren sind. Dort gab es einen kleinen Parkplatz und während ich noch kurz zu diesen Fällen, 10 Min weg von der Strasse, gelaufen bin, hat Corinne unseren Tisch hergerichtet. Ist schon praktisch, wenn man immer alles so dabei hat. Und so im Freien in der Natur schmeckt das Essen fast noch besser.

Danach ging es dann aber weiter Richtung Süden und damit Richtung Meer. Wir haben uns entschieden keine weitere Region in der Mitte zu besuchen, sondern uns auf den weiteren Weg zu machen, damit wir zeitnah in Wellington ankommen. Wir wollen nicht nur fahren, sondern auch etwas an den einzelnen Plätzen sehen. Daher war das Ziel für heute die Stadt Whanganui, wo wir wieder einen tollen Platz gebucht hatten. Unsere Fahrzeit betrug noch knapp 2 Stunden, so dass wir unterwegs noch an verschiedenen Spots anhalten konnten und noch ein paar Bilder von der atemberaubenden Landschaft machen konnten. Grundsätzlich kann man von Neuseeland berichten, dass die Distanzen für uns Europäaer eher kurz klingen, aber a) sind die Strassen eher Landstrassen, teilweise sogar mit Kieselsteinen und b) gibt es unterwegs so viel zu bestaunen, dass aus 2 Stunden reine Fahrzeit ein ganzer Tag wird.

Angekommen am Campingplatz haben wir uns eingerichtet und sind noch ein wenig an das Meer gelaufen. Wow, was für ein toller schwarzer Strand und ein blaues Meer. Dazu noch richtig schön warm, was nach den kühlen Tagen und vor allem Nächten der letzten Tage, sehr gut tat. Wir haben die Sonne sehr genossen und es uns gut gehen lassen.

So haben wir den Abend wieder vor unserem Camper verbracht bzw. haben noch etwas gearbeitet und dabei eine extrem bescheidene Entdeckung gemacht. Wir haben alle unsere Daten in der Apple-Cloud gespeichert und jetzt haben wir bemerkt, dass alles weg ist. Das trieb den Puls mal ordentlich in die Höhe. Nicht dass es alle Bilder und Dokumente unserer Reise betrifft, es sind auch alle weiteren Dateien aus Corinnes Leben dort gespeichert und weg. Wir müssen schauen, wie wir das wieder retten können, was wohl nicht ganz einfach wird. 

Das Fehlen der Dateien hat dann auch unseren Folgetag, Donnerstag extrem beeinflusst. Da wir hier recht gutes Internet haben, haben wir entschieden, den Tag auf dem Platz zu verlängern und uns um das Thema zu kümmern. Wir haben noch keine Lösung gefunden und so langsam wird das sehr nervenaufreibend. Wir haben zumindest die Bilder von unserer Reise schon mal retten können, aber es fehlen noch immer Tausende von Dateien. Daher mal schauen, wie das kommt. Wir waren den ganzen Tag auf dem Campingplatz und am Nachmittag ein wenig am Strand. Ich war sogar ein wenig in Meer baden, was richtig genial war. Den Abend haben wir dann mal wieder in einem kleinen Restaurant neben dem Platz ausklingen lassen. Es war ein kleines Café, welches immer am Donnerstag einen «Locals Abend» organisiert. Es waren auch fast nur Einheimische dort und das Beste, alle Burger nur 20 NZD und das Bier nur 5 NZD. Was will man mehr, da freut sich der Schwabe. Und so ein weinig Nervennahrung muss sein nach so einem Tag. Wir haben die Zeit aber nutzen können, um nebenher auch noch zu arbeiten und an diesem Bericht zu schreiben bzw. andere Sachen für die nächsten Tage zu planen. Spät am Abend hat Corinne dann noch mit dem Support von Apple telefonieren können und es konnten einige Dateien wiederhergestellt werden. Leider fehlen aber noch immer die Originalbilder unserer Reise bzw. alle mit der Reise verbundenen Dokumente wie Tickets oder Eintrittskarten. Da sind wir noch dran, hoffentlich gibt es die Daten auch noch irgendwo.

Freitag, der 27.01.2023 war dann wieder ein Reisetag. Eigentlich wollten wir ja schon in der Nähe von Wellington sein, da wir aber einen Tag länger am Meer geblieben sind, wird das jetzt etwas sportlich. Wir haben unsere Sachen schon recht früh am Morgen zusammengepackt und den Motor gestartet. Selbst auf Kaffee haben wir verzichtet, um etwas früher loszukommen. Wir haben uns auf den Weg gemacht zu einem Weingut in der Nähe von Masterton, etwas nördlich von Wellington. Warum wir gerade dort hin sind, ist schnell erzählt. Bei unserer kirchlichen Hochzeit im Schloss Heinsheim hat uns damals der Küchenchef ein Weingut aus dem Kaiserstuhl empfohlen, wessen Eigentümer noch ein zweites Weingut in Neuseeland aufgemacht hat. Damals fanden wir das extrem cool, mal einen Wein aus einer anderen Region unseren Gästen anbieten zu können und der Wein war auch noch sehr gut. Irgendwie ist mir das Ganze vor ein paar Wochen durch den Kopf und ich habe mir überlegt, wenn wir jetzt schon mal in Neuseeland sind, dann fahren wir da auch hin. Und das haben wir gemacht. Es ist ein kleines, aber feines Weingut, relativ abseits und nur über eine Schotterpiste zu erreichen. Uns erwartete eine sehr freundliche Dame, welche uns alles über den Wein erklärte. Sie war sehr neugierig, wie wir auf das Weingut gekommen sind und fand unsere Geschichte sehr spannend. Wir haben einige Zeit gequatscht und sind schlussendlich mit 6 Flaschen Wein im Gepäck wieder weggefahren. Den Wein werden wir in den nächsten Tagen trinken und uns an unsere tolle Hochzeit erinnern. Eigentlich ein sehr schönes Gefühl. 

Die Fahrt ging dann vollends nach Wellington und als wir hier angekommen sind, regnete es in Strömen. Na, was haben wir auch anderes erwartet? Wir haben uns einen Stellplatz in der Stadt gesucht, an welchem wir auch legal die Nacht verbringen können. Gar nicht so einfach, da die Plätze jetzt doch sehr beliebt sind und wir einfach Hochsaison haben. Aber wir haben etwas gefunden und sind mal gespannt, wie die Nacht so wird. Es ist nur ein grosser Parkplatz, auf welchem ein kleiner Teil für Camper reserviert ist, und hier dürfen wir schlafen. Kostet aber auch 30 NZD, was wieder nicht ganz billig ist. Immerhin haben wir hier keinen Strom, keine Dusche und das nächste öffentliche WC ist doch 300 Meter entfernt. Es hat auch nur zwischen 7 und 23 Uhr geöffnet, was bedeutet, in der Nacht ist das WC nicht geöffnet, also am Abend keinen Schlummertrunk. 🙂 Wir sind dann nur in einen Einkaufsladen, haben unsere Vorräte aufgefrischt und den Abend im Camper verbracht. So langsam fühlen wir uns in unserem fahrenden Daheim richtig wohl. Kurz nach 21 Uhr nochmals Richtung WC und dann auch schon bald das Licht ausgemacht. Wenigstens hat der Regen aufgehört, so dass wir tatsächlich noch ein paar Bilder von einem leuchtenden Himmel machen konnten. 

Zum Thema Daten gibt es leider noch keine guten Neuigkeiten. Laut Apple haben sie hergestellt was möglich war. Das bedeutet, dass wohl doch recht viele Sachen für immer verloren sind. Aber unsere Bilder haben wir in einer FotoApp noch, was bedeutet das sie unter Umständen nicht mehr die Originalgrösse haben, aber wir haben sie immerhin noch. Wir hoffen einfach, dass in der Vergangenheit der Übertrag gut geklappt hat und keine Daten verloren gegangen sind. Ich werde aber nochmal versuchen das bei Apple eskalieren zu lassen. Kann ja nicht sein, dass sie jetzt so viele Daten herstellen konnten, aus verschiedenen Ordnern, aber genau diese Daten der Weltreise komplett nicht. Das soll mir mal einer erklären. 

Der nächste Morgen startete dann relativ früh. Ist eben doch nicht die leiseste Lösung so mitten in der Stadt. Aber war ok, wir haben gut geschlafen und auch die Toiletten-Öffnungszeiten verursachten keine grösseren Notfälle. Vor dem Frühstück bin ich dann schon mal los, um einen kleinen Spaziergang am Strand zu machen. Leider war es recht bewölkt und neblig aber immerhin trocken. Verrückt wie sportlich die Menschen hier sind, trotz des Wetters und der Uhrzeit waren sehr viele Jogger unterwegs und auch im Meer haben viele ihre Meter schwimmend gezogen. 

Nach dem Frühstück haben wir uns dann aufgemacht in die Stadt, um mal wieder eine Walking Tour zu machen. Treffpunkt war um 10 Uhr und diesmal hatten wir einen etwas anderen Guide. Peter, so der Name des Guides, war, ich schätze mal etwas über 60 Jahre alt und voll in seinem Element. Es war das erste Mal, dass wir einen Guide in dem Alter haben, bis jetzt waren diese eher jünger als wir. Aber es war genial, Peter hat uns so viel über Wellington, die Umgebung und das ganze Land erzählt. Ich hätte mir gerne mehr merken können. Zu Beginn sind wir ein wenig an der Waterfront entlang und zu einem Kulturzentrum der Māori. Dort konnten wir, wenn leider nur das Fenster, ein paar Kanus anschauen, welche jeweils immer aus einem Stamm gebaut wurden. Vor allem das Kriegs-Kanu war einfach riesig, aber hatte es auch wieder Platz für knapp 60 Krieger. Die verwendeten kleinen Paddel waren nicht nur zu Fortbewegung des Kanus, sondern gleichzeitig auch noch Waffen, mit denen gekämpft wurde. Daher die etwas Speerähnliche Form.

Ausserdem sind wir noch Richtung Bibliothek usw. gelaufen, wo wir gelernt haben, dass Wellington aktuell einfach eine grosse Baustelle ist. Sehr viele Gebäude sind leer, wie eben auch die Bibliothek, da man nach den schweren Erdbeben der letzten Jahre, jetzt alles noch sicherer machen möchte und daher vieles geschlossen hat. Sieht teilweise noch seltsam aus, die verlassenen Gebäude, die warten, bis sie an der Reihe sind. Es gibt aber auch bereits fertige Gebäude, welche richtig toll aussehen. Die Architektur in Wellington ist schon besonders abwechslungsreich. Ich glaube man wollte einfach jeden möglichen Stil ehren und jeder durfte mal ausprobieren. 

Danach ging es dann noch in das Gouverneur-Haus, welches komplett aus Holz besteht. Das Gebäude war das erste Gebäude, welches schon lange in der Vergangenheit als Nicht-Raucher Gebäude definiert wurde. Man wollte unbedingt vermeiden, dass es in dem Gebäude brennt. Da aber jedes Zimmer einen Kamin hatte, welcher mit Holz befeuert wurde, war die Brandgefahr trotzdem sehr hoch. Daher gab es eine eigene Feuerwehr und die Angestellten mussten jeden Abend, alle Dokumente in ein Archiv bringen, welches mit schweren Türen und Steinmauern gesichert war. 

Danach ging es dann noch ins Regierungsviertel und damit zum Regierungssitz. Wellington hat einen sehr schönen Regierungspalast, über den kreisrunden Anbau, welcher in den 60iger Jahren dazu gebaut wurde, kann man glaub ich streiten. Unser Guide Peter hielt mit seiner Meinung über die architektonischen Fehlgriffe seiner Heimatstadt nicht unbedingt hinter dem Berg. Es war sehr lustig ihm zuzuhören und machte ihn auf diese Art sehr sympathisch.

Die Zeit verging wie im Flug und eigentlich viel zu schnell waren wir schon am letzten Punkt der Tour der Old St Paul’s Kirche. Davor haben wir noch die moderne Kathedrale angeschaut, welche schon von aussen nicht besonders schön ist. Vor allem macht sich an der Fassade der Regen bemerkbar, welcher richtig schwarze Spuren hinterlässt. Viel schöner war dagegen die genannte Old St. Paul’s Kirche, welche heute eigentlich gar keine richtige Kirche mehr ist. Man hat alle wichtigen Sachen in die neue Kathedrale genommen und nutzt die alte nur noch für Hochzeiten und das für alle Religionen. Das Gebäude gehört sozusagen keiner Konfession mehr an. Es wurde aber erhalten und das zu Recht. Während das Gebäude von aussen recht freundlich und hell aussieht, ist es im inneren doch recht dunkel. Aber es hat ein besonderes Flair und irgendwie war es sehr cool. 

Ach so, was ich noch erwähnen sollte, unser Treffpunkt war um 10 Uhr. Selbstverständlich hat es um 10.10 Uhr so richtig begonnen zu regnen. Wir sind also fast die ganze Tour durch den Regen gelaufen, was nicht so schön war. Daher sind wir zum Aufwärmen erstmal in ein Café für ein warmes Getränk und etwas zum Essen. Danach ging es dann aber weiter, wir sind mit der berühmten Standseilbahn gefahren. Die 610 Meter lange Strecke verbindet den rund 120 Meter höher gelegenen Stadtteil Kelburn mit der Hauptgeschäftsstrasse der Stadt. Das Cable Car System ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Das erste Cable Car System wurde von der 1898 eigens dafür gegründeten Firma Kelburn & Karori Tramway Company gebaut. Ziel des Baus war es, das oberhalb des Stadtzentrums liegende Gebiet von Kelburn zu erschliessen und an das Stadtzentrum anzubinden. Nach 2-jähriger Bauzeit wurde das Cable Car System am 22. Februar 1902 schliesslich eingeweiht.

Eigentlich wollten wir von oben die Aussicht geniessen und zum Botanischen Garten laufen, aber es ging so ein Wind, was den Regen noch unangenehmer machte. Wir sind dann nur ein wenig um die Bergstation gelaufen und haben als Abschluss nur noch einen kurzen Blick in das Museum der Standseilbahn geworfen ehe wir dann wieder hinuntergefahren sind. So machte das wirklich keinen Spass.

Anschliessend sind wir zu unserem Camper, denn wir mussten ein neues Lager für die Nacht suchen. Den Parkplatz, den wir hatten, mussten wir leider verlassen, da jeweils am Sonntagmorgen ein Markt, genau auf diesem Teil des Parkplatzes stattfindet, so dass man dort nicht übernachten kann. Wir haben gelesen, dass es etwas weiter am Meer, ca. 2.5 km weg vom Zentrum noch einen grossen Parkplatz gibt, auf welchem man Übernachten darf. Dort waren wir gestern schon und da war dieser komplett belegt. Wir gingen davon aus, dass es heute nicht besser sein wird und sind vorsichtshalber noch zur Touristeninformation gelaufen, um nach einem Plan B zu fragen. Im Internet auf der Homepage der Stadt waren noch eine Alternative, ganz in der Nähe des ersten Parkplatzes, aber da war nur geschrieben, dass man dort von 20 Uhr bis 8 Uhr umsonst parken darf. Aber darf man dann auch dort schlafen?? Das konnte uns niemand sagen. Man muss wissen, aktuell wird das Thema Camping auf nicht freigegebenen Parkplätzen sehr streng überprüft und man ist direkt mit 200 NZD Strafe dabei. Dazu kommen noch 75 NZD die die Autovermietung auf jeden Strafzettel als Bearbeitungsgebühr obendrauf haut. Damit kommt da doch etwas zusammen und die Polizisten lassen nicht unbedingt mit sich reden, so «habe ich nicht gewusst», oder «oh das Schild habe ich nicht gesehen» sind zwecklos. Die Damen vom Touristenbüro konnten uns das aber auch nicht so richtig beantworten, meinten aber, wir sollten es probieren. Sie würden das auch so verstehen, dass wenn die anderen Plätze voll sind, man dort schlafen darf. Wir haben dann noch eine kleine Ausfahrt zum anderen Parkplatz gemacht und ja, der war tatsächlich wieder voll. Wir sind noch ein wenig an der Küste entlang, aber es war so stürmisch das wir absolut nicht aussteigen wollten. Wir sind dann wieder zurück auf den kleinen Parkplatz und haben unser Nachtlager bezogen. Wollten wir doch mal schauen was passiert. Und uns stand ja auch nur eine kurze Nacht bevor, denn am Sonntag um 8:45 Uhr soll unsere Fähre auf die Südinsel gehen. Das bedeutet, dass wir spätestens um 7:45 Uhr am Terminal sein müssen. Also lieber etwas früher, da aktuell sehr viel los ist. Wir sind daher früh ins Bett, ohne zu wissen, welche Auswirkungen das noch haben wird.

Sonntag der 29.01.2023 startete dann mit richtig doofen News. Unsere Fähre wurde gecancelt, da sie bei der Überfahrt gestern Abend von Picton nach Wellington einen Motorschaden hatte kurz vor Wellington. Da das Meer recht rau war, mussten alle 800 Passagiere ihre Rettungswesten anziehen usw. Es ist aber nichts weiter passiert, man konnte das Schiff stabilisieren, so dass es nicht Richtung Ufer gedriftet ist. Aber laut Gesetz musste das Schiff nach dem Vorfall in den Hafen geschleppt werden und muss komplett untersucht werden. Wir haben am Vorabend eine Mail bekommen, dass unser Schiff ausfällt, wenn wir aber bereits in der Nähe wären, könnten wir zum Terminal kommen und ein Schiff früher, noch in der Nacht um 2 Uhr, nehmen. Da wir aber früh ins Bett sind, ist uns diese Chance durch, wir haben die Mail nicht gesehen. Danach kam eine zweite Mail, man hat uns umgebucht auf die Fähre am Montagmorgen um 2 Uhr. Sprich wir haben noch den ganzen Sonntag in Wellington und können dann nachts fahren. Das war aber absolut nicht das, was wir wollten, weil wir die Landschaft schon gerne gesehen hätten. Daher taten wir uns mit der Umbuchung recht schwer. Als wir aus unserem Camper gekrochen sind, habe ich bemerkt, das neben uns ein Auto steht mit einem deutschen Paar, welches ebenfalls recht aufgeregt über die ausgefallene Fähre diskutiert. Wir haben uns dann kurz unterhalten und die beiden hatten das gleiche Problem wie wir. Sie meinten aber, dass sie einfach mal auf Glück zum Terminal fahren, ggfs.- gibt es eine andere Möglichkeit doch schon eher fahren zu können. Ich war da irgendwie nicht so begeistert bzw. nicht so optimistisch, weil ich dachte, wenn die jetzt alle umbuchen müssen, dann wären die Schiffe vorher sicher schon voll. Es fährt nämlich noch eines um 13 Uhr, 15:45  und 20.30 Uhr ehe dann wieder nachts um 2 Uhr eines fährt. Die beiden sind aber nach ca. 40 Minuten wieder zurück zum Parkplatz gekommen und haben es tatsächlich geschafft auf die Fähre um 13 Uhr umzubuchen. Wir also doch nichts wie los zum Terminal und wir waren genauso erfolgreich. Der Herr hat sich tausendmal entschuldigt, dass wir jetzt so einen Stress hätten und dass das Schiff leider ausgefallen ist, usw. Ist ja ok und kann man nichts machen, wir waren einfach happy, dass wir nun doch bei Tag fahren können. Auch wenn die Wetteraussichten nicht ganz so toll waren. Wir sind dann auch nochmal zurück in die Stadt, auf unseren alten Parkplatz um uns da die Zeit zu vertreiben. Wir sind noch auf einen Kaffee und dann auf den Markt, welcher noch richtig schön war. Es gab sehr viel Obst und Gemüse zum kaufen, aber auch viele Food-Stände, was genau richtig war. Ich war nach dem Stress mega hungrig und was gibt es dann Besseres als eine scharfe Bratwurst mit Senf und Ketchup im Brötchen. Ein leckeres Frühstück. 

Gegen 11 Uhr sind wir dann schon zum Terminal und konnten auch direkt einchecken und uns in der Warteschlange der Camper einreihen. Das Ganze dauerte doch ein wenig, so dass wir erst gegen 13.20 Uhr den Hafen verliessen. Aber wir waren an Board, hatten einen tollen Sitzplatz und konnten sogar noch was zum Essen und Trinken kaufen. Das Paar aus Deutschland, welches wir am Morgen getroffen haben, war ja ebenfalls auf der Fähre und da Corinne und ich mit dem Camper vor den Autos auf das Schiff durften, haben wir einen Platz für die Beiden mitreserviert. So hatten wir noch eine richtig gute Unterhaltung während der Überfahrt. Die Fahrt war recht gut, obwohl vorab von höheren Wellen und unruhiger See gewarnt wurde, hat man auf dem Schiff nicht viel gemerkt. Kurz vor Erreichen der Südinsel sind wir dann ins Freie, weil wir die Einfahrt durch den engen Fjord Richtung Picton doch genauer sehen wollten. Das sah schon genial aus, wie sich die Landschaft hier veränderte und vor allem, wie nah am Ufer wir eigentlich waren mit unserem grossen Kahn.

Es hat sich wirklich sehr gelohnt, nochmal zum Hafen zu fahren und dieses Umbuchen auf die 13 Uhr Fähre. Das alles in der Nacht verpasst zu haben, hätte mich glaub ich echt genervt.

Wir sind dann eigentlich recht pünktlich um 16.30 Uhr in Picton angekommen und konnten wieder in unseren Camper. Davor noch kurz verabschiedet, Telefonnummern ausgetauscht und anstehen bis die übernervösen, schon seit Minuten vor verschlossenen Türen wartenden Menschen, endlich Richtung ihren Autos gehen konnten. Unfassbar das immer alle so einen Stress haben. Wir haben es gemütlich genommen und waren trotzdem viel zu früh am Auto. Das Abladen hat dann recht gut geklappt und wir waren ruck-zuck wieder auf der Strasse. Unser Ziel war es noch, am gleichen Tag nach Nelson an der Westküste zu fahren, um dort zwei Nächte zu bleiben. Von der Fahrt und unserem Aufenthalt in Nelson und der gesamten Südinsel dann mehr im nächsten Bericht.

Auckland und der nördlichste Teil Neuseelands

Wie im letzten Bericht geschrieben sind wir von Santiago de Chile nach Auckland in Neuseeland weitergezogen. Wir haben einige Zeit noch am Flughafen von Santiago verbracht, weil wir etwas früh dort waren. Nachdem wir aber durch die Sicherheitskontrolle durch waren, ging es doch recht zügig. Unser Flug war geplant auf Mittwoch Morgen um 0:40 Uhr am 28.12.2022. Abgehoben sind wir mit einer Verspätung von 20 Minuten um genau 1 Uhr. Uns stand somit ein Flug mit knapp 11 Stunden bevor. Der Flug ging erst in Richtung Süden und dann in einer langen Kurve immer weiter Richtung Westen. Unterwegs wurde es dann doch ein recht holpriger Flug. Gefühlt muss es ordentlich Wind gegeben haben draussen und unsere Reisegeschwindigkeit war daher auch nicht ganz so hoch. Der Flug hat sich dann auch irgendwie recht lange gezogen. Erst als wir dann so gegen Mitte wieder eher Richtung Norden geflogen sind, wurden wir schneller. Unsere Ankunft in Auckland war geplant auf Donnerstag, 29.12.2022 um 4:20 Uhr am Morgen. Und genau so sind wir auch angekommen. Somit waren wir also knapp 27.5 Stunden unterwegs, etwas über 11 Stunden Flugzeit und 16 Stunden Zeitverschiebung. Wir haben also einen ordentlichen Sprung in die Zukunft gemacht. Den 28.12.2022 haben wir also nur knapp 1 Std. erlebt, können wir also aus dem Programm streichen. 🙂 Unser Flug war dementsprechend aber auch immer im Dunkeln. Daher haben wir nicht viel gesehen. Nur ganz unten, etwas nördlich der Antarktis konnten wir am Horizont ganz leicht die Dämmerung erkennen.

Der Anflug auf Auckland war dann auch recht speziell. Unser Flieger ist immer tiefer geflogen und irgendwann auf der Landebahn aufgesetzt. Um uns herum war es aber stockdunkel. Gefühlt sind wir irgendwo in der Pampa gelandet. 🙂 Sonst sieht man ja immer irgendwie ein paar Lichter oder so, nicht aber diesmal. Aber Hauptsache wir waren endlich da. Viel geschlafen haben wir nicht, durch die Turbulenzen ging das nicht so gut und wir haben unsere bequemen Sitze aus den Bussen in Südamerika vermisst. Also ehrlich gesagt fahr ich lieber 20 Std in so einem Bus, wie 11 Std im Flieger sitzen. Es ist viel bequemer, wenn man die Sitze so weit nach hinten stellen kann im Bus. Da konnte ich wirklich einige Stunden am Stück schlafen. Das geht im Flieger nicht so gut. Aber wir waren recht fit und vor allem freuten wir uns wie Schnitzel, endlich in Neuseeland zu sein. Nachdem wir aus dem Flieger waren, sind wir zielstrebig zur Immigration. Da waren wir doch recht gespannt, was auf uns wartet. Man hat ja schon viel über den Zoll hier gelesen und gesehen, da hatten wir doch ein paar Sorgenfalten im Gesicht. Manche kennen vielleicht die TV-Sendung Boarder Patrol, welche unter anderem hier in Auckland am Flughafen gedreht wird. Wir wurden mit Plakaten zumindest mal auf etwaige Filmaufnahmen aufmerksam gemacht. Aber zumindest damit hatten wir Glück, die Filmcrew war wohl noch am Schlafen. 🙂 Unser Besuch beim Officer war dann aber wirklich harmlos. Mussten nur ein paar Fragen beantworten und konnten dann einreisen. Unterwegs im Flugzeug mussten wir noch eine Karte ausfüllen, betreffend Gegenstände, welche wir nach Neuseeland einführen. Vor allem muss man bestätigen, dass man keine Pflanzen, Früchte und Lebensmittel bei sich hat. Das hatten wir alles auch nicht, ausser unseren Wanderschuhen, welche wir ebenfalls deklarieren mussten. Wenn man hier etwas nicht deklariert, ist man direkt mit einer Strafe von 500 NZD dabei. Umgerechnet irgendwas um die 300 Euro. Da wir das so deklariert hatten mussten wir an eine extra Schlange anstehen, wo das Gepäck manuell durchsucht wird. Wir mussten unsere Schuhe zeigen und da die doch recht schmutzig waren, haben uns die Beamten diese abgenommen, um sie zu putzen. Das nenne ich mal Service. 🙂 Wir haben gesagt, dass wir die Schuhe zuletzt in Bolivien getragen haben, was aber länger als 30 Tage her ist. Trotzdem wollten die Beamten auf Nummer sicher gehen. Und ich muss zugeben, Schuhe putzen können sie. So sauber waren meine Wanderschuhe schon lange nicht mehr. Nach dieser Prozedur waren wir aber auch durch den Biosecurity Check durch und damit endlich in Neuseeland angekommen. Ist schon alles recht streng, aber irgendwie verständlich. Man versucht einfach alles an Fremdkörper aus anderen Teilen der Welt zu vermeiden. Ich denke, da lohnt sich der Aufwand, wenn man überlegt, was selbst über Schuhe an Samen oder Bakterien aus anderen Teilen der Welt eingeschleppt werden können. Damit hatten wir es geschafft und nun hiess es Kaffee organisieren. Und ich hatte noch ein wenig Hunger. Im Flieger haben wir zwar ein Abendessen bekommen und auch Frühstück, aber ich hatte nur das Frühstück. Ich kann im Flieger einfach nicht so gut essen. Mir liegt das immer so schwer im Magen. Daher hungere ich da immer eher lieber. Jetzt brauchte ich aber noch eine Kleinigkeit. So gab es ein leckeres Sandwich und unseren ersten neuseeländischen Kaffee. Sehr lecker. So haben wir auch noch etwas Zeit vergeudet, weil war es doch noch immer erst 6 Uhr am Morgen. Irgendwann haben wir uns dann auf den Weg gemacht und ein UBER organisiert, um zu unserem Hotel zu fahren. Dort angekommen haben wir leider erfahren, dass unser Zimmer erst auf 14 Uhr zur Verfügung steht, was jetzt doch noch eine gewisse Zeit war. Wir konnten aber zumindest unser Gepäck abgeben und sind dann los, um noch einen Kaffee zu trinken und zu besprechen, was wir heute dann noch anstellen könnten. Den Kaffee haben wir in einem Café, welchem ein indisches Restaurant angeschlossen ist, getrunken. Kaffee war gut aber der Geruch nach indischem Curry noch vor 9 Uhr, war jetzt nicht ganz meins. Dafür haben wir mal wieder etwas Neues ausprobiert. In Neuseeland gibt es überall Kaffee Flat White und ich hatte keinen Plan, was das ist. Also einfach bestellen, probieren und dann Googlen. 🙂 Hat zum Glück sehr gut geschmeckt und ist eigentlich nichts anderes wie Cappuccino. Nur das die Milch nicht ganz so sehr aufgeschäumt wird, sondern eher etwas schwerer bleibt. Ich finde es super und vor allem recht stark. Also die perfekte Kombination für diesen Morgen. Meine Recherche ergab dann auch, dass Flat White vor allem in Neuseeland getrunken wird und eigentlich von hier aus die Welt erobert hat. Wieder was gelernt. Nachdem wir den Kaffee getrunken hatten, haben wir uns auf den Weg in den Hafen gemacht, weil wir uns einfach sponatn zu einer Free Walking Tour angemeldet haben. Die Tour war dann auch wirklich sehr gut. Treffpunkt war wieder mal um 10 Uhr und die Tour dauerte doch knapp 3 Std. Sie führte uns durch Auckland Downtown und wir haben direkt einige Tipps zu Auckland und Neuseeland insgesamt bekommen. Auch der Guide war richtig gut und mit Herzblut bei der Sache. Wir haben aber direkt gemerkt, Englisch ist nicht gleich Englisch. In Neuseeland wird doch recht schnell gesprochen und es gibt einige Wörter, welche wie abgekürzt werden. Für uns nicht ganz einfach, werden wir uns aber auch daran gewöhnen. Lustig war auch, dass wenn wir spontan jemandem antworten mussten, immer zuerst in Spanisch anfingen. Die letzten Monate und das ständige Spanisch hat sich also in unseren Kopf eingebrannt 😉 Was uns auf der Walking Tour direkt aufgefallen ist, ist die unterschiedliche Architektur der Gebäude in der Stadt. So steht neben einem modernen Hochhaus wieder ein recht altes und kleines Haus. Irgendwie ein sehr spannendes Stadtbild.

Danach haben wir natürlich noch einiges über die Vorteile gelernt, wenn man in Neuseeland lebt. So ist für Einwohner die Universität viel billiger als für Ausländer, man hat eine kostenlose Krankenversicherung und Neuseeland war das erste Land überhaupt, in welchem Frauen ebenfalls wählen durften. Das Land ist sehr liberal, so regiert aktuell bereits die dritte Premierministerin und diese ist sogar die Erste weltweit, welche in ihrer Amtszeit ein Kind auf die Welt gebracht hat. Danach ging es dann in den Albert Park, welcher noch sehr schön ist. Zum einen sind hier einige Denkmäler zum Thema Krieg aufgestellt, wie z.B. eine übergrosse und zerborstene Scheibe, welche hochkant in der Erde steckt. Ausserdem finden sich noch diverse andere Statuen dort.

Was wir im Park auch gelernt haben, ist die Geschichte zur Entstehung der Welt aus Sicht der Maori, den Ureinwohnern von Neuseeland. Laut dieser Geschichte war zu Beginn der Welt die Mutter Erde direkt bedeckt von Vater Himmel. Sprich es gab keinen Raum zwischen Erde und Himmel, was ein Überleben der Kinder von Mutter Erde unmöglich machte. Irgendwann hat sich ein Sohn (Tāne – der Gott des Waldes) entschieden, Mutter Erde und Vater Himmel zu trennen. Ganz langsam hat er einen kleinen Spalt zwischen Erde und Himmel bekommen. Das nun eindringende Tageslicht und Luft zum Atmen sorgte dafür, dass Tiere und Pflanzen die Erde besiedelten. Tāne ist somit der Lebensbringer und alle lebenden Kreaturen sind seine Kinder. Der Sohn schaffte immer mehr und trennte Erde und Himmel immer weiter. Der Sohn wurde so stark und verwandelte sich irgendwann in einen grossen Baum, den Nationalbaum von Neuseeland, einen «Kauri». 

Danach ging es weiter zur Universität wo wir noch ein wenig zum Thema Politik und Bildung erfuhren. Schon spannend wie die Themen hier angegangen werden und wie ausgeglichen hier alles erscheint. Danach ging es dann noch in einen kleinen Park, wo wir weitere tolle Bäume anschauten. Diese Bäume haben so tiefe Äste, welcher aber so dick sind, dass man sich darauf setzen kann und darunter durchlaufen kann. Sieht extrem schön aus. Ausserdem konnten wir noch den berühmten Silberfarn sehen, welcher an der Blattunterseite bei Nacht und Mondschein leuchtet.

Im Anschluss ging es wieder in die Stadt und die Tour endete wieder in der Nähe des Hafens. Wir sind im Anschluss in unser Hotel, in der Hoffnung das nun unser Zimmer fertig ist. Hat auch fast geklappt, aber ein paar Minuten mussten wir in der Lobby noch warten. Egal, denn danach konnten wir endlich duschen und ein wenig ausruhen.

Am Abend sind wir dann nochmal los, um ein paar Schritte zu laufen bzw. uns die Region um den Hafen, dem sogenannten Wynyard-Areal zu erkunden. Dieses Areal ist recht neu und wirklich schön. Viele tolle Wohnhäuser um den Yachthafen und viele Restaurants und Cafés. Glaube hier werden wir noch öfters sein.

Wir haben hier dann auch etwas gegessen und ich konnte mein erstes neuseeländisches Bier probieren. Uiii, das war lecker, also das können sie hier. Wir haben auf der Tour auch gelernt, dass Neuseeland die meisten Brauereien pro Einwohner weltweit hat. Dieser Titel war für viele Jahre Irland vorbehalten, änderte sich jetzt aber. Ich bin sehr gespannt, was ich da noch alles für meinen Bierblog finde.

Der nächste Tag war dann Freitag, der 30.12.2022 und langsam nährt sich das Jahresende. Wir haben den Tag genutzt, um so richtig auszuschlafen, ganz entspannt zu frühstücken und einfach nur ein paar Schritte zu laufen. Es war ein richtig fauler Tag, was aber extrem, gut tat. Wir hatten keinen Jetlag oder so, aber die lange Reise und dann das Laufen von gestern steckte doch in den Knochen. Ausserdem haben wir einen Supermarkt gesucht, um mal zu schauen, was es hier so alles gibt und einen kleinen Snack gekauft. Ansonsten haben wir eine kleine Shopping-Mall in der Nähe gefunden, in welcher es einen kleinen Foot-Court gibt in welchem man Speisen aus der ganzen Welt probieren kann. Darauf freuen wir uns sehr, mal wieder etwas Asiatisches oder so essen zu können. 

Der Folgetag war dann schon Silvester. Wir sind am Morgen eine Runde gelaufen und haben einen neuen Stadtteil erkundet. Wir waren ein wenig einkaufen, und zwar neue Turnschuhe. Wir haben auf der Tour von der Marke Allbirds erfahren. Eine Schuhmarke aus Neuseeland, welche einen hohen Wert auf Nachhaltigkeit legt und echt coole Schuhe herstellt. Das wollten wir testen und waren in einem Laden. War super, die Schuhe sind so leicht und fühlen sich echt genial an. Und wenn man zwei Paar kauft, dann bekam man 30% Rabatt. Wir haben natürlich zugeschlagen! Ausserdem waren wir noch in einem Park und am Hafen. Wir haben gesehen, dass die Queen Elizabeth, das Kreuzfahrschiff im Hafen liegt und das wollten wir dann schon sehen. Was für ein riesiger Kahn….

Danach sind wir wieder ins Hotel, um ein wenig auszuruhen, ehe wir zu unserem Silvesterdinner los sind. Also nicht, dass wir etwas Spezielles geplant hatten, wir wollten einfach wieder in dieses Wynyard-Areal und schauen wo wir einen Platz bekommen. Wir haben aber einen tollen Platz gefunden und es gab eine sehr grosse und leckere Pizza für uns, welche wir uns teilten. Es war schön, dass sich an Silvester alles draussen abspielt. Wir sassen auf der Terrasse und haben das sehr genossen. Es war ein wenig windig, aber nicht kalt. So kann man Silvester viel mehr geniessen finde ich. Nach dem Essen sind wir dann weitergezogen und haben einen Platz gesucht, von wo aus wir sowohl den Fernsehturm als auch die Harbour Bridge im Auge hatten. Wir waren sehr erfolgreich und haben einen Platz gefunden, zwischen vielen anderen Menschen. Es ist aber direkt aufgefallen, wie entspannt hier alles abläuft. Niemand hat Böller oder Feuerwerk gezündet, niemand hatte Alkohol in der Hand und niemand war betrunken. Man merkte, dass die Leute einfach Freude hatten, ein gutes Essen genossen, vielleicht etwas Wein oder so geniessen, aber alles im Rahmen. Es waren alle Altersgruppen vertreten und jeder hatte seinen Spass. Ich war wirklich beeindruckt, wie das hier funktioniert und man keine Angst vor Stress oder sonstigen Auswüchsen haben muss. Um Mitternacht gab es dann das berühmte Feuerwerk am Fernsehturm. Es war sehr schön anzuschauen, aber jetzt nicht wirklich riesig. Ich hatte etwas mehr erwartet, aber ok. Ist ja auch ok, man muss nicht Millionen verballern, sondern kann auch so etwas Schönes machen.

Danach sind wir noch in eine Bar auf einen Absacker und dann zurück ins Hotel. Es war ein gelungener Abend, viele nette Menschen, tolle Stimmung, leckeres Essen und einen guten Wein bzw. Gin Tonic. So lässt es sich doch gut in das neue Jahr starten. Ich bin sehr gespannt, was das neue Jahr so für uns bringt und wie unsere Reise weiter geht. Jetzt haben wir es also tatsächlich geschafft, ein ganzes Kalenderjahr nicht in Europa gewesen zu sein. Schon komisch das so zu schreiben, weil es sich absolut nicht so anfühlt. Aber ein schöner Gedanke, vor allem wenn ich darüber nachdenke, was in den 365 Tagen alles passiert ist. Dafür kann man wirklich nur dankbar sein.

Neujahr kann ich dann ganz kurz beschreiben. Wir haben wirklich nichts gemacht. Wir waren sehr gut frühstücken, aber sonst?! Nichts Spezielles, sondern einfach den Tag genossen und dass wir hier sind. Fühlt sich noch immer so unreal an für uns.

Montag der 02.01.23 war dann wieder etwas mehr los. Wir haben einen tollen Spaziergang durch die Stadt gemacht bzw. sind zur Harbor Bridge gelaufen. 

Ausserdem haben wir einen weiteren Stadtteil, ein Wohngebiet am Meer erkundet, einfach um ein wenig zu schauen, wie die Menschen hier wohnen. Und ich muss sagen, hier lässt es sich glaub sehr gut aushalten. Alles kleine und sehr schöne Einfamilienhäuser die richtig gepflegt aussahen. Ich habe keinen Plan, warum ich das so beschreibe, aber nach 6 Monaten in Südamerika fallen einem plötzlich wieder ganz andere Dinge auf. :-)Was aber auch aufgefallen ist, die Anzahl an Porsche und sonstigen Luxusautos lässt darauf schliessen, dass wir nicht gerade im Armenviertel unterwegs waren. Beim Thema Auto noch eine weitere Randbemerkung. Hier in Neuseeland habe ich jetzt tatsächlich in den letzten Tagen ein paar Autos der Marke Skoda gesehen. Verwundert jetzt vielleicht niemanden so sehr, aber ich habe im ganzen letzten Jahr 3 Autos dieser Marke gesehen. Eines in Kolumbien und noch zwei weitere kurz vor unserem Abflug in Santiago. Ich habe irgendwann begonnen darauf zu achten, weil ich selbst ja mal einen Skoda gefahren habe und in der Schweiz gefühlt jedes dritte Auto ein Skoda ist. So ist mir das schon zu Beginn des Jahres in den USA aufgefallen, dass irgendwas auf den Strassen fehlt. Ich glaube, da hat noch jemand Potential weitere Märkte zu erschliessen. Aber ok, jetzt in Auckland habe ich wieder welche gesehen, nach 4 Tagen doch schon 5 Stück und selbst die Polizei fährt die Marke. Kann ich mich also wieder auf andere Sachen konzentrieren. 

Der Spaziergang tat richtig gut und es ist wieder cool so am Meer zu sein. Am Abend sind wir in eine kleine Brauerei in der Umgebung des Hotels und ich konnte mal wieder etwas für meinen Bierblog tun. Wenn ich nur mal die Erfahrungen zu Papier bringen würde. Ansonsten haben wir den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Dienstag der 03.01.2023 war dann ein Tag welcher kulturell sehr hochstehend war. Wir sind früh am Morgen los und haben uns auf den Weg in das War Museum gemacht. Bevor wir dort angekommen sind, haben wir noch den Weg dorthinn genossen. Zuerst haben wir noch ein paar schöne Highlights der Stadt gesehen.

Als Nächstes haben wir noch die Gewächshäuser im Park Auckland Domain angeschaut. Leider war nur eines davon geöffnet, das zweite wird gerade renoviert und erdbebensicher gemacht, aber immerhin. Wir haben viele tolle und bunte Blumen gesehen.

Neben dem Gewächshaus gab es dann noch einen kleinen Park zum Thema Farne. Hier konnten wir wieder den berühmten Silberfarn anschauen, wessen Blätter ja das Nationalsymbol von Neuseeland sind. Das Interessante ist, dass die Blätter von oben betrachtet ganz normal grün sind, von unten aber in Silber scheinen. 

Danach ging es dann weiter zum Auckland War Memorial Museum, kurz auch: Auckland Museum oder auf Māori: Tamaki Paenga Hira. Es ist das grösste kulturhistorische und naturkundliche Museum in Auckland. Das Museum wurde 1852 in einem Bauernhaus mit zwei Räumen in einem Vorort von Auckland geründet. Es ist somit das älteste Museum des Landes. 1869 erhielt das Museum dann einen Neubau in der Innenstadt von Auckland. Nach dem Ersten Weltkrieg verschmolzen der Plan ein neues Museumsgebäude zu errichten und das Bedürfnis nach einer Gedenkstätte für die Teilnehmer des Krieges. Das Museumsgebäude im neoklassizistischen Stil liegt in der Auckland Domain, auf einem grasbedeckten Hügel, einem ruhenden Vulkan, und wurde am 28. November 1929 eingeweiht.

Das Museum hat riesige Sammlungen, insbesondere zur Geschichte Neuseelands, der Kultur der Māori und den Kulturen des pazifischen Raumes. Zur Geschichte der Māori kann man unter anderem drei komplette Holzgebäude, darunter das Hotunui, ein traditionelles Versammlungshaus der Māori von 1878 aus der Region Thames und das Kriegskanu (Waka) Te Toki a Tapiri aus dem Jahr 1830 besichtigen. Ausserdem wird ein riesiges Kanu, mit welchem die Krieger (100 Krieger pro Boot) damals auf dem Meer gefahren sind, ausgestellt.

Bekannt ist das Museum weiterhin für die naturkundliche Sammlung mit 1.5 Millionen Objekten aus Fauna, Botanik, Entomologie und Geologie. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Gefahr von Erdbeben und Vulkanausbrüchen, besonders in der Bucht von Auckland. In einer Simulation werden Ausbruch eines Vulkans und Erdbeben in der Bucht von Auckland gezeigt, die die Besucher in einem nachgebauten Wohnzimmer eines Bungalows in Auckland erleben können, inkl. der Erfahrung, wie sich die durch das Erdbeben ausgelösten Schockwellen anfühlen. Ausserdem gibt es einen grossen Bereich über die polynesischen Inseln, mit ihren Bewohnern und deren Kultur. Sehr eindrücklich mit welchem Detailgrad dort an Waffen, Kleidung und Gegenständen gearbeitet wird.

Das Museum ist zugleich die zentrale Kriegsgedenkstätte für die Provinz von Auckland. Es zeigt dazu eine umfangreiche Ausstellung zu den Neuseelandkriegen, internen Kolonialkriegen im 19. Jahrhundert als auch zu den internationalen militärischen Auseinandersetzungen, an denen Neuseeland teilgenommen hat, wie z.B. dem ersten und zweiten Weltkrieg. Ich hatte das gar nicht so auf dem Schirm wie viele Soldaten aus Neuseeland direkt in Europa gefallen sind. Neuseeland ist damals in den Krieg gezogen, nachdem Deutschland Belgien überfallen hat und daraufhin Grossbritannien den Krieg ausgerufen hat. Daher ist auch Neuseeland als Teil des Commonwealth in den Krieg.

Nach dem Museum sind wir noch weiter im Park spaziert und haben zuerst den Sensory Garden besucht, was eigentlich nur ein grosses Blumenbeet ist. Die Blumen dort riechen aber extrem, so dass man in einem Duft von verschiedenen Blumen dem Beet entlangläuft.

Danach sind wir dann durch den Lovers Walk wieder Richtung Hotel. Der Lovers Walk ist ein Pfad durch den Wald des Parks und führt über verschiedene Holzstege vorbei an grossen Bäumen und Farnen. 

Über diesen Pfad sind wir dann zum Ausgang des Parks, Auckland Domain gekommen und von dort ging es nochmal in den Albert Park. Mir hat es da so sehr gefallen, dass ich nochmal hin und ein wenig in der Sonne sitzen wollte. 

Danach ging es wieder zurück ins Hotel. So ein Tag mit viel Kultur macht doch sehr müde. Aber war extrem spannend und ich bin mehr als beeindruckt von den Ureinwohnern im pazifischen Raum. Es ist extrem wie detailliert dort alles bearbeitet und hergestellt wird. Ein besonderes Merkmal der Menschen sind die Tattoos, welche sie am ganzen Körper tragen. Dabei ist vor allem die Methode, wie die Tattoos gestochen werden, recht gewöhnungsbedürftig, vor allem im traditionellen Stil. Da wird keine Maschine genommen, sondern wie ein Holzstab mit recht dicken Nadeln am Ende und dann wird wie mit einem kleinen Hammer auf den Stab gehauen und die Stiche gesetzt. Das kann einfach nur schmerzhaft sein, sieht aber mehr als genial aus. Im Museum haben wir die Geräte dazu heute gesehen.

Mal schauen auf was für Ideen wir hier noch kommen. Wir haben den Abend dann im Hotel verbracht und mal wieder eine typische Brotzeit gemacht. Wir haben uns Brot usw. im Supermarkt geholt und an unserem kleinen Tisch im Zimmer gegessen.

Der nächste Tag, Mittwoch 04.01.2023 war dann ein ganz gemütlicher Tag. Was soll ich sagen, schon beim Aufstehen hat es draussen geregnet und gewindet. Was soll das den?? Ich dachte der Januar ist der wärmste Monat im Jahr in Auckland und dann das. Wobei das hat sich gestern schon irgendwie angekündigt, es war da schon recht windig und kühl, aber immerhin trocken. Aber ok, nutzen wir den Tag zum Arbeiten und Planen. Am Abend haben wir dann ja noch einen spannenden Termin, was noch eine gewisse Erholung voraussetzt. Wir haben uns um 17 Uhr mit Jasmin und Fabian getroffen. Vielleicht muss ich noch kurz erklären, wer die Beiden sind. Ich kenne die Beiden ursprünglich von der Arbeit. Wir haben ein paar Jahre zusammen in der Schweiz gearbeitet und sind Freunde geworden. Die Beiden sind mittlerweile ein Paar und machen gerade in Urlaub in Neuseeland. Also sie sind gestern nach einem 35-stündigen Flug hier angekommen. Haben wir doch recht gut hinbekommen, dass wir zeitgleich hier sind. Neben dem Wiedersehen ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Beiden so lieb waren, uns unsere neuen Kreditkarten aus der Schweiz mitzubringen. 🙂 Warum müssen Kreditkarten auch immer im falschen Moment ablaufen? Aber wir konnten das so organisieren und können so auch die nächsten Monate noch bezahlen. Und was passt besser zu einem Wiedersehen nach 13 Monaten als eine ausgiebige Bar-Tour durch Auckland?! Wir haben uns für eine Tour beim Anbieter der Free Walking Touren angemeldet und waren sehr gespannt was uns erwartet. Als Schwerpunkt konnte man wählen, ob man bei der Tour Bier oder Wein trinken möchte. Ich habe mich natürlich für Bier entschieden, kann meinem Blog ja nur zugutekommen. Wir 4 haben uns wie gesagt bereits um 17 Uhr in einer Brauerei getroffen, wo später auch die Tour um 18.30 Uhr startete. Wir haben aber den Ratschlag des Anbieters, man soll bitte mit etwas im Magen erscheinen, ernst genommen und vorher noch eine Kleinigkeit gegessen. Und so hatten wir auch die Möglichkeit nach so langer Zeit erstmal den neuesten Tratsch auszutauschen und zu erzählen. Natürlich schon mal mit dem ersten Bier. 🙂 Danach ging es dann um 18.30 Uhr los mit der Tour.

Der Guide war wieder Darcy und wir kannten ihn schon von der Free Walking Tour. Er ist echt noch ein lustiger Vogel, wobei sich manche Sprüche jetzt wiederholten. Aber egal, wir hatten trotzdem mega Spass. Zu uns Vieren gesellten sich noch eine Dame aus England sowie ein Herr aus England. Die beiden kannten sich aber nicht, sondern waren jeweils alleine auf Reise. War aber echt eine gute Truppe so mit uns 6 Nasen und wir hatten viel zu Lachen. Die Bar Tour war richtig gut. Insgesamt wollten wir 5 Bars besuchen, welche alle in einem besonderen Gebäude und daher etwas Spezielles sind. So sind wir in einer alten Polizeistation gestartet, waren dann in einem alten Bordel, danach in einer Bar, welche alte Eisenbahnschienen zur Herstellung der Tische verwendet, wir waren im ersten Hotel von Auckland und zum Abschluss noch auf einer coolen Roof-Top Bar. In jeder Bar konnten wir je ein Bier probieren bzw. Wein, wenn man sich dafür angemeldet hat. Ich bin wie gesagt beim Bier geblieben, den Wein Part hat Corinne erfolgreich übernommen. Nachdem wir in der letzten Bar das Bier gelehrt hatten, war dann aber noch lange nicht Schluss. Obwohl es vielleicht gesünder gewesen wäre. 🙂 Aber wir hatten so viel Spass und das Bier war so gut, da sind wir einfach geblieben und haben weiter gefeiert. Und wir blieben lange… Irgendwann war dann aber Feierabend und wir mussten mehr oder weniger gehen. Wir haben uns auf den Heimweg gemacht und sind zum Karussellfahren ins Bett gelegen. 🙂

Der nächste Tag, Donnerstag, der 05.01.2023 war dementsprechend eher ein Tag mit wenig Inhalt. Ich schiebe aber mal die Schuld aufs Wetter, klingt einfach deutlich besser. Aber nein im Ernst, es hat heute den ganzen Tag geschüttet und gestürmt, das war unfassbar. So langsam habe ich das Gefühl, Neuseeland mag uns nicht so richtig. Aber egal, es gibt ja kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Zumindest haben wir das gegen Mittag umgesetzt. Davor haben wir hauptsächlich gearbeitet und weiter geplant und Hotels gesucht. Wir habe uns gegen Mittag aufgemacht und haben uns mit Fabian und Jasmin auf einen Kaffee getroffen. Das brachte dann auch die Lebensgeister wieder ein wenig zurück. Nach dem Kaffee meldete sich sogar der Hunger und wir sind vom Kaffee direkt zu einem Asia-Imbiss, um ein paar Buns zu essen. Waren nicht schlecht, aber auch nicht der Brüller. Immerhin waren wir danach so fit, dass wir für ein kleines Bier in die nächste Bar sind. Man muss ja schauen, ob es noch immer schmeckt – tut es, Glück gehabt. 🙂 Wir haben es also extrem ruhig genommen und jede Menge getratscht. Danach hiess es dann auch Abschied nehmen von den Beiden. Sie werden zwar die nächsten Tage auch mit einem Camper unterwegs sein, haben aber nicht ganz so viel Zeit wie wir und werden schneller sein. Aber wer weiss, bisher haben wir so Viele ein zweites Mal getroffen, vielleicht schaffen wir es wieder. Corinne und ich sind dann zurück ins Hotel und haben noch ein wenig gearbeitet und sind dann früh ins Bett. 

Freitag, der 06.01.2023 startete dann recht früh. Wir haben noch die Hotels für die nächsten 5 Nächte gebucht. Heute startet nämlich der erste Teil von unserem Road-Trip. Dafür gehen wir heute zu Sixt und holen unseren Mietwagen ab. Da bin ich mal gespannt, was wir bekommen. Zuerst haben wir aber noch unsere Sachen gepackt und ausgecheckt. Dann mit dem UBER zu Sixt und was soll ich sagen? Das erste Mal dort gebucht und direkt ein Upgrade bekommen. Wir haben die Schlüssel zu einem fast neuen VW Tiguan bekommen. Ausgestattet mit allem, Schnick-Schnack, nur eben das Lenkrad auf der falschen Seite…. Hurra, das wird einen Spass. Nachdem wir den ganzen Papierkram erledigt hatten, ging unsere Fahrt auch schon los. Wir werden die nächsten Tage den Teil nördlich von Auckland bereisen, ehe wir dann am Dienstag, 10.01.2023 wieder für 8 Tage zurück nach Auckland müssen. Dazu dann zu gegebener Zeit mehr. Jetzt geht es also los, ganz vorsichtig und voll konzentriert. Die ersten Kreuzungen waren schon recht ungewohnt und vor allem das Einfahren in einen Kreisverkehr sind sehr speziell, aber alles gut gegangen. Wir sind gleich so richtig durch Auckland durch und über die Harbor Bridge. Leider war das Wetter aber auch heute so richtig beschissen, so dass wir von der schönen Gegend nicht so viel gesehen haben. Wir sind knapp 3 Std Richtung Norden bis nach Whangarei, einer kleinen Stadt an der Küste. Bis hierher waren es ca. 180 km, was eine gute Distanz für den ersten Tag war. Ich wollte es nicht gleich übertreiben. Wir hatten uns für den Ort entschieden, weil es hier sehr schöne Wasserfälle gibt und man ein wenig wandern kann. Wir werden nur eine Nacht bleiben und wollten daher den Nachmittag nutzen. Leider war das Wetter aber noch immer richtig schlecht, so dass wir nur kurze Distanzen gelaufen sind und dazwischen mit dem Auto von A nach B gefahren sind. Den ersten Stopp machten wir an den Whangarei Wasserfällen, welche richtig schön waren. Aber die Menge an Wasser war, glaube ich, für diese Jahreszeit viel zu viel. Man hat schon von oben gesehen, dass unten einige Teile des Ufers komplett überschwemmt und auch viele Wege gesperrt waren. Wir sind dann nach unten, um den Wasserfall auch von unten zu sehen und wollten dann ein Stück am Fluss entlang. Irgendwann war es uns aber echt zu gefährlich, weil das Wasser den Weg teilweise überschwemmt hatte und wir nicht wussten, ob der Wasserspeigel noch höher kommt. Das war uns in dem schmalen Tal doch zu gefährlich und wir sind zurück. 

Sind wir eben zum nächsten Platz, dem AH Reed Memorial Kauri Park, mit dem Auto. Dort haben wir einen kleinen Walk durch den Wald gemacht und dabei zwei riesige Kauri Bäume gesehen. Wow, sind das Giganten. Bevor wir in den Wald gingen, sind wir an einer Schuhputzstation durchgelaufen. Ich habe ja oben schon geschrieben, dass der Zoll unsere Schuhe geputzt hat und man darauf hier sehr viel Wert legt, dass nichts von Aussen eingeschleppt wir. Es ist aber auch so, dass die Kauri Bäume momentan sehr gefährdet sind und man eigentlich gar nicht in den Wald soll. Wenn man geht, dann muss man durch kleine Anlagen durch, um die Schuhe zu putzen und zu desinfizieren. Man muss das machen, wenn man in den Wald geht und auch wenn man wieder herauskommt. Ausserdem darf man die Wege nicht verlassen. Alles recht aufwendig, aber wenn es zum Schutz der Bäume dient, dann machen wir das gerne. Immerhin haben die Bäume teilwiese über 1’500 Jahre überlebt, da muss ja nicht gerade ich schuld sein, wenn er eingeht. Da kann man sich schon mal ein wenig bemühen für die Natur. Der Weg ging vorbei an den Bäumen wieder zu einem Wasserfall, dem Paranui Falls und von da wieder in einem Bogen zurück zum Auto.

Es war trotz des Wetters ein genialer Ausflug und die paar Schritte taten richtig gut. Danach ging es dann mit dem Auto in das Zentrum der kleinen Stadt wo wir noch ein Haus von Hundertwasser sowie den Hafen anschauten. Ist wirklich ein herziges Zentrum und alles wieder so schön grün und sauber. Ein Highlight war ein grosser Glaskasten mit einer Murmelbahn innendrin. Diese Murmelbahn war tatsächlich eine Uhr und man konnte die Stunden, Minuten und sogar Sekunden am Stand von Murmel ablesen. Faszinierend wie das aufgebaut sein muss, damit das alles zusammenpasst, ich war beeindruckt.

Nach all diesen neuen Eindrücken ging es dann zurück ins Hotel. Jetzt war der Hunger gross und wir sind in ein thailändisches Restaurant neben unserem Motel. Dieses wurde vom Eigentümer des Motels empfohlen und wir wurden nicht enttäuscht. Das Essen war der Hammer. Wie wir später gesehen ist es laut TripAdvisor das beste Restaurant der Stadt und es wurde vor ein paar Jahren (2013) vom thailändischen Ministerpräsidenten bei einem Besuch in Neuseeland, zusammen mit 4 anderen Restaurants, mit dem Siegel «Thai Select Premium», welches Thai Cousine nach höchstem Standard definiert, ausgezeichnet. Das Restaurant war genial und überhaupt nicht teuer, was mich noch gewundert hat.

Danach sind wir zurück ins Hotel und haben den Tag ausklingen lassen. Wir wollen morgen für die Weiterfahrt wieder fit sein.

Der nächste Tag startete dann tatsächlich auch recht früh und wir sassen gegen 8:50 Uhr schon im Auto und waren auf dem Weg weiter Richtung Norden. Wenn man bedenkt, dass wir davor noch Packen mussten und auschecken, gar nicht schlecht. Und beim Einladen der Rucksäcke hat uns plötzlich ein Herr auf Schweizerdeutsch angesprochen. Er hat wohl gestern einen Tipp bekommen, dass wir auch aus der Schweiz sind und da ging er direkt in die Vollen. Aber noch recht lustig und wir haben uns ein paar Minuten unterhalten. Schon mal wieder krass zu merken, wie klein die Welt ist. Dann ging es aber los, ohne Frühstück und vor allem ohne Kaffee. Wir fuhren Richtung Paiha, einem kleinen Dorf an der Ostküste und bekannt für seine schönen Strände. Leider war das Wetter noch recht bescheiden, wobei es zumindest mal nicht regnete. Von Sonnenschein waren wir aber auch noch recht weit weg, so dass wir zuerst in ein Café sind, denn der Koffeinhaushalt war in einem kritischen Zustand. Und das kann natürlich nicht sein. Also gab es einen Kaffee und eine Kleinigkeit zum Frühstück, ehe wir ein wenig am Strand entlanggelaufen sind. Wirkte alles sehr schön, aber auch touristisch. Wobei ich es bei schönem Wetter hier sicher auch aushalten könnte. Was wir bei unserem Spaziergang am Strand gelernt haben ist, dass hier am 20.12.1832 das erste dokumentierte «Cricket-Game» in Neuseeland statt fand.

So haben wir uns aber nach kurzer Zeit wieder auf den Weg gemacht mit dem Ziel, ganz in den Norden von Neuseeland zu fahren. Wir wollten zum Leuchtturm am Cape Reinga. Das bedeutete eine Fahrt von ca. 3 Std und das auf einer recht lustigen Strasse. Das Ganze heisst zwar Highway 1, hat mit einem Highway aber nicht viel zu tun. Es ist eine schmale Strasse mit einer Spur pro Richtung und geht durch sehr hügeliges Gebiet. Daher kommt gefühlt auch alle 100 Meter eine Kurve. Ich muss aber sagen, Humor haben die Menschen hier. Um es mit der Geschwindigkeit einfach zu halten, gilt in Städten 50 und ausserhalb ist die Höchstgeschwindigkeit 100 km/h. Dazwischen gibt es vereinzelt mal Stellen, an denen man 70 oder 80 fahren darf. In manchen Kurven gibt es gelbe Schilder, welche ab und an eine Richtiggeschwindgeit beinhalten, mit welcher die Kurve «gemütlich» gefahren werden kann. Eigentlich recht simpel. Jetzt fährt man da teilweise durch die Gegend, verlässt eine Stadt und darf dann eigentlich 100 fahren. Dann kommt eine Kurve und die Richtgeschwindigkeit wird mit 75 angegeben – passt. Die nächste Kurve ist dann gar nichts angeschrieben, ist aber so scharf, dass man sie mit max. 50 durchfahren kann. Also nur weil keine Angabe da ist, heisst das nicht, dass es nicht eine sehr enge Kurve werden kann. Und anstatt die Geschwindigkeit zu reduzieren, darf man wie gesagt einfach meist 100 fahren. Teilweise musste ich echt scharf bremsen, weil die Strassen so eng und die Kurven so scharf wurden. 100 kann man da gar nicht fahren, muss man aber wissen. Nun ja, ansonsten klappt das Fahren aber ganz gut. Schwierig ist es nur beim rechts abbiegen, dass man da nach rechts schaut ob einer kommt und nicht nur nach links. Und ganz mühsam ist z.B. rückwärts ausparken, denn ich schau immer in die falsche Richtung oder das Fahren auf einem Parkplatz. Das habe ich auch nicht so drauf. Aber zurück zum Thema. Wir sind also immer weiter Richtung Norden gefahren und das Wetter wurde tatsächlich auch ein wenig besser. Unterwegs konnten wir kurz vor dem Ziel noch ein paar schöne Bilder machen von der tollen Aussicht.

Wir waren schon voller Hoffnung auf das Wetter am Leuchtturm. Leider nur um dann auf dem Weg zum Leuchtturm auf den letzten Metern zu Fuss noch ein wenig enttäuscht zu werden. Am Meer war es doch recht neblig, so dass die Sicht nicht ganz so gut war. Egal, trotzdem ein sehr cooler Ort und es hat uns mega gefallen. In der Verlängerung des Cape Reinga nach Norden vereinigen sich die westlich des Kaps liegende Tasmansee und der nördlich und östlich des Kaps erstreckenden Pazifische Ozean. Für die Māori treffen hier «Te Tai o Rehua» von Westen, den männlichen Teil verkörpernd, und «Te Moana Nui a Kiwa» von Osten, den weiblichen Teil verkörpernd, am Cape Reinga aufeinander. Für sie symbolisiert dieses Aufeinandertreffen von männlichem und weiblichem Teil die Entstehung des Lebens. Für die Maori ist dieser Ort übrigens einer der wichtigsten in ganz Neuseeland. Hier wandert die Seele eines Maori nach seinem Sterben hin um von der Landzunge zu springen und um dann die Wurzeln des 800 Jahre alten pōhutukawa-Baums zu erklimmen um in die Unterwelt hinabzusteigen. Beim Gang zum Leuchtturm sieht man diesen alten und einsam dastehenden Baum noch heute an einem kleinen Felsen. Wir verstehen die Mauri Kultur noch nicht so ganz, aber viele Inhalte bzw. Rituale sind einfach sehr schön. 

Nach diesem tollen Erlebnis ging es dann wieder Richtung Süden an die Wesküste und in einen kleinen Ort Namens Omapere. Ich habe eigentlich gedacht, dass wären so ca. 2.5 Std Fahrzeit von Cape Reinga, wurde dann aber eines Besseren belehrt. Laut Google Maps waren es jetzt doch 3.5 Std. und über 260 km. Hurra, da kommt Freude auf, vor allem weil es doch schon 15.30 Uhr war. Egal, wir haben uns auf den Weg gemacht und haben versucht einen etwas anderen Weg zu nehmen als den Hinweg. Wir hätten recht weit den gleichen Weg nehmen können, aber das wäre ja doof. Nun ja, leider war die empfohlene Alternativ-Route von Google nicht die beste Idee. Die Strasse war noch schmaler und teilweise sehr kurvig. War etwas mühsam und wir waren doch schon einige Stunde am Fahren. Irgendwann, kurz vor dem Ziel mussten wir dann nochmals abbiegen und standen plötzlich auf einer Schotterpiste durch den Wald. Nun ja, kann man machen und gibt es hier ja auch noch öfters, war aber schon komisch. Hat sich so ähnlich angefühlt wie Fahren auf einem Waldweg zu Hause, nur dass es eben hier eine Strasse sein soll und nicht ein landwirtschaftlicher Weg für den Traktor oder so. Wir haben das aber ganz gut hinbekommen und waren nach 12 km auch wieder auf einer asphaltierten Strasse, von wo aus es nur noch 20 km zum Hotel waren. Wir haben eingecheckt und ein kleines Nachtessen auf dem Zimmer eingenommen. Wir hatten am Mittag etwas Brot, Wurst und Salat gekauft, dass musste reichen. Es sei angemerkt, zum Essen eines Salates braucht man kein Teller, man kann auch direkt aus der Plastiktüte essen und das Dressing einfach da reinschütten. Einfach aufpassen, dass man mit der Gabel sich nicht in die Hand sticht. 🙂  Danach sind wir völlig erschöpft ins Bett.

Der nächste Tag war dann Sonntag, der 08.01.2023 und heute haben wir es entspannt genommen. Wir haben am Morgen an einem Kiosk neben dem Hotel einen Kaffee geholt und den direkt am Strand getrunken. Da hat es uns so gut gefallen, dass wir beschlossen haben, heute einfach am Strand zu bleiben, zu baden und zu lesen. Das war herrlich. Wir lagen direkt vor dem Hotel am Strand bzw. auf einer grossen Wiese unter einem riesigen Baum. Der Baum steht direkt vor unserem Zimmer, warum wir ein Zwiespältiges Verhältnis zu diesem Baum haben. Dank ihm haben wir jetzt zwar Schatten, auf der anderen Seite haben wir aber keine Meersicht, sondern nur eine Baumsicht aus dem Zimmer. Obwohl uns Meersicht verkauft wurde. Ok, jammern auf hohem Niveau, man kann auch um den Baum schauen, aber ok. 🙂 Wir hatten mit dem Hotel eh etwas Pech. Die Bilder im Internet haben etwas grössere Erwartungen geweckt, welche jetzt nicht so erfüllt wurden. Und preislich war es doch auch am oberen Ende unseres Budgets, dann tut es doppelt weh. Wobei ich auch sagen muss, ein anderes Hotel in der Nähe kam gar nicht in Frage, da alles so exorbitant teuer war oder eben ausgebucht. Nun ja, wir machen das Beste daraus und der heutige Tag war trotzdem sehr genial. Wir haben aber gemerkt, wie aggressiv die Sonne hier sein kann. Wir waren meist im Schatten, haben uns gut eingecremt und trotzdem einen leichten Sonnenbrand bekommen. Das müssen wir in Zukunft noch besser machen.

Am frühen Abend sind wir dann ca. 45 Min in ein Nebendorf gelaufen wo es zumindest zwei Restaurants und einen Take-Away Imbiss gab. Wir haben uns für den Imbiss entschieden, da die Restaurants teilweise so schlechte Rezensionen hatten, dass wir uns das nicht antun wollten. So gab es eben einen kleinen Burger und Fish and Chips. War auf alle Fälle lecker und sicher billiger als im Restaurant. Also alles richtig gemacht. Danach hiess es dann aber Beine in die Hand nehmen und ab zurück. Der Himmel verfärbte sich recht schwarz und wir waren gerade zurück als es anfing zu regnen. Wobei nach 20 Min. war die Sonne wieder da. Wir haben den Abend dann im Hotel verbracht und unseren Balkon genossen. Es ist zwar nicht perfekt die Unterkunft, hätte aber auch schlimmer kommen können. Alles gut!

Montag, der 09.01.2023 stand dann im Zeichen der Kauri-Bäume. Wir sind schon recht früh los, hatten wir doch wieder ein gutes Stück zu fahren und wollten noch genügend Zeit für die Bäume haben. Bevor es los ging, gab es nochmal einen Kaffee direkt am Strand, dann auschecken und auch das Auto brauchte mal noch einen neuen Energieschub in Form eines vollen Tankes. Benzin ist eigentlich noch recht günstig hier, was uns im weiteren Verlauf glaub ich noch zu Gute kommt. Die Entfernungen sind doch auch recht gross und ich befürchte, wir werden noch so ein paar Kilometer machen. Wir sind dann also los und haben uns auf den Weg zu unserem ersten Stopp im Waipoua Kauri Forest gemacht. An diesem Stopp wollten wir den Tane Mahuta besuchen. Der Baum ist mit 51,2 m der grösste bekannte Kauri-Baum und der grösste Baum Neuseelands. Sein Umfang in Bodennähe beträgt 13.77 m, was einem Durchmesser von knapp 4.4 m entspricht. Die Stammhöhe vom Erdboden bis zum Kronenansatz beträgt 17.68 m und erst ab dieser Höhe hat der Baum Äste. Der Name des Baumes stammt aus der Sprache der Māori und ist nach dem gleichnamigen Gott des Waldes Tāne benannt. Noch heute ist der Baum den Māori heilig und es wird als Entweihung betrachtet, wenn Aussenstehende ihn berühren. Das Alter des Baums ist tatsächlich nicht bekannt, Schätzungen gehen von bis zu 2000 Jahren aus. Ich habe weiter oben schon zur Entstehung der Welt aus Sicht der Māori geschrieben und das ist also der Baum, welcher Erde und Himmel trennte und somit Leben auf die Erde brachte. Schon ein ziemlich eindrücklicher Baum und eine besondere Atmosphäre.

Natürlich mussten wir hier und im weiteren Verlauf des Tages noch einige Male wieder durch die typischen Schuhputzstationen. Für uns noch immer lustig vor allem wenn dann, wenn die Schuhe so richtig mit Desinfektionsmittel getränkt werden. Da kann nicht mehr viel Lebendes dran sein. Aber ist ja gut. Sollen die Bäume doch noch lange existieren können. Gefährdet sind die Bäume durch die sogenannte «Phytophthora agathidicida» – sprich eine Wurzelfäule des Kauri-Baumes. Es handelt sich dabei um eine Art «Protisten» (aus dem griechischen für „Urwesen“ bzw. „Erstlinge“ und sie sind eine Gruppe nicht näher verwandter mikroskopischer Lebewesen, wie z.B. Algen und Pilze.) Die wohl bekannteste Phytophthora Art ist der Erreger der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel, welche auch heute noch die wichtigste Kartoffelkrankheit ist. 

Nachdem wir den Baum ausführlich betrachtet hatten, ging es zum nächsten Stopp einem «Kauri Walk». Hierbei handelte sich um einen kleinen Wanderweg durch den Wald, an welchem sich verschiedene Kauri-Bäume reihten. Auch hier wieder alles sehr gut geschützt und mega eindrücklich. 

Am Ende des Wanderweges gab es dann noch eine kleine Überraschung für uns. Denn was wir nicht wussten, am Ende des Wanderweges, ehe man den gleichen Weg zurück muss, steht der Te Matua Ngahere, wieder ein riesiger Kauri-Baum. Der Baum, der auch auf ein Alter von etwa 2000 Jahre geschätzt wird, ist etwas niedriger als der Tāne Mahuta, hat aber mit 16.41 Metern den grössten Stammumfang aller Bäume in Neuseeland. Sein Stamm ist 10.21 Meter hoch, die Gesamthöhe beträgt rund 29.9 Meter wobei er bei einem starken Sturm im Jahre 2007 beträchtlichen Schaden genommen hab. In der Baumkrone leben zurzeit über 50 verschiedene Pflanzenarten, was schon sehr interessant ist. In der Sprache der Māori bedeutet der Name des Baumes „Vater des Waldes“ und ist somit ein Nachfahre von Tāne Mahuta. 

Nach so viel Natur ging die Fahrt weiter Richtung Süden bis nach Dargaville, dort wollten wir eine Kleinigkeit essen und einen Kaffee trinken. Die Stadt war jetzt nicht wirklich schön und auch das Wetter machte langsam wieder schlapp. Es war doch recht frisch und ungemütlich. 

Danach ging es dann weiter Richtung Süden bis nach Swanson und damit eigentlich schon in einen Vorort von Auckland. Hier hatten wir ein Zimmer gebucht, was sich nachher als ganze Ferienwohnung herausgestellt hat. Ich weiss nicht genau, was ich da gemacht habe, aber war eine schöne Unterkunft und der Vermieter extrem freundlich und hilfsbereit. Wir haben uns beim Check-in lange unterhalten und er meinte, dass morgen das Wetter noch schlechter werden solle und wir lieber heute noch an den Strand von Piha fahren sollten. Eigentlich war das unser Programm für morgen. Dann machen wir das doch direkt noch. Wir haben also unser Gepäck nur in die Unterkunft gelegt und sind wieder los. Nach ein paar Meter sind wir an einen Aussichtspunkt gekommen, von wo aus man bis nach Auckland schauen kann und sogar schon den Skytower erkennen kann. Das wir so nah an Auckland sind, hatte ich nicht auf dem Schirm. 

Danach ging es dann nach Piha an den Strand. Leider war an dem Tag noch ein Surf-Event, so dass wir etwas Mühe mit dem Parkplatz hatten. Hat sich aber auch lösen lassen und so konnten wir noch ein paar Schritte durch den Sand machen. Die Stimmung war sehr cool, mit den Wolken, auch wenn es auf den Bildern nicht so richtig rüber kommt. Uns hat es sehr gut gefallen.

Nach ein paar Minuten sind wir dann weiter und noch zu den Kitekite Wasserfällen gefahren. Diese liegen direkt neben Piha im Wald und man muss knapp 40 Min. von Parkplatz aus laufen. Das tat nach dem vielen Fahren noch richtig gut und hat sich mehr als gelohnt. 

Danach waren wir aber sehr hungrig und haben uns von Roberts Idee (unser Vermieter) inspirieren lassen. Er hat uns eine Pizzeria empfohlen, wo wir Pizza abholen können und diese dann auf der Terrasse vor unserer Wohnung essen könnten. Das war eine super Idee und wir haben uns auf den Weg nach Henderson, einen anderen Vorort von Auckland, gemacht. Wir sind auf den Parkplatz gefahren und haben von dort online bestellt und dann abgeholt. Wir sind also mal wieder recht im Kreis gefahren. Es hat sich aber gelohnt, die Pizza war der Hammer und die Aussicht von unserer Terrasse ein Traum.

Leider hat sich das Wetter aber sehr verschlechtert und es wurde kalt. So gab es eine halbe Pizza im Freien und eine Halbe in der Wohnung.

Der nächste Tag begann dann mit viel Regen und Wind. Jetzt war guter Rat teuer, was sollen wir heute noch machen? Wir haben uns entschieden, dass wir trotzdem nochmal an den Strand fahren und zur Not einfach im Auto sitzen bleiben. Ausserdem hatten wir noch Pizza vom Vorabend übrig und was gibt es besseres als kalte Pizza zum Frühstück und dann noch am Meer??? Ein Traum würde ich sagen, auch wenn das nicht jeder verstehen wird. 🙂  Wir haben also unsere Sachen zusammengepackt, alles ins Auto geladen und sind nach Te Henga an den Bethells Beach gefahren. Dort angekommen, ca. 15 Minuten zum Fahren, gab es endlich unsere restliche Pizza und was soll ich sagen, auch der Regen wurde besser. Wir sind noch eine Weile im Auto gesessen, sind dann aber doch noch raus. Wir wollten zumindest ein paar Meter am Strand laufen und die frische Luft geniessen. Der Strand ist traumhaft schön, wenn mit schwarzem Sand einfach etwas ungewohnt. Mir hat es aber super gefallen und ich kann mir vorstellen, was hier an einem schönen Tag los sein kann. Jetzt war es aber noch recht früh am Tag und das Wetter nicht so gut, so waren wir fast allein. Eine tolle Atmosphäre.

Danach haben wir uns dann auf den Weg nach Auckland gemacht, mussten wir doch unser Auto heute wieder abgeben. Ich muss sagen, der Tiguan war wirklich toll zu fahren und das Upgrade hat sich wirklich gelohnt. Auch mit dem Fahren klappt es immer besser. Ok, manchmal fahre ich etwas zu weit links am Strassenrand, aber wenn die Strassen auch so schmal sind und man so viel zu Schauen hat. 😉 Aber ansonsten haben wir das echt im Griff. Gestern ist Corinne den ganzen Tag gefahren und so sind wir glaub ich nun beide bereit auch mit dem Camper die Strassen in Angriff zu nehmen. Wir waren dann schon gegen 13 Uhr bei Sixt, was eigentlich zu früh war, aber egal. Das Wetter wurde nicht wirklich besser und wir wollten dann doch auch in unsere nächste Unterkunft. Von der Autovermietung ging es dann mit einem UBER in die Stadt. Leider waren wir jetzt für die Schlüsselabholung etwas früh, also noch einen Kaffee und dann bin ich los. Ich musste ca. 10 Min laufen zu einem Gebäude, in welchem ein grosser Raum mit verschiedenen Schlüsselboxen war. Zuerst Code für die Eingangstüre eingeben, dann hinein und die richtige Box finden, dort Code eingeben und Schlüssel rausnehmen. Läuft heute richtig gut. Zwischenzeitlich hat Corinne das Gepäck im Café gehütet und sich nochmal einen gegönnt. Mit dem Schlüssel dann zurück zur Unterkunft und dann mal schauen, was wir da gebucht haben. Und ich muss sagen, haben wir super ausgesucht. Eine kleine Wohnung mit Wohnzimmer und Schlafzimmer und für Corinne ein kleines Büro. Hier kann sie sich für die nächsten Tage komplett zurückziehen und ausbreiten. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, sind wir zusammen los zum Einkaufen. Seit Tagen freuen wir uns, dass wir wieder mal eine eigene Küche haben und selbst kochen können. Wir haben am ersten Abend direkt mit Spaghetti und Tomaten-Thunfischsauce losgelegt. Es war richtig schön so ein wenig zu kochen und dann gemeinsam am Tisch zu sitzen und zu essen. Auch wenn es nicht ein kulinarisches Highlight war, wir fanden es super. 

Den ersten Tag wieder hier in Auckland haben wir sehr früh gestartet. Direkt mit einem frischen Kaffee und einem eigenen Frühstück. Wir haben gestern wieder viele Früchte, Joghurt und Haferflocken gekauft. Darauf haben wir uns auch schon lange gefreut und haben auch das wieder als ein Highlight abgefeiert. 🙂 Schon nach einer Nacht in der fremden Wohnung haben wir seit langem mal wieder das Gefühl von Zuhause. Obwohl ich noch immer aus dem Rucksack lebe, warum alles ausräumen, fühlt es sich trotzdem anders und richtig gut an. Corinne aber hat alles ausgeräumt und in den Schrank verräumt. Sie brauchte wohl ein wirkliches Gefühl von Zuhause. Ansonsten haben wir den Tag mit Arbeiten usw. verbracht. Ich denke ab hier wird sich der Text für die nächsten Tage ein wenig ändern. Wir werden die Zeit nutzen zu Arbeiten und ich habe mir viel vorgenommen wegen der Homepage. Sprich alles, was ich die nächsten Tage mache, seht ihr dann in Form von neuen Länderberichten und einem Update im Bierblog. Unser Reisebericht hier wird dann nur ein paar Highlights beinhalten, wenn wir mal etwas unternehmen, aber ich möchte auch nicht langweilen und darüber schreiben, wenn es nur Arbeit etc. war. Ein Highlight des heutigen Tages war aber noch der Kauf einer portablen Kaffeemaschine. Dazu habe ich die halbe Nacht recherchiert und bin fündig geworden in Form einer AeroPress Maschine. Diese soll uns vor allem, wenn wir mit dem Camper unterwegs sind, das tägliche Aufstehen erleichtern. Sind wir mal gespannt, ob das Teil was taugt, werde sicher darüber berichten.  Aber immerhin mal ein wichtiger Task abgearbeitet. 🙂

Heute ist doch schon Donnerstag der 12.01.2023 und ich kann zum Thema portable Kaffeemaschine einen Nachtrag starten. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Neu-Erwerb. Auch wenn es mit 45 Euro/Franken nicht ganz billig war, der Kaffee schmeckt super und wir können sogar einen Espresso damit zaubern. Ich denke das kommt gut und unsere zukünftigen Morgen im Camper sind gerettet und werden deutlich entspannter. 🙂 Auch was unsere Kochkünste angeht haben wir in dem Jahr nichts verlernt. Auf unsere Spaghetti folgten schon Highlights wie Toast Hawaii und heute gab es Reis mit einer Gemüse-Tomaten-Sauce – sehr lecker. 🙂 Macht wieder Spass zumindest etwas selber zu machen, auch wenn die Möglichkeiten in einer fremden Küche einfach begrenzt sind. Und ich mag jetzt nicht z.B. Unmengen an Gewürzen und Zeugs kaufen, was wir nachher nicht mitnehmen können. Aber wir sind sehr zufrieden und kommen auch mit dem Arbeiten gut voran. Da das Wetter auch sehr durchwachsen ist bisher, kommen wir auch gar nicht gross in Versuchung etwas anderes zu machen.

So jetzt wird es aber doch mal wieder Zeit für ein kurzes Update. Es ist nämlich schon Montag, der 16.01.2023 und in den letzten Tagen ist nicht viel passiert. Wir haben tatsächlich unfassbar viel gearbeitet und waren recht viel in der Wohnung. Aber immerhin haben wir zum Thema Blog einiges erledigt, mein Bierblog ist aktuell und auch die Länderberichte sind in der Mache. Ok, einen wichtigen Termin hatten wir letzten Freitag noch. Corinne hat sich ein Tattoo am Knöchel stechen lassen. Ein kleines Blatt eines Farn, oder heisst das Zweig? Ich hab keine Ahnung, aber eben so ein Silberfarn und dazu noch 4 kleine Sterne. Das Tattoo sieht absolut genial aus und hat noch eine sehr tiefe Bedeutung. Der Silberfarn gilt seit den 1880er Jahren als Symbol der nationalen Identität Neuseelands. Für Māori stand die elegante Form der Wedel für Stärke, hartnäckigen Widerstand und ausdauernde Kraft. Für Pākehā (Neuseeländer nicht-Māori-Abstammung) symbolisierte der Farn ihr Gefühl der Verbundenheit mit ihrer Heimat. Die 4 Sterne kommen aus der Flagge Neuseelands und stellen das Sternbild Kreuz des Südens dar und betonen die Lage Neuseelands im Südpazifik. Ich finde das Tattoo richtig cool und finde es extrem schön und auch super gestochen. Da kann man nichts sagen. So ist das eben mit den Souvenirs, wir finden einen Weg damit wir auch Souvenirs mitbringen können. 🙂

Aber zurück zu Heute. Heute habe ich noch einen kleinen dafür aber kulturell hochstehenden Ausflug gemacht. Ich war im Kunstmuseum, was ja nicht so meine Welt ist. Aber es gab eine Sonderausstellung zu Frida Kahlo und Diego Rivera. Beides ja sehr bekannte Maler aus Mexiko und beide haben uns bei unserer Reise schon oft begleitet. Wir haben in Mexiko viel über Frida Kahlo gehört, dann in Kolumbien und später wieder in Chile. Sie hatte einen grossen Einfluss auf die Kunst in den jeweiligen Ländern. Wir haben es aber bisher nicht geschafft mal eine Ausstellung zu besuchen um ein paar Werke direkt anschauen zu können. Also habe ich das jetzt hier gemacht und es war echt toll. Ich fand die Bilder sehr schön, hab aber nicht alles verstanden. Bin eben doch eher ein Kunstbanause und kenn mich da nicht so aus. Ich war auch recht schnell durch, weil ich schaue mir ein Bild an und entscheide, schön oder nicht schön. Und dann geht es weiter. Ich kann nicht stundenlang vor einem Bild stehen und darüber philosophieren. Aber egal, es war cool und mal wieder etwas Neues.

Neben Bildern von Frida Kahlo war noch eine weitere Sonderausstellung einer neuseeländischen Künstlerin mit dem Namen Robin White. Auch sie hatte richtig geniale Bilder, welche extrem detailliert waren und eher wie ein Druck aussahen. Einfach beeindruckend. Ich bin froh wenn ich einen geraden Strich malen kann. 🙂 Neben Bildern hat Robin White aber auch riesige wie Wandteppiche bemalt, welche extrem schön aussehen.

Auch sonst war das Museum sehr schön gestaltet. Viele schöne Bilder, immerhin ist es grösste Kunstgalerie Neuseelands mit einer Sammlung von mehr als 15.000 Werken, aber vor allem auch ein schönes Gebäude an sich. Wie eigentlich überall spielt die Maori Geschichte auch in diesem Museum eine grosse Rolle. Vor allen werden viele Porträts ausgestellt, welche sehr gut aussehen – fast wie Fotos.

Bevor es dann wieder zurück in die Wohnung ging, bin ich noch ein wenig durch die Stadt gelaufen und habe die Sonne genosse. Nach den letzten Tagen tat das wieder sehr gut. Und ich habe nochmal schöne Gebäude und Stellen gefunden.

Heute ist dann schon Dienstag der 17.01.2023 und damit auch schon unser letzter kompletter Tag in Auckland. Morgen geht unsere Reise weiter mit einem für uns ganz neuen Abenteuer. Wir haben uns für die nächsten 34 Tage einen Camper-Van gemietet, welchen wir morgen Vormittag abholen können. Daher wollten wir heute noch etwas unternehmen, wobei unsere Ideen dabei weit auseinander gingen. 🙂 Corinne wollte nach jetzt doch wieder einigen Monaten mal wieder zum Frisör und ich wollte den Mount Eden in Angriff nehmen. Also haben wir uns aufgeteilt und sind beide am Vormittag los. Corinne war sehr erfolgreich, endlich mal wieder richtige Profis am Werk, ein super Schnitt und eine tolle Farbe. Hat sich gelohnt und nach dem Stress der letzten Tage endlich mal wieder etwas erholsames. Ich habe mich auf den Weg gemacht und bin zu Fuss in den Vorort Mount Eden gelaufen, dessen Name an George Eden, den ersten Earl of Auckland, erinnert. Er liegt ca. 4 km südlich des Zentrums. Unterwegs konnte ich noch ein paar Bilder machen und Auckland von einer neuen Seite sehen.

Der Vulkan Mount Eden ist ein zum Auckland Volcanic Field gehörender ruhender Vulkan, auf dessen 196 Meter hohem Gipfel sich ein 50 Meter tiefer, mit Gras bewachsener Krater befindet. Der letzte Ausbruch des Vulkanes erfolgte vor 28’000 Jahren aus zwei Kratern ein neuer Ausbruch wird aber zum Glück für wenig wahrscheinlich gehalten. Vor der Ankunft der Europäer wurde der Berg seit etwa 800 Jahren von den Māori bewohnt und als befestigte Siedlung genutzt. Der Vulkan war eines der wichtigsten Siedlungszentren der Māori im Raum Auckland. Der Krater trägt den Namen Te Upu Kai a Mataaho (die Schale von Mataaho‘); Mataaho war eine Gottheit, von der gesagt wurde, dass sie im Krater lebt und die Hüterin der in der Erde verborgenen Geheimnisse ist. Die Stätte ist bis heute eine sehr wichtige und spirituelle Stelle der Māori und hat eine grosse Bedeutung für die Menschen im täglichen Leben. Der Mount Eden ist über die schmale Puhi Huia Road erschlossen, welche mittlerweile aber für den kompletten Verkehr gesperrt ist um die archäologischen Stätten auf dem Berg zu schützen und seine spirituelle Bedeutung für die Māori zu respektieren. Vom Gipfel hat man eine tolle Sicht auf die Stadt und eben in den Krater. Ein extrem tolles Gefühl so in dieses Loch zu schauen und dabei zu sehen was für eine Kraft in der Erde steckt, wenn man dann wieder die Umgebung anschaut, welche durch die Ausbrüche der Vulkane entstanden ist.

Danach haben wir uns dann wieder in unserer Wohnung getroffen und den Tag vollends ausklingen lassen. Ich schreibe noch diese Zeile, weil ich den Beitrag heute noch online stellen mag. Wie gesagt, morgen geht ein neues Abenteuer los und damit soll dann auch ein neuer Beitrag starten. Wir haben den Tag noch vollends genutzt um zu packen, unsere Kochreste und Kühlschrankreste vollends zu Essen und unsere Route ein wenig zu planen bzw. auch noch weiter gearbeitet. Wir waren tatsächlich die ganze Woche in keinem Restaurant oder so, sondern haben jeden Tag richtig lecker gekocht, das hat uns richtig gut gefallen.
Wir sind tatsächlich gespannt wie das ab morgen wird. Wir werden noch in der Wohnung frühstücken und dann mit dem UBER zur Mietfirma fahren. Dort werden wir dann schauen was uns erwartet. 🙂 Wir werden ganz sicher darüber berichten. Jetzt heisst es aber Abschied nehmen von Auckland, einer wirklich tollen Stadt. Es hat uns mega gefallen hier, auch wenn wir die letzten Tage nicht ganz so viel gesehen haben. Was uns in Erinnerung bleiben wird ist, dass wir wohl den schlechtesten Sommer den Auckland je hatte, erlebt haben. 🙂 Ich dachte hier regnet es im Januar nicht, womit ich recht falsch gelegen bin. Aber egal, wir haben das Beste daraus gemacht und es war einfach Mega hier. Ich kann verstehen warum Menschen hier leben wollen.

Santiago de Chile und Valparaiso

Wie im letzten Bericht geschrieben sind wir mit dem Flugzeug von Montevideo kommend in Chile eingereist. Es ist nach der Atacama Wüste unser zweiter Aufenthalt in diesem Land. Das hatten wir schon lange nicht mehr, dass wir nach einer längeren Unterbrechung wieder in ein Land kommen. Wir sind also am Samstag, 17.12.2022 mit fast 40 Minuten Verspätung gegen 13:45 Uhr in Montevideo abgehoben. Laut Piloten wurde noch ein Teil am Flieger ausgewechselt, was selbstverständlich der Sicherheit zugute gekommen ist. Er war aber optimistisch, dass wir trotzdem pünktlich um 15.40 Uhr in Santiago de Chile landen sollten. Und damit hatte er auch fast recht. Wir haben ordentlich Zeit während des Fluges aufgeholt und waren somit tatsächlich nur 2 Std und 5 Min in der Luft anstatt der geplanten 2 Std und 40 Min. War mir persönlich, aber auch ganz recht. Die Plätze im Flieger waren jetzt eher für kleine Menschen ausgelegt. Zu Glück hatten wir eine Dreier-Reihe für uns Zwei so konnte ich meine Füsse quer ein wenig ausstrecken. Wir hatten nicht bei einer Billig-Fluglinie gebucht und daher waren die Tickets auch nicht ganz so günstig. Ich hatte etwas mehr erwartet. Aber ok, auch überlebt. Der Flug an sich war ganz ok. Wir hatten gutes Wetter und konnten unterwegs noch recht viel sehen. Spannend war, dass irgendwann der Pilot meinte, dass wir langsam mit dem Landeanflug beginnen. Da war aber von den Anden, welche wir ja überqueren mussten, noch nichts zu sehen. Erst so ganz allmählich haben sich dann die Berge gezeigt und man hatte das Gefühl, dass man wie durch die Täler der Berge fliegt. Wir waren so nah am Boden das war schon krass. Dazu noch eine super Sicht, war tatsächlich schön. Als wir durch ein paar Wolken dann durch mussten, war es zwar ein wenig turbulent, aber ok. 

Wir waren kaum über der Bergkette hinweg, ging der Flieger richtig steil nach unten und wir waren im direkten Landeanflug. Gefühlt war das so: Ende der Berge, kurz Fahrwerk ausfahren und schon waren wir über der Landebahn. Das war bisher mein heftigster Anflug auf einen Flughafen. Aber alles gut gegangen und wieder eine Erfahrung reicher. Als wir dann am Terminal angekommen sind, mussten wir mal wieder auf ein freies Gate warten. Das Gleiche hatten wir schon in Miami. Da kommt man schon zu spät und dann steht man auf dem Rollfeld wie bestellt und nicht abgeholt. Aber ok, wir hatten ja Zeit und nach ca. 15 Min war es dann auch so weit. Wir konnten ans Gate und dann wurde es lustig. Laut Durchsage durften nun die ersten 5 sowie die letzten 5 Reihen des Fliegers diesen verlassen. Der Rest musste sitzen bleiben. Ich habe keinen Plan warum, aber war eben so. Da die Verwirrung etwas gross war, hat das Ganze dann ein wenig gedauert. Nachdem die Herrschaften von hinten aber durch waren, durften tatsächlich alle aussteigen. Hatten wir so auch noch nie, aber kann man ja mal machen. Vielleicht hatten sie Angst, dass der Flieger sonst umkippt, oder was weiss ich. 🙂 Wir waren dann aber eine der letzten die ausgestiegen sind und dann ging es zur Immigration. In dem Fall war das ein etwas zeitaufwendiges Unterfangen. Wir mussten uns in eine Schlange einreihen, welche in mehreren Schlaufen durch das halbe Terminal ging. Hurra, das dauert also. So war es dann auch und wir mussten uns gedulden. Nach ca. einer Stunde war es aber so weit und wir standen vor dem zuständigen Officer. Dieser hatte jetzt aber so gar keinen Bock mehr und wollte nicht viel wissen. Wir haben ruck-zuck unsere Stempel bekommen und waren somit eingereist. Das zweite Mal, «hola Chile». Wir sind dann zur Gepäckausgabe, wo unsere Rucksäcke schon fleissig ihre Runden drehten. Diese waren also auch da, da kann ja nichts mehr schief gehen. Wir haben unsere Rucksäcke geschnappt und uns ein UBER zum Hotel organsiert. Dort angekommen war die Überraschung gross. Wir hatten ein tolles Hotel gebucht. Mal wieder richtig schön und dafür preislich echt ok. Keine Ahnung wie das funktioniert hat, aber beschweren wir uns nicht. Immerhin bleiben wir für 6 Nächte da und werden das sehr geniessen. Wir haben uns dann ein wenig ausgeruht und dann ging es auch schon los zu unserem Treffen mit Amillie. Wie es der Zufall will, treffen wir sie nach 5 Monaten wieder, nachdem wir gemeinsam durch ganz Zentralamerika zusammen gereist sind. Unsere Wege trennten sich in Panama und nun sind wir alle in Santiago. Das muss man ja ausnutzen, vor allem, weil sie schon am nächsten Tag weiter nach Sydney fliegt. Also bleibt uns nur dieser Abend für einen kurzen Umtrunk. Leider ging es ihr an dem Abend gesundheitlich nicht so gut, so dass wir es bei einem Wasser bzw. Kaffee belassen mussten und nicht das abgemachte Wiedersehens-Bier trinken konnten. Aber ok, vor einem 14 Stundenflug mag ich meinen schon defekten Magen auch nicht weiter belasten mit einem Bier. 🙂 Es war trotzdem genial, sich nach der Zeit wieder zu sehen und zu sprechen, was jeder so erlebt hat in der Zwischenzeit. Jetzt müssen wir einfach schauen, dass wir auch den Rest unserer 5er-Gruppe aus der Gruppenreise bald irgendwo mal wieder treffen können. Das Treffen war super und wir hatten so viel Spass. Zum Essen sind Corinne und ich dann später allein, eben zur fortgeschrittenen Zeit. Danach war dann auch Zeit fürs Bett, waren wir jetzt doch eine ganze Weile unterwegs. Dementsprechend habe ich aber super geschlafen in meinem Bett. Wir haben zwei grosse Betten im Zimmer und jeder hat 4 Kissen – unfassbar, so gemütlich. 🙂

Den Sonntag, 18.12.2022 haben wir dann gemütlich gestartet. Wir haben das Frühstücksbüffet ausgiebig genossen und einen kleinen Brunch daraus gemacht für uns. Danach haben wir uns mit Jenni verabredet. Yepp, auch sie ist aktuell in Chile, nachdem ihre Reise durch Patagonien auch nicht planmässig geklappt hat, ist sie ein paar Tage hier, ehe sie am Dienstag zurück nach Deutschland fliegt. So sehen wir sie also auch nochmal und werden die Tage noch etwas gemeinsam unternehmen. Für heute haben wir den Besuch des Stadtteil Barrio Italia ins Auge gefasst. Dies ist ein Stadtteil, welcher vor allem für italienische Restaurants, Cafés und Eis bekannt ist. Geprägt ist es aber genauso von sehr niedrigen Gebäuden mit bunten Fassaden. Ausserdem gibt es viele kleine Läden und Märkte auf welchen Künstler ihre Ware verkaufen. Und ich muss sagen, es gab wirklich tolle Sachen.

Ausserdem war ja heute auch das Finale der Fussball-WM und wir waren in der Annahme, dass in einem italienischen Viertel sicher ein paar Fernseher in den Restaurants stehen. Damit sollten wir auch richtig liegen, wobei wir zu Beginn keinen sinnvollen Platz fanden. Es war bereits alles besetzt und auch an den TVs vor den Restaurants war es schon sehr voll. Wir fanden also keinen Sitzplatz und die ganze Zeit stehen wollten wir auch nicht. Wir sind dann ein wenig durch die Strassen gelaufen und haben die Atmosphäre genossen. Kurz vor Ende der Partie haben wir an einem Strassencafé noch die letzten 10 Minuten geschaut. Da das Ganze ja noch recht spannend war und die Verlängerung anstand, sind wir doch zu den Restaurants, bei welchen sich grossen Menschentrauben vor dem Fernsehen breit gemacht hatten. Da war richtig was los und die Stimmung war grandios. Wir haben uns dort noch die Verlängerung und das anschliessende Elfmeterschiessen angeschaut. Danach ging dann richtig die Post ab und wir hatten einen grossen Spass daran den Menschen beim Feiern zuzuschauen und auf welch merkwürdigen Ideen man doch kommen kann. Sei es tanzen auf einer Motorhaube eines Porsches, ja der Fahrer war dabei und für die Musik zuständig, oder mit extrem laut knatternden Motorrädern durch die Strassen fahren. Es war herrlich und die Menschen extrem fröhlich und einfach glücklich. Das Ganze war tatsächlich ansteckend und gönnen tun wir es Argentinien ja auch.

Eigentlich wollte ich mir im Land noch ein Trikot von Argentinien kaufen als Erinnerung an das Land. Ich habe das nicht gemacht, weil ich es nicht im Rucksack tragen wollte, jetzt nerv ich mich tierisch darüber. Wäre cool gewesen, jetzt so ein Trikot als Erinnerung zu haben. Nun ja, kann man nichts machen. Wir haben noch eine ganze Zeit den Menschen zugeschaut, ehe wir uns auf den Weg in einen neuen Stadtteil Bellavista machten. Unterwegs haben wir noch eine Freundin von Jenny getroffen, welche ebenfalls am Reisen ist und ursprünglich aus den USA kommt. Sie hat sich dann uns angeschlossen und wir sind gemeinsam etwas Essen gegangen. Ansonsten hat der Stadtteil Bellavista an sich recht viele Restaurants und Bars zu bieten. Ist aber kein wirklich schöner Stadtteil, ok es gibt coole Graffitis, aber sonst wirkt es eher etwas schmuddelig und dreckig. Mich erinnerte es irgendwie an St.Pauli. Keine Ahnung warum, aber es wirkte ebenfalls so ein wenig alternativ und so weiter. Irgendwie war es cool. Nach dem Essen ging es dann zurück ins Hotel und ab ins Bett. 

Der nächste Tag war dann schon wieder ein Montag und damit eigentlich schon die Weihnachtswoche. Zum Glück haben wir schon alle Geschenke bestellt und organisiert. Der Weihnachtsputz entfällt auch, also können wir die Woche entspannt angehen. Was wir dann auch gemacht haben. Wir hatten nicht viel geplant für heute, sondern wollten nur mit der Standseilbahn im Stadtteil Bellavista auf den Cerro San Cristóbal fahren. Da wir bereits gestern eine erste Schulung zum Thema Fahren mit der Metro durch Santiago von Jenni bekommen hatten, waren wir heute gut vorbereitet. Hat auch alles super geklappt. Unsere Karte, welche wir gestern gekauft und aufgeladen hatten, funktionierte tiptop und auch unser Ziel haben wir auf Anhieb erfolgreich getroffen. Ok, es waren auch nur ein paar Stationen ohne umsteigen, aber trotzdem. Das Metro System in Santiago ist echt noch gut und vor allem muss man nie lange auf einen Zug warten. Gefühlt kommen alle 3 bis 4 Minuten die Züge und diese sind auch recht bequem. Vor allem fühlt man sich in der Metro und den Stationen sehr sicher. Es ist überall sehr hell beleuchtet und es gibt überall Security. Wir sind also mit der Metro nach Bellavista und dann zur Talstation der Standseilbahn gelaufen. Diese Bahn wurde bereits am 25. April 1925 eröffnet und geht über knapp 500 Meter den Berg hinauf. In den letzten Jahren war die Bahn wegen Renovierungsarbeiten ausser Betrieb. Grosse Berühmtheit erlangte die Bahn als diese von Papst Johannes Paul II bei seinem Besuch im Jahr 1987 ebenfalls benutzte. Nun ja, wir waren kurz vor 12 Uhr da und uns wurde eröffnet, dass die Bahn erst ab 13 Uhr fährt. Ausserdem sollten wir beachten, dass die Gondel, welche auf der anderen Seite wieder hinunterfährt am Montag jeweils wegen Wartungsarbeiten geschlossen ist. Hurra, das war genau unser Plan. Mit der Standseilbahn hoch, oben ein wenig Laufen und dann wieder mit der Gondel hinunter um von dort aus zum Hotel zurück zu Laufen. Daraus wird also nichts. Also spontane Planänderung, wir laufen ein wenig in die Stadt. Zumindest mit dem Stadtteil Bellavista konnten wir uns ein wenig versöhnen, jetzt bei Mittagssonne sah alles etwas schöner aus als gestern in der Dämmerung.

Unser Plan war es jetzt, vorbei am bekannten Museum «Museo Nacional de Bellas Artes» zu laufen und weiter Richtung Park Santa Lucia. Was wir wussten war, dass vor allem Museen montags geschlossen haben, somit rechneten wir erst gar nicht, dass wir in das Museum können. Und damit sollten wir recht behalten, das Museum war zu, das Gebäude aber auch von Aussen extrem schön. Es würde genauso gut nach Paris passen ,von der Architektur, und kein bisschen dort auffallen.

Also sind wir weiter zum Park und was soll ich sagen, der Park war geschlossen wegen Wartungsarbeiten, wie jeden Montag. Unfassbar. Machen die einfach die Tore zu und gut ist. Der Montag ist eben doch der kleine Sonntag hier in der Stadt und es hat wohl deutlich mehr zu, als wir erwartet hatten.

So macht das ja keinen Spass. Also gab es einen Kaffee und wir sind in die Mall neben unserem Hotel gefahren. Da wollten wir während unseres Aufenthalts eh hin, brauchen wir doch ein paar neue Sommerklamotten und vor allem neue Schuhe. Meine Turnschuhe gehen doch wieder aus dem Leim, nachdem ich sie jetzt aber auch seit Zentralamerika fast jeden Tag an hatte. Haben wohl ein paar Schritte auf dem Tacho. Also gesagt getan, ab in die U-Bahn und ab zur Mall. Hier dann die nächste Enttäuschung, nein es war nicht geschlossen, aber ich wusste jetzt, wo all die Menschen sind, welche an einem Montag frei hatten. Genau, in der Mall. Es war so voll, das habe ich so noch selten erlebt. Ausser vielleicht früher als es noch den bekannten Sommerschlussverkauf gab und sich alle am Wühltisch getroffen haben. So machte das echt keinen Spass. Wir haben dem Treiben ein wenig zugeschaut, ein paar Kleinigkeiten gekauft und dann beschlossen, dass wir an einem anderen Tag wieder kommen.

Dafür haben wir uns am Abend noch etwas Tolles vorgenommen. Wir sind auf das höchste Gebäude von ganz Südamerika gefahren. Es ist ein Bürogebäude mit einer Höhe von 300 Metern und bietet einen grandiosen Blick über die Stadt und zu den Anden. Wir haben uns extra dazu entschieden erst gegen Abend zu gehen, da wir so direkt den Sonnenuntergang miterleben können. Leider macht das Gebäude aber schon um 21 Uhr zu, so dass wir zwar den Sonnenuntergang sehen konnten, ein Blick über die Stadt in Dunkelheit war aber nicht mehr möglich. Dazu ging die Sonne zu spät unter und es war noch zu hell. Wir haben den Abend wieder zusammen mit Jenni erlebt, da es heute ihr letzter Abend hier ist. Sie fliegt noch heute Nacht zurück nach Deutschland, um dort Weihnachten zu verbringen. So war es also mal wieder ein Abschiedsabend, was wir natürlich auch wieder gefeiert haben. Der Cocktail zum Sonnenuntergang war zumindest schon mal recht lecker, wobei ich die grosse Frage, welcher Pisco-sour ist besser, der in Peru oder der in Chile, nach wie vor nicht beantworten kann. Mir schmecken einfach beide. 🙂 Nachdem die Sonne untergegangen ist, wurden wir recht schnell von der Aussichtsplattform vertrieben. Die Leute wollten Feierabend machen und so mussten wir zum Aufzug.

Um den Abend aber noch ausklingen zu lassen, haben wir uns unten in das HardRock Cafe gesetzt und noch etwas gegessen. Danach ging es zurück zum Hotel und unterwegs noch Jenni verabschiedet. Schon speziell, dass sie Weihnachten wieder im Kreis der Familie verbringen wird und wir noch hier in Südamerika sind. Ist ein komisches Gefühl.

Der Dienstag war dann ein reiner Arbeitstag. Wir haben viel für unsere Firmen getan, aber auch für unsere Homepage. Es war an der Zeit unsere Blogs online zu bringen, damit unsere Freunde auch mal wieder etwas zum Lesen bekommen und ehrlich gesagt waren wir auch ganz schön hinterher. Es war aber schön, all das Erlebte der letzten Wochen nochmal durchzugehen und all die tollen Bilder anzuschauen. Ist für uns auch immer schön und hilft all das Gesehene auch zu verarbeiten. Gegen Abend sind wir nochmal in die Mall, um zu erkennen, die vielen Menschen sind auch an einem Dienstagnachmittag da. Wir haben nur wieder ein paar Läden angeschaut, Kleinigkeiten gekauft und wieder zurück. Das hält man ja nicht aus. Der Tag war also aus der einen Sicht sehr erfolgreich was Blog und Firmen betrifft, erfolglos was Einkaufen angeht und gleichzeitig vielleicht für manche auch langweilig. 🙂 Aber man kann ja nicht jeden Tag nur Neues erleben. Uns tat es zumindest auch mal wieder gut.

Am Mittwoch sind wir dann dafür wieder sehr fleissig unterwegs gewesen. Wir haben uns wieder mit einem leckeren Frühstück gestärkt und um kurz nach 9 Uhr ging es schon los zur Metro. Unser Ziel war der Platz vor der grossen Kathedrale, welches der Treffpunkt für eine Free Walking Tour war. Leider war die Beschreibung an welchem Eck des Platzes der Treffpunkt sein soll nicht ganz so klar, weshalb wir lieber etwas früher da sein wollten. Zu allem Übel war gestern in den Medien, dass vor allem die Strassenkriminalität in Santiago sehr stark zugenommen hat. In Santiago sind in den letzten Monaten sehr viele Flüchtlinge aus Venezuela angekommen und diese leben nun in sehr erbärmlichen Verhältnissen in Zelten und sonstigen selbstgebauten Unterständen, welche auf Grünstreifen neben den Strassen stehen. Gestern muss es wohl einen Überfall auf einen Tourguide gegeben haben, welcher seine Gruppe beschützte als man etwas klauen wollen. Es ist schon ein schwieriges Thema und nicht ganz einfach. Aber die Flüchtlinge wissen aktuell sich nicht anders zu helfen. Wir haben uns trotzdem auf den Weg gemacht, immerhin ist es gestern passiert, heute gross im TV, dann kann man damit rechnen, dass heute sehr viel mehr Polizei unterwegs ist. Und genau so war es dann auch. Es war sehr viel Polizei unterwegs, ob mehr als sonst, keine Ahnung. Wir haben uns aber mal wieder absolut nicht unsicher gefühlt, sondern sind einfach noch etwas aufmerksamer gewesen und haben vielleicht auch das eine oder andere Bild weniger gemacht. Wobei mir keine einzige Situation im Nachgang in den Sinn kommt, wo sich jemand komisch verhalten hat oder ich das Gefühl hatte, es ist jemand in der Nähe, der uns schaden könnte. Zurück zur Tour. Mit ein wenig Suchaufwand haben wir unseren Guide gefunden und hatten sogar noch etwas Zeit. Die Tour startet normal um 10 Uhr, er wollte aber noch etwas Zeit geben und meinte es geht um 10.15 Uhr los. Damit hatten wir noch knapp 25 Min Zeit und diese wollten wir nutzen, um die berühmte Kathedrale von Santiago zu besichtigen. Und wow, was war das für eine Erfahrung. Schon beim Betreten der Kathedrale haben sich einem die Haare zu Berge gestellt und man gespürt, dass man einen sehr speziellen Ort betritt. Das war wirklich etwas ganz Spezielles. Unsere Zeit in der Kirche war leider etwas kurz, um das ausgiebig zu geniessen. Aber für einen tollen Rundgang und ein paar schöne Bilder hat es gereicht. 

Der Start der Tour war dann direkt vor der Kathedrale mit einigen Infos zur Kirche. Der Standort der Kirche stammt aus der Zeit der Gründung der Stadt Santiago 1541 durch den spanischen Konquistador Pedro de Valdivia, der den Bau einer katholischen Kirche auf den Ruinen eines alten Inkatempels an der nordöstlichen Seite der Plaza de Armas anordnete. Da dieser gute Herr aus Santiago in Spanien stammte, heisst Santiago in Chile heute auch Santiago. Sehr kreativ die Menschen damals. 🙂 Wie jede Stadt in Südamerika hat auch Santiago seinen Plaza de Armas, welcher unter den Spaniern genutzt wurde zur Lagerung von Waffen. Daher auch die anderen wichtigen politischen Gebäude, welche den Platz hier säumen.

Die erste Kirche welche gebaut wurde war klein, wahrscheinlich wie eine Kapelle, aus leichten Materialien wie Stroh und Lehm gebaut. Ein zweiter Tempel mit Domcharakter wurde zwischen 1566 und 1600 erbaut, jedoch zerstörten zwei Erdbeben, die die Stadt 1647 und bzw. 1657 stark beeinträchtigten, auch die Kirche bis auf das Mittelschiff, sodass sie mehrmals umgebaut werden musste. Das Erdbeben von Valparaíso im Jahre 1730 verschlechterte erneut die Infrastruktur der Kathedrale, so dass der damalige Bischof den Wiederaufbau eines weiteren Tempels in Betracht zog, der den seismischen Aktivitäten des Landes besser standhalten würde. Die ersten Pläne für den Bau des endgültigen Doms wurden 1753 von König Ferdinand VI. angenommen. Mit der Grundsteinlegung am 1. Juli 1748 hatten die Bauarbeiten jedoch bereits vorher begonnen. Ein Brand am 22. Dezember 1769 verursachte am Dom grosse Bauschäden, die repariert und wieder aufgebaut werden mussten. Die Arbeiten wurden nach der Unabhängigkeit Chiles vom spanischen Kolonialreich fortgesetzt und waren 1830 fast abgeschlossen. 1840 erhob Papst Gregor XVI. die Kathedrale durch die Ernennung des ersten Erzbischofs von Santiago zur Metropolitankathedrale. Somit war die Bauzeit in Summe über 90 Jahre. 

Danach ging es quer durch die Stadt zu den gewissen aktuellen Regierungsgebäuden, bzw. auch den Alten, welche heute eher für Museen genutzt werden.

Ausserdem sind wir noch durch die wunderschönen Parks der Stadt gelaufen, unterwegs sogar an einem Weihnachtsmarkt vorbei gekommen bzw. haben einen Blick in die Strasse New York geworfen, in welcher die Gebäude tatsächlich sehr an New York erinnern.

Ein weiteres Highlight der Tour war das Probieren eines chilenischen Nationalgetränks. «Mote con huesillos“ ist ein alkoholfreies Getränk, das aus gesüsstem Pfirsichsaft, Weizengraupen (mote), sprich geschälten und polierten Weizenkörnern mit runder, halb- oder länglich-runder Form und getrockneten Pfirsichen (huesillos) besteht. Das Erfrischungsgetränk wird durch Kochen der getrockneten Pfirsiche in Wasser mit Zimt gewonnen. Die charakteristische Farbe entsteht durch den unraffinierten Zucker Panela. Gelegentlich werden Orangenschalen und Nelken dem Getränk hinzugefügt oder anstatt getrockneten Pfirsichen auch getrockneten Pflaumen verwendet. Da getrocknete Pfirsiche oft nicht erhältlich sind, werden heutzutage häufig auch Dosenpfirsiche verwendet. Das Getränk wird in einem hohen Becher zusammen mit den gekochten Weizengraupen und einem Löffel zum Auslöffeln serviert. Meistens kann man es an Ständen oder Karren auf den Strassen Zentralchiles, aber auch im Norden und Süden des Landes kaufen.

Den Abschluss der Tour hatten wir wieder im bereits besuchten Stadtteil Bellavista. War aber nochmal schön diese Gegend mit einem Guide zu besuchen und mehr Informationen darüber zu bekommen. Wir sind wieder an den vielen Kneipen, Restaurants und Bars vorbeigelaufen, dieses Mal mit einem besonderen Ziel. Wir wollten zu einem der drei Häuser des berühmten Dichters Pablo Neruda. Er war ein chilenischer Diplomat, Dichter und Schriftsteller, der sich vor allem gegen den Faschismus in seinem Heimatland und in Spanien einsetzte. 1971 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Am 23. September 1973 erlag Neruda, zwölf Tage nach dem Putsch in Chile unter Führung von Augusto Pinochet, angeblich seinem Krebsleiden. Die Todesursache war über viele Jahre nicht geklärt und führte zu diversen Untersuchungen mit unterschiedlichen Ergebnissen. Erst im November 2015 gab das chilenische Innenministerium in einer Erklärung bekannt, dass es „offensichtlich möglich und sehr wahrscheinlich“ war, dass Nerudas Tod durch Fremdeinwirkung verschuldet wurde, nämlich durch eine Spritze und er damit vergiftet wurde. Das Ministerium wies jedoch warnend darauf hin, dass eine Expertenkommission zu keinem abschliessenden Urteil gekommen sei. Also nach wie vor ist nur klar, dass nichts klar ist. Nach dem Tod von Neruda wurden seine Häuser vom Militär geplündert und zerstört. Es gibt drei Häuser, welche man heute besichtigen kann, eines steht hier in Santiago, ein anderes in Valparaiso und ein drittes in Isla Negra.

Hier endete dann auch unsere Tour und wir sind allein weiter. Hatten wir heute doch noch ein weiteres Highlight auf dem Zettel. Zuerst mussten wir uns aber stärken und dann ging es mit der Standseilbahn (Funicular) auf den Cerro San Cristobal. Genau, das ist der Hügel, welchen wir schon letzten Montag besichtigen wollten. Dieses Mal hat aber alles funktioniert, die Bahn war offen und viele Leute waren auch nicht da. Wir haben unsere Tickets geholt und schon ging die Fahrt nach oben los. Der Hügel erhebt sich bis auf 880 m und dominiert das Stadtbild von Santiago. Sein ursprünglicher Name war Tupawe, er wurde aber von den spanischen Eroberern nach dem Heiligen Christophorus umbenannt.

Der Gipfel ist ein beliebtes Ausflugsziel, von wo aus man einen guten Blick über die verschiedenen Stadtteile von Santiago hat und bei klarem Wetter auch auf die Andenkette im Osten. Auf dem Gipfel befinden sich eine Kirche, ein Amphitheater und eine 22 m hohe Statue der Jungfrau Maria. Papst Johannes Paul II. hielt dort 1987 eine Messe ab und fuhr ebenfalls mit dieser Bahn wie wir jetzt. Zu Ehren des Papstes Johannes Paul II wurde eine sehr schöne Statue von ihm ebenfalls in der Nähe des Amphitheaters errichtet.

Nachdem wir die Gegend ausführlich besichtigt hatten, ging es mit der Gondel auf der anderen Seite des Hügels wieder hinunter. Diese Bahn fährt so in Richtung unseres Hotels und von der Talstation wollten wir den Rest zurücklaufen. Der Ausblick aus der Gondel war einfach mal wieder der Hammer.

Unten angekommen haben wir noch einen Abstecher in den japanischen Garten, welcher ebenfalls ein Teil des Ganzen „Parque Metropolitano de Santiago“ ist. Der Garten ist nicht besonders gross, aber dafür sehr schön angelegt.

Danach ging es dann zurück zum Hotel und wir haben den Abend mit einigen Schritten auf der Uhr langsam ausklingen lassen.

Der nächste Tag war dann Donnerstag, 22.12.2022. Den Vormittag haben wir im Hotel verbracht und gearbeitet. Corinne hat im Januar eine grössere Arbeit vor sich, für welches es heute einen finalen Abstimmungscall gab. Danach können wir unsere weitere Reise durch Neuseeland planen. Daher war das noch recht wichtig und ich habe die Zeit genutzt, um Blog zu schreiben. Lässt sich gut machen auf der schattigen Terrasse des Hotels. Am Nachmittag sind wir dann nochmal in die Stadt gefahren, um in ein Museum zu gehen. Jawohl, richtig gelesen, in ein Museum. Wer uns kennt weiss, dass wir nicht die grossen Fans von Museen sind, aber so ab und an machen wir das auch. Dieses Mal war es aber auch ein sehr spannendes, wenn gleichzeitig aber auch schweres Thema. Es ging in das Museum «Museo de la Memoria y los Derechos Humanos» also das Museum der Erinnerung und der Menschenrechte. Es handelt um die Zeit von 1973 bis 1990 als Chile unter dem Diktator Pinochet regiert wurde. Noch bis heute ist die Zeit im täglichen Leben in Chile ersichtlich. Erst vor einigen Wochen gab es eine Abstimmung über eine neue Verfassung, da die bisher Gültige noch immer aus der Zeit Pinochets ist. Tatsächlich wurde die neue Verfassung abgelehnt und vor allem ältere Menschen möchten bei der alten Verfassung bleiben. Für uns eigentlich unvorstellbar, wenn man sieht, mit welchen Mitteln und welchem Terror damals regiert wurde. Wir haben uns mit einigen jungen Chilenen unterhalten und alle meinten, dass sie sich nicht mit ihren Eltern über Politik unterhalten können, da diese noch immer an der alten Zeit festhalten. Es dauerte nur einen Tag, der 11. Septemer 1973 zur Machtergreifung durch Pinochet mit Unterstützung aus Teilen des Militärs. Mit Kampfflugzeugen bombardierten sie ab etwa 11:00 Uhr den Präsidentenpalast „La Moneda“. Gegen 14:00 Uhr begann die Armee mit der Erstürmung des Palastes. Nach kurzem Gefecht ordnete der damalige Präsident Allende die Kapitulation an. Nur er selbst blieb im „Saal der Unabhängigkeit“ zurück und beging dort Suizid. Dieser Selbstmord war noch über viele Jahre ein Thema, da seine Anhänger davon ausgingen, dass der Präsident ermordet bzw. von den Soldaten erschossen wurde. Es gab viele Untersuchungen und sogar eine Exhumierung des Leichnams wobei diese erneute Obduktion dann den Selbstmord bestätig hat. Ich denke, dass aber noch immer viele Menschen ihre Zweifel daran haben. In der Mitte des Museums ist eine riesige Bildergalerie mit Porträt Fotos von Menschen aufgehängt. Alle Bilder zeigen Menschen, welche in der Zeit der Diktatur ihr Leben verloren haben. Die Bilder wurden nach und nach dem Museum übergeben. Oftmals sind es die einzigen Bilder, welche die Menschen noch von den Verstorbenen haben. Im Museum ist vor der Galerie ein Touchscreen aufgebaut, über welchen man jedes Bild aus der Galerie aufrufen kann und dort sehr viele, teilweise auch ganz private Sachen über die Verstorbenen lesen kann. Man kann sogar eine Nachricht zu jedem Bild verfassen. Das war schon alles sehr schwere Kost.

Wir haben uns sehr viel Zeit genommen und haben versucht über eine App des Museums und interaktivem Rundgang über die App so viel wie möglich zu verstehen und mitzunehmen. Der Rundgang hat dann doch 2 Stunden gedauert und zeigt, wie gross das Museum ist. Da Ganze ist noch recht neu und kostet tatsächlich keinen Eintritt. Es dient vor allem dazu, jungen Menschen zu zeigen, was damals passiert ist und nichts in Vergessenheit gerät. Viele der Jungen erfahren erst so, was damals passierte, da der Geschichtsunterricht oft mit der Zeit der Diktatur endete. So hat uns das auch unser Guide auf der Free Walking Tour bestätigt. Er war Mitte 30 und hatte kein Wissen über die Diktatur aus der Schule und die Eltern waren eher Anhänger von Pinochet. Er musste sich im Laufe der Zeit selber darum kümmern, Informationen über die Zeit zu sammeln. Leider machen dies eben auch nicht alle.

Nach dem Besuch des Mesum war es Zeit für einen Kaffee und der Frage, was jetzt noch machen. Wir haben uns entschieden, den Stadtpark Cerro Santa Lucia nochmals einen Besuch abzustatten. Dieser war letzten Montag wegen Wartungsarbeiten geschlossen. Der Park ist wirklich extrem schön und bietet einen tollen Blick über die Stadt. Hat sich also gelohnt, nochmals hierher zu kommen. Besonders schön ist ein Prunkbau aus dem 19. Jahrhundert mit einem tollen Brunnen davor, welcher auch noch Glück bringen soll. Sind wir mal gespannt. 🙂

Nach dem Besuch des Parkes sind wir dann zurück zum Hotel und haben den Tag gemütlich ausklingen lassen. Schliesslich mussten wir ja auch mal wieder packen. Ist uns dieses Mal tatsächlich etwas schwer gefallen. Die Stadt Santiago ist eine tolle Stadt, hat uns aber nicht so in den Bann gezogen wie Buenos Aires zum Beispiel. Ich kann aber auch nicht sagen warum, irgendwas war einfach anders. Dafür war aber unser Hotel der absolute Hammer. So ein tolles Frühstück und Zimmer hatten wir schon lange nicht mehr. Das war schon alles extrem cool und vor allem hatten wir wieder einen super Deal vom Preis her. Das ist dann doppelt erfreulich. 🙂

Am nächsten Tag, der 23.12.2022 stand dann unsere Weiterfahrt nach Valparaiso auf dem Programm. Wir sind schon recht früh aufgestanden und haben das letzte Frühstück genossen. Danach sind wir nochmal kurz in die Mall. Ich musste noch dringend eine kurze Hose kaufen, hat sich meine andere doch mit einem grossen Loch verabschiedet. Und da in den letzten Tagen die Mall immer viel zu voll war, wollte ich dem Ganzen aus dem Weg gehen und direkt am Morgen nochmal hin. Der Plan hat auch super geklappt, wir schnell da hin, zwei Hosen probiert, zwei Hosen gekauft und wieder raus. Das nenne ich mal effizient. 🙂 Wir hatten so noch etwas Zeit und ich habe noch eine neue Trinkflasche gekauft. Nach einem Jahr schmeckt das Wasser aus der alten Flasche doch recht bescheiden, ok spülen war auch nur bedingt möglich, daher verständlich. Also das auch noch erledigt und wieder ab zum Hotel. Jetzt hatten wir sogar noch etwas Zeit, da Check out erst auf 12 Uhr notwendig war. Also haben wir die Zeit noch genutzt und alles verpackt und uns ausgeruht. Das Zimmer musste ich einfach bis zur letzten Minute ausnutzen. 🙂 Dann ging es mit dem UBER zum Bus. Dazu fuhren wir an das andere Ende der Stadt ins Terminal und von da aus ging es dann für 90 Min über die Autobahn nach Valparaiso. Wir waren etwas gespannt, was uns erwartet, da die Stadt und vor allem die Nachbarstadt Viña del Mar die letzten Tage viel im TV war. In der Region gab es schwere Brände und vor allem Viña del Mar hat es etwas heftig erwischt. Über 500 Häuser wurden zerstört und leider gab es auch Todesopfer. So viel vorweg, bis wir dort waren hat man davon nichts mehr mitbekommen und die Feuer konnten auch recht schnell gelöscht werden. Unser Bus war dieses Mal nicht ganz so komfortabel wie die letzten Fahrten, aber für 90 Min auch kein Problem. Wir sind zumindest sicher und pünktlich an unserem neuen Ziel angekommen. Valparaiso liegt etwas westlich von Santiago und direkt am Pazifik. Das hat uns gefallen und wir dachten so für Weihnachten sicher ein toller Ort. Nachdem wir angekommen sind, waren wir im ersten Augenblick aber etwas enttäuscht. Die Umgebung um das Busterminal war jetzt eher unschön und vor allem etwas dreckig. Wir sind mit dem UBER zu unserer Unterkunft und auch unterwegs war es eher schmuddelig, dafür aber sehr bunt. Die Stadt ist bekannt für ihre Streetart aus Graffitis und Wandmalereien. Eigentlich ist die Stadt eine offene Kunstgalerie, was es auf der anderen Seite wieder extrem spannend und auch schön macht. Es ist schwer zu beschreiben, aber irgendwie passt das Stadtbild mit der Kunst überein. In einer sterilen Umgebung und Häuser mit weissen Fassaden würden die Bilder sicher nicht passen. Das Ganze erinnert mich mal wieder so ein wenig an St. Pauli, eher dreckig aber dafür Kult. Uns so ist das hier auch. Wir waren also gespannt wie die nächsten Tage werden. Nach der Ankunft sind wir noch ein wenig um das Hotel gelaufen, haben die ersten Bilder begutachtet, einen Kaffee getrunken und dann die Aussicht von unserer Dachterrasse genossen. Herlich!!

Der nächste Tag war dann schon der 24.12.2022 und damit Heiligabend. Was kommt aber vor dem heiligen Abend? Genau der heilige Vormittag!!! Für mich ganz wichtig, weil das immer die Zeit für ein Bier mit meinen Freunden ist. Da dies dieses Jahr wieder nicht persönlich klappt, muss das eben virtuell gemacht werden. Und da ich ja noch 4 Stunden hinter der deutschen Zeit bin, musste ich recht früh aufstehen, damit es auch in Deutschland noch Vormittag ist. Aber ein Bier am Morgen vertreibt ja auch Kummer und Sorgen. Also bin ich um kurz nach 9 Uhr auf die Dachterrasse und habe telefoniert und mein Bier genossen. Immerhin gab es davor noch ein gutes Frühstück. 🙂 War schön mal wieder zu quatschen, aber ich glaube nächstes Jahr müssen wir das wieder persönlich machen. Danach haben Corinne und ich noch ein weihnachtliches Fotoshooting gemacht, habe wir doch extra Weihnachtsmützen gekauft.

Nachdem ich über den Mittag dann ein wenig ausgeruht habe, haben wir noch eine Free Walking Tour gemacht. Das war noch recht praktisch, fand heute noch eine statt. Und was für eine coole Tour das war. Wir waren nicht so viele Leute, hatten zwei richtig lustige Guides. Es war extrem spannend nochmals Infos über die Stadt aber auch das Land Chile zu bekommen. Wir haben uns um 15 Uhr getroffen und sind dann tatsächlich 3 Stunden durch die Stadt gelaufen. Zuerst vorbei an ein paar historischen Gebäuden, dem Hauptgebäude der chilenischen Marine, und dem Denkmal für die gefallen Soldaten aus dem «War of the Pacific» zwischen Chile und Peru. Das Denkmal ist gleichzeitig noch ein Mausoleum, da sich unter dem Denkmal noch die Überreste der Gefallen befinden. Spannend war es auch, die Chilenische Erzählversion zu hören. Wir haben ja in Peru (und auch Bolivien, welche auch verwickelt waren) schon deren Version gehört. Sagen wir mal so…..die Versionen unterscheiden sich deutlich 😉

Danach ging es dann mit einem der vielen Schrägaufzüge, welche sich über die Stadt verteilen nach oben. Diese Aufzüge, viele davon über 100 Jahre alt, wurden zur Unterstützung der Bevölkerung gebaut. Valparaiso liegt zwar direkt am Meer, nach hinten kommen aber sehr viele und steile Hügel. Jeder dieser Hügel ist wie ein Stadtteil und hat seinen eigenen Namen. Einige der Hügel sind sehr bekannt, vor allem bei Touristen und Künstler wie Cerro Alegre und Cerro Concepción. Wir haben die verschiedenen Highlights an Gebäuden angeschaut und viel über die Geschichte erfahren.

Neben den Gebäuden standen aber auch die Wandbilder im Fokus. Wir haben einige Bilder sehr detailliert erklärt bekommen und es ist schon krass, was da so alles abgebildet ist. Vor allem wenn man sieht, wie viele Bilder es gibt und das obwohl es eigentlich verboten ist, die Gebäude zu bemalen. Ausser man hat eine Bewilligung durch den Eigentümer, dann kann man das machen. Und es ist tatsächlich so, die Eigentümer geben die Einwilligung für die Bilder gerne, denn wenn ein Bild ein Haus verziert, dann ist der Kodex unter den Künstlern so, dass man ein Bild nicht übermalen darf. Das funktioniert tatsächlich sehr gut und wir haben viele Bilder gesehen, welche bereits über 10 Jahre an den Wänden sind und nicht beschmiert wurden.

Danach sind wir wieder zum Hotel, um uns frisch zu machen. Schliesslich ist jetzt Heiligabend da muss man sich auch mal fein machen. 🙂 Wir haben es dann aber entspannt genommen und sind in ein kleines, aber sehr leckeres Restaurant in der Nähe gelaufen und haben ein feines Essen genossen. Das war dann aber auch schon alles und damit nicht sehr weihnachtlich. Wobei für uns eh keine grosse Weihnachtsstimmung aufgekommen ist. Es ist einfach nicht das selbe, wie zuhause mit Familie, Freunden, gutem Essen und allem. Und hier bei Sonne und Meer ist das einfach ein anderes Gefühl. Aber trotzdem auch schön, wenn eben anders.

Den Weihnachtstag 25.12.2022 haben wir ganz gemütlich mit Nichtstun verbracht. Wir haben am Morgen ausgeschlafen, gemütlich gefrühstückt und dann eigentlich nur noch gelesen und Netflix geschaut. Ich habe zwischendurch noch mit meinen Eltern und meiner Schwester mit Familie telefoniert und ein frohes Weihnachtsfest gewünscht. Ausserdem wollte ich ja noch die Bescherung bei meinen Patenkindern miterleben. In der Hoffnung, dass der Amazon-Weihnachtsmann auch meine richtigen Geschenke geliefert hat. 🙂 Aber zum Glück ist alles richtig gelaufen. Wir sind gegen Abend dann noch kurz ein paar Schritte um das Hotel gelaufen, haben wir doch am Vortag noch ein paar Tipps zu schönen Wandbildern in der Nachbarschaft bekommen

Danach haben wir den Abend gemütlich ausklingen lassen mit einem Besuch auf der Dachterrasse.

Der zweite Weihnachtstag war dann eigentlich gar kein Weihnachtstag mehr. Gestern waren zumindest mal noch viele Restaurants usw. geschlossen, heute ist eigentlich wieder alles normal. Der zweite Festtag wird hier nicht sonderlich gefeiert und ist wohl auch kein Feiertag. Und da Montag ist, geht eben alles wieder seinen normalen Gang. Wir haben gefrühstückt und haben uns für 10 Uhr für eine weite Free Walking Tour angemeldet. Nachdem die erste eine Tour zu den Highlights der Stadt war, geht es heute um Plätze und Regionen, welche man nicht unbedingt allein besichtigen sollte. Wir wollten sehen, wie die Menschen hier leben und noch etwas mehr in die Kultur eintauchen. Ausserdem war das Thema Politik noch ein Schwerpunkt neben weiteren Wandmalereien. Dieses Mal waren wir eine etwas grössere Gruppe als die Letzte, aber wieder extrem cool. Wir hatten einen tollen Guide, der unfassbar viel wusste und das alles extrem toll und verständlich erklären konnte. Die Tour war wieder genial und gespickt mit Highlights vor allem, was Wandbilder und Graffitis angeht. 

Wir tun uns nach wie vor schwer, was wir von der Stadt halten sollen. Es ist schon recht dreckig, riecht an vielen Orten streng nach Urin, ist eher ungepflegt – aber trotzdem hat es einen Charme mit den vielen Bildern. Ich bin froh, haben wir das mal gesehen, ob ich nochmal hin muss, kann ich heute noch nicht sagen. 🙂 Nach der Tour haben wir uns mit der Metro noch aufgemacht in die Nachbarstadt Viña del Mar. Hier muss es ganz anders sein und vor allem ist die Stadt bekannt für ihre Strände. Unser Ziel war aber ein Museum, nicht dass wir hinein wollten, wir wollten nur vor das Museum. 🙂 Dort steht nämlich eine Originalfigur bzw. Skulptur von der Osterinsel (Rapa Nui). Diese war ja auch ein Ziel, welches wir gerne auf unserer Reise erreicht hätten, momentan aber nur sehr schwer zu erreichen ist. Unser Plan war über die Osterinseln in die Südsee zu fliegen, was aber noch nicht wieder geht aufgrund der Pandemie. Aktuell fliegt man nur von Santiago auf die Insel und zurück. Und bei einer Flugzeit von je 4.5 Std ist das doch recht weit. In Summe 9 Std ist fast so lange wie direkt nach Neuseeland, das war uns dann doch zu viel. Also habe wir das gestrichen, wollten jetzt aber doch so eine Figur sehen. Es gibt nur 3 dieser Figuren, welche ausserhalb der Osterinsel zu finden sind. Eine steht in Paris, eine in London und eben eine hier in Viña del Mar. Die Insel hat ihren Namen von dem Niederländer Jakob Roggeveen, der im Auftrag der Westindischen Handelskompanie am Ostersonntag, dem 5. April 1722 auf der Insel landete und sie nach diesem Tag benannte. So viel zum Einfluss der Europäer, man hätte es auch einfach beim Originalnamen Rapa Nui belassen können. Man versucht hier diesen Namen wieder in die Köpfe der Menschen zu bekommen, schon aus Respekt der Ureinwohner gegenüber. Finde ich noch sehr gut. Wir sind also los und haben unser Ziel auch recht schnell erreicht. Es war beeindruckend diese Skulptur zu sehen.

Noch immer ist nicht sicher, was die Skulpturen wirklich bedeuten und wie alt sie sind. Man hat sich nur darauf verständigt, dass sie maximal 1’500 Jahre alt sind. Ursprünglich sollen es mal über 1’000 dieser Skulpturen auf der Insel gewesen sein. Auch der Zweck der Figuren ist bis heute nicht wirklich geklärt, sondern man vermutet, dass es sie Häuptlinge oder allseits verehrte Ahnen darstellen. Sicher kann es aber niemand sagen.

Danach sind wir dann Richtung Strand gelaufen, haben etwas gegessen und haben die Aussicht genossen. Der Blick auf das Meer und auch Richtung Valparaiso war doch sehr schön. Und es stimmt, Viña del Mar ist tatsächlich anders als Valparaiso. Es ist tatsächlich sauber, die Häuser sind schöner, wenn auch ohne Bilder dafür viel höher und es riecht nicht nach Urin. Es ist eher, wie man sich eine touristische Grossstadt an der Küste vorstellt. 

Anschliessend noch einen kurzen Umweg zur Blumenuhr, ehe wir dann wieder zur Metro sind, um zurück nach Valparaiso zu fahren. Dort haben wir uns dann auf den Weg zum Hotel gemacht und den Abend ausklingen lassen. Jetzt war auch schon wieder packen angesagt, morgen geht es zurück nach Santiago.

Der nächste Tag war dann Dienstag, der 27.12.2022 und damit der letzte Tag in Chile und sogar in Südamerika. Ich kann es noch immer nicht glauben, dass wir jetzt nach fast 13 Monaten in eine ganz neue Region aufbrechen und dass wir es jetzt tatsächlich geschafft hatten durch fast ganz Südamerika auf eigene Faust zu reisen, bei unseren Spanisch Kenntnissen usw. Ich bin doch ein wenig stolz, wie wir das hinbekommen haben. Jetzt hiess es aber nochmal frühstücken und ein wenig spazieren gehen. Ich habe noch nicht genug von den Wandbildern und wollte mir das kulturelle Zentrum mit dem alten Gefängnis noch anschauen. Das Gefängnis war zur Zeit der Diktatur noch in Betrieb und viele politische Gefangene sassen hier. Heute ist es eher ein grosser Park mit vielen kulturellen Angeboten. Viele kommen zum Musizieren oder Yoga machen hierher, andere Malen im Park usw. Gleichzeit ist das Gelände auch ein Mahnmal an die Geschichte und das Nicht-Vergessen. Wie oben schon geschrieben, ein wichtiger Grund. Was ebenfalls noch spannend ist hier, ist dass man drei Gebäude aus drei verschiedenen Jahrhunderten nebeneinander sieht. Da ist das älteste noch stehende Gebäude in Valparaiso (ein Gebäude aus Backsteinen aus dem 19. Jahrhundert), dann das Gefängnis aus dem 20. Jahrhundert und dann noch ein Neubau für Konzerte, Cafés usw. aus dem 21 Jahrhundert. Schon spannend das so auf einem Blick zu sehen.

Danach bin ich noch kurz über einen Friedhof gelaufen. Dieser wurde als Friedhof der Ungläubigen errichtet. Früher war jeder von Geburt an Katholisch und alle Einwanderer, vor allem aus England, welche nicht katholisch waren, konnten nirgends beerdigt werden. Diese wurden alle auf See bestattet, bis man nach vielen Verhandlungen einen Friedhof für Andersgläubige, damals noch ausserhalb der Stadt, bauen durfte. 

Danach bin ich noch ein paar Bilder anschauen gegangen und dann war es auch Zeit zurück zum Hotel zu gehen. Corinne ist dort geblieben, hat sich noch ein wenig ausgeruht und gearbeitet. 

Wir haben unsere Sachen geschnappt und sind mit dem UBER zum Bus. Jetzt war es auch so weit, unsere letzte Busfahrt stand an. Wir sind wieder 90 Min zurück zum Busterminal in Santiago gefahren, wo wir nochmal umsteigen mussten für einen Bus an den Flughafen. Hat mal wieder alles super geklappt und wir waren schon gegen 17 Uhr am Flughafen. Damit hatten wir noch massig Zeit, weil unser Flieger erst um 0:40 am Mittwoch Morgen den 28.12.2022 abheben soll. Wir wollten aber einfach früher da sein, um es ruhig nehmen zu können. Ausserdem mussten wir nochmal schauen, was mit meinem Ticket los war, da ich mich online nicht einchecken konnte. Bis jetzt fliegt also nur Corinne sicher nach Neuseeland. Bei mir kam ständig ein Hinweis auf ein Visum und dann war Schicht. Also ab zur Airline und das Ganze klären. Hat aber funktioniert und auch ich habe meinen Sitzplatz im Flieger sicher. Jetzt hiess es also noch etwas kleines Essen, einen Kaffee trinken und abwarten. Wir haben die Zeit genutzt und noch ein wenig Netflix geschaut und dem Treiben am Flughafen zugeschaut. Damit hiess es dann auch Abschied nehmen von dem tollen Kontinent und den tollen Menschen hier. Gleichzeit auch Abschied von Chile, einem Land das wir irgendwie anders erwartet hatten. Für uns war Chile immer das fortschrittlichste und reichste Land in Südamerika, aber irgendwie hat sich das so nicht bestätigt. Es war toll, aber schon wie Santiago als Stadt, es hat uns auch als Land nicht so fasziniert wie Argentinien oder Kolumbien. Ich weiss nicht an was es liegt, aber ist eben so. 🙂 Wir haben es trotzdem auch hier wieder sehr genossen, viel erlebt, so viel gesehen und vor allem, unfassbar viel gelernt. Also trotzdem wieder alles richtig gemacht und ein guter Abschluss für den Kontinent. Sind wir gespannt, was auf der anderen Seite der Welt auf uns wartet. Nachdem wir durch den Sicherheitscheck durch waren, hiess es dann noch warten und relaxen. Wie der Flug nach Neuseeland war und vor allem ob wir reingelassen wurden, dann im nächsten Bericht.

Argentinien: Von Stadt zu Stadt

Wie im letzten Bericht geschrieben, war unsere Fahrt nach Salta und damit nach Argentinien nicht so richtig gemütlich und leider auch bedeutend länger als geplant. Mit allem Drum und Dran waren wir erst um 22:40 Uhr am Freitag 18.11.2022 im Hotel in Salta. Immerhin wirkte das Hotel, nach den eher spärlichen, aber schönen Unterkünften der letzten Tage, mal wieder recht modern und vor allem sehr sauber. Man könnte fast schon sagen, ein wenig luxuriös. Aber ich gebe zu, wir haben ein etwas besseres Hotel gebucht, weil wir nach der Wüste mal wieder ausschlafen und es uns gut gehen lassen wollen. Da wir bereits recht spät dran waren, hatten wir Glück, dass es im Restaurant noch ein wenig Licht gab und wir tatsächlich noch etwas bestellen durften. Nachdem wir heute ja kein Mittagessen und noch kein Abendessen hatten, war der Hunger doch recht gross. Wir haben uns recht schnell für einen Burger entschieden und dazu ein erstes argentinisches Bier genossen. So lässt sich der Reisestress doch gut verdauen. Nachdem wir gegessen hatten, sind wir sehr zügig ins Bett und die Augen fielen sehr schnell zu. Wir haben super geschlafen und vor allem recht lang. Der erste Tag in Salta begann also erst etwas später, dafür aber mit einem super Frühstück. Da hatte sich das Hotel doch wieder gelohnt. Nach dem Frühstück wurde es aber spannend. Auf dem Programm stand nämlich heute die Beschaffung von Bargeld und das ist in Argentinien wegen der hohen Inflation auch gar nicht so einfach. Vor allem gibt es aktuell wie zwei Währungskurse gegenüber dem Dollar. Zum einen gibt es den offiziellen Kurs zum Dollar, aktuell ca. 165 Pesos für einen Dollar zum Anderen aber noch den Kurs zum sogenannten Blue Dollar, welcher ca. 280 Pesos für einen Dollar gibt. Der Blue Dollar ist eine Schattenwährung, mit welcher die Bevölkerung versucht zu überleben. Wie bekommt man den Blue Dollar Wechselkurs? Man tauscht Dollarscheine auf der Strasse zum «guten» Kurs. Die noch bessere Variante ist, wenn man eine Filiale der Western Union Bank besucht und sich dort Bargeld auszahlen lässt. Diese gibt es ja auch in Europa und diese hat ein System, bei der man sich via eine App von seiner Kreditkarte online selber Geld sendet. Wir sind also am Morgen los zu einer Filiale, um erst zu fragen, ob überhaupt noch Geld da ist und wie viel wir beziehen können. Geld war noch vorhanden, also die App geöffnet und wir haben uns selbst Geld gesendet. Nachdem die Transaktion geprüft worden war, dauert online ein paar Minuten, konnten wir mit unserem Pass unser selbst gesendetes Geld am Schalter abholen. Wir haben dann tatsächlich rund 338 Pesos für einen Dollar erhalten. Wenn man sich das vorstellt, ist das absolut Banane. Weil wenn wir jetzt ein Abendessen für 10’000 Pesos z.B. mit einer Kreditkarte bezahlen, kostet uns das Essen ca. 10’000 / 165 = 60.60 Dollar, da Kreditkarten mit dem offiziellen Kurs umrechnen. Wenn wir es nun bar bezahlen, kostet es nur 10’000 / 338 = 29.58 Dollar. Das bedeutet, dass wir durch den Geldwechsel alles mehr oder weniger zum halben Preis bekommen. Für uns natürlich eine tolle Sache, für die lokale Bevölkerung ein totaler Schwachsinn. Für unsere 500 Franken haben wir mehr als 172’000 Pesos bekommen. Und da die grossen Scheine Mangelware sind, gab es viele Bündel von 100er Noten zu 100 Stück. Zum Glück hatten wir einen Rucksack dabei, um das Geld heimtragen zu können. Was für ein doofes Gefühl. Das vorneweg, als wir am Abend zum Essen sind, hatten wir drei Bündel Scheine dabei und wir mussten eine Bauchtasche als Geldbeutel mitnehmen…. 🙂 Das wird noch lustig hier. Ah ja, die grösste Note ist übrigens die 1000er. Es ist echt verrückt.

Nachdem wir das gelöst hatten, sind wir ein wenig durch die Stadt gelaufen und haben mal geschaut, was es hier so alles gibt. Irgendwie fühlt es sich anders an als in den letzten Ländern. Es ist alles etwas moderner und irgendwie schöner. Tat irgendwie auch wieder gut, weil man sich nicht ganz so weit weg fühlt von Europa hier. 

Nachdem wir einige Zeit gelaufen sind, meldete sich der Durst. An das neue Wetter müssen wir uns auch wieder gewöhnen. Wir sind jetzt ja nur noch auf ca. 1’200 Meter über dem Meer, was wirklich sehr gut tut. So weit unten waren wir seit Lima nicht mehr und das sind jetzt doch auch schon wieder einige Wochen her. Ich muss zugeben, aktuell mag ich keine Berge mehr sehen, auch wenn die Anden noch so schön sind. Es tut soooo gut mal wieder richtig zu atmen. Aber dafür haben wir jetzt auch zwischen 25 und 30 Grad, was nach den kalten Nächten in der Wüste doch auch wieder eine Umstellung ist. Aber wir gewöhnen uns sicher noch daran. Wie gesagt, wir hatten Durst und Durst kann ja schon auch schlimmer sein als Heimweh. Also sind wir in ein Café, um etwas zu trinken. Hier habe ich jetzt tatsächlich zum ersten Mal auf unserer Reise in einem spanischsprechenden Land eine falsche Bestellung aufgegeben. Ich hatte einen Kaffee bestellt in der Annahme, dass es ein schwarzer Kaffee ist von der Bezeichnung her. Es war aber das Gegenteil. Es war heisse Milch mit einem Tropfen (und es war wirklich nicht mehr als ein Tropfen) Espresso darin. Ich dachte ich werde nicht mehr, so kann man ja nicht wach werden. Ok, ich habe es getrunken und gedacht, auf den Schock muss ich was Essen. Und was liegt in Argentinien näher als eine Portion Empanadas? Nichts, also haben wir eine kleine Portion zum Teilen bestellt, ohne zu ahnen, wie lange das dauern kann. Gefühlt haben wir 2 Std darauf warten müssen, aber irgendwas ging auf dem Weg zur Küche schief mit der Bestellung. Also falls diese überhaupt so weit gekommen ist oder ob der Kellner es nicht einfach komplett versemmelt hatte. Egal, irgendwann kam unser Essen und es war super. Wir waren frisch gestärkt und sind danach nochmal ein paar Schritte gelaufen und haben noch ein paar Kirchen angeschaut. Was hier auffällt ist, dass viele Läden an einem Samstag bereits um 13:30 Uhr schliessen. Manche machen zwar um 17 Uhr wieder auf, aber nicht alle. Auch am Sonntag bleiben die meisten Läden geschlossen. Man merkt hier also schon sehr, dass der Sonntag noch einen viel grösseren Stellenwert hat als in anderen Ländern, wo ein Sonntag eigentlich ein normaler Tag ist. 

Wir haben heute ja einen Tag vor dem Start der Fussball WM und es ist jetzt schon krass wie verrückt die Menschen nach Fussball sind. Es laufen sooo viele Menschen, Männer, Frauen und Kinder, durch die Stadt mit Fussballtrikots, das ist der Hammer. Auch in den Läden überall Hinweise auf die WM usw. Richtig verrückt und ich bin Null-Komma-Gar nicht in der Stimmung für diesen Event. Eigentlich möchte ich kein Spiel anschauen und den Stuss boykottieren, aber ich denke, das wird so nicht ganz klappen. Hier kommt man wohl nicht daran vorbei. Schauen wir mal wie da die nächsten Tage werden. Am Abend sind wir dann los und haben uns in einem tollen Restaurant ein sehr leckeres Fleisch und einen guten Rotwein gegönnt. Wir waren so richtig am Schlemmen an dem Abend, so gut hat es uns geschmeckt. Danach sind wir dann ganz gemütlich zurück zum Hotel und haben unterwegs noch die Wärme genossen. Es ist schön auch später am Abend noch in T-Shirt und kurzer Hose durch die Stadt laufen zu können. Richtig angenehm.

Der Folgetag war dann schon wieder Sonntag, der 20.11.2022. Wir haben es gemütlich genommen, ausgiebig gefrühstückt und dann ein wenig die Stadt erkundet. Heute war die andere Richtung aus dem Hotel kommend auf dem Programm. Salta ist eigentlich keine kleine Stadt, aber irgendwie recht übersichtlich und man kann sehr schön durch die Strassen schlendern. Auch ist das Überqueren einer Strasse nicht ganz so kriminell wie in z.B. in Bolivien. Hier hält man sich zumindest an diverse Verkehrsregeln und eine rote Ampel heisst hier auch tatsächlich Stopp. Das ist schon ein grosser Fortschritt und gibt ein gewisses Gefühl von Sicherheit beim Überqueren einer Strasse. Wir haben diverse kleine Parks besucht und den Justizpalast.

Am Nachmittag sind wir dann zum Busbahnhof, um unsere Tickets für die Weiterfahrt zu kaufen. Klar, wir könnten diese online kaufen, aber wie oben erklärt, dann würden sie das doppelte Kosten. Also haben wir unsere Geldbündel geschnappt und sind los. Hat super geklappt und wir haben sogar noch Plätze im unteren Teil des Busses für morgen Abend bekommen. Somit war der Punkt abgehackt und wir sind noch durch einen weiteren Park und zurück zum Hotel.

Unterwegs sind wir noch in ein Café, um die weitere Reise zu planen. So langsam gehen uns die Tage aus und wir haben noch so viele Ideen, was wir alles machen wollen. Aber zumindest so einen groben Plan konnten wir zusammenzimmern und hoffen, dass wir die Tage noch sinnvoll nutzen können. Argentinien ist einfach so gross und die Distanzen unfassbar weit, das macht es recht kompliziert. Aber ich bin optimistisch. Am Abend sind wir dann noch in ein lokales Restaurant für eine weitere Portion Empanadas. Und die waren noch besser als die vom Vortag. Ist zwar eigentlich eine recht einfache Küche, aber extrem lecker. Und am Ende haben wir für das Essen plus einer Cola und für ein Tobi ein gaaanz grosses Bier ca. 7.50 Franken bezahlt. Und das nicht für einen, sondern zusammen. Das schont den Geldbeutel und gleichzeitig war es so lecker. Glaube das war nicht das letzte Mal, dass wir Empanadas gegessen haben. 🙂 Danach ging es zurück zum Hotel, um noch ein wenig zu arbeiten bzw. an unserem Instagram Account und dem Bericht hier zu schreiben. Das muss ja auch gemacht werden. 

Somit war dann auch schon wieder Montag, der 21.11.2022 und damit auch schon wieder eine neue Woche. Es ist seltsam, weil manchmal habe ich echt keinen Plan mehr, welchen Wochentag wir haben und bin dann immer recht erstaunt, dass schon wieder eine Woche um ist. Aber zu unserem heutigen Tag. Dieser war eigentlich nicht so richtig spannend. Wir sind am Morgen aufgestanden, haben nochmal das leckere Frühstück genossen und haben unsere Rucksäcke gepackt. Heute stand die Fahrt nach Cordoba auf dem Programm, aber wir hatten noch den ganzen Tag Zeit. Wir haben uns wieder für einen Nachtbus entschieden, was uns einfach immer eine Nacht im Hotel erspart. Und die Busse sind auch in Argentinien wirklich bequem und komfortabel. Da der Bus aber erst um 20:45 Uhr abfährt haben wir noch recht lange Zeit. Wir haben also unser Gepäck wieder deponiert und sind erstmal los, um ein paar Schritte zu laufen. Leider meinte es das Wetter an dem Tag nicht ganz so gut mit uns, denn es war tatsächlich recht frisch und zwischendurch regnete es immer wieder. So etwas Ungemütliches. Also haben wir uns recht bald auf den Weg in ein Café gemacht und haben uns dort mit unseren Laptops ausgebreitet. Man kann die Zeit ja auch nutzen. Und da wir so recht gutes Internet hatten, konnten wir doch auch das eine oder andere erledigen. Und der Kaffee war wirklich sehr gut. Ich habe das Gefühl, dass es in Argentinien wieder eine ausgeprägtere Kaffeekultur gibt als davor in Bolivien oder Peru. Man sieht auch viel mehr Einheimische einen Kaffee trinken und nicht nur Touristen. Nachdem wir uns so die Zeit vertrieben haben, sind wir noch ein paar Meter weiter, um noch ein Restaurant für ein frühes Abendessen zu finden. Wir wollten etwas kleines Essen und das vor allem auch etwas früher, damit wir nicht mit allzu vollen Mägen im Bus sitzen. Ach so, da fällt mir ein, ich sollte erwähnen, dass in Salta heute ein Feiertag ist. Das macht die Tagesgestaltung ebenfalls recht schwierig, da alle Musen und Läden etc. geschlossen haben. Selbst Restaurants waren teilweise geschlossen, was das Ganze heute etwas mühsam und auch langweilig machte. Wir haben aber ein kleines Restaurant gefunden, welches neben Burger auch frisches Bier anbot und sogar noch Fussball übertrug. So kann man doch die Zeit auch verbringen. Wir haben also einen Burger bestellt, welcher extrem lecker war. Das Thema Bier war jetzt nicht so erfolgreich. Laut Karte gab es ca. 10 verschiedene Sorten Bier aus dem Hahn, lauter Craft Biere. Als ich eines davon bestellen wollte hiess es, nö heute nicht, es gibt nur Flaschen. Und hier die Auswahl zwischen Heineken und Corona. Ok, das versteht der Tobi nun mal gar nicht und daher gab es eine Cola statt einem Bier. Ist ja auch ok. 🙂 Wir haben uns so noch etwas Zeit tot geschlagen, Fussball geschaut und einfach ein wenig die Menschen beobachtet. War recht amüsant. Irgendwann sind wir dann aber zurück zum Hotel. Dort hat man uns ebenfalls angeboten, dass wir noch in der Bar warten könnten, was wir gerne angenommen haben. Dort konnten wir noch unsere Tabletts und Handys aufladen bzw. uns mit Serien eindecken, damit wir ausgerüstet sind für die Nacht. Es gab noch einen Kaffee und dann ging es gegen 19.30 Uhr auch mit dem Taxi zum Bus. Die Fahrt war etwas mühsam, da der Fahrer mit Handy, Radio und gleichzeitigem Fahren deutlich überfordert war. Gleichzeitig war er noch tierisch nervös und generell gesagt, recht unfreundlich. Also vom Prinzip her, die perfekte Berufswahl, oder eben so ähnlich. Nun ja, es war nicht ganz so weit und wir haben es ohne Schaden überstanden, von daher alles gut. Am Bus haben wir dann wieder Jennifer getroffen, welche wir schon in Salta kennengelernt haben. Wir haben alle wieder mal die selbe Route vor uns, bzw. haben in Cordoba zufällig sogar das gleiche Hostel. Wir werden uns also noch öfter sehen bzw. haben auch schon ausgemacht, dass eine oder andere zusammen zu machen. Unser Bus startete dann fast pünktlich um 21 Uhr und es ging weiter Richtung Süden. Die Fahrt war recht gut, wenn auch ziemlich zügig. Da es nun aber endlich flach ist, und damit deutlich weniger Kurven hat, war es viel angenehmer. Ich glaube so viele Stunden habe ich im Bus schon lange nicht mehr geschlafen. Es ist ein beruhigendes Gefühl, dass die Strassen wieder deutlich breiter sind, teilweise sogar zwei Fahrspuren in eine Richtung und vor allem, dass es neben der Strasse nicht unbedingt mehrere hundert Meter in den Abgrund geht. Wir haben dann Cordoba auch pünktlich gegen 8.30 Uhr erreicht. Eigentlich war der Plan nach der Ankunft direkt ein Café zu suchen, um das Ende des ersten Spiels von Argentinien bei der WM anzuschauen, aber dafür waren wir etwas zu spät dran. Und vor allem war das Ergebnis aus argentinischer Sicht auch alles andere als zufriedenstellend. Argentinien hat das erste Spiel verloren und das gegen Saudi-Arabien. Damit hatten wir nicht gerechnet, sondern freuten uns eher auf eine Party. Aber ok, andere Mannschaften machen es auch nicht besser, wie wir im weiteren Verlauf der Tage noch feststellen sollten. 🙂 Wir haben uns also auf den Weg zum Hostel gemacht und da wir jetzt so lange gesessen sind, haben wir uns zu Fuss auf den Weg gemacht. Google Maps meinte knapp 25 Min, das kann man auch mit Rucksack schaffen. Wir waren auch recht zügig unterwegs, haben aber direkt gemerkt, das Wetter hier ist anders als in Salta. Wir sind jetzt noch tiefer, was das Atmeten nun endlich wieder richtig gut macht, dafür knallt die Sonne einfach ganz schön und Temperaturen zwischen 30 und 38 Grad sind im Dezember keine Seltenheit. Das spürten wir ganz schön und an die Hitze müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Im Hostel angekommen, konnten wir zumindest mal unser Gepäck abgeben. Zimmer waren noch nicht fertig, was aber auch ok war. Wir haben uns mit Jennifer verabredet und sind gemeinsam erstmal war frühstücken gegangen. Danach ging es ein wenig durch die Stadt. Cordoba ist tatsächlich sehr schön und hat ein paar eindrückliche Kirchen und Kathedralen zu bieten.

Nach unserem Rundgang war es Zeit für ein kühles Getränk. Die Sonne stand extrem hoch und es war wirklich heiss. Da tat der Schatten wirklich gut. Danach ging es zurück ins Hostel für eine kalte Dusche, ehe wir schon wieder los sind zu einer Free Walking Tour. Hier in Cordoba haben wir einen Anbieter gefunden, welcher am Morgen so ein wenig das historische Cordoba zeigt, hierfür waren wir aber zu spät dran und am Abend eine Tour über das moderne Cordoba macht. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und haben uns auf 17 Uhr zum Treffpunkt aufgemacht. Wir waren eine lustige Gruppe, neben uns beiden war noch Jennifer sowie ein Herr aus Portugal und einer aus Spanien dabei. Das war wieder richtig genial und wir kamen mit allen schnell ins Gespräch. Die Tour an sich war sehr spannend und unterhaltsam. Besonders gut gefallen haben mir die ehemaligen Familienpaläste, welche heute oft als Büros oder Museen genutzt werden. Ausserdem gibt es im Park eine Installation mit diversen grossen Ringen, welche alle eine Jahreszahl eingraviert haben. Die Installation wurde zur 200-Jahr Feier der Unabhängigkeit eröffnet. Jeder Ring symbolisiert ein Jahr und neben der Jahreszahl ist noch ein Ereignis eingraviert in jedem Ring, welches eben in diesem Jahr in Cordoba oder Argentinien stattgefunden hat. Im Ring von 1980 war z.B. erwähnt, dass in diesem Jahr eine Bevölkerungszählung durchgeführt wurde und Cordoba als zweitgrösste Stadt in Argentinien gezählt wurde. Bis dahin war Rosario die zweit grösste Stadt, welche aber eben nun von Cordoba auf den dritten Rang verdrängt wurde. Völlig begeistert davon war ich, dass es in Cordoba tatsächlich einen Leuchtturm gibt. Also nicht, dass Córdoba am Meer liegt, aber ein «cleverer» Herr meinte einmal, dass man einen Leuchtturm benötigt, um dem Umland zu zeigen, wohin mal gehen muss, wenn man nach Cordoba möchte. Hat also eher einen symbolischen Charakter, aber man kann ja auch für so etwas eine gute Stange Geld ausgeben. 🙂

Auch sonst hat die Stadt recht viel zu bieten und vor allem was die Anzahl an Restaurants und Bars angeht, waren wir mal wieder recht beeindruckt.

Nach dem Ende sind wir alle zusammen mit dem Guide noch auf ein Bier und wir haben dort dann auch direkt etwas gegessen. Das Lokal war ein tschechisches Lokal, weshalb das Bier also recht gut war. Das Essen war ok, aber nicht ganz so toll. Egal, wir hatten es sehr lustig und unser Guide hat uns noch einiges über seine Stadt erzählt. Gegen 20 Uhr musste er aber los, weil er noch zu einem Konzert bzw. zum Tanzen gehen musste. Er ist leidenschaftlicher Swing-Tänzer und heute Abend stand ein Konzert ins Haus und da konnte man eben auch Tanzen. Das Ganze würde übrigens in einem Hostel stattfinden. Hurra, es war das Selinas Hostel in Cordoba und damit genau das Hostel in dem wir schlafen. Der Gute war natürlich Feuer und Flamme und meinte, dass wir alle später vorbei kommen sollten. Ok, das wollten wir uns nicht entgehen lassen und sind nach der Rückkehr tatsächlich noch in den Keller im Hostel, wo das Konzert stattfand. Ich muss aber sagen, so richtig verstanden habe ich das Ganze nicht. Die Musik war teilweise noch recht gut, zwischendrin aber irgendwie auch mühsam. Das Gehüpfe, andere nennen es Tanz, zur Musik war jetzt auch nicht so meines. Keine Ahnung, ich kann damit nicht so viel anfangen. Was ich aber sagen muss, Respekt dass sich niemand bei dem Tempo einen Knoten in die Beine getanzt hat und vor allem auch dass niemand die Luft ausging. Das war also schon eine Leistung. Und unser Guide hatte auch nicht zu viel versprochen, ich glaube der konnte das sehr gut. Da später auch noch die Jungs aus Spanien bzw. Portugal aufgetaucht sind, war unsere Walking Gruppe wieder komplett und wir haben doch das eine oder andere Bier verhaftet. Der Abend ging also recht lange. 🙂

Der nächste Tag, Mittwoch, 23.11.2022 startete nach dem gestrigen Abend mit einer deutlichen Verspätung. Ich habe geschlafen wie ein Stein. Ich bin zwar ab und an aufgewacht, aber irgendwie habe ich es immer versäumt aufzustehen und bin wieder eingeschlafen. Kurz vor 11 Uhr war dann aber Schicht und ich bin aufgestanden. Unfassbar, das gab es seit Jahren nicht mehr. War aber egal, wir hatten für heute eh nicht viel vor. Corinne hatte noch einen Call und ich wollte mich um die Bustickets für die Weiterfahrt kümmern. Das ist etwas mühsam, weil wir die Tickets immer am Bahnhof holen müssen, um bar bezahlen zu können. Ich hatte das ja schon geschrieben, mit Karte würde uns alles das Doppelte kosten. Und die Bustickets hier in Argentinien sind grundsätzlich nicht ganz so günstig. Wir waren zusammen noch was frühstücken und ich bin dann los. Hat alles geklappt und morgen Abend geht es weiter nach Mendoza. Wollen wir doch mal schauen, ob der Wein dort tatsächlich so gut schmeckt. Unterwegs habe ich noch ein wenig Sightseeing geamcht.

Als ich wieder vom Busterminal zurück war haben wir noch die nächste Etappe geplant. Wir haben entschieden, dass es von Mendoza am besten nach Buenos Aires gehen soll. Hurra, dafür brauchen wir auch Tickets und da wir an einem Sonntag fahren wollen, sind die Busse schon recht gut ausgelastet. Also was machen? Genau ich bin zum zweiten Mal los, um auch diese Tickets direkt zu kaufen. Dann haben wir sicher Plätze und können uns schon mal um eine Übernachtungsmöglichkeit kümmern. Das wird für Buenos Aires auch nicht ganz einfach werden. Wir haben also den Rest des Tages mit der weiteren Planung verbracht, waren noch einen Kaffee trinken und haben uns ausgeruht. Am Abend sind wir mit Jennifer nochmal los und haben uns ein Abendessen gegönnt. Bei der Auswahl an Restaurants gar nicht so einfach. Wir sind nochmal in einen kleinen Stadtteil, welchen wir gestern bei der Tour bereits erkundet hatten, gelaufen und haben dort einfach die Karten der verschiedenen Restaurants angeschaut. Schlussendlich sind wir in einem Restaurant mit dem Schwerpunkt Kartoffeln gelandet. So gab es verschiedene Sorten von Pommes, sprich mit unterschiedlichen Topings in grossen Gusspfannen oder mein Burger war z.B. mit Brötchen aus Kartoffelmehl usw. Hat sehr gut geschmeckt. Danach gab es dann nochmal ein Eis. Seit wir in Argentinien sind und es so warm ist, ist unser Konsum von Eis deutlich angestiegen. 🙂 Ok, in den letzten Monaten hatten wir fast gar kein Eis und dann ist das jetzt auch in Ordnung. Zurück im Hostel gab es noch ein kleines Bier an der Bar. Zu meinem Entsetzen war die Live-Musik an diesem Abend tatsächlich noch schlechter als am Vortag. Ich habe keine Ahnung wie ich diese Musik beschreiben soll. Es war vor allem laut und mit sehr viel Gitarre unterlegt. Es war aber nicht rockig oder so, sondern mehr melancholisch. Der Rest des Publikums sass richtig euphorisch da und es scheint ihnen gefallen zu haben. Ich habe mich wie bei einer Buchbesprechung mit lauter Intellektuellen gefühlt, wobei ich aber das Buch nicht verstanden habe. 🙂 Aber egal, jedem das seine. Zum Glück war es ein kleines Bier und da man sich auch nicht unterhalten konnten, da so laut, sind wir recht schnell ins Bett. 

Der nächste Tag war dann schon wieder der Reisetag. Da wir aber wieder einen Nachtbus hatten, hatten wir noch den ganzen Tag zur Verfügung. Wir haben also wieder alles gepackt und unsere grossen Rucksäcke deponiert. Dann ging es los in ein nahes Café für ein kleines Frühstück. Irgendwie wurde Frühstück so das wichtigste Essen während der Reise. Abends ist es mir egal was wir essen, aber morgens da achten wir irgendwie mehr darauf. Vor allem das der Kaffee gut schmeckt und meist auch, dass ein frischer Orangensaft dabei ist. Das wird uns irgendwann wohl wieder sehr fehlen. All diese frischen Früchte und Säfte. Ich glaub das habe ich jetzt schon in manchen Beiträgen geschrieben, wie sehr uns das gefällt. Sorry!

Nach dem Frühstück sind wir noch ein wenig durch die Stadt gelaufen. Wir sind nochmals in die wunderschöne Kathedrale und in verschiedene Parks der Stadt bzw. zum Plaza de la Independencia gelaufen. Cordoba ist schon eine recht schöne Stadt, wenn auch etwas chaotisch irgendwie.

Was mich einfach wundert, wie können all die vielen Läden, welche oft alle das gleiche anbieten, überleben. Aber es scheint zu funktionieren. Gegen Nachmittag haben wir uns nochmal einen Kaffee gegönnt und die Gelegenheit genutzt unsere Handys und Tabletts für die nächste Nacht aufzuladen. Man muss pragmatisch denken, und besser ein volles Handy im Bus als nachher doof aus der Röhre zu schauen. Dumm braucht das Handy eben immer doch knapp eine Stunde zum Laden, aber man kann einen Kaffee ja auch recht langsam trinken. Man lernt auf Reise immer etwas dazu. 🙂 Danach haben wir uns nochmal die Kapuzinerkirche von Cordoba angeschaut. Diese Kirche ist einfach sehr speziell, vor allem von aussen. Hier sieht man deutlich die verschiedenen Farben, welche beim Bau verwendet wurden. Das besondere an der Kirche ist, dass diese erst 88 Jahre alt ist. Es ist also eine sehr neue Kirche, was man nicht unbedingt gleich realisiert. Der Stil ist schon auf recht alt gemacht, aber sehr schön. Die schönen Farben von aussen spiegeln sich leider nicht im inneren. Hier ist die Kirche eher dunkel und schwer. Das hat mich ein wenig verwundert. 

Den Rest des frühen Abends haben wir dann am grossen Brunnen in der Stadt verbracht. Wir haben uns hier ein schattiges Plätzchen gesucht und einfach die Zeit genossen. Es war herrlich die Menschen zu beobachten und zu sehen, wie fröhlich und zufrieden hier jeder zu sein scheint. Wir hatten so viel über Argentinien gelesen, wie hoch die Inflation aktuell ist und auch das es für die Menschen recht schwierig ist. Das merkt man den Menschen einfach nicht an. Niemand steckt den Kopf in den Sand, sondern man versucht sein Leben so zu gestalten das man Spass hat und diesen Vibe spürt man auch als Tourist recht schnell. Irgendwie ist das sogar recht ansteckend und man hat selber gleich bessere Laune. Am Abend haben wir noch etwas Kleines gegessen und sind zum Hostel um unsere Rucksäcke zu holen. Den Weg zum Bus haben wir dann bei noch über 30 Grad zu Fuss in Angriff genommen. Da es in den Bussen immer recht kalt wird, hatten wir uns im Hostel noch in lange Hosen geworfen, was jetzt auf dem Weg recht heftig wurde. Der Weg war recht anstrengend, aber was macht man nicht alles, um etwas müde zu werden. Wir waren etwas zu früh am Bus, weshalb ich mich noch um mein iPad kümmern konnte. Ich habe gestern Abend gemerkt, dass mein iPad weg ist. Das letzte Mal als ich es noch gesehen habe, war im Bus von Salta nach Cordoba. Ich hatte es in der Nacht neben mir in den Sitz geklemmt. Da ich an den Kopfhörer kein Kabel habe, habe ich diese am Morgen aus den Ohren genommen und im Rucksack verstaut. Das iPad habe ich dabei wohl vergessen und im Bus liegen gelassen. Was mich am meisten aufregt ist, dass immer alle warnen, wie gefährlich Südamerika ist und das alles gestohlen wird. Wir sind jetzt fast 5 Monate hier unterwegs und uns ist absolut nichts geklaut worden, sondern meine eigene Dummheit hat dafür gesorgt, dass es weg ist. Da wir jetzt ja wieder am Terminal waren, habe ich mal ganz vorsichtig am Schalter der Busfirma nachgefragt, ob vielleicht jemand das iPad abgegeben hat. Mir war die Antwort schon vorher klar, aber probieren kann man es ja. Es ist eben einfach so, wenn man in einem Bus oder in einem Taxi etwas vergisst, dann ist es weg. Deswegen wird aber auch 100’000 mal überall darauf hingewiesen, dass man seine Sachen prüfen soll, ob man alles hat. Kann ich jetzt also nichts machen. Und um es jetzt noch ganz ironisch zu sehen, so wurde mein Rucksack jetzt auch wieder etwas leichter… 🙂 Jammern bringt es mir ja auch nicht wieder zurück! Aber zurück zum Thema, wir waren also am Terminal und haben gewartet. Unser Bus fuhr dann um 21:45 Uhr auch vor und wir konnten unsere Rucksäcke einladen und einsteigen. Wow, was für ein cooler Bus. Wir hatten gute Plätze, die Sitze konnte man weit nach hinten stellen und die Beinfreiheit war auch super. Das konnte eine bequeme Fahrt werden. Pünktlich auf die Sekunde um 22 Uhr ging unsere Fahrt durch die Nacht dann auch los. 

Am Folgetag sind wir pünktlich um 07:50 Uhr in Mendoza angekommen. Die Fahrt war super. Sehr ruhig, niemand hat geschnarcht und ich habe mal wieder einige Stunden geschlafen. Corinne hatte etwas mehr Pech, ihr Sitz hat sich in der Nacht immer wieder selbständig gemacht und ist von alleine von der Liegeposition in die Sitzposition gefahren. Keine Ahnung wie das ging, aber war etwas nervig. Sie hat nicht ganz so viel geschlafen. Nachdem wir unsere Rucksäcke bekommen hatten, sind wir im Terminal auf einen Kaffee. Irgendwie haben wir diese Busse, welche auch einen Kaffee ausschenken, noch nicht gefunden. Dafür war der Kaffee in dem Terminal aber sehr gut und wir bekamen so auch die letzte Müdigkeit aus den Knochen. Wir haben uns dann auf den Weg zum Hostel gemacht. Da es noch recht früh war und daher auch nicht so heiss, sind wir die 2.5 km wieder gelaufen. Dabei haben wir gleich einen ersten Eindruck der Stadt bekommen und der war super. Uns sind direkt die vielen Bäume an den Strassen entlang aufgefallen, dazu aber später mehr. Im Hostel angekommen konnten wir wieder Rucksäcke deponieren, aber noch nicht auf das Zimmer. Wir haben uns also aufgemacht zu einem weiteren Spaziergang in Richtung Parque General San Martin. Das ist ein riesiger Stadtpark und extrem schön. Wir waren überrascht, wie grün alles ist, sind wir doch wieder fast in einer Art Wüste und bei Temperaturen zwischen 35 und 40 Grad war das nicht das, was wir erwartet hatten. Aber es war sehr genial. 

Gegen 14 Uhr waren wir zurück im Hostel, um einzuchecken. Unser Plan war nämlich, dass wir direkt um 15 Uhr zu einer Free Walking Tour gehen. Wir wollten direkt mehr über die Stadt erfahren und da wir nur 2 Nächte bleiben, macht es ja Sinn, direkt am ersten Tag zu machen. Wir hatten uns schon im Vorfeld zusammen mit Jennifer für die Tour angemeldet. Da der Prozess zum Einchecken sich recht lange hingezogen hat, die Dame war sehr gesprächig, wurde es auf 15 Uhr richtig knapp. Wir mussten uns ganz schön sputen, haben es aber geschafft. Am Treffpunkt war nur Jennifer und ein Guide, was bedeutet, wir hatten mal wieder eine Privattour. Perfekt. Unser Guide Marcelo war super und hat uns so viel über die Stadt und das Leben hier erzählt. Das erste, was man damals bei der Errichtung der Stadt gemacht hat, war Strassen bauen und diese komplett mit Bäumen einzurahmen. Daher sind heute fast alle Strassen eine Allee. Das Ziel war es, so möglichst viel Schatten in die Stadt zu bringen, was ein Leben hier erst so richtig ermöglicht. Und es ist gigantisch, wenn man heute durch die Stadt läuft, man ist tatsächlich fast immer im Schatten. Und um diese Bäume mit Wasser zu versorgen, gibt es entlang jeder Strasse einen Wassergraben. Über diese Gräben werden alle Bäume automatisch mit Wasser versorgt, so dass diese niemand giessen muss. 

Auch sonst hat die Stadt so viel zu bieten. Sehr viele Parks und Grünflächen. Die Parks dienen der Bevölkerung als Zufluchtsort bei einem Erdbeben. Ausserdem ist das auch der Grund, warum die Strassen so breit sind. Man wollte vermeiden, dass ein zusammenstürzendes Haus ein anderes Haus auf der anderen Strassenseite beschädigt bzw. ist die Mitte der Strasse ebenfalls ein sicherer Punkt für die Bevölkerung. Erst seit einigen Jahren darf in Mendoza höher gebaut werden als 4 Stockwerke, was davor komplett verboten war.

Nach dem langen Laufen, waren doch knapp 2.5 Std, waren wir sehr durstig. Und was hilft da in so einer bekannten Weinbauregion am besten? Genau, eine Flasche Rose Wein in einem kleinen Restaurant in einem «Hochhaus». Ich schreibe das mal in Anführungszeichen, denn 14 Stockwerke sind jetzt nicht ganz so viele, hier aber ausreichend für einen tollen Blick über die Stadt. Zu unserem Erstaunen hat sich das Wetter aber etwas geändert und es fielen tatsächlich ein paar Tropfen von Himmel.
Kommt hier eher selten vor, eigentlich scheint an über 300 Tagen die Sonne. Aber es war nicht schlimm, schade nur weil wir so nicht ganz so eine gute Sicht hatten. Dafür war aber der Wein super, was uns zu einer Aktivität für den Folgetag inspirierte. Wir wollten eine Fahrrad-Wein-Tour machen. Das bedeutet, man mietet sich ein Fahrrad, bekommt eine Karte mit den schönsten Weingütern und radelt darauf los. Da Corinne nicht ganz so gerne so viel Wein hat, war sie froh, dass ich das mit Jennifer machen konnte und sie einen Tag Ruhe von mir hat. Zu dieser Fahrradtour dann aber später mehr. Jetzt haben wir erstmal den Wein genossen und uns unterhalten. Danach war es dann Zeit, die Wasserspiele im Brunnen auf dem Plaza Independencia anzuschauen. Das war zumindest der Plan. Jeden Abend gegen 20 Uhr sollen in dem Brunnen die Wasserspiele stattfinden und das Ganze soll noch recht schön beleuchtet sein. Als wir am Brunnen angekommen sind, war dieser aber anderweitig belegt. Im Brunnen sassen ein paar hundert Jugendliche und haben gefeiert. Kann man machen, warm genug war es ja. 🙂 Ich habe keine Ahnung, was genau der Anlass war, aber ich gehe davon aus, dass es etwas mit Ende des Schuljahres oder so zu tun gehabt haben muss. Es waren verschiedene Altersstufen so dass es kein Abschlussjahr oder so gewesen kann. Egal, es war mega lustig das Ganze anzuschauen. Wir haben dann eben nur die beiden grossen leuchtenden Schilder von Mendoza fotografiert und keine Wasserspiele.

Danach sind Corinne und ich wieder Richtung Hostel und haben unterwegs noch was gegessen. Hier füllen sich Restaurants erst so gegen 20:30 Uhr oder 21 Uhr. Die Menschen essen sehr spät, was mir noch recht sympathisch ist. Mir gefällt das sehr. Danach ging es für uns zurück und ab ins Bett. Es war jetzt doch ein langer Tag.

Der nächste Tag, Samstag, 26.11.2022 war dann der Tag der grossen Wein Tour durch die Weinregion um Mendoza. Da es zum Laufen von Weingut zu Weingut etwas weit ist, gibt es Anbieter, bei denen man ein Fahrrad mieten kann, um schneller als Ziel zu kommen und so auch mehr Wein probieren kann. Hervorragende Idee muss ich sagen. Ich bin direkt nach dem Frühstück los und hab mich mit Jennifer getroffen, um uns ein UBER zu nehmen. Wir waren etwas faul, um das Ganze mit Bus und Bahn in Angriff zu nehmen und haben uns für die faule, wenn auch etwas teurere Variante UBER entschieden. Hat sich aber gelohnt, denn wir waren um 9.50 Uhr bereits beim Verleiher der Räder und damit sogar 10 Minuten vor dem eigentlichen Anpfiff. Hervorragend, denn wir waren tatsächlich die Ersten und konnten direkt unsere Räder in Empfang nehmen um einen Vorsprung vor den anderen Touristen herausfahren. Wir haben das auch hervorragend gemacht, weil am ersten Weingut angekommen, waren wir tatsächlich allgemein die ersten Kunden. Wir sind aber auch taktisch klug vorgegangen und direkt zum am weitesten entfernten Weingut gefahren. Lieber nüchtern die weite Strecke als mit ein paar Gläsern Wein im Kopf. Eine recht kompetente Herangehensweise wie ich finde. Die Räder waren übrigens eine sehr lustige Geschichte. Ich meine, sie hatten je zwei Räder, Pedale und einen Lenker, aber sonst recht rudimentär. Bremsen waren zwar da, eine Vollbremsung aber nicht möglich. Schaltung war auch vorhanden, funktionierte aber nur wenn sie Lust hatte. Dafür waren alle Räder des Anbieters gleich lackiert, was es einfach machte, einfach eines zu nehmen, wenn man aus einem Weingut gekommen ist. Schloss gab es nämlich auch nicht und so war ich gespannt, ob wir am Abend mit dem selben Rad zurück kommen wie wir gestartet sind. So wie die Übergabe am Morgen stattgefunden hat ist es dem Anbieter aber auch egal wer mit welchem Rad zurück kommt. 🙂 Sind wir also gespannt. Wie gesagt am ersten Weingut waren wir die Ersten und haben direkt das kleine Tasting bestellt. Wir bekamen 3 verschiedene Weine zum Probieren für umgerechnet rund Euro 2.50. Und der Wein war der Hammer. Natürlich durfte ein Malbec nicht fehlen. Rund 70% der weltweilten Ernte dieser Sorte entfällt auf die Region um Mendoza. Aber auch sonst waren sehr gute Tropfen mit dabei, wie ein Cabernet und ein Malbec Rose.

Danach ging es weiter zu einem weiteren sehr guten Weingut, wo wir wiederum 3 verschieden Weine testen konnten. Dort habe ich mich dann auf drei verschiedene Rotweine, unter anderem wieder einen Malbec konzentriert. Und auch hier wieder richtig gute Weine.

Unser drittes Weingut war dafür ein richtiger Fehlgriff. Es war zwar alles organisch und vegan, was aber nichts hilft, wenn der Wein nach Essig schmeckt. Hier waren wir wirklich enttäuscht. Auch weil wir alle drei Weine aus dem selben Glas probieren mussten, was nach den sehr schönen Degustationen davor irgendwie komisch wirkte. Hier lief einfach ein Herr durch die Tische mit unterschiedlichen Flaschen und hat nachgeschenkt. Aber das Ambiente hier war noch recht gemütlich und vor allem rustikal.

Das vierte Weingut war eigentlich eine spontane Idee. Dies war nicht in unserer Karte eingezeichnet, weil man hier normalerweise eine Reservierung braucht. Wir sind aber trotzdem hin, weil wir von anderen hörten, dass es dort schön sein soll. Und was soll ich sagen, es war der Hammer. Wie ich später herausgefunden habe, gehört das Weingut zu den 10 Besten der Welt. Als wir auf das Gelände radeln wollten wurden wir erstmal von der Security gestoppt. Wir wurden gefragt, ob wir eine Reservierung haben, was ich ordnungsgemäss verneinte. Daraufhin meinte die freundliche Dame, sorry dann nur Zutritt, wenn man etwas im Weingut kaufen möchte. Sprich ein paar Flachen Wein. Ich habe dann ganz doof gefragt, dass wir nur ein wenig probieren wollen ob das nicht geht, was die Dame dann veranlasste uns doch Zutritt zu gewähren. Aber nur weil wir «ein wenig» probieren wollten. Sie weiss nicht was für uns «ein wenig» ist. 🙂 Aber egal, das war geschafft. Die nächste Herausforderung war dann im Restaurant, weil auch da wollte man uns nur mit Reservierung hineinlassen. Sah auch alles sehr edel aus. Ich habe es dann wieder mit «ein wenig probieren» versucht, was auch hier funktioniert hat. Wir durften auf die wunderschöne Terrasse sitzen und ein Herr brachte uns zwei Gläser und schenkte uns einen sehr leckeren Rosé Sekt ein. Der war super und bei der Hitze auch schnell leer. Als der Herr tatsächlich zum Nachschenken nochmal gekommen ist habe ich direkt nach der Rechnung gefragt. Keine Ahnung, was hier so ein Glas kostet. Der Herr meinte aber, das geht aufs Haus… Wow, was für ein Service. Wir sind dann noch in den Verkaufsraum, nachdem wir ausgetrunken hatten und haben dort noch eine Flasche Wein gekauft. Einfach mal für schlechte Zeiten und wer weiss was auch unserer weiteren Fahrt noch kommt. 

Wir sind dann zur letzten Station gefahren, weil eigentlich waren wir schon viel zu spät dran. Wir wollten gegen 16 Uhr zurück in der Stadt sein, da wir das zweite Spiel von Argentinien sehen wollten. Aber schon jetzt war klar, das wird nichts. Die Distanzen waren einfach zu weit und wir haben überall teilweise recht lange warten müssen. Ein Tasting von Olivenöl haben wir zur Zeitoptimierung auch schon direkt übersprungen. Ok, wir waren ja auch für Wein und nicht für Olivenöl unterwegs. 🙂 Im Nachhinein muss ich aber zugeben, wir hätten die letzte Station auch sausen lassen sollen. Der Wein war nicht schlecht, aber extrem teuer. Ich weiss nicht genau, was wir falsch gemacht haben, aber in Summe haben wir hier doppelt so viel ausgegeben wie in den 4 anderen Stationen zusammen. Und dafür war die Menge an Wein die wir bekommen haben, recht wenig. Um nicht zu sagen, dass es sogar kleinere Gläser waren als bei den andern, wo es Gläser für ein Tasting waren. Also da gehen wir nicht mehr hin. 🙂

Nachdem wir hier noch zwei weitere Schweizerinnen getroffen haben, war es Zeit uns auf den Rückweg zu machen. Angekommen beim Fahrradverleih gab es direkt den nächsten Wein. Anscheinend schenkt der Herr hier immer die letzte Runde aus. Ok, kann man ja noch mitnehmen. Jetzt war es schon 16 Uhr und das Spiel von Argentinien hat begonnen, was uns nun zum Verhängnis wurde. Wir haben nämlich kein UBER für den Rückweg bekommen. Da blieb uns nur die Alternative den Bus zu nehmen. Mhhh, nicht ganz einfach, denn man benötigt eine Karte für den Bus, welche man vorher aufladen muss, bevor man einsteigt und dann im Bus damit bezahlt. So eine Karte hatten wir nun aber nicht. Also haben wir versucht den Busfahrer zu bestechen. Wir haben den normalen Fahrpreis grosszügig aufgerundet und haben dem Fahrer das Bargeld angeboten. Er wollte das Geld so aber nicht, sondern hat uns so einsteigen lassen. Was für ein Tag, umsonst Wein und nun noch umsonst Bus fahren. Ok, es könnte auch daran gelegen haben, dass der Herr so frustriert war, weil er während dem Spiel arbeiten muss. Wir standen aber vor der nächsten Herausforderung. Wir waren komplett unvorbereitet, was eine Busfahrt angeht, und hatten keinen Plan wo der Bus hält bzw. wir aussteigen müssen. Wie soll es anders sein, wir haben die richtige Haltestelle prompt verpasst und sind dann eine zu spät ausgestiegen. Zum Glück stand dort ein Taxi, welches uns dann zu meinem Hotel brachte, wo Corinne schon auf uns wartete. Wir sind dann zu Dritt los und haben ein Restaurant gefunden, wo das Spiel übertragen wurde. Nun ja, wir haben es noch zu den letzten 10 Minuten geschafft, konnten aber den kollektiven Jubel zum Gewinn des Spieles noch hautnah miterleben.

Jetzt die grosse Frage was noch mit dem Rest des Tages anfangen? Da Jenny und ich ja bereits an den Geschmack von Wein gewöhnt waren haben wir uns für eine weitere Flasche Rose in einem gemütlichen Restaurant entschieden. Wir hatten es sehr lustig und haben ewig getratscht und den Wein genossen. Danach wollten wir einen weiteren Anlauf für die Lichtshow am Brunnen in der Stadt wagen. Also sind wir die 20 Minuten in die Stadt gelaufen, um dann wieder enttäuscht zu werden. Diesmal waren zwar keine Menschen im Pool, aber die Lichtshow fand trotzdem nicht statt. Keine Ahnung warum, aber ggfs. hat die zuständige Person im Freudentaumel vergessen den Knopf zu drücken. Wir sassen eine Zeit am Brunnen, um dann wieder zurück in die Region von unserem Hotel zu laufen. Also wieder knapp 20 Minuten, aber der Hunger war zwischenzeitlich einfach zu gross. Ok, immerhin haben wir unterwegs noch ein Eis gegessen was noch positiv zu erwähnen ist und warum sich der Lauf zumindest ein wenig lohnte. Wir haben uns für die gleiche Pizzeria wie am Vortag, Corinne und ich waren dort, entschieden und so eine fettige Pizza war in unserem Zustand keine schlechte Idee. An einem weiteren Wein hatten wir aber kein Interesse aber genial wie gut auch eine Cola light schmecken kann. 🙂 Nachdem wir auch hier noch etwas länger gesessen sind, sind Corinne und ich zurück in unser Hostel und Jenny hat sich auf den Weg zurück in die Stadt und zu ihrem Hostel gemacht. Was für ein Tag, feucht fröhlich. Und die Aspirin, welche ich vor dem Schlafengehen genommen habe, war glaub ich eine sehr gute Idee. 🙂

Den letzten Tag in Mendoza haben wir wieder gemütlich verbracht, nach dem Vortag auch die bessere Idee. Wir haben ausgeschlafen, also wenn man das so nennen kann, wenn man bis um 10 Uhr das Zimmer verlassen haben muss. So früh mussten wir jetzt schon lange nicht mehr auschecken. Wir haben das Frühstück im Hostel sausen lassen und sind stattdessen in ein tolles Café in der Nähe gelaufen. Über dieses hatten wir schon gelesen und es hatte sich gelohnt. Der Kaffee und das Frühstück waren super. Danach sind wir in einen der vielen Stadtparks gelaufen und haben uns auf eine Bank im Schatten gesetzt. So kann man es aushalten, und nach dem vielen Wein vom Vortag eine wohltuende Erholung. 🙂 Danach ging es dann weiter nochmals in den grossen Parque General San Martin. Dieser hatte es uns tatsächlich angetan und wir wollten einfach noch etwas ins Gras liegen und den Nachmittag geniessen.

Gegen Abend hiess es dann noch etwas Essen, Rucksäcke holen und Abschied nehmen von Mendoza. Was für eine geniale Stadt, was für ein Flair und was für tolle Menschen. Wir haben uns extrem wohl gefühlt und ich glaube, hier könnte ich auch leben. Das ist schon ein sehr spezieller Ort. Gegen 20 Uhr sind wir dann wieder zum Bus. Dieses Mal aber mit dem Taxi. Ich wollte nicht schon wieder laufen. 🙂 Unser Bus startete auch tatsächlich pünktlich um 21 Uhr Richtung Buenos Aires. Was für ein Abenteuer diese Fahrt werden sollte konnten wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht ahnen. Alles begann damit, dass wir von Mendoza aus direkt Richtung Autobahn sind. Nach ca. 20 Min Fahrt gab es einen lauten Knall am vorderen Teil des Buses. Ich habe noch gedacht, ui das klang nicht gut. Der zweite Fahrer kam dann auch direkt nach oben und dann haben wir auch gesehen was passierte. Uns ist ein Stein voll in die obere Windschutzschreibe geknallt und diese war komplett gesprungen. Das sah nicht gut aus, sonst ist aber nichts Weiteres passiert. Was ich mich bis heute Frage ist, wie kann ein Stein in die obere Scheibe, wir waren ja wieder mit so einem Bus mit zwei Etagen unterwegs, fliegen? Vor allem war der Einschlag noch im oberen Bereich der oberen Scheibe. Entweder es wurde etwas vom Strassenrand geworfen, oder wir hatten einfach Pech. Ich weiss es nicht und eigentlich ist es ja auch egal. Problem war jetzt einfach, so konnten wir nicht weitere fast 13 Stunden fahren. Die Fahrer entschieden dann, auf dem Weg bis zur nächsten Ausfahrt, dass wir umkehren müssen und zurück nach Mendoza fahren. Prima, das kostet als schon mal Zeit. Wir fuhren also zurück, aber nicht zum ursprünglichen Terminal, wir fuhren in ein Industriegebiet zu einer Garage des Busunternehmen. Dort wartete bereits ein Ersatzbus für uns, welcher jetzt nicht ganz so schön war wie der in dem wir sassen, aber es sollte damit weiter gehen. Ist ja auch besser als zu warten, bis die Scheibe irgendwann repariert ist. Und immerhin sollte es weiter gehen. Meine schlimmste Befürchtung war, dass es nicht weiter geht und wir nochmal in Mendoza bleiben müssen. Also gut, wir sind neben den Bus gefahren und konnten direkt umsteigen. Das Gepäck wurde von den Fahrern umgeladen, so dass es für uns recht einfach war. Für den weiteren Verlauf der Geschichte ist es wichtig zu wissen, gebucht haben wir bei der Firma Chevallier. Der neue Bus war jetzt beschriftet mit Flecha, dem grössten Busunternehmen Argentiniens. Beide Firmen arbeiten aber zusammen und ich gehe davon aus, das Chevallier wie eine Tochterfirma von Flecha ist. So weit so gut, dachte ich, sollte aber eines Besseren belehrt werden. Nachdem alles umgeladen wurde, machten wir uns wieder auf den Weg und wir dachten jetzt geht es direkt los. Dem war aber nicht so, nach 15 Min Fahrt waren wir plötzlich wieder auf dem Gelände des Terminals, an welchem wir ursprünglich los gefahren sind. Der bereitgestellte Ersatzbus hatte einen leeren Tank und man wollte am Terminal nur tanken. Dumm war aber, dass die Tankstelle am Terminal kein Diesel mehr hatte und daher dort nicht getankt werden konnte. Also mussten wir alle am Terminal bleiben und der Bus fuhr ohne uns los in die Stadt um irgendwo zu tanken. Wir sollten einfach mal warten. Und so standen wir dann alle recht planlos wieder am Terminal und keiner wusste, wann es nun weiter geht. Nach ca. 30 Min kam der Bus aber wieder zurück und wir sind eingestiegen. Jetzt ging es endlich los Richtung Buenos Aires. Es war jetzt genau 23 Uhr und damit hatten wir jetzt genau 2 Stunden Verspätung. Ich dachte ok, nicht schlimm, aber es wurde noch schlimmer. Wir sind die gleiche Strecke wie vorher los und haben die ersten Kilometer auch recht zügig zurückgelegt. Nach 55 Min Fahrt wurde der Bus plötzlich langsamer und stoppte dann am Fahrbahnrand. Der eine Fahrer stieg aus und prüfte etwas an einem Reifen der beiden Hinterachsen. Sein Gesichtsausdruck war dabei jetzt nicht so freudestrahlend. Als er zurück kam meinte er, dass wir einen platten Reifen haben und diesen wechseln müssen. Wir würden jetzt langsam weiter fahren bis zu einer Werkstatt. Hurra, das macht Spass. Wir sind also losgetuckert und haben uns auf den Weg gemacht. Ich ging davon aus, dass die Werkstatt irgendwie in ein paar Minuten kommen müsste, aber dem war nicht so. Wir sind tatsächlich fast 3 Stunden so gefahren, ehe wir um kurz vor 3 Uhr an einer kleiner Werksstatt am Strassenrand stoppten. Ich habe keine Ahnung wie das funktionierte. Ok, wir sind nicht sehr schnell gefahren, aber fast 3 Stunden – Warum? Egal, wir haben von ein paar «Kindern», die sahen alle aus wie max. 15 Jahre, welche da am Bus zu Werke gingen, einen neuen Reifen bekommen und das sogar recht schnell. Ich glaube innerhalb von 20 Minuten war die Geschichte erledigt und wir konnten schon wieder weiter.

Von nun an war der Bus wieder mit höherer Geschwindigkeit unterwegs. Wir haben dann aber mal mit Google Maps geschaut, wo wir sind und wie weit es noch ist und kamen zum Entschluss, dass wir ca. 4 Std dem Plan hinterher hängen jetzt. Damit war klar, den ersten Tag in Buenos Aires können wir fast abhaken. Geplant war, dass wir gegen 10.30 Uhr ankommen, dann hätten wir noch was vom Tag gehabt. So ging die Prognose aber eher von 14.30 Uhr aus und bis wir dann am Hotel sind usw., da vergeht ja auch noch Zeit. Die weitere Fahrt verlief dann ohne grössere Probleme bis Buenos Aires, wo wir an einem ersten Terminal einen Stop machten und die ersten Passagiere ausgestiegen sind. Wir hatten aber bis zum Terminal Retiro gebucht, welches mitten in der Stadt liegt. Also haben wir uns einfach mal ruhig verhalten und gedacht, geht bestimmt gleich weiter. Dem war aber nicht so. Nach 10 Min kam ein anderer Passagier in den Bus und meinte, wir müssen alle aussteigen. Der Bus, in dem wir jetzt waren, der Bus von Flecha, hat keine Genehmigung, um in das Terminal Retiro fahren zu dürfen! What??? Das muss man nicht verstehen, aber es war so. Wir konnten also wieder alle noch verbleibenden Passagiere, in einen anderen Bus umsteigen. Dieser war nun wieder mit dem ursprünglichen Unternehmen Chevallier beschriftet und von den 3 Busen, welche wir bis dahin hatten, der Älteste. Aber ok, sollten ja nur noch 30 Min sein. Wir also wieder umgestiegen und so allmählich kippte die Stimmung im Bus. Langsam drang bei manchen das südamerikanische Temperament zum Vorschein. Wir haben es mal locker genommen und geschaut, dass wir irgendwie nicht den Anschluss verlieren. Bei all den ganzen Sachen ist es dann doch schwer mit unserem Spanisch. Ich glaube wir machen das gut, aber wenn dann einer so extrem schnell spricht und informiert und andere dazwischen quatschen, dann wird das echt mühsam. Wir waren aber die einzigen Touristen an Board und manche Argentinier haben sich wirklich extrem um uns gekümmert. Die haben wirklich versucht in ihrem besten Englisch, was nicht wirklich gut war, zu helfen und zu erklären. Es war genial, und gleichzeitig auch sehr lustig. Ok, wir haben also die letzte Etappe in Angriff genommen und alles ging gut. Um 14.30 Uhr, also mit genau 4 Std sind wir im Terminal Retiro angekommen. Was waren wir erleichtert, aber nur um direkt im Anschluss den nächsten Dämpfer zu bekommen. Schon während andere Passagiere ihr Gepäck in Empfang nahmen, haben wir gemerkt, da stimmt was nicht. Es wurde etwas lauter und die Koffer und Taschen genauer inspiziert. Als wir unsere Rucksäcke bekamen haben wir direkt gesehen, dass diese aufgebrochen wurden. Wir hatten beide je zwei Schlösser, eines für das obere und eines für das untere Fach und an jedem Rucksack war eines weg. Mein unteres Fach stand sogar noch ein wenig offen. Bei Corinne kam hinzu, dass die Rückseite des Rucksackes komplett nass war. Wir hofften nur, dass es «nur» Wasser ist und nichts anderes. Zum Glück hat es mal nach nichts gerochen. Wir haben dann beide Rucksäcke geprüft und gemerkt, dass zum Glück nicht viel fehlt. Nur aus meinem Rucksack fehlten meine Camping-Plastik-Gabel und Löffel. Das Messer war wohl zu gefährlich und noch da und dann fehlte noch meine geliebte dehnbare Wäscheleine. Verdammt, auf die war ich so stolz, ok hab sie bisher nur einmal gebraucht, aber ihre Zeit wäre sicher noch gekommen. 🙂 Alles war in so einem kleinen Packwürfel, welcher ebenfalls fehlte. Warum also das Messer noch da ist? Ich habe keine Ahnung. Corinne hat in ihrem Rucksack noch alles gehabt, aber die Rückseite war eben auch innen gut durchnässt. Da wir nicht wussten, wie die Klamotten aussehen, habe ich mich beim Busfahrer beschwert. Der hat mir dann gesagt, dass wir zum Schalter des Busunternehmen gehen sollten. Das haben noch andere Passagiere gehört, also dass wir auch Probleme haben und haben uns direkt mitgenommen zum Schalter. Wir waren dann so knapp 20 Personen, welche an dem Schalter aufgeschlagen sind und einige davon recht übermüdet. Eine Dame hat dann die Initiative ergriffen und auf die armen Herren hinter dem Tresen eingeredet. Wir haben nichts verstanden, aber es war lustig. Irgendwann hat die Dame dann auf uns gezeigt und dass wir als Touristen auch noch ein Problem mit dem nassen Rucksack haben. Nach einer kurzen und hitzigen Diskussion kam die Dame zu uns und meinte wir sollten unsere Tickets abgeben, es gibt Geld. Ok, da machen wir natürlich mit. Wir haben unsere Tickets abgegeben und dann ging es reih um. Jeder hat seinen kompletten Preis zurückbekommen. Wir sind also sozusagen für umme gefahren. Das freut doch den Schwaben, wenn er was für umsonst bekommt. Nachdem wir unser Geld und wir reden da doch von knapp 100 Euro bekommen haben, mussten wir noch ein Schadensprotokoll für den nassen Rucksack ausfüllen. Den ersten Teil mit persönlichen Angaben konnte ich noch ausfüllen, aber als es dann an die Beschreibung des Sachverhaltes ging, war ich überfordert. Und dann steht ein Herr neben mir und fragt, ob er mit helfen kann. Ich soll ihm auf Englisch diktieren und er schreibt es auf Spanisch. Wie genial, schon wieder so eine hilfsbereite Person. Wir haben das dann zusammen gemacht und eingereicht. Jetzt haben wir eine Schadensnummer und eine Mailadresse, über die wir kommunizieren können. Schauen wir mal, was dabei noch rauskommt. Wir wollten erst mal schauen, wie schlimm das Ganze ist und dann entscheiden. Aber zumindest haben wir einen ersten Schritt direkt gemacht und Geld haben wir ja auch bekommen. 🙂 Ich habe keine Ahnung, wann und wo die Rucksäcke geöffnet wurden, aber ich denke es müsste beim Wechsel des Reifen passiert sein. Ohne hier aber jemanden verdächtigen zu wollen. Es ist dumm gelaufen, aber was soll man machen. Auch mit der Scheibe und dem Reifen, das war einfach Pech. Dumm, dass alles auf einer Fahrt passiert ist, aber auf der anderen Seite auch beeindruckend, wie schnell wir einen Ersatzbus hatten und die Fahrt weiterführen konnten. Das war schon recht genial. Wenn ich überlege wie viele 1’000 km wir jetzt schon gefahren sind, dann ist das wirklich in Relation gesehen, harmlos. Deswegen lassen wir uns jetzt die Vorfreude auf Buenos Aires nicht kaputt machen. Und soll doch jemand Spass haben an meiner Wäscheleine. 🙂 Nach all der Aufregung haben wir uns ein UBER gerufen und sind damit zum Hotel. Vorteil der Verspätung war, dass wir direkt in unser Zimmer konnten. Man muss ja auch immer das Positive an all den Geschichten sehen. Und was für ein tolles Zimmer wir hatten. Es war ein kleines Appartement mit einer Galerie, auf welcher das Bett und die Türe ins Bad war. Unten gab es ein kleines Sofa, einen Tisch und eine Küchenzeile mit einer Mikrowelle, einem Wasserkocher und einem kleinen Kühlschrank. Von der Lage her, war das Appartement ebenfalls perfekt. Wir nächtigten direkt an der bekannten Strasse 9. Juli, auf welche ich dann später noch eingehe. Wir konnten so unser Gepäck nochmals überprüfen und vor allem Corinnes Sachen auspacken und zum Trocknen Aufhängen. Sie hatte Glück, weil das Meiste blieb trocken, da alles in Packwürfel verstaut war. Das Einzige war, dass wir den Rucksack im Rückenteil trocken bekommen mussten. Da hat sich doch ordentlich Wasser in die Polster gezogen. Nachdem wir alles so weit erledigt hatten sind wir doch noch los, um ein paar Schritte zu laufen und zumindest die nähere Umgebung zu besichtigen. Wir haben ein tolles Café gefunden, wo wir uns gestärkt haben und einen leckeren Kaffee getrunken haben. Danach ging es dann noch ein wenig zum Nationalkongress, ein sehr schönes Gebäude und den davor liegenden Park. Wir wollten nicht mehr viel machen, aber zumindest ein wenig den Kopf frei bekommen.

Danach ging es dann zurück und der Plan war, eine heisse Dusche, etwas ausruhen und dann los zum Abendessen. Ok, Dusche und Ausruhen haben wir geschafft, für Abendessen waren wir tatsächlich zu faul. Wir hatten keine Lust mehr und sind einfach vollends im Zimmer geblieben und haben den Blick aus dem Fenster genossen. Es war richtig cool und recht früh wurde aus Ausruhen dann auch Nachtruhe.

Der nächste Tag, der 29.11.2022 war dann unser erster richtiger Tag in Buenos Aires und den haben wir vollgepackt mit Programm. Wir haben gestern Abend noch zwei verschiedene Free Walking Touren gefunden, eine am Morgen für 3 Stunden und eine am Nachmittag über 2.5 Stunden. In Kombination waren die beiden Touren wirklich super, da man direkt sehr viele Sehenswürdigkeiten auf einmal anschauen kann. Und unsere Zeit hier ist ja doch etwas begrenzt. Also sind wir am Morgen früh aufgestanden, sind etwas Kleines frühstücken gegangen und haben uns dann auf den Weg zum Treffpunkt gemacht. Dieser war dann auch direkt an einer ersten Sehenswürdigkeit der Stadt, nämlich am Teatro Colón, oder auch bekannt als das Opernhaus von Buenos Aires.

Dieses Opernhaus gilt als eines der besten Opernhäuser der Welt, was die Klangqualität angeht. Ist noch verwunderlich, da während der Bauphase der Architekt drei mal wechselte, und es trotzdem zu einem perfekten Gesamtergebnis geführt hat. Ein Architekt wurde ermordet und der Zweite hat irgendwann aufgegeben. Das Opernhaus bietet Platz für 2.500 Menschen, was noch recht viel ist. Wir waren extrem überrascht über die Gruppengrösse der Tour. Es waren geschätzt um die 80 bis 90 Personen am Treffpunkt, was nach Aufteilung in englisch und spanisch sprechende Gruppedazu führte, dass wir uns mit knapp 50 Personen auf den Weg machten. Es war aber noch gut organisiert und der Guide hatte einen kleinen Lautsprecher und ein Mikrofon dabei, so dass man ihn immer gut verstehen konnte.

Vom Teatro Colón aus ging es dann weiter zu einer grossen jüdischen Synagoge. Argentinien hat nach den USA die zweitgrösste jüdische Community, was ich bis dahin auch nicht wusste. Es gibt sogar einen Mc Donalds in der Stadt, welcher Produkte nach Halal anbietet. Ist die einzige Filiale der Welt, wo es das gibt.

Danach ging es dann quer durch die Stadt und wir haben die verschiedenen Baustile der Häuser angeschaut. Buenos Aires hat nicht die typischen Gebäude der spanischen Kolonialzeit, sondern ganz verschiedene Stile. Man hat das Gefühl man hat einfach mal so ausprobiert und jeder durfte sich verewigen. Sieht aber super aus und macht die Stadt auch so spannend.

Extrem war dann die Überquerung der bekannten Strasse zum «9. Juni». Diese Strasse ist tatsächlich 140 Meter breit und hat ca. 20 Fahrspuren. Wobei manche davon rein für den Busverkehr reserviert sind. Man muss die Strasse in Etappen überqueren und je nach Ampelschaltug kann die Überquerung gerne etwas über 2 Min. dauern. Muss man also einplanen, wenn man es eilig hat. Es war tatsächlich verrückt, weil immer von irgendwo her wieder Autos gekommen sind. Die Strasse ist bereits sehr alt und bei ihrem Bau gab es kaum Autos. Kein Mensch versteht, warum man damals so eine Prachtallee gebaut hat. Heute ist man aber tatsächlich froh darüber, weil im Vergleich zu anderen südamerikanischen Städten, fliesst der Verkehr durch Buenos Aires recht gut. 

Danach ging es dann zum Plaza San Martin, wie es ihn in jeder argentinischen Stadt gibt. San Martin war ein Militär, welcher für die Unabhängigkeit gegen die Spanier kämpfte und einen Feldzug von Cordoba aus über die Anden nach Lima anführte. Der Herr war äusserst erfolgreich und trägt einen grossen Anteil an der Unabhängigkeit. Im Anschluss ging es dann zum sogenannten Big Ben von Südamerika. Dieses Denkmal, ein Turm mit einer grossen Uhr, ist ein Geschenk von Grossbritannien an die Stadt, welches zur 100 Jahr-Feier überreicht wurde. Heute zieren viele der damaligen Geschenke die Parks und Grünflächen der Stadt. 

Besonders ist im Fall des Big Ben, dass direkt daneben das Mahnmal für die gefallenen Soldaten aus dem Falklandkrieg installiert wurde. Dieser Krieg zwischen Argentinien und Grossbritannien ist in den Köpfen der Menschen noch sehr präsent und es wird nach wie vor gefordert, dass die Inseln ein Teil von Argentinien sind. Während des Krieges verloren über 600, vor allem junge und nicht besonders gut ausgebildete argentinische Soldaten ihr Leben. Die damalige Regierung hat die Situation vollkommen unterschätzt und nie mit einer militärischen Reaktion Seitens Grossbritanniens gerechnet. Man ging davon aus, dass man das so akzeptieren würde, man sicher aber keine Truppen schicken würde. Der Krieg hat für allem für Grossbritannien einen riesigen finanziellen Aufwand bedeutet. 

Danach ging es wieder weiter durch die herrlichen Strassen und Alleen mit den beindruckenden Häuserfasaden in Richtung dem Stadtteil Recoleta. In diesem Stadtteil haben wir uns erst noch den grössten Baum von Buenos Aires angeschaut, welcher tatsächlich einen Durchmesser von knapp 90 Metern hat und dann das eigentlich einzige Gebäude, welches im Kolonialstil erbaut wurde, nämlich eine kleine Kirche.

Bekannt wurde Recoleta aber durch seinen berühmten Friedhof. Unsere Tour endete mit einer spannenden Einführung in das Thema des Friedhofes und wir beschlossen, diesen direkt kurz zu besuchen (ohne Tour). Der Friedhof ist speziell, da es keine Gräber in der uns bekannten Form gibt. Vielmehr hat man für jeden Verstorbenen wie eine Art Haus gebaut, in welchem der Sarg, bzw. auch mehrere Särge, wenn ganze Familien die selbe Grabstätte nutzen, hineingestellt werden. Recoleta war früher der Stadtteil der Reichen und vor allem der Gebildeten. So ergab es sich, dass sich auf diesem Friedhof ganz viele Gräber von ehemaligen Präsidenten des Landes oder Bürgermeister der Stadt befinden. Auch viele andere Persönlichkeiten, welchen einen grossen Einfluss auf die Gestaltung des Landes hatten, sozusagen verschiedene Gründungsväter sind hier beerdigt. Besonders berühmt ist das Grab von «Evita», welches wir natürlich auch angeschaut haben. Sie ist für viele Argentinier auch heute noch eine ganz besondere Persönlichkeit. Obwohl sie «nur» die Ehefrau des Präsidenten war, hatte sie einen unfassbaren Einfluss auf die Politik im Land. Leider verstarb sie mit 33 Jahren an Krebs viel zu früh. 

Nach diesem beindruckenden Morgen meldete sich doch der Magen. Da wir aber nun aber nur noch eine Stunde Zeit hatten, bis die nächste Tour los ging, gab es nur eine Kleinigkeit in Form von typischem amerikanischem Fastfood. Mc Donalds! Kann man ja auch mal machen. Wir mussten uns beeilen, weil wir noch knapp 3 km vom neuen Treffpunkt entfernt waren. Dort angekommen mussten wir feststellen, wir werden wieder eine recht grosse Gruppe sein. Wir waren das gar nicht mehr gewohnt, die letzten Touren waren wirklich in sehr kleinen Gruppen. Aber egal, macht es ja auch spannend, weil die Zusammensetzung war wirklich multi-Kulti. Ich schätze mal bei dieser Tour waren wir so ca. 35 Personen, aber hat auch wieder super geklappt. Auf dieser Runde ging es ein wenig mehr um Politik und die politischen Gebäude in der Stadt. Daher war der Treffpunkt auch direkt am Nationalkongress, welchen wir gestern schon mal gesehen hatten. 

Anschliessend ging es durch den Kongresspark in welchem wir noch den «Null-Kilometer-Stein», dient immer als Referenzpunkt bei den Angaben und Messungen von Distanzen z.B. für Entfernungen auf Strassenschildern, besichtigten, ehe es immer der Strasse 25. Mai entlang ging. 

Den nächsten Stopp machten wir am bekannten Palacio Barolo, ein 1923 eröffnetes Bürogebäude, welches eine grosse Geschichte hat. Aber auch die Architektur des Gebäudes ist einfach der Hammer.

Danach ging es dann wieder über die berühmte Avenue 9 de Julio und weiter Richtung Plaza Mayo. Unterwegs gab es noch weitere schöne Gebäude, Plätze und Statuen. Einfach unmöglich sich das alles zu merken.

Der Platz Plaza Mayo ist berühmt, da er umgeben ist von wichtigen Gebäuden. Zum einen ist dort die Casa Rosada, bekannt als der Sitz des Präsidenten von Argentinien. Das Gebäude ist tatsächlich rosa, was daran liegt, dass man früher nur weisse oder eben rosa Häuser baute. Die Rosa Farbe entstand dabei dadurch, dass man Tierblut in weisse Farbe mischte, was zu jenem rosa führte. Heute ist die Farbe natürlich vegetarisch und ohne Tierblut. 🙂 Damals war eben nicht anderes da bzw. nichts was so günstig war.
Ausserdem befindet sind am Plaza Mayo die Kathedrale von Buenos Aires. Diese ist keine typische Kathedrale dafür aber umso bekannter, da hier Papst Franciscus anwesend war, ehe er Papst in Rom wurde. 

Hier am Plaza Mayo endete auch unsere Tour und Corinne und ich zogen noch ein wenig weiter. Unser Ziel war der Stadtteil hinter Casa Rosada, welcher mehr Richtung Meer liegt. Es gibt dort wie ein altes Hafengebiet, so ein wenig wie die Speicherstadt von Hamburg und die bekannte Brücke Puente de la Mujer, eine Drehbrücke für Fussgänger. Das ganze Areal ist genial, recht modern und richtig was los. Wir sind eine zeitlang durch am Fluss entlang gelaufen und haben uns dann auf ein Bier in ein Restaurant an der Promenade gesetzt.

Dort haben wir uns dann auch nochmal mit Jennifer getroffen. Sie wohnt in einem anderen Stadtteil, wir wollten uns aber nochmal treffen. Sie wird nach Buenos Aires auch Richtung Norden zu den Wasserfällen reisen und wir planen uns dort nochmal zu treffen, um gemeinsam auf die brasilianische Seite der Wasserfälle zu gehen. Macht es zu Dritt etwas günstiger, weil man sich die Kosten für Taxi etc. teilen kann. Als Jennifer dann zu uns gestossen ist meinte sie, dass in ein paar Minuten noch eine Freundin aus dem Hostel von ihr dazu kommt, ob uns dies stören würde. Was es natürlich nicht tut, weil wir ja immer gern mit Menschen unterwegs sind. Nach 15 Min kam dann auch eine junge Frau, welche aus England stammt und Isabell heisst. Es war sehr lustig und wir hatten jede Menge zu tratschen. Irgendwann haben wir gesprochen, wo wir überall waren und dass wir in Kolumbien einen Sprachkurs gemacht haben usw. Sie meinte sie hätte das auch gemacht und sie wäre 5 Wochen in Medellín gewesen. Lange Rede kurzer Sinn, wir haben herausgefunden, dass wir zur gleichen Zeit in der gleichen Sprachschule in Medellín waren, nur eben in anderen Klassen. Wir haben aber Bilder gefunden, z.B. vom Tejo spielen und tatsächlich waren wir Alle auf dem selben Bild. 🙂 Es ist schon lustig, da sitzt man in Buenos Aires und trifft jemanden, welcher vor knapp 3 Monaten an der gleichen Schule war. Ab da wurde es natürlich richtig lustig und wir hatten einen genialen Abend. Zum Abschluss sind wir noch zu einem Italiener und haben etwas gegessen. Es wurde also ein langer Tag, aber wir haben viel über die Stadt und das Land gelernt, hatten super Gespräche mit sehr netten Menschen und haben es uns einfach gut gehen lassen.

Zu später Stunde sind Corinne und ich dann wieder zurück zum Hotel gelaufen und sind nach der Ankunft recht schnell ins Bett gefallen. 

Für den nächsten Tag, 30.11.2022 hatten wir nochmal eine Free Walking Tour gebucht. Dieses Mal aber für den Stadtteil La Boca, welcher ein paar Kilometer entfernt des Hotels lag. Da wir pünktlich um 11 Uhr am Treffpunkt sein wollten, aber wir uns ein UBER bestellt und beschlossen, dass Frühstück erst in der Nähe des Treffpunktes einzunehmen. Ein kleines Frühstück kann hier nämlich teilweise recht lange gehen, nicht weil es so gross ist, sondern weil es recht lange dauern kann, bis es serviert wird. Deswegen wären wir gestern schon fast zu spät gekommen, das wollten wir heute nicht riskieren. Also sind wir los und die Fahrt dauerte doch ein paar Minuten. Angekommen in Boca haben wir uns ein kleines Café gesucht und einen leckeren Kaffee bestellt. Ich habe mich direkt wohl gefühlt in dem Viertel. Es war zwar recht touristisch, aber die Häuser sind so schön bunt und alle sind irgendwie gut drauf. Wie wir später auf unserer Tour gelernt haben, ist Boca ein sehr alter Stadtteil. Es war der Stadtteil in welchem früher der Hafen lag und damit die ganzen Einwanderer angekommen sind. Eigentlich war der Plan der Regierung, mit einem vielversprechenden Angebot, freie Wohnung, freie Überfahrt und eine Jobgarantie, vor allem reiche und gebildete Menschen in das Land zu locken. Dies ging nicht so ganz auf, sondern viele einfache Arbeiter machten sich auf den Weg. Vor allem aus Italien, genau genommen aus Genua und Spanien. Dass Italien einen hohen Anteil an den Einwanderern ausmacht, kann man noch heute sehen, wenn sich Argentinier unterhalten. Sie reden fast so viel mit den Händen wie Italiener. 🙂 Durch die eher armen Einwanderer war das Viertel eben auch recht arm und es gab viel Gewalt. Der berühmte Tango hat ebenfalls seine Wurzeln in diesem Viertel. Noch heute wird in den Restaurants live getanzt, natürlich mehr für Touristen, aber trotzdem. Der Tanz wurde ursprünglich von den Armen getanzt zu einer Musik, welche geprägt war von der Sehnsucht nach der Heimat. Von den Reichen Menschen war der Tanz zu Beginn komplett verpönt. Erst als der Tanz grosse Erfolge in Europa feierte, wurde er auch von der reichen Bevölkerung Argentiniens anerkannt und getanzt. Wir haben also unser kleines Frühstück genossen und sind dann zum Treffpunkt gelaufen. Dort erwartete uns doch wieder eine grössere Menschenmenge als ich vermutet hatte. Ich würde sagen bei der Tour, der englisch sprechenden, waren wir wieder gut 25 Menschen. Aber war ok, wieder Guides mit Lautsprecher und einem super Englisch. Wir sind als erstes an das alte Hafenbecken gelaufen und haben da alles zum Thema Einwanderung und Wasserqualität gelernt. Wobei es schon recht grenzwertig ist in dem Fall von Wasserqualität zu sprechen. Das war schon eine recht braune Brühe, welche sich uns da bot. Wobei laut unserem Guide ist das Wasser schon sehr viel besser als noch vor 10 Jahren. Da konnte man noch kaum am Wasser entlanglaufen, weil es so gestunken hat. Das ist jetzt schon merklich besser, aber von einem Bad in dem Wasser wurde uns eindringlich abgeraten. Noch immer ist die Industrie in der Umgebung schuld daran, dass einfach zu viel Müll in das Wasser geleitet wird. Aber immerhin ist ein Anfang gemacht. 

Heute ist La Boca populär bei den Touristen, auch wegen seiner originellen Häuser in welchen die damaligen Einwanderer in Massenverschlägen, je nach Einkommen, gehaust haben. Diese Häuser wurden aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt. Wobei das Bunt daher kommt, dass man einfach die Farbe genommen hat, welche gerade vorhanden war. Es war also keine lustige oder künstlerische Idee, sondern viel mehr eine Frage von was war vorhanden. Die Häuser sind wirklich nicht gross, früher lebten da aber unzählige Menschen, vor allem Männer, in einem Haus zusammen. Wer Geld hatte konnte ein eigenes Zimmer mieten, für andere reichte es nur zu einem «warmen» Bett. Das waren tatsächlich Betten, welche rein zum Schlafen vermietet wurden und daher nie kalt wurden. Einer hat immer darin geschlafen. Die ganz armen konnten sich nur einen Sitzplatz leisten. Das waren so eine Art Bänke, worauf man sich setzte und dann mit einem Gurt festgeschnallt wurde, um beim Schlaf nicht nach vorne zu kippen. Unfassbar wenn man sich das vorstellt. Viele Künstler preisen heute ihre Werke auf den Gehsteigen der Strasse El Caminito (Der kleine Weg) an. Diese sind teilweise wirklich sehr sehenswert, leider konnten wir wieder nichts kaufen. 

Danach ging es zur wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit des Stadtteils, nämlich La Bombonera (spanisch für „Pralinenschachtel“) dem Stadion des weltweit bekannten Fussballvereins Atlético Boca Juniors, welcher 1905 gegründet wurde. Der Verein gilt zusammen mit einem zweiten Verein aus Buenos Aires, River Plate als die besten Fussballvereine des Landes. Der wohl bekannteste Spieler des Vereins war Maradona, welche noch heute sehr grosses Ansehen geniesst, wenn auch seine Fehler mittlerweile offen angesprochen werden. Aber im Stadtteil gibt es nach wie vor eigentlich nur zwei wichtige Personen, der Papst und Maradona, wobei ich nicht sagen kann, welche Person wichtiger ist. Von beiden sind unzählige Konterfeis zu sehen, teilweise auch in recht lustigen Formen.

Das Stadion hat übrigens eine recht lustige Form, nämlich mehr oder weniger die Form eines D, anstatt eines Ovals. Das kommt daher, dass das Stadion wirklich mitten in der Stadt steht und man an einer Seite nicht weiter bauen konnte, da man das Grundstück nicht erwerben konnte. Daher war eine Seite des Stadions lange Zeit einfach nur eine hohe Mauer. Heute hat man da immerhin ein ganz schmales Gebäude für VIPs und die Presse gebaut. Sieht schon recht speziell aus. Aber trotz der Bauform hat das Stadion eine Kapazität von 57’200 Personen und eine geniale Stimmung. Wie gerne hätten wir hier ein Spiel gesehen, aber leider zur falschen Zeit hier bzw. kann man gar keine offiziellen Karten kaufen, da das Stadion immer durch Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber ausverkauft ist. Im Jahre 1907 wurden die Klubfarben Blau und Gelb festgelegt. Zuvor soll es zwischen Boca und dem Stadtrivalen River Plate zu einem Entscheidungsspiel um die Farben Rot und Weiss gekommen sein, da beide diese Farben für sich beanspruchten. Boca verlor das Spiel und soll danach die heutigen Farben aufgrund eines schwedischen Schiffes, welches zu dieser Zeit in La Boca vor Anker lag, gewählt haben. Der Legende nach war es so, dass beschlossen wurde, das nächste Schiff, das in den Hafen kommt, die Farben der Flagge werden genommen. Daher ist das Stadion auch der grösste IKEA der Welt. 🙂 Der grosse Rivale River Plate kommt übrigens eigentlich aus dem gleichen Stadtteil, ist aber 1923 in den Stadtteile Palermo und schliesslich 1938 in das Viertel Belgrano, wo sich heute das Estadio Monumental befindet, umgezogen. Selbst die Uniform der Feuerwehr ist in La Boca gelb-blau, passend zu den Farben des Vereins. Auf einem überdimensionalen Bild an einer Häuserfasade zu Ehren der Feuerwehr wird sogar noch die Rivalität zwischen Boca Juniors und River Plate dargestellt. Eine verletzte Frau in weissem Oberteil und rotem Rock (die Farben von River Plate) wird verletzt von der Feuerwehr (in gelb-blau) getragen. Unfassbar wie das alles zelebriert wird und welche Rolle der Fussball für die Menschen spielt.

Nach dieser aufregenden Tour musste ich natürlich noch in den Fanshop und mir etwas kaufen. Und was macht bei 30 Grad am meisten Sinn? Genau einen Schal. Aber das ist ja meine heimliche Sammlung, welche auf dieser Reise bisher einfach zu kurz gekommen ist. Aber so kommen zu meinen 35 Schals, welche zuhause auf mich warten ein Weiterer dazu. Muss ich ihn halt für 6 Monate durch die Welt tragen. Danach ging es wieder mit dem UBER zurück ins Hotel. Am Nachmittag war dann ein weiteres Vorrundenspiel von Argentinien bei der WM in Qatar. Mich spricht die WM aber noch immer absolut nicht an und mein Interesse ist gleich Null. Daher haben wir ein eher unkonventionelles Programm gewählt und sind während des Spiels durch die Stadt gezogen. Das war mal mehr als speziell, weil die Stadt war wie ausgestorben. Am berühmten Obelisk, wo normalerweise sehr viele Autos unterwegs sind, war einfach mal gar nichts los und man konnte ungestört Bilder machen von der Strasse aus. 

Schon krass wie verrückt die Menschen hier nach Fussball sind. Alle Läden waren geschlossen oder wenn geöffnet dann standen alle vor einem Fernseher. Man hat sich nicht getraut irgendwo hineinzugehen und schon gar nicht etwas zu kaufen. Man will ja nicht stören. 🙂

Das Beste war dann, dass sogar der Park, welcher offiziell geöffnet hat, einfach mit grossen Toren verschlossen war. Ich habe noch mit Einheimischen gesprochen, welche dort eigentlich joggen wollten, ob es einen Grund gibt warum geschlossen ist. Und sie konnten sich das auch nur mit dem Spiel erklären. Das muss man sich mal in Deutschland vorstellen. 🙂 Es war wirklich wie ausgestorben. Aber es war ein super Spaziergang und ich konnte noch ein paar Bilder machen, was für eine mega coole Stadt!!!!

Aber ich habe an einem Street Food-Truck noch mein erstes Bondiola Sandwich essen. Das ist eine Spezialität in Buenos Aires und wirklich lecker. Es ist ein Baguette in welches dünne Scheiben von gegrilltem Fleisch kommt, dazu Schinken ein Ei und dann mit Salat und Tomate garniert wird. Später kann man noch Zwiebeln, Salate, Saucen und Gewürze dazu tun. Das schmeckt soooo lecker, kann ich nur empfehlen. Man muss einfach über seinen Schatten springen und an den Trucks etwas bestellen, welche teilweise schon speziell aussehen. Aber ich habe es hervorragend vertragen.

Am Abend sind wir dann noch was Essen gegangen. Heute haben wir uns etwas gegönnt, wir sind zu einem typischen argentinischen Steakhouse und haben so richtig zugeschlagen. Da das kleinste Fleisch schon 400 gr. waren, haben wir uns dafür entschieden. Dazu noch ein leckeres Kartoffelgratin und zwei Gläser Rotwein, was will man mehr. Es war so lecker und jeden Cent wert. Immerhin hat uns der Abend, auch mit dem sehr guten Wechselkurs (Blue Dollar) fast 30 Franken gekostet. 🙂 Nein Spass, das war absolut genial und so lecker. Und wir waren wohl in einem der teuersten Regionen von Buenos Aires, wieder in der Region um die Brücke der Frauen. Danach noch ein kleines Eis zum Dessert in einer angrenzenden Eisdiele und dann mit dem UBER zurück zum Hotel. 

Der nächste Tag, der 01.12.2022 war dann wieder ein Reisetag. Eigentlich ist dieser Tag ja unser grosses Jubiläum, weil heute sind wir genau ein Jahr, oder 365 Tage auf Reise. Unfassbar wie die Zeit vergeht, aber auch Wahnsinn, was man in einem Jahr alles erleben kann. Ich will keine Sekunde der ganzen Reise missen. Ich habe in der Zeit glaub ich so unendlich viel gelernt und so viele Eindrücke gesammelt, welche ich nie mehr vergessen werde. Es gibt also wahrscheinlich bessere Orte, um so ein Jubiläum zu feiern als einen Bus, aber irgendwie passt es auch perfekt zu uns. Wenn ich überlege wie viele Stunden wir jetzt schon im Bus gesessen sind, dann hat ein Bus eine grosse Bedeutung für uns und unsere Reise. Also für uns passt es perfekt. Unsere Reise heute ging weiter in den Norden für einen Besuch der Iguazú Wasserfälle. Am Morgen waren wir also nur kurz bei einem kurzen Frühstück bzw. haben eine kleine Shoppingtour für Snacks für die Reise gemacht. Wir waren in einem kleinen Supermarkt und es war krass was für eine lange Schlange an der Kasse war. Ich denke, das hängt auch mit der unfassbaren Inflation im Lande zusammen. Die Menschen gehen einfach immer direkt los und kaufen ihre Sachen, da sie am nächsten Tag unter Umständen schon wieder teurer sind. Den Rest des Vormittags waren wir im Hotel, um noch ein wenig zu arbeiten. Gegen Mittag ging es dann mit dem UBER zum Busterminal, von wo aus unser Trip startete. Geplant war eine Fahrt von knapp 18 Stunden, da muss man schon vorbereitet sein. Unser Bus sah aber wieder sehr gut aus und wir waren hoffnungsvoll, dass diesmal wieder alles klappt. Wie unsere Fahrt dann war und was wir an den Wasserfällen erlebten, dann im nächsten Bericht.

Bolivien

Wie im letzten Bericht geschrieben stand unsere Weiterreise nach Bolivien auf dem Programm. Heute, Donnerstag, 03.11.2022 war es also soweit und wir nehmen unser vierzehntes Land auf unserer Reise in Angriff. Dazu haben wir es uns ein wenig einfacher gemacht. Anstatt die Reise nach La Paz im Alleingang in Angriff zu nehmen, haben wir uns für das Unternehmen Bolivien Hopp bzw. Peru Hopp entschieden. Das ist eine Firma, welche eine Hopp-on / Hopp-off Verbindung durch halb Peru und eben nach La Paz in Bolivien anbietet. Der Vorteil dabei ist, dass man diverse Pässe kaufen kann mit einer bestimmten Anzahl Stopps, an welchen man den Bus verlassen kann und dann seine Fahrt an einem anderen Tag fortsetzen kann. Man kann also flexibel reisen hat aber immer einen Ansprechpartner. Die Busse verkehren täglich zwischen den Stopps und man wird neben dem Fahrer von einem Guide begleitet, welcher noch Ausflüge organisiert bzw. so manches unterwegs erklärt. Laut der Werbung ist der grosse Vorteil des Unternehmens die Sicherheit, weil Busse in Bolivien eher schneller unterwegs sind, wird hier extra erwähnt, dass man lieber eine Stunde später und dafür sicher ans Ziel kommt. So steht es in den Broschüren, wie es tatsächlich war, dann später mehr. Nun kommen wir zur eigentlichen Fahrt. Wir wurden pünktlich um 7.30 Uhr von einem Minibus in unserem Hotel abgeholt und zum eigentlichen Reisebus gebracht. Das habe ich gerade vergessen zu erwähnen, wenn man bestimmte Hotels bucht, dann wird man direkt dort abgeholt, entweder mit Minibus oder direkt Reisebus und am Zielort auch direkt wieder an einem entsprechenden Hotel abgeladen. Ist also eigentlich auch noch ein guter Ansatz. Wir waren dann um kurz vor 8 Uhr an einem Parkplatz, wo bereits ein etwas in die Jahre gekommener Bus wartete. Wir konnten unser Gepäck einladen und unsere Sitzplätze einnehmen. Der Start war dann auch pünktlich um 8 Uhr. Los ging die Fahrt von Puno an die Grenze von Bolivien und die meiste Zeit ging es schön entlang des Titicacasee, was noch sehr eindrucksvoll war. Angekommen an der Grenze hiess es wieder komplettes Gepäck fassen und zur Ausreisebehörde von Peru laufen. Die Beamten haben unsere Anwesenheit nicht sehr beeindruckt, sondern wir haben ruck-zuck unsere Stempel in den Pass bekommen. Nun hiess es weiter über eine Brücke zur Einreisebehörde von Bolivien laufen. Hier das gleiche Spiel, ein kurzes «Hola» und erklärt, wohin wir wollen, und wir bekamen unseren Stempel. Keine weiteren Fragen oder Dokumente notwendig. Einzige Auflage, die wir haben, wir haben einen QR-Code zu einer Homepage bekommen. Dort müssen wir uns mit unserer Passnummer registrieren und dann angeben, in welchen Orten und Hotels wir jeweils schlafen. Die Behörden haben so einen Überblick wie wir gereist sind. Kann man jetzt auch drüber streiten wie das unter Datenschutzpunkt zu bewerten ist, aber ehrlich gesagt ist es mir egal. Ich freu mich auf Bolivien und wenn das so verlangt wird, dann machen wir das eben. Wird sowieso eher lückenhaft werden, denn wir werden wieder Nachtbusse machen, also kann ich da an manchen Tagen eh nichts eintragen. Aber schauen wir mal, wie das kommt.

Somit waren wir also in Bolivien angekommen und konnten samt unserem Gepäck in einen neuen Bus einsteigen. Dieser war jetzt eher noch älter und vor allem kleiner. Das der Bus kleiner war, lag daran, dass wir diesen im weiteren Verlauf der Fahrt noch auf ein Floss verladen mussten und da eine strikte Gewichtsgrenze herrscht. Aus diesem Grund gab es auch keine Toilette an Board oder sonstige Sachen, welche die Fahrt etwas angenehmer gemacht hätte. Der Grenzübergang an sich war also absolut kein Problem und damit war die Wahl des Busunternehmens für diesen Punkt schon mal Schwachsinn. Dann ging die Fahrt weiter nach Copacabana, ein kleines Dorf wieder am See. Es waren nur ein paar Kilometer, aber es war direkt klar, das wird eine rasante Fahrt. Unterwegs hat uns unser Guide noch eine Fahrt auf die Isla del Sol empfohlen. Das ist eine Insel im See, an welcher laut einer Legende die Sonne entstanden sein soll. Da die Bootsfahrt bereits um 1:30 Uhr war, sollten wir im Partnerrestaurant des Busunternehmen noch gleich Mittagessen vorbestellen, weil wir nicht viel Zeit haben werden. Nun ja, wir waren dann doch schneller als angegeben im Dorf und hätten eigentlich genug Zeit gehabt. Es gab nämlich tolle Restaurants, ausser jenes Partnerrestaurant, in dem wir vorbestellt hatten. Das Essen war jetzt eher schlecht und die 10% Preisrabatt die wir bekommen haben, machten dieses Futter nicht wirklich besser. Somit der zweite Punkt an welchem wir die Wahl des Anbieters bereuten. Nun ja, wir hatten etwas im Magen und keinem wurde es schlecht danach, so dass wir diesmal ein positives Signal verkaufen wollen. 🙂 

Dafür ging es dann pünktlich um 13.30 Uhr mit dem Boot los auf die Insel. Wir waren ca. 1 Stunde und 15 Minuten unterwegs, ehe wir am Hafen angekommen sind. Von dort stand eine kleine Wanderung von ca. 1 Stunde auf dem Programm. Zuerst ging es hinauf zu einem Sonnentempel der Inka und dann weiter zu einem Aussichtspunkt, ehe es zu einem kleinen Dorf geht und dort wieder hinunter in den Hafen. Die Wanderung war eigentlich recht schön, wenn wegen der Höhe auch recht anstrengend. Immerhin waren wir noch immer auf rund 4’000 Meter Höhe, was man einfach nicht unbedingt bedenkt, wenn man an einem See entlang läuft. Man merkte aber direkt, dass der Kulturschutz in Bolivien nicht so gut funktioniert wie in Peru. Obwohl der Sonnentempel ein recht wichtiges Kulturgut ist, sah man unendlich viel Zeug in der Nähe herumliegen, was darauf schliessen lässt, dass man an dem Gebäude herumbastelt bzw. renoviert usw. Es wirkt alles etwas komisch. 

Dafür war die Aussicht vom Aussichtspunkt einfach der Hammer. Man konnte die hohen und schneebedeckten Berge Boliviens von hier aus recht deutlich sehen. Und diese sind doch immerhin über 6’000 Meter hoch.

Weiter ging es dann zu diesem Dorf, welches recht ausgestorben wirkte. Irgendwie sind wir wohl gerade in der Nebensaison hier. Hat uns aber nicht gross gestört, denn so waren es weniger Souvenirhändler und wir konnten entspannt laufen. Schön war es über eine alte Treppe der Inkas hinunter zum See zu laufen. Angekommen am Boot hiess es dann noch kurz warten und dann ging es zurück nach Copacabana.

In Copacabana angekommen hatten wir noch Zeit für einen Kaffee, ehe es wieder zum Bus ging. Laut Guide sollten wir nur 10 Minuten haben, was wieder eine falsche Info vorab war. Irgendwie läuft da nicht so viel zusammen. Nun gut, wir haben den Kaffee genossen und den beginnenden Sonnenuntergang angeschaut. Pünktlich um 18 Uhr ging die Fahrt dann mit einem neuen Guide weiter. Noch während er sich vorstellte und dabei nochmals erwähnte das wir lieber langsamer und dafür sicherer unterwegs sind, fielen die ersten Gegenstände in den Kurven von der Gepäckablage über unseren Köpfen. Er meinte daraufhin scherzhaft, dass er wohl nochmal mit dem Fahrer sprechen müsse. Tja, Problem erkannt, gemacht hat er es nicht. Das war für mich dann wirklich ein Zeichen, dass es dieser Firma einfach genauso ums Geld geht wie allen anderen auch. Die Fahrt war dann auch über die gesamte Distanz recht zügig. Das Thema ist, es war alles im Rahmen, was mich mehr aufregt ist, dass wir deutlich mehr Geld bezahlt haben für etwas, was dann nicht eingehalten wurde. Im Vergleich zu all unseren Fahrten in Südamerika war das die Schlechteste. Neben dem schlechteren Bus, dem schlechten Essen, das Thema Sicherheit, welches nicht eingehalten wurde, und dem wirklich einfachen Grenzübergang gibt es somit keinen Punkt, warum wir diese Firma empfehlen sollten. Das Gute ist, als wir in Lima angekommen sind vor ein paar Wochen haben wir tatsächlich mit dem Gedanken gespielt die gesamte Tour durch Peru, mit dieser Firma zu machen. Es hätte einen Pass gegeben, welcher mehr oder weniger dieselbe Route abbildet, welche wir auch gemacht haben. Wir sind so froh haben wir das nicht gemacht, sondern sind auf eigene Faust gereist. Das war die absolut bessere Entscheidung. So, aber nun genug gekotzt…. 🙂 Wir sind mit dem Bus dann ca. 1 Std gefahren, ehe es nochmal recht abenteuerlich wurde. Wir kamen zu einem kleinen Fluss, an welchem wir auf ein kleines Boot umsteigen mussten. Der Bus wurde auf ein Floss verladen und extra transportiert. Das sah schon alles recht instabil aus. Aber hat funktioniert und auch wir kamen mit trockenen Füssen auf der anderen Seite an. Warum man hier keine Brücke baut? Ich habe keine Ahnung, dass sind vielleicht 150 Meter, aber man will es lieber so kompliziert haben. Nun ja, verdienen eben doch wieder ein paar Menschen daran und haben einen Job. 

Auf der anderen Seite hiess es dann wieder ab in den Bus und weiter nach La Paz. Dort sind wir dann auch nach weiteren knapp 3 Std. zufrieden an unserem Hostel angekommen. Ok, der Fahrer hatte sich ein wenig verfahren und ist nicht mehr direkt bis zu unserem Hostel gekommen, sondern wir mussten ein paar Meter den Berg hochlaufen. Immerhin hatte der Guide ein schlechtes Gewissen und hat uns begleitet. Angekommen im Hostel dann die nächste Aufregung, die Tür war verschlossen und auf unser Klingeln reagierte niemand. Zum Glück hatten wir die Telefonnummer des Besitzers und konnten ihm eine Nachricht schreiben. Die hat er auch sofort gesehen und uns geöffnet. Das Hostel war dann so weit ganz ok, nichts Besonderes, aber der Besitzer ein richtig cooler Typ. Obwohl es schon spät war, hat er uns alles gezeigt und noch viel erklärt. Da es schon nach 22 Uhr war, waren die Restaurants in der Umgebung bereits zu. Also woher nun was zu essen bekommen? Der Besitzer hat uns dann eine Pizza bestellt und liefern lassen. Er hat sie uns dann sogar aufs Zimmer gebracht, was noch mega freundlich war. So war also unser Tagesabschluss Pizza im Bett. Hatten wir auch schon lange nicht mehr, aber war sehr lecker. Danach war dann auch Schicht im Schacht und wir sind schnell eingeschlafen.

Den ersten Tag in La Paz haben wir dann mehr oder weniger mit ausruhen, arbeiten, Reiseplanung im Hostel verbracht. Erst gegen Nachmittag sind wir kurz los auf einen Kaffee und anschliessend zu einem kleinen Nachtessen. Die Umgebung um das Hostel war irgendwie seltsam. Es war nicht wirklich gemütlich oder sauber, aber irgendwie hatte dieses Chaos auch Flair. Am Abend haben wir dann noch den Folgetag organsiert. Wir haben uns für eine etwas abenteuerliche Fahrradtour angemeldet.

Der Samstag, 05.11.2022 war also unser Abenteuertag in La Paz. Der Wecker klingelte mal wieder sehr früh, weil wir bereits um 6 Uhr abfahrbereit sein mussten. Also ein Frühstück war nicht drin, aber der liebe Besitzer des Hostel hat mir tatsächlich einen Kaffee gemacht. Damit war das Problem schon mal gelöst. Wir wurden dann auch pünktlich abgeholt und los ging die Fahrt wieder in die Berge Richtung Death Road. Wir fuhren ca. 1. Std und 20 Min, ehe wir am Strassenrand auf einer Höhe von 4’700 Meter über dem Meer angehalten haben. Es gab hier einen kleinen Parkplatz und wir bekamen unsere Ausrüstung. Neben Schienbein- und Knieschützer gab es noch Protektoren für die Ellenbogen, einen Helm, Handschuhe, sowie eine Überzugshose und eine Jacke. Beide Kleidungsstücke aus reissfestem Stoff und nicht wirklich gemütlich. Wir sahen doch recht lustig aus. Ich habe mich ein wenig gefühlt wie ein Mignon. 🙂 Nachdem wir alles angezogen hatten, gab es für jeden ein Mountainbike. Bevor es aber los ging, gab es erst ein kleines Frühstück (eine kleine Portion kaltes Rührei mit Toast, einen Apfel und wer wollte Kaffee oder Tee) und eine erste Einweisung über das Fahren mit den Bikes. Vor allem das Thema Bremsen wurde ausführlich besprochen. Was ja noch Sinn macht, immerhin geht es für die nächsten 64 km von eben erwähnten 4’700 Meter hinunter auf 1’200 Meter über dem Meer. Die ersten 20 Kilometer hatten wir auf der Strasse zu überwinden. Es gibt hier nicht so viel Verkehr, so dass dies nicht wirklich ein Problem ist. Die grösste Herausforderung ist es nur sehr langsam fahrende LKW in einer Gruppe auf den Bikes zu überholen. Hat aber super geklappt mit unseren Guides. Wir hatten in Summe 3 Guides mit uns, einer der vorne fährt, einer hinter der Gruppe und einer welcher zwischendurch Bilder gemacht hat. Wir sind also recht zügig die Strasse hinunter, was richtig Spass gemacht hat. Die Bikes waren in Ordnung, wenn man von diversen Schwachstellen absieht. Bei mir hat man deutlich gespürt, dass die Räder nicht mehr ganz rund laufen, vor allem wenn man langsam gefahren ist. Das war dann mehr so wie auf rohen Eiern, aber mit zunehmender Geschwindigkeit war es besser. 

So kamen wir nach 20 Kilometern wieder an einem kleinen Parkplatz an und wir hatten den ersten Teil bereits geschafft. Dies war der einfache Teil und der Teil, um sich an die Bikes zu gewöhnen. Nach einer kurzen Pause wurden die Bikes wieder auf die Minibusse verladen und wir fuhren ein paar Kilometer zum eigentlichen Beginn der Death Road. Man macht diese Etappe wieder mit dem Auto da es teilweise doch wieder nach oben geht und es so deutlich einfacher geht. Nach ca. 15 Min. waren wir dann da und der Anblick der «Strasse» war jetzt doch ein etwas seltsames Gefühl. Ich wusste, es ist eine Schotterpiste und recht schmal, aber das war schon sehr grober Schotter, der da auf der Strasse lag. Das wird eine rumpelige Angelegenheit werden. 🙂 Auch der Anblick wie sich die Strasse am Berg entlang in die Tiefe schlängelt war jetzt doch auch ein recht beindruckendes Bild. Bevor es los ging, haben wir noch ein paar Informationen zur Strasse bekommen. Die Strasse wurde in den Jahren 1931 bis 1936 gebaut und war bis im Dezember 2007 als zweispurige Strasse befahrbar. Sie war die gefährlichste Strasse der Welt und trug den Beinamen Todesstrasse. Die Death Road wurde während des Chacokriegs (Krieg zwischen Bolivien und Paraguay) teilweise von paraguayischen Kriegsgefangenen erbaut. Für sie war es eine harte Zeit und viele sahen keinen anderen Ausweg als sich mit einem Sprung in den Abgrund das Leben zu nehmen. Dies führte zu der Legende, dass diese Verstorbenen noch heute versuchen, weitere Menschen in die Tiefe zu ziehen. Die Strasse war eine der wenigen Strassen, die den Amazonas-Regenwald im Norden Boliviens mit dem Regierungssitz in La Paz verbindet. Ende 2007 wurde daher eine neue Verbindung mit zwei Spuren und 54 Brücken zwischen La Paz und Coroico eröffnet, um den rasant steigenden Personen- und Warenverkehr zwischen den Regionen zu bewerkstelligen. Bei einer Fahrt über die Strasse durchquert man fast alle in Südamerika herrschenden Klimazonen, was noch sehr beeindrucken ist. Man spürt von Kälte, bis feucht tropische Wärme alles. Die alte einspurige Strasse führt zumeist ohne Leitplanken an steilen Abhängen, welche teilweise bis zu 800 Meter tief in den Abgrund gehen, entlang. Regen und Nebel sowie matschiger, morastiger Untergrund führte häufig zu einem schlechten Strassenzustand mit einer geringen Sichtweite. Ausserdem musste man jederzeit mit Steinschlag oder Erdrutschen aufgrund von Erosion auf der gesamten Distanz rechnen. Ein Unglück vom 24. Juli 1983, bei dem ein Bus ins Schleudern geriet, in eine Schlucht stürzte und die 100 Insassen in den Tod riss, gilt als Boliviens schlimmster Verkehrsunfall. Einer Schätzung zufolge verunglückten bis 2007 pro Monat zwei Fahrzeuge und es starben, laut unserem Guide, jährlich bis zu 500 Menschen auf der Strecke. Zahlreiche Kreuze am Strassenrand markieren die Unfallstellen.

Wir habe die Strecke dann in Angriff genommen und sind los. Es hat tierisch Spass gemacht und die Aussicht war einfach der Hammer. Vor allem mit dem Hintergrundwissen über die Strasse war es noch spannend sich unterwegs vorzustellen, wie hier zwei Autos an diversen Stellen aneinander vorbeigekommen sind. Unterwegs haben wir dann noch ein Stück mit 8 Wasserfällen durchquert. Hier waren wir sehr froh, dass momentan keine Regenzeit herrscht und nur wenig Wasser vom Berg gekommen ist. So wurden wir nicht ganz so durchnässt und auch die Strecke war nicht ganz so rutschig. Trotzdem tat es ab und an gut, wenn wir wieder eine Pause für ein Bilder machten. Die Fahrt war vor allem für die Handgelenke schon sehr anstrengend. Als wir unten angekommen sind, konnten wir die Bikes direkt bei den Guides abgeben, welche sofort begannen, diese zu putzen und für die nächsten Touren vorzubereiten. Für uns war es dann an der Zeit ein Bier zu trinken auf dieses Abenteuer. Das tat mal sehr gut und war erfrischend. Damit auch hier die Erkenntnis, auch Bolivianer können Bier brauen. 🙂

Nach ca. 45 Min. waren die Bikes fertig und wieder verladen. Für uns gab es noch ein paar Schauergeschichten des Guides, was er auf der Tour schon alles erlebte. Es sind wohl tatsächlich schon Touristen gestürzt und kurz vor dem Abgrund zum Stehen gekommen. Da war ich doch froh, haben wir das so überstanden. Als nächster Punkt stand ein Mittagessen in einem Hotel auf dem Programm. Hotel war jetzt etwas übertrieben, aber es gab einen Pool und Duschen mit heissem Wasser. Wer wollte konnte den Pool und Dusche nutzen oder einfach am Tisch warten und sich unterhalten. Da der Pool jetzt eher nicht so einladend war und auch die Duschen in einem etwas anderen Zustand waren, haben wir das lieber sein lassen und die Dusche auf später verschoben. Gegen 15 Uhr war dann wieder Zeit für die Rückfahrt nach La Paz. Wir waren ehrlich gesagt recht froh, hatten wir doch eine etwas seltsame Gruppe erwischt und wussten nicht unbedingt was noch reden. Die Rückfahrt war dann über den neu gebauten Teil der Strasse. Diese ist doch ein deutlicher Fortschritt und vor allem viel sicherer. Führt aber im Umkehrschluss dazu, dass die Fahrer einfach schneller fahren. 🙂 Auch an dieser Strasse sieht man bereits diverse Kreuze als Resultat aus Unfällen. Wir sind aber wieder gut im Hostel angekommen und waren recht bedient. Wir haben die Dusche nachgeholt und sind noch eine Kleinigkeit essen gegangen, ehe wir hundemüde ins Bett gefallen sind.

Der Folgetag war dann schon wieder ein Sonntag und der 06.11.2022. Es war schon wieder der letzte Tag in La Paz, am Abend steht eine Weiterfahrt durch die Nacht auf dem Programm. Das bedeutete für uns, am Morgen nach dem Frühstück die Rucksäcke packen und wieder im Hostel zwischenlagern. Das Frühstück haben wir ausführlich genossen, tat uns doch so manche Köperstelle weh und wir nahmen es etwas lockerer. Danach sind wir dann los um mit der Luftseilbahn durch La Paz zu schweben. La Paz hat ein recht grosses Netz an verschiedenen Linien von Luftseilbahnen, welche die verschiedenen Vororte und auch den Flughafen miteinander verbinden. Für diese Stadt und ihre Topographie eine super Lösung und ich frage mich schon, warum man diese Technik nicht noch viel mehr nutzt. Das gesamte Netz besteht aktuell aus 10 Linien und hat eine Länge von über 30.4 Kilometern. Eine Fahrt mit einer Linie kostet 3 Bolivars im ersten Abschnitt. Wenn man umsteigt und eine weitere Linie nutzt, dann kostet diese noch 2 Bolivars. Der günstige Preis ist möglich, da die Regierung das Konzept subventioniert. Der eigentliche Preis wäre ca. 15 Bolivars. Zahlen kann man ganz einfach mit einer Pre-Paid Karte, auf die man einen Betrag aufladen kann und dann einfach durch ein Drehkreuz laufen kann. Ansonsten kann man an diversen Kassen sein Ticket lösen. Das gesamte Netz wurde in den Jahren 2012 bis 2019 in verschiedenen Abschnitten von dem österreichische Seilbahnbauunternehmen Doppelmayr gebaut. Wir hatten jede Menge Spass und haben einen ersten Stopp an einem Aussichtspunkt eingelegt. Von dort hatten wir einen super Blick über die Stadt.

Danach sind wir noch mit diversen anderen Linien einfach quer durch die Stadt, um die Aussicht zu geniessen. Besonders lustig war, mit der Seilbahn über ein laufendes Fussballspiel zu fahren. 🙂

Unser zweiter Punkt für den Tag war noch eine Free Walking Tour durch La Paz. Bis jetzt hatte uns die Stadt noch nicht so in den Bann gezogen und wir wollten schauen, was die Stadt noch zu bieten hat. Und das sei vorweggenommen. Nach der Tour waren wir echt beeindruckt, was die Stadt so für eine Geschichte hat. Wir haben uns um 14 Uhr am Treffpunkt im Park Plaza Sucre mit unserem Guide getroffen. Eigentlich waren wir die beiden einzigen, welche die Tour vorab offiziell gebucht hatten. Es kamen aber noch 4 weitere Damen dazu, was die Gruppe dann doch etwas grösser machte. Das ist der grosse Vorteil an den Walking Touren, man kann normalerweise auch einfach so am Treffpunkt aufschlagen und sich anschliessen. Die Tour startete dann gleich mal mit einem Highlight. Was wir nicht wussten, neben dem Park ist das bekannte Gefängnis von La Paz. Das Gefängnis ist von aussen nicht unbedingt als Gefängnis erkennbar. Aber das ist nicht das Einzige, was dieses Gefängnis so besonders macht. Die Geschichten darüber sind fast unglaublich. In diesem Gefängnis arbeiten nur rund ca. 20 Polizisten, welche aber für 3‘000 Häftlinge zuständig sind. Wobei zuständig kann man hier jetzt so oder so betrachten. Die Aufgabe der Polizei ist es, das grosse Eingangstor in den Bereich der Gefangen zu öffnen, den Häftling hineinzustossen und dann das Tor wieder zu verschliessen.

Die Häftlinge leben in ihrer eigenen Welt und nur wenn es z.B. einen grossen Aufstand unter den Insassen gibt, dann greift die Polizei ein. Das dann aber mit absoluter Härte. Ansonsten haben weder Polizei noch Häftlinge Interesse, dass man sich gegenseitig in die Quere kommt. Das Areal des Gefängnisses ist ca. 10‘000 Quadratmeter gross und bildet damit genau einen Strassenblock in der Stadt ab. Unter den Häftlingen gibt es einen Boss, der die Kontrolle hat. Neben den Häftlingen wohnen auch deren Frauen und Kinder mit im Gefängnis. Es ist so, dass das Gefängnis wie eine kleine Stadt in der Stadt funktioniert und jeder Häftling für seine Unterkunft und Essen, etc. bezahlen muss. Der Staat hat kein Geld für das Gefängnis und somit muss jeder selber schauen, wie er das macht. Eine Frage von Angebot und Nachfrage. Da die Gefangenen, wie gesagt im Gefängnis alles bezahlen müssen, blieb bei den meisten kein Geld übrig für die Unterkunft draussen, wo Frau und Kinder lebten. Daher hat man gesagt, dass diese mit ins Gefängnis können und dort wohnen. Die Angehörigen können das Gefängnis tagsüber einfach so verlassen und Besorgungen machen oder die Kinder gehen zur Schule. Bei der Rückkehr ist es dann so, dass es keine Durchsuchung gibt, sondern die Personen können im Prinzip alles mit hineinnehmen. Es gibt sämtliche Arten von Geschäften im Gefängnis, da man ja seinen Lebensunterhalt bestreiten muss. Es gibt Restaurants, Schuhmacher, Schreiner, Lackierer und sogar Taxis. Wobei ein Taxi in dem Fall kein Auto ist, welches einen von A nach B bringt, sondern eine clevere Idee Besucher beschützt zu den Häftlingen zu bringen. Es ist so, dass es diverse Tage gibt an denen Besucher in das Gefängnis dürfen. Und hier macht es die Polizei eben gleich, Tor auf, Besucher rein, Tor zu. Und dann steht man als Besucher inmitten von kriminellen und wir sprechen da nicht von Taschendieben oder so, sondern von Mördern, Vergewaltigern und sonstigen Gestalten. Daher gibt es Häftlinge, die ein Shirt tragen mit der Aufschrift «Taxi» und die bringen die Besucher dann zu den jeweiligen Unterkünften, wo der zu besuchende wohnt. Es sind also keine Zellen, wie man es kennt, sondern wie kleine Wohnungen bzw. Zimmer. Durch die Taxis sind die Besucher beschützt und bezahlen für den Service eine entsprechende Summe. Solche kreativen Ideen werden entwickelt, um innerhalb der Wände Geld zu verdienen. Ein weiterer grosser Umsatzbringer sind Drogen. Das Gefängnis ist der grösste Produktionsstandort von Kokain in ganz Bolivien. Die benötigten Coca Blätter werden ganz einfach hineingebracht, da in Bolivien diese ja legal sind. Die weiterhin benötigten Chemikalien werden von diversen Personen bestellt. Wie gesagt es gibt Lackierer oder Mechaniker, welche die Chemikalien ja auch brauchen. So bestellt eben jeder etwas mehr und der Rest geht dann immer in die Drogenküche. Zum einen werden mit dem Kokain andere Häftlinge versorgt, es wird aber auch nach draussen geliefert. Dafür nimmt man aber nicht die Frauen, Kinder oder Besucher, sondern man wirft das Kokain in Windeln eingefüllt vom Dach auf die Strasse, wo bereits Menschen darauf warten. Man sollte als Tourist also keine noch so seltsamen Gegenstände rund um das Gelände aufheben, man weiss nie was drin ist. 🙂 An sich ist die Anlage kaum gesichert, weil Ausbrüche werden, schon von anderen Häftlingen, nicht geduldet. Man möchte im Gefängnis Ruhe und vor allem keine Polizei. Sollte tatsächlich ein Häftling fliehen und erwischt werden, erwartet ihn ein schweres Schicksal, wenn er wieder zurückgebracht wird. Ach so, so eine kleine Zelle im Gefängnis kostet ca. 10 Dollar pro Monat, eine Luxuszelle bis zu 1‘000 Dollar pro Monat, welche dann aber mehrere Stockwerke hat und mit TV, Wifi, Whirlpool usw. ausgerüstet ist. Bis 2005 gab es sogar Touristentouren durch die Anlage. Ein kreativer Insasse kam auf die Idee und es wurde ein recht grosser Erfolg. Wobei nicht alle Touristen kamen wieder heraus ohne kräftig Lösegeld bezahlt zu haben. Es kam vor, dass inmitten der Tour der Guide plötzlich verschwand und die Touristen alleine dastanden. Jetzt kommt man als Tourist zu den Polizisten, welche eh kein Interesse haben und wie beweist man jetzt als Tourist, dass man tatsächlich Tourist und nicht Insasse ist? Alles ein wenig schwierig und vor allem gefährlich. Verboten hat das Thema dann der Staat, nachdem auf YouTube usw. Videos aus dem Gefängnis aufgetaucht sind, welche zeigten was in den Gebäuden abgeht. Irgendwann waren es zu viele Fragen, welche gestellt wurden und der Staat griff ein. Es gab ein Abkommen mit den Häftlingen, dass man bitte auf diese Art der Geldeinnahme zukünftig verzichten möchte. Es war unfassbar das alles so zu hören, aber mega spannend. Ich habe mir zwischenzeitlich noch ein paar Dokumentationen zu dem Gefängnis angeschaut und es ist tatsächlich so. Es ist einfach verrückt!

Nach diesem spannenden Einstieg ging es weiter zu einem grossen Strassenmarkt. Dort lernten wir wie ein Markt in Bolivien funktioniert. Es ist nämlich so, dass der Markt zu 95% von Frauen bewirtschaftet wird. Die Frauen starten bereits morgens zwischen 3 und 4 Uhr mit dem Aufbau. Und dann geht es den ganzen Tag. Neben dem eigentlichen Verkauf haben die Damen aber noch die Funktion eines Seelsorgers. Tatsächlich ist es so, dass jeder Einheimische seine Marktfrau hat, zu welcher er immer geht. Man könnte sagen, jede Marktfrau hat ihre Stammkunden. Und dieses Verhältnis besteht sogar generationsübergreifend. Jeder in der Stadt hat so seine Marktfrau für Gemüse, eine für Obst, eine für Fleisch, für Gewürze, und was man eben sonst noch braucht. Und man würde nie wo anders kaufen als bei seiner Marktfrau. Durch diese Beziehung bekommen dann diese Kunden auch immer das beste Sortiment usw. Jetzt wundere ich mich auch nicht mehr, wie jeder auf dem Markt überleben kann. Denn die Damen sitzen einfach da, keine schreit ihre Angebote oder so, sondern sie warten einfach bis «Ihre» Kunden kommen. Der Markt ist so populär, dass es in La Paz eigentlich keinen grossen Supermarkt gibt. Jeder kauft auf dem Markt, wo es viel frischer und sogar billiger ist, als im Supermarkt. 

Den nächsten Stopp gab es dann auf dem Witches Market. Der Hexenmarkt, auch bekannt als El Mercado de las Brujas und La Hechiceria, ist eine beliebte Touristenattraktion in La Paz. Der Markt wird von lokalen Medizinmännern oder auch witch doctors genannt, den Yatiri, betrieben, welche verschiedene Säfte, getrocknete Frösche, Heilpflanzen wie Retama und auch Gürteltiere verkaufen, die in bolivianischen Ritualen verwendet werden. Die Yatiri sind leicht an ihren schwarzen Hüten und Koka-Beuteln zu erkennen, die Amulette, Talismane und Pülverchen enthalten, die Glück, Schönheit und Fruchtbarkeit versprechen. Der berühmteste Gegenstand, der auf dem Hexenmarkt verkauft wird, sind die getrockneten Lama-Föten. Diese Lama-Föten werden unter den Fundamenten vieler bolivianischer Häuser als heilige Opfergabe an die Göttin Pachamama vergraben. Eine recht skurrile Angelegenheit, aber typisch für Bolivien. Trotz christlichen Glaubens sind die traditionellen Rituale noch recht beliebt. Immerhin hat man uns versprochen, dass es keine menschlichen Opfergaben mehr gibt. Einen Beweis dazu kann aber niemand geben. Nach wie vor werden auch heute die beschriebenen Lama-Föten als Opfer beim Bau eines Hauses genutzt. Je grösser das Haus, desto grösser muss auch das Opfer sein. Daher hat man bis in die Jahre um 1950 tatsächlich auch Menschen geopfert für grosse Bauten. Man findet immer wieder Leichenteile seit in La Paz kräftig investiert wird und nun langsam die alten Gebäude für moderne Gebäude weichen müssen.

Den nächsten Stopp machten wir dann am Plaza Mayor de San Francisco neben der Basílica de San Francisco, wobei es unterwegs noch viele farbige Dekoration und Graffiti zu bestaunen gab. Der Bau der Kirche wurde 1549 während der spanischen Kolonialzeit begonnen und im 18. Jahrhundert beendet. Die barocke Gestaltung verbindet spanischen Stil mit indigenen Elementen. Die indigenen Elemente schafften es in die Kirche, da heute sozusagen die zweite Version der Kirche existiert. Die Spanier bauten nach der Eroberung der Gegend die erste Kirche, bzw. liessen diese von den Ureinwohnern bauen. Diese hatten aber absolut kein Interesse an der Kirche und dem christlichen Glauben. Nach einem Erdbeben wurde die Kirche zerstört und der Wiederaufbau sollte unter Einbezug der Ureinwohner stattfinden. Die Idee war, dass wenn sich auch Elemente aus der Kultur der Indigenen darin widerspiegeln, diese vielleicht mehr Interesse an der Kirche haben. Dem war aber nicht so. Auch nach Fertigstellung dieser Version gab es kein Interesse der Indigenen. Das änderte sich erst nach einem Trick, welchen die Kirche anwendete. Die Kirche lud irgendwann alle Meschen in die Kirche ein, um zu zeigen, was sie Tolles errichtet haben. Davor haben sie aber an vielen Stellen in der Kirche Spiegel angebracht, etwas das die Indigenen zu dem Zeitpunkt nicht kannten. Als die Menschen sich im Spiegel sahen, erklärte ihnen die Kirche, dass dies Ihre Seelen sind und diese nun in der Kirche gefangen sind. Die Indigenen sollten ab sofort einmal die Woche in die Kirche kommen, um für ihre Seelen zu beten und um zu verhindern, dass diese in die Hölle kommen. Man kann noch heute diese Spiegel in der Kirche besichtigen. Leider war es uns nicht möglich, da an einem Sonntag die Kirche nachmittags zu ist. Heute ist der christliche Glaube sehr tief in den Menschen verankert, auch wenn es noch immer viele Rituale gibt, die die Menschen durchführen. Die Kirche hat dies im Verlauf der Zeit irgendwann wie akzeptiert, da sich die Menschen das nicht verbieten haben lassen.

Im Anschluss ging es dann noch zum Regierungsviertel. La Paz ist zwar nicht die offizielle Hauptstadt von Bolivien, aber der Sitz der Regierung und der Verwaltung. Einzig die Justiz ist nicht in La Paz ansässig, sondern ist in der Hauptstadt Sucre. Das Thema Regierung ist in Bolivien eine recht instabile Geschichte. Seit der Unabhängigkeit 1825 hatte das Land über 70 verschieden Präsidenten. Das bedeutet, das recht selten ein Präsident die volle Amtszeit durchhält. Auch hat z.B. der Regierungspalast in La Paz bereits zweimal gebrannt, weil die Bevölkerung mit der Arbeit unzufrieden war, wenn man das mal so sagen will. 🙂 Neben dem eigentlichen Sitz der Regierung hier, gibt es noch ein anderes Gebäude etwas ausserhalb, welches ein Präsident mal zum Regierungssitz machte, da er nicht im alten Gebäude bleiben wollte. Sein Vorgänger wurde hier nach einem Aufstand regierungsfeindlicher Personen aus der Bevölkerung zusammengeschlagen, aus dem Fenster geworfen, an einer Laterne aufgehängt und anschliessend an Pferde gebunden durch die Strassen gezogen. Der Hammer ist, die Menschen erkannten kurz nach dem Vorfall, dass ihr Präsident doch nicht so schlecht war, sondern das falsch Informationen verteilt wurden. Heute wird dieser Herr von der Mehrheit der bolivianischen Bevölkerung als Märtyrer und Held angesehen und es wurde gegenüber dem Regierungsgebäude eine Statue von ihm errichtet. Der bekannte Präsident Evo Morales, welcher bis 2019 im Amt war, hat dann den Bau eines dritten Regierungsgebäudes in Auftrag gegeben. Er hat ein Hochhaus hinter dem alten Gebäude bauen lassen und dort in den oberen 5 Etagen auch gewohnt. Er wollte, dass sich auch die Elemente der indigenen Bevölkerung im Regierungsgebäude widerspiegeln, was im alten Gebäude, aus der Kolonialzeit, nicht ersichtlich war.

Nach diesen mehr als interessanten Stunden ging es für uns noch ein wenig durch die Stadt und der Hunger meldete sich. Da wir noch eine lange Nachtfahrt vor uns hatten, beschlossen wir, noch eine Kleinigkeit zu Essen und dann zurück zum Hostel zu laufen. Dort angekommen schnappten wir uns unsere Rucksäcke und verabschiedeten uns vom Besitzer. Er gab uns noch jede Menge Ratschläge und besorgte uns noch ein sicheres Taxi. Mit jenem ging es dann für uns zum Busterminal. Wir waren tatsächlich etwas zu früh dran, aber besser als zu spät. Wir mussten noch ein paar Minuten warten, konnten dann aber unsere Rucksäcke abgeben und uns noch ein wenig die Füsse vertreten. Um kurz vor 20 Uhr ging es dann, mit fast 30 Min Verspätung, auch schon los und damit durch die Nacht bis nach Sucre. 

Die Fahrt verlief ganz gut, auch wenn die Strecke ab der Hälfte der Zeit extrem kurvig wurde. Der Fahrer fuhr wirklich gut, aber wir hatten im Obergeschoss die hintersten beiden Plätze und da schwankte das Ganze dann doch recht deutlich. Dafür konnten wir uns richtig ausbreiten und sassen eigentlich recht komfortabel. Geschlafen habe ich eben nicht viel, da ich auf der ersten Hälfte noch nicht müde war, auf der zweiten Hälfte war es zu kurvig. 🙂 Egal. Dafür dass wir 30 Min zu spät los fuhren, waren wir aber 30 Min zu früh am Ziel. Es war somit erst kurz vor 7 Uhr am Morgen und wir hofften auf einen Kaffee am Busterminal. Aber so kann man sich täuschen. Sämtliche Läden hatten dort noch zu und uns blieb nichts anderes übrig als zu einem Taxi zu gehen und zu unserem Hotel zu fahren. Wir haben uns für Sucre ein Hotel direkt in der Stadt gegönnt, weil wir etwas arbeiten und ausruhen wollten. Wir sind dann um 7.30 Uhr am Montag, 07.11.2022 im Hotel angekommen und hatten mal wieder richtig Glück. Wir konnten tatsächlich direkt einchecken und sogar unser Zimmer beziehen. Herrlich! Das mussten wir direkt ausnutzen und nach einer Dusche direkt eine Mütze Schlaf nehmen. So macht das Ganze Spass. Gegen Mittag sind wir dann los und durch die Stadt gelaufen bzw. haben endlich unseren wohlverdienten Kaffee eingeworfen. Den Abend haben wir im Hotel verbracht und sind früh schlafen gegangen. 

Den Folgetag Dienstag, haben wir zum Start total verpennt. Ich weiss nicht warum, aber ich habe geschlafen wie ein Murmeltier und hab tatsächlich das Frühstück verschlafen. Und das war im Preis inklusive, ein schwerer Schlag für einen Schwaben. 🙂 Egal, wir hatten für den Tag eh nichts geplant. Wir sind tatsächlich den ganzen Tag im Hotel geblieben und haben gearbeitet. Es gab direkt vor unserem Zimmer einen schönen Innenhof, wo man super arbeiten konnte. Ist zwar etwas mühsam, aber dafür konnten wir endlich unsere Homepage wieder aktualisieren und unsere Beiträge updaten. Das erlebte muss ja irgendwie auch auf Papier gebracht werden und das kostet ganz schön Zeit. Ausserdem merken wir gerade beide, dass Reisen auch anstrengend sein kann und wir die vielen Eindrücke etwas verarbeiten müssen. Und da wir wissen, dass die nächsten Tage wieder spannend und erlebnisreich werden, mehr verraten wir noch nicht, wollen wir es in Sucre gemütlich nehmen. Ok, für einen leckeren Kaffee und ein kleines Abendessen haben wir das Hotel natürlich verlassen.

Der Mittwoch war dann ein neuer Tag und dieser startete nicht ganz so gut. Es ist das erste Mal seit fast 10 Monaten, dass einer von uns beiden ein Problem mit dem Magen und Darm hat. Dieses Mal hat es Corinne erwischt, auch wenn wir nicht wissen, warum und woher. Sie war einfach schlapp und ist im Bett geblieben. Ich habe versucht mit meinen Spanisch Kenntnissen ein paar Medikamente zu jagen, was mir auch gelungen ist. Ich habe nicht ganz verstanden, was mir die Dame alles erklärt hat, aber zumindest welche Tabletten wie oft nehmen. Also passt das bestimmt…  Ich bin dann am Morgen auch im Hotel geblieben und wir haben uns beide erholt. Am Nachmittag bin ich dann kurz los, um auch in Sucre eine Free Walking Tour zu machen. Lustigerweise war ich der einzige Kunde und hatte so eine Privattour. Macht das Ganze aber auch anstrengend, weil man eben komplett zugetextet wird, und das wird mir dann fast zu viel. Ich möchte ja zwischendurch auch etwas sehen und ein paar Bilder machen. Die Tour war recht cool, aber nicht so spannend wie jene in La Paz. Wir haben zu Beginn mal wieder einen kleinen Laden besucht in welchem man Zeugs, welches von den indigenen Gruppen rund um Sucre, hergestellt wird kaufen kann. Danach gab es ein kleines Tasting von einheimischer Schokolade, welche sehr lecker war. Dann ging es rund um den Hauptplatz und um die Geschichte Boliviens. Ursprünglich hatte das Land 10 Departments, hat aber eines im Krieg gegen Chile verloren. Dieses wollte man sich wieder zurückholen, ist aber vor dem internationalen Gerichtshof gescheitert. Ok, man muss dazu sagen, die Herrschaften aus Bolivien waren schlecht vorbereitet und hatten eigentlich keinen Plan. Heute hat Bolivien durch den Verlust des Departements keinen Zugang mehr zum Meer. Trotzdem hat der ehemalige Präsident Evo Morales die Fahne der bolivianischen Marine als dritte Staatsflagge installieren lassen. Er war es, der versuchte dieses Department wieder zurückzugewinnen. Das Thema ist aber wohl endgültig durch. Es werden auf der bolivianischen Flagge weiterhin nur 9 Sterne sichtbar sein.

Danach ging es dann wieder durch einen Markt, welcher noch recht genial war. Zwar wieder das Gleiche wie überall, aber hatte irgendwie Charme. Ok, Hygiene lassen wir mal offen, aber die Früchte und das Gemüse, das sah schon super aus.

Im Anschluss ging es zur Universität und zum Bolivar Park. In Sucre leben sehr viele junge Menschen, das ist mir schon vorher aufgefallen. Während der Tour habe ich gelernt, dass fast 50% der Bevölkerung Studenten sind, was erklärt, warum mir so viele junge Menschen begegnen.

Nach dem Bolivar Park ging es mit dem Bus zu einem Vorort von Sucre, welcher leicht erhöht liegt. Dort ging es zuerst in eine Cervezeria um Chicha zu probieren. Das ist das alkoholische Getränk aus fermentiertem Mais, welches wir schon in Peru getrunken haben. Leider war dies aber ausverkauft und ich durfte einen Pisco probieren, welcher mit Sprite gemischt war. Das schmeckte auch recht gut und war vor allem erfrischend. Im Anschluss gab es noch ein Spiel und zu meiner Freude war es wieder dieses Münzen werfen auf eine Spielfläche mit einem Frosch. Ich habe das schon ausführlich in meinem Cusco Bericht beschrieben. Aber ich wurde bestätigt, ich muss dieses Spiel unbedingt nachbauen, wenn ich mal wieder ein Zuhause habe. Das macht so viel Spass. Ich habe gegen meinen Guide aber deutlich verloren.  Danach sind wir noch vollends auf den Hügel gelaufen zu einer Kirche, von wo aus man einen grossartigen Blick über die Stadt hat. Hier endete auch unsere Tour offiziell.

Um mich aber nicht zu verlaufen, bin ich direkt mit dem Guide zurück in die Stadt, ohne auf den anstehenden Sonnenuntergang zu warten. Ich wollte mal schauen, wie es Corinne geht. Sie war so weit ok, aber noch nicht gut. Das Problem ist einfach, dass wir morgen wieder eine Busfahrt vor uns haben, und da ist Durchfall nicht ganz die beste Begleiterscheinung. Ich bin am Abend dann kurz allein los, um noch etwas zu essen. Dabei habe ich eine recht gute Wahl getroffen. Ich bin in eine Bar um die Ecke und was soll ich sagen. Es gab einen leckeren Burger mit Pommes und dazu eine Mass-Bier. Endlich mal wieder eine sinnvolle Gebindegrösse und nach dem einen, war ich echt bedient. 🙂 Ich bin dann wieder zurück zum Hotel und wir haben noch eine kleine Finanzsitzung gemacht. Ja, auch auf der Reise sollten wir ab und an schauen, was der Kontostand macht und wofür wir Geld ausgeben. 

Der nächste Tag war dann schon wieder Donnerstag und heute steht die Weiterfahrt nach Uyuni auf dem Programm. Der Bus fährt aber erst um 21 Uhr, Problem ist nur, was machen wir so lange. Corinne fühlt sich noch nicht ganz wohl und ist ein wenig schlapp. So macht es keinen Sinn gross durch die Stadt zu laufen und irgendwas zu machen. Ich habe mit dem Hotel gesprochen und wir können bis 20 Uhr im Zimmer bleiben. Kostet zwar einen halben Tag zusätzlich, aber ist glaub ich das Beste. So können wir uns beide noch etwas ausruhen und dann direkt mit dem Taxi zum Bus. Ich bin während des Tages nochmal kurz los und ein wenig durch die Stadt gelaufen.

Es ist wirklich eine sehr schöne Stadt und nach La Paz und der ganzen Hektik und dem Chaos wieder eine Stadt mit einem ruhigeren Flair. Ich habe es sehr genossen nochmal durch den Markt zu schlendern und mir noch einen frischen Fruchtsaft zu gönnen. Früchte und Säfte sind auch bei den Einheimischen sehr beliebt. Viele kommen über den Mittag und trinken einen Saft oder essen einen Fruchtsalat. Ausserdem bin ich noch kurz ins Museum der Kathedrale. Hat zwar auch wieder Eintritt gekostet, aber irgendwie hat es mich interessiert. Ich habe die Tour allein und ohne Guide gemacht und war entsprechend schnell durch. Es war aber beindruckend wie viel Artefakte ausgestellt waren und wie viel Gold und Silber in dem Museum vorhanden war. Leider durfte ich an manchen Stellen wieder keine Fotos machen. Aber immerhin war es nicht ganz verboten. Das haben wir ja auch schon erlebt.

Den Nachmittag haben wir dann wieder zusammen im Hotel verbracht. Corinne hat noch ein wenig gearbeitet und ich schaue das ich mit diesem Blog wieder aktuell werde. Die nächsten Tage werden bestimmt erlebnisreich, da möchte ich up-to-date sein und nicht wieder so viel nachschreiben müssen. Hat mir gereicht alles von Cusco nachschreiben zu müssen. Wir sind dann am Abend wie geplant mit dem Taxi zum Busterminal und haben dort erstmal unsere Buscompany gesucht. Irgendwie war jedes Busunternehmen vorhanden, nur unseres war versteckt. Ich wurde von A nach B geschickt und dann wieder zurück und dann doch wieder wo anders hin. Am Ende haben wir es aber geschafft und konnten unsere Online-Reservierung in die richtigen Tickets umwandeln. Schon auf dem Weg zum Terminal haben wir gesehen, dass Wetter in Südamerika auch anders sein kann. Am Himmel hat es ordentlich geblitzt und es sind richtig dicke Hagelkörner vom Himmel gefallen. Das war schon noch krass und klang auf dem Blech des Autos recht heftig. Hoffen wir mal, dass wir nicht in einen grossen Regen kommen durch die Nacht, weil es hier immer die Gefahr von Erdrutschen gibt. Und dann sind die Strassen eben für ein paar Stunden zu. Das muss nicht unbedingt sein. Nachdem wir unsere Tickets hatten, ging es auf die Suche zum richtigen Bussteig. Den haben wir dann aber einfacher gefunden und dann hiess es warten. Wir waren etwas früh dran und es gab in dem Terminal nicht wirklich was zu tun. In Bolivien ist es nicht ganz so modern an den Busterminal wie wir es teilweise aus Peru kennen. Hier ist es eher etwas heruntergekommener und auch dreckiger. Unser Bus war dann aber doch pünktlich da und es begann ein recht langer Verladeprozess. Ich habe keine Ahnung, was da alles in den Bus verladen wurde. Angefangen von Elektrogeräten über Säcke mit Kartoffeln bis hin zu einem Autoreifen. Alles musste mit. Die Busunternehmen verdienen so noch ein wenig Geld extra, wenn sie eben auch Frachtgut mitnehmen. Das ganze Zeug musste erst verladen werden, ehe unsere Rucksäcke dann unten im Bus verstaut wurden. Als letztes kamen dann noch ca. 35 Päckchen und Pakete, welche aussahen wie Postsendungen. Diese wurde direkt zu den Fahrern in deren Kabine gepackt. Ok, spielen wir noch Post, ist ja auch egal. 🙂 Wir sind dann mit ca. 15 Min Verspätung um kurz nach 21 Uhr auf die Reise gegangen. Ich war erstaunt, es war die erste Fahrt, bei jener es die Fahrer also wirklich nicht eilig hatten. So langsam sind wir glaub noch nirgends durch die Landschaft gecruist. War aber auch recht angenehm, so konnten wir entspannt sitzen und noch ein wenig Netflix schauen. Wir hatten dieses Mal wieder Plätze im oberen Teil des Buses und dann sogar noch in der zweiten Reihe. War was das Schaukeln angeht, recht angenehm, dafür hat der entgegenkommende Verkehr ein wenig geblendet. Aber egal, man gewöhnt sich an alles. Ok, an fast alles. Wir hatten dieses Mal nämlich ein paar recht heftig schnarchende Mitfahrer. Unfassbar, wir sind kaum 15 Min gefahren hat der eine schon angefangen den halben Schwarzwald abzusägen. Und er meinte es ernst, er hat das Programm durchgezogen bis am nächsten Morgen um kurz nach 5 Uhr. Da klingelte sein Wecker und er machte sich für das Aussteigen bereit. Immerhin eine Person war vollkommen ausgeschlafen. Zwei weitere Personen fanden die Melodie des Schnarchens wohl so inspirierend, dass sie kurz nach Mitternacht ebenfalls einstimmten. Was bin ich froh gibt es Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung. 🙂 So konnte ich wenigstens in Ruhe schauen. Ich war auch irgendwie gar nicht müde und bin dann erst zwischen 2 und eben 5 Uhr immer mal wieder in den Schlaf gefallen. War aber trotzdem ok. Angekommen sind wir dann tatsächlich auch mit etwas Verspätung gegen 5.30 Uhr. Und beim Aussteigen hat uns fast der Schlag getroffen, es war schweinekalt. Es hatte tatsächlich MINUS 1 Grad. Das hatten wir schon lange nicht mehr und mit etwas Wind auf über 3’700 Meter Höhe um diese Zeit. Hurra! Ich habe mich noch gefragt, wo unsere Postpakete hin sind, hab es aber nicht mehr rausgefunden. Wir haben unterwegs immer mal wieder angehalten und ggfs. dort die Pakete übergeben oder irgendwo zwischengelagert. Keine Ahnung, wollte da aber auch keine weiteren Nachforschungen mehr machen, sondern auf direktem Weg zum Hostel laufen. Wir wurden gestern angefragt, ob wir ein frühes Check-in (ab 5 Uhr) zu einem halben Tagespreis haben wollen. Wir haben uns direkt dafür entschieden, denn das ist schon angenehm, wenn man nach so einer Nacht direkt in das Zimmer kann und noch etwas schlafen kann. Genau so haben wir es dann auch gemacht, ab ins Hostel, direkt das Zimmer gezeigt bekommen und schon fielen die Augen zu. Wir haben uns noch eine Mütze Schlaf gegönnt und den Wecker auf 9 Uhr gestellt. Jetzt waren wir bereit für den Tag. Zuerst gab es im Hostel ein super Frühstück, so richtig mit selbst gemachten Sachen und extrem lecker. Der Eigentümer ist ein Ami, welcher früher in Boston eine Pizzeria betrieb. Dort lernte er seine Frau kennen, welche aus Bolivien kommt und dort studierte. Nach dem Studium sind die beiden nach La Paz und haben dort eine Pizzeria eröffnet. Vor ein paar Jahren wurde dann entschieden, dass man nach Uyuni geht und dort ein Hostel eröffnet und dazu eine Pizzeria betreibt. Ich weiss also schon wo wir heute Abend essen werden und ich bin schon jetzt gespannt. Nach dem Frühstück hängen die Erwartungen schon mal hoch. Den Tag haben wir dann damit verbracht ein wenig durch die Stadt zu laufen, womit wir recht schnell durch waren. Uyuni hat eigentlich so rein gar nichts zu bieten, ausser einem Museum vom Militär, was mich nicht so interessiert und ein Museum mit alten Lokomotiven, was wir aber morgen an einer anderen Stelle auch sehen werden. Damit blieb eigentlich nicht mehr viel übrig. Es hat sogar schlappe 40 Min gebraucht, bis wir ein Café gefunden haben, welches neben WiFi auch einen Cappuccino anbietet. Es war sogar ein veganes Café. Eigentlich nicht so meine Welt, aber es war das Einzige und daher kann man das ja auch mal machen. Und es war eine geniale Entscheidung. Der Besitzer war richtig lustig und kommunikativ. Er sprach super Englisch und wir haben ewig getratscht. Im Laufe der Zeit kam noch ein Gast aus Brasilien und eine Südafrikanerin dazu. Damit war es mal wieder multi-kulti und extrem interessant. Der Brasilianer reist seit 10 Jahren und hat schon über 80 Länder besucht. Er hatte die geniale Idee für eine Onlineplattform für E-Learning und ist damit völlig ortsunabhängig. Geniale Geschichte. Wir waren eine gefühlte Ewigkeit in dem Café und der Cappuccino war der Hammer. Endlich mal wieder so richtig stark und ein tolles Aroma. Danach ging es noch kurz durch den lokalen Markt, aber auch hier wieder nichts Neues. Sehr viel frisches Obst und Gemüse und wieder einige Stände, an welchen die Locals sassen und ihr Mittagessen verhafteten. Das einzige, was hier aufgefallen ist, waren im Aussenbereich 5 Personen, welche zwischen riesigen Säcken mit Coca Blätter sassen und diese in kleinere Beutel umpackten und verkauften. Eigentlich wollte ich noch welche kaufen für den Ausflug, hab es dann aber doch gelassen. So habe ich das auf einem Markt noch nicht gesehen.

Am Nachmittag sind wir dann noch los um ein paar Snacks und Wasser für unseren Ausflug, welcher morgen startet zu besorgen. Es ist lustig hier einzukaufen. Irgendwie gibt es nur so kleine Tante-Emma-Läden, welche aber nur ein Produktsortiment haben. So sieht man an einer Strasse ganz viele kleine Läden die nur Toilettenpapier und etwas Hygieneartikel anbieten. Dann kommen ein paar Läden für Handwerk und Baumarkt, dann ein paar Läden zu Elektroartikel, usw. Das ist schon recht lustig. Vor allem ist vorne nur eine kleine Öffnung und man weiss gar nicht was sich alles in den unendlichen Tiefen verbirgt. Nachdem wir unser Wasser hatten, haben wir dann doch noch einen kleinen Supermarkt entdeckt. Dort gab es dann noch ein paar Snacks und schon ging es wieder zurück zum Hotel. Den Abend haben wir im Hotel verbracht und haben tatsächlich eine super Pizza genossen. 

Dann war auch schon Samstag, der 12.11.2022 und unser grosses Abenteuer durch die Salzwüste von Bolivien stand auf dem Programm. Wir haben uns für eine viertägige Tour mit 3 Übernachtungen angemeldet. Wir haben uns dazu entschieden, aus der Tour eine private Tour mit eigenem Jeep zu machen. Wir haben uns so sehr auf diese Wüste gefreut, da wollten wir nicht riskieren in einer komischen Gruppe 4 Tage zu reisen und uns dieses Erlebnis zerstören zu lassen. Wir haben den Tipp für den Tour Anbieter tatsächlich von unserem Guide John in Peru bekommen. Ein Freund von ihm arbeitet in Uyuni und wir sollten über dieses Unternehmen buchen und am besten direkt seinen Kumpel als Guide. Wir haben das dann tatsächlich so gemacht, haben dort gebucht, den Namen des gewünschten Guides (Axel) angegeben und es hat alles genau so geklappt. Und die Empfehlung war mal wieder mehr als genial. Aber dazu dann später mehr. Wir sind schon recht früh aufgestanden, um alles fertig gepackt zu haben und um nochmal das herrliche Frühstück geniessen zu können. Danach haben wir auf unseren Fahrer gewartet, welcher uns um 9:00 Uhr abholen sollte. Ok, er kam dann um 9:15 Uhr und es war tatsächlich unser gewünschter Guide Axel. Ich hatte ja schon ein wenig Kontakt via WhatsApp mit ihm wegen der Organisation und Buchung bzw. Tipps. Nun war er für 4 Tage unser Fahrer, Guide, DJ, Fotograf, Koch und Kellner. Ich glaube ich habe jetzt nichts vergessen. Wir sind dann noch kurz zum Büro, ehe unser Ausflug startete. Aber bezahlen mussten wir den Spass ja noch und dann wurden noch die gesamten Lebensmittel eingeladen. Unfassbar wie viel Material da eingeladen wurde. Immerhin habe ich auch eine Flasche Rotwein gesehen, was mich doch ein wenig beruhigte. 🙂 Nachdem alles verstaut war, waren wir so froh, dass wir die Tour als Privattour gebucht hatten. Wir hatten einen Toyota Land Cruiser als Auto und dieser war ausgelegt auf 2 Passagiere im Kofferraum, dann 3 auf der hinteren Sitzbank und dann noch Fahrer und Beifahrer. Sprich wenn es dumm gelaufen wäre, hätten wir bei einer normalen Tour bis zu 7 Personen sein können inkl. Fahrer. Das Auto war schon für uns komplett voll und ich mag nicht wissen, wie das dann vollbesetzt aussieht. Ok, dann kommt das Gepäck aufs Dach, aber trotzdem. Das hilft beim Thema Beinfreiheit auch nicht. Und wir reden von ca. 800 bis 900 km in den 4 Tagen und das durch die Wüste und dann Gebirge mit Felsen, Staub und Unebenheiten. Das kann dann schon sehr heftig werden. Zudem haben wir gemerkt, dass viele Touren sehr kommerziell werden, bzw. dass es vielen Touristen nur darum geht das beste Foto für Instagram zu machen. Diese haben kein Interesse an der Kultur, der Geschichte usw. aus der Region. Das war ein weiterer Grund für die Privattour. Uns interessieren diese Punkte einfach mehr als das wir nur die Fotospots sehen wollen. Klar, wir besuchen diese auch und geniessen ein tolles Foto, aber das sollte nicht der Fokus sein. Und ich ziehe mich für mehrere Fotos an einer Stelle zwischendurch noch immer nicht um. 🙂 Ok, somit waren Corinne und ich also die einzigen Passagiere, konnten es uns ein wenig gemütlich machen und vor allem den Ablauf selbst mit gestalten. Wir sind an vielen Plätzen deutlich länger geblieben als geplant und haben selbst die Route unterwegs noch ein wenig anpassen können. Es war genial. Ok, aber nun zu den eigentlichen Highlights der 4 tage. Ehrlich gesagt weiss ich noch nicht, wie ich das Ganze hier verarbeiten soll. Wir haben so viel erlebt, gesehen und erklärt bekommen, was ich gerne alles wiedergeben möchte. Vieles konnte ich mir aber gar nicht merken bzw. würde den Rahmen hier sprengen. Ich versuche einfach mal die einzelnen Tage durchzugehen und die Highlights zu beschreiben. Schaue wir mal, wie viel Text daraus wird. Ich versuche mich aber zu beherrschen, versprochen. Vielleicht versuche ich auch nur ein paar wenige Bilder zu nehmen und diese, anstatt 1000 Worte, das Erlebte beschreiben zu lassen. 

Ok, wie gesagt sind wir nach dem Besuch des Büros und der Küche bzw. des Lagers gegen 10 Uhr aufgebrochen zu unserer Tour.

Den ersten Stopp machten wir direkt an der Stadtgrenze von Uyuni auf dem berühmten Friedhof für Lokomotiven. Hier findet man viele ausrangierte Lokomotiven und Wagons aus der Zeit als um Uyuni Bergbau betrieben wurde. Die Strecke war auch für die Züge nicht einfach und es gab mehrere Unfälle. Nach einem Unfall ist die Lok oder der Wagon an diesen Ort gekommen und diente als Reservelager für noch fahrendes Material. Nach dem Ende des Bergbaus bzw. als dieser reduziert wurde, hat man die Loks und Wagons einfach an Ort und Stelle liegen gelassen und der Natur übergeben. Durch die salzige Luft und die Trockenheit wirkt das Ganze jetzt sehr speziell. Ich fand es herrlich so auf den Loks herumzuturnen und Bilder zu machen. Ach so, bevor es die Loks und die Gleise hier gab, machten Pferde den Job. Diese zogen schwere Wagen durch die Gegend. Dabei muss man wissen, dass schon Uyuni auf 3.400 Meter über dem Meer liegt, sprich die Bergwerke in der Umgebung waren noch höher. Die Pferde überleben diesen Job für durchschnittlich max. 3 Monate, ehe sie qualvoll gestorben sind. Pferde sind für diese Höhe einfach völlig ungeeignet.

Danach ging es dann in die eigentliche Salzwüste. Kurz bevor wir dort waren, sollten wir unsere Augen schliessen, 2 Minuten warten und dann diese ohne Sonnenbrille wieder öffnen. Ich war sehr gespannt und obwohl ich die Augen zu hatte, konnte man sehen bzw. fühlen das sich die Umgebung änderte. Man merkte, dass es vor den Augen deutlich heller sein musste. Und genau so war es dann auch, als wir die Augen wieder aufmachten. Wir standen in einer Region, welche einfach nur noch weiss war. Um uns herum war es eben, alles war weiss und die Sonne spiegelte sich so krass in dem Salz, dass es ohne Sonnenbrille nicht möglich war lange zu schauen. Es war der Hammer!

Wir stoppten dann recht schnell und bekamen eine erste Unterrichtseinheit über die Entstehung der Salzwüste, wie man sich orientiert usw. Entstanden ist das Ganze vor ganz vielen Jahren. Damals war die Region noch komplett unter Wasser und verbunden mit dem heutigen Titicacasee. Der See, welcher heute noch riesig ist, war damals noch deutlich grösser. Auch die Berge, welche heute in der Wüste stehen und aussehen wie Inseln waren zu der Zeit fast vollständig unter Wasser. Erst durch Vulkanausbrüche vor über 10’000 Jahren, verschob sich das Ganze und die Region, welche heute Wüste ist, trocknete langsam aus. Die Wüste liegt auf einer Höhe von 3’653 Metern über dem Meer und hat eine Flächenausdehnung von über 10’000 Quadratkilometern, was sie zur grössten Salzfläche der Welt macht. Die unter der Oberfläche liegende Sole reicht zwischen 72 Meter oder an manchen Stellen sogar bis 121 Meter in die Tiefe. Die Salzkruste an der Oberfläche ist in der Trockenzeit bis zu 30 Meter dick, wodurch sogar Busse und LKW durch die Wüste fahren können. Die Salzmenge, welche hier vorhanden sein soll, wird auf ungefähr zehn Milliarden Tonnen geschätzt. Jährlich werden davon etwa 25’000 Tonnen abgebaut und in die Städte transportiert. Was heute noch wichtiger ist als das Salz sind die riesigen Vorkommen an Lithium, welche die Wüste unter dem Salz beherbergt. Aktuell geht man von einem geschätzten Vorkommen an Lithium von etwas 5.4 Millionen Tonnen aus.
Mit der grellen Helligkeit am Tag und sehr kalten Nächten ähnelt die Salar de Uyuni äusserlich einem zugefrorenen See. Sie ist so gut wie frei von jeglicher Art von Lebewesen, aber Brutplatz einiger nur in Südamerika vorkommender Flamingo-Arten.
Ausserdem lernten wir uns zu orientieren. Es gibt in der Wüste immer wieder so Kreise, aus Salz, welche aussehen wie Pfannenkuchen. Diese haben einen bestimmten Verlauf, da sich gesammeltes Regenwasser in der Regenzeit tagsüber immer wieder verdunstet. Dabei sieht man, dass die Fläche, welche Richtung Osten reicht, anders aussieht als die im Westen. Liegt daran, dass die Sonne länger bzw. vor allem wärmer am Tag von Westen her scheint und damit diese Seite schneller austrocknet als die dem Osten zugewandte. Ich habe keine Ahnung, ob das jemand versteht, was ich meine, Sorry! Aber mit Hilfe dieser Pfannekuchen kann man sehen wo Osten und Westen ist und hat damit schon einen super Kompass in den Boden integriert.

Danach ging es zu einem Künstler, welcher in der Wüste diverse Skulpturen aus Salzgestein herstellt. Mega spannend, wie der das macht und vor allem was für gewaltige Skulpturen da machbar sind. Die aus der Wüste geschnittenen Blöcke werden einfach mit einer Wasser- und Salz Lösung aneinandergeklebt. Das hält richtig gut und das Ganze sieht super aus. Wie wir nachher erfahren haben, war der Künstler der Cousin unseres Guides. Es war nicht die einzige Person auf der Reise, welche wir als Verwandtschaft unseres Guides kennen gelernt haben. 🙂

Danach meldete sich auch langsam der Hunger und wir fuhren zu einem Restaurant, welches komplett aus Salzblöcken besteht, um dort unser Essen einzunehmen. Solange Axel alles vorbereitete, konnten wir das bekannte Symbol der Dakar Rallye anschauen. Die Rallye, welche ursprünglich ja mal von Paris nach Dakar ging, machte in den Jahren 2014 bis 2018 für 4 Jahre Station in Uyuni. Neben dem Symbol gibt es in der Zwischenzeit noch einen lustigen Platz, an welchem Touristen verschiedene Landesflaggen aufgehängt haben. Zusammen mit dem weissen Hintergrund und dem blauen Himmel sieht das mehr als genial aus.

Nach dem Essen, welches wie die ganze Zeit über sehr lecker und vor allem extrem reichlich war, ging unsere Fahrt weiter. Ich glaub die Köchin (heimliche Chefin der Tourfirma dachte, wir sind doch 7 Personen).

Es ging immer weiter in die Salzwüste und es stand ein weiteres Highlight auf dem Programm. Corinne und ich mussten zwei Videos drehen, weil man das wohl so macht in der Wüste. 🙂 Hurra. Ich glaube aber, wir haben uns ganz gut geschlagen. Das erste Video war noch recht einfach, wir mussten nur verschiedene Positionen einnehmen, während unser Guide mit dem Auto in Kreisen um uns herum fuhr. Das zweite war dann etwas anspruchsvoller, da wir aus einer Chips-Packung herausspringen und sogar ein wenig tanzen mussten. Nun ja, immerhin gab es eine Weinflasche dazu, wenn zu dem Zeitpunkt auch noch verschlossen. Aber immerhin winkte diese als Belohnung, wenn das Video fertig ist. Was macht man nicht alles für eine Flasche Wein?! 

Danach ging es dann weiter zur Fish-Island. Diese Stelle liegt heute wie eine Insel in der Wüste. Das spezielle ist, dass diese Insel früher komplett im See versunken war und heute eben eine Erhöhung in der Wüste darstellt. Auf der Insel wachsen verschiedene Kakteen, welche bis zu 9 Meter hoch werden. Bestehen tut die Insel aus Korallen. Man läuft also wie auf dem Grund eines Meeres. Es war verdammt windig auf dieser Insel, aber der Ausblick war einfach der Hammer.

So langsam nährte sich auch das Ende des ersten Tages und es wurde Zeit, dass wir ein schönes Plätzchen für den Sonnenuntergang fanden. Selbstverständlich haben wir das auch geschafft und wir konnten endlich unsere Belohnung, die Flasche Wein, passend zur untergehenden Sonne, geniessen. Es war beeindruckend, wie die Sonne sich erst langsam senkte, dann aber innerhalb von Sekunden hinter dem Horizont verschwand. Sofort wurde es auch deutlich kühler, was zu Beginn aber noch recht angenehm war. Neben der untergehenden Sonne war es ausserdem noch sehr schön zu beobachten, wie sich die Umgebung langsam verfärbte. Die eigentlich weisse Salzwüste färbte sich leicht mit einem lila Farbton, was sehr schön aussah. Ausserdem leuchteten die umliegenden Berggipfel noch in der untergehenden Sonne bzw. verfärbte sich der Himmel in diverse Farben. Einfach ein ganz toller Anblick. 

Nachdem die Sonne komplett untergegangen war und es auch schon recht dunkel wurde, setzten wir unsere Fahrt zur ersten Übernachtungsherberge fort. Wir sind zu einem Hotel am Rande der Wüste gefahren, welches komplett aus Salzblöcken gemauert wurde. Es war ein super Hotel und wir hatten ein tolles Zimmer. Draussen begann es wie wild zu stürmen, was noch sehr eindrücklich war. Wir bekamen ein leckeres Abendessen und konnten den Rest von unserem Wein geniessen. Wie üblich hat es uns wieder etwas Überredungskunst gekostet, dass unser Guide zusammen mit uns am Tisch sitzt und isst. Ich verstehe das irgendwie nicht so ganz. Es ist wohl normal, dass die Guides und die Touristen getrennt essen. Wo bleibt da der Sinn? Ich finde es toll während des Essens sich noch zu unterhalten und Neues zu erfahren. Wir haben es aber geschafft und ich glaube auch unser Guide hatte seine Freude. Zumindest war er in der folgenden Zeit immer bei uns dabei, wenn es etwas zum Essen gab. 🙂 Nach dem Essen war es dann noch Zeit für eine heisse Dusche und dann ab ins Bett. Uns wurde extra empfohlen am Abend zu duschen, da es dann warmes Wasser gibt. Zumindest wenn man rechtzeitig vor den anderen Touristen duscht. Am Morgen ist das Wasser mehr als kalt und eine Dusche wird nicht empfohlen. Wir haben uns also etwas beeilt und tatsächlich, wir hatten richtig heisses Wasser, was genial war, denn zwischenzeitlich war es verdammt frisch in den Zimmern. So heisses Wasser hatten wir in den letzten Wochen recht selten, nur falls sich jemand wundert, warum ich das so betone. 😉 Die Nacht war dann recht frisch, aber gemütlich. Es schläft sich super auf einem Bett, welches aus Salzblöcken gebaut wurde. Wir waren richtig froh, dass wir nach der ersten Nacht sogar noch eine zweite Nacht im selben Hotel vor uns hatten. Haben das nicht so erwartet und hatten schon mit dem Schlimmsten gerechnet. 

Nun aber zu unserem zweiten Tag in der Wüste. Ich bin tatsächlich schon um 5:20 Uhr aufgestanden, weil ich schauen wollte, wie die Sonne aufgeht. Und hier ist die Chance, dass der Sonnenaufgang hinter Wolken stattfindet, einfach sehr gering. Das macht das Aufstehen dann etwas leichter und ich wurde auch nicht enttäuscht. Es war wieder ein herrlicher Anblick und ein richtiges Farbenspektakel.

Als die Sonne dann etwas höher stand hat mein Bett aber doch nochmal deutlich gerufen. Vor allem war es aber saukalt, so dass ich direkt nochmal ins Bett bin und auch gleich wieder eingeschlafen bin. Unser eigentlicher Tag startete zu einer sehr humanen Zeit mit Frühstück um 9 Uhr und Abfahrt um 10 Uhr. Was will man mehr? Der erste Stopp des Tages war wieder eine kleine Insel, auf welcher wir eine sehr spezielle Höhle besuchten. Die Höhle war wie eine Art Tropfsteinhöhle, nur dass sich zwischen Decke und Boden ein Netzt aus Formationen bestehend aus Calcium gespannt hat. Sah sehr schön aus und man musste sehr aufpassen, nicht an die Formationen zu stossen, was bei meiner Grösse nicht ganz einfach war. 

Dann ging der Rundgang über die Insel weiter und wir besuchten eine weitere Höhle, welche als Grabstätte genutzt wurde. Man konnte sehen, wie die mumifizierten Leichen früher in kleine Gräber bzw. Höhlen vergraben wurden. Ich habe keine Ahnung wie alt die Grabstätte war, aber es müssen doch viele Jahre her sein. 

Bevor unser Programm weiter ging, machten wir uns nochmal auf den Weg zur Fish-Island um dort unser Mittagessen einzunehmen. Da es immer etwas Warmes zum Essen gab sind wir immer an Punkte gefahren, wo das Essen gewärmt bzw. gekocht werden konnte. Vielleicht muss man dazu sagen, dass es auf der ganzen Tour keine Restaurants gibt. Die Hostels auf der Strecke bieten nur Unterkunft und die Infrastruktur an. Aber das Essen muss jeder selber mitbringen. Eine super Organisation muss ich sagen. Danach ging die Fahrt dann weiter durch die Salzwüste und wir fuhren zu einem Vulkan, welchen wir teilweise besteigen wollten. Zuerst stand aber der Besuch eines kleinen lokalen Museums auf dem Programm und wir lernten etwas über das Leben in der Vergangenheit in der Region. 

Danach ging es dann etwas den Vulkan hinauf, zu dem Zeitpunkt noch mit dem Auto. Unser Zeil war nochmal eine Höhle, in welcher man Skelette bzw. Mumien aus der Vergangenheit besichtigen kann. Dazu gab es wieder einen kleinen Vortrag, warum die Menschen in der Embryo-Position beerdigt wurden und warum so viele Opfergaben mit in die Gräber gegeben wurden. 

Danach wurde es dann anstrengend. Wir haben den Vulkan ein wenig bestiegen. Ok, ich muss eher sagen, wir sind gerannt. Corinne fühlte sich noch immer nicht ganz wohl mit dem Magen und hat lieber die Aussicht von weiter unten genossen und auf uns gewartet. Daher blieben nur der Guide und ich. Und unser Guide ist den Berg hoch gerannt, das war nicht normal. Ich war schon nach 5 Minuten völlig platt. Ok, wir sind auch in 45 Min von 3.980 Meter auf 4.350 Meter über dem Meer gelaufen. Oben dann 15 Min die Aussicht genossen und das Ganze in 20 Minuten wieder hinuntergerannt. Ich war völlig ausser Atem. Ich dachte irgendwann gewöhne ich mich ein wenig an die Höhe, aber so richtig klappt das nicht. Klar wurde es besser als zu Beginn, aber die Luft geht einem trotzdem schnell aus. Es hat sich aber mehr als gelohnt und die Aussicht auf den Vulkan bzw. die Salzwüste war der Hammer. Wir sind nicht bis ganz nach oben, das ist eine Tageswanderung, sondern nur bis zu einem Punkt, welcher einen tollen Blick auf den Vulkan ermöglicht. Dort ist auch ein kleiner «Altar» entstanden, an welchem man seine Geschenke für den Berg deponieren kann. Man kann beim Aufstieg einfach einen schönen Stein suchen und diesen dann als Geschenk ablegen. Der Stein ist dann ein Geschenk für Patchamama, sozusagen für «Mutter Erde». Ich finde das noch eine schöne Geste und hab unterwegs zwei schöne Steine gesucht und gefunden. Hoffen wir mal, dass es etwas bringt. Neben Steinen kann man auch Coca-Blätter oder Süssigkeiten als Opfer ablegen, was ich aber nicht dabei hatte. 

Nachdem wir wieder am Auto waren, haben wir uns wieder auf den Weg zurück zum Hotel gemacht und damit wieder quer durch die Wüste. An der Überfahrt in die Wüste konnten wir unsere ersten Flamingos fotografieren. So hatten wir die Flamingos genau vor uns während hinter uns friedlich die Alpakas im saftigen Grün grasten. Ein tolles Anblick.

Da es bereits langsam dunkel wurde, haben wir uns entschieden, den Sonnenuntergang noch anzuschauen und ausserdem abzuwarten, bis es komplett dunkel ist. Wir wollten unbedingt den Sternenhimmel mitten in der Wüste erleben. Und was war das für ein Erlebnis? Es war der Hammer. Nachdem die Sonne weg war, leuchteten überall am Himmel die Sterne, so habe ich das noch nie gesehen. Vor allem waren die Sterne nicht nur direkt über einem ersichtlich, sondern bis weit in den Horizont hinein. Dadurch hat man wirklich gesehen, dass der Himmel eine Kuppel ist. Sehr schwer zu beschreiben, aber ein Anblick, den man nicht vergisst.

Wir waren ewig in der Wüste und sind erst gegen 21 Uhr wieder im Hotel gewesen. Dort hiess es dann Abendessen einnehmen und früh ins Bett, den am nächsten Tag stand der Sonnenaufgang in der Wüste auf dem Programm. So kam es, dass wir am Montag, 14.11.2022 schon um 3:30 Uhr aufgestanden und um 4 Uhr abgefahren sind in die Wüste. Wir wollten nämlich nicht nur den eigentlichen Sonnenaufgang sehen, sondern tatsächlich miterleben, wie es von der kompletten Dunkelheit langsam in den Tag geht. Es war genial, zuerst nochmal die Sterne und den Mond zu sehen und dann langsam mitzuerleben wie erst das Tageslicht immer heller wird und dann die Sonne am Horizont erscheint. Viele andere Touren sind erst zum eigentlichen Sonnenaufgang gekommen, was ich nicht ganz verstanden habe. Die Zeit davor war eigentlich viel schöner, weil die Sonne ist so schnell da, wie sie auch untergeht. Das dauert gefühlt nur ein paar Sekunden vom ersten Sonnenstrahl, bis die Sonne vollständig sichtbar ist. Wir haben also mal wieder alles richtig gemacht und es war der perfekte Start in meinen Geburtstag.

Nach dem Sonnenaufgang ging es dann nochmal zurück zum Hotel, wo wieder ein leckeres Frühstück auf uns wartete. Danach hiess es dann Abschied nehmen von der eigentlichen Salzwüste und wir machten uns auf den Weg ins Hinterland, welches nicht weniger schön aber deutlich bergiger ist. Den ersten Stopp des Tages machten wir in einem kleinen Dorf, wo wir ein Museum zum Thema Quinoa besuchten. Spannend zu sehen, wie noch heute in mühsamer Handarbeit der Anbau, die Ernte und auch die Verarbeitung abläuft. Lustig ist es, dass es im Nachbardorf eigentlich eine Maschine gibt, welche einen Grossteil der Handarbeit abnehmen könnte. Die Maschine war mit viel Tam-Tam vor ein paar Jahren vom (mittlerweile) König von England, Charles eingeweiht worden. Aber die Menschen vor Ort benutzen die Maschine nie wirklich. Sie sind mit der Qualität einfach nicht zufrieden und bevorzugen ihren traditionellen Stil und arbeiten weiter wie früher. Die Maschine war eine Spende von Grossbritannien und mal wieder ein Symbol dafür, wie Unterstützung völlig am Sinn vorbei gehen kann. Das Museumsgebäude ist übrigens komplett aus Korallen-Blöcken hergestellt. Man hat also den Meeresgrund genutzt, um Häuser zu bauen, was noch sehr schön aussieht.

Danach ging es dann weiter immer mehr in die Berge und damit auch immer weiter hinauf. Trotzdem gibt es auch hier immer wieder Ebenen, welche sich lohnen zu besichtigen. Wir stoppten noch an einem Zug Gleis, welches für den Transport von verschiedenen Frachtgütern nach Chile genutzt wird. Ein cooles Bild so eine Zugtrasse im Nirvana umgeben von riesigen Vulkanen.

Unser Mittagessen gab es heute wieder an einem tollen Spot mit Blick auf einen Vulkan, welcher noch aktiv ist. Neben dem Restaurant konnten wir noch ein wenig die Landschaft besichtigen und erkennen, wie die Felsformationen sich nach den letzten Vulkanausbrüchen ergeben haben. Das sieht schon beeindruckend aus und man kann nur erahnen was für eine Kraft hinter so einem Ausbruch stecken muss. 

Nach dem Essen ging die Fahrt dann weiter durch die Berge und wir haben verschiedene Lagunen besucht. Und mit jeder Lagune wurde es immer besser. Zuerst haben wir eine Lagune ohne Flamingos besucht, dafür mit Vögeln, welche ein Geräusch von sich geben, welches dem Lachen der Menschen nachempfunden ist. Das klingt so lustig und wir mussten automatisch anfangen zu lachen als wir das hörten. Das führte dazu, dass die Vögel noch weiter in das Lachen einstimmten. 🙂 Ausserdem sind am Rand der Lagune weitere Felsformationen, welche einfach genial aussehen und ich mich die ganze Zeit frage, wie konnten diese Formen nur entstehen?

Die nächste Laguna war dann recht klein, dafür konnten wir die ersten Flamingos sehen.

Die dritte Lagune war dann das eigentliche Highlight. Es war eine ganz besondere Umgebung und auf dem Wasser jede Menge Flamingos und wir die einzigen Besucher. So haben wir uns das vorgestellt. Wir konnten recht nah an das Wasser laufen und die Vögel beobachten.

Den Abschluss des Tages gab es dann an der sogenannten roten Lagune. Diese liegt bereits im Nationalpark an der Grenze zu Chile. Die rote bzw. lila Farbe kommt durch Plankton zustande, welcher an die Oberfläche kommt, wenn Wind herrscht. Wir hatten Glück und es ging ein Wind, so dass wir das volle Farbspektakel anschauen konnten.

Danach ging es dann zu unserer nächsten Unterkunft, welche nicht ganz so schön war wie die letzte, aber trotzdem sehr cool. Wir bekamen wieder ein leckeres Nachtessen, es gab Lasagne und sind dann recht früh ins Bett. Davor haben wir aber wieder mal gemerkt, wie klein die Welt ist. Vorne im Bericht habe ich geschrieben, dass wir in La Paz eine Free Walking Tour gemacht haben. Dort haben wir eine Frau aus Kanada kennen gelernt, welche gerade mit dem Fahrrad durch Südamerika reist. Wir waren damals sehr beeindruckt, hatten aber vergessen Kontaktdaten auszutauschen. Und wer tauchte heute Abend in dem Hotel auf, genau diese Dame. Lustig wie man sich auf Reisen immer wieder trifft. Dieses Mal haben wir aber Kontaktdaten ausgetauscht und wir werden uns in San Pedro de Atacama ganz sicher wieder treffen. Da in dem Hotel nur Strom bis 21 Uhr vorhanden ist, danach wird der Generator ausgeschalten, war der Abend nicht ganz so lange. Mein Geburtstag endete sozusagen Altersgerecht und vor allem nüchtern. Heute Abend gab es keinen Wein mehr, zum Essen. Ich hatte aber Glück, dass der Herr vom Nachbartisch mit seiner Flasche überfordert war und mir ein Glas angeboten hat. So konnte ich immerhin noch auf meinen Geburtstag anstossen. Es bleib auch tatsächlich bei dem kleinen Glas, wir waren einfach auch viel zu müde. Was man hier noch erwähnen muss, dieses Hotel lag auf einer Höhe von 4’300 Meter über dem Meer. Auf dieser Höhe hatten wir bis dahin noch nicht übernachtet und wir waren gespannt, wie wir schlafen.

Der Folgetag war dann Dienstag, der 15.11.2022 und dieser startete wieder sportlich früh. Frühstück war bereits um 4.30 Uhr und Abfahrt um 5 Uhr. Hurra. Geschlafen haben wir trotz der Höhe eigentlich recht gut aber nicht richtig erholsam. Es ist komisch nachts aufzuwachen und das Gefühl zu haben, dass man keine Luft mehr bekommt. Wir haben uns recht schnell fertig gemacht und sind dann fast pünktlich um 5 Uhr losgekommen. Dass es nicht ganz pünktlich war lag nicht an uns, sondern an unserem Fahrer. Der hat tatsächlich verschlafen, so wie auch andere Fahrer, welche bei ihm im Zimmer waren. Die Fahrer teilen sich immer die Zimmer in den Unterkünften und vielleicht ging bei denen der Abend etwas länger. 🙂 Egal, wir hatten ja Zeit und um 5:20 Uhr ging die Fahrt dann auch los. Unser erstes Ziel des Tages waren die Geysire auf einer Höhe von knapp 5’000 Metern über dem Meer. Es ging also nochmal weiter hinauf und das merke man deutlich. Die Geysire waren sehr beeindruckend, vor allem wenn man spürt, wie viel Druck da eigentlich dahintersteckt. Auch wenn es teilweise heftig riecht, hatten wir eine geniale Zeit. Wir haben jede Menge Blödsinn gemacht und dass trotz der frühen Uhrzeit.

Danach war es dann Zeit für Erholung. Wir sind zu einer heissen Quelle gefahren, wo wir uns in das warme Wasser legen konnten. Da es aussen noch recht frisch war, wirkte das Wasser mit seinen 39 Grad extrem heiss. Es tat aber so gut und ich habe das mehr als genossen. Ok, liegt vielleicht am Alter. 🙂 Wir hatten tatsächlich eine ganze Stunde Zeit uns hier zu erholen und als dann noch Flamingos ganz in die Nähe des Pools gekommen sind, habe ich mich wie im Paradies gefühlt.

Nach der Erholung stand dann schon der letzte Punkt der Reise auf dem Programm. Es ging zu einer weiteren Lagune, die grüne Lagune. Hier ist es, wie in der roten Lagune, dass bei entsprechendem Wind das Wasser sich durch Plankton grün verfärbt. Hier hatten wir nicht ganz so viel Glück, weil es nicht richtig windete. Man konnte aber erahnen, wie das ganze aussieht und auch so war es einfach herrlich. Vor allem im Hintergrund wieder ein Vulkan und davor die Lagune, wie im Bilderbuch.

Von diesem Punkt geht die Tour normalerweise wieder zurück nach Uyuni. Nicht aber für uns. Wir wollten direkt weiter in den Norden von Chile und daher kann man sich von hier aus an die Grenze bringen lassen, wo man dann von einem chilenischen Bus übernommen und durch den Grenzprozess begleitet wird, ehe es dann nach San Pedro de Atacama geht. Wir haben dieses Extra dazugebucht, weil es uns am einfachsten schien. Ausserdem wollten wir unbedingt nach San Pedro de Atacama und damit in die nächste Wüste. Axel brachte uns also zur Grenze und wir mussten uns leider verabschieden. Viel zu schnell verging die Zeit, aber ich bin mir sicher, wir haben auch in Bolivien einen Freund gefunden. Die Ausreise aus Bolivien war recht einfach und wir hatten ruck zuck unseren Stempel im Pass. Wie die Einreise in Chile verlief, dann im nächsten Beitrag.
Zum Abschluss noch ein paar Bilder die wir während der Fahrt auf diversen Stopps einfach so gemacht haben. Wäre schade wenn die Bilder nicht auch gezeigt werden würden.