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Bolivien

Geschrieben von Tobi am . Veröffentlicht in .

Wie im letzten Bericht geschrieben stand unsere Weiterreise nach Bolivien auf dem Programm. Heute, Donnerstag, 03.11.2022 war es also soweit und wir nehmen unser vierzehntes Land auf unserer Reise in Angriff. Dazu haben wir es uns ein wenig einfacher gemacht. Anstatt die Reise nach La Paz im Alleingang in Angriff zu nehmen, haben wir uns für das Unternehmen Bolivien Hopp bzw. Peru Hopp entschieden. Das ist eine Firma, welche eine Hopp-on / Hopp-off Verbindung durch halb Peru und eben nach La Paz in Bolivien anbietet. Der Vorteil dabei ist, dass man diverse Pässe kaufen kann mit einer bestimmten Anzahl Stopps, an welchen man den Bus verlassen kann und dann seine Fahrt an einem anderen Tag fortsetzen kann. Man kann also flexibel reisen hat aber immer einen Ansprechpartner. Die Busse verkehren täglich zwischen den Stopps und man wird neben dem Fahrer von einem Guide begleitet, welcher noch Ausflüge organisiert bzw. so manches unterwegs erklärt. Laut der Werbung ist der grosse Vorteil des Unternehmens die Sicherheit, weil Busse in Bolivien eher schneller unterwegs sind, wird hier extra erwähnt, dass man lieber eine Stunde später und dafür sicher ans Ziel kommt. So steht es in den Broschüren, wie es tatsächlich war, dann später mehr. Nun kommen wir zur eigentlichen Fahrt. Wir wurden pünktlich um 7.30 Uhr von einem Minibus in unserem Hotel abgeholt und zum eigentlichen Reisebus gebracht. Das habe ich gerade vergessen zu erwähnen, wenn man bestimmte Hotels bucht, dann wird man direkt dort abgeholt, entweder mit Minibus oder direkt Reisebus und am Zielort auch direkt wieder an einem entsprechenden Hotel abgeladen. Ist also eigentlich auch noch ein guter Ansatz. Wir waren dann um kurz vor 8 Uhr an einem Parkplatz, wo bereits ein etwas in die Jahre gekommener Bus wartete. Wir konnten unser Gepäck einladen und unsere Sitzplätze einnehmen. Der Start war dann auch pünktlich um 8 Uhr. Los ging die Fahrt von Puno an die Grenze von Bolivien und die meiste Zeit ging es schön entlang des Titicacasee, was noch sehr eindrucksvoll war. Angekommen an der Grenze hiess es wieder komplettes Gepäck fassen und zur Ausreisebehörde von Peru laufen. Die Beamten haben unsere Anwesenheit nicht sehr beeindruckt, sondern wir haben ruck-zuck unsere Stempel in den Pass bekommen. Nun hiess es weiter über eine Brücke zur Einreisebehörde von Bolivien laufen. Hier das gleiche Spiel, ein kurzes «Hola» und erklärt, wohin wir wollen, und wir bekamen unseren Stempel. Keine weiteren Fragen oder Dokumente notwendig. Einzige Auflage, die wir haben, wir haben einen QR-Code zu einer Homepage bekommen. Dort müssen wir uns mit unserer Passnummer registrieren und dann angeben, in welchen Orten und Hotels wir jeweils schlafen. Die Behörden haben so einen Überblick wie wir gereist sind. Kann man jetzt auch drüber streiten wie das unter Datenschutzpunkt zu bewerten ist, aber ehrlich gesagt ist es mir egal. Ich freu mich auf Bolivien und wenn das so verlangt wird, dann machen wir das eben. Wird sowieso eher lückenhaft werden, denn wir werden wieder Nachtbusse machen, also kann ich da an manchen Tagen eh nichts eintragen. Aber schauen wir mal, wie das kommt.

Somit waren wir also in Bolivien angekommen und konnten samt unserem Gepäck in einen neuen Bus einsteigen. Dieser war jetzt eher noch älter und vor allem kleiner. Das der Bus kleiner war, lag daran, dass wir diesen im weiteren Verlauf der Fahrt noch auf ein Floss verladen mussten und da eine strikte Gewichtsgrenze herrscht. Aus diesem Grund gab es auch keine Toilette an Board oder sonstige Sachen, welche die Fahrt etwas angenehmer gemacht hätte. Der Grenzübergang an sich war also absolut kein Problem und damit war die Wahl des Busunternehmens für diesen Punkt schon mal Schwachsinn. Dann ging die Fahrt weiter nach Copacabana, ein kleines Dorf wieder am See. Es waren nur ein paar Kilometer, aber es war direkt klar, das wird eine rasante Fahrt. Unterwegs hat uns unser Guide noch eine Fahrt auf die Isla del Sol empfohlen. Das ist eine Insel im See, an welcher laut einer Legende die Sonne entstanden sein soll. Da die Bootsfahrt bereits um 1:30 Uhr war, sollten wir im Partnerrestaurant des Busunternehmen noch gleich Mittagessen vorbestellen, weil wir nicht viel Zeit haben werden. Nun ja, wir waren dann doch schneller als angegeben im Dorf und hätten eigentlich genug Zeit gehabt. Es gab nämlich tolle Restaurants, ausser jenes Partnerrestaurant, in dem wir vorbestellt hatten. Das Essen war jetzt eher schlecht und die 10% Preisrabatt die wir bekommen haben, machten dieses Futter nicht wirklich besser. Somit der zweite Punkt an welchem wir die Wahl des Anbieters bereuten. Nun ja, wir hatten etwas im Magen und keinem wurde es schlecht danach, so dass wir diesmal ein positives Signal verkaufen wollen. 🙂 

Dafür ging es dann pünktlich um 13.30 Uhr mit dem Boot los auf die Insel. Wir waren ca. 1 Stunde und 15 Minuten unterwegs, ehe wir am Hafen angekommen sind. Von dort stand eine kleine Wanderung von ca. 1 Stunde auf dem Programm. Zuerst ging es hinauf zu einem Sonnentempel der Inka und dann weiter zu einem Aussichtspunkt, ehe es zu einem kleinen Dorf geht und dort wieder hinunter in den Hafen. Die Wanderung war eigentlich recht schön, wenn wegen der Höhe auch recht anstrengend. Immerhin waren wir noch immer auf rund 4’000 Meter Höhe, was man einfach nicht unbedingt bedenkt, wenn man an einem See entlang läuft. Man merkte aber direkt, dass der Kulturschutz in Bolivien nicht so gut funktioniert wie in Peru. Obwohl der Sonnentempel ein recht wichtiges Kulturgut ist, sah man unendlich viel Zeug in der Nähe herumliegen, was darauf schliessen lässt, dass man an dem Gebäude herumbastelt bzw. renoviert usw. Es wirkt alles etwas komisch. 

Dafür war die Aussicht vom Aussichtspunkt einfach der Hammer. Man konnte die hohen und schneebedeckten Berge Boliviens von hier aus recht deutlich sehen. Und diese sind doch immerhin über 6’000 Meter hoch.

Weiter ging es dann zu diesem Dorf, welches recht ausgestorben wirkte. Irgendwie sind wir wohl gerade in der Nebensaison hier. Hat uns aber nicht gross gestört, denn so waren es weniger Souvenirhändler und wir konnten entspannt laufen. Schön war es über eine alte Treppe der Inkas hinunter zum See zu laufen. Angekommen am Boot hiess es dann noch kurz warten und dann ging es zurück nach Copacabana.

In Copacabana angekommen hatten wir noch Zeit für einen Kaffee, ehe es wieder zum Bus ging. Laut Guide sollten wir nur 10 Minuten haben, was wieder eine falsche Info vorab war. Irgendwie läuft da nicht so viel zusammen. Nun gut, wir haben den Kaffee genossen und den beginnenden Sonnenuntergang angeschaut. Pünktlich um 18 Uhr ging die Fahrt dann mit einem neuen Guide weiter. Noch während er sich vorstellte und dabei nochmals erwähnte das wir lieber langsamer und dafür sicherer unterwegs sind, fielen die ersten Gegenstände in den Kurven von der Gepäckablage über unseren Köpfen. Er meinte daraufhin scherzhaft, dass er wohl nochmal mit dem Fahrer sprechen müsse. Tja, Problem erkannt, gemacht hat er es nicht. Das war für mich dann wirklich ein Zeichen, dass es dieser Firma einfach genauso ums Geld geht wie allen anderen auch. Die Fahrt war dann auch über die gesamte Distanz recht zügig. Das Thema ist, es war alles im Rahmen, was mich mehr aufregt ist, dass wir deutlich mehr Geld bezahlt haben für etwas, was dann nicht eingehalten wurde. Im Vergleich zu all unseren Fahrten in Südamerika war das die Schlechteste. Neben dem schlechteren Bus, dem schlechten Essen, das Thema Sicherheit, welches nicht eingehalten wurde, und dem wirklich einfachen Grenzübergang gibt es somit keinen Punkt, warum wir diese Firma empfehlen sollten. Das Gute ist, als wir in Lima angekommen sind vor ein paar Wochen haben wir tatsächlich mit dem Gedanken gespielt die gesamte Tour durch Peru, mit dieser Firma zu machen. Es hätte einen Pass gegeben, welcher mehr oder weniger dieselbe Route abbildet, welche wir auch gemacht haben. Wir sind so froh haben wir das nicht gemacht, sondern sind auf eigene Faust gereist. Das war die absolut bessere Entscheidung. So, aber nun genug gekotzt…. 🙂 Wir sind mit dem Bus dann ca. 1 Std gefahren, ehe es nochmal recht abenteuerlich wurde. Wir kamen zu einem kleinen Fluss, an welchem wir auf ein kleines Boot umsteigen mussten. Der Bus wurde auf ein Floss verladen und extra transportiert. Das sah schon alles recht instabil aus. Aber hat funktioniert und auch wir kamen mit trockenen Füssen auf der anderen Seite an. Warum man hier keine Brücke baut? Ich habe keine Ahnung, dass sind vielleicht 150 Meter, aber man will es lieber so kompliziert haben. Nun ja, verdienen eben doch wieder ein paar Menschen daran und haben einen Job. 

Auf der anderen Seite hiess es dann wieder ab in den Bus und weiter nach La Paz. Dort sind wir dann auch nach weiteren knapp 3 Std. zufrieden an unserem Hostel angekommen. Ok, der Fahrer hatte sich ein wenig verfahren und ist nicht mehr direkt bis zu unserem Hostel gekommen, sondern wir mussten ein paar Meter den Berg hochlaufen. Immerhin hatte der Guide ein schlechtes Gewissen und hat uns begleitet. Angekommen im Hostel dann die nächste Aufregung, die Tür war verschlossen und auf unser Klingeln reagierte niemand. Zum Glück hatten wir die Telefonnummer des Besitzers und konnten ihm eine Nachricht schreiben. Die hat er auch sofort gesehen und uns geöffnet. Das Hostel war dann so weit ganz ok, nichts Besonderes, aber der Besitzer ein richtig cooler Typ. Obwohl es schon spät war, hat er uns alles gezeigt und noch viel erklärt. Da es schon nach 22 Uhr war, waren die Restaurants in der Umgebung bereits zu. Also woher nun was zu essen bekommen? Der Besitzer hat uns dann eine Pizza bestellt und liefern lassen. Er hat sie uns dann sogar aufs Zimmer gebracht, was noch mega freundlich war. So war also unser Tagesabschluss Pizza im Bett. Hatten wir auch schon lange nicht mehr, aber war sehr lecker. Danach war dann auch Schicht im Schacht und wir sind schnell eingeschlafen.

Den ersten Tag in La Paz haben wir dann mehr oder weniger mit ausruhen, arbeiten, Reiseplanung im Hostel verbracht. Erst gegen Nachmittag sind wir kurz los auf einen Kaffee und anschliessend zu einem kleinen Nachtessen. Die Umgebung um das Hostel war irgendwie seltsam. Es war nicht wirklich gemütlich oder sauber, aber irgendwie hatte dieses Chaos auch Flair. Am Abend haben wir dann noch den Folgetag organsiert. Wir haben uns für eine etwas abenteuerliche Fahrradtour angemeldet.

Der Samstag, 05.11.2022 war also unser Abenteuertag in La Paz. Der Wecker klingelte mal wieder sehr früh, weil wir bereits um 6 Uhr abfahrbereit sein mussten. Also ein Frühstück war nicht drin, aber der liebe Besitzer des Hostel hat mir tatsächlich einen Kaffee gemacht. Damit war das Problem schon mal gelöst. Wir wurden dann auch pünktlich abgeholt und los ging die Fahrt wieder in die Berge Richtung Death Road. Wir fuhren ca. 1. Std und 20 Min, ehe wir am Strassenrand auf einer Höhe von 4’700 Meter über dem Meer angehalten haben. Es gab hier einen kleinen Parkplatz und wir bekamen unsere Ausrüstung. Neben Schienbein- und Knieschützer gab es noch Protektoren für die Ellenbogen, einen Helm, Handschuhe, sowie eine Überzugshose und eine Jacke. Beide Kleidungsstücke aus reissfestem Stoff und nicht wirklich gemütlich. Wir sahen doch recht lustig aus. Ich habe mich ein wenig gefühlt wie ein Mignon. 🙂 Nachdem wir alles angezogen hatten, gab es für jeden ein Mountainbike. Bevor es aber los ging, gab es erst ein kleines Frühstück (eine kleine Portion kaltes Rührei mit Toast, einen Apfel und wer wollte Kaffee oder Tee) und eine erste Einweisung über das Fahren mit den Bikes. Vor allem das Thema Bremsen wurde ausführlich besprochen. Was ja noch Sinn macht, immerhin geht es für die nächsten 64 km von eben erwähnten 4’700 Meter hinunter auf 1’200 Meter über dem Meer. Die ersten 20 Kilometer hatten wir auf der Strasse zu überwinden. Es gibt hier nicht so viel Verkehr, so dass dies nicht wirklich ein Problem ist. Die grösste Herausforderung ist es nur sehr langsam fahrende LKW in einer Gruppe auf den Bikes zu überholen. Hat aber super geklappt mit unseren Guides. Wir hatten in Summe 3 Guides mit uns, einer der vorne fährt, einer hinter der Gruppe und einer welcher zwischendurch Bilder gemacht hat. Wir sind also recht zügig die Strasse hinunter, was richtig Spass gemacht hat. Die Bikes waren in Ordnung, wenn man von diversen Schwachstellen absieht. Bei mir hat man deutlich gespürt, dass die Räder nicht mehr ganz rund laufen, vor allem wenn man langsam gefahren ist. Das war dann mehr so wie auf rohen Eiern, aber mit zunehmender Geschwindigkeit war es besser. 

So kamen wir nach 20 Kilometern wieder an einem kleinen Parkplatz an und wir hatten den ersten Teil bereits geschafft. Dies war der einfache Teil und der Teil, um sich an die Bikes zu gewöhnen. Nach einer kurzen Pause wurden die Bikes wieder auf die Minibusse verladen und wir fuhren ein paar Kilometer zum eigentlichen Beginn der Death Road. Man macht diese Etappe wieder mit dem Auto da es teilweise doch wieder nach oben geht und es so deutlich einfacher geht. Nach ca. 15 Min. waren wir dann da und der Anblick der «Strasse» war jetzt doch ein etwas seltsames Gefühl. Ich wusste, es ist eine Schotterpiste und recht schmal, aber das war schon sehr grober Schotter, der da auf der Strasse lag. Das wird eine rumpelige Angelegenheit werden. 🙂 Auch der Anblick wie sich die Strasse am Berg entlang in die Tiefe schlängelt war jetzt doch auch ein recht beindruckendes Bild. Bevor es los ging, haben wir noch ein paar Informationen zur Strasse bekommen. Die Strasse wurde in den Jahren 1931 bis 1936 gebaut und war bis im Dezember 2007 als zweispurige Strasse befahrbar. Sie war die gefährlichste Strasse der Welt und trug den Beinamen Todesstrasse. Die Death Road wurde während des Chacokriegs (Krieg zwischen Bolivien und Paraguay) teilweise von paraguayischen Kriegsgefangenen erbaut. Für sie war es eine harte Zeit und viele sahen keinen anderen Ausweg als sich mit einem Sprung in den Abgrund das Leben zu nehmen. Dies führte zu der Legende, dass diese Verstorbenen noch heute versuchen, weitere Menschen in die Tiefe zu ziehen. Die Strasse war eine der wenigen Strassen, die den Amazonas-Regenwald im Norden Boliviens mit dem Regierungssitz in La Paz verbindet. Ende 2007 wurde daher eine neue Verbindung mit zwei Spuren und 54 Brücken zwischen La Paz und Coroico eröffnet, um den rasant steigenden Personen- und Warenverkehr zwischen den Regionen zu bewerkstelligen. Bei einer Fahrt über die Strasse durchquert man fast alle in Südamerika herrschenden Klimazonen, was noch sehr beeindrucken ist. Man spürt von Kälte, bis feucht tropische Wärme alles. Die alte einspurige Strasse führt zumeist ohne Leitplanken an steilen Abhängen, welche teilweise bis zu 800 Meter tief in den Abgrund gehen, entlang. Regen und Nebel sowie matschiger, morastiger Untergrund führte häufig zu einem schlechten Strassenzustand mit einer geringen Sichtweite. Ausserdem musste man jederzeit mit Steinschlag oder Erdrutschen aufgrund von Erosion auf der gesamten Distanz rechnen. Ein Unglück vom 24. Juli 1983, bei dem ein Bus ins Schleudern geriet, in eine Schlucht stürzte und die 100 Insassen in den Tod riss, gilt als Boliviens schlimmster Verkehrsunfall. Einer Schätzung zufolge verunglückten bis 2007 pro Monat zwei Fahrzeuge und es starben, laut unserem Guide, jährlich bis zu 500 Menschen auf der Strecke. Zahlreiche Kreuze am Strassenrand markieren die Unfallstellen.

Wir habe die Strecke dann in Angriff genommen und sind los. Es hat tierisch Spass gemacht und die Aussicht war einfach der Hammer. Vor allem mit dem Hintergrundwissen über die Strasse war es noch spannend sich unterwegs vorzustellen, wie hier zwei Autos an diversen Stellen aneinander vorbeigekommen sind. Unterwegs haben wir dann noch ein Stück mit 8 Wasserfällen durchquert. Hier waren wir sehr froh, dass momentan keine Regenzeit herrscht und nur wenig Wasser vom Berg gekommen ist. So wurden wir nicht ganz so durchnässt und auch die Strecke war nicht ganz so rutschig. Trotzdem tat es ab und an gut, wenn wir wieder eine Pause für ein Bilder machten. Die Fahrt war vor allem für die Handgelenke schon sehr anstrengend. Als wir unten angekommen sind, konnten wir die Bikes direkt bei den Guides abgeben, welche sofort begannen, diese zu putzen und für die nächsten Touren vorzubereiten. Für uns war es dann an der Zeit ein Bier zu trinken auf dieses Abenteuer. Das tat mal sehr gut und war erfrischend. Damit auch hier die Erkenntnis, auch Bolivianer können Bier brauen. 🙂

Nach ca. 45 Min. waren die Bikes fertig und wieder verladen. Für uns gab es noch ein paar Schauergeschichten des Guides, was er auf der Tour schon alles erlebte. Es sind wohl tatsächlich schon Touristen gestürzt und kurz vor dem Abgrund zum Stehen gekommen. Da war ich doch froh, haben wir das so überstanden. Als nächster Punkt stand ein Mittagessen in einem Hotel auf dem Programm. Hotel war jetzt etwas übertrieben, aber es gab einen Pool und Duschen mit heissem Wasser. Wer wollte konnte den Pool und Dusche nutzen oder einfach am Tisch warten und sich unterhalten. Da der Pool jetzt eher nicht so einladend war und auch die Duschen in einem etwas anderen Zustand waren, haben wir das lieber sein lassen und die Dusche auf später verschoben. Gegen 15 Uhr war dann wieder Zeit für die Rückfahrt nach La Paz. Wir waren ehrlich gesagt recht froh, hatten wir doch eine etwas seltsame Gruppe erwischt und wussten nicht unbedingt was noch reden. Die Rückfahrt war dann über den neu gebauten Teil der Strasse. Diese ist doch ein deutlicher Fortschritt und vor allem viel sicherer. Führt aber im Umkehrschluss dazu, dass die Fahrer einfach schneller fahren. 🙂 Auch an dieser Strasse sieht man bereits diverse Kreuze als Resultat aus Unfällen. Wir sind aber wieder gut im Hostel angekommen und waren recht bedient. Wir haben die Dusche nachgeholt und sind noch eine Kleinigkeit essen gegangen, ehe wir hundemüde ins Bett gefallen sind.

Der Folgetag war dann schon wieder ein Sonntag und der 06.11.2022. Es war schon wieder der letzte Tag in La Paz, am Abend steht eine Weiterfahrt durch die Nacht auf dem Programm. Das bedeutete für uns, am Morgen nach dem Frühstück die Rucksäcke packen und wieder im Hostel zwischenlagern. Das Frühstück haben wir ausführlich genossen, tat uns doch so manche Köperstelle weh und wir nahmen es etwas lockerer. Danach sind wir dann los um mit der Luftseilbahn durch La Paz zu schweben. La Paz hat ein recht grosses Netz an verschiedenen Linien von Luftseilbahnen, welche die verschiedenen Vororte und auch den Flughafen miteinander verbinden. Für diese Stadt und ihre Topographie eine super Lösung und ich frage mich schon, warum man diese Technik nicht noch viel mehr nutzt. Das gesamte Netz besteht aktuell aus 10 Linien und hat eine Länge von über 30.4 Kilometern. Eine Fahrt mit einer Linie kostet 3 Bolivars im ersten Abschnitt. Wenn man umsteigt und eine weitere Linie nutzt, dann kostet diese noch 2 Bolivars. Der günstige Preis ist möglich, da die Regierung das Konzept subventioniert. Der eigentliche Preis wäre ca. 15 Bolivars. Zahlen kann man ganz einfach mit einer Pre-Paid Karte, auf die man einen Betrag aufladen kann und dann einfach durch ein Drehkreuz laufen kann. Ansonsten kann man an diversen Kassen sein Ticket lösen. Das gesamte Netz wurde in den Jahren 2012 bis 2019 in verschiedenen Abschnitten von dem österreichische Seilbahnbauunternehmen Doppelmayr gebaut. Wir hatten jede Menge Spass und haben einen ersten Stopp an einem Aussichtspunkt eingelegt. Von dort hatten wir einen super Blick über die Stadt.

Danach sind wir noch mit diversen anderen Linien einfach quer durch die Stadt, um die Aussicht zu geniessen. Besonders lustig war, mit der Seilbahn über ein laufendes Fussballspiel zu fahren. 🙂

Unser zweiter Punkt für den Tag war noch eine Free Walking Tour durch La Paz. Bis jetzt hatte uns die Stadt noch nicht so in den Bann gezogen und wir wollten schauen, was die Stadt noch zu bieten hat. Und das sei vorweggenommen. Nach der Tour waren wir echt beeindruckt, was die Stadt so für eine Geschichte hat. Wir haben uns um 14 Uhr am Treffpunkt im Park Plaza Sucre mit unserem Guide getroffen. Eigentlich waren wir die beiden einzigen, welche die Tour vorab offiziell gebucht hatten. Es kamen aber noch 4 weitere Damen dazu, was die Gruppe dann doch etwas grösser machte. Das ist der grosse Vorteil an den Walking Touren, man kann normalerweise auch einfach so am Treffpunkt aufschlagen und sich anschliessen. Die Tour startete dann gleich mal mit einem Highlight. Was wir nicht wussten, neben dem Park ist das bekannte Gefängnis von La Paz. Das Gefängnis ist von aussen nicht unbedingt als Gefängnis erkennbar. Aber das ist nicht das Einzige, was dieses Gefängnis so besonders macht. Die Geschichten darüber sind fast unglaublich. In diesem Gefängnis arbeiten nur rund ca. 20 Polizisten, welche aber für 3‘000 Häftlinge zuständig sind. Wobei zuständig kann man hier jetzt so oder so betrachten. Die Aufgabe der Polizei ist es, das grosse Eingangstor in den Bereich der Gefangen zu öffnen, den Häftling hineinzustossen und dann das Tor wieder zu verschliessen.

Die Häftlinge leben in ihrer eigenen Welt und nur wenn es z.B. einen grossen Aufstand unter den Insassen gibt, dann greift die Polizei ein. Das dann aber mit absoluter Härte. Ansonsten haben weder Polizei noch Häftlinge Interesse, dass man sich gegenseitig in die Quere kommt. Das Areal des Gefängnisses ist ca. 10‘000 Quadratmeter gross und bildet damit genau einen Strassenblock in der Stadt ab. Unter den Häftlingen gibt es einen Boss, der die Kontrolle hat. Neben den Häftlingen wohnen auch deren Frauen und Kinder mit im Gefängnis. Es ist so, dass das Gefängnis wie eine kleine Stadt in der Stadt funktioniert und jeder Häftling für seine Unterkunft und Essen, etc. bezahlen muss. Der Staat hat kein Geld für das Gefängnis und somit muss jeder selber schauen, wie er das macht. Eine Frage von Angebot und Nachfrage. Da die Gefangenen, wie gesagt im Gefängnis alles bezahlen müssen, blieb bei den meisten kein Geld übrig für die Unterkunft draussen, wo Frau und Kinder lebten. Daher hat man gesagt, dass diese mit ins Gefängnis können und dort wohnen. Die Angehörigen können das Gefängnis tagsüber einfach so verlassen und Besorgungen machen oder die Kinder gehen zur Schule. Bei der Rückkehr ist es dann so, dass es keine Durchsuchung gibt, sondern die Personen können im Prinzip alles mit hineinnehmen. Es gibt sämtliche Arten von Geschäften im Gefängnis, da man ja seinen Lebensunterhalt bestreiten muss. Es gibt Restaurants, Schuhmacher, Schreiner, Lackierer und sogar Taxis. Wobei ein Taxi in dem Fall kein Auto ist, welches einen von A nach B bringt, sondern eine clevere Idee Besucher beschützt zu den Häftlingen zu bringen. Es ist so, dass es diverse Tage gibt an denen Besucher in das Gefängnis dürfen. Und hier macht es die Polizei eben gleich, Tor auf, Besucher rein, Tor zu. Und dann steht man als Besucher inmitten von kriminellen und wir sprechen da nicht von Taschendieben oder so, sondern von Mördern, Vergewaltigern und sonstigen Gestalten. Daher gibt es Häftlinge, die ein Shirt tragen mit der Aufschrift «Taxi» und die bringen die Besucher dann zu den jeweiligen Unterkünften, wo der zu besuchende wohnt. Es sind also keine Zellen, wie man es kennt, sondern wie kleine Wohnungen bzw. Zimmer. Durch die Taxis sind die Besucher beschützt und bezahlen für den Service eine entsprechende Summe. Solche kreativen Ideen werden entwickelt, um innerhalb der Wände Geld zu verdienen. Ein weiterer grosser Umsatzbringer sind Drogen. Das Gefängnis ist der grösste Produktionsstandort von Kokain in ganz Bolivien. Die benötigten Coca Blätter werden ganz einfach hineingebracht, da in Bolivien diese ja legal sind. Die weiterhin benötigten Chemikalien werden von diversen Personen bestellt. Wie gesagt es gibt Lackierer oder Mechaniker, welche die Chemikalien ja auch brauchen. So bestellt eben jeder etwas mehr und der Rest geht dann immer in die Drogenküche. Zum einen werden mit dem Kokain andere Häftlinge versorgt, es wird aber auch nach draussen geliefert. Dafür nimmt man aber nicht die Frauen, Kinder oder Besucher, sondern man wirft das Kokain in Windeln eingefüllt vom Dach auf die Strasse, wo bereits Menschen darauf warten. Man sollte als Tourist also keine noch so seltsamen Gegenstände rund um das Gelände aufheben, man weiss nie was drin ist. 🙂 An sich ist die Anlage kaum gesichert, weil Ausbrüche werden, schon von anderen Häftlingen, nicht geduldet. Man möchte im Gefängnis Ruhe und vor allem keine Polizei. Sollte tatsächlich ein Häftling fliehen und erwischt werden, erwartet ihn ein schweres Schicksal, wenn er wieder zurückgebracht wird. Ach so, so eine kleine Zelle im Gefängnis kostet ca. 10 Dollar pro Monat, eine Luxuszelle bis zu 1‘000 Dollar pro Monat, welche dann aber mehrere Stockwerke hat und mit TV, Wifi, Whirlpool usw. ausgerüstet ist. Bis 2005 gab es sogar Touristentouren durch die Anlage. Ein kreativer Insasse kam auf die Idee und es wurde ein recht grosser Erfolg. Wobei nicht alle Touristen kamen wieder heraus ohne kräftig Lösegeld bezahlt zu haben. Es kam vor, dass inmitten der Tour der Guide plötzlich verschwand und die Touristen alleine dastanden. Jetzt kommt man als Tourist zu den Polizisten, welche eh kein Interesse haben und wie beweist man jetzt als Tourist, dass man tatsächlich Tourist und nicht Insasse ist? Alles ein wenig schwierig und vor allem gefährlich. Verboten hat das Thema dann der Staat, nachdem auf YouTube usw. Videos aus dem Gefängnis aufgetaucht sind, welche zeigten was in den Gebäuden abgeht. Irgendwann waren es zu viele Fragen, welche gestellt wurden und der Staat griff ein. Es gab ein Abkommen mit den Häftlingen, dass man bitte auf diese Art der Geldeinnahme zukünftig verzichten möchte. Es war unfassbar das alles so zu hören, aber mega spannend. Ich habe mir zwischenzeitlich noch ein paar Dokumentationen zu dem Gefängnis angeschaut und es ist tatsächlich so. Es ist einfach verrückt!

Nach diesem spannenden Einstieg ging es weiter zu einem grossen Strassenmarkt. Dort lernten wir wie ein Markt in Bolivien funktioniert. Es ist nämlich so, dass der Markt zu 95% von Frauen bewirtschaftet wird. Die Frauen starten bereits morgens zwischen 3 und 4 Uhr mit dem Aufbau. Und dann geht es den ganzen Tag. Neben dem eigentlichen Verkauf haben die Damen aber noch die Funktion eines Seelsorgers. Tatsächlich ist es so, dass jeder Einheimische seine Marktfrau hat, zu welcher er immer geht. Man könnte sagen, jede Marktfrau hat ihre Stammkunden. Und dieses Verhältnis besteht sogar generationsübergreifend. Jeder in der Stadt hat so seine Marktfrau für Gemüse, eine für Obst, eine für Fleisch, für Gewürze, und was man eben sonst noch braucht. Und man würde nie wo anders kaufen als bei seiner Marktfrau. Durch diese Beziehung bekommen dann diese Kunden auch immer das beste Sortiment usw. Jetzt wundere ich mich auch nicht mehr, wie jeder auf dem Markt überleben kann. Denn die Damen sitzen einfach da, keine schreit ihre Angebote oder so, sondern sie warten einfach bis «Ihre» Kunden kommen. Der Markt ist so populär, dass es in La Paz eigentlich keinen grossen Supermarkt gibt. Jeder kauft auf dem Markt, wo es viel frischer und sogar billiger ist, als im Supermarkt. 

Den nächsten Stopp gab es dann auf dem Witches Market. Der Hexenmarkt, auch bekannt als El Mercado de las Brujas und La Hechiceria, ist eine beliebte Touristenattraktion in La Paz. Der Markt wird von lokalen Medizinmännern oder auch witch doctors genannt, den Yatiri, betrieben, welche verschiedene Säfte, getrocknete Frösche, Heilpflanzen wie Retama und auch Gürteltiere verkaufen, die in bolivianischen Ritualen verwendet werden. Die Yatiri sind leicht an ihren schwarzen Hüten und Koka-Beuteln zu erkennen, die Amulette, Talismane und Pülverchen enthalten, die Glück, Schönheit und Fruchtbarkeit versprechen. Der berühmteste Gegenstand, der auf dem Hexenmarkt verkauft wird, sind die getrockneten Lama-Föten. Diese Lama-Föten werden unter den Fundamenten vieler bolivianischer Häuser als heilige Opfergabe an die Göttin Pachamama vergraben. Eine recht skurrile Angelegenheit, aber typisch für Bolivien. Trotz christlichen Glaubens sind die traditionellen Rituale noch recht beliebt. Immerhin hat man uns versprochen, dass es keine menschlichen Opfergaben mehr gibt. Einen Beweis dazu kann aber niemand geben. Nach wie vor werden auch heute die beschriebenen Lama-Föten als Opfer beim Bau eines Hauses genutzt. Je grösser das Haus, desto grösser muss auch das Opfer sein. Daher hat man bis in die Jahre um 1950 tatsächlich auch Menschen geopfert für grosse Bauten. Man findet immer wieder Leichenteile seit in La Paz kräftig investiert wird und nun langsam die alten Gebäude für moderne Gebäude weichen müssen.

Den nächsten Stopp machten wir dann am Plaza Mayor de San Francisco neben der Basílica de San Francisco, wobei es unterwegs noch viele farbige Dekoration und Graffiti zu bestaunen gab. Der Bau der Kirche wurde 1549 während der spanischen Kolonialzeit begonnen und im 18. Jahrhundert beendet. Die barocke Gestaltung verbindet spanischen Stil mit indigenen Elementen. Die indigenen Elemente schafften es in die Kirche, da heute sozusagen die zweite Version der Kirche existiert. Die Spanier bauten nach der Eroberung der Gegend die erste Kirche, bzw. liessen diese von den Ureinwohnern bauen. Diese hatten aber absolut kein Interesse an der Kirche und dem christlichen Glauben. Nach einem Erdbeben wurde die Kirche zerstört und der Wiederaufbau sollte unter Einbezug der Ureinwohner stattfinden. Die Idee war, dass wenn sich auch Elemente aus der Kultur der Indigenen darin widerspiegeln, diese vielleicht mehr Interesse an der Kirche haben. Dem war aber nicht so. Auch nach Fertigstellung dieser Version gab es kein Interesse der Indigenen. Das änderte sich erst nach einem Trick, welchen die Kirche anwendete. Die Kirche lud irgendwann alle Meschen in die Kirche ein, um zu zeigen, was sie Tolles errichtet haben. Davor haben sie aber an vielen Stellen in der Kirche Spiegel angebracht, etwas das die Indigenen zu dem Zeitpunkt nicht kannten. Als die Menschen sich im Spiegel sahen, erklärte ihnen die Kirche, dass dies Ihre Seelen sind und diese nun in der Kirche gefangen sind. Die Indigenen sollten ab sofort einmal die Woche in die Kirche kommen, um für ihre Seelen zu beten und um zu verhindern, dass diese in die Hölle kommen. Man kann noch heute diese Spiegel in der Kirche besichtigen. Leider war es uns nicht möglich, da an einem Sonntag die Kirche nachmittags zu ist. Heute ist der christliche Glaube sehr tief in den Menschen verankert, auch wenn es noch immer viele Rituale gibt, die die Menschen durchführen. Die Kirche hat dies im Verlauf der Zeit irgendwann wie akzeptiert, da sich die Menschen das nicht verbieten haben lassen.

Im Anschluss ging es dann noch zum Regierungsviertel. La Paz ist zwar nicht die offizielle Hauptstadt von Bolivien, aber der Sitz der Regierung und der Verwaltung. Einzig die Justiz ist nicht in La Paz ansässig, sondern ist in der Hauptstadt Sucre. Das Thema Regierung ist in Bolivien eine recht instabile Geschichte. Seit der Unabhängigkeit 1825 hatte das Land über 70 verschieden Präsidenten. Das bedeutet, das recht selten ein Präsident die volle Amtszeit durchhält. Auch hat z.B. der Regierungspalast in La Paz bereits zweimal gebrannt, weil die Bevölkerung mit der Arbeit unzufrieden war, wenn man das mal so sagen will. 🙂 Neben dem eigentlichen Sitz der Regierung hier, gibt es noch ein anderes Gebäude etwas ausserhalb, welches ein Präsident mal zum Regierungssitz machte, da er nicht im alten Gebäude bleiben wollte. Sein Vorgänger wurde hier nach einem Aufstand regierungsfeindlicher Personen aus der Bevölkerung zusammengeschlagen, aus dem Fenster geworfen, an einer Laterne aufgehängt und anschliessend an Pferde gebunden durch die Strassen gezogen. Der Hammer ist, die Menschen erkannten kurz nach dem Vorfall, dass ihr Präsident doch nicht so schlecht war, sondern das falsch Informationen verteilt wurden. Heute wird dieser Herr von der Mehrheit der bolivianischen Bevölkerung als Märtyrer und Held angesehen und es wurde gegenüber dem Regierungsgebäude eine Statue von ihm errichtet. Der bekannte Präsident Evo Morales, welcher bis 2019 im Amt war, hat dann den Bau eines dritten Regierungsgebäudes in Auftrag gegeben. Er hat ein Hochhaus hinter dem alten Gebäude bauen lassen und dort in den oberen 5 Etagen auch gewohnt. Er wollte, dass sich auch die Elemente der indigenen Bevölkerung im Regierungsgebäude widerspiegeln, was im alten Gebäude, aus der Kolonialzeit, nicht ersichtlich war.

Nach diesen mehr als interessanten Stunden ging es für uns noch ein wenig durch die Stadt und der Hunger meldete sich. Da wir noch eine lange Nachtfahrt vor uns hatten, beschlossen wir, noch eine Kleinigkeit zu Essen und dann zurück zum Hostel zu laufen. Dort angekommen schnappten wir uns unsere Rucksäcke und verabschiedeten uns vom Besitzer. Er gab uns noch jede Menge Ratschläge und besorgte uns noch ein sicheres Taxi. Mit jenem ging es dann für uns zum Busterminal. Wir waren tatsächlich etwas zu früh dran, aber besser als zu spät. Wir mussten noch ein paar Minuten warten, konnten dann aber unsere Rucksäcke abgeben und uns noch ein wenig die Füsse vertreten. Um kurz vor 20 Uhr ging es dann, mit fast 30 Min Verspätung, auch schon los und damit durch die Nacht bis nach Sucre. 

Die Fahrt verlief ganz gut, auch wenn die Strecke ab der Hälfte der Zeit extrem kurvig wurde. Der Fahrer fuhr wirklich gut, aber wir hatten im Obergeschoss die hintersten beiden Plätze und da schwankte das Ganze dann doch recht deutlich. Dafür konnten wir uns richtig ausbreiten und sassen eigentlich recht komfortabel. Geschlafen habe ich eben nicht viel, da ich auf der ersten Hälfte noch nicht müde war, auf der zweiten Hälfte war es zu kurvig. 🙂 Egal. Dafür dass wir 30 Min zu spät los fuhren, waren wir aber 30 Min zu früh am Ziel. Es war somit erst kurz vor 7 Uhr am Morgen und wir hofften auf einen Kaffee am Busterminal. Aber so kann man sich täuschen. Sämtliche Läden hatten dort noch zu und uns blieb nichts anderes übrig als zu einem Taxi zu gehen und zu unserem Hotel zu fahren. Wir haben uns für Sucre ein Hotel direkt in der Stadt gegönnt, weil wir etwas arbeiten und ausruhen wollten. Wir sind dann um 7.30 Uhr am Montag, 07.11.2022 im Hotel angekommen und hatten mal wieder richtig Glück. Wir konnten tatsächlich direkt einchecken und sogar unser Zimmer beziehen. Herrlich! Das mussten wir direkt ausnutzen und nach einer Dusche direkt eine Mütze Schlaf nehmen. So macht das Ganze Spass. Gegen Mittag sind wir dann los und durch die Stadt gelaufen bzw. haben endlich unseren wohlverdienten Kaffee eingeworfen. Den Abend haben wir im Hotel verbracht und sind früh schlafen gegangen. 

Den Folgetag Dienstag, haben wir zum Start total verpennt. Ich weiss nicht warum, aber ich habe geschlafen wie ein Murmeltier und hab tatsächlich das Frühstück verschlafen. Und das war im Preis inklusive, ein schwerer Schlag für einen Schwaben. 🙂 Egal, wir hatten für den Tag eh nichts geplant. Wir sind tatsächlich den ganzen Tag im Hotel geblieben und haben gearbeitet. Es gab direkt vor unserem Zimmer einen schönen Innenhof, wo man super arbeiten konnte. Ist zwar etwas mühsam, aber dafür konnten wir endlich unsere Homepage wieder aktualisieren und unsere Beiträge updaten. Das erlebte muss ja irgendwie auch auf Papier gebracht werden und das kostet ganz schön Zeit. Ausserdem merken wir gerade beide, dass Reisen auch anstrengend sein kann und wir die vielen Eindrücke etwas verarbeiten müssen. Und da wir wissen, dass die nächsten Tage wieder spannend und erlebnisreich werden, mehr verraten wir noch nicht, wollen wir es in Sucre gemütlich nehmen. Ok, für einen leckeren Kaffee und ein kleines Abendessen haben wir das Hotel natürlich verlassen.

Der Mittwoch war dann ein neuer Tag und dieser startete nicht ganz so gut. Es ist das erste Mal seit fast 10 Monaten, dass einer von uns beiden ein Problem mit dem Magen und Darm hat. Dieses Mal hat es Corinne erwischt, auch wenn wir nicht wissen, warum und woher. Sie war einfach schlapp und ist im Bett geblieben. Ich habe versucht mit meinen Spanisch Kenntnissen ein paar Medikamente zu jagen, was mir auch gelungen ist. Ich habe nicht ganz verstanden, was mir die Dame alles erklärt hat, aber zumindest welche Tabletten wie oft nehmen. Also passt das bestimmt…  Ich bin dann am Morgen auch im Hotel geblieben und wir haben uns beide erholt. Am Nachmittag bin ich dann kurz los, um auch in Sucre eine Free Walking Tour zu machen. Lustigerweise war ich der einzige Kunde und hatte so eine Privattour. Macht das Ganze aber auch anstrengend, weil man eben komplett zugetextet wird, und das wird mir dann fast zu viel. Ich möchte ja zwischendurch auch etwas sehen und ein paar Bilder machen. Die Tour war recht cool, aber nicht so spannend wie jene in La Paz. Wir haben zu Beginn mal wieder einen kleinen Laden besucht in welchem man Zeugs, welches von den indigenen Gruppen rund um Sucre, hergestellt wird kaufen kann. Danach gab es ein kleines Tasting von einheimischer Schokolade, welche sehr lecker war. Dann ging es rund um den Hauptplatz und um die Geschichte Boliviens. Ursprünglich hatte das Land 10 Departments, hat aber eines im Krieg gegen Chile verloren. Dieses wollte man sich wieder zurückholen, ist aber vor dem internationalen Gerichtshof gescheitert. Ok, man muss dazu sagen, die Herrschaften aus Bolivien waren schlecht vorbereitet und hatten eigentlich keinen Plan. Heute hat Bolivien durch den Verlust des Departements keinen Zugang mehr zum Meer. Trotzdem hat der ehemalige Präsident Evo Morales die Fahne der bolivianischen Marine als dritte Staatsflagge installieren lassen. Er war es, der versuchte dieses Department wieder zurückzugewinnen. Das Thema ist aber wohl endgültig durch. Es werden auf der bolivianischen Flagge weiterhin nur 9 Sterne sichtbar sein.

Danach ging es dann wieder durch einen Markt, welcher noch recht genial war. Zwar wieder das Gleiche wie überall, aber hatte irgendwie Charme. Ok, Hygiene lassen wir mal offen, aber die Früchte und das Gemüse, das sah schon super aus.

Im Anschluss ging es zur Universität und zum Bolivar Park. In Sucre leben sehr viele junge Menschen, das ist mir schon vorher aufgefallen. Während der Tour habe ich gelernt, dass fast 50% der Bevölkerung Studenten sind, was erklärt, warum mir so viele junge Menschen begegnen.

Nach dem Bolivar Park ging es mit dem Bus zu einem Vorort von Sucre, welcher leicht erhöht liegt. Dort ging es zuerst in eine Cervezeria um Chicha zu probieren. Das ist das alkoholische Getränk aus fermentiertem Mais, welches wir schon in Peru getrunken haben. Leider war dies aber ausverkauft und ich durfte einen Pisco probieren, welcher mit Sprite gemischt war. Das schmeckte auch recht gut und war vor allem erfrischend. Im Anschluss gab es noch ein Spiel und zu meiner Freude war es wieder dieses Münzen werfen auf eine Spielfläche mit einem Frosch. Ich habe das schon ausführlich in meinem Cusco Bericht beschrieben. Aber ich wurde bestätigt, ich muss dieses Spiel unbedingt nachbauen, wenn ich mal wieder ein Zuhause habe. Das macht so viel Spass. Ich habe gegen meinen Guide aber deutlich verloren.  Danach sind wir noch vollends auf den Hügel gelaufen zu einer Kirche, von wo aus man einen grossartigen Blick über die Stadt hat. Hier endete auch unsere Tour offiziell.

Um mich aber nicht zu verlaufen, bin ich direkt mit dem Guide zurück in die Stadt, ohne auf den anstehenden Sonnenuntergang zu warten. Ich wollte mal schauen, wie es Corinne geht. Sie war so weit ok, aber noch nicht gut. Das Problem ist einfach, dass wir morgen wieder eine Busfahrt vor uns haben, und da ist Durchfall nicht ganz die beste Begleiterscheinung. Ich bin am Abend dann kurz allein los, um noch etwas zu essen. Dabei habe ich eine recht gute Wahl getroffen. Ich bin in eine Bar um die Ecke und was soll ich sagen. Es gab einen leckeren Burger mit Pommes und dazu eine Mass-Bier. Endlich mal wieder eine sinnvolle Gebindegrösse und nach dem einen, war ich echt bedient. 🙂 Ich bin dann wieder zurück zum Hotel und wir haben noch eine kleine Finanzsitzung gemacht. Ja, auch auf der Reise sollten wir ab und an schauen, was der Kontostand macht und wofür wir Geld ausgeben. 

Der nächste Tag war dann schon wieder Donnerstag und heute steht die Weiterfahrt nach Uyuni auf dem Programm. Der Bus fährt aber erst um 21 Uhr, Problem ist nur, was machen wir so lange. Corinne fühlt sich noch nicht ganz wohl und ist ein wenig schlapp. So macht es keinen Sinn gross durch die Stadt zu laufen und irgendwas zu machen. Ich habe mit dem Hotel gesprochen und wir können bis 20 Uhr im Zimmer bleiben. Kostet zwar einen halben Tag zusätzlich, aber ist glaub ich das Beste. So können wir uns beide noch etwas ausruhen und dann direkt mit dem Taxi zum Bus. Ich bin während des Tages nochmal kurz los und ein wenig durch die Stadt gelaufen.

Es ist wirklich eine sehr schöne Stadt und nach La Paz und der ganzen Hektik und dem Chaos wieder eine Stadt mit einem ruhigeren Flair. Ich habe es sehr genossen nochmal durch den Markt zu schlendern und mir noch einen frischen Fruchtsaft zu gönnen. Früchte und Säfte sind auch bei den Einheimischen sehr beliebt. Viele kommen über den Mittag und trinken einen Saft oder essen einen Fruchtsalat. Ausserdem bin ich noch kurz ins Museum der Kathedrale. Hat zwar auch wieder Eintritt gekostet, aber irgendwie hat es mich interessiert. Ich habe die Tour allein und ohne Guide gemacht und war entsprechend schnell durch. Es war aber beindruckend wie viel Artefakte ausgestellt waren und wie viel Gold und Silber in dem Museum vorhanden war. Leider durfte ich an manchen Stellen wieder keine Fotos machen. Aber immerhin war es nicht ganz verboten. Das haben wir ja auch schon erlebt.

Den Nachmittag haben wir dann wieder zusammen im Hotel verbracht. Corinne hat noch ein wenig gearbeitet und ich schaue das ich mit diesem Blog wieder aktuell werde. Die nächsten Tage werden bestimmt erlebnisreich, da möchte ich up-to-date sein und nicht wieder so viel nachschreiben müssen. Hat mir gereicht alles von Cusco nachschreiben zu müssen. Wir sind dann am Abend wie geplant mit dem Taxi zum Busterminal und haben dort erstmal unsere Buscompany gesucht. Irgendwie war jedes Busunternehmen vorhanden, nur unseres war versteckt. Ich wurde von A nach B geschickt und dann wieder zurück und dann doch wieder wo anders hin. Am Ende haben wir es aber geschafft und konnten unsere Online-Reservierung in die richtigen Tickets umwandeln. Schon auf dem Weg zum Terminal haben wir gesehen, dass Wetter in Südamerika auch anders sein kann. Am Himmel hat es ordentlich geblitzt und es sind richtig dicke Hagelkörner vom Himmel gefallen. Das war schon noch krass und klang auf dem Blech des Autos recht heftig. Hoffen wir mal, dass wir nicht in einen grossen Regen kommen durch die Nacht, weil es hier immer die Gefahr von Erdrutschen gibt. Und dann sind die Strassen eben für ein paar Stunden zu. Das muss nicht unbedingt sein. Nachdem wir unsere Tickets hatten, ging es auf die Suche zum richtigen Bussteig. Den haben wir dann aber einfacher gefunden und dann hiess es warten. Wir waren etwas früh dran und es gab in dem Terminal nicht wirklich was zu tun. In Bolivien ist es nicht ganz so modern an den Busterminal wie wir es teilweise aus Peru kennen. Hier ist es eher etwas heruntergekommener und auch dreckiger. Unser Bus war dann aber doch pünktlich da und es begann ein recht langer Verladeprozess. Ich habe keine Ahnung, was da alles in den Bus verladen wurde. Angefangen von Elektrogeräten über Säcke mit Kartoffeln bis hin zu einem Autoreifen. Alles musste mit. Die Busunternehmen verdienen so noch ein wenig Geld extra, wenn sie eben auch Frachtgut mitnehmen. Das ganze Zeug musste erst verladen werden, ehe unsere Rucksäcke dann unten im Bus verstaut wurden. Als letztes kamen dann noch ca. 35 Päckchen und Pakete, welche aussahen wie Postsendungen. Diese wurde direkt zu den Fahrern in deren Kabine gepackt. Ok, spielen wir noch Post, ist ja auch egal. 🙂 Wir sind dann mit ca. 15 Min Verspätung um kurz nach 21 Uhr auf die Reise gegangen. Ich war erstaunt, es war die erste Fahrt, bei jener es die Fahrer also wirklich nicht eilig hatten. So langsam sind wir glaub noch nirgends durch die Landschaft gecruist. War aber auch recht angenehm, so konnten wir entspannt sitzen und noch ein wenig Netflix schauen. Wir hatten dieses Mal wieder Plätze im oberen Teil des Buses und dann sogar noch in der zweiten Reihe. War was das Schaukeln angeht, recht angenehm, dafür hat der entgegenkommende Verkehr ein wenig geblendet. Aber egal, man gewöhnt sich an alles. Ok, an fast alles. Wir hatten dieses Mal nämlich ein paar recht heftig schnarchende Mitfahrer. Unfassbar, wir sind kaum 15 Min gefahren hat der eine schon angefangen den halben Schwarzwald abzusägen. Und er meinte es ernst, er hat das Programm durchgezogen bis am nächsten Morgen um kurz nach 5 Uhr. Da klingelte sein Wecker und er machte sich für das Aussteigen bereit. Immerhin eine Person war vollkommen ausgeschlafen. Zwei weitere Personen fanden die Melodie des Schnarchens wohl so inspirierend, dass sie kurz nach Mitternacht ebenfalls einstimmten. Was bin ich froh gibt es Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung. 🙂 So konnte ich wenigstens in Ruhe schauen. Ich war auch irgendwie gar nicht müde und bin dann erst zwischen 2 und eben 5 Uhr immer mal wieder in den Schlaf gefallen. War aber trotzdem ok. Angekommen sind wir dann tatsächlich auch mit etwas Verspätung gegen 5.30 Uhr. Und beim Aussteigen hat uns fast der Schlag getroffen, es war schweinekalt. Es hatte tatsächlich MINUS 1 Grad. Das hatten wir schon lange nicht mehr und mit etwas Wind auf über 3’700 Meter Höhe um diese Zeit. Hurra! Ich habe mich noch gefragt, wo unsere Postpakete hin sind, hab es aber nicht mehr rausgefunden. Wir haben unterwegs immer mal wieder angehalten und ggfs. dort die Pakete übergeben oder irgendwo zwischengelagert. Keine Ahnung, wollte da aber auch keine weiteren Nachforschungen mehr machen, sondern auf direktem Weg zum Hostel laufen. Wir wurden gestern angefragt, ob wir ein frühes Check-in (ab 5 Uhr) zu einem halben Tagespreis haben wollen. Wir haben uns direkt dafür entschieden, denn das ist schon angenehm, wenn man nach so einer Nacht direkt in das Zimmer kann und noch etwas schlafen kann. Genau so haben wir es dann auch gemacht, ab ins Hostel, direkt das Zimmer gezeigt bekommen und schon fielen die Augen zu. Wir haben uns noch eine Mütze Schlaf gegönnt und den Wecker auf 9 Uhr gestellt. Jetzt waren wir bereit für den Tag. Zuerst gab es im Hostel ein super Frühstück, so richtig mit selbst gemachten Sachen und extrem lecker. Der Eigentümer ist ein Ami, welcher früher in Boston eine Pizzeria betrieb. Dort lernte er seine Frau kennen, welche aus Bolivien kommt und dort studierte. Nach dem Studium sind die beiden nach La Paz und haben dort eine Pizzeria eröffnet. Vor ein paar Jahren wurde dann entschieden, dass man nach Uyuni geht und dort ein Hostel eröffnet und dazu eine Pizzeria betreibt. Ich weiss also schon wo wir heute Abend essen werden und ich bin schon jetzt gespannt. Nach dem Frühstück hängen die Erwartungen schon mal hoch. Den Tag haben wir dann damit verbracht ein wenig durch die Stadt zu laufen, womit wir recht schnell durch waren. Uyuni hat eigentlich so rein gar nichts zu bieten, ausser einem Museum vom Militär, was mich nicht so interessiert und ein Museum mit alten Lokomotiven, was wir aber morgen an einer anderen Stelle auch sehen werden. Damit blieb eigentlich nicht mehr viel übrig. Es hat sogar schlappe 40 Min gebraucht, bis wir ein Café gefunden haben, welches neben WiFi auch einen Cappuccino anbietet. Es war sogar ein veganes Café. Eigentlich nicht so meine Welt, aber es war das Einzige und daher kann man das ja auch mal machen. Und es war eine geniale Entscheidung. Der Besitzer war richtig lustig und kommunikativ. Er sprach super Englisch und wir haben ewig getratscht. Im Laufe der Zeit kam noch ein Gast aus Brasilien und eine Südafrikanerin dazu. Damit war es mal wieder multi-kulti und extrem interessant. Der Brasilianer reist seit 10 Jahren und hat schon über 80 Länder besucht. Er hatte die geniale Idee für eine Onlineplattform für E-Learning und ist damit völlig ortsunabhängig. Geniale Geschichte. Wir waren eine gefühlte Ewigkeit in dem Café und der Cappuccino war der Hammer. Endlich mal wieder so richtig stark und ein tolles Aroma. Danach ging es noch kurz durch den lokalen Markt, aber auch hier wieder nichts Neues. Sehr viel frisches Obst und Gemüse und wieder einige Stände, an welchen die Locals sassen und ihr Mittagessen verhafteten. Das einzige, was hier aufgefallen ist, waren im Aussenbereich 5 Personen, welche zwischen riesigen Säcken mit Coca Blätter sassen und diese in kleinere Beutel umpackten und verkauften. Eigentlich wollte ich noch welche kaufen für den Ausflug, hab es dann aber doch gelassen. So habe ich das auf einem Markt noch nicht gesehen.

Am Nachmittag sind wir dann noch los um ein paar Snacks und Wasser für unseren Ausflug, welcher morgen startet zu besorgen. Es ist lustig hier einzukaufen. Irgendwie gibt es nur so kleine Tante-Emma-Läden, welche aber nur ein Produktsortiment haben. So sieht man an einer Strasse ganz viele kleine Läden die nur Toilettenpapier und etwas Hygieneartikel anbieten. Dann kommen ein paar Läden für Handwerk und Baumarkt, dann ein paar Läden zu Elektroartikel, usw. Das ist schon recht lustig. Vor allem ist vorne nur eine kleine Öffnung und man weiss gar nicht was sich alles in den unendlichen Tiefen verbirgt. Nachdem wir unser Wasser hatten, haben wir dann doch noch einen kleinen Supermarkt entdeckt. Dort gab es dann noch ein paar Snacks und schon ging es wieder zurück zum Hotel. Den Abend haben wir im Hotel verbracht und haben tatsächlich eine super Pizza genossen. 

Dann war auch schon Samstag, der 12.11.2022 und unser grosses Abenteuer durch die Salzwüste von Bolivien stand auf dem Programm. Wir haben uns für eine viertägige Tour mit 3 Übernachtungen angemeldet. Wir haben uns dazu entschieden, aus der Tour eine private Tour mit eigenem Jeep zu machen. Wir haben uns so sehr auf diese Wüste gefreut, da wollten wir nicht riskieren in einer komischen Gruppe 4 Tage zu reisen und uns dieses Erlebnis zerstören zu lassen. Wir haben den Tipp für den Tour Anbieter tatsächlich von unserem Guide John in Peru bekommen. Ein Freund von ihm arbeitet in Uyuni und wir sollten über dieses Unternehmen buchen und am besten direkt seinen Kumpel als Guide. Wir haben das dann tatsächlich so gemacht, haben dort gebucht, den Namen des gewünschten Guides (Axel) angegeben und es hat alles genau so geklappt. Und die Empfehlung war mal wieder mehr als genial. Aber dazu dann später mehr. Wir sind schon recht früh aufgestanden, um alles fertig gepackt zu haben und um nochmal das herrliche Frühstück geniessen zu können. Danach haben wir auf unseren Fahrer gewartet, welcher uns um 9:00 Uhr abholen sollte. Ok, er kam dann um 9:15 Uhr und es war tatsächlich unser gewünschter Guide Axel. Ich hatte ja schon ein wenig Kontakt via WhatsApp mit ihm wegen der Organisation und Buchung bzw. Tipps. Nun war er für 4 Tage unser Fahrer, Guide, DJ, Fotograf, Koch und Kellner. Ich glaube ich habe jetzt nichts vergessen. Wir sind dann noch kurz zum Büro, ehe unser Ausflug startete. Aber bezahlen mussten wir den Spass ja noch und dann wurden noch die gesamten Lebensmittel eingeladen. Unfassbar wie viel Material da eingeladen wurde. Immerhin habe ich auch eine Flasche Rotwein gesehen, was mich doch ein wenig beruhigte. 🙂 Nachdem alles verstaut war, waren wir so froh, dass wir die Tour als Privattour gebucht hatten. Wir hatten einen Toyota Land Cruiser als Auto und dieser war ausgelegt auf 2 Passagiere im Kofferraum, dann 3 auf der hinteren Sitzbank und dann noch Fahrer und Beifahrer. Sprich wenn es dumm gelaufen wäre, hätten wir bei einer normalen Tour bis zu 7 Personen sein können inkl. Fahrer. Das Auto war schon für uns komplett voll und ich mag nicht wissen, wie das dann vollbesetzt aussieht. Ok, dann kommt das Gepäck aufs Dach, aber trotzdem. Das hilft beim Thema Beinfreiheit auch nicht. Und wir reden von ca. 800 bis 900 km in den 4 Tagen und das durch die Wüste und dann Gebirge mit Felsen, Staub und Unebenheiten. Das kann dann schon sehr heftig werden. Zudem haben wir gemerkt, dass viele Touren sehr kommerziell werden, bzw. dass es vielen Touristen nur darum geht das beste Foto für Instagram zu machen. Diese haben kein Interesse an der Kultur, der Geschichte usw. aus der Region. Das war ein weiterer Grund für die Privattour. Uns interessieren diese Punkte einfach mehr als das wir nur die Fotospots sehen wollen. Klar, wir besuchen diese auch und geniessen ein tolles Foto, aber das sollte nicht der Fokus sein. Und ich ziehe mich für mehrere Fotos an einer Stelle zwischendurch noch immer nicht um. 🙂 Ok, somit waren Corinne und ich also die einzigen Passagiere, konnten es uns ein wenig gemütlich machen und vor allem den Ablauf selbst mit gestalten. Wir sind an vielen Plätzen deutlich länger geblieben als geplant und haben selbst die Route unterwegs noch ein wenig anpassen können. Es war genial. Ok, aber nun zu den eigentlichen Highlights der 4 tage. Ehrlich gesagt weiss ich noch nicht, wie ich das Ganze hier verarbeiten soll. Wir haben so viel erlebt, gesehen und erklärt bekommen, was ich gerne alles wiedergeben möchte. Vieles konnte ich mir aber gar nicht merken bzw. würde den Rahmen hier sprengen. Ich versuche einfach mal die einzelnen Tage durchzugehen und die Highlights zu beschreiben. Schaue wir mal, wie viel Text daraus wird. Ich versuche mich aber zu beherrschen, versprochen. Vielleicht versuche ich auch nur ein paar wenige Bilder zu nehmen und diese, anstatt 1000 Worte, das Erlebte beschreiben zu lassen. 

Ok, wie gesagt sind wir nach dem Besuch des Büros und der Küche bzw. des Lagers gegen 10 Uhr aufgebrochen zu unserer Tour.

Den ersten Stopp machten wir direkt an der Stadtgrenze von Uyuni auf dem berühmten Friedhof für Lokomotiven. Hier findet man viele ausrangierte Lokomotiven und Wagons aus der Zeit als um Uyuni Bergbau betrieben wurde. Die Strecke war auch für die Züge nicht einfach und es gab mehrere Unfälle. Nach einem Unfall ist die Lok oder der Wagon an diesen Ort gekommen und diente als Reservelager für noch fahrendes Material. Nach dem Ende des Bergbaus bzw. als dieser reduziert wurde, hat man die Loks und Wagons einfach an Ort und Stelle liegen gelassen und der Natur übergeben. Durch die salzige Luft und die Trockenheit wirkt das Ganze jetzt sehr speziell. Ich fand es herrlich so auf den Loks herumzuturnen und Bilder zu machen. Ach so, bevor es die Loks und die Gleise hier gab, machten Pferde den Job. Diese zogen schwere Wagen durch die Gegend. Dabei muss man wissen, dass schon Uyuni auf 3.400 Meter über dem Meer liegt, sprich die Bergwerke in der Umgebung waren noch höher. Die Pferde überleben diesen Job für durchschnittlich max. 3 Monate, ehe sie qualvoll gestorben sind. Pferde sind für diese Höhe einfach völlig ungeeignet.

Danach ging es dann in die eigentliche Salzwüste. Kurz bevor wir dort waren, sollten wir unsere Augen schliessen, 2 Minuten warten und dann diese ohne Sonnenbrille wieder öffnen. Ich war sehr gespannt und obwohl ich die Augen zu hatte, konnte man sehen bzw. fühlen das sich die Umgebung änderte. Man merkte, dass es vor den Augen deutlich heller sein musste. Und genau so war es dann auch, als wir die Augen wieder aufmachten. Wir standen in einer Region, welche einfach nur noch weiss war. Um uns herum war es eben, alles war weiss und die Sonne spiegelte sich so krass in dem Salz, dass es ohne Sonnenbrille nicht möglich war lange zu schauen. Es war der Hammer!

Wir stoppten dann recht schnell und bekamen eine erste Unterrichtseinheit über die Entstehung der Salzwüste, wie man sich orientiert usw. Entstanden ist das Ganze vor ganz vielen Jahren. Damals war die Region noch komplett unter Wasser und verbunden mit dem heutigen Titicacasee. Der See, welcher heute noch riesig ist, war damals noch deutlich grösser. Auch die Berge, welche heute in der Wüste stehen und aussehen wie Inseln waren zu der Zeit fast vollständig unter Wasser. Erst durch Vulkanausbrüche vor über 10’000 Jahren, verschob sich das Ganze und die Region, welche heute Wüste ist, trocknete langsam aus. Die Wüste liegt auf einer Höhe von 3’653 Metern über dem Meer und hat eine Flächenausdehnung von über 10’000 Quadratkilometern, was sie zur grössten Salzfläche der Welt macht. Die unter der Oberfläche liegende Sole reicht zwischen 72 Meter oder an manchen Stellen sogar bis 121 Meter in die Tiefe. Die Salzkruste an der Oberfläche ist in der Trockenzeit bis zu 30 Meter dick, wodurch sogar Busse und LKW durch die Wüste fahren können. Die Salzmenge, welche hier vorhanden sein soll, wird auf ungefähr zehn Milliarden Tonnen geschätzt. Jährlich werden davon etwa 25’000 Tonnen abgebaut und in die Städte transportiert. Was heute noch wichtiger ist als das Salz sind die riesigen Vorkommen an Lithium, welche die Wüste unter dem Salz beherbergt. Aktuell geht man von einem geschätzten Vorkommen an Lithium von etwas 5.4 Millionen Tonnen aus.
Mit der grellen Helligkeit am Tag und sehr kalten Nächten ähnelt die Salar de Uyuni äusserlich einem zugefrorenen See. Sie ist so gut wie frei von jeglicher Art von Lebewesen, aber Brutplatz einiger nur in Südamerika vorkommender Flamingo-Arten.
Ausserdem lernten wir uns zu orientieren. Es gibt in der Wüste immer wieder so Kreise, aus Salz, welche aussehen wie Pfannenkuchen. Diese haben einen bestimmten Verlauf, da sich gesammeltes Regenwasser in der Regenzeit tagsüber immer wieder verdunstet. Dabei sieht man, dass die Fläche, welche Richtung Osten reicht, anders aussieht als die im Westen. Liegt daran, dass die Sonne länger bzw. vor allem wärmer am Tag von Westen her scheint und damit diese Seite schneller austrocknet als die dem Osten zugewandte. Ich habe keine Ahnung, ob das jemand versteht, was ich meine, Sorry! Aber mit Hilfe dieser Pfannekuchen kann man sehen wo Osten und Westen ist und hat damit schon einen super Kompass in den Boden integriert.

Danach ging es zu einem Künstler, welcher in der Wüste diverse Skulpturen aus Salzgestein herstellt. Mega spannend, wie der das macht und vor allem was für gewaltige Skulpturen da machbar sind. Die aus der Wüste geschnittenen Blöcke werden einfach mit einer Wasser- und Salz Lösung aneinandergeklebt. Das hält richtig gut und das Ganze sieht super aus. Wie wir nachher erfahren haben, war der Künstler der Cousin unseres Guides. Es war nicht die einzige Person auf der Reise, welche wir als Verwandtschaft unseres Guides kennen gelernt haben. 🙂

Danach meldete sich auch langsam der Hunger und wir fuhren zu einem Restaurant, welches komplett aus Salzblöcken besteht, um dort unser Essen einzunehmen. Solange Axel alles vorbereitete, konnten wir das bekannte Symbol der Dakar Rallye anschauen. Die Rallye, welche ursprünglich ja mal von Paris nach Dakar ging, machte in den Jahren 2014 bis 2018 für 4 Jahre Station in Uyuni. Neben dem Symbol gibt es in der Zwischenzeit noch einen lustigen Platz, an welchem Touristen verschiedene Landesflaggen aufgehängt haben. Zusammen mit dem weissen Hintergrund und dem blauen Himmel sieht das mehr als genial aus.

Nach dem Essen, welches wie die ganze Zeit über sehr lecker und vor allem extrem reichlich war, ging unsere Fahrt weiter. Ich glaub die Köchin (heimliche Chefin der Tourfirma dachte, wir sind doch 7 Personen).

Es ging immer weiter in die Salzwüste und es stand ein weiteres Highlight auf dem Programm. Corinne und ich mussten zwei Videos drehen, weil man das wohl so macht in der Wüste. 🙂 Hurra. Ich glaube aber, wir haben uns ganz gut geschlagen. Das erste Video war noch recht einfach, wir mussten nur verschiedene Positionen einnehmen, während unser Guide mit dem Auto in Kreisen um uns herum fuhr. Das zweite war dann etwas anspruchsvoller, da wir aus einer Chips-Packung herausspringen und sogar ein wenig tanzen mussten. Nun ja, immerhin gab es eine Weinflasche dazu, wenn zu dem Zeitpunkt auch noch verschlossen. Aber immerhin winkte diese als Belohnung, wenn das Video fertig ist. Was macht man nicht alles für eine Flasche Wein?! 

Danach ging es dann weiter zur Fish-Island. Diese Stelle liegt heute wie eine Insel in der Wüste. Das spezielle ist, dass diese Insel früher komplett im See versunken war und heute eben eine Erhöhung in der Wüste darstellt. Auf der Insel wachsen verschiedene Kakteen, welche bis zu 9 Meter hoch werden. Bestehen tut die Insel aus Korallen. Man läuft also wie auf dem Grund eines Meeres. Es war verdammt windig auf dieser Insel, aber der Ausblick war einfach der Hammer.

So langsam nährte sich auch das Ende des ersten Tages und es wurde Zeit, dass wir ein schönes Plätzchen für den Sonnenuntergang fanden. Selbstverständlich haben wir das auch geschafft und wir konnten endlich unsere Belohnung, die Flasche Wein, passend zur untergehenden Sonne, geniessen. Es war beeindruckend, wie die Sonne sich erst langsam senkte, dann aber innerhalb von Sekunden hinter dem Horizont verschwand. Sofort wurde es auch deutlich kühler, was zu Beginn aber noch recht angenehm war. Neben der untergehenden Sonne war es ausserdem noch sehr schön zu beobachten, wie sich die Umgebung langsam verfärbte. Die eigentlich weisse Salzwüste färbte sich leicht mit einem lila Farbton, was sehr schön aussah. Ausserdem leuchteten die umliegenden Berggipfel noch in der untergehenden Sonne bzw. verfärbte sich der Himmel in diverse Farben. Einfach ein ganz toller Anblick. 

Nachdem die Sonne komplett untergegangen war und es auch schon recht dunkel wurde, setzten wir unsere Fahrt zur ersten Übernachtungsherberge fort. Wir sind zu einem Hotel am Rande der Wüste gefahren, welches komplett aus Salzblöcken gemauert wurde. Es war ein super Hotel und wir hatten ein tolles Zimmer. Draussen begann es wie wild zu stürmen, was noch sehr eindrücklich war. Wir bekamen ein leckeres Abendessen und konnten den Rest von unserem Wein geniessen. Wie üblich hat es uns wieder etwas Überredungskunst gekostet, dass unser Guide zusammen mit uns am Tisch sitzt und isst. Ich verstehe das irgendwie nicht so ganz. Es ist wohl normal, dass die Guides und die Touristen getrennt essen. Wo bleibt da der Sinn? Ich finde es toll während des Essens sich noch zu unterhalten und Neues zu erfahren. Wir haben es aber geschafft und ich glaube auch unser Guide hatte seine Freude. Zumindest war er in der folgenden Zeit immer bei uns dabei, wenn es etwas zum Essen gab. 🙂 Nach dem Essen war es dann noch Zeit für eine heisse Dusche und dann ab ins Bett. Uns wurde extra empfohlen am Abend zu duschen, da es dann warmes Wasser gibt. Zumindest wenn man rechtzeitig vor den anderen Touristen duscht. Am Morgen ist das Wasser mehr als kalt und eine Dusche wird nicht empfohlen. Wir haben uns also etwas beeilt und tatsächlich, wir hatten richtig heisses Wasser, was genial war, denn zwischenzeitlich war es verdammt frisch in den Zimmern. So heisses Wasser hatten wir in den letzten Wochen recht selten, nur falls sich jemand wundert, warum ich das so betone. 😉 Die Nacht war dann recht frisch, aber gemütlich. Es schläft sich super auf einem Bett, welches aus Salzblöcken gebaut wurde. Wir waren richtig froh, dass wir nach der ersten Nacht sogar noch eine zweite Nacht im selben Hotel vor uns hatten. Haben das nicht so erwartet und hatten schon mit dem Schlimmsten gerechnet. 

Nun aber zu unserem zweiten Tag in der Wüste. Ich bin tatsächlich schon um 5:20 Uhr aufgestanden, weil ich schauen wollte, wie die Sonne aufgeht. Und hier ist die Chance, dass der Sonnenaufgang hinter Wolken stattfindet, einfach sehr gering. Das macht das Aufstehen dann etwas leichter und ich wurde auch nicht enttäuscht. Es war wieder ein herrlicher Anblick und ein richtiges Farbenspektakel.

Als die Sonne dann etwas höher stand hat mein Bett aber doch nochmal deutlich gerufen. Vor allem war es aber saukalt, so dass ich direkt nochmal ins Bett bin und auch gleich wieder eingeschlafen bin. Unser eigentlicher Tag startete zu einer sehr humanen Zeit mit Frühstück um 9 Uhr und Abfahrt um 10 Uhr. Was will man mehr? Der erste Stopp des Tages war wieder eine kleine Insel, auf welcher wir eine sehr spezielle Höhle besuchten. Die Höhle war wie eine Art Tropfsteinhöhle, nur dass sich zwischen Decke und Boden ein Netzt aus Formationen bestehend aus Calcium gespannt hat. Sah sehr schön aus und man musste sehr aufpassen, nicht an die Formationen zu stossen, was bei meiner Grösse nicht ganz einfach war. 

Dann ging der Rundgang über die Insel weiter und wir besuchten eine weitere Höhle, welche als Grabstätte genutzt wurde. Man konnte sehen, wie die mumifizierten Leichen früher in kleine Gräber bzw. Höhlen vergraben wurden. Ich habe keine Ahnung wie alt die Grabstätte war, aber es müssen doch viele Jahre her sein. 

Bevor unser Programm weiter ging, machten wir uns nochmal auf den Weg zur Fish-Island um dort unser Mittagessen einzunehmen. Da es immer etwas Warmes zum Essen gab sind wir immer an Punkte gefahren, wo das Essen gewärmt bzw. gekocht werden konnte. Vielleicht muss man dazu sagen, dass es auf der ganzen Tour keine Restaurants gibt. Die Hostels auf der Strecke bieten nur Unterkunft und die Infrastruktur an. Aber das Essen muss jeder selber mitbringen. Eine super Organisation muss ich sagen. Danach ging die Fahrt dann weiter durch die Salzwüste und wir fuhren zu einem Vulkan, welchen wir teilweise besteigen wollten. Zuerst stand aber der Besuch eines kleinen lokalen Museums auf dem Programm und wir lernten etwas über das Leben in der Vergangenheit in der Region. 

Danach ging es dann etwas den Vulkan hinauf, zu dem Zeitpunkt noch mit dem Auto. Unser Zeil war nochmal eine Höhle, in welcher man Skelette bzw. Mumien aus der Vergangenheit besichtigen kann. Dazu gab es wieder einen kleinen Vortrag, warum die Menschen in der Embryo-Position beerdigt wurden und warum so viele Opfergaben mit in die Gräber gegeben wurden. 

Danach wurde es dann anstrengend. Wir haben den Vulkan ein wenig bestiegen. Ok, ich muss eher sagen, wir sind gerannt. Corinne fühlte sich noch immer nicht ganz wohl mit dem Magen und hat lieber die Aussicht von weiter unten genossen und auf uns gewartet. Daher blieben nur der Guide und ich. Und unser Guide ist den Berg hoch gerannt, das war nicht normal. Ich war schon nach 5 Minuten völlig platt. Ok, wir sind auch in 45 Min von 3.980 Meter auf 4.350 Meter über dem Meer gelaufen. Oben dann 15 Min die Aussicht genossen und das Ganze in 20 Minuten wieder hinuntergerannt. Ich war völlig ausser Atem. Ich dachte irgendwann gewöhne ich mich ein wenig an die Höhe, aber so richtig klappt das nicht. Klar wurde es besser als zu Beginn, aber die Luft geht einem trotzdem schnell aus. Es hat sich aber mehr als gelohnt und die Aussicht auf den Vulkan bzw. die Salzwüste war der Hammer. Wir sind nicht bis ganz nach oben, das ist eine Tageswanderung, sondern nur bis zu einem Punkt, welcher einen tollen Blick auf den Vulkan ermöglicht. Dort ist auch ein kleiner «Altar» entstanden, an welchem man seine Geschenke für den Berg deponieren kann. Man kann beim Aufstieg einfach einen schönen Stein suchen und diesen dann als Geschenk ablegen. Der Stein ist dann ein Geschenk für Patchamama, sozusagen für «Mutter Erde». Ich finde das noch eine schöne Geste und hab unterwegs zwei schöne Steine gesucht und gefunden. Hoffen wir mal, dass es etwas bringt. Neben Steinen kann man auch Coca-Blätter oder Süssigkeiten als Opfer ablegen, was ich aber nicht dabei hatte. 

Nachdem wir wieder am Auto waren, haben wir uns wieder auf den Weg zurück zum Hotel gemacht und damit wieder quer durch die Wüste. An der Überfahrt in die Wüste konnten wir unsere ersten Flamingos fotografieren. So hatten wir die Flamingos genau vor uns während hinter uns friedlich die Alpakas im saftigen Grün grasten. Ein tolles Anblick.

Da es bereits langsam dunkel wurde, haben wir uns entschieden, den Sonnenuntergang noch anzuschauen und ausserdem abzuwarten, bis es komplett dunkel ist. Wir wollten unbedingt den Sternenhimmel mitten in der Wüste erleben. Und was war das für ein Erlebnis? Es war der Hammer. Nachdem die Sonne weg war, leuchteten überall am Himmel die Sterne, so habe ich das noch nie gesehen. Vor allem waren die Sterne nicht nur direkt über einem ersichtlich, sondern bis weit in den Horizont hinein. Dadurch hat man wirklich gesehen, dass der Himmel eine Kuppel ist. Sehr schwer zu beschreiben, aber ein Anblick, den man nicht vergisst.

Wir waren ewig in der Wüste und sind erst gegen 21 Uhr wieder im Hotel gewesen. Dort hiess es dann Abendessen einnehmen und früh ins Bett, den am nächsten Tag stand der Sonnenaufgang in der Wüste auf dem Programm. So kam es, dass wir am Montag, 14.11.2022 schon um 3:30 Uhr aufgestanden und um 4 Uhr abgefahren sind in die Wüste. Wir wollten nämlich nicht nur den eigentlichen Sonnenaufgang sehen, sondern tatsächlich miterleben, wie es von der kompletten Dunkelheit langsam in den Tag geht. Es war genial, zuerst nochmal die Sterne und den Mond zu sehen und dann langsam mitzuerleben wie erst das Tageslicht immer heller wird und dann die Sonne am Horizont erscheint. Viele andere Touren sind erst zum eigentlichen Sonnenaufgang gekommen, was ich nicht ganz verstanden habe. Die Zeit davor war eigentlich viel schöner, weil die Sonne ist so schnell da, wie sie auch untergeht. Das dauert gefühlt nur ein paar Sekunden vom ersten Sonnenstrahl, bis die Sonne vollständig sichtbar ist. Wir haben also mal wieder alles richtig gemacht und es war der perfekte Start in meinen Geburtstag.

Nach dem Sonnenaufgang ging es dann nochmal zurück zum Hotel, wo wieder ein leckeres Frühstück auf uns wartete. Danach hiess es dann Abschied nehmen von der eigentlichen Salzwüste und wir machten uns auf den Weg ins Hinterland, welches nicht weniger schön aber deutlich bergiger ist. Den ersten Stopp des Tages machten wir in einem kleinen Dorf, wo wir ein Museum zum Thema Quinoa besuchten. Spannend zu sehen, wie noch heute in mühsamer Handarbeit der Anbau, die Ernte und auch die Verarbeitung abläuft. Lustig ist es, dass es im Nachbardorf eigentlich eine Maschine gibt, welche einen Grossteil der Handarbeit abnehmen könnte. Die Maschine war mit viel Tam-Tam vor ein paar Jahren vom (mittlerweile) König von England, Charles eingeweiht worden. Aber die Menschen vor Ort benutzen die Maschine nie wirklich. Sie sind mit der Qualität einfach nicht zufrieden und bevorzugen ihren traditionellen Stil und arbeiten weiter wie früher. Die Maschine war eine Spende von Grossbritannien und mal wieder ein Symbol dafür, wie Unterstützung völlig am Sinn vorbei gehen kann. Das Museumsgebäude ist übrigens komplett aus Korallen-Blöcken hergestellt. Man hat also den Meeresgrund genutzt, um Häuser zu bauen, was noch sehr schön aussieht.

Danach ging es dann weiter immer mehr in die Berge und damit auch immer weiter hinauf. Trotzdem gibt es auch hier immer wieder Ebenen, welche sich lohnen zu besichtigen. Wir stoppten noch an einem Zug Gleis, welches für den Transport von verschiedenen Frachtgütern nach Chile genutzt wird. Ein cooles Bild so eine Zugtrasse im Nirvana umgeben von riesigen Vulkanen.

Unser Mittagessen gab es heute wieder an einem tollen Spot mit Blick auf einen Vulkan, welcher noch aktiv ist. Neben dem Restaurant konnten wir noch ein wenig die Landschaft besichtigen und erkennen, wie die Felsformationen sich nach den letzten Vulkanausbrüchen ergeben haben. Das sieht schon beeindruckend aus und man kann nur erahnen was für eine Kraft hinter so einem Ausbruch stecken muss. 

Nach dem Essen ging die Fahrt dann weiter durch die Berge und wir haben verschiedene Lagunen besucht. Und mit jeder Lagune wurde es immer besser. Zuerst haben wir eine Lagune ohne Flamingos besucht, dafür mit Vögeln, welche ein Geräusch von sich geben, welches dem Lachen der Menschen nachempfunden ist. Das klingt so lustig und wir mussten automatisch anfangen zu lachen als wir das hörten. Das führte dazu, dass die Vögel noch weiter in das Lachen einstimmten. 🙂 Ausserdem sind am Rand der Lagune weitere Felsformationen, welche einfach genial aussehen und ich mich die ganze Zeit frage, wie konnten diese Formen nur entstehen?

Die nächste Laguna war dann recht klein, dafür konnten wir die ersten Flamingos sehen.

Die dritte Lagune war dann das eigentliche Highlight. Es war eine ganz besondere Umgebung und auf dem Wasser jede Menge Flamingos und wir die einzigen Besucher. So haben wir uns das vorgestellt. Wir konnten recht nah an das Wasser laufen und die Vögel beobachten.

Den Abschluss des Tages gab es dann an der sogenannten roten Lagune. Diese liegt bereits im Nationalpark an der Grenze zu Chile. Die rote bzw. lila Farbe kommt durch Plankton zustande, welcher an die Oberfläche kommt, wenn Wind herrscht. Wir hatten Glück und es ging ein Wind, so dass wir das volle Farbspektakel anschauen konnten.

Danach ging es dann zu unserer nächsten Unterkunft, welche nicht ganz so schön war wie die letzte, aber trotzdem sehr cool. Wir bekamen wieder ein leckeres Nachtessen, es gab Lasagne und sind dann recht früh ins Bett. Davor haben wir aber wieder mal gemerkt, wie klein die Welt ist. Vorne im Bericht habe ich geschrieben, dass wir in La Paz eine Free Walking Tour gemacht haben. Dort haben wir eine Frau aus Kanada kennen gelernt, welche gerade mit dem Fahrrad durch Südamerika reist. Wir waren damals sehr beeindruckt, hatten aber vergessen Kontaktdaten auszutauschen. Und wer tauchte heute Abend in dem Hotel auf, genau diese Dame. Lustig wie man sich auf Reisen immer wieder trifft. Dieses Mal haben wir aber Kontaktdaten ausgetauscht und wir werden uns in San Pedro de Atacama ganz sicher wieder treffen. Da in dem Hotel nur Strom bis 21 Uhr vorhanden ist, danach wird der Generator ausgeschalten, war der Abend nicht ganz so lange. Mein Geburtstag endete sozusagen Altersgerecht und vor allem nüchtern. Heute Abend gab es keinen Wein mehr, zum Essen. Ich hatte aber Glück, dass der Herr vom Nachbartisch mit seiner Flasche überfordert war und mir ein Glas angeboten hat. So konnte ich immerhin noch auf meinen Geburtstag anstossen. Es bleib auch tatsächlich bei dem kleinen Glas, wir waren einfach auch viel zu müde. Was man hier noch erwähnen muss, dieses Hotel lag auf einer Höhe von 4’300 Meter über dem Meer. Auf dieser Höhe hatten wir bis dahin noch nicht übernachtet und wir waren gespannt, wie wir schlafen.

Der Folgetag war dann Dienstag, der 15.11.2022 und dieser startete wieder sportlich früh. Frühstück war bereits um 4.30 Uhr und Abfahrt um 5 Uhr. Hurra. Geschlafen haben wir trotz der Höhe eigentlich recht gut aber nicht richtig erholsam. Es ist komisch nachts aufzuwachen und das Gefühl zu haben, dass man keine Luft mehr bekommt. Wir haben uns recht schnell fertig gemacht und sind dann fast pünktlich um 5 Uhr losgekommen. Dass es nicht ganz pünktlich war lag nicht an uns, sondern an unserem Fahrer. Der hat tatsächlich verschlafen, so wie auch andere Fahrer, welche bei ihm im Zimmer waren. Die Fahrer teilen sich immer die Zimmer in den Unterkünften und vielleicht ging bei denen der Abend etwas länger. 🙂 Egal, wir hatten ja Zeit und um 5:20 Uhr ging die Fahrt dann auch los. Unser erstes Ziel des Tages waren die Geysire auf einer Höhe von knapp 5’000 Metern über dem Meer. Es ging also nochmal weiter hinauf und das merke man deutlich. Die Geysire waren sehr beeindruckend, vor allem wenn man spürt, wie viel Druck da eigentlich dahintersteckt. Auch wenn es teilweise heftig riecht, hatten wir eine geniale Zeit. Wir haben jede Menge Blödsinn gemacht und dass trotz der frühen Uhrzeit.

Danach war es dann Zeit für Erholung. Wir sind zu einer heissen Quelle gefahren, wo wir uns in das warme Wasser legen konnten. Da es aussen noch recht frisch war, wirkte das Wasser mit seinen 39 Grad extrem heiss. Es tat aber so gut und ich habe das mehr als genossen. Ok, liegt vielleicht am Alter. 🙂 Wir hatten tatsächlich eine ganze Stunde Zeit uns hier zu erholen und als dann noch Flamingos ganz in die Nähe des Pools gekommen sind, habe ich mich wie im Paradies gefühlt.

Nach der Erholung stand dann schon der letzte Punkt der Reise auf dem Programm. Es ging zu einer weiteren Lagune, die grüne Lagune. Hier ist es, wie in der roten Lagune, dass bei entsprechendem Wind das Wasser sich durch Plankton grün verfärbt. Hier hatten wir nicht ganz so viel Glück, weil es nicht richtig windete. Man konnte aber erahnen, wie das ganze aussieht und auch so war es einfach herrlich. Vor allem im Hintergrund wieder ein Vulkan und davor die Lagune, wie im Bilderbuch.

Von diesem Punkt geht die Tour normalerweise wieder zurück nach Uyuni. Nicht aber für uns. Wir wollten direkt weiter in den Norden von Chile und daher kann man sich von hier aus an die Grenze bringen lassen, wo man dann von einem chilenischen Bus übernommen und durch den Grenzprozess begleitet wird, ehe es dann nach San Pedro de Atacama geht. Wir haben dieses Extra dazugebucht, weil es uns am einfachsten schien. Ausserdem wollten wir unbedingt nach San Pedro de Atacama und damit in die nächste Wüste. Axel brachte uns also zur Grenze und wir mussten uns leider verabschieden. Viel zu schnell verging die Zeit, aber ich bin mir sicher, wir haben auch in Bolivien einen Freund gefunden. Die Ausreise aus Bolivien war recht einfach und wir hatten ruck zuck unseren Stempel im Pass. Wie die Einreise in Chile verlief, dann im nächsten Beitrag.
Zum Abschluss noch ein paar Bilder die wir während der Fahrt auf diversen Stopps einfach so gemacht haben. Wäre schade wenn die Bilder nicht auch gezeigt werden würden.

Tobi

Tobi

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