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Autor: Tobi

Peru: Von Cusco bis zum Titicacasee

Unsere Fahrt nach Cusco durch die Nacht war mal wieder eine recht kurvige Angelegenheit. Ich habe während der Nacht ab und an mal nachgeschaut und stellenweise waren wir wieder auf einer Höhe von über 4’400 Meter über dem Meer. Es ging also wieder ordentlich nach oben und nach unten. Das Busunternehmen, mit welchen wir unterwegs sind, erlaubt seinen Fahrern während der Nacht nur 4 Stunden Fahrzeit, was dann zu mehreren Wechseln geführt hat. Aber für die Sicherheit eine super Sache, sind die Strassen doch recht anspruchsvoll. Ich glaube bei den vielen Kilometern durch Peru waren es in Summe vielleicht 10% der Strecke, welche auf zwei-spurigen Strassen verlaufen ist. Alles andere sind ganz normale Strassen mit Gegenverkehr und wie üblich, noch immer mit sehr vielen LKW’s. Wir hatten aber mal wieder recht gute Fahrer, wenn wir auch wieder recht zügig unterwegs waren. Aber häufig fühlt sich das einfach auch nur so an, weil man nichts sieht. Der Fahrgastraum hier in Peru ist komplett abgetrennt zum Fahrer. Es gibt glaub ich nur so eine Art Gegensprecheinrichtung mit der man den Fahrer erreichen kann. Daher ist es noch schwer einzuschätzen, ob eine Kurve jetzt wirklich schwungvoll war, oder es sich nur so anfühlt. Aber egal, wir sind nach 11 Stunden gut in Cusco angekommen und waren damit nur knapp hinter dem Fahrplan. Was sind schon 30 bis 40 Minuten auf die Strecke? Wir haben uns daran gewöhnt und wir sassen ja auch äusserst bequem.

Angekommen in Cusco ging es dann mit dem UBER zum Hostel. Leider hatten wir hier weniger Glück, war unser Zimmer noch nicht fertig. Einchecken war erst um 15 Uhr und wir hatten gerade mal 9 Uhr. Das wird ein langer Tag. Aber zumindest unser Gepäck konnten wir wieder einlagern und so ging es dann nur mit kleinem Gepäck los, um die Stadt ein wenig zu erkunden. Ok, so viel erkundet haben wir nicht, haben wir doch direkt einen Starbucks gefunden. Was für ein Glück, denn Kaffee war dringend notwendig. Ok, für den Tobi gab es tatsächlich einen Tee, hat mir doch irgendwas auf den Magen geschlagen. Mir war nicht schlecht oder so, fühlte mich einfach unwohl. Ich hatte auch nicht viel geschlafen und war entsprechend fertig. Aber nach fast einem Liter Tee, war es dann doch auch wieder gut 🙂 Wir haben die Zeit genutzt, um uns auszuruhen und die Atmosphäre zu geniessen. Immerhin befindet man sich nicht alle Tage in einer Stadt mit rund 600’000 Einwohnern und das auf einer Höhe von 3’300 Meter über dem Meer. Da muss man selbst beim nichts tun schon schnaufen 🙂  Danach ging es ein wenig durch die Stadt und direkt die Erkenntnis, wow was für eine tolle Stadt.

Ok, die recht penetranten Strassenverkäufer oder Personen die einen in ein Restaurant locken wollen, muss man ein wenig ausblenden, aber dann ist es tatsächlich fast schon ein wenig mystisch in der Stadt. Man spürt, dass man sich im Zentrum etwas Grossen befindet, was es heute aber nicht mehr gibt. Trotzdem ist die Kultur der Inka noch allgegenwärtig und das spürt man einfach. Zurück im Hostel konnten wir dann doch schon etwas früher ins Zimmer, was wir sehr zu schätzen wussten. Der Tobi ist ruck zuck in einen ausgiebigen Mittagsschlaf gefallen. Wir hatten für den Tag eh nichts geplant, so dass wir es einfach ruhig genommen haben und es genossen haben. Am Abend sind wir nochmal kurz los in die Stadt um etwas zu Essen. Danach aber wieder zurück und früh ins Bett um dann ausgeschlafen in unser Cusco Abenteuer zu starten.

Der Folgetag war dann schon Freitag, der 21.10.2022 und wir fühlten uns wieder richtig fit nach der ausgiebigen Nacht. Geplant hatten wir für den heutigen Tag nicht viel. Frühstück haben wir im Hostel eingeworfen, dann ein wenig am PC gearbeitet, ehe es los ging, noch diverse Sachen zu erledigen. Das Wichtigste war die Besorgung der Touristenkarte. Diese Karte muss man in der Stadt kaufen und sie gilt dann als Eintritt für diverse Attraktionen bzw. Sehenswürdigkeiten. Da wir 11 Tage in der Stadt sind, eine super Sache. Ausserdem mussten wir nochmal Sonnencreme holen mit hohem Lichtschutzfaktor. In der Zwischenzeit nutzen wir hier Faktor 90, um unsere Gesichter einzucremen. Auch wenn die Sonne nicht immer scheint, wenn sie es tut, dann spürt man es recht schnell. Nachdem auch das erledigt war, wurde noch Wasser eingekauft und es ging zurück zum Hostel. Gegen Mittag sind wir dann wieder in die Stadt, hatten wir doch einen Termin für eine erneute Free Walking Tour. Der fleissige Leser weiss bereits, dass wir das mittlerweile in jeder Stadt machen. Und dieses Mal hatten wir eine direkte Empfehlung für eine Tour und wir wurden nicht enttäuscht. Der Treffpunkt war um 13 Uhr und dann ging es für zwei 2 Stunden durch die Stadt und vor allem durch die Geschichte. Es war der Hammer, was der Guide alles wusste und vor allem wie genial er das alles erklären konnte. Zuerst lernten wir die Flagge von Cusco kennen, welche einen Regenbogen darstellt. Daher sorgt die Fahne bei Besuchern oft für Verwirrung und sorgt für die Annahme, dass Cusco sehr liberal ist, wenn selbst an Kirchen und Verwaltungsgebäuden die Regenbogenfahne weht. Es muss hier aber gesagt sein, die Fahne von Cusco hat 6 Streifen und damit einen Streifen mehr als die Fahne der LGBTQ Community. Cusco ist zwar recht liberal, aber dann doch nicht so sehr. Im Weiteren sind wir noch zu einer kleinen Einrichtung, in welcher man Lamas und Alpakas besuchen kann, die für therapeutische Zwecke ausgebildet werden. Vorteil ist, die Tiere sind an Menschen gewöhnt und spucken diese normalerweise nicht an. 🙂

Wir lernten, dass Cusco so viel wie Zentrum bedeutet. Das liegt daran, dass Cusco das damalige Zentrum im Reich der Inka war. Es ist erstaunlich, was die Inka für ein riesiges Gebiet besiedelten. Zur Zeit der grössten Ausdehnung um das Jahr 1530 umfasste es ein Gebiet von rund 950’000 Quadratkilometern, sein Einfluss erstreckte sich vom heutigen Ecuador bis nach Chile und Argentinien; ein Gebiet, dessen Nord-Süd-Ausdehnung grösser war als die Strecke vom Nordkap bis nach Sizilien. Die Ideologie der Inka basierte auf 3 Ebenen der Erde: die Welt des Himmels (verkörpert durch den Kondor), das Reich der Menschen (verkörpert durch den Puma) und das Reich der Unterwelt (verkörpert durch die Schlange). Da Cusco das Zentrum des Reiches war, verwundert es nicht, dass die alte Stadt in Form eines liegenden Pumas angelegt wurde, eingebettet zwischen 2 Flüssen. Wir haben während unserer Tour diverse Mauern besichtigt, welche noch aus der Zeit der Inka stammen. Es ist erstaunlich wie genial die Menschen damals die Gebäude gebaut haben. Stein auf Stein und ohne Zement dazwischen, sondern verbunden über Propfen in den Steinen bzw. Löchern in einem anderen Stein. Das Ganze erinnert heute an ein Legosystem. 🙂 Nur mit welcher Genauigkeit damals die Steine ausgesägt und übereinander gestapelt wurden, das ist unfassbar. Ich habe nie geglaubt, dass mich der Anblick einer Mauer mal so faszinieren könnte. Vor allem als wir dann zu einem der ältesten Gebäude gekommen sind, war ich dann vollends sprachlos. Den Umgang mit den kleinen Steinen konnte ich mir noch einigermassen erklären, aber als wir dann die Steine mit einer Grösse von 2 bis 3 Metern gesehen habe, war meine Vorstellungskraft zu Ende. Das Material der Steine ist aus einer Entfernung von über 40 km nach Cusco gebracht wurden und die fertigen Steine wogen mehrere Tonnen. Wie die Menschen die Steine an den jeweiligen Ort gebracht haben, kann bis heute niemand abschliessend erklären. Es könnte sein, dass sie es machten wie die Ägypter mit grossen Baumstämmen oder so, aber durch die bergige Landschaft sicher sehr schwierig. Oder wie die grossen Steine auf die entsprechende Höhe der Mauer gewuchtet wurden? Man weiss es einfach nicht und das macht die ganze Angelegenheit so extrem spannend. Als besonderen Stein haben wir dann noch den berühmten Stein mit 12-Ecken besucht. Warum der Stein so viele Ecken hat? Genau, keine Ahnung, aber ein genialer Anblick.

Danach konnten wir an einer Mauer noch besichtigen wie ein Originalteil der Mauer aussieht und wie dagegen ein Versuch einer Restaurierung nach einem grossen Erdbeben vor nicht allzu langer Zeit. Etwas erbärmlich, wenn man sieht, dass man die Restaurierung mit heutigem Wissen und Technik nicht so hingebracht hat, wie es die Inkas gemacht haben. Oder man wollte es nicht, keine Ahnung. 

Cusco hat heute tatsächlich auf einem recht kleinen Gebiet 14 christliche Kirchen stehen. Die Spanier haben nach der Eroberung über jeden Tempel der Inka einfach eine christliche Kirche gebaut. Das führt heute dazu, dass die Kirchen teilweise fast direkt nebeneinander stehen. Es war der Versuch, den neuen Glauben in der Region zu verankern und zu zeigen, was ab jetzt der richtige Glaube ist. Nicht das Einzige, was für uns heute unvorstellbar ist, was damals alles passierte. 

Den Abschluss der Tour machten wir im Stadtteil San Blas, von wo aus man einen genialen Überblick über die Stadt hat. Wir duften in einem Restaurant auf die eigentlich noch geschlossene Dachterrasse und von dort die Aussicht geniessen und dazu noch einen leckeren Pisco Maracuja trinken. 

Nach der Tour sind wir Beide dann noch auf den Markt im Stadtteil San Blas. Es ist ein typischer Markt für die Region und es war wieder mal faszinierend, was man dort so alles findet. Unser Ziel waren aber eher die kleinen Stände mit leckerem Essen, hatte der Tobi doch mal wieder ein leichtes Hungergefühl. 

Danach ging es für uns noch ein wenig durch die Stadt und zurück zum Hostel. Hatten wir am Abend doch tatsächlich noch einen Termin. Wir hatten im Vorfeld Kontakt zu einem lokalen Touranbieter aufgenommen und über ihn diverse Touren gebucht. Corinne hat von dem Herrn in einer Facebook-Gruppe gehört und ihn direkt angeschrieben. Wir haben ihm erzählt, was wir machen wollen, was uns interessiert, wie lange wir in Cusco sind und gefragt, was er uns empfehlen kann. Daraus hat er dann ein Angebot gemacht, was einfach der Hammer war. Wir haben direkt gebucht und eine kleine Anzahlung gemacht. Heute Abend treffen wir uns dann direkt in unserem Hostel, um den Rest zu begleichen und uns kennen zu lernen bzw. die restlichen Fragen zu klären. Und was soll ich sagen, wir haben mal wieder einen Glücksgriff gelandet. John, so heisst der Herr, ist pünktlich um 18.30 Uhr im Hostel angekommen und wir haben uns direkt super verstanden. Bei einem gemütlichen Bier haben wir die nächsten Tage besprochen und über Gott und die Welt gesprochen. Der Hammer ist, dass wir bei 4 unserer Touren als Privattour unterwegs sein werden. Sprich nur ein Fahrer, der Guide und wir beide. Das ist der Hammer, wenn man auf niemanden warten muss, alles so planen kann, wie wir es wollen usw. Wir freuen uns schon jetzt auf die folgenden Tage, weil das kann nur super werden. Zeitgleich zu unserem Meeting gab es im Restaurant des Hostel noch ein kleines Konzert. Zwei Herren, einer mit Gitarre, der andere mit einer Rhythmusbox zogen eine Show vom Feinsten ab. Und wir waren zu Beginn die einzigen Zuhörer, so dass wir noch in den Genuss eines Privatkonzertes kamen. Der Gitarrist ist wohl in der Stadt recht bekannt und das nicht ohne Grund. So eine tolle Stimme und eine geniale Art eine Gitarre zu spielen, einfach unbeschreiblich. Nach diesem tollen Erlebnis sind wir nochmal in die Stadt, um die abendliche Stimmung zu geniessen, etwas zu Essen und zu trinken. Zurück im Hostel hiess es dann ab ins Bett war doch für den nächsten Tag schon die erste Tour geplant und wir mussten um 8 Uhr abholbereit sein.

Und dann war auch schon wieder Samstag, der 22.10.2022 und es stand unsere erste Tour in der Umgebung von Cusco an. Um auch pünktlich um 8 Uhr fertig zu sein, sind wir recht früh aufgestanden und haben das Frühstück im Hostel eingeworfen. Unser Guide für den Tag war Marco und das Programm war der Besuch des Sacred Valley, sprich dem heiligen Tal der Inka. Marco war sogar schon vor uns an der Rezeption und hat versucht uns um 7.55 Uhr über die Rezeption zu kontaktieren. Hier in Peru nimmt man es wohl sehr genau. 🙂 Muss der Tobi die nächsten Tage besser machen, waren wir erst um 7.58 Uhr an der Rezeption. 🙂 Aber alles kein Problem, wir hatten es sofort richtig lustig. Vor dem Hostel haben wir dann noch unseren Fahrer Edgar getroffen, der in einem richtig coolen SUV auf uns wartete. Das wird also eine gemütliche und sichere Fahrt, das war schon ein wenig beruhigend. Das manche Fahrzeuge hier noch fahren ist ein Wunder. Wir sind dann direkt los und haben uns auf den Weg zu unserem ersten Stopp gemacht. Dies war eine Weberei, in welcher 25 Familien in einer Art Genossenschaft zusammenarbeiten.

Verarbeitet wird hier ausschliesslich Wolle von Alpakas und Lamas. Besondere Qualität kommt durch die Verwendung von Baby Alpaka. Baby Alpaka ist immer nur der erste Schnitt eines Alpakas. Schon der zweite Schnitt im nächsten Jahr hat eine andere Qualität und darf nicht mehr Baby Alpaka genannt werden. Diese Qualität kann man in den Textilien aber wirklich spüren. So weich und soft, das ist schon toll. Wir konnten wieder einmal sehen, wie mit der Verwendung von natürlichen Stoffen zum Färben und Haltbar machen der Farben (Lemon) wunderschöne Textilien hergestellt werden können. Besonders spannend war, dass die Wolle vor der Verarbeitung nur mit einer pflanzlichen Wurzel gewaschen wird. Diese wird auch von den Frauen zum Waschen der Haare verwendet als Shampoo. Diese Wurzel verhindert, dass Haare grau werden, was wir tatsächlich bestätigen können. Die Damen hatten absolut keine grauen Haare, sondern richtig schwarze lange Haare, welche extrem geglänzt haben. Bereits junge Mädchen werden langsam an die Technik des Webens herangeführt um all die tollen Sachen wie Schale, Pullover usw. herstellen zu können. Besonders wichtig ist, dass wenn z.B. ein Schal gewebt werden soll, es keine Zeichnung oder so gibt. Die Weberin muss das fertige Layout immer im Kopf haben und überlegen, wann welche Farbe oder Form benötigt wird. Diese Fähigkeit wird über viele Jahre geübt und verbessert. Selbstverständlich mussten wir dann noch etwas Kleines kaufen. 🙂 Ich habe mir nochmal eine Mütze gekauft, denn die sind einfach so cool. Ich weiss noch nicht, wann und wo ich die brauchen kann, aber zwei Mützen schaden ja nicht. 

Danach ging es dann direkt weiter zum zweiten Stopp. Das war die Besichtigung der 3’000 Pools in welchen das berühmte Salz (Maras) hergestellt wird. Es war so ein beeindruckender Anblick, wie all die Pools sich entlang des Berges in die Tiefe erstreckten.

Die Versorgung der Pools erfolgt mit Wasser aus 35 km Tiefe. Dieses Wasser enthält sehr viel Salz, welches es aus der Umgebung aufnimmt und kommt mit rund 40 Grad an die Oberfläche. Nur ein kleiner Kanal nach der Quelle versorgt die Pools mit Wasser. Dafür wurde ein ausgeklügeltes System aus verschiedenen Kanälen entlang des Berges gebaut. Es ist aber schwer vorstellbar, wie das wenige Wasser, welches aus der Quelle kommt, reicht, um all diese Pools zu füllen. Aber es funktioniert. Immer wenn ein Pool gefüllt werden muss, wird ein Stein direkt am Pool geöffnet und dann kommt irgendwann das Wasser. Ist der Pool voll, wird er wieder verschlossen und das Wasser sucht sich einen anderen Weg ins Tal. Die Pools sind unterschiedlich tief, meist aber so ca. 50 cm. Daher dauert es auch ganz unterschiedlich lange, bis die Pools wieder gefüllt sind nach der Ernte. Die Ernte des Salzes aus dem Pool ist so ca. nach 2 bis 3 Monaten möglich, nachdem der Pool gefüllt wurde. Wenn Ernte ist, dann ist das Wasser bis zum Grund verdunstet und es bleibt nur das enthaltene Salz zurück. Zum Ernten muss erst wieder in wenig Wasser zugeführt werden damit das Salz wie abgeschabt werden kann. Die Ernte ist also ca. 3 bis 4 mal im Jahr möglich, je nach Grösse. Die Bauern verkaufen das Salz später für ca. 1 Soles pro Kilo. Das entspricht ca. 25 Cent und ist daher wirklich nicht genug, um zu überleben. Vor allem wenn man bedenkt, dass pro Ernte nur ca. 50 kg pro Pool geerntet werden können. Später wird das Salz zu einem horrenden Preis an den Endkunden in der ganzen Welt verkauft. Es macht also mal wieder jemand ganz viel Geld, nur eben nicht die Menschen, welche tatsächlich am Produkt arbeiten. 
In den Pools entstehen während der Verdunstung 3 Level von Salz. Die oberste Schicht ist das sogenannte Fleur de Sel, ersichtlich durch Salzflocken direkt an der Oberfläche. Dann die zweite Schicht, das berühmte, Pink Salz, und dann die dritte Schicht das medizinische Salz, welches z.B. für Fussbäder usw. genutzt wird. Nur Menschen aus dem Dorf Maras können einen Pool besitzen und das Salz verkaufen. 

Nach einem ausgiebigen Rundgang ging es dann zum dritten Stopp, wo wir das Gesehene auch probieren konnten. Wir fuhren zu einem Shop, in welchem Schokolade und eben jenes Salz verkauft wurde. Wir hatten also wieder ein Tasting und dieses Mal auch mit Schokolade, gemischt mit Salz. Das war tatsächlich noch mega lecker. Wobei uns die Geschmacksrichtung Manu, eine Art Minze bzw. Mokka doch noch besser geschmeckt hat. Ausserdem gab es noch mit Blaubeeren oder Gelbfrucht. 

Nach diesem Geschmackserlebnis ging es weiter zu den berühmten Terrassen von Moray. In diesen Terrassen wurden früher Pflanzen angebaut oder auch Pflanzen gezüchtet um dann als Setzlinge oder die Samen davon an anderen Stellen angebaut zu werden.

In den Terrassen herrschen bis zu 20 verschiedene Mikroklimas. So kann es z.B. ganz unten ein Klima wie im Regenwald haben, während wo anders ein ganz trockenes Klima herrscht. Von der obersten Kante bis zur untersten Terrasse sind es ca.100 Meter Höhenunterschied und ein Temperaturunterschied je nach Jahreszeit von bis zu 6 – 7 Grad. 

Die Terrassen, welche wir heute besichtigt haben, waren wohl eine Art Samenbank der Inkas, da hier die Pflanzen wohl nur gezüchtet und dann verteilt wurden. Der Fund von unzähligen Arten von Mais und Kartoffeln führte zu dieser Theorie. In Peru gibt es 200 verschiedene Arten von Quinoa, 400 verschiedene Sorten von Mais und über 5’000 verschiedene Sorten von Kartoffeln. 

Nach einem spannenden Rundgang durch die Terrassen ging es zurück zum Auto und dann zurück nach Cusco. Dort angekommen sind wir mit unserem Guide Marco noch in ein typisches peruanisches Lokal, in welchem fast ausschliesslich Einheimische essen. Hier gibt es immer ein Menü für 15 Soles (ca. 3.80 Euro) und enthält immer eine sehr reichhaltige Suppe und einen Hauptgang aus Fisch oder Fleisch plus Beilagen aus Kartoffeln, Pommes, Reis und Salat. Die Teller waren gefüllt, so dass ich nicht wusste, wo anfangen. Aber es war so lecker. Den Nachmittag haben wir im Hostel verbracht, da wir von den vielen Eindrücken völlig geschafft waren. Und da das Mittagessen so ausgiebig war, ist selbst das Abendessen ausgefallen, stattdessen haben wir an diesem Beitrag gearbeitet und sind früh ins Bett. 

Der Folgetag, Sonntag, 23.10.2022 war der nächste Tag mit einer tollen Tour. Unser Guide war wieder Marco und auch der Fahrer war kein Unbekannter. Wir wurden wieder von Edgar abgeholt und den ganzen Tag chauffiert. Treffpunkt war wieder 8 Uhr an der Rezeption, aber dieses Mal waren wir noch überpünktlicher. Wir waren schon um 7.50 Uhr an der Rezeption, was aber nicht früh genug war, um vor unserem Guide dort zu sein. Der wartete schon vor dem Hostel. 🙂 Aber perfekt, so konnten wir direkt los und es ging zu unserem ersten Stopp eine Lama- und Alpakafarm. Hier konnten wir die 5 verschiedene Arten von Kamelen in Peru besichtigen. Lamas und Alpakas gehören der Gattung der Kamele an, was ich bisher auch nicht wusste. Wir lernten sehr viel über die Unterschiede zwischen Lamas und Alpakas. Ausserdem konnten wir hier neben den verschiedenen Tieren auch wieder die tollen Endprodukte, welche direkt nebenan hergestellt werden, anschauen.

Besonders interessant war das die Haut eines Alpakas in Peru bis zu 400 – 600 USD pro Quadratmeter kosten kann. Das gleiche Stück Haut kostet dann in anderen Regionen der Welt aber zwischen 50’000 und 65’000 USD, was schon krass ist. 

Nach dem Rundgang durch die Gehege der Tiere haben wir noch drei Damen beim Weben beobachtet. Diese haben uns dann tatsächlich eine Probe ihrer Coca Blätter angeboten. Da konnten wir natürlich nicht Nein sagen und haben ein paar Blätter genommen. Mit diesen in den Fingern mussten wir dann in verschiedene Richtungen pusten und die jeweiligen Berge, welche in der Richtung liegen preisen. Dies symbolisiert die Dankbarkeit für die Blätter. Danach werden diese zusammengerollt, in den Mund gesteckt und gekaut wie ein Kaugummi. Das Ganze schmeckt erstaunlicherweise noch recht interessant.

Coca Blätter sollen sehr gesund sein und eine ähnliche Wirkung wie Koffein haben. Man fühlt sich etwas frischer und soll leistungsfähiger sein. Vor allem für den Umgang mit der Höhe in der Region sollen sie helfen. Ich weiss nicht genau, vielleicht hatten wir zu wenige, aber eine grosse Wirkung ist mir nicht aufgefallen. Aber schlecht war es auch nicht, müssen wir mal weitere Studien abwarten. 🙂

Nach dieser neuen Erfahrung ging es weiter mit dem Auto zu einem tollen Aussichtspunkt über das Sacred Valley und den Fluss Urubamba.

Im Anschluss fuhren wir zu den archäologischen Stätten von Pisac. Pisac ist eine wirklich schöne Stadt und hat ebenfalls riesige Terrassen über der Stadt. Bereits 400 v. Chr. wurden hier die ersten Terrassen gebaut und damit deutlich früher als die Inkas unterwegs waren. Ersichtlich ist dies durch eine andere Bauweise der Terrassen. Die Kulturen vor den Inka’s erstellten die Mauern mit Steinen und füllten dazwischen eine Art Zement. Teile, welche später durch die Inka erstellt wurden, wurden mit Steinen erstellt, welche direkt übereinander liegen und somit ohne ein Material dazwischen.

Die Inka haben also in vielen Sachen auf bestehende Erfindungen zurückgegriffen und diese vergrössert oder optimiert. Nicht alles, was man den Inkas zurechnet, stammt tatsächlich im Ursprung von Ihnen. Vielmehr haben sie aus diversen Regionen oder Kulturen sich das Beste abgeschaut und wurden so zum erfolgreichen Imperium.

Ein weiteres Highlight der Stätte sind die Gräber von Inkas, welche in den Berg als kleine Höhle gebaut wurden. Die Leichen wurden mumifiziert und in einer Embryostellung in den Höhlen beerdigt, wobei nach der Eroberung der Spanier alle Gräber geöffnet und geplündert wurden.

Wie aber wurden die Terrassen gebaut? Begonnen wurde immer von unten mit dem Bau der Terrassen. Als erstes wurde eine Mauer errichtet und der entstehende Freiraum dahinter mit diversen Materialien aufgefüllt. Zuerst grobe Steine, dann Kies, dann Sand, aus dem Fluss, und schliesslich Erde. Nach Fertigstellung der Terrasse wurde dann am hinteren Ende der Terrasse eine neue Mauer gebaut und die Freifläche dahinter wieder aufgefüllt. Das Ganze ging so lange bis man oben angekommen war am Berg, was immer schwieriger wurde, denn alles Material musste immer von unten über die Terrassen nach oben gebracht werden. Die Terrassen wurden also sozusagen auf den Berg angebaut und nicht irgendwie abgegraben.

Unser nächster Stopp war dann eine Fabrik bzw. Shop in Pisac in der Silberschmuck hergestellt wird. Die Region ist sehr bekannt für den Abbau von Silber, daher gibt es in Pisac eben auch eine kleine Schmuckindustrie. Wir konnten eine kleine Fabrik besuchen und beobachten, wie verschiedene Schmuckstücke hergestellt werden. Auch hier wieder alles in unendlich vielen Schritten und alles per Handarbeit.

Hier wurden uns auch diverse Symbole der Inkas gezeigt, so. z.B. das Inka-Kreuz oder der Kalender der Inka. Selbstverständlich mussten wir hier wieder etwas Kleines kaufen, weil Schmuck können wir ja direkt am Körper tragen und muss nicht in den Rucksack. 🙂

Da wir nun doch schon eine Weile unterwegs waren, meldete sich der Magen und wir machten uns auf zum Mittagessen. Wir stoppten in einem recht touristischen Lokal mit Buffet, welches aber extrem schön eingerichtet war. Selbstverständlich gab es hier musikalischer Unterhaltung und entsprechenden Tanzdarbietungen, was noch recht lustig auf uns wirkte.

Da es im Restaurant Essen vom Buffet gab, gab es auch die Möglichkeit Neues zu probieren. Für mich war das, dass ich Meerschweinchen probiert habe. In Peru ist es völlig normal, dass Meerschweinchen auf den Teller kommen. Zum einen ist es recht gesund zum anderen auch recht billig. Viele Menschen halten sich Meerschweinchen zuhause, um sie zu Essen. Die Tiere vermehren sich sehr schnell und sind somit eine ideale Sache für eine günstige Ernährung. Ich hatte ein besonderes Glück und hab neben einem kleinen Stück Fleisch noch den Kopf eines gegrillten Meerschweinchen auf den Teller bekommen. Also viel Fleisch war da nicht dran, aber das Besondere soll wohl die Haut sein, wie bei einem Hähnchen. Überzeugt hat mich das Ganze nicht, viele kleine Knochen und auch der Geschmack war jetzt nicht so, als dass ich ein neues Lieblingsessen gefunden hätte. Aber ich habe es probiert.

Nach dem ausgiebigen Essen ging es zum nächsten Programmpunkt. Wir fuhren zu einem kleinen Restaurant, um Chicha zu probieren. Cicha ist ein Getränk, das durch die Fermentation von Mais, welcher in Wasser eingelegt wird, entsteht. Früher wurde tatsächlich von Frauen Maismehl im Mund gekaut und so mit Speichel versetzt. Anschliessend wurde es ausgespuckt und so durch die im Speichel vorhandenen Enzyme die Fermentation gestartet. Daher hat das Getränk tatsächlich den Namen, Spuckbier. Zum Glück ist das heute anders. Zumindest ein wenig. Wir konnten den normalen Chicha probieren und einen dem Erdbeeren zugesetzt waren, was es sogar noch richtig lecker macht. Man erkennt Verkaufsstellen von Chicha daran, dass vor dem Haus eine kleine rote Plastiktüte an einer Stange befestigt steht. Das ist das Zeichen, dass man hier einkehren und das Getränk kaufen kann. Wenn eine gelbe Tüte gehisst ist, dann ist es das Zeichen, dass sich im Haus ein Restaurant befindet. Ist nicht immer so auf Anhieb ersichtlich. Chicha hat zwischen 2 und 6% Alkohol und wird vor allem von Bauern literweise am Tag getrunken, dann aber in einer nicht ganz so starken Ausführung, nur so 2 bis 3%. Für festliche Aktivitäten oder Rituale wird dann aber das starke Zeug getrunken. Was in dem Gebäude noch speziell war, hier war tatsächlich der Meerschweinkäfig direkt neben dem Herd. 

Im Aussenbereich des Gebäudes haben wir ein super Spiel entdeckt, was ich unbedingt auch haben muss. Auf einem Gestell war eine Holzplatte angebracht, in welche diverse Löcher gesägt waren. Ein Loch wurde von einem Frosch überdeckt. Man musste aus einer Entfernung mit Goldscheiben werfen und versuchen diese in einem Loch zu versenken. Das geöffnete Maul des Frosches führte zum Loch, für welches es die meisten Punkte gab. Wenn die Münze durch ein Loch gefallen ist, ist sie in eine Schublade unter dem Brett gefallen. Dort waren Separierungen angebracht, so dass man schauen konnte, durch welches Loch die Scheibe gefallen ist und was die dementsprechende Punktzahl war.

Ein herrliches Spiel, was extrem Spass gemacht hat. Wir haben hier glaube ich die Dauer unseres Ausflugs ein wenig nach oben geschraubt, das war so nicht vorgesehen. 🙂 Aber egal, wir hatten Spass und Zeit haben wir ja sowieso. Im Anschluss ging es dann aber weiter zum nächsten Stopp nach Ollantaytambo.

Ollantaytambo ist eine kleine Stadt und das einzige verbliebene Beispiel für Stadtplanung aus der Inka-Zeit. Die Gebäude und Inka-Terrassen sowie die engen Gassen der Stadt tatsächlich noch in ihrem ursprünglichen Zustand. Einige vornehme Häuser bestehen aus perfekt gearbeiteten Inka-Mauern aus dunkelrosa Stein.

Auf der dem Berg zugewandten Seite von Ollantaytambo befindet sich ein riesiger Inka-Komplex, der auf Grund seiner ausserordentlich starken Mauern, häufig auch als Bollwerk oder Festung genannt wird. Tatsächlich war dieser Komplex strategisch günstig gelegen, um das Heilige Tal der Inka zu verteidigen. Hierhin zog sich auch 1537 Manco Cápac II. nach der gescheiterten Belagerung von Cuzco zurück, um seine verbliebenen Soldaten im Kampf gegen die Spanier zu sammeln. Am oberen Teil der Terrassen befindet sich der Sonnentempel, welcher aber wohl nicht fertig erstellt wurde. Man erkennt noch heute grosse Steine, welche neben der ersten Reihe an riesigen Steinen, liegen und wohl auf die Verarbeitung warten. Man könnte meinen, man hat die Baustelle fluchtartig verlassen, als die Spanier mit der Besetzung des Tales begonnen haben. 

2012 hat National Geographic über die Inka und die Stätte eine grosse Reportage gemacht und die bis dahin erzählten Geschichten als nicht realistisch dargestellt. Daraufhin hat man viele Sachen, welche von Erzählern übermitteln wurden, in einem Versuch nachgestellt und es hat tatsächlich alles so funktioniert wie aufgeschrieben. Menschen haben es geschafft einen Stein mit vielen Tonnen über 12 km aus dem damaligen Steinbruch über einen grossen Berg an die entsprechende Stelle zu bringen. Sie machten einfach alles genau so wie es seit vielen Jahren überliefert wurde und dann aufgeschrieben wurde.

Ausserdem hat man von oben einen genialen Blick auf die gegenüberliegende Seite. Man erkennt am dortigen Berg, neben weiteren antiken Gebäuden, welcher als Lager genutzt wurden, tatsächlich zwei Gesichter, jeweils mit einer Krone. Immer am Morgen zur Sonnwende im Juni ergibt sich eine besondere Sternenkonstellation, welche man vom Sonnentempel aus sehen kann, direkt im Verlauf eines Gesichtes. Kurz danach erscheint direkt über dem Gesicht die Sonne und die Sterne verschwinden. Aus diesem Grund gehen die Forscher davon aus, dass der Sonnentempel genau an der Stelle gebaut werden sollte. Auch wenn dafür die ganzen Steine in mühsamer Arbeit hergebracht werden mussten.

Nach so vielen Eindrücken machten wir uns auf die Rückfahrt zum Hotel. Wir waren tatsächlich deutlich länger als geplant unterwegs und sind mit über eine Stunde Verspätung angekommen. Aber kein Problem, wir hatten mal wieder einen so genialen Tag und haben so viel Neues gelernt, dafür lohnt es sich zu Reisen. Den Rest des Abends haben wir gemütlich und mit einer kleinen Pizza verbracht.

Montag, 24.10.2022 war dann wieder ein gemütlicher Tag. Den Morgen haben wir genutzt, um ein wenig einzukaufen. Wir müssen unsere Tagesrucksäcke langsam ersetzen, da wir in den nächsten Tagen eher Wanderrucksäcke benötigen als Rucksäcke für einen Städtetrip. Das wussten wir im Vorfeld und haben das entsprechend so geplant. Es ist zwar schade, aber vielleicht finden wir für die Alten noch eine sinnvolle Möglichkeit. Am Nachmittag bin ich noch ein wenig los, um die Stadt zu erkunden. Vor allem wollte ich noch in das Inka Museum und die Basilika. Leider hat mir aber das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ja in Cusco kann es tatsächlich auch regnen und das sogar ausserhalb der Regenzeit, welche erst im Dezember beginnen soll. Aber wir wurden schon informiert, dass es dieses Jahr etwas komisch läuft und es bereits jetzt vereinzelt, beginnt zu regnen. Hoffentlich wird uns das bei den nächsten Ausflügen in den kommenden Tagen nicht zum Verhängnis. Ich habe mich also entschieden, doch etwas länger im Hostel zu bleiben und wir sind dann erst gegen später kurz zusammen los, um einen Kaffee zu trinken. Corinne ist dann wieder zurück und ich habe meinen Rundgang erledigt.

Die Kathedrale habe ich aber aus meinem Programm vorläufig gestrichen. Wollten Sie am Eingang doch tatsächlich über 12 Euro von mir. Ich finde das extrem schade, denn ich besuche sehr gerne die verschiedenen Kirchen, aber das war mir dann doch etwas zu viel. Ich muss mich nochmal schlau machen, was es in der Kirche so Spezielles gibt, was den Eintritt rechtfertigt. Ich bin dann nur über den zentralen Platz gelaufen und habe einen Markt für lokales Handwerk besucht. War auch ganz nett da das Ganze in einem Teil einer anderen Kirche stattfindet. Am Abend hatten wir nochmal ein Treffen mit John, über den wir all unsere Touren gebucht haben. Er hat uns noch die letzten Informationen für unseren Ausflug morgen und übermorgen geben wollen. Wir gehen nämlich auf den Short Inka Trail, welcher 2 Tage dauern und uns zum Machu Picchu führen wird. Da freuen wir uns seit Tagen darauf und sind schon mega gespannt. Leider haben wir für den berühmten Trail, welcher 4 Tage geht keine Tickets mehr bekommen, da man diesen mindestens einige Wochen, wenn nicht sogar Monate, im Voraus buchen muss. Das wollten wir aber nicht, weil wir einfach keinen festen Termin haben wollten, wann wir in Cusco sein müssen. Also haben wir es gelassen und müssen jetzt eben damit leben. Wobei auch diese 2 Tage super werden und wir laufen zumindest einen kompletten Tag auf dem berühmten Trail. Und das ist ja auch was. Unser Hauptziel war, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, Machu Picchu zu besuchen. Und das haben wir ja erreicht. Das Gespräch war wieder richtig gut und wir wurden wieder bestätigt, dass wir den perfekten Anbieter gefunden haben. Wir werden die nächsten beiden Tage wieder als kleine private Gruppe mit einem Guide ganz für uns allein verbringen, was phänomenal ist. Wir sind gespannt und freuen uns wie Schnitzel. Während des Gespräches haben wir auch eine Lösung für unsere alten Rucksäcke gefunden. Wir haben John gefragt, ob wir diese nicht irgendwie spenden können, damit sie z.B. Kindern zugutekommen für die Schule oder wie auch immer. John fand die Idee super, weil er organisiert zu Weihnachten immer ein paar Geschenke für Kinder in einem armen Stadtteil von Cusco und da werden unsere Rucksäcke jetzt auch dafür verwendet. Ich finde das ist eine gute Sache und damit fällt mir der Abschied von meinem treuen Begleiter doch etwas leichter. Corinne und ich haben den Abend dann vollends im Hostel verbracht mit einem kleinen Nachtessen, ehe es dann früh ins Bett ging. Natürlich wurde vorher noch die Rucksäcke gepackt und die Wandersocken parat gelegt. Morgen müssen wir fit sein und erfolgt unsere Abholung doch schon um 4:50 Uhr an der Rezeption. Mal schauen, ob der neue Guide auch so überpünktlich ist oder ob wir eine Chance haben, die ersten zu sein. 🙂

Dienstag, der 25.10.2022 war dann der grosse Tag. Unser Wecker klingelte pünktlich um 4:10 Uhr und wir machten uns fertig für unsere Wanderung. Irgendwie waren wir tatsächlich ein wenig nervös, freuen wir uns doch schon seit dem Beginn der Reise auf Machu Picchu, und heute war es endlich so weit. Wir waren pünktlich um 4:45 Uhr an der Rezeption und haben unsere bestellten Frühstücksboxen abgeholt. Immerhin gab es ein kleines Sandwich, ein paar Kekse, ein Apfel und eine Flasche Wasser. Leider eben alles ohne Koffein, wie sollen wir den Tag überleben? Unser Guide ist dann kurz nach uns am Hostel angekommen, dieses Rennen haben wir also gewonnen. Kurz darauf ist auch unser Fahrer gekommen, es war wieder ein bekanntes Gesicht. Es war wieder Edgar, welcher uns schon zwei Tage sehr sicher durch die Gegend gefahren hat. So machten wir uns pünktlich auf den Weg um zum Bahnhof in Ollantaytambo. Dort stiegen wir um in den Zug, welcher uns Richtung Aguas Calientes brachte.

Aquas Calientes ist ein kleines Dorf, welches auch Machu Picchu Dorf genannt wird. Es gibt hier nur eine Handvoll Menschen, welche wirklich dort leben. Alles andere sind Touristen, bzw. Menschen, welche im Dorf in Hotels, Restaurants, Bars oder sonstigen Läden arbeiten. Es erinnert so ein wenig an ein Ski Dorf, welches wie ausgestorben ist, wenn die Saison um ist. Hier ist aber eigentlich das ganze Jahr über etwas los. Man kann das Dorf nur mit dem Zug erreichen und die Strecke wird nur von 2 Firmen, Inca Rail und Peru Rail bedient. Schlussendlich gehören beide Firmen aber der selben Person so dass die Preise nicht ganz fair definiert werden. Die Tickets werden immer teurer, weshalb die Menschen hier schon einige Proteste durchgeführt haben. Die Fahrt für uns dauerte ca. 1 Std. und 40 Min., ehe wir am Kilometer 104 und somit vor Aguas Calientes, ausgestiegen sind. Unterwegs wurden wir noch von einer Tanzeinlage im Zug überrascht, welche jetzt nicht so der Hammer war. Es ist schwierig ein begeistertes Publikum zu haben, wenn die Tänzer schon dreinblicken, als dass es ihnen keinen Spass macht. Aber egal, ist eben alles ein wenig sehr touristisch. Insgesamt ist die Strecke von Cusco bis Aquas Calientes 112 Kilometer, was bedeutet, dass wir etwas früher ausgestiegen sind. Unser Ziel war ja nicht das Dorf direkt, sondern wir wollten noch ein wenig wandern. Unser Ausstieg war dann auch nicht an einem Bahnhof, sondern eher in der Pampa, einfach am Kilometerstein 104.

Nun ging unsere Wanderung also los. Insgesamt werden es wohl etwas über 12 km werden und es gilt einen Höhenunterschied von etwas über 700 m zu überwinden. Der erste Teil war noch recht flach und schattig zum Laufen. Nach ein paar Metern waren wir auch schon in einer ersten kleinen antiken Inka-Siedlung, Chachabamba, angekommen. Dort konnten wir wieder ein paar Gebäude besichtigen und es war wieder mal beindruckend, mit welcher Genauigkeit hier gearbeitet wurde.

Im Anschluss wurde unser Trail nun ein wenig steiler und wir mussten auch deutlich mehr in der Sonne laufen. Dafür wurde aber auch mit jedem Höhenmeter die Aussicht über das Tal und den Fluss Urubamba immer besser. Ausserdem konnten wir verschiedene Blüten von wilden Orchideen und anderen Pflanzen sehen, welche in den unterschiedlichsten Farben strahlten.

Nach ca. 5 km erreichten wir dann Wiñay Wayna, eine weitere Inka-Stätte und dazu eine sehr Beeindruckende. Diese liegt wieder steil angelegt an einem Berg und hat wieder unzählige Terrassen, auf denen früher verschiedene Arten von Pflanzen und Gemüse angebaut wurde. 

Nachdem wir uns hier ein wenig erholt hatten, ging es noch für ca. 1 km bergauf zu einem Camp, an welchem wir unser Mittagessen eingeworfen haben. Das Mittagessen hat unser Touranbieter in Form von Lunchtüten bestellt, welche wir noch vor der Abfahrt des Zuges in Ollantaytambo bekommen haben. In dieser Lunchtüte steckten viele leckere Sachen und vor allem auch noch Gesunde. So hatten wir einen kleinen Quinoa Salat mit Hühnchen, eine Banane, einen Schokoriegel, einen kleinen Kuchen sowie eine Mandarine und einen Saft. War alles sehr lecker und vor allem bei der Aussicht, wirklich ein Traum. Das Camp, in welchem wir unsere Pause machten, ist das letzte Camp auf dem berühmten Inka Trail, welcher 4 Tage und 3 Nächte dauert. Die Wanderer kommen hier am Nachmittag an, schlafen noch ein letztes Mal in den Zelten und brechen dann früh am Morgen auf zum Sonnentor und dann zu Machu Picchu.

Ab jetzt waren wir also auch auf diesem berühmten Pfad unterwegs und es ist schon ein spannendes Gefühl, wenn man sich überlegt wie viele Menschen hier schon gelaufen sind und was für eine grosse Geschichte dahintersteckt. Das Inka-Imperium erstreckte sich zu seiner Blütezeit ja über ein riesiges Areal. Und innerhalb dieses Areals haben es die Inkas tatsächlich geschafft über 45’000 km an Wegen anzulegen. Das bedeutet eine Strecke einmal um die Welt und etwas mehr. Das ist schon eine immense Anzahl an Kilometern und ist sicher auch der Geografie geschuldet. Viele Wege sind doch durch die Berge in Serpentinen angelegt und selten einfach gerade aus. Da kommen dann schon viele Kilometer zusammen. Nach unserer Mittagspause ging es weiter in Richtung Sonnentor. Die Strecke war nochmal rund 2.5 km und dauerte knapp eine Stunde. Die Aussicht wurde immer besser und da es nicht mehr ganz so steil war, haben wir richtig Spass gehabt. Das änderte sich aber schlagartig als wir um eine Kurve gekommen sind und plötzlich vor der glaub ich steilsten Steintreppe gestanden sind, die ich je gesehen habe. Es war zwar nicht sehr weit, aber die Stufen unterschiedlich hoch und wirklich sehr steil. Zudem waren die Inka’s ja eher klein gewachsen und auch deren Füsse waren deutlich kürzer als unsere. Es ging fast am besten, wenn man seitwärts hochlief, damit auch der ganze Fuss auf der Treppe Platz hatte.
Wanderer, welche hinter uns gekommen sind, haben die Treppe tatsächlich auf allen Vieren in Angriff genommen, was wiederum sehr lustig aussah. 🙂 

Oben angekommen war es dann wieder etwas flacher und wir sind weiter bis zur nächsten engen Kurve. Und als wir um diese Kurve gekommen sind, standen wir förmlich unter dem berühmten Sonnentor und hatten den besten Blick auf Machu Picchu. Das war so ein eindrücklicher Moment, diese riesige Anlage in mitten der Berge aus der Entfernung zu sehen, dazu bei bestem Wetter – einfach genial. Wir hatten tatsächlich Gänsehaut. Selbstverständlich mussten wir von hier aus einige Fotos machen und die ganze Atmosphäre geniessen.

Danach ging es dann weiter ca. 2.5 km den Berg hinunter und damit immer näher an Machu Picchu heran. Beindruckend wie die Anlage immer grösser wurde. Angekommen sind wir dann am oberen Ende der Stadt, von wo aus man den besten Blick hat. Da wir nun über den offiziellen Inka Trail zur Stadt gekommen sind, konnten wir in den Aussichtsbereich, welcher nur für Wanderer des Trails reserviert ist.

Ein Besuch der Anlage ist nicht ganz einfach. Man muss im Vorfeld ein Ticket für einen der vier Rundgänge durch die Stadt kaufen. Leider ist es nicht so, dass man bei jedem Rundgang an jede Stelle der Stadt kommt. Das macht es etwas unfair, weil die Tickets doch alle gleich viel kosten. Da die Tickets begrenzt sind pro Tag, ca. 4’000 Stück, gibt es immer eine grosse Nachfrage nach den Tickets für Rundgang 1 und 2, welches die Beliebtesten sind. Wir konnten in dem Fall aber die Aussicht so geniessen und hatten für heute eh nur den oberen Teil auf dem Programm. Wir hatten nämlich das grosse Glück, dass wir zweimal hier her können. Zum einen als Abschluss der Wanderung im oberen Bereich und dann morgen für einen Rundgang, Nummer 4, für den unteren Bereich. Der grosse Vorteil ist, dass wir so, falls das Wetter einmal nicht passt, eine zweite Chance habe. Aber so viel vorneweg, mit dem Wetter hatten wir mehr als Glück. 🙂

Wir haben die Atmosphäre eine ganze Zeit genossen und konnten von dem Anblick fast nicht genug bekommen. Irgendwann war es dann aber doch Zeit, um vorläufig Abschied zu nehmen und uns auf den Weg zum Bus zu machen. Man kann zwar auch hinunter nach Aquas Calientes laufen, was aber ca. 1.5 Stunden dauert und vor allem über 1’700 Stufen bedeutet. Das wollten wir dann doch lieber nicht und haben uns für einen der unzähligen Shuttle-Busse entschieden. Die pendeln den ganzen Tag vom Bahnhof im Dorf hier rauf zur Anlage. Da die Region nicht mit dem Auto erreichbar ist, gibt es hier auch keine Autos oder so. Auch die Strasse ist mehr eine Sandpiste als eine Strasse. Aber recht breit und eigentlich auch sicher ausgebaut. Gab es vor rund zwei Jahren hier einen Unfall mit einem Bus, welcher den Abhang hinuntergefallen ist. Die Fahrt dauerte ca. 30 Min und wir wurden, Dank unserem Guide Bernabe, direkt am Hotel rausgelassen. Dort angekommen mussten wir erstmal ein wenig ruhen und die Eindrücke verarbeiten. Das war schon alles ganz schön viel. Nach einer Dusche und frischen Klamotten sah die Welt aber wieder anders aus und wir sind zusammen mit unserem Guide zum Abendessen. Wir sind in eine lokale Brauerei, ja keine Autos haben sie, aber eigenes Bier, welches auch noch super schmeckt, und haben dort ein tolles Abendessen genossen. Im Verlauf des Abends gab es noch etwas Live-Musik was richtig toll war. Hat andere Touristen, reiferen Alters, doch tatsächlich zum Tanzen und Singen animiert. Was haben wir gelacht, so eine super Stimmung. Die Müdigkeit hat uns aber recht schnell eingeholt und wir sind zurück ins Hotel und direkt ins Bett. Ich glaube ich habe schon vor 20:45 Uhr geschlafen. War aber auch dringend notwendig und vor allem war der Treffpunkt für den nächsten Tag schon um 6 Uhr vereinbart.

Die Nacht war also wieder recht kurz, klingelte der Wecker doch schon wieder um 5:00 Uhr. Wir haben uns schnell fertig gemacht und dann ein Frühstück im Hotel eingeworfen. Ich hatte um die Uhrzeit mit keinem grossen Frühstück gerechnet, wurde aber eines Besseren belehrt. Es wurde ordentlich aufgefahren mit viel frischen Früchten, Brot, Käse, Wurst, usw. Die angebotenen Eier haben wir tatsächlich abgelehnt, so viel stand schon auf dem Tisch. Nach diesem reichhaltigen Start in den Tag ging es wieder zum Bus, wo wir unseren Guide getroffen haben. Pünktlich um 6 Uhr haben wir einen Bus bestiegen und ab ging die Fahrt wieder auf den Berg. Oben angekommen sind wir zum Eingang für den Rundgang 3 und 4 und damit in den unteren Teil der Anlage. Das Wetter war perfekt, es war nämlich trocken, aber noch immer etwas verhangen mit tiefliegenden Wolken und Nebel. Genau das hatten wir uns gewünscht und war der Grund, warum wir so früh hier oben sein wollten. Dieses Schauspiel gibt nämlich eine ganz besondere und vor allem auch mystischste Atmosphäre. Wir haben es so sehr genossen einfach da zu sitzen und zu geniessen.

Wir haben dann eine kleine Sitzgelegenheit unter dem Vordach eines alten Gebäudes gefunden und hier begann unsere Geschichtsstunde. Unser Guide hat sein schlaues Buch ausgepackt und dann ging es los. Wir haben die gesamte Geschichte der Inka mit ihren verschiedenen Führern gelernt, dann Punkte zu ihrer Religion, Medizin, Bildung, dem Alltag der Menschen und natürlich auch, wie es zum Ende des Imperiums gekommen ist und die Zerstörung vieler Anlagen durch die Spanier. Es war unglaublich spannend und interessant, leider aber auch so viel, dass wir uns nicht alles merken konnten. Ausserdem würden weitere Details den Rahmen hier sprengen, wird der Beitrag wohl doch wieder recht lange. Ich hoffe er findet trotzdem viele Leser, die den Bericht lesen. 🙂 Ein paar wichtige Fakten aber zu Machu Picchu: gebaut wurde die Anlage irgendwann im 14 Jahrhundert über eine Bauzeit von geschätzt 35 Jahren. Die Stadt war zum Ende hin von ca. 10’000 Menschen bewohnt, wovon manche permanent dort lebten, andere waren Reisende und somit als Gäste in der Stadt untergebracht. Die Anlage wurde nicht fertig gestellt, sondern wurde beim Einmarsch der Spanier fluchtartig verlassen. Der damalige Leader hat die Spanier aber über einen anderen Weg in ein Tal gelockt. Das hat der Bevölkerung bzw. dem Leader nicht viel geholfen, hat aber dazu geführt, dass die Spanier Machu Picchu nie gefunden haben und dadurch vor allem auch nicht zerstören konnten. Entdeckt wurde die Anlage erst wieder im Jahr 1902 durch einen peruanischen Archäologen und dann so richtig im Jahre 1911 durch den amerikanischen Entdecker Bingham. Die Anlage taucht zwar auch davor in diversen Schriften und Zeichnungen auf, aber der grosse Durchbruch kam erst durch Herrn Bingham. Wie soll es eben zu diesem Ort auch anders sein, selbst die Entdeckung ist ein wenig mystisch und daher passend. Am 24. Juli 1911 wurden Machu Picchu von einer Expedition der Yale University eben unter der Leitung von Hiram Binghams durch Zufall wiederentdeckt. Die Anlage war von dichtem Gestrüpp und Gras völlig überwuchert. Bingham war auf der Suche nach der geheimnisvollen Inkastadt Vilcabamba, in die sich die Inkas geflüchtet haben sollen, nachdem Pizarro im Jahre 1536 Cusco einnahm. Bingham glaubte, Vilcabamba in Machu Picchu gefunden zu haben. Tatsächlich wurde diese Stadt erst in den 1960er Jahren durch Luftbildaufnahmen entdeckt. In den Jahren 1912 und 1913 begann Bingham damit, die Stadt freizulegen. 1915 veröffentlichte er ein Buch über seine Erforschung Machu Picchus. Berühmt wurde Machu Picchu, als die National Geographic Society ihre gesamte Ausgabe vom April 1913 dieser Stadt widmete. Es wird teilweise behauptet, dass Bingham die Stadt schon zwei Jahre vorher entdeckt habe, dies aber verheimlicht hat um sich Zeit zu verschaffte, alle Funde wie Gold und Grabbeigaben in die Vereinigten Staaten zu schaffen. Mittlerweile sind aber wieder alle Funde Binghams nach Peru überführt worden, so sagt man zumindest. Nach dieser Einführung ging es für uns dann los die Anlage genauer zu besichtigen. Wir haben das Wassersystem mit diversen Brunnen und Kanälen besichtigt, welches noch heute einwandfrei funktioniert. Ich habe mich bei der Gelegenheit gefragt was wohl passiert, wenn man in 600 Jahren ein kleines Dorf aus der heutigen Zeit findet. Was würde davon noch stehen bzw. noch funktionieren? Ich glaube nicht viel. Da haben die Inka schon ganze Arbeit geleistet. Da fällt mir ein, eigentlich ist es falsch von den Inka zu sprechen. Es gab nämlich nur einen Inka, und das war der jeweilige König bzw. Leader. Darunter gab es dann noch 3 verschiedene Klassen, die royale Klasse bzw. Oberschicht, dann die Mittelschicht mit Menschen aus den Berufen wie Lehrer usw. und dann die Unterschicht mit den «normalen» Menschen und Arbeitern. Inka ist also in dem Sinn keine Zivilisation, sondern nur der König. Es macht es aber deutlich einfacher, wenn man zusammengefasst einfach von den Inkas schreibt und damit eben alle Menschen aus diesem Zeitraum meint. Ansonsten wird das Ganze hier doch recht komplex und man möge mir meine Faulheit hier verzeihen. 🙂 

Wir haben noch den Palast des Königs angeschaut und gelernt, dass der König ein wahrer Leader war. Er hat zu seinem Volk nicht nur gesagt was sie machen sollen, sondern er hat es immer vorgemacht oder ging voran. Er hat sein Volk also in wörtlichen Sinn geführt und die Menschen sind ihm treu gefolgt. Natürlich haben wir auch den Hauptplatz der Anlage, wo sich die Menschen sportlich betätigen konnten oder zu Versammlungen zusammengekommen sind, sowie den Sonnentempel angeschaut. Der Sonnentempel ist noch eine sehr besondere Konstruktion. Das Gebäude hat zwei Fenster und jeweils am 21. Juni oder am 21. Dezember eines Jahres scheint die Sonne bei Sonnenaufgang ganz exakt durch eines der beiden Fenster. Die Inka hatten grosses Interesse an den Sternen und Astrologie, so dass neben dem Sonnentempel ein weiteres Haus nur zur Forschung für Astrologen erbaut wurde. Nachgewissen sind heute 216 steinerne Gebäude in verschiedenen Grössen, welche in der Stadt errichtet wurden. 

Nach knapp 4 Stunden war unser Rundgang zu Ende und wir waren tatsächlich erschöpft nach so viel Wissen. Wir sind wieder zum Bus und haben uns auf den Weg ins Tal zurück gemacht. Dort angekommen war es aber höchste Zeit für einen Kaffee. Danach sind Corinne und ich nochmal allein los, wollten wir doch noch einen kleinen Spaziergang durch Aquas Calientes machen. Es war schon beeindruckend wie die Schienen für den Zug so mitten durch das Dorf laufen und wie auch sonst versucht wird, Modernes und Traditionelles zu vermischen. Da aktuell noch nicht ganz so viele Menschen vor Ort sind, wie vor der Pandemie war es eigentlich noch recht gemütlich. Mag mir aber nicht vorstellen, wie das hier auch sein kann. Ausserdem haben wir noch den riesigen Markt zum Thema Souvenirs besucht. 🙂

Nach dem Rundgang haben wir uns wieder mit unserem Guide getroffen, um mit ihm noch ein kleines Mittagessen einzunehmen. Wir haben ein tolles Restaurant gefunden und hatten ein sehr leckeres Mittagessen. Die Portionen mal wieder äusserst reichlich. Unfassbar was die Peruaner essen können. 🙂 Gegen 14 Uhr wurden wir dann zum Bahnhof gebracht und es hiess Abschied nehmen von unserem Guide Barnabe (manchmal nannte er sich auch Javier). Wir hatten so eine tolle Zeit und wir haben so viel erfahren, dafür nochmal ein herzliches Dankeschön. Unser Zug fuhr dann pünktlich um 14.30 Uhr ab und brachte uns sicher zurück nach Ollantaytambo, wo wir ja auch gestartet sind. Der Anblick der Landschaft, an welcher wir vorbeifuhren, war wieder unbeschreiblich schön. Es ist beeindruckend, wie die Berge sich geformt haben. So langsam muss ich zugeben, dass die Alpen für mich sogar auf den dritten Platz abgefallen sind. Gegen die Anden und eben die Rockys haben die Alpen für mich einfach keine Chance mehr.

Zurück in Ollantaytambo haben wir uns auf die Suche nach unserem Fahrer Edgar gemacht. Der wartete bereits etwas am Rand auf uns und wir haben uns auf den direkten Weg zurück nach Cusco gemacht. Zurück im Hotel hiess es schnell unter die Dusche und dann sind wir noch ein wenig durch die Stadt. Wir hatten noch Lust auf einen Nachtisch und haben eine tolle Crêperie ausfindig gemacht. Und was gibt es Besseres nach zwei so tollen Tagen als einen Crêpe mit Nutella, Bananen und Erdbeeren? 🙂 Genau nicht viel, das war sehr lecker. Danach ging es zurück zum Hostel, um die Bilder der letzten Tage zu besichtigen. Ich sage mal so, wir haben einige gelöscht, sind aber trotzdem über 850 Bilder aus den beiden Tagen entstanden. Der Bildervortrag noch unserer Reise könnte also doch eine etwas längere Abgelegenheit werden. 

Den nächsten Tag Donnerstag, 27.10.2022 haben wir dann wieder ganz locker genommen. Wir sind früh aufgestanden und haben ein wenig Büroarbeit gemacht. Danach ging es in ein kleines Café für ein Frühstück und dann wieder an die Arbeit. Corinne macht etwas für ihre Firma und ich versuche hier die letzten Tage ein wenig strukturiert zu Papier zu bringen. Mir fällt immer etwas Neues ein, was ich wieder irgendwo einfügen muss und der Text wird immer länger. Nachdem ich jetzt doch wieder aktuell bin, geht es noch zu einer kleinen Massage im Gebäude neben dem Hostel. Es gibt hier an jeder Ecke Massagestudios, welche tatsächlich noch recht gut sind und für uns auch recht billig. Das hat also recht gut getan. Danach bin ich noch ein wenig durch die Stadt gelaufen und habe den Markt San Pedro besucht, um dort einen frischen Fruchtsaft zu trinken. Leider war ich schon etwas spät dran und einige Stände waren schon geschlossen, trotzdem hat der Markt ein wahnsinniges Flair.

Am Abend haben wir uns dann noch mit Lena getroffen. Sie haben wir bei einem Ausflug in Arequipa kennen gelernt und sie kommt ebenfalls aus Deutschland und reist allein durch die Welt. Durch Zufall sind wir jetzt alle in Cusco und da bietet sich das ja an. Wir sind wieder in den Stadtteil San Blas gelaufen, welchen wir von der Free Walking Tour kennen, um von dort wieder die Aussicht und den Sonnenuntergang zu geniessen. Natürlich darf da ein Drink nicht fehlen. Danach sind wir noch etwas essen gegangen und hatten einen tollen Abend. Da wir morgen den nächsten Ausflug haben, sind wir nicht ganz so lange geblieben, sondern wieder bei Zeiten ins Bett. Der Wecker klingelt wieder früh.

Der Freitag startete dann auch wirklich sehr früh. Bereits um kurz vor 4 Uhr klingelte der Wecker. Heute stand unser nächster Ausflug an. Wir wollten an den berühmten Humantay Lake, um dort ein wenig zu wandern. Wir wurden wieder pünktlich abgeholt und dieses Mal hatten wir die Ehre, dass wir vom Chef des Touranbieters, John, begleitet wurden. Das konnte ja nur super werden. Ausserdem hatten wir dieses Mal auch weitere Teilnehmer, nämlich 3 Amerikaner, ein Paar so Mitte 20 und eine weitere Dame, welche die Cousine des männlichen Parts des Paares war, dabei. Die Drei reisen zusammen mit den jeweiligen Eltern des Paares, welche wir am nächsten Tag noch kennen lernen sollten. Aber dazu später mehr. Die Fahrt war doch recht anstrengend, da es immer bergauf oder bergab ging und die Entfernung doch etwas über 120 km betrug. Wir sind von Cusco auf 3’300 Meter zuerst hinauf auf 3’800 Meter, um dann wieder hinunter auf 2’200 Meter zu fahren. Dort ging dann nach ca. 1.5 Std der Spass so richtig los. Wir wechselten auf eine Schotterpiste, welche für die nächsten knapp 1.5 Std unser Begleiter sein sollte. Die ersten 30 Minuten waren recht ok, dann erreichten wir ein kleines Dorf mit einem Restaurant, wo wir unser Frühstück einnehmen konnten. Das Essen war in Form eines Buffets und wirklich sehr gut. Alles, was das Herz begehrt, war vorhanden. Ganz besonders am Restaurant war aber noch die Aussicht auf die Umgebung, wirklich toll.

Nach dem Frühstück ging der Ritt dann weiter. Für die nächsten rund 60 Minuten hiess es immer weiter bergauf, entlang an steilen Klippen und durch unendlich viele Kurven. War nicht unbedingt eine magenschonende Fahrt, aber die Aussicht war der Hammer. Nach den ca. 60 Minuten haben wir dann einen Parkplatz erreicht, welcher auf etwa 3’900 Meter Höhe lag. Vor dort aus hiess es dann Laufen. Ok, laufen war nicht für jeden das erklärte Ziel, sondern die drei Anderen wollten lieber die Strecke hinauf zum Lake auf einem Pferd zurücklegen. Ich habe zwar noch eine Rechnung offen, dass ich auch reiten muss, aber nicht hier. Die knapp 400 Höhenmeter wollten wir zu Fuss schaffen und die 20 Dollar pro Pferd wollten wir auch nicht ausgeben. Die Amis waren aber bereits von der Strecke Parkplatz bis zu den Pferden, ca. 500 Meter so ausser Atem, dass die Idee mit den Pferden vielleicht doch recht gut ist. Unterwegs konnten wir von hier aus den Blick sowohl auf den Humantay Mountain (5’473 Meter hoch) als auch auf den Salkantay Mountain (6’264 Meter hoch) bewundern.

Vor allem der letztgenannte Berg spielt für die lokale Bevölkerung eine wichtige kulturelle Rolle. Es gibt noch heute Zeremonien an welchem Opfer für den Berg gebracht werden. Die drei sind dann mit Ihren Pferden los und wir haben uns mit John, unserem Guide, auf den Weg nach oben gemacht. Und die Strecke hatte es ganz schön in sich. Also nicht vom Schwierigkeitsgrad her oder so, sondern einfach auf Grund der Höhe, waren wir jetzt doch auf 4’200 Meter über dem Meer. Das war doch recht anstrengend. Dafür aber eine super Aussicht.

Nachdem wir oben angekommen sind, waren wir doch recht bedient, aber wir haben es geschafft. Wir konnten einen Blick auf den Bergsee geniessen. Neben dem See waren aber auch die dahinterliegenden Berge ein richtiges Highlight. Das war fast noch schöner als der See an sich.

Nachdem wir ausreichend Bilder gemacht haben, hiess es auch wieder breit machen zum Abstieg. Dieses Mal in Begleitung der anderen Teilnehmer. Die Pferde sind nur für den Weg nach oben, nach unten laufen normalerweise alle. Eigentlich war ich recht froh, als wir wieder Richtung Tal sind, waren es mir doch etwas zu viele Touristen. Und der Platz ist eben sehr bekannt dafür, dass man tolle Bilder für Instagram machen kann. Ich musste mich teilweise wirklich beherrschen, wie sich manche Personen in Szene gesetzt haben für ein Bild. Das Thema übersteigt glaub ich einfach meinen Horizont und dass man zwischendurch noch andere Sachen anziehen muss, einfach nicht meine Welt. Aber dann versteh ich schon warum so viele ein Pferd brauchen, weil in solchen Schuhen, in welchen manche um den See getänzelt sind, kann man nicht laufen. Aber egal, muss ja auch nicht alles verstehen. Wir sind also los Richtung Tal und haben für die Strecke doch etwas länger benötigt, da nicht alle ganz so schnell waren. Aber egal, gab für uns mehr Zeit die Aussicht zu geniessen und mit John über Gott und die Welt zu sprechen. Er ist gebürtig aus den Bergen um Cusco und in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen. Er hat aber so viel erreicht und ist so ein netter Mensch, das machte richtig Spass mit ihm zu sprechen. Vor allem haben wir wieder ganz viel über die Kultur der Bevölkerung gelernt. Wieder am Bus angekommen hiess es die gleiche Strecke wieder zurück. Die ersten 45 Min bis zum Restaurant, welches wir schon zum Frühstück hatten, waren wieder recht stressig. Ist nicht so meine Umgebung zum Fahren, aber ich habe überlebt. In eben jenem Restaurant gab es nun ein herrliches Mittagessen. Wieder in Form eines Buffets und wir konnten Essen so viel wir wollten. Das Essen hier ist einfach super. Es ist immer so lecker gewürzt und frisch. Nach dem Essen ging es dann vollends die Schotterpiste hinab und zurück nach Cusco. Auf dem Rückweg gab es dann noch eine gute und eine schlechte Nachricht von John betreffend dem morgigen Ausflug ,am Samstag. Wegen einer Auto-Rallye ist die Strasse Richtung Puno, auf welcher wir morgen fahren müssen ab dem frühen Morgen teilweise gesperrt. Deswegen müssen wir schon um 4 Uhr losfahren, aber immerhin können wir überhaupt auf den Ausflug. HURRA, da freut sich der Tobi, weil das bedeutet, der Wecker klingelt wieder um 3:15 Uhr. In Cusco angekommen waren wir echt bedient und mussten erstmal eine Dusche nehmen. Danach sah die Welt etwas besser aus und wir sind noch ein wenig durch die Stadt gelaufen. Wir haben den Abend aber recht kurz gehalten und sind früh ins Bett.

Der nächste Tag war dann der erwähnte Samstag, 29.10.2022 und der Wecker klingelte tatsächlich um 3:15 Uhr. Auf dem Programm stand ein Ausflug zum Rainbow Mountain. Den wollten wir auf alle Fälle sehen. Die Rainbow Mountains sind eine recht neue Attraktion in Peru und leider mit einem traurigen Hintergrund entstanden. Es ist nämlich so, dass die farbigen Berge erst so richtig im Jahre 2017 erschienen sind. Bis dahin waren sie nämlich unter einer Schneedecke versteckt, so dass dies niemanden anlockte. Erst das wärmere Klima und die damit verbundene Schneeschmelze hat dafür gesorgt, dass man die Berge heute so sehen kann und tausende von Touristen anlocken. Seit ca. 3 Jahren gib es noch einen weiteren Berg, welcher ebenfalls seine Schneedecke verloren hat und seitdem als Rainbow Mountain zu sehen ist. Wir hatten somit zwei Möglichkeiten beim Buchen. Wir haben uns ursprünglich für den neueren und unbekannteren Berg entschieden, weil dort deutlich weniger Menschen hinfahren. Leider wurden wir aber informiert, dass in der Region aktuell das Wetter nicht so gut ist, die Regenzeit kommt gefühlt dieses Jahr zu früh und es dadurch das Risiko für Nebel gibt und die Gefahr, dass wir gar nichts sehen. Das wollten wir nicht riskieren und haben umgebucht auf die Tour zum bekannten und überfüllten Berg. Aber immerhin mit dem Wissen, dass wir dort eine sehr grosse Wahrscheinlichkeit für eine klare Sicht haben. Und was das angeht, sollten wir nicht enttäuscht werden. Wir wurden also um 4 Uhr an unserem Hotel abgeholt und die Überraschung war gross. Neben John war ein zweiter Guide dabei, welchen wir auch schon recht gut kannten. Es war Barnabe/Javier, welchen wir vom Inka Trail kannten. Somit war für ausreichend Unterhaltung gesorgt. 🙂 Zu den bereits bekannten 3 Amis vom Vortag gesellten sich nun noch die jeweiligen Eltern des Paares hinzu. Alle 7 haben wohl kubanische Abstammung leben aber alle in Miami. Ich war schon etwas überrascht, da weder Kleider- noch Schuhwahl darauf schliessen liess, dass die Kollegen ebenfalls auf einen Berg mit 5.036 Meter laufen wollten. Aber ok, dass muss ja jeder selber wissen, mir wären strahlend weisse Valentino Schuhe vielleicht etwas zu teuer. Immerhin sind wir pünktlich los und haben uns auf den Weg Richtung Puno gemacht. Wir folgten der Strasse für ca. 1.5 Std., ehe wir an einem Restaurant wieder unser Frühstück serviert bekommen haben. Hier wieder in Form eines Buffets und mehr als reichhaltig und sehr lecker. Ok, nicht für jeden, die anderen aus der Gruppe hatten an allem etwas auszusetzen. Aber davon lassen Corinne und ich uns nicht mehr beeinflussen, das Gemotze kennen wir ja schon zu gut und ignorieren das. Es war wirklich lecker und alles sehr schön hergerichtet. Nach dem Essen ging es dann noch ein kurzes Stück weiter auf der Hauptstrasse, ehe wir wieder auf eine kleine Schotterpiste abgebogen sind. Diese war aber im Vergleich zum Vortag zumindest mal deutlich breiter und die Abgründe neben der Strasse nicht ganz so tief bzw. nicht so häufig. Wir sind lang über ein breites Tal, welches extrem schön war, den Berg hinauf.

Auch dieser Ritt dauerte knapp 1 Std und 15 Min., ehe wir am Parkplatz angekommen sind. Jetzt waren wir doch schon auf einer Höhe von 4’600 Meter über dem Meer, hatten aber nochmals mehr als 400 Höhenmeter zu Fuss vor uns. Die Luft war ganz schön dünn und man merkte schon nur beim Aussteigen aus dem Bus, das wird eine nicht ganz einfache Sache. Von den 7 Anderen haben 3 direkt die Segel gestrichen und den Aufstieg komplett abgesagt. Sie wollten lieber die 4 Stunden am Bus warten. Die anderen 4 haben sich sofort wieder für ein Pferd entschieden, welches sie in die Nähe vom Gipfel bringen sollte. Aber eben auch nicht komplett, die letzten 100 Höhenmeter muss man zu Fuss machen. Dies ist allgemein bekannt, sorgte aber mal wieder für Unmut. Egal, die 4 sind dann mit dem Pferd und dem Guide Barnabe los, während Corinne und ich zusammen mit John ganz langsam losgelaufen sind. Ich habe mir zur Sicherheit noch ein paar Coca Blätter zur Leistungssteigerung gekauft. 🙂 Die Blätter helfen nicht unbedingt gegen die Höhe aber immerhin bringen sie einen kleinen Leistungsschub, ähnlich wie ein Kaffee. Und ehrlich gesagt schmecken sie auch noch recht gut, wenn man so darauf herumkaut. Wir sind sehr langsam gelaufen, aber das Atmen war trotzdem recht schwer. Man ist in der Höhe einfach so schnell ausser Atem und muss Pause machen. Dann kommt die Luft aber auch recht schnell zurück und man kann wieder eine kleine Distanz gehen. Wir hatten ja Zeit und keinen Stress. Ausserdem war die Aussicht einfach auch zu schön, als dass man sich stressen lassen sollte.

Wir haben dann das erste Ziel, den Übergang zum Rainbow Mountain erreicht und von hier aus erst mal den Blick genossen. Es ist schon beeindruckend, wie der Berg in den verschiedenen Farben strahlt. Ich habe mir das nicht so schön bunt vorgestellt. Ich möchte anmerken, dass die Bilder hier ohne ein Filter aufgenommen wurden. Ich finde das viel natürlicher und schöner und wir möchten hier ja auch die Realität zeigen. Viele Bilder im Internet leuchten zwar noch mehr, wurden aber auch oft entsprechend vorher bearbeitet. Auch von den Touristen her ging es zu dem Zeitpunkt noch, die haben wohl alle länger geschlafen oder sind langsamer gelaufen. 🙂 Die Berge scheinen in den unterschiedlichen Farben aufgrund von vielen sich überlagernden Mineralien im Boden. Dank unseres Guides haben wir immer tolle Spots für Fotos gefunden und er hat auch ein paar sehr schöne Bilder von uns gemacht. Tourguides sind einfach noch zusätzlich super Fotografen. 🙂

Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, wollten wir die 5’000er Marke natürlich noch schaffen und haben uns auf die letzten Meter hinauf zum Gipfel gemacht. Das war zwar nicht mehr weit, aber doch nochmal richtig anstrengend. Aber wir haben es geschafft und der Ausblick war der Hammer. Aber nicht nur auf den Rainbow Mountain, auch der Blick in das dahinter liegende Red Valley oder auf der anderen Seite die hohen Gletscher der Anden war mehr als grandios. Wir haben mal wieder unzählige Fotos gemacht, natürlich auch eines mit ein paar bunt geschmückten Alpakas. 🙂 Kann man machen, muss man aber nicht. Wir fanden es sehr lustig und die paar Soles tun den Einheimischen auch einfach gut.

Es ist schon beeindruckend, wie die Menschen versuchen hier ihr Geld zu verdienen, was in der Höhe sicher nicht einfach ist. Mir ist ein Herr aufgefallen, welcher mit seinem Pferd immer Touristen auf den Berg gebracht hat. Er ist in der Zeit, in welcher wir hoch sind, 3-mal hoch und wieder runter. Vor allem runter ist er richtig gerannt und das mit einem Tempo, unfassbar. Die Menschen hier müssen ein Lungenvolumen haben, welches deutlich grösser ist als unseres. Man kann natürlich wieder streiten ob es sinnvoll ist, dass auch Kinder dabei helfen und somit Geld verdienen, aber Schulen gibt es teilweise einfach auch noch nicht in der Region. Und wenn, dann sind die Lehrer so schlecht, weil keiner in der Region unterrichten will, dass die Kinder mehr von den Eltern lernen. Und da lernen sie eben wie sie am besten überleben und etwas Geld verdienen können. Aber zurück zu den schönen Dingen, nämlich der Aussicht und dem wirklich schönen Rainbow Mountain.

Nachdem wir alle Bilder gemacht hatten, in der Zwischenzeit wurde es recht voll, haben wir uns wieder auf den Weg nach unten gemacht. Das es voller wurde hat man daran gemerkt, dass sich an den besonders beliebten Fotospots Personen positioniert haben, die dafür gesorgt haben, dass jeder sein Bild machen konnte und wenn jemand zu lange gebraucht hat, dann wurde mit einer Trillerpfeife die Person recht deutlich darauf aufmerksam gemacht. 🙂 Ich fand das noch lustig zu beobachten, aber ich denke nach 50 Bilder kann man auch anderen Mal die Möglichkeit geben. Auf dem Weg nach unten hatte John dann doch ein recht hohes Tempo, aber wir konnten mehr oder weniger mithalten. Wir haben uns wieder über Gott und die Welt unterhalten und diesmal gelernt, dass John gerne eine Englischschule in seinem ursprünglichen Dorf eröffnen möchte. Englisch ist für die Kinder so wichtig, weil damit können sie vom Touristenboom in der Umgebung eben am einfachsten profitieren. Ich finde die Idee so richtig toll und bin gespannt was daraus wird. Ich hoffe wir sehen den Herren mal wieder und bleiben in Kontakt. Unten angekommen haben wir den Rest der Gruppe wieder getroffen. Von den Vieren, welche mit dem Pferd nach oben sind, sind Drei sogar mit dem Pferd wieder runter. Nur eine ist tatsächlich wenigstens heruntergelaufen. Nun ja, den Valetino-Schuhen hat das Reiten aber auch nicht gut getan, die waren trotzdem genau so dreckig wie meine Wanderschuhe, nur dass es mir egal war. 🙂 Immerhin hat niemand aus der Gruppe die beiden Sauerstoffflaschen, welche die Guides dabei hatten und damit immerhin fast 7 kg zusätzliches Gewicht den Berg hinauf getragen haben, gebraucht. Wir haben uns dann wieder auf den Weg ins Tal gemacht und sind wieder in das gleiche Restaurant wie beim Frühstück. Hier gab es wieder ein super Buffet, zumindest nach unserer Einschätzung. Die Anderen hatten etwas Mühe mit dem Essen und haben die gefüllten Teller alle wieder schön in der Mitte des Tisches gestapelt. Nichts hat anscheinend geschmeckt, so dass sie mehrmals gelaufen sind, die Teller gefüllt haben und dann immer nur ein wenig gegessen haben. Ich verstehe das nicht, man kann ja auch nur wenig nehmen zum Probieren und dann wieder etwas holen. Sie sind dann irgendwann bei den Chicken-Wings geblieben und haben diese verhaftet. Ich denke, wenn man als Tourist in ein anderes Land kommt, dann kann man nicht erwarten, dass alles ist wie zu Hause und es eben andere Sachen zum Essen gibt, die auch anders schmecken. Eigentlich ist es doch grade das, was eine Reise ausmacht. Etwas Neues zu probieren und zu erleben. Leider erleben wir aber irgendwie recht oft das Gegenteil und können das irgendwie nicht verstehen. Und dabei spielt es keine Rolle, von woher die Touristen kommen, haben das schon von vielen verschiedenen Nationen erlebt. Nach dem Essen sind wir dann vollends zurück nach Cusco. Ich war ehrlich gesagt froh, habe ich die beiden Tage mit den langen Fahrten auf Schotterpisten hinter mir. Nachdem wir in Cusco angekommen sind, hiess es Abschied nehmen von unseren Guides. Vor allem John hat so viel für uns getan und so ein tolles Programm für die Tage hier erstellt, wir werden das vermissen. Ich glaube ich habe in 10 Tagen schon lange nicht mehr so viel gelernt wie in den vergangen Zehn. Corinne und ich sind dann noch auf einen Kaffee, ehe wir uns auf den Weg zum Hostel gemacht haben. Zurück im Hostel hiess es dann Duschen und Ausruhen. Der Vorteil unserer frühen Abfahrt war, dass wir auch nicht ganz so spät zurück waren und so noch etwas vom Nachmittag hatten. Den haben wir dann ganz unterschiedlich verbracht. Corinne hat sich zur Entspannung die Haare schneiden lassen und ging zur Mani- und Pediküre. Zum Vergleich für die drei Sachen und den benötigten Zeitaufwand von 2 Std. hat sie inkl. 10% Trinkgeld 25 Euro bezahlt. Und es sieht erst noch super aus. Ich habe mir gedacht, ich lass mir von Corinne, bevor sie los ist kurz im Zimmer die Haare schneiden und nutze das gesparte Geld für eine weitere Massage. 🙂 Ich bin wieder in das gleiche Studio direkt neben dem Hostel und nach den beiden Tagen mit Wandern tat das richtig gut. Den Abschluss des tollen Tages haben wir dann in einem kleinen Restaurant um die Ecke gemacht mit einem original peruanischen Gericht. Es gab Lomo Saltado, was eine Art Rindergeschnetzeltes in einer asiatisch angehauchten Sauce mit Zwiebelscheiben und Paprikastücken ist. Dazu gibt es Reis und ein paar Kartoffeln. Es war sooo lecker. 🙂

Der nächste Tag war dann schon wieder Sonntag, der 30.10.2022 und eigentlich unser letzter ganzer Tag in Cusco. Wir haben den morgen gemütlich genommen, sind einen Kaffee trinken gegangen und kurz in die Stadt. Ich weiss nicht genau was los war, aber es gab eine Parade vor der Kathedrale. Irgendwie sind hauptsächlich Frauen, welche in Gruppen zu einem jeweiligen Jahr unterteilt, durch die Stadt gelaufen. Ich weiss aber nicht, wie die Zusammensetzung war, aber es muss einen kirchlichen Hintergrund gehabt haben. Es war noch lustig anzuschauen, wie die Damen versuchten, in High-Heels im Gleichschritt über Pflastersteine zu marschieren. Ich sage nur, Augen auf bei der Wahl der Schuhe. Aber alle waren herausgeputzt als gingen sie auf eine Hochzeit. Ok, bei manchen waren die Kostüme so kurz, dass sie mehr für eine Disco geeignet gewesen wären, aber anscheinend kann man so hier auch in die Kirche. Ich habe es komplett nicht verstanden, aber es war lustig. Und vor allem die Musik, welche von verschiedenen Blasmusikgruppen gespielt wurde, war genial. Diese sind dann noch teilweise durch die Stadt gelaufen und haben gespielt. Dafür wurden die Strassen nicht gesperrt, sondern der Verkehr musste einfach schauen, wo er bleibt. 🙂 Hat sich aber irgendwie niemand beschwert.

Den Rest des Vormittags haben wir im Hostel verbracht, um hier am Blog zu arbeiten und unsere Bilder der letzten Tage zu sortieren. Am Nachmittag haben wir uns nochmal auf den Weg gemacht und sind zuerst zu einer weiteren Inka-Stätte, welche direkt am Rand von Cusco liegt. Dieser Ort hat den unaussprechlichen Namen Saqsaywaman und liegt etwa 3 km oberhalb des Stadtzentrums. Die Anlage sollte als Repräsentationsort dienen und als militärische Befestigung den am meisten gefährdeten Zugang zur Stadt schützen. Während der 70-jährigen Bauzeit in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sollen nach Schätzungen bis zu 20.000 Menschen daran gearbeitet haben.

Für uns war es eine neue Erfahrung, weil es die erste Tour durch so eine Anlage war ohne einen Guide. Es war trotzdem mega spannend die Anlage zu besichtigen, aber irgendwie fehlen uns jetzt doch etwas die Details, was wir bisher immer so genossen haben. Für uns besonders beeindruckend waren die riesigen Felsen, welche teilweise in die Mauern miteingemauert waren. Auch hier stellt sich wieder die Frage, wie haben die Menschen das damals alles hinbekommen. Vor allem wenn die Steine wieder Stein auf Stein und ohne Zement gemauert wurden. Ich bin nach wie vor extrem beeindruckt was da geleistet wurde. Ausserdem hat man von der Anlage einen super Blick über die Stadt.

Als nächstes sind wir dann zu einer grossen Christus-Statue gelaufen, welche direkt neben der Inka-Stätte steht. Es handelt sich hierbei um eine kleinere Version der berühmten Statue in Río de Janeiro. Auch von hier hat man einen tollen Blick und wir konnten die untergehende Sonne beobachten.

Danach haben wir uns auf den Weg hinunter in die Stadt gemacht. Wir sind einfach los und diverse Treppen nach unten. Was für ein Labyrinth aus Treppen, aber wir haben es geschafft. Schon brutal wie an so einem steilen Abgang wirklich Haus an Haus, oder manchmal war es nur mehr ein Verschlag, steht. Vor allem für die Menschen muss es sehr anstrengend sein, wenn sie das Haus verlassen wollen. Unten angekommen sind wir noch in ein Restaurant für einen kleinen Burger und danach noch auf einen Kaffee zu unserem Barista des Vertrauens. Den Abend haben wir dann im Hostel verbracht und unsere Rucksäcke für morgen vorbereitet. Haben wir in den letzten Tagen doch so manches gekauft und so müssen wir jetzt schauen, ob auch noch alles Platz hat. Nun ja, hat nicht ganz funktioniert, also muss leider manches hierbleiben. Gibt es wieder eine kleine Spende, aber was sollen wir machen. Morgen Abend geht unsere Reise weiter, wir fahren endlich mal wieder Bus. Den Tag werden wir aber sicher noch verbringen mit dem Besuch von ein paar weiteren Sehenswürdigkeiten.

Und dann war auch schon Montag, der 31.10.2022 und überall in der Stadt ist der Halloween Wahnsinn ausgebrochen. Sämtliche Restaurants, Hotels, Läden, usw. wurden geschmückt, hauptsächlich mit schwarzen und orangenen Luftballons plus unzähligen Skeletten und Spinnennetzen. Hurra, was haben wir uns gefreut. Finden wir Halloween ja so eine sinnvolle Sache. Aber egal, zurück zu unserem Tag. Am Morgen sind wir nochmal recht früh aufgestanden, weil wir den lokalen Markt San Pedro besuchen wollten. Ich war zwar schon mal dort, dieses Mal wollten wir dort aber ein kleines Frühstück einwerfen. Der Markt war recht gut besucht und es war extrem, was hier mal wieder alles verkauft wurde. Vor allem im Bereich Fleisch und Wurstwaren war ich froh, dass ich noch nichts gegessen hatte. Das harmlose waren noch ganze Schweine, anstrengender fand ich dann eher die abgetrennten Mäuler von Rindern oder die Innereien wie Herzen, usw. Da war es doch in der Blumenabteilung deutlich schöner und farbenfroher. 🙂 Es gibt hier schon tolle Blumen, wie Orchideen und Rosen, welche dann auch gar nicht so teuer verkauft werden. Natürlich dürfen aber auch die sonstigen Sachen wie Taschen, Pullover, Gewürze, usw. nicht fehlen.

Auf dem Markt gibt es dann einen extra Bereich mit Essen. Die Peruaner essen zum Frühstück aber schon richtig deftig mit Suppe, Fleisch, Reis, Kartoffeln, Linsen usw. Das kommt dann alles auf den Teller und los geht’s. Das schmeckt super, aber morgens um 9 Uhr einfach zu früh für uns. Wir haben uns dann einen kleinen Stand gesucht, welcher Sandwiches verkauft und haben uns dort hingesetzt. Die Stände sind vielleicht 60 cm breit und reihen sich einfach nur so aneinander. Wie die Damen dahinter das Essen machen, keine Ahnung. Weil auch sehr tief sind die Stände nicht. Dann kommt nämlich bereits der Nächste, welcher auf die andere Seite verkauft. Wie das mit Hygiene usw. genau aussieht, mag ich nicht beurteilen, uns ist aber nie etwas passiert. Vielleicht haben sich unsere Mägen auch einfach an so manches gewöhnt, aber das Essen schmeckt einfach auch zu gut auf so einem Markt. Und kosten tut es dann auch fast nichts, wenn man bedenkt das alles frische Zutaten sind. Heute gab es ein frisches Sandwich mit Avocado, Schinken, Tomate und Ei und das für 2 Euro – einfach genial.

Danach sind wir dann noch zu einem Stand bei den Fruchtsaftverkäuferinnen. Hier sind die Stände fast noch kleiner, aber was die für frische Fruchtsäfte zaubern, ist genial. Auch hier ist der halbe Liter frisch gepresster Fruchtsaft nicht teurer als 2 Euro und schmeckt herrlich. 

Danach sind wir dann noch in die Stadt, weil wir zu einer Bank wollten. Wir brauchen für Argentinien Dollar und an Automaten gibt es immer nur 200 Dollar mit recht hohen Gebühren. Ausserdem gibt es dann nur 20er Scheine, was es zum Tauschen nachher in Argentinien wieder recht teuer macht. Der Kurs für 100er Noten ist tatsächlich besser in den Wechselstuben. War dann nicht ganz einfach, aber die Bank BCP hat extra eine Filiale in der Stadt nur für Touristen. Da haben wir das dann hinbekommen und sind nun gewappnet. Danach ging es noch durch die Stadt, ehe wir wieder zum Hostel sind. Corinne wollte noch ein paar Sachen erledigen und ich bin dann nochmal allein los. Mir ist eingefallen, dass ich ja noch ins Museum zum Thema Machu Picchu wollte. Dummerweise habe ich die Rechnung ohne die Öffnungszeiten gemacht. Da morgen Allerheilligen ist, ist bereits heute teilweise ein Feiertag. Also im normalen Bereich fällt das nicht auf, alle Läden usw. sind offen. Aber Museen sind da wohl anders, die sind zu. Hurra. Also bin ich weiter und das Einzige, was offen war, war die Coricancha. Die Coricancha war der wichtigste Tempel in der Inka-Hauptstadt Cusco. Sie überstand die Zerstörungen während der Eroberung durch die Spanier nicht. Heute gibt es im Zentrum lediglich einige Mauerreste, die den Glanz jener Arbeit zeigen. Nach einem schweren Erdbeben 1650 wurden die Ruinen weitgehend durch den Bau des Convento de Santo Domingo (ein christliches Kloster) überbaut. Lediglich vier Räume wurden weiterhin vom Kloster genutzt. Ein weiteres schweres Erdbeben 1950 beschädigte die Kirche und legte Mauerreste des ursprünglichen Tempels wieder frei. Ich habe es ja glaube ich schon mal geschrieben, bei der Eroberung wurden alle Tempel der Inka mit neuen christlichen Kirchen einfach überbaut, so eben auch in diesem Fall. Die Coricancha war der heiligste Ort, an dem die Inka Hochzeiten, Krönungen, Bestattungen und Riten von „nationaler“ Bedeutung feierten. Den Tempel des Inti (der Sonne) konnten die Inkas nur nüchtern, barfuss und zum Zeichen ihrer Demut mit einer Last auf dem Rücken, den Weisungen des Hohepriesters des Sonnenkultes folgend, betreten.

Ich habe die ganze Sache leider wieder ohne einen Guide angeschaut und bin zum gleichen Ergebnis wie gestern gekommen. Ohne Guide macht es deutlich weniger Spass. Die Geschichte ist so spannend und umfangreich, nur mit ein paar kleinen Tafeln kann man sich die Zusammenhänge nicht erklären. Aber egal, es war eine tolle Zeit dort und ich habe sehr viel gesehen.

Danach war es dann aber Zeit für einen Kaffee und meinen Rückweg ins Hostel. Dort habe ich mich im Restaurant ausgebreitet und schreibe an diesem Blog. Am Abend wollten wir dann noch ein letztes Mal in die Stadt um etwas zu Essen. Im Verlauf des frühen Abends haben wir aber bemerkt, dass schon vor dem Hostel immer mehr und mehr verkleidete Menschen durch die Strassen ziehen und Autos kaum mehr durchkommen. Wir haben uns dann spontan entschieden, das Abendessen im Hostel einzunehmen und lieber etwas früher zum Bus zu gehen. Nach dem Essen war die Situation vor dem Hostel dann so, dass eigentlich Autos gar nicht mehr fahren konnten, was uns von der Rezeption dann auch bestätigt wurde. Wir sollten lieber ein wenig laufen und dann versuchen ein UBER oder Taxi zu bekommen. Die Idee war gut, die Umsetzung hat so gar nicht hingehauen. In der Stadt war es so voll, das war unbeschreiblich. Alle Menschen waren verkleidet und voll im Halloween Modus. Ich denke, das war vergleichbar mit Karneval in Düsseldorf oder so. Es gab selbst für uns mit den grossen Rucksäcken fast kein Durchkommen. Die Idee mit Taxi oder UBER haben wir dann recht schnell verworfen, das würde nichts werden. Uns blieb keine andere Möglichkeit als die 2.5 km zum Terminal zu laufen. Mit all dem Gepäck und einem gewissen Zeitdruck nicht einfach. Aber wir haben es noch pünktlich geschafft. Ja, damit endet unsere Zeit in Cusco tatsächlich. Die Zeit hier wird sicher etwas ganz Besonderes bleiben für uns. Wir haben so viel erlebt, gesehen, so tolle Menschen getroffen und ganz viel gelernt. Und ich glaube, vieles davon wird uns auf unserer weiteren Reise noch ganz oft beschäftigen. Cusco und Umgebung reiht sich wirklich in unseren Highlights der Reise ganz weit vorne mit ein. Jeder, der die Möglichkeit hat, sollte hier her kommen und sich ein eigenes Bild machen. Am Busterminal konnten wir dann unsere Rucksäcke abgeben und wir haben auf die Abfahrt gewartet. Unser Bus ist dann auch pünktlich um 22 Uhr abgefahren und wir waren auf dem Weg nach Puno und damit an den Titicacasee. Die Fahrt verlief ohne grössere Probleme und obwohl wir wieder oben sitzen mussten, hatten wir super Plätze. Die Plätze direkt hinter der Treppe, welche nach oben führt, haben sehr viel Beinfreiheit. Das haben wir bei unseren letzten Fahrten schon beobachtet und diesmal genau die Plätze 7 und 8 gebucht. So langsam wissen wir wie der Hase läuft. Wir sind dann mit 30 Min. Verspätung in Puno um kurz nach 5 Uhr am Dienstagmorgen, 01.11.2022 angekommen. War noch etwas früh, weil unser Transfer auf die Floating Island erst ab 6 Uhr möglich war. Also haben wir es uns am Terminal noch gemütlich gemacht und um 5.45 Uhr unsere Unterkunft kontaktiert. Sie haben uns dann ein Taxi geschickt, welches uns zum Hafen brachte. Dort wurden wir dann von Juan, so heisst der Eigentümer der Insel mit seinem kleinen Boot abgeholt. Die Fahrt zur Insel dauerte ca. 15 Min und wir waren in unserem kleinen Paradies angekommen.

Die Floating Island werden von den Uros bewohnt. Dies ist eine kleine Community von knapp 1’000 Menschen, welche sich auf 120 kleine Inseln verteilen. Normalerweise lebt immer eine Familie auf einer Insel. Wir hatten grossen Glück, denn unsere kleine Hütte war schon fertig und wir konnten diese direkt beziehen. So konnten wir nochmal eine ausgiebige Mütze Schlaf nehmen. Ich war dann wieder etwas früher fit und habe es unfallfrei auf die Matratze auf der Terrasse geschafft. Wow, was für ein Blick über den See und die Berge, da wollte ich eigentlich gar nichts anderes mehr machen. Ok, so viel kann man hier auch nicht machen, also waren wir den Rest des Tages einfach faul, haben Netflix geschaut, gelesen und vor allem die Stille genossen. Vor allem aber haben wir die Aussicht und den Sonnenuntergang genossen, welch ein genialer Anblick.

Am Abend gab es dann ein leckeres Abendessen, welches von der Familie zubereitet wurde. Wir hatten Hühnchenbrust mit Reis und Pommes. Und dazu sogar mal wieder frisches Gemüse. Es war sehr lecker und da es noch einen kleinen Nachtisch gab, war ich mehr als zufrieden. Leider mussten wir mit Tee auf unser Reisejubiläum anstossen, da es nichts gross anderes gab. Ja, heute sind es jetzt tatsächlich schon 11 Monate, welche wir unterwegs sind. Und noch immer können wir es selber kaum glauben, was wir alles erleben dürfen. Da es in den Hütten, ausser einer kleinen Lampe, keinen weiteren Strom gibt, kann man am Abend auch nicht so viel machen. Wir haben uns noch warm eingepackt und ein wenig die Sterne angeschaut. Es ist der Hammer, wie die Sterne hier leuchten und sich teilweise sogar im See spiegeln. Für die Nacht gab es dann noch eine heisse Wärmeflasche fürs Bett. Und die war gar nicht so unnötig, es wird hier nämlich nachts bitterkalt. Laut Wetter-App war es nur so ca. 3 bis 5 Grad warm und die Hütten sind alles andere als dicht oder geschweige geheizt. Aber mit der Wärmeflasche und den unzähligen Decken alles kein Problem. Wir haben recht gut geschlafen und sind bei strahlend blauem Himmel wieder aufgewacht. Der Tag, Mittwoch, 02.11.2022 startete dann mit einem kleinen, aber sehr feinen Frühstück und einer grossen Tasse Coca-Tee. Der Tee wirkt wie Kaffee, ein wenig belebend und ist daher eine gute Alternative. Kaffee wird hier nämlich eher weniger getrunken und wenn dann ist es so ein Instantkaffee, welcher auch ok ist, aber eben nicht so gut. 🙂 Da wir nur die eine Nacht auf der Insel bleiben, steht heute bereits wieder der Transfer aufs Festland auf dem Programm. Den Vormittag haben wir aber noch ausgiebig auf der Terrasse vor unserer Hütte genossen und ich habe mit Juan eine kleine Bootstour in einem traditionellen Boot der Uros gemacht. Dabei habe ich noch sehr viel über die Menschen und das Leben auf den Inseln gelernt (und das alles auf Spanisch). 

Um eine schwimmende Insel auf dem Totora-Schilf herzustellen, benötigt es ca. 1 bis 2 Jahre, dann kann mit dem Bau von Hütten begonnen werden. Jeden Monat muss aber Schilf nachgeerntet werden und auf dem Boden der Insel neu ausgelegt werden. So erreicht die Insel eine Dicke von durchschnittlich 2 Metern. Die Insel schwimmt sozusagen dann auf den Wurzeln des Schilfs und hat keine Verbindung an den Grund des Sees. Der See ist an der Stelle, an welcher die Uros leben ca. 15 Meter tief. Die Insel wird nur durch Anker in Position gehalten. Nach ca. 20 bis 30 Jahren muss mit dem Bau einer neuen Insel begonnen werden, da dann die Wurzeln ihre Kraft verlieren und nicht mehr schwimmen. Da auch der Boden unter den Hütten und Gebäuden immer wieder mit neuem Schilf ausgelegt werden muss, müssen die Gebäude alle zwei Jahre komplett zerlegt, Schilf ausgelegt und dann neu aufgebaut werden. Das dauert pro Gebäude zwischen 2 und 3 Wochen. Auch wird das Schilf verwendet, um die Gebäude zu verkleiden oder um die traditionellen Boote zu bauen, wobei es hierfür erst aufwendig getrocknet werden muss. Bei den Booten ist es so, dass ein Boot nur 2 Jahre hält, dann muss es neu gebaut werden. Ein Boot wie jenes mit dem ich unterwegs war hat eine Bauzeit von ca. 3 Wochen und 3 Mann arbeiten zeitgleich daran. Ein kleines Boot, nur zum Reinliegen, welches auf der Insel bleibt, dauert ca. 1 Woche zum Bau. Eine weitere Besonderheit des Schilfs ist es, dass man die Stile kurz oberhalb der Wurzel auch essen kann. Ich habe das probiert, schmeckt nach nicht viel, ist aber recht erfrischend. Dazu wird der Stil geschält wie eine Banane und man kann direkt abbeissen. Grundsätzlich lebt auf einer Insel immer nur eine Familie. Grössere Inseln sind nur für Touristenzwecke gebaut. Es gibt aber immerhin auch 3 Inseln, auf welcher eine Schule untergebracht ist. Die Kinder gehen vom 6. bis zum 11. Lebensjahr direkt in der Community auf die Schule und erst danach dann aufs Festland. Es gibt einen Chef für die Community, vergleichbar mit einem Bürgermeister. Aktuell leben noch zwei Communities auf dem See wobei die zweite kein Tourismus betreibt, sondern sich nur durch den Fischfang finanziert. Besonders hart ist das Leben in der Regenzeit Dezember und Januar, wenn es sehr stark regnet. Die Hütten sind einfach nicht ganz dicht und können dem Regen nur schwer standhalten. Gegen 12 Uhr war dann wieder Abfahrt mit dem kleinen Motorboot der Familie und Juan hat uns wieder aufs Festland gebracht und unterwegs noch eine kleine Rundfahrt durch die Community gemacht. 

Auf dem Festland ging es mit dem Taxi in ein kleines Hotel, wo wir die nächste Nacht noch bleiben werden. Puno hat nicht ganz so viel zu bieten, aber zumindest einen Nachmittag wollten wir für eine Besichtigung haben. Nach dem Einchecken und einer erfrischenden Dusche sind wir erstmal los um einen richtigen Kaffee zu trinken. Danach hat uns dann doch Abenteuerlust wieder ein wenig gepackt und wir wollten selbst schauen, was man hier erleben kann. Wir wurden auch recht schnell fündig, der Plaza de Armas und die Kathedrale waren schon mal sehr schön.

Danach sind wir auf zwei Aussichtspunkte gelaufen, um einen Ausblick auf die Stadt und den See zu haben. Vor allem der Aufstieg zum zweiten Punkt, dem Mirador El Condor hatte es in sich. Sagenhafte 615 Stufen galt es zu überwinden, was es aber absolut wert war. Obwohl die Luft gegen Ende wieder recht dünn wurde, lag der Aussichtspunkt doch wieder auf 4’020 Meter über dem Meer. Die Aussicht war der Hammer und vor allem der Blick auf diesen riesigen See etwas ganz Besonderes.

Der Titicacasee ist mit einer Fläche von 8’372 Quadratkilometern der grösste Süsswassersee Südamerikas. Der westliche Teil des Sees gehört zu Peru der östliche Teil zu Bolivien. Gemessen an seiner Fläche ist er der achtzehntgrösste natürliche See der Welt. Der See ist das höchstgelegene kommerziell schiffbare Gewässer der Erde. Er liegt auf einer Höhe von 3’812 m über dem Meeresspiegel, ist 178 km lang und bis 67,4 km breit und hat eine durchschnittliche Tiefe von 107 m. Nach diesen Strapazen ging es dann wieder deutlich einfacher die 615 Stufen nach unten und wieder Richtung Zentrum. Das Zentrum an sich ist schon recht schön, aber ich bin froh, bleiben wir nur diesen einen Nachmittag.

Wir sind dann wieder ins Hotel, um ein wenig zu arbeiten und sind dann noch etwas Essen gegangen. Ich sage mal so, ich glaube es liegt an der Höhenluft, aber ich habe sooo Hunger. 🙂 Danach ging es zurück ins Zimmer und wir bereiteten uns auf den morgigen Tag vor. Da geht es wieder über eine Grenze, nämlich nach Bolivien. Wir haben uns ein Busunternehmen gesucht, welches die Fahrt mit einem Zwischenstopp in Copacabana und einem betreuten Grenzübergang anbietet. Das macht es hoffentlich etwas einfacher. Ich schreibe die letzten Zeilen des Beitrages aber tatsächlich mit einem weinenden Auge. Immerhin heisst es jetzt Abschied nehmen von Peru und das ist nicht ganz einfach. Wenn man bedenkt, wie lange die Berichte über Peru geworden sind, kann man sich vorstellen was wir hier alles erlebt und gesehen haben. Ich gehe fast so weit und behaupte Peru war das tollste Land auf unserer Reise bisher. Einfach unfassbar und schwer zu beschreiben, was dieses Land mit mir gemacht hat, mit all seiner Geschichte und den Menschen, welche hier leben. Aber sind wir gespannt wie es weiter geht und ich bin mir sicher, die Abenteuer werden nicht weniger. Wie unsere Fahrt nach Bolivien war und wie die ersten Tage in La Paz abgelaufen sind dann im nächsten Bericht.

Danke fürs Durchhalten, ich hoffe es hat sich gelohnt!

Ecuador: Quito

Wie ja schon im letzten Beitrag geschrieben, wollen wir noch ein paar Tage in Quito bleiben und haben uns dafür ein tolles Hotel gesucht. Haben wir am Samstag ja einiges zu feiern und da können wir es uns ja auch mal wieder gut gehen lassen. Wie gesagt haben wir den Freitagmorgen im Hotel verbracht und an unseren Beiträgen gearbeitet. Gegen 12 Uhr sind wir ausgecheckt, haben unsere Rucksäcke aufgesetzt und uns auf den Weg gemacht. Laut Google Maps waren es nur 1.2 km bis zum nächsten Hotel und das kann man ja Laufen. Also, so haben wir uns das vorgestellt und haben uns auf den Weg gemacht. Wir sind los, Richtung Plaza Grande, welcher von all den prächtigen Gebäuden, wie dem Präsidentenpalast umgeben ist. Damit hatten wir die ersten 500 Meter geschafft und wir waren schon völlig ausser Atem. Wir haben es etwas vergessen, dass wir nun ja wieder auf knapp 3’000 Meter über dem Meer sind, was man doch recht schnell merkt, wenn man kurz davor noch am Meer war. So ca. in der Mitte haben wir uns dann einen Kaffee gegönnt und ein kleines Frühstück. Da wir am Morgen tatsächlich das kostenlose Frühstück im Hotel verschlafen haben, musste jetzt etwas in Magen. Frisch gestärkt ging es weiter und uns ahnte bereits Schlimmes. Quito ist eine Stadt mit sehr steilen Strassen. Ich habe das so noch nirgends gesehen, nicht mal in San Francisco. Und unser Hotel war natürlich auf einem Hügel. Hätten wir uns denken können, wenn es schon «Vista del Angel» heisst. Vista ist ja die Aussicht und die hat man am ehesten von einem Hügel. Hurra – hätte man drauf kommen können. Die Strasse wurde immer steiler und der Rucksack immer schwerer. Wir waren tatsächlich völlig ausser Atem als wir am Hotel angekommen sind. Eine kurze Analyse der Situation ergab, yepp weit und breit kein Restaurant um das Hotel, was bedeutet, wir laufen den Weg noch öfters in den nächsten Tagen. Ausser diesem kleinen Manko war das Hotel aber super. Vor allem die Mitarbeiter waren so freundlich und liebenswert, wirklich toll. Auch hatten wir ein grossartiges Zimmer und alles war so super sauber und liebevoll dekoriert. Wir haben uns direkt mega wohl gefühlt. Nach den Strapazen mussten wir uns dann erstmal ein wenig ausruhen. Am Nachmittag haben wir uns dann ins Restaurant des Hotels gesetzt, um ein wenig an den Laptops zu arbeiten. Viel wichtiger war aber, dass das Restaurant eine kleine Theke an den Fenstern hatte, von der man einen unbeschreiblichen Blick über die Stadt hat. Ausserdem gab es eine Terrasse, welche ebenfalls den gleichen Blick erlaubte. Das Restaurant war im dritten Stock und damit ganz oben. Einfach herrlich so zu sitzen und die Aussicht zu geniessen. Dazu einen leckeren Cappuccino und das Arbeiten ging fast wie von allein. Am Abend sind wir dann nochmals in die Stadt runter gelaufen um eine Kleinigkeit zu Essen. Wir haben ein tolles Restaurant ausgesucht und haben sehr lecker gegessen. War aber auch notwendig, wussten wir doch, was uns wieder für ein Aufstieg beim Heimweg erwartet. Zurück im Hotel waren wir tatsächlich wieder ausser Atem, aber es hatte sich gelohnt. Und danach habe ich auch wirklich super geschlafen. Vielleicht noch zwei intressante Fakten zu Quito. Die Stadt ist noch vor der bolivianischen Hauptstadt Sucre die höchstgelegene Hauptstadt der Welt und mit rund 2,7 Millionen Einwohnern neben Guayaquil eine der beiden grössten Städte des Landes. Hab ich so auch nicht gewusst vorher.

Der Folgetag war dann schon der Samstag, 01.10.2022 und damit ein besonderer Tag. Zum einen hatte Corinne an diesem Tag ihren Geburtstag und zum anderen war heute unser 10-monatiges Reisejubiläum. Unfassbar, dass wir schon so lange unterwegs sind. Da Corinne einen speziellen Geburtstag hatte, ja es war ein runder – mehr sage ich dazu nicht, wollten wir heute auch etwas Besonderes machen. Wir hatten uns dazu entschieden, dass wir am Morgen eine Free-City-Walking Tour machen und den Nachmittag im Hotel verbringen. Wollten doch einige Menschen Corinne persönlich gratulieren haben wir uns gedacht, so macht das am meisten Sinn. Wir wären dann wieder zurück, wenn es in Europa gegen Abend wird und dann passt das. Also haben wir die Tour, Start um 9 Uhr in der Stadt, ausgesucht. Thema war eine Historische Besichtigung der Altstadt von Quito mit Treffpunkt an der grossen Basilika. Am Treffpunkt angekommen hat eigentlich nur eine Person gefehlt, der Tour-Guide. Wir sollten extra 10 Min früher da sein, dann kann die wichtigste Person ja ruhig erst um 9:05 Uhr kommen. Aber egal, wir haben ja Zeit und das Wetter war auch gut, also alles kein Problem. Neben Corinne und mir war nur noch ein Herr aus Spanien als Teilnehmer anwesend, das bedeute zusammen mit dem Guide, diesmal einer Frau, waren wir 4 Personen. Also eine recht kleine Gruppe, was aber auch seinen Vorteil hat. Zu Beginn gab es eine ausführliche Erklärung zur Geschichte von Ecuador. Ich muss zugeben für mich war es tatsächlich etwas viel und ich habe nicht alles verstanden. Ausser dass Ecuador eigentlich in der Form noch ein recht junges Land ist und aktuell sehr grosse Probleme hat. Vor allem die Corona-Pandemie hat dem Land schwer zugesetzt und vor allem den Menschen. Da es keine grossen Versicherungen und so weiter gibt, waren doch viele Menschen, welche bereits an der Armutsgrenze leben, stark betroffen. Das Ganze führte zu einem deutlichen Anstieg der Kriminalität, was momentan so ein wenig ein Problem darstellt. Wir selber haben uns nie unsicher gefühlt, waren wir aber auch recht viel nur im touristischen Teil von Quito unterwegs. Nach dieser Einleitung gab es noch einige Infos zur Basilika. Für die Basilika wurde am 10. Juli 1892 der Grundstein gelegt. 1902 war dann ein erster Teil, die Kapelle Unserer Lieben Frau vom Heiligsten Herzen, fertigstellt. In den weiteren Jahren bis 1924 wurde die Basilika dann mehr oder weniger fertiggestellt. Eigentlich ist die Basilika bis heute nicht wirklich fertig, sondern man doktert noch daran rum oder beginnt ständig neue Anbauten oder Renervierungen. Bekannt ist die Kirche daher, dass an der seitlichen Fassade Figuren, welche den Tieren der Galapagosinseln nachempfunden sind, angebracht sind. So sind Schildkröten, Leguane und viele andere Tiere zu sehen. Ausserdem wird ersichtlich, dass es die Basilika nicht ganz geschafft hat, Kirche und Staat zu trennen. Selbst ein ehemaliger Präsident, welcher sehr viel für die Kirche tat, von der Bevölkerung aber nicht von allen beliebt war, hat es geschafft mit einer Statue an der Kirchenwand verewigt zu sein. Diverse Personen wollten die Kirche gar einmal nach seinem Namen umbenennen. Die Basilika ist 140 Meter lang, 35 Meter breit und hat eine Höhe von 30 Metern im Chor. Das Querschiff erreicht eine Höhe von 74 Metern, die beiden Türme ragen 115 Meter hoch. Die Basilika ist damit die zweithöchste Kirche Lateinamerikas. Nach dieser etwas langen Einführung ging es dann endlich los, hiess das Ganze doch City Walk. Aber bereits nach 25 Metern war mir klar, dass wird ein langsamer Spaziergang und sicher nicht ganz so weit. Unser Guide war nicht sehr gut zu Fuss, dafür aber um so redegewandter. Da sie auch bereits sehr viel gereist ist und viel in Europa war, drehten sich viele Sachen eher um das, als um Quito. Das war zwar auch irgendwie interessant aber nicht das war wir eigentlich hören wollten. Die Tour ging dann durch das historische Zentrum Richtung Präsidentenpalast und dem Plaza Grande. Unterwegs ging es vorbei an diversen Kirchen und wunderschönen alten Gebäude in welchen diverse Baustile, wie Europäische, Maurische und Indigene, verschmolzen wurden. Als wir dann vom Präsidentenpalast weiter Richtung Süden gelaufen sind, hat uns unser Guide auf eine ganz spezielle Geschichte aufmerksam gemacht. An einer Kreuzung sollten wir uns die Hausfassade ganz genau anschauen. Darin konnte man deutlich Einschusslöcher sehen, welche von den letzten Protesten vor ein paar Jahren stammten. Die Einwohner zogen protestierend Richtung Präsidentenpalast und wurden von der Arme versucht aufzuhalten. Nachdem dies nicht funktionierte, eröffnete die Armee das Feuer mit scharfer Munition auf die eigene Bevölkerung. Da es nur Einschusslöcher aus der Richtung des Palastes gibt, ist auch klar, wer geschossen haben muss. Für uns sind solche Geschichten immer fast nicht zu glauben, können wir uns so etwas einfach nicht vorstellen. Die Menschen in Ecuador sind da etwas anders. Es gab schon mehrere Präsidenten, welche durch diverse Aufstände aus dem Amt gejagt wurden.

Nach den vielen Geschichten wurde es ein wenig Zeit für eine Abwechslung. Und diese war in dem Fall auch noch recht süss. Ecuador ist sehr bekannt für sehr gute Schokolade, was man in diversen Tastings auch probieren kann. Im Rahmen der Tour sind wir also zu einem kleinen Probierstand eines Herstellers gelaufen, welcher sich in einem ganz tollen Hotel befand und konnten dort diverse Sorten probieren. Schokolade mit 100% Kakaoanteil, dann mit 85% Kakao und 15% Zucker, dann 60% Kakao und 40% und schliesslich noch 60% Kakao, 40% Zucker und Zusätzen von Chili (ganz schön scharf) und Kaffee (mega lecker) probieren.

Das hatten wir jetzt im Rahmen solcher Touren auch noch nie. Und das schöne daran war, es gab sogar noch ein zweites Tasting bei einem anderen kleinen Hersteller. Dort gab es sogar noch eine Sorte mit 60% Kakao, 40% Zucker und Ingwer als Zusatz. Nun ja, kann man machen, muss man aber nicht. Ganz wichtig hier ist einfach, Schokolade ist nur Schokolade, so lange keine Milch darin ist. Das ist hier recht verpönt und ein No-Go. Der Vorteil daher ist aber, dadurch das die Schokolade keine Milch enthält, ist sie ewig haltbar. Auch wenn der Hersteller ein Ablaufdatum darauf schreiben muss, die Schokolade wird nicht schlecht. Ok, würde sie bei mir eh nicht werden, weil wird vorher verhaftet, aber mal gut zu wissen. 🙂 Ein Vorteil dieses Tasting war, dass es direkt in einem Gebäude am bekannten Plaza San Francisco, stattgefunden hat. Da es dann noch im oberen Stock war, hatten wir einen tollen Blick auf das Kloster St. Franziskus.

Nach diesem Tasting war mein Zuckerlevel aber ausreichend gestillt. Es war sogar so schlimm, dass wir ein drittes Tasting, welches ebenfalls noch möglich gewesen wäre, abgelehnt haben. Wir sind dann lieber noch ein wenig durch die Stadt und haben diese bewundert. Uns wurde noch in einem Hinterhof gezeigt, wie die Menschen in der Altstadt ihre Wäsche waschen und sich eine Waschmaschine teilen. Die Waschmaschine ist so eine Art Brunnen, welcher mit Wasser gefüllt wird und dann wird die Wäsche von Hand gewaschen. Wer an welchem Tag seine Wäsche waschen und trockenen darf wird mit einer Liste organisiert. Eigentlich wie bei uns, nur dass das Waschen eben von Hand erledigt wird. Sah schon noch lustig aus, sind wir aber froh, dass es bei uns eine Maschine erledigt.

Was wir auch nicht wussten ist, dass rund um Quito sehr grosse Plantagen existieren, in denen Rosen angebaut werden. Wir haben diverse Hotels und Gebäude besucht und im inneren der Gebäude gab es mega schöne und riesige Gestecke aus Rosen in der verschiedensten Farben. Teilweise werden die Rosen so gezüchtet, dass sie nachher einen Stiehl von bis zu 80 cm Länge haben. Und dann kosten diese tolle Rosen so ca. 1.50 US-Dollar. Die Blumen sind also tatsächlich recht günstig in Ecuador und werden daher auch recht viel genutzt um die Häuser zu schmücken oder auch als Geschenk.

Ursprünglich war geplant, dass die Tour so ca. 2 Std. geht. Also von 9 Uhr bis 11 Uhr. Wir haben es dann tatsächlich geschafft, dass wir uns um 12:30 von unserem Guide verabschiedet haben. Das war also in Summe doch ein recht langer Vormittag.

Den Nachmittag haben wir dann tatsächlich im Hotel verbracht mit Telefonieren, Nachrichten beantworten und ein wenig Ausruhen. Am Abend sind wir dann in das Restaurant des Hotels gegangen um dort zu Essen. Das Restaurant soll sehr gut sein und wir haben uns das extra für diesen Abend vorgenommen. Nun ja, lief nicht ganz optimal. Da das Hotel nicht sehr gut besucht war und am Vorabend wir nur 2 Personen gesehen haben, die im Hotel essen, haben wir keinen Tisch reserviert. Dummerweise war heute eine Veranstaltung im Restaurant, von Menschen ausserhalb des Hotels, und damit alle Tische ausgebucht. Hurra, es läuft. Wir haben dann unsere Jacken angezogen und einen Tisch auf der Dachterrasse genommen, man versprach uns einen Heizstrahler anzustellen. Voller Optimismus sind wir nach draussen und haben unsere Getränke bestellt. Auf Nachfrage, wann der Strahler jetzt angezündet wird, hiess es nur, Sorry wir haben nur den einen, der am Nachbartisch steht, bei den Anderen ist das Gas leer. 🙂 Es wurde immer besser. Wir sind trotzdem geblieben. Irgendwie war es zwar ein wenig frisch, aber noch ging es und zum Anderen hatten wir so eine tolle Aussicht und dadurch so eine tolle Atmosphäre, dass wollten wir uns nicht kaputt machen lassen. Wir haben dann einfach unser Essen bestellt und haben etwas ganz Leckeres bekommen. Zuerst Vorspeise, Salat und für mich Ceviche mit Schrimps und danach für uns beide einen so leckeren Lachs, einfach perfekt. Dazu ein gutes Glas Wein und der Abend war doch noch perfekt. Ich glaube wir haben einfach das Beste daraus gemacht und so bleibt uns der Abend auch für immer in Erinnerung. Hauptsache all die tollen und guten Wünsche die Corinne bekommen hat, gehen in Erfüllung.

Der nächste Tag war dann der Sonntag und was macht man am besten an einem Sonntag? Genau Ausschlafen, lecker Frühstücken und dann Arbeiten. Wir hatten noch so viel zu tun für unsere Homepage und Corinne noch für ihre Firma, da haben wir uns den Tag dafür freigenommen. Wir wollen zwar noch einige Sachen hier machen, aber an einem Sonntag ist einfach auch überall viel los. Also haben wir uns gedacht, machen wir die Arbeit lieber am Sonntag und geniessen dann unsere Ausflüge am Montag und Dienstag mit deutlich weniger Meschen. Ich kann jetzt schon verraten, der Plan ging mehr als auf. Wir haben uns also nach dem Frühstück wieder an die Theke, mit der grandiosen Aussicht gesetzt und gearbeitet. Die Zeit verging einfach wieder wie im Fluge, aber ich glaube wir haben auch einiges fertigbekommen. Für den frühen Abend hatten wir uns dann noch ein wenig Entspannung verdient. Wir haben jeweils eine Stunde Massage im Hotel gebucht und das war genial. Durch das viele Tragen der Rucksäcke merken wir es manchmal vor allem im Nacken, dass alles ein wenig verspannt ist. Daher tat die Stunde uns beiden richtig gut. Ich glaube, das müssen wir wieder öfters machen. Zum Abendessen sind wir dann wieder in die Stadt. Dieses Mal sind wir in das Restaurant LaVid, welches uns bereits der Rezeptionist von unserem ersten Hotel, bevor wir auf die Galapagos geflogen sind, empfohlen hat. Dieser Tipp war mehr als genial. Ich glaube so lecker haben wir schon lange nicht mehr gegessen. Also, wir Essen eigentlich immer super, aber an diesem Abend, das war einfach noch etwas besser. Das ganze Ambiente, das Essen, der Service – es hat einfach alles gepasst. Und vom Preis her ging es auch noch, zumindest für europäische Verhältnisse zugegeben. Aber das war es uns wert, konnten wir doch so nochmal auf unsere Reise anstossen. Den Rückweg haben wir auch wieder gemeistert und so langsam gewöhnen wir uns an den steilen Weg. 

Am Montag den 03.10.2022 haben wir dann wieder das volle Touristenprogramm durchgezogen. Nachdem wir wieder ein super Frühstück im Hotel genossen hatten, sind wir mit einem Uber los zu einer tollen Gondelfahrt mit der TelefériQo (von teleférico und Quito). Dies ist eine im Jahre 2005 in Betrieb genommene Seilbahn in Quito, welche von der unmittelbar am Stadtrand auf etwa 3050 m Höhe gelegenen Talstation zu einem Cruz Loma genannten Berg in etwa 3950 m Höhe auf der Ostseite des Vulkans Pichincha führt. Die Seilbahn hat in erster Linie touristische Bedeutung. Die Talstation liegt in einem kleinen Vergnügungspark, die Bergstation ist von Restaurants und Shops umgeben. Sie ist auch der Ausgangspunkt des – von der dünnen Luft und schnellen Wetterwechseln abgesehen – einfachen Aufstiegs auf den Rucu Pichincha (4’698 m.) in einer Entfernung von etwa 4,5 km. Von der Bergstation hat man ausserdem einen Blick auf die schneebedeckten Vulkane Cotopaxi, Cayambe und Antisana sowie zahlreiche andere Berge, wenn es das Wetter zulässt. Die Fahrt für die knapp 2.5 km lange Distanz beträgt rund 18 Minuten. Da sich nur 18 Gondeln an dem Seil befinden, kann es doch zu recht langen Schlangen kommen bis alle Touristen in einer der 6er Gondeln Platz gefunden haben. Nicht aber heute, wir waren nämlich schlau und waren ja an einem Montag hier und dann auch nicht recht früh. Zum einen ist das Wetter am Morgen immer besser und es sind noch weniger Menschen da. Wir mussten also nur ca. 3 Gondeln abwarten und konnten dann unsere Fahrt beginnen. Oben angekommen haben wir die verschiedenen Aussichtspunkte rund um die Bergstation besucht und einige Bilder gemacht.

Danach sind wir noch auf einen etwas weiter oben liegenden Aussichtspunkt gelaufen, wollten wir doch auf über 4’000 Meter über dem Meer kommen. Das haben wir dann mit knapp 4’100 Metern auch geschafft. An diesem Punkt gab es dann eine grosse Schaukel, was wir dann natürlich auch noch machen mussten. Ich versteh den Trend zu all den seltsamen Schaukeln an diversen Orten der Welt nicht unbedingt, aber kann man ja mal machen. Hat Spass gemacht und die Bilder sind auch noch lustig geworden.

Auf dem Weg nach unten haben ich die gesamte Fahrt mal gefilmt. Keine Angst das Video geht keine 18 Minuten, dafür fährt die Gondel aber viel Scheller. 🙂

Nachdem wir nun ein wenig Bergluft geschnuppert hatten, ging es mit einem UBER zur nächsten Attraktion. Wir wollten zum Mittelpunkt der Erde, wenn wir schon mal in der Nähe sind. La Mitad del Mundo (span.: Die Mitte der Welt) ist ein Monument, welches ca. 23 Kilometer nördlich von Quito liegt und den Ort, an dem Charles Marie de La Condamine mit einer französischen Expedition 1736 als erster Europäer eine genaue Position des Äquators bestimmte, markiert. Zentrum des Monuments ist eine grosse Kugel (4,5 m Durchmesser) auf einem Monolithen, um die ein Metallring verläuft. Diese soll die Erde und den Äquator symbolisieren. Das Bauwerk kann bestiegen werden und ist ca. 30 Meter hoch. Die Seiten des Monolithen zeigen in die vier Himmelsrichtungen. In Ost- und Westrichtung von dem Bauwerk verläuft eine gelbe Linie, die sich durch die gesamte Anlage zieht, und genau auf dem Äquator liegen soll. Umgeben ist das Monument von einer Nachbildung einem typischen Kolonialdorf. In diesen Gebäuden werden unzählige Souvenirs verkauft, befinden sich Ausstellungen und Galerien oder man kann etwas Essen oder einen Kaffee trinken. Wir haben bei der Auswahl eines Restaurants nicht so viel Glück gehabt. Ok, das Bier war sehr lecker, das Essen dafür überhaupt nicht. Das war das erste Mal seit Monaten, dass wir ein Restaurant überhaupt nicht empfehlen können.  

Ecuador ist das einzige Gebiet in Südamerika, in dem der Äquator an festen, natürlichen Orientierungspunkten verläuft: an den Gipfeln der Anden. Sein restlicher Verlauf geht durch sich ständig verändernde Regenwaldgebiete. Feste Punkte sind jedoch notwendig, um die Bahnen der Himmelskörper zu beobachten. Das Gebiet des heutigen Ecuador ist daher der einzige Ort, an dem früher eine genaue Positionsbestimmung des Äquators möglich war. In Zeiten von GPS hat sich herausgestellt, dass sich der wahre Äquator etwa 240 m nördlich des Monuments befindet. Alle Besucher, welche sich täglich breitbeinig über die gelbe Linie beim Monument hinstellen, um auf beiden Hälften der Erde zu stehen, stehen in Wirklichkeit mit beiden Beinen etwa 240 m weit auf der Südhalbkugel. Rein zufällig hingegen entdeckte ein Gleitschirmflieger in der Nähe der Mitad del Mundo auf dem Berg Catequilla die Überreste eines Bauwerks aus der Präinkazeit, das den Äquator genauer markieren soll und bereits vor über 1000 Jahren errichtet wurde. Das Projekt Quitsato hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Fund zu erforschen und stellt seine Ergebnisse in einem Pavillon in der Ciudad Mitad del Mundo vor. Ob es jetzt ganz genau der Äquator war oder nicht, es hat jede Menge Spass gemacht und es war trotzdem ein lustiges Gefühl so einfach über die gelbe Linie zu steigen und damit von einer Halbkugel zur anderen. 

Nach diesem doch recht touristischen Erlebnis sind wir noch in ein kleines Museum ganz in der Nähe gelaufen. Wir sind ins Intiñan Site Museum. Dieses kleine, aber wunderschöne Museum sollte man besuchen, wenn man in Quito ist. Es wird einem die Kultur der Ureinwohner und die Physik rund um den Äquator nähergebracht. Das Ganze beginnt mit der Geschichte der Ureinwohner rund um Quito. Wie haben die Menschen gelebt, welche Tiere gab bzw. gibt es noch immer im Amazonasgebiet usw. Teilweise gab es auch recht schauerhafte Stories. Wie das in der Vergangenheit, wenn man einen Feind getötet hat, man dessen Kopf abgeschnitten hat, den Schädel ausgehöhlt und die Knochen entfernt hat, dann das Ganze in kochendes Wasser getränkt hat damit die Haut sich zusammenzieht und die Haare schön bleiben. Dann wurden die Lippen und die Augen zugenäht und schlussendlich das Ganze mit heissen Steinen gefüllt. Dadurch zog sich die Haut noch weiter zusammen und das Ganze wurde stabil und die Form des ursprünglichen Kopfes erhalten. Dies wurde dann um den Hals als Trophäe getragen oder als Schutz über die Speerspitze gestülpt. Im Amazonasgebiet leben noch heute Ureinwohner, welche die alten Traditionen noch pflegen. Man nimmt für das Ritual heute keine Menschenköpfe mehr, man findet das ganze aber noch immer mit Köpfen von Tieren, wie z.B. Affen. Danach konnten wir dann noch diverse Hütten besuchen und schauen wie die Menschen am Amazonas heute noch leben oder gelebt haben. Schon interessant mal wieder in so eine ganz andere Kultur abzutauchen.

Nach diesem Teil ging es dann an die physikalischen Eigenschaften welche am Äquator wirken. Und wie kann man diese Eigenschaften am besten Nachweisen, genau durch Experimente. Wir hatten jede Menge Spass und unser Guide war wieder ein voller Erfolg. Die Dame war richtig begeisternd und hatte ebenfalls jede Menge Spass an ihrer Arbeit, was man merkte. Wir durften dann versuchen auf der Äquatorlinie zu balancieren, was ich überhaupt nicht hinbekommen habe, ein paar Meter neben der Linie ging es besser. Ausserdem haben wir versucht uns gegenseitig die ausgestreckten Arme nach unten zu drücken. Wenn das Gegenüber neben der Äquator-Linie stand, ist es nur mit viel Kraft möglich die Arme des anderen nach unten zu drücken. Ganz anders wenn man auf dem Äquator steht, dann ist es viel einfacher die Arme nach unten zu drücken. War schon recht seltsam. Ausserdem haben wir den üblichen Test gemacht, was passiert wenn man aus einem Waschbecken Wasser ablässt, in welche Richtung dreht sich der Wasserstrudel. Und das hat tatsächlich geklappt, als das Becken auf der Linie stand ist das Wasser einfach nach unten aus dem Becken geflossen ohne einen Strudel zu bilden. Je nachdem ob wir das Becken einen Meter nach Norden oder Süden verschoben haben, hat sich ein Strudel gebildet, entweder linksdrehend oder rechtsdrehend. Ich fand das mega interessant, vor allem welche Auswirkungen bereits ein paar Meter links oder rechts neben der Linie für eine Auswirkung haben. Ob wir in diesem Fall zu 100% auf dem Äquator standen, keine Ahnung. Zumindest wurde in diesem Fall mit einem militärischen GPS vor ein paar Jahren nachgemessen und da wurde bestimmt, dass es sich um den Äquator handelt. Sei es drum, wir hatten einen Mega Spass und haben was gelernt, was will man mehr. Zum Abschluss durften wir noch versuchen ein rohes Ei auf einem eingeschlagenen Nagelkopf aufzustellen. Das war gar nicht so einfach, aber ich habe das irgendwie geschafft. Keine Ahnung wie, bin ich doch eher von der zittrigen Fraktion. Aber in dem Fall hatte ich eine ruhige Hand und hab dafür sogar noch eine Auszeichnung bekommen. Was für ein toller Tag. 🙂

Nach diesem lustigen und spannenden Nachmittag haben wir uns wieder auf den Weg zum Hotel gemacht. Wir haben uns wieder ein Uber genommen und die Fahrt genossen. Da es nun bereits Zeit für den Feierabend war, haben wir mal wieder etwas mehr Zeit als gedacht im Auto verbracht. Zurück im Hotel konnten wir den berühmten Vulkan Cotopaxi zum ersten Mal so richtig sehen. Seither war der Gipfel immer in den Wolken so dass uns das bis jetzt verwehrt blieb. Das haben wir aber genutzt um vom Restaurant noch ein paar Bilder zu machen.

Am Abend sind wir nochmal in die Stadt in eine Pizzeria, welche auch noch eine vegetarische Pizzeria war. Das war dann natürlich schon ganz schön schade für den Tobi. Aber was hilft, wenn man schon kein Fleisch zum Abendessen bekommt? Genau, man verzichtet an dem Abend auch noch auf Alkohol. 🙂 Manche würden sagen, ein verschenkter Tag, ich habe es überlebt. 🙂 Nach unserem Rückweg zum Hotel waren wir wieder ganz schön geschafft und sind bald schlafen gegangen.

Und dann war auch schon wieder Dienstag, der 04.10.2022 und damit schon wieder unser letzter Tag in Quito. Irgendwie vergeht die Zeit so schnell, das ist Wahnsinn. Und immer nehmen wir uns so viel vor und nachher geht uns doch die Zeit ein wenig aus. Heute haben wir den Tag mal wieder mit Arbeiten gestartet. Wir hatten beide noch Termine und Calls und konnten das optimal nutzen. Damit war der Vormittag zwar schon fast gelaufen, aber arbeiten auf dem Rooftop mit Blick über die Stadt, es könnte schlimmer sein. Hat tatsächlich schon fast Spass gemacht. Und gegen 11.30 Uhr waren wir dann auch beide fertig und haben unsere Schuhe geschnürt und haben uns auf den Weg zur Basilika gemacht. Dort haben wir uns ja am Samstag für die Tour getroffen und auch schon jede Menge Infos über die Kirche bekommen, aber drin waren wir eben noch nicht. Das wollten wir heute ändern und von den beiden Kirchtürmen soll man noch einen tollen Blick über die Stadt haben. Also gesagt getan, wir sind dann mal los. Der Fussweg war dieses Mal ok, ging es doch mehr bergab als bergauf. Wir haben uns dann an der Kirche die Tickets gekauft und sind auf den ersten Turm. Für mich war dann auf der Plattform unterhalb der Kirchenuhr Schluss. Ab dort wurde es zu einer Wendeltreppe, welche so eng und steil war, dass ich mir das nicht antun wollte. So langsam verstehe ich, warum die Menschen hier alle so klein sind. Corinne ist dann noch weiter nach oben und hat von dort noch die Aussicht genossen. 

Danach ging es dann über eine Art Brücke über dem Kirchenschiff hin zu einem kleinen Tower, welcher in der Mitte der Basilika ist. Von dort hat man wiederum einen tollen Blick. Es gibt auch hier wieder mehrere Ebenen, von denen man die Aussicht geniessen kann. Für die obere Plattform musste man auf eine Leiter steigen, welche im unteren Teil so steil und vom Gebäude weggeneigt nach oben führte, dass ich beschloss, nöö ohne mich. Das wollte ich mir nicht antun. Corinne hat es versucht und von weiter oben noch ein paar tolle Bilder gemacht. So eine Leiter ist schon eine krasse Sache, vor allem dann noch in einer Kirche, da muss man schon im Auftrag des Herrn unterwegs sein, um das zu machen. 

Nachdem wir nun die Aussicht von verschiedenen Positionen genossen hatten, ging es diesmal über eine Treppe wieder den Kirchturm hinunter. Unterwegs kommt man dann noch an der Empore, welche über dem Kirchenschiff liegt, vorbei. Von hieraus hat man einen fantastischen Blick in die Basilika. Was aber fast noch schöner ist, ist das grosse Fensterbild auf der Rückseite. Ich habe keine Ahnung welchen Durchmesser das Fenster hat, aber es ist einfach nur riesig.

Danach ging es dann vollends nach unten und wir haben uns ein weiteres Ticket kaufen müssen, um die Basilika auch von innen anschauen zu dürfen. So kann man auch Geld verdienen. In Summe waren es doch 5 USD pro Person für die Türme und die Kirche. Aber es hat sich mehr als gelohnt, die Kirche war wunderschön. Vor allem als ich im hinteren Teil den Übergang in die alte bzw. den ersten Bauabschnitt der Basilika gefunden habe. Die Basilika ist eigentlich eine permanente Baustelle. Immer gibt es irgendwelche Neuerungen oder Renovierungen. Die Kirche war bisher wohl noch nie fertig, sondern immer passiert etwas bzw. wird etwas ergänzt. Ich fand es trotzdem mega schön und wir haben noch einige Bilder gemacht und die Zeit genossen. Wir haben uns einfach in eine Sitzreihe gesetzt und die Atmosphäre genossen.

Nach diesem kulturellen Highlight haben wir uns wieder auf etwas kommerzielles eingelassen. Wir sind mit einem Uber in eine Shopping Mall gefahren. Wir mussten dringend noch etwas einkaufen, geht es jetzt doch weiter Richtung Lima und dann in die Anden. Da könnte es doch recht frisch werden und bis jetzt habe ich einfach mehr kurze Hosen als lange Hosen im Rucksack. Langsam wird es Zeit für einen kleinen Wechsel in der Garderobe. Ausserdem stehen einige Ausflüge an und der Bedarf an Outdoor-Wäsche steigt. Lieber erledigen wir das jetzt und sind vorbereitet schlottern uns doch jetzt schon die Zähne, wenn wir die Temperaturen von Peru in der Wetter-App anschauen. Und ich habe mir tatsächlich Thermounterwäsche gekauft… Glaub das hatte ich zum letzten Mal mit 12.25 Jahren an. Aber ist eben praktisch, weil es kaum Gewicht zum Tragen ist und dann einfach unter normale Klamotten angezogen werden kann. Auch wenn es nach wie vor absolut bescheiden aussieht. 🙂 Aber ok, besser als frieren oder einen schweren Rucksack tragen. Wir waren beide auch recht erfolgreich und konnten so manches Kleidungsstück erwerben. Wollen wir mal schauen, ob wir richtig eingekauft haben. Den beiden Verkäuferinnen hat es auf alle Fälle gefallen. Die waren extrem überrascht wie schnell wir durch den Laden geflitzt sind und alles eingekauft haben. Ich glaube, nachdem wir draussen waren, haben sie den Laden geschlossen. Umsatzziel des Tages war erreicht. 🙂 Aber was sollten wir machen? Uns war bewusst, dass der Tag kommt, und wir konnten nicht alles von daheim mitnehmen und dann 10 Monate tragen. Dafür haben wir aber auch ein paar Klamotten im Hotel gelassen. Wir versuchen das dann immer für die Mitarbeiter oder Freunde so zu hinterlassen, als das es noch jemand brauchen kann. Also stopfen wir es nicht in den Müll oder so, sondern legen es schön zusammen und lassen es dort. Nachdem wir den Einkauf fertig hatten, sind wir noch ein wenig durch die Mall geschlendert, haben einen Kaffee getrunken und das Ganze auf uns wirken lassen. Es gab doch so einige Läden, welche wir aus Europa nicht kennen. Das war dann doch wieder irgendwie spannend. Am Abend ging es dann mit dem Uber wieder zurück zum Hotel. Mussten wir jetzt doch wieder umpacken, Etiketten abschneiden usw. Und dann die grosse Frage, geht noch alles in den Rucksack? Aber das hat super geklappt. Mit dem Zurückgelassenen und dafür unseren Neuerwerbungen, sind wir fast identisch vom Volumen her unterwegs. Haben wir super gemacht. 🙂

Nachdem wir alles fertig hatten, sind wir nochmal in das Restaurant des Hotels, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Ich hatte eine kleine Suppe, welche nach traditioneller Art gekocht war. Es war eine Kartoffelsuppe mit Käse, Champignon-Paste und Avocado. Das war tatsächlich richtig gut. Danach ging es dann ins Zimmer und recht bald auch ins Bett. Mussten wir doch den Wecker wieder auf kurz nach 5 Uhr stellen. Wir hatten einen Transfer zum Flughafen auf 6 Uhr gebucht. Das ist doch recht früh. Aber hat alles geklappt. Wir sind am Mittwoch pünktlich aus den Federn gekommen, haben unsere Rucksäcke geschnappt und waren pünktlich an der Rezeption, wo unser Fahrer schon wartetet. Und dann ging es los in das nächste Abenteuer. Auf uns wartet Peru. Wie unser Flug dann war und was wir in Peru gemacht haben, dass alles, und noch vieles mehr, im nächsten Bericht.

Ecuador: die Galapagosinseln

Wie im letzten Bericht bereits geschrieben sind wir nach einer langen Nachtfahrt mit dem Bus an der Grenze zu Ecuador angekommen. Nach unserem Kirchenbesuch haben wir unsere Rucksäcke geholt und uns ein Collectivo zur Grenze genommen. Wie geschrieben haben wir eine kleine Reisegruppe mit einem Paar aus München gegründet, was noch sehr unterhaltsam war. Wir haben ein Collectivo erwischt, welches ein kleiner Bus war. Leider waren wir die ersten 4 Kunden und das Auto fährt erst ab, wenn alle Plätze belegt sind. Also fehlten noch 6 weitere. Zum Glück sind recht schnell 5 weitere Passagiere aufgetaucht, was dann für den Fahrer auch ok war, um die Fahrt zu starten. Es war eine Fahrt von ca. 15 Min., ehe wir direkt an der Grenze ankamen. Hier hiess es dann erstmal einen Überblick verschaffen und versuchen nicht die Nerven zu verlieren bei der ständigen Fragerei, ob man Geld tauschen möchte oder irgendwas kaufen möchte. Dazwischen mischten sich noch immer weitere Personen, die helfen wollten und uns versuchten zu erklären, wohin wir gehen müssen. Das war wiederum sehr freundlich und hilfsbereit. So wie wir die kolumbianischen Menschen insgesamt kennen gelernt haben. Als erstes mussten wir uns in einer Schlange einreihen, welche zur Ausreisebehörde von Kolumbien führte. Das war eine Schlange von ca. 30 Metern und es ging alles andere als schnell voran. Wir standen doch fast 1 Std und 15 Min., ehe wir dann in das Büro durften. Keine Ahnung warum das bei anderen so lange gedauert, wir waren ruck zuck durch. Wobei es unter Umständen auch an unseren Pässen gelegen haben könnte. Für Kolumbien müssen viele andere Menschen aus diversen Ländern ein Visum beantragen und das kann später bei der Ausreise vielleicht auch wieder länger dauern. Wir haben viele Menschen gesehen, welche vor dem Gebäude auf Stühlen im Schatten warten mussten, ehe sie nochmals in Gebäude mussten. Da wurde wohl einiges geprüft. Wir hatten aber wie gesagt Glück und konnten recht schnell unseren Fussmarsch über die Brücke nach Ecuador antreten. Ist schon immer ein lustiges Gefühl, wenn man einfach zu Fuss von einem Land in ein anderes läuft. Das macht mir richtig Spass. Auf der anderen Seite angekommen, stand da ein kleines Zelt mit einem Schreibtisch und einer Dame dahinter. Diese war dafür zuständig zu prüfen, ob wie geimpft sind gegen Covid und ob wir das Gesundheitsformular richtig ausgefüllt hatten. Da wir das natürlich hatten, wurde unser Name jeweils auf einen kleinen Fresszettel geschrieben, versehen mit dem Datum und dies wurde als Nachweis für den Beamten bei der Einreise als Bestätigung in unseren Ausweis gelegt. Hightech vom Feinsten. 🙂 Aber immerhin hat die Dame sämtliche Angaben gewissenhaft mit dem Pass verglichen usw. Danach ging es dann weiter an die eigentliche Grenze von Ecuador. Wieder mussten wir in ein Gebäude und wir hatten schon die Befürchtung, dass es eine lange Schlange gibt. Aber genau das Gegenteil, es war nur eine Person vor uns, welche kurze Zeit später an der Reihe war. Es waren auch einige Schalter geöffnet und mir scheint in Ecuador wird sehr effizient gearbeitet. Corinne und ich waren dann nach 3 bis 4 Minuten an der Reihe und wir sind zu einem freundlichen Beamten gewunken worden. Wir haben gesagt, dass wir ein wenig Spanisch können, was den Herren sehr gefreut hat. Wir haben das ganze Prozedere dann versucht auf Spanisch zu machen und haben das tatsächlich geschafft. Waren wir doch ein wenig stolz auf uns. Ich weiss nicht warum, aber es war jetzt das dritte Mal an einer Grenze hier in Zentral- bzw. Südamerika an welcher ich mit meinem Pass Probleme hatte. Ich denke es liegt am «ß» im Namen, was beim elektronischen Auslesen eben mit «ss» dargestellt wird und dann Fragen aufwirft. Dieses Mal musste ich wieder ein paar Fragen beantworten und das Ganze wurde wie manuell nochmals erfasst. Ich hoffe einfach, dass der Beamte bei der Ausreise später mich im System findet. Aber auch ich habe meinen rosa Stempel im Pass bekommen und bin damit erfolgreich eingereist. 🙂

Nach dieser Aufregung sind wir wieder zu Viert zu einem Taxi gelaufen, welches uns in das Städtchen Tulcan bringen sollte. Das liegt wiederum ca. 15 Min Fahrzeit im Landesinneren von Ecuador und von dort fahren diverse Buse nach Quito. Wir mussten gar nicht lange suchen, sondern es sind sofort 3 Fahrer auf uns zugesprungen die uns unbedingt fahren wollten. Und bei einem Fahrpreis von 1 US-Dollar pro Person müssen wir auch nicht gross verhandeln. Es war zwar recht kuschlig zu viert in dem Taxi, aber was macht man nicht alles, um ein paar Dollar zu sparen. 🙂 Und so weit war es ja auch nicht, also alles kein Problem. Der aufmerksame Leser wird sich jetzt vielleicht wundern, warum wir in Ecuador mit US-Dollar bezahlen, aber das ist ganz einfach. Der US-Dollar ist die offizielle Landeswährung von Ecuador. Es gibt zwar ein paar Münzen wie z.B. die 1-Dollar Münze, welche eine Prägung mit dem Vermerk Ecuador hat, genauso wie weitere kleine Münzen. Die Scheine sind aber identisch mit jenen aus den USA. Nachdem wir am Busterminal eingetroffen sind, wurden wir direkt wieder belagert von Personen, welche uns unbedingt Bustickets verkaufen wollten. Wir hatten keine Chance uns ein wenig umzuschauen, welche Angebote es gibt. Wir haben nicht den billigsten Anbieter genommen aber unsere Auswahl war auch nicht ganz glücklich. Der Bus war zwar ok, es war aber mehr oder weniger der Linienbus nach Quito. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft wir gehalten haben und wie oft irgendwelche Verkäufer in den Bus gekommen sind. Also verhungert ist auf der Fahrt garantiert niemand. Dazu lief noch ein Film im TV, was noch recht unterhaltsam war, wenn der Ton nicht ganz soooo laut gewesen wäre. Der Lärmpegel in so einem Bus ist nicht unbedingt für schwache Nerven geeignet. Und nach einer Nacht im Bus, wie wir sie im Nacken hatten und dazu die Besichtigung der Kirche usw., ich war bedient. Laut Internet sollte die Fahrt ca. 3.5 Stunden dauern, wir haben 6 Stunden benötigt. Ok, ein Teil der Verspätung ging auch drauf, weil wir 3-mal von der Polizei kontrolliert wurden. Gleich nach dem Start wurden wir rechts ran gewunken und wir mussten unsere Pässe zeigen. Währenddessen wurde unten im Kofferraum mit Hunden das Gepäck durchsucht. Dummerweise muss ein Hund etwas gerochen haben, was dazu führte, dass einige Rucksäcke ausgeladen wurden. Die Ersten die aussteigen mussten, waren unsere neuen Freunde und anschliessend ich. Ich muss zugeben, da wurde mir etwas mulmig. Ich wusste, was in meinem Rucksack war und dass nichts Verbotenes drin ist, aber man weiss ja nie. Und ob die ecuadorianische Polizei für Spässe zu haben ist, wollte ich auch nicht unbedingt herausfinden. Es war aber alles ok und bis ich aus dem Bus draussen war, hat der Fahrer meinen Rucksack schon wieder Richtung Bus getragen. Ein Polizist meinte nur, dass alles ok ist und ich bin schnellstmöglich zurück in den Bus. Keine Ahnung, was jetzt genau das Problem war, aber wir konnten unsere Fahrt fortsetzen. Wie gesagt, wir wurden im Verlauf noch 2 weitere Male kontrolliert. Schon recht krass. Aber es scheint wohl leider notwendig zu sein. Die Fahrt an sich war sehr rasant. Ich weiss nicht, wie schnell der Bus gefahren ist, aber für mich doch etwas zu schnell. Vor allem waren die Strassen recht häufig zwar breit, aber doch immer entlang der Bergkette mit einer fantastischen Sicht weit in die Tiefe. Ist so gar nicht mein Ding, wenn ich nicht selbst fahre, aber ok. Damit muss ich noch eine Weile leben, wenn wir weiter durch die Anden fahren. Die erste Erfahrung habe ich jetzt ja gemacht. Es ging also immer wieder bergauf und bergab und von Kurve zu Kurve. Langsam machte sich dann auch die Höhe und die vielen Wechsel bemerkbar. Ich hatte doch leichte Kopfschmerzen und war wirklich bedient. Aber wir haben es geschafft und haben Quito erreicht. Ist schon ein komisches Gefühl in einer Hauptstadt eines Landes zu sein mit mehr als 2 Mio. Einwohner (nur rein die Stadt) und gleichzeitig auf einer Höhe von 2’800 Meter über dem Meer. Da erwarte ich normal nur Skigebiete und Wanderwege, aber keine Grossstadt. 🙂 Aber so lernt man eben immer etwas Neues. Den Weg zum Hotel haben wir dann getrennt gemacht. Wir haben unsere Reisegruppe aufgelöst, nicht aber ohne vorher noch Kontaktdaten auszutauschen. War wirklich lustig mit den Beiden und vielleicht sieht man sich ja mal wieder. Wir haben uns ein Uber genommen, welches uns dann in 55 Minuten zum Hotel brachte. Das war dann nochmal recht harzig, weil sich die Strecke durch die Stadt doch einfach auch gezogen hat. Entsprechend müde sind wir gegen 19 Uhr im Hotel angekommen, haben kurz was nebenan gegessen und sind ins Bett gefallen. 

Der nächste Tag, Donnerstag, 22.09.2022 war dann schon der Tag, an dem unsere Gruppenreise offiziell startete. Also der Start war um 17 Uhr mit einem Begrüssungsmeeting in der Lobby, wie wir es schon kennen. Den Tag haben wir extrem ruhig angehen lassen. Am Morgen haben wir ein paar Sachen eingekauft für Galapagos, haben Corinnes Brille bei einem Optiker wieder in die richtige Position bringen lassen (kostete übrigens 2 USD) und haben uns mit Bargeld eingedeckt. Müssen wir doch morgen einen Eintritt für die Galapagosinseln in bar bezahlen. Um 17 Uhr sind wir dann zum Meeting und dachten wir lernen die ganze Gruppe kennen. Es war aber nur der Guide, welcher uns begrüsste und mit den notwendigen Informationen zum Flug und Abholung informierte. Er selbst fliegt nicht mit, sondern wir werden dann vor Ort von einem lokalen Guide am Flughafen abgeholt. Ausserdem war noch eine junge Frau aus England anwesend, was dann schon die gesamte Anzahl an Personen war. Anscheinend sind bereits 5 weitere Teilnehmer auf Galapagos und wir werden die morgen direkt vor Ort kennen lernen. Warum und wieso habe ich keinen Plan. Aber ok, dadurch war das Meeting recht schnell durch und wir konnten den Abend noch für uns nutzen. Wir haben uns zu Dritt zu einem Restaurant aufgemacht, welches uns der Ansprechpartner von Intrepid im Meeting empfohlen hat. Und ich muss sagen, es war ein cooler Tipp. Das Restaurant war richtig gemütlich und auch das Essen war super. Ok, die Portion hätte grösser sein können, aber egal. Danach sind wir wieder recht zielstrebig zurück ins Hotel, um unsere Rucksäcke umzupacken. Da wir nach der Rückkehr von den Inseln wieder im gleichen Hotel untergebracht sind, können wir ein paar Sachen hierlassen. Selbstverständlich nehmen wir das Angebot gerne an, müssen wir doch nicht unser ganzes Zeug mitschleppen. Endlich mal wieder reisen mit einem leichteren Rucksack. Danach sind wir noch kurz auf die Dachterrasse für einen ersten Blick über Quito und dann früh ins Bett, werden wir doch bereits um 6.30 Uhr abgeholt und zum Flughafen gebracht. Der Abflug ist um 9.30 Uhr und wir wollen ja pünktlich sein.

Der nächste Morgen war dann tatsächlich ein früher Morgen. Wir hatten unseren Wecker auf 5.30 Uhr gestellt, um genug Zeit zu haben, aber den haben wir nicht gebraucht. Bei Corinne war es die Vorfreude auf die Insel, bei mir die Nervosität vor dem Flug, welche uns schon etwas früher aus dem Schlaf gerissen hat. Daher waren wir aber pünktlich schon um 6.20 Uhr an der Rezeption und fertig für die Abfahrt. Wir haben noch unsere Snacktüten geschnappt und dann hiess es warten auf unseren Fahrer zum Flughafen. Die Dame hatte es nicht ganz so eilig und war erst gegen 6.45 Uhr am Hotel. Aber egal, wir hatten ja noch 3 Stunden bis zum Abflug. Habe ich schon erwähnt, dass ich mit dem Flug wieder das grosse Los gezogen habe? Von Quito gibt es nämlich Direktflüge (Dauer ca. 2 Std.) oder man muss über Guayaquil fliegen, wobei man dort dann nicht aus dem Flieger aussteigt, sondern einfach sitzen bleiben kann und andere Passagiere zusteigen oder eben aussteigen, wenn diese nur in diese Stadt wollen. Also hat der Tobi direkt 2 Flüge in dem Sinn am heutigen Tag. Hurra – Freude herrscht. 🙂 Also haben wir uns mal auf den Weg zum Flughafen gemacht und nun wissen wir auch, was es heisst, in einer südamerikanischen Grossstadt zur Rushhour mit dem Auto unterwegs zu sein. Es war pures Chaos. Schon eine super Sache, wenn man Kreuzungen mit Ampeln hat und trotzdem an jeder die Polizei steht und den Verkehr regelt. Nur mit Ampel würde gar nicht gehen, denn keiner hat Zeit und was interessiert eine rote Ampel schon. Zudem würde jeder einfach in die Kreuzung fahren und diese blockieren. Also macht man eben doppelte Sachen und stellt zu den Ampeln noch einen Verkehrspolizisten. Es hat uns trotzdem fast 1.5 Std. gekostet, bis wir endlich am Flughafen waren. Dort haben wir dann unsere Touristenkarte für Galapagos bekommen, so eine Art Visum. Einen Abschnitt müssen wir bei der Einreise abgeben, den zweiten Teil immer bei uns behalten und bei der Ausreise wieder abgeben. Es darf erst gar niemand losfliegen ab Quito ohne so eine Karte. Kostet dann auch gleich mal die ersten 20 USD. Danach mussten wir erstmal unser Gepäck prüfen lassen. Das ist noch vor dem Check-in und hat mit Sicherheit erstmal wenig zu tun. Hier wird geschaut, ob man irgendwelche organischen Sachen, wie Früchte usw. im Gepäck hat. Das ist alles strengstens verboten. Das Gepäck wird im Anschluss richtig verplombt und erst auf Galapagos wieder entsiegelt. Danach sind wir dann zum offiziellen Check-in und haben unser Gepäck abgegeben. Hat sich tatsächlich gelohnt, dass wir einiges im Hotel gelassen haben, so leicht waren unsere Rucksäcke noch nie. Anschliessend noch der normale Sicherheitscheck und wir waren durch und haben auf den Abflug gewartet. Da wir aber eh schon recht spät dran waren, war das Warten eine kurze Sache. Kurz nach 9 Uhr sassen wir schon im Flieger und haben gewartet. Geplante Abflugzeit 9:30 Uhr, tatsächliche Abflugzeit 9:27 Uhr, das nenne ich mal effizient. Der erste Teil des Fluges war dann eine recht rumplige Angelegenheit, sehr zu meiner Freude. Aber nach 37 Minuten Flugzeit hatten wir schon wieder festen Boden unter den Füssen. War also ein kurzer Flug obwohl laut Plan die Flugzeit 55 Min betragen soll. Nach der Landung meinte die freundliche Dame dann, dass wir nun ca. 1 Std. warten müssen und bitte an unseren Plätzen bleiben sollen. Super Sache habe ich da nur gedacht. Einige Passagiere sind ausgestiegen, Neue kamen und hinzu, der Flieger wurde neu betankt und dann ging es tatsächlich nach 1 Std. wieder pünktlich weiter. Diesmal war die Prognose 1 Stunden und 30 Minuten bis Galapagos. Auch das war eine sehr genaue Schätzung. Pünktlich nach 90 Minuten haben wir auf der Insel San Cristobal eine saubere Landung hingelegt. Gefolgt von einem scharfen Bremsmanöver, denn man hat an der Lande- und Startbahn schon ordentlich gespart. Also lieber mal nicht zu viel Asphalt verbauen, sondern die Sache kurz halten. Aber hat gereicht. Am Ende der Landebahn war dann eine Wendeplatte, auf der unser Flieger einfach mal um 180 Grad gedreht hat und wir die selbe Landebahn wieder für die Rückfahrt zum Terminal genutzt haben. Also wieder gespart. Als wir vor dem Terminal gestanden sind, standen dort auch schon jede Menge Menschen parat, welche zwei Treppen manuell an den Flieger schoben und mit Pylonen die ganze Maschine absicherten. War irgendwie ein lustiges Bild beim Aussteigen. Wir sind dann recht zügig ausgestiegen und haben uns auf den Fussweg zum Terminal gemacht.

Alles recht klein, aber effizient. Wir mussten dann wieder unsere Pässe zeigen und direkt den Eintritt in den Nationalpark bezahlen. Die gesamten Galapagosinseln sind ein Nationalpark und der Eintritt sind direkt nochmal 100 USD in bar. Das haben wir dann auch bezahlt und sind zur Gepäckausgabe. Das waren zwei grosse Löcher in der Wand, an welches ein Förderband angeschlossen war. An der Aussenseite hat jemand unser Gepäck daraufgelegt und dann fuhr dieses durch das Loch ins Terminal (oder nennen wir es Gebäude) und konnte dort abgenommen werden. Also nicht, dass dieses Band sehr lange war. 🙂 Aber es hat funktioniert. Danach haben wir dann unseren Tour-Guide getroffen. Ivanova lebt seit 16 Jahren auf Galapagos, ist aber auf dem Festland geboren und arbeitet hier offiziell als Tour Guide. Wobei das in dem Fall nicht so ein typischer Tour Guide ist, sondern eher eine Art Ranger mit einem riesigen Wissensschatz. Eigentlich dachten wir, dass auch die 5 anderen Personen unserer Tour treffen, aber nur eine Person tauchte auf, eine junge Dame aus Kanada. Also sind wir nun zu viert zu unserem ersten Hotel und da war dann auch der Rest. Unsere Gruppe vergrösserte sich nochmals um 2 Mädels aus Kanada, welche zusammen reisen und um ein Paar aus Grossbritannien, welches tatsächlich älter ist als wir. Hurra, wir sind nicht die Ältesten. Darf man ja auch mal feiern in unserem Alter. 🙂 Wir hatten dann ein paar Minuten Zeit zum unsere Zimmer zu besichtigen, ok das ging schnell so klein wie die waren, aber ok. Danach ging es zu Fuss in die Stadt zu einem Tour Anbieter um dort Schnorchel, Masken und Flossen auszuleihen. Ausserdem konnte man noch Neopren-Anzüge mieten und sich für eine Tour für den Folgetag anmelden. Corinne hat das Angebot eines Anzuges gerne angenommen, ich wollte es ohne probieren. Yepp, ich habe es nachher bereut und für die nächsten Tage gelernt. Bevor unser Programm dann startete, gab es noch die Möglichkeit für einen kurzen Lunch in einem Restaurant und danach starten wir so richtig. Der erste Punkt war der Besuch des Interpretation Centers. Das ist eine Forschungs- und Wissenszentrum über das Ökosystem der Insel, welches von zwei Universitäten betrieben wird. Dort haben wir jede Menge über die Insel erfahren. Welchen Einfluss haben wie verschiedenen Strömungen der Meere auf das Klima der Insel, wie entstanden die Inseln mit all den Vulkanen und wie haben die ersten Menschen hier gelebt. Ausserdem gab es noch spannende Infos zur allgemeinen Geschichte der Insel, z.B. dass die Inseln schon mehrmals als Schuldenerlass an Grossbritannien und auch die USA verkauft werden sollten. Zum Glück haben beide Länder nicht kapiert, was für ein Schatz ihnen da angeboten wird. Ein weiterer Teil war zum Leben auf der Insel und den daraus resultierenden Problemen. Zum einen muss sehr viel auf die Insel gebracht werden, da nicht genug Nahrungsmittel hier produziert werden können. Das führt dazu, dass Ungeziefer und fremde Spezies eingeführt werden können und ausserdem ist eine grosse Belastung für die Umwelt, wenn diese Cargo-Schiffe hier anlegen. Ein anderes Problem ist das Trinkwasser, die Energiegewinnung, die Müllbeseitigung, usw. Es war mega spannend, wie das teilweise gelöst wird. Ausserdem ging es natürlich auch um das Problem aus dem Tourismus. Immer mehr Menschen wollten die Insel besuchen, der Umsatz pro Person war aber rückläufig und das Ganze war in Gefahr eine Art Massentourismus zu werden. Man hat dem entgegen gesteuert, dass pro Jahr nur ca. 250’000 Menschen die Inseln besuchen dürfen. Mehr geht einfach nicht, da mehr Menschen ja auch wieder direkt mehr Nahrung benötigen und mehr Energie gewonnen werden muss. Es ist schon spannend zu sehen, wie hier wirklich versucht wird, Nachhaltigkeit nicht nur zu predigen, sondern auch zu leben. 

Danach sind wir Richtung Strand gelaufen. Den ersten Stopp haben wir an 2 Aussichtspunkten gemacht, von welchen man eine super Sicht über die Insel, die Stadt und den Strand auf das Meer hat. 

Und dann war es so weit. Wir sind an den Strand und von dort ins Wasser. War gar nicht ganz einfach den die Treppe ins Wasser wurde von einem Seelöwen in Anspruch genommen und der machte nicht den Eindruck, als dass er sich vertreiben lässt. Wir haben dann ein wenig um den Kollegen herum klettern müssen, konnten so aber in das kalte Meer springen. Da wir nicht gerade in der warmen Saison hier sind, hat das Meer nur so ca. 17 Grad. Also im Vergleich zur Karibik doch etwas frischer, aber es geht, wenn man sich bewegt. Wir haben im Meer dann direkt ein paar Seelöwen getroffen, welche neben uns hergeschwommen sind. Ausserdem gab es jede Menge Fische und zu unserem grossen Glück auch direkt riesige Meeresschildkröten. Das war der Hammer. Diese riesigen Tiere beim Schwimmen zu beobachten, einfach unbeschreiblich. Wir haben unzählige Bilder und Videos gemacht und die Zeit mehr als genossen. Obwohl das Wasser etwas trüb war, bzw. durch die Wolken vor der Sonne, es etwas dunkel war, war der ganze Anblick wie im Traum. Vor allem die Begegnung mit zwei spielenden Seelöwen werde ich so schnell nicht vergessen. Ich war plötzlich mittendrin statt nur dabei.

Nach ca. 45 Minuten im Wasser sind wir dann wieder ans Ufer, haben uns umgezogen und uns zu Fuss auf den Weg zurück gemacht. Dabei sind wir noch an einem Strand in der Stadt vorbeigekommen, welcher fest in der Hand von Seelöwen war. Wir sind einfach dazu gelaufen und konnten die Tiere aus nächster Nähe beobachten. Es ist schön, dass dies hier so möglich ist. Es sind einfach nur Menschen hier, welche die Tiere und ihren Lebensraum respektieren. Klar, jeder möchte ein Bild machen, aber keiner versucht die Tiere zu berühren oder sonst irgendwie zu belästigen. Das macht dann schon viel mehr Spass und man hat nicht das Gefühl, dass die Tiere sich gestört fühlen. Zum Schutz der Tiere wurde der Strand vor einigen Jahren mit einer Steinmauer abgegrenzt. Es war in der Stadt fast nicht mehr möglich durch die Strassen zu fahren, weil überall Seelöwen unterwegs waren. Die Bewohner hatten etwas Mühe, wenn am Morgen ein Seelöwe im Garten oder vor der Haustüre lag. Trotz der Steinmauer schaffen es manche Tiere aber auch heute noch auf die Strasse oder den grossen Platz in der Stadt. Das sieht dann so lustig aus, wenn man dort läuft und plötzlich so ein grosses Tier vor einem liegt. Wir hatten ehrlich gesagt unseren Spass. 🙂

Am Abend sind wir dann noch mit einem Teil der Gruppe und unserem Guide zum Abendessen gegangen. Das war richtig genial, wir haben noch so viele über die Inseln erfahren und das Essen war genial. Ich glaube ich hatte die besten Spaghetti mit Meeresfrüchten, die ich je gegessen hatte. Danach sind wir zu unserem Hotel und sind totmüde aber sehr glücklich ins Bett.

Am Samstag war dann ein Tag voller Highlights. Achtung, kleine Vorwarnung: Im nachfolgenden Teil können sehr viele Bilder vorhanden sein. Es war aber unmöglich so tolle Bilder hier nicht zu verwenden, also Sorry. 🙂 Wir haben uns am Vortag entschieden einen Ausflug auf die Isla Labos zu machen. Das ist eine kleine Insel ca. 30 Min entfernt. Los ging es schon um 8 Uhr am Büro des Touranbieters. Von dort haben wir uns zu Fuss auf den Weg zum Hafen gemacht. Von unserer Gruppe waren wir insgesamt 6 Personen inkl. unseres Guide. Am Hafen waren doch ein paar andere Menschen, unter anderem eine Reisegruppe, etwas älteren Semesters, aus Belgien. Aber so lustige und fröhliche Menschen, dass konnte nur super werden. Unser Boot ist dann auch bald gekommen und los ging die Fahrt. Nach 30 Min erreichten wir auch die Insel und wir wurden mit dem Beiboot auf die Insel gebracht. Hier wieder die gleiche Situation wie gestern. Die Treppe, welche eigentlich zum Ausstieg genutzt werden kann, wurde von einem riesigen Seelöwen in Beschlag genommen. Und der war ganz klar der Chef und hat sich keinen Zentimeter bewegt. Wir mussten tatsächlich über die Vulkansteine klettern, um an ihm vorbei zu kommen. Das war herrlich und hat richtig Spass gemacht. Neben dem Seelöwen haben wir dann direkt ein Weibchen mit einem sehr jungen Seelöwen beobachten können. Danach ging es auf eine kleine Wanderung rund um die Insel. Es war eine Mischung aus wandern auf einem schmalen Pfad und steigen über Vulkansteine und -felsen. Es war irgendwie eine unwirkliche Landschaft für mich. Ich habe das so noch nie gesehen und war richtig fasziniert. Der Grund für den Besuch der Insel waren die dort lebenden Seevögel.

Danach ging es mit dem Beiboot wieder auf das normale Boot und wir haben uns zum Schnorcheln bereit gemacht. Dazu wurde noch ein Snack gereicht. Wir sind direkt ins Wasser gesprungen und direkt neben einer Schildkröte gelandet. Ein super Anblick. Danach gab es noch jede Menge Fische und einen Seelöwen. Danach ging es mit dem Boot weiter an einen Strand, an welchem es auch sehr viele Seelöwen gibt. Wir konnten entweder vom Boot an den Strand schwimmen oder mit dem Beiboot fahren. Ich habe mich fürs Schwimmen entschieden und wurde nicht enttäuscht. Fast den ganzen Weg wurde ich von Seelöwen begleitet, welche teilweise nur ein paar Zentimeter neben mir geschwommen sind. Das war so lustig. Immer wenn ich aufgetaucht bin, sind die Seelöwen auch nach oben oder anders herum. Die Kollegen waren richtig frech und wollten spielen. Ich kann das gar nicht so richtig beschreiben, so genial war das. Am Strand haben wir dann die anderen Seelöwen besucht und sind direkt im Brusttiefen Wasser weiter mit ihnen geschwommen. Herrlich.

Danach ging es wieder zurück zum Boot, wo es ein leckeres Mittagessen gab. Es gab Reis mit Bohnen und dazu entweder Fisch oder Hühnchen. Schon super, was man auf manchen Touren geboten bekommt. Ok, ich muss zugeben die Tour war nicht billig, aber es war es mehr als wert. Auch das Boot, das Tauchequipment, das Essen, die Guides, usw. alles machte einen perfekten Eindruck. Vor dem Essen gab es für jeden sogar einen kleinen Schluck Champagner, um auf den Ausflug anzustossen. Das hatten wir bisher auch noch nicht, war aber eine tolle Geste.

Zurück an Land hiess es Ausrüstung, dieses Mal hatte ich auch einen Neopren-Anzug, wieder abgeben und zurück ins Hotel. Dort haben wir erst unsere Bilder und Videos anschauen müssen. Und ich muss sagen, es sind einige mega schöne Bilder entstanden. Diese werde uns immer an diesen genialen Ausflug erinnern. Da heute ja auch unser Hochzeitstag ist, war das der perfekte Start in den Tag.

Am Nachmittag sind wir in ein Café in der Nähe des Hotels und ich schreibe gerade an diesem Beitrag. Ich muss versuchen so aktuell wie möglich zu bleiben, wenn das so weitergeht, vergesse ich die Hälfte. 🙂 Dazu gibt es einen leckeren Kaffee und so macht das Ganze doch richtig Spass. Jetzt heisst es aber austrinken, die Sonne kommt nochmal raus. Wir wollen noch ein wenig durch die Stadt laufen, Bilder machen und diese einzigartige Atmosphäre geniessen.

Corinne und ich sind los in die Stadt und haben noch ein paar Bilder gemacht. Wir sind entlang der wunderschönen Promenade gelaufen und haben noch viele Seelöwen und Krabben beobachtet. Es ist wirklich schön den Tieren so ganz ohne Fenster in ihrem natürlichen Lebensraum zuzuschauen. 

Danach sind wir nochmal in die Richtung des Interpretation Center gelaufen. Etwas weiter den Strand entlang soll es einen schönen abgelegenen Strand geben, welchen wir nutzen wollten, um den Sonnenuntergang anzuschauen. Das hat nicht ganz funktioniert, war es doch mal wieder zu bewölkt. Dafür haben wir nochmal unzählige Seelöwen gesehen und hier vor allem mit vielen kleinen Babyseelöwen. Es waren zu der Zeit noch weitere Touristen da und uns ist aufgefallen, wie toll das hier funktioniert zwischen Menschen und Tierwelt. Alle Menschen respektierten die Tiere, niemand versuchte diese zu bedrängen oder gar anzufassen, nirgends wurde Müll hinterlassen, usw. Es war schön das zu sehen und zu erleben, dass es so auch funktionieren kann. Plötzlich gab es unter den Seelöwen noch ein wenig Tumult da sich zwei recht grosse männliche Seelöwen nicht ganz einig waren, wer jetzt gerade der Chef ist. Das Ganze führte zu einer wilden Verfolgungsjagd der beiden Tiere über den Strand. Alle noch anwesenden Touristen packten ihre Sachen und versuchten sich von der Rennstrecke zu begeben. Das war ein sehr lustiger Anblick. 🙂 Das Ganze hat sich dann auch recht schnell wieder entspannt und die Herren mussten sich erstmal wieder ausruhen. 🙂 Nach und nach haben dann alle anderen Touristen den Strand verlassen und nur Corinne und ich blieben zurück. Herrlich wie ruhig alles war und dazu die Atmosphäre durch die Tiere. Und was macht man nach so einem herrlichen Tag unter Seelöwen, genau man legt sich einfach neben sie in den Strand. Selbstverständlich mit einer guten Portion Abstand, wollten wir ja nichts falsch machen. Aber sind trotzdem lustige Bilder geworden.

Danach sind wir dann zurück Richtung Stadt und haben einen Stopp in einer Strandbar eingelegt. Wollten wir ja noch auf unseren Hochzeitstag anstossen. Wir haben uns also in solche aufgehängten Schwingsessel gesetzt und den Ausblick auf das Meer genossen.

Danach ging es dann zu einem super Abendessen in eine Pizzeria. Ich glaube das war die beste Pizza seit Langem. Danach ging es dann zurück ins Hotel, mussten wir am Folgetag doch wieder früh raus.

Der Folgetag war dann schon Sonntag, der 25.09.2022. Und für uns stand als erster Punkt die Überfahrt nach Santa Cruz auf dem Programm. Wir wollten ja auf unserem Trip drei Inseln besuchen, was eben zu diversen Fahrten mit einem Speedboot führte. Man hat uns noch vorgewarnt, dass die Überfahrten recht rumpelig werden könnten und wir doch besser Tabletten gegen Seekrankheit nehmen sollen. Obwohl ich normal nicht seekrank werde, habe ich auf den Rat gehört und eine Tablette eingeworfen. Und ich muss sagen, ich war wirklich sehr froh darüber. So eine Fahrt dauert je nach Seegang ca. 2 Std und es werden dabei doch immer knapp 80 km zurückgelegt. Die Fahrt ist also wirklich recht rasant. Man sitzt bequem in Stühlen im unteren Teil des Bootes, welches nicht sehr gross ist. Durchschnittlich finden jeweils so zwischen 25 und 35 Personen Platz darauf, je nach Route und Boot. Speziell für die Inseln ist, dass es nirgends Anlegestellen für Boote gibt. Die einzigen Boote die Personen an Land aufnehmen dürfen sind kleine Wassertaxis. Diese bringen die Passagiere dann zu den jeweiligen Speedbooten. Das war dann wieder eine Herausforderung, umsteigen von einem wackligen Boot in ein anderes, nicht immer ganz einfach. Wir haben das aber bei allen Touren hervorragend hinbekommen und niemand wurde nass. Also zumindest nicht beim Umsteigen. 🙂 Wir waren leider eine der letzten Passagiere, die auf das Boot gekommen sind, so dass nur noch wenige Plätze frei waren. Corinne hat sich den Platz in der ersten Reihe ausgesucht und ich blieb ganz hinten, direkt bei den 4 riesigen Motoren, welche für den extremen Vortrieb des Bootes sorgten. Leider waren sie auch entsprechend laut, was aber noch ok war. Schlimmer war, dass Spritzwasser auf das Oberdeck, dort wo der Kapitän stand, spritzte und von dort im hinteren Teil des Bootes mir auf den Kopf tropfte. Hurra, die ganze Frisur schon wieder kaputt und das um kurz nach 7 Uhr am Morgen. 🙂 Egal, trocknet ja wieder und ich musste mich eh mehr darauf konzentrieren, mich nicht zu übergeben. Es wurden im Vorfeld schon braune Plastiktüten verteilt, welche auch von einigen Passagieren rege in Anspruch genommen wurden. Hält also tatsächlich auch noch schlank so eine Überfahrt.

Nach ca. 2 Stunden war der härteste Teil des Tages geschafft und wir sind sicher vor Santa Cruz an Anker und durften wieder in ein Wassertaxi umsteigen. Mit dem ging es dann vollends an den Steg und wir konnten unsere Rucksäcke wieder schnappen und uns auf den Weg zum Hotel machten. Dort wartete bereits ein Frühstück auf uns, was tatsächlich gut war für den Magen. Danach haben wir uns zu Fuss auf den Weg gemacht, um eine Aufzucht- und Brutstation für Schildkröten zu besuchen. Um die Schildkröten zu schützen, werden auf allen Inseln die Eier eingesammelt und in den Stationen versorgt. Dabei werden alle Eier und später die Schildkröten strikt getrennt nach der Insel, von welcher sie ursprünglich kommen. Wenn die Schildkröten ein gewisses Alter erreicht haben, werden sie auf ihrer Heimatinsel wieder ausgesetzt. Dieses Prozedere hat dazu geführt, dass es wieder deutlich mehr Schildkröten auf Galapagos gibt. Früher wurden die Tiere tatsächlich gejagt und gegessen, bzw. wurde das Öl genutzt, um Strassenlampen zum Leuchten zu bringen. Vor allem Walfänger haben die weiblichen Tiere, da diese nicht ganz so gross werden, mit auf die Schiffe genommen, um sie später zu essen. Dadurch ist die Population auf den Inseln in grosse Gefahr gekommen. Man kann sich das irgendwie gar nicht vorstellen, wenn man das alles so hört, heute, war aber eben auch eine andere Zeit, welche zum Glück hinter uns liegt.

In dieser Station konnten wir auch noch eine Ausstellung zu Darwin besuchen, was noch sehr sehenswert war und wir konnten auch dort noch ein paar lustige Bilder machen.

Danach ging es wieder zum Bus und wir fuhren in das Hinterland der Insel. Dort wollten wir den riesigen Landschildkröten einen Besuch abstatten. Die Fahrt war ca. 30 Min und damit genau richtig für einen kurzen Power Napp. War ich müde und geschafft. 🙂 Als wir am Ziel angekommen sind, erwartete uns ein recht grosses Haus mit einem Restaurant, eine Art Schulungsraum sowie ein Souvenirshop. Ich habe das erst nicht ganz verstanden, weil ich dachte wir besuchen die Schildkröten in freier Umgebung und das sah nicht so aus. Ich wurde aber eines Besseren belehrt, nämlich ist das Restaurant usw. von einer Familie, welcher genau das Grundstück gehört, betrieben wird. Von dort aus kann man loslaufen und die Tiere suchen und besuchen. Es gibt eine Zusammenarbeit der Familie mit den Forschungsstationen, so dass jeder seinen Gewinn davon hat. Es ist tatsächlich so, dass sich die Tiere auf der ganzen Insel verteilen und man jeden Tag hier andere Tiere anschauen kann. Wir haben also unsere Schuhe gegen ein paar Gummistiefel eingetauscht und sind losmarschiert. Es war ganz schön matschig so alles und ich war froh, muss ich die Schuhe nachher nicht putzen. 🙂 Es dauerte auch nicht lange und wir konnten die ersten Tiere sehen und fotografieren. Beeindruckend wie gross die Tiere werden können und wenn man bedenkt, dass sie ein Alter von über 190 Jahren erreichen können, ist das schon faszinierend. 

Nach ca. einer Stunde waren wir zurück und haben uns wieder auf den Weg in die Stadt gemacht. Die Fahrt war nicht ganz einfach, mussten wir doch zweimal stoppen, um einer Schildkröte die Vorfahrt zu gewähren. Die laufen eben einfach über die Strasse und das kann dann schon mal dauern. Vor allem wenn man zwischendrin noch eine Pause machen muss. Aber wir haben ja Zeit. Bei der Gelegenheit haben wir aber gelernt, dass diese Tiere, welche wir hier gesehen haben, so ca. 10 km in 3 Wochen zurücklegen können. Sind also keine Sprinter, aber sie kommen auch zum Ziel. Was mir bei der Gelegenheit aufgefallen ist, als der Fahrer kurz aus dem Bus ist, was für absolut technisch hochwertigen Fahrersitze es auf Galapagos gibt. 🙂

Ausserdem haben wir gelernt, dass die Umgebungstemperatur der Eier das Geschlecht der Tiere ausmacht. Wenn die Temperaturen höher (29.5 Grad) sind, gibt es ein Weibchen bei niedrigeren Temperaturen (bis 28 Grad) ein Männchen. Man merkt, dass die allgemeine Klimaerwärmung für die Tiere wiederum auch eine Gefahr darstellt, da wenn es immer wärmer wird, einfach mehr Weibchen gibt und irgendwann der Nachwuchs wieder fehlt. Als wir wieder in der Stadt waren sind wir nochmal zum Hafen gelaufen, um dort den Nachwuchs der Haie zu beobachten. Entlang des Anlegestegs für die Wassertaxi wird das Wasser mit farbigem Licht beleuchtet und dadurch sieht man am Abend die Baby Haie sehr gut. 

Den Abend haben wir dann mit einem Teil der Gruppe in einem tollen Restaurant verbracht. Es gab super Lobster und dazu ein lokales Bier, welches auf der Insel gebraut wird. Was will man mehr? Trotzdem sind wir wieder früh ins Hotel, stand doch am nächsten Tag schon wieder eine Überfahrt zur nächsten Insel auf dem Programm. Und diese startete ebenfalls um 7 Uhr.

Wir haben uns also am Montag, 26.09.2022 schon um 6.20 Uhr in der Rezeption getroffen und uns auf den Weg zum Hafen gemacht. Dort hiess es wieder umsteigen in ein Wassertaxi, welches uns zu unserem nächsten Speedboot brachte. Dort angekommen konnten wir wieder unsere Plätze einnehmen und dieses Mal mussten wir sogar Schwimmwesten anlegen. Und zwar alle Passagiere. Das war neu und mir wurde bewusst, diese Überfahrt wird wohl nicht weniger rumpelig als die Erste. Als wir ablegten mussten wir noch einen Umweg zu einem Militärboot nehmen. Dort kamen zwei Soldaten an Board und haben das ganze Boot überprüft. Wir haben das zuerst nicht verstanden, sondern erst im späteren Verlauf des Tages. Kurzer Einschub, Corinne hat am Nachmittag des Tages eine SMS von Caroline bekommen, ob es uns gut geht, weil vor den Galapagos am Vortag ein Boot verunglückt ist. Da es mehrere Tote gab und unter den Passagieren auch Schweizer waren, war das in allen Zeitungen in der Schweiz. Wir hätten sonst von dem Unfall gar nichts mitbekommen. Wir waren jetzt tatsächlich auf der gleichen Route unterwegs wie das Unglücksboot nur in die andere Richtung. Zum Glück haben wir das alles aber erst erfahren, als wir die Fahrt schon hinter uns hatten. Zurück zum Text, unser Boot wurde also ausführlich inspiziert und mit einer kleinen Verspätung konnten wir ablegen. Die Fahrt war wieder recht heftig und wir sind nur so über die Wellen geflogen bzw. wurden hin und her geschaukelt. Je nach Richtung aus der die Wellen gekommen sind. Es war schon heftig und der Verbrauch an Plastiktüten entsprechend. 🙂 Ich hatte wieder unsere Tabletten und damit absolut keine Probleme. Nach der Ankunft auf der Insel Isabela wurden wir von einem ganz speziellen Fahrzeug abgeholt. Es war so eine Art Geländewagen mit einer Pritsche und 3 Sitzreihen. War eigentlich recht gemütlich und sehr schnell kann man auf der Insel eh nicht fahren. Vor allem in der Stadt sind die Strassen eher nur aus Sand den aus Asphalt. Das führt aber irgendwie zu einer tollen Atmosphäre, welche ich sehr mag. Nachdem wir im Hotel angekommen sind, gab es wieder ein Frühstück und danach sind wir ein wenig durch das Dorf gelaufen. Es war herrlich und die Insel bietet mit die schönsten Strände, wie wir festgestellt haben.

Für den Nachmittag haben wir uns zu einer kleinen Tour angemeldet. Es gab zwar noch eine grössere aber nochmals 3 Stunden auf einem Boot, dazu hatten wir keine Lust. Wir sind nur mit einem kleinen Boot auf eine direkt vor der Insel liegenden kleinen Insel gefahren und haben diese mit einem Guide erkundet. Bei der Überfahrt haben wir tatsächlich auch einen Pinguin gesehen. Leider gibt es auf Galapagos nicht mehr sehr viele Pinguine, so dass wir schon glücklich waren, wenigstens einen gesehen zu haben.

Auf der kleinen Insel haben wir nochmal sehr viel über die Entstehung der Inseln mit all den Vulkanen gelernt. Ausserdem haben wir eine Stelle besucht, welche aktuell überzogen ist mit kleinen Muscheln, Überresten von Seeigeln und feinsten Vulkansteinen. Was heute eher unwirklich aussieht, wird in vielen Jahren ein toller Sandstrand sein. Wir haben hier gesehen, wie im Laufe der Zeit ein weisser Naturstrand entsteht und was die Ausgangssituation dafür ist. 

Ausserdem haben wir noch gesehen, wie man unterscheiden kann, wie alt das Lavagestein ist und wie es sich unterscheidet in der Farbe und damit zu welchem Vulkanausbruch es zugeordnet werden kann. Je schwarzer das Gestein desto jünger ist es. Im Laufe der Zeit wird es durch die Sonne, Regen, usw. immer brauner. Und natürlich gab es wieder jede Menge Tiere.

Nach diesem tollen Rundgang stand das Highlight der Tour vor uns. Wir sind wieder auf das Boot und haben uns fertig gemacht zum Schnorcheln. Und dieses Mal wollten wir es wissen. Auf uns wartete ein kleiner Kanal, welcher abgetrennt vom Meer in der Bucht verläuft. Der Kanal ist vielleicht 1 Meter bis 1.5 Meter breit und je nach Gezeit nur ein paar Meter tief. Der Kanal wird von Haien genutzt, um sich darin zu erholen. Für uns war es die Möglichkeit, über die ruhenden Haie zu schwimmen und diese aus nächster Nähe zu besichtigen. Diese Art der Haie gilt als eine der liebenswertesten Arten, wobei ich nicht genau weiss, was das heisst. 🙂 Und die Haie können doch so eine Grösse von 1.5 bis 1.8 Metern haben, was im Wasser noch recht gross wirkt. Wir sind also vom Boot gesprungen, haben noch ein paar grosse Seeschildkröten und Fische gesehen und uns auf den Weg zum Kanal gemacht. Den ersten Teil haben wir durchschwommen, ohne einen Hai zu sehen und ich war schon ein wenig enttäuscht. Es ging dann aber in einen zweiten Abschnitt und da lagen sie dann. Seite an Seite und einer nach dem anderen. Wow, was für ein Anblick und wir mittendrin. Etwas Nervosität stieg dann auf, als ein Hai beschloss das er genug geruht hat und uns entgegen geschwommen ist. Somit waren es praktisch 3 Ebenen, schlafende Haie, darüber schwimmender Hai und dann wird. Und zwischen Ebene 2 und 3 war nicht mehr viel Wasser, ich habe zur Vorsicht mal meinen Bauch eingezogen. Aber ein tolles Gefühl.

Nach diesem Erlebnis ging es wieder zum Boot und zurück in den Hafen. Es war erneut wieder ein super Ausflug und wir waren mega happy. Und ehrlich gesagt waren wir doch auch ein wenig stolz, dass wir durch diesen engen Kanal geschwommen sind. Am Abend sind wir nochmal los um etwas zu Essen und dann wieder früh ins Bett. All die vielen Eindrücke und Erlebnisse machen doch auch ganz schön müde.

Am Dienstag konnten wir tatsächlich mal ein wenig ausschlafen. Wir hatten keine Überfahrt, sondern uns stand eine Vulkanwanderung bevor und da muss man ja schon ausgeschlafen sein. Wir haben uns also erst um 8 Uhr zum Frühstück getroffen, ehe es dann um 9 Uhr mit dem Bus losging. Der erste Stopp war nochmal eine Aufzucht- und Brutstation für Schildkröten. Diesmal aber für die Schildkröten der Insel Isabel, welche ein wenig anders aussehen. Diese haben einen eher flachen Panzer, sehen aber auch sehr niedlich aus. Wir sind wieder durch die verschiedenen Stationen gelaufen und haben wieder sehr viel über die Tiere erfahren.

Danach ging es dann wieder zum Bus, wo bereits eine zweite Person von Intrepid auf uns wartete. Für die Tour hatten wir zwei Guides dabei, sollte jemand auf der Wanderung umkehren wollen, konnte man dies in Begleitung des zweiten Guides tun. Uns stand eine Wanderung von ca. 17 km bevor, wobei wir bereits auf einer Höhe von rund 800 Meter über dem Meer mit dem Aufstieg starteten. Der Vulkan ist nur knapp 1’200 Meter hoch, so dass dies kein Problem war. Unterwegs sind wir noch an einem kleinen See vorbei gekommen, wo wir tatsächlich noch Flamingos gesehen haben. Eine kleine Gruppe von ca. 8 bis 10 Tieren verweilte gerade am Ufer. Auch diese Vögel sind aktuell eher selten in Galapagos und dass wir so eine grosse Runde angetroffen haben, ist eher ungewöhnlich. Hatten wir also mal wieder Glück.

Als wir dann am Vulkan aus dem Bus ausgestiegen sind, war das Wetter jetzt eher schlecht, regnerisch und wolkenverhangen, Man versprach uns aber, dass wenn wir oben sind und spätestens nach ein paar Meter dem Krater gefolgt sind, das Wetter komplett anders sein wird. Sonne pur und warm, das war das Versprechen. Ich konnte das nicht glauben, aber man lernt nicht aus. Als wir am Krater angekommen sind, welche übrigens riesig ist, hatten wir blauen Himmel und die Sonne scheint uns auf den Kopf. So wurde es dann ganz schön warm, was aber sehr gut tat. Der gesamte Vulkan, Sierra Negra, hat eine Fläche von knapp 2’000 km2 und allein der Krater hat eine Fläche von 9.3 km x 7.4 km und eine Tiefe von ca. 110 Metern. Es war nicht möglich ein Foto des gesamten Kraters zu machen, sondern immer nur Abschnitte. Aber es sah super aus, vor allem weil an der Nordseite noch immer die Wolken in den Krater hineinzogen. Der Vulkan ist ca. 700’000 Jahre alt die letzten grossen Eruptionen waren aber erst in im Jahr 2005 und 2018. 2018 dauerte der Ausbruch ganze 3.5 Monate, ehe der Vulkan sich wieder beruhigt hat. Die Art des Vulkanes ist aber speziell, er ist nicht so spitz wie die sonst bekannten Vulkane. Auch ist das Magma eher flüssig und fliesst bei einem Ausbruch eher den Vulkan herunter als das es starke Explosionen gibt. Das macht es nicht ungefährlicher, aber etwas besser vorhersehbar. Und durch die Konstellation des Kraters fliesst die Lava eher Richtung Norden ab, so dass weniger Gefahr für die Menschen in der Stadt, welche im Süden liegt, besteht. 

Wir sind dann immer weiter dem Krater entlanggelaufen, um auf die Nordseite zu kommen. Dort angekommen sind wir über die Lavafelder der letzten Eruptionen wieder bergab gelaufen. Wobei wir erst eine kleine Pause gemacht habe und die Aussicht auf diese Seite genossen haben.

Es war wieder sehr spannend zu sehen, welcher Teil der Lava zu welcher Eruption gehörte und wie sich die das Gestein im Laufe der Zeit verändert. Auch wie die Natur langsam wieder beginnt, einzelne Stellen wieder mit Pflanzen und Gras zu übersäen. Mir haben es besonders die sogenannten Lavatunnel angetan. Dies sind kleine oder auch ganz grosse Tunnel, in denen die Lava nach einem Ausbruch den Vulkan hinunterläuft. Zurück bleiben später diese Kanäle, welche wirklich mehr aussehen als wären sie konstruiert und gebaut wurden. 

Diese Kanäle ziehen sich durch die gesamte Insel und niemand weiss, wie gross diese sein können. Man hat bereits welche entdeckt, die mehrere Meter im Durchmesser waren andere waren wie unterteilt in verschiedene Ebenen, eine für jeden Ausbruch, usw. War wieder eine sehr lehrreiche Wanderung. Als wir am Ende der Wanderung angekommen sind, waren wir an einem tollen Aussichtspunkt über die Insel und den Pazifik. Man konnte am Horizont noch die anderen grossen Vulkane erkennen, einfach herrlich. Und unsere kleine Gruppe war die einzige weit und breit. Damit war keine Menschenseele zusätzlich vor Ort und wir konnten das Alles für uns geniessen.

Nachdem wir den Ausblick mehr als genossen hatten, ging es den gleichen Weg wieder zurück. Also zuerst wieder bergauf dann entlang des Kraters und dann wieder bergab bis zum Bus. Hier hatte sich in der Zwischenzeit auch das Wetter etwas gebessert und wir hatten die Sonne bis zurück zum Bus. Danach hiess es dann zurück zum Hotel und die Freude auf eine Dusche war entsprechend gross. Am Abend sind wir nochmal los und haben in einem kleinen Restaurant direkt am Strand gegessen. Es gab leckeren Seafood und wieder ein lokales Bier. Perfekt als Abschluss für einen genialen Tag. 

Der nächste Tag war dann schon wieder Mittwoch und dieser startete recht früh. Es war wieder eine Überfahrt zurück auf die Insel Santa Cruz geplant. Unser Boot sollte bereits um 6 Uhr ablegen, so dass der Treffpunkt in der Rezeption bereits um 5.20 Uhr war. Wahrlich früh muss ich sagen. Wir haben es aber alle pünktlich geschafft und habe uns gemeinsam auf den Weg gemacht. Mit dem Wissen über den Unfall vor ein paar Tagen, war es diesmal ein etwas merkwürdiges Gefühl auf das Boot zu steigen. Fahren wir doch heute genau die gleiche Route und noch immer werden 2 Personen vermisst vom Unfallboot. Aktuell wurden 4 Leichen geborgen und eben noch 2 Personen vermisst. Was genau der Auslöser war, werden wir wohl nie erfahren. Man vermutet, dass die Motoren einer nach dem anderen ausgefallen sind und das Boot dann manövrierunfähig auf der rauen See umhergetrieben ist, ehe es gesunken ist. Einige Passagiere wollten wohl zu einem anderen Boot schwimmen und es ist Panik ausgebrochen. Ausserdem war das Boot wohl mit einigen Personen zu viel unterwegs, was eigentlich gar nicht erlaubt ist. Jeder Passagier muss sich mit Namen und Passnummer registrieren. Trotzdem wurden Menschen gerettet, welche nicht auf der Passagierliste waren. Somit liegt die Schuld neben dem Kapitän auch bei den Behörden, welche mehr Passagiere an Bord gelassen haben oder eben nicht genau geprüft haben. Jeder Passagier muss beim Einsteigen in ein Wassertaxi seinen Namen sagen und wir dann auf der Liste abgehackt. Schlimm, dass immer erst etwas passieren muss. Da mehr Passagiere an Bord waren als erlaubt, waren auch nicht ausreichend Rettungswesten vorhanden. Wir waren an diesem Morgen also alle etwas angespannt und haben zweimal geschaut wie viele Menschen an Bord gekommen sind. Es war aber alles ok und die Überfahrt verlief sehr gut. Ich glaube, es war auch noch die ruhigste Fahrt unter den Rumpeligen, welche wir hier hatten. Trotzdem waren wir froh, als wir nach etwas mehr 2 Stunden wieder auf Santa Cruz angekommen sind und vom Boot konnten. Die Tabletten gegen Seekrankheit haben auf jeden Fall geholfen, da diese auch einfach etwas müde machen.

Wir sind dann wieder in das uns bekannte Hotel gelaufen, wo bereits wieder ein Frühstück auf uns wartete. Irgendwie tut so ein Essen nach einer Bootsfahrt doch sehr gut. Nachdem wir uns gestärkt hatten, stand uns der Rest Vormittags zur freien Verfügung. Wir wollten uns erst um 13 Uhr wieder als Gruppe treffen, um einen letzten gemeinsamen Ausflug an den Strand zu machen. Am Vormittag sind Corinne und ich dann nochmal los, um die Stadt ein wenig zu besichtigen und die verschiedenen Läden zu durchforsten. Nicht dass wir etwas kaufen wollten, aber schauen kann ja auch spannend sein. 🙂 Vor allem muss man nach dem «Schauen» nicht weiteres Gepäck mit sich rumtragen. 

Ausserdem sind wir noch mit zwei weiteren aus der Gruppe in ein Café, um einen richtigen Kaffee zu trinken. Das Frühstück im Hotel war ok, der Kaffee aber nicht unbedingt. Das war eher ein Kaffee für Herzkranke, so wässrig wie der war. Also sind wir los und sind in einem tollen Café gelandet. Wir konnten sogar wieder draussen in der Sonne sitzen, da es super Wetter war. Danach sind wir dann weitergezogen und haben uns die Fischerboote im Yachthafen ein wenig angeschaut. Ausserdem sind wir in einen Supermarkt und waren extrem beeindruckt, wie akkurat die Regale bestückt waren und wie geometrisch die ganze Einrichtung ausgerichtet war. Da hat sich jemand ganz viel Mühe gegeben. 🙂

Um 13 Uhr haben wir uns dann alle wieder im Hotel getroffen, um an den Strand zu laufen. Wir gingen an den berühmten Tortuga Bay Beach. Ein toller weisser Sandstrand, welcher leicht abgetrennt vom Meer in einer Lagune liegt. Dadurch ist das Wasser ganz still und man kann herrlich darin schwimmen. Und das obwohl 50 Meter weiter riesige Wellen an den Strand, welcher ausserhalb der Lagune liegt, rollen. Der Teil ist zum Surfen bestens geeignet, aber nicht zum Schwimmen und Schnorcheln. Wir haben uns zu Fuss auf den Weg gemacht, was so ca. 1 Stunde gedauert hat. Zuerst ging es ein wenig durch die Stadt und dann immer Richtung Strand. Eine herrliche Landschaft und sehr schön zum Laufen. Wir sind dann erst am Strand zum Surfen angekommen und mussten diesem Strand dann weiter folgen, bis wir in die Lagune kamen. Genau vor dem Strand ist das oben beschriebene Boot gesunken und am Strand lag noch ein kleines Boot, welches versuchte Passagiere zu retten. 

Wir sind dann in der Lagune angekommen und es war traumhaft. Beim Springen ins Wasser habe ich vollkommen vergessen, dass ich ins Meer gehe, so ruhig war das Wasser. Es fühlte sich mehr an wie ein See. Entsprechend erschrocken bin ich, als ich eine Ladung Salzwasser im Mund hatte. 🙂 Aber ok, kann passieren. Der Vorteil des Strandes ist, dass sich im hinteren Teil des Strandes Mangrovenbäume befinden, welche super Schatten bieten, in den man sich legen kann. Dadurch ist man vor der Sonne doch ein wenig geschützt. Diese ist hier doch recht stark und man verbrennt sich recht leicht die Haut. Obwohl wir uns zweimal eingecremt haben und das mit Lichtschutzfaktor 50, hatten wir einen leichten Sonnenbrand im Gesicht. Nicht schlimm, aber für das wir nur ca. 1.5 Stunden am Strand waren, sehr gut eingecremt und die meiste Zeit im Schatten, doch extrem. Es war aber ein super Abschluss für unsere Reise und die Entspannung tat richtig gut.

Nachdem wir ausgiebig relaxt hatten, ging ein Teil der Gruppe mit dem Boot zurück, der andere Teil wieder zu Fuss. Wir haben uns für den Fussweg entschieden, war es doch ein herrlicher Spaziergang. Am Abend sind wir dann als Gruppe nochmal los in ein Restaurant für ein gemeinsames Abschiedsessen. Dieses Mal hatten wir wirklich wieder Glück mit der Gruppe. Wir haben sehr tolle Menschen kennen gelernt und freuen uns, wenn wir den einen oder anderen mal wieder irgendwo sehen werden. Zum Glück konnten wir noch alle Kontaktdaten austauschen, so dass wir weiter voneinander hören werden. So macht eine Gruppenreise einfach Spass. 

Nach dem Essen ging es dann wieder zurück ins Hotel. Die letzte Nacht auf den Galapagos stand vor uns. Wir hatten dieses Mal ein sehr schönes Zimmer mit einem super bequemen Bett. Ich habe geschlafen wie ein Baby. 🙂

Und so startete ich sehr gut ausgeschlafen in den letzten Tag auf der Insel. Wir hatten uns bereits gestern als Gruppe verabschiedet, da die Rückflüge sehr individuell stattgefunden haben. Nur die Dame, welche mit uns ab Quito gereist ist, war wieder auf dem gleichen Flug wie wir. Alle anderen hatten ihre Flüge selbst organisiert und sind nicht mit nach Quito gereist. Ich glaube diese Idee war die Bessere, hatten wir doch nicht wirklich viel von Quito in dieser Gruppenreise und die Flüge hätten wir selber auch buchen können. Und wir hätten das sogar besser gekonnt, denn auch unser Rückflug war mit Zwischenstopp in Guayaquil. Hurra, der Tobi freut sich wieder wie ein Schnitzel. Egal, bis es so weit war, konnten wir nochmal ausgiebig frühstücken und das Hotel geniessen. Wir drei Verbleibenden wurden dann von unserem Guide an den Flughafen gebracht, welcher auf einer kleinen Insel direkt vor Santa Cruz liegt. Um dort hinzukommen, muss man aber erst ca. 50 Min über die gesamte Insel von Süd nach Nord fahren. Diesen Transfer durften wir im Bus des Hotels machen. Somit hatten wir für uns 4 Passagiere ca. 26 Sitzplätze zu Verfügung. Auch nicht schlecht. Als wir am Nordende angekommen sind, hiess es nochmal kurz auf eine Fähre umsteigen, um auf die Insel Baltra zu kommen, wo der Flughafen liegt. Nach der Fähre hiess es dann in einen Bus des Flughafens umsteigen, welcher uns direkt ans Terminal brachte. Dieses war doch ein wenig grösser als das Gebäude bei unserer Ankunft. Aber trotzdem alles sehr überschaubar. Wir haben dann den üblichen Check-in gemacht und unser Gepäck wurde wieder durchsucht. Dieses Mal wurde vor allem neben organischen Sachen auch auf Dinge geachtet, welche von der Insel versucht werden mitgenommen zu werden, wie z.B. Sand, Vulkangestein, usw. Das ist alles strengstens verboten. Wir hatten aber nichts dabei und alles war gut. Für uns hiess es dann warten, bis wir aufgerufen wurden zum Boarden. Unser Flug ging um 14 Uhr und kurz bevor wir zum Einsteigen gingen, wurde im Terminal im Abflugbereich bereits begonnen sämtliche Souvenirläden zu schliessen, die Türen zu verschliessen, usw. Man wollte Feierabend machen. 🙂 Wir waren um 14 Uhr tatsächlich der letzte startende Flug für diesen Tag. Das fand ich noch sehr witzig. Auf dem Weg vom Terminal ist uns beim Einsteigen dann sogar noch ein Land-Leguan über den Weg gelaufen.

Unser Flug startete wieder mehr als pünktlich um kurz vor 14 Uhr. Wir hatten wieder ziemlich genau 90 Minuten Flugzeit, ehe wir in Guayaquil wieder gelandet sind. Dort hiess es wieder knapp 50 Min warten und zuschauen, wie andere Passagiere ausgestiegen sind, aber vor allem wie neue Passagiere eingestiegen ging. Pünktlich ging es dann weiter auf die letzte Etappe. Diese war wieder knapp 40 Min dann sind wir wieder in Quito zurück gewesen und unser Abenteuer war zu Ende. In Quito wurden wir dann wieder von einem Intrepid Mitarbeiter in Empfang genommen und wir wurden zurück ins Hotel gebracht. Der Transfer zum Hotel war etwas speziell, mussten wir doch unterwegs in ein anderes Auto wechseln. Unser Fahrer meinte irgendwann, dass er in 2 Min rechts abfährt und dort ein anderes Auto auf uns wartet. Er habe ein Problem mit dem rechten Vorderreifen und daher wäre das notwendig. Ich fand den Humor von dem Kerl der Hammer, ich meine von einem Problem am Vorderreifen zu erzählen, bei dem man nicht weiterfahren kann und bei der Gegebenheit aber mit 90 km/h über die Strasse fährt, find ich schon klasse. Ich bezweifle das Vorderrad irgendwas hatte, zumindest blinkte keine Warnlampe oder ertönte ein Signal. Ich denke das andere Auto war einfach auf dem Weg zurück in die Stadt und man wollte das kombinieren. Egal, wir sind einfach umgestiegen und wurden dann so sicher zum Hotel gebracht. Dort wartete dann auch schon der Guide, welcher uns am Anreisetag mit den Infos versorgt hat. Er hat uns kurz begrüsst, gefragt wie es war und sich dann wieder verabschiedet. Das war dann sozusagen das Abschlussmeeting; wieder sehr effizient. Aber uns war es recht, hatten wir doch noch andere Pläne. Eine Klassenkameradin aus unserer Spanischschule in Medellín war auch gerade in Quito und durch Zufall im Hostel neben unserem Hotel. Diesen Zufall wollten wir natürlich feiern. Und so sind wir drei von der Gruppenreise plus Jacky, aus dem Nachbarhostel, losgezogen. Wir sind in ein gemütliches Restaurant und haben was Feines gegessen. Und für den Tobi gab es zwei extrem leckere Mojitos, welche ganz schön eingeschenkt haben. Keine Ahnung, ob es wieder an der Höhenluft oder meinem Alter lag, aber ich hatte echt einen im Tee. 🙂 Aber alles gut, hatten wir für Freitag ja keine Termine. Nach diesem lustigen Abend sind wir zurück ins Hotel und sind völlig fertig eingeschlafen. 

Der nächste Tag war dann schon der Freitag, 30.09.2022 und wir hatten einen Umzug in ein neues Hotel auf dem Programm. Wir wollen noch ein paar Tage in Quito bleiben und die Stadt besser kennen lernen. Den Vormittag haben wir noch genutzt, um an diesem Bericht zu schreiben und um die weiteren Tage zu planen. Kurz vor 12 Uhr haben wir dann ausgecheckt und uns auf den Weg in das neue Hotel gemacht. Wie das neue Hotel dann war, was wir noch alles in Quito erlebt haben, dann im nächsten Bericht.

Kolumbien: Sprachkurs in Medellín & Guatapé

Wie im letzten Beitrag schon berichtet, sind wir gut in Medellín angekommen. Wir hatten die Stadt, wie ja das ganze Land nicht gross auf dem Schirm, haben aber irgendwann überlegt, wenn wir schon in Kolumbien sind, dann können wir die Zeit ja auch ein wenig nutzen, um einen Sprachkurs zu machen. Bei unserer ersten bzw. zweiten Planungsrunde für die Weltreise hatten wir das ja schon auf dem Schirm, so wie wir dann aber gestartet sind, hatten wir das irgendwie vergessen bzw. gehofft, dass wir auf den Gruppenreisen so viel lernen, dass wir auch alleine überleben würden. Ich glaube, das würden wir auch, aber es ist doch angenehmer, wenn man die Sprache ein wenig besser beherrscht. Möchten wir doch auch die Menschen kennen lernen und dann geht es eben nur über Spanisch. In Medellín wurde uns eine Sprachschule empfohlen, dafür nochmal vielen Dank Nathalia. Diese Sprachschule hat direkt angeschlossen ein kleines Hostel und ein Restaurant. Somit kann man ein Paket buchen, dass neben den eigentlichen Gruppenstunden noch zwei Privatstunden, die Unterkunft, Frühstück und Mittagessen enthält. Und das Ganze wirklich zu einem genialen Preis, wie wir finden. Wir waren also auf der einen Seite sehr gespannt, hatten aber auch einen hohen Anspruch. Wollten wir doch etwas lernen. Der erste Eindruck war aber recht positiv und bei all den Wanddekorationen zur spanischen Grammatik war uns klar, hier kann man was lernen.

Heute ist schon Donnerstag, der 01.09.2022 und damit tatsächlich unser 9-monatiges Reisejubiläum. Damit ist es jetzt offiziell, dass ziemlich genau die Hälfte der Zeit, welche wir uns für die Reise reserviert hatten, um ist. Das ist wirklich ein krasses Gefühl. Gefühlt sind wir erst seit ein paar Tagen unterwegs, dann kommen aber all die Erinnerungen, was wir erlebt und gemacht haben, hoch und man denkt, man muss schon Jahre unterwegs sein. Ist tatsächlich schwer zu beschreiben. Da der Schulalltag tatsächlich recht anstrengend ist, habe ich mich in den letzten Tagen schwer getan, mit diesem Beitrag zu starten. Jetzt sitzen wir aber in einem richtig schönen Café und ich nutze die Zeit. Corinne muss noch ein paar Hausaufgaben, ja so stressig ist die Schule, machen und ich hatte heute mehr Glück und bin damit schon fertig.

Wie waren jetzt aber die ersten Tage in der Schule, ausser anstrengend? Eigentlich macht es richtig Spass und wir lernen tatsächlich einiges. Es sind jetzt 4 Schultage um und ich habe das Gefühl, dass mir vieles viel klarer ist und ich vor allem bereits deutlich mehr Wörter kenne. Und das mit den Wörtern ist ja immer das Schwierigste, wenn man eine Sprache lernen möchte. Diese ständige überlegen nach Wörtern und dann rumstammeln, ist einfach nervig. Aber langsam funktioniert das ganz gut. Der erste Schultag, Montag, startete mit einer kurzen Einführung durch den Besitzer der Schule. Der Herr ist ca. in meinem Alter, also noch ganz schön jung, und hat die Schule vor 6 Jahren gegründet. Ursprünglich kommt er aus Kalifornien, ist aber irgendwie auch auf der halben Welt daheim. Er ist ein sehr charismatischer Typ, irgendwie hemdsärmelig und mit Leib und Seele bei der Sache. Ich glaube hier passiert nichts, ohne dass er involviert ist. Und so klein ist die Schule nicht, sind es doch immer so um die 80 Schüler, die jede Woche anwesend sind. Und da die Klassen nur max. 5 Personen sind, plus die Privatstunden, steckt da ein ganz schöner administrativer Aufwand dahinter. Allein jede Woche die Klassen einteilen und mit Lehrer ausstatten, da kommt was zusammen. Der Rundgang war eine kurze Sache, kurz das Schulgebäude gezeigt, das Restaurant erklärt und um 8 Uhr ging es schon los. Ok, der Tobi dachte, für ihn geht es um 8 Uhr los. Aber direkt die erste Erfahrung, wer lesen kann ist im Vorteil. Ich war eine halbe Stunde zu früh dran. 🙂 Egal. Corinne hatte etwas mehr Glück, sie musste erst um 9 Uhr starten. Gespannt wartete ich dann auf den Rest der Klasse und als wir vollzählig waren, merkte ich recht schnell, hurra ich bin im falschen Film. Wir waren 5 Schüler, wovon drei aus Frankreich waren und wirklich extrem gut Spanisch sprachen. Keine Ahnung wie ich in der Gruppe gelandet bin. Ich habe bis zur Pause mehr als geschwitzt und dann beschlossen, dass ich die Gruppe wechsle. Das war mir einfach zu heftig und ich habe nicht wirklich viel verstanden. Also bin ich in eine andere Klasse und dort war es dann auch angenehmer und ich hatte ab dem Tag auch jeden Tag erst um 9 Uhr Start. Also ein doppelter Gewinn. 🙂 Corinne hatte auch in den Fall etwas mehr Glück, sie wurde in eine recht coole Klasse eingeteilt. Waren zwar recht junge Leute, aber sie hatte eine super Lehrerin, und hat daher riesige Fortschritte gemacht. Bin ich ganz schön stolz. Es hilft einfach, wenn man schon etwas Französisch sprechen kann, um Spanisch zu lernen. Das habe ich schon in meiner ersten Gruppe gemerkt. Für die ist alles viel logischer als für mich. Nach dem Mittagessen im Restaurant, hatte ich dann tatsächlich direkt noch meine erste Privatstunde. Und was soll ich sagen, dass war dann nochmal eine richtige Herausforderung. Die Lehrer ziehen das voll durch und löchern einen auf Spanisch. Das ist mühsam, aber nur so lernt man auch etwas. Am Abend waren wir aber beide total fertig. Wir sind nur eine Kleinigkeit Essen gegangen und haben uns mal wieder mit Kay, unserer Reisebegleiterin aus London getroffen. Sie ist in der Zwischenzeit auch in Medellín angekommen und bleibt noch ein paar Tage hier, ehe sie am Wochenende in die Heimat fliegt. Danach sind wir recht früh ins Bett und sind erschöpft eingeschlafen.

Dienstag war dann schon der zweite Schultag und wir waren beide recht fleissig. Nach der Schule und dem Mittagessen hatte Corinne ihre erste Privatstunde, was der Tobi für einen kurzen Mittagschlaf genutzt hat. Danach sind wir in ein Café und haben dort ein wenig gelernt. Ausserdem haben wir begonnen verschiedene Podcasts auf Spanisch zu hören oder unsere Vokabeln in Apps zu erfassen, damit wir immer lernen können. Am Abend sind wir nochmal mit Kay zum Essen. Es war unser «Sicherheits-Abschiedsessen». Ich nenne das mal so, weil wir noch nicht genau wissen, ob wir sie vor ihrer Abreise nochmal sehen. Sie hat verschiedene Ideen wie sie die letzten Tage verbringen mag und ist sich nicht sicher, ob sie in Medellín bleibt. Daher haben wir uns am Abend mal verabschiedet, um sicher zu sein, dass wir das auch gemacht haben. 🙂 Es war recht emotional, sind wir jetzt doch seit einigen Wochen mehr oder weniger gemeinsam gereist und haben viel zusammen erlebt. Es ist aber ein schönes Gefühl, dass wir Freunde finden, welche überall verteilt leben. Und wir sind uns sicher, irgendwann treffen wir uns wieder. Aber damit sind Corinne und ich jetzt aktuell die letzten aus unserer tollen Gruppe, welche gemeinsam am 18.06.2022 in Playa del Carmen gestartet ist. Wird auch für uns ein neues Gefühl sein. Danach sind wir zurück ins Hostel und wollten eigentlich nur noch schlafen. Leider war die Nacht etwas lärmig, hatte doch ein Gast noch eine Party mit dem Rezeptionisten. Und da unser Zimmer direkt neben der Rezeption liegt, hatten wir auch etwas davon. 🙂 War etwas unangenehm, aber damit muss man in einem Hostel eben auch mal rechnen und aufregen bringt ja auch nichts. Wir sind trotzdem irgendwann eingeschlafen.

Der Mittwoch war dann wieder Schultag und der Nachmittag war wieder Zeit im Café mit Lernen. Wir haben direkt neben der Unterkunft ein so tolles Café, das ist mega. Der Cappuccino schmeckt super und es gibt süsse Teile, welche einfach der Hammer sind. Schoko-Croissants, Muffins, Zimtschnecken, usw. Alles frisch gebacken und handgemacht. Der Hammer und dann ist es für uns auch noch super billig. Wir laufen da nicht raus mit einer Rechnung über 4 bis 5 Euro. Wäre in der Heimat unvorstellbar. Am Mittwochabend war dann noch die erste Aktivität, welche von der Schule organisiert wird. Wir sind alle gemeinsam mit diversen Taxis zu einem Aussichtspunkt über der Stadt gefahren, an welchem man neben der tollen Aussicht auch tolles, lokales Essen und Getränke kaufen kann. Vor allem verschiedene Würste und Kartoffeln mit Fleischstücken, Mais, verschiedenen Saucen und überbacken mit Käse. Es war der Hammer, so eine tolle Aussicht. Auf das Angebot, sich an Gummiseilen angebunden, in die Höhe katapultieren zu lassen, haben wir verzichtet. Ebenfalls auf das Angebot auf einem gesicherten Fahrrad auf einem Hochseil zu fahren.

Wir haben viel mehr das Essen genossen und hatten eine gute Zeit. Bevor wir los sind, hat uns der Besitzer noch informiert, in welche Gegend wir fahren. Und diese hatte es in sich. Ist es doch eine Gegend, in die man vor 3 Jahren noch nicht reisen konnte. Medellín war lange eine der gefährlichsten Städte der Welt und der Krieg zwischen verschiedenen Banden legendär. Natürlich ging es immer um Drogen, da muss man sich nichts vormachen. Die Regierung der Stadt hat alles versucht, um der Sache Herr zu werden und hat vor allem in den öffentlichen Nahverkehr und öffentliche Plätze investiert. So wurde z.B. ein Busnetz aufgebaut, welches die verschiedenen Vororte verbindet. Dies nahm den Banden die Gelegenheit, ihre Drogen mit den bisher örtlichen Bussen zu transportieren bzw. diese für Geldsendungen oder andere Kurierdienste zu missbrauchen. Allein die Einführung dieser Busse führte dazu, dass erst vor 3 Jahren 8 Busfahrer erschossen wurden, welche sich nicht an die Regeln der Gangs halten wollten. Das ist schon krass, weil sich hier erst in den letzten Jahren alles zum Sicheren gewendet hat. Man muss trotzdem aufpassen, wohin man geht und auch was man aussteigt. Ich meine, wenn man in manchen Gegenden seine teure Kamera oder eine goldene Uhr überschwänglich präsentiert, muss man sich nicht wundern. Daher einfach alles etwas verstecken und nicht um jeden Preis auffallen. Wir haben uns aber absolut nicht unsicher gefühlt am Aussichtspunkt, sondern wir waren mal wieder mehr eine Attraktion für die Einheimischen. Viele kamen mit uns ins Gespräch und wir konnten tatsächlich unser Spanisch üben. Für die Einheimischen sind wir eben auch eine Geldquelle, welche man in Ruhe lässt und so die Einnahmen schützt. Es war ein super Abend und ich persönlich habe es mehr als genossen das Flair und die Atmosphäre zu geniessen. Gegend 22.30 Uhr waren wir dann wieder im Hostel und waren echt fertig. So viele neue Eindrücke, dass muss man auch erst verarbeiten.

Der Donnerstag war dann eher wieder ein normaler Tag mit Schule, von 9:00 bis 13:00 und am Nachmittag lernen und Blogschreiben im Café. Da macht das Arbeiten schon mehr Spass in so einer Umgebung. Heute morgen gab es noch das obligatorische wöchentliche Fotoshooting. 🙂 Daher auch direkt zwei Bilder, da wir ja zwei Wochen in der Schule waren. Ist schon schön wie auf so kleinem Raum, so viele Menschen aus so vielen verschiedenen Ländern zusammenkommen, sich unterhalten, sich gegenseitig beim Lernen helfen, zusammen lachen und Freundschaften entstehen. Für mich könnte es eigentlich immer und überall so sein und für mich mit der Hauptgrund, warum mir unsere Reise so gut gefällt. Den Abend haben wir recht kurz gehalten, wollten wir doch einfach nur noch eine Kleinigkeit essen und ein wenig Netflix schauen. Das muss auch mal wieder sein.

So, und schon wieder habe ich es geschafft deutlich in den Rückstand zu kommen mit unserem Blog. Was soll ich sagen, es ist schon Sonntag der 11.09.2022 und wir sind nicht mal mehr in Medellin, sondern bereits in Guatapé, aber dazu dann irgendwann im Verlauf mehr. Jetzt ist es erstmal wichtig, dass ich all das Erlebte wieder zusammen bringen kann. Und man glaubt es kaum, auch während einem Aufenthalt in einer Sprachschule kann recht viel passieren. Aber der Reihe nach, aufgehört habe ich ja mit letzter Woche Donnerstag. Und was folgt auf einen Donnerstag? Genau, ein Freitag, nämlich der 02.09.2022. Der Tag begann eigentlich ganz normal mit Schule, von 9 Uhr bis 13 Uhr bzw. für den Tobi etwas länger. Was aber nicht am Tobi lag, sondern daran, dass wir mit unserer Klasse nur 2 Stunden Unterricht gemacht haben und dann mit der Metro zu einem Museum in der Stadt gefahren sind. Wir haben das Museum «Museo Casa de la Memoria» (Haus der Erinnerung) besucht. Es ist ein Museum in Medellín, welches in einer grossen Dauerausstellung an die Drogen- und Bürgerkriege in Kolumbien seit 1948 erinnert. Das Museum wurde 2011 eröffnet und widmet sich an die Erinnerung an die Opfer und Täter des Krieges. Für mich war es ein besonderer Besuch, weil die Geschichte von Medellín noch eine sehr junge Geschichte ist. All die Taten, welche begangen wurden lagen teilweise nur ein paar Jahre zurück. Die Geschichte der Stadt ist durchzogen von Gewalt und Drogen. Noch vor 30 Jahren haben jedes Jahr über 10’000 Menschen in der Stadt ihr Leben verloren, weil sie ermordet wurden. Mittlerweile sind es nur noch ca. 600 – 700 Menschen im Jahr. Das sind noch immer viel zu viele, wenn man das aber mit anderen Städten, z.B. in den USA vergleicht, dann sind es sehr wenige. Wie es dazu gekommen ist, dann später mehr. Das Thema hat uns eigentlich über unseren ganzen Aufenthalt begleitet. Unser Besuch konzentrierte sich auf eine extra Ausstellung mit dem Titel «Asche im Mund». Das Thema war, dass Menschen von Ihren Erfahrungen und Erlebnissen aus dem Bürgerkrieg ein Lied singen. Dabei wurden Ihre Gesichter in Grossaufnahme gefilmt und das ganze läuft auf einer Leinwand. Nicht dass ich viel verstanden habe, da alles auf Spanisch war, aber das was ich verstanden habe, war nur brutal. Im Garten der Anlage und auch davor, wird mit Pflastersteinen, versehen mit Namen der Opfer an eben jene gedacht. Das Problem ist ein wenig, die Menschen in Kolumbien sind sehr optimistisch und vergessen recht schnell. Man sagte immer, ja da ist Krieg, ja da sind Probleme, aber das ist weit weg und man versuchte es immer zu verharmlosen. Daher wurde das Museum gebaut, um zu zeigen, wie schlimm es wirklich ist und dass kein Opfer vergessen wird. Direkt am Eingang hängt eine Liste mit Namen. Alles Menschen die in den letzten Jahren in Leben verloren haben, nur weil sie helfen wollten. Es sind Namen von Menschen, welche sich sozial engagiert haben und etwas verändern wollten. Wie lange die Liste heute ist – keine Ahnung, aber es sind bereits mehrere Tausend, welche in den letzten Jahren dazu gekommen sind.

Nach diesem doch recht harten Thema sind wir noch ein wenig durch die Stadt gezogen, haben etwas gegessen und getrunken, ehe es wieder zurück zum Hostel ging. Am Nachmittag sind Corinne und ich noch in ein Café, mussten wir diese Woche noch mit einem leckeren Kaffee abschliessen. Den Abend haben wir dann ganz gemütlich verbracht und nichts grosses unternommen.

Am Samstag ging es dann auf einen kleinen Ausflug mit unserer Schule bzw. einer Lehrerin der Schule als Guide. Auf dem Plan stand wieder eine Fahrt mit der Metro in die Stadt und anschliessend ein kleiner Rundgang. Auf dem Rundgang durch die Stadt haben wir die diversen Highlights der Stadt angeschaut wie die Kathedrale (Catedral Metropolitana de Medellín), den Plaza Botero mit den bekannten und teilweise recht lustigen Skulpturen von Fernando Botero, das «Museo de Antioquia» welches ein Natur- und Kulturmuseum ist, die «Basilica of Our Lady of Candelaria» oder den Plaza Cisneros mit seinen 300 Lichtsäulen, welche Nachts den Platz erhellen. Ausserdem sind wir noch durch diverse Einkaufsstrassen gelaufen und haben uns angeschaut, was man hier so alles kaufen kann. Es waren teilweise schon recht spezielle Läden dabei, vor allem im Bereich Partyausstattung und Kostüme. Das gibt es bei uns nicht so in der Form und Grösse. Begeistert war ich von der Anzahl an Schuhgeschäften bzw. Strassenverkäufer, welche Schuhe verkauften. Teilweise waren das Läden an Läden und davor noch fliegende Händler. Ich kann mir nicht vorstellen, wer diese Schuhe alle kaufen soll, so unfassbar viele Schuhe gab es hier.

Der Abschluss der Tour war dann beim Placita de Flórez, einem traditionellen Markt für Blumen, Früchte, Fleisch usw. Der Markt wurde am 25. Januar 1891 auf einem von Herrn Rafael Flórez gestifteten Grundstück eingeweiht, daher auch der Name. Ursprünglich hiess der Markt einmal «Mercado de Oriente» (Markt des Ostens), später wurde er dann «Plaza de Buenos Aires» genannt. Seit 2005 hat der Markt sein heutiges Erscheinungsbild und ist bekannt als Placita de Flórez. Es handelt sich um den ersten überdachten Platz von Kolumbien, der aufgrund seiner architektonischen, städtebaulichen, geschichtlichen Qualität zum Kulturerbe der Stadt erklärt und in das städtische Erbe aufgenommen wurde. Unser Ziel war es, an einem der ersten Stände die verschiedenen Früchte des Landes zu kaufen und zu probieren. Unser Guide kaufte immer ein paar Früchte, welche von den Personen am Stand gewaschen, geschält und geschnitten wurden. So konnten wir die verschiedensten Früchte wie Sternfrucht, Lulo, Maracuya, Passionsfrucht, Pitaya, und andere probieren. Das war sehr lecker und die Intensität wie die Früchte schmecken einfach unbeschreiblich.

Nach diesem gesunden Happen, sind wir mit der Metro wieder zurück Richtung Hostel. Da wir nicht mit so einem langen Marsch gerechnet hatten, waren wir entsprechend müde und mussten erstmal ein wenig ausruhen. Der Tag war eigentlich noch ein besonderer Tag. Es war nämlich noch unser Hochzeitstag, also von der standesamtlichen Trauung. Nach dem Vormittagsprogramm und dem Mittagsschlaf habe ich das aber irgendwie nicht mehr richtig auf die Reihe bekommen und wir waren an dem Abend nur eine Kleinigkeit Essen. Das Essen war lecker aber jetzt nichts Besonderes für so einen Anlass. Vielleicht müssen wir das zum Jahrestag der kirchlichen Trauung nochmal ein wenig anders machen.

Am Sonntag hatten wir einen ganz intensiven Tag. Zuerst haben wir uns nochmal mit Kay getroffen um uns diesmal auch wirklich zu verabschieden. Wir haben es noch auf ein leckeres Frühstück geschafft, ehe es für sie dann zum Flughafen und zurück nach London ging. Für Corinne und mich stand noch ein ganz besonderes Ereignis auf dem Programm. Für uns ging es zum Fussball. Es war Derby und damit ein Spiel zwischen den beiden Vereinen von Medellín. Uns wurde schon im Vorfeld klar gemacht, dass dies mit Abstand das intensivste und krasseste Fussballspiel in Kolumbien ist. Uns ich sage mal so, uns wurde nicht zuviel versprochen. Es war tatsächlich einfach nur krass was da am und im Stadion abging. Und ich habe doch schon einige Fussballspiele live gesehen, so etwas aber noch nie. Da wir inmitten der Fankurve unsere Karten hatten, wurden wir noch im Hostel informiert, wie wir uns zu verhalten haben und das wir auf keinen Fall die Farben grün oder weiss tragen sollten. Das waren die Farben des Gegners und ich glaube wir hätten das in dem Bereich nicht ohne bleibende Schäden überstanden. Das Spiel, auch «Clásico Paisa» genannt, ist die spanische bzw. vielmehr kolumbianische Bezeichnung für das Derby zwischen den Fußballvereinen Atlético Nacional und Deportivo Independiente. Da der Eigentümer der Schule Anhänger von Deportivo Independiente ist, hatten wir für eben jenen Fansektor unsere Karten. Deportivo Independiente Medellín, kurz DIM, wurde bereits 1913 gegründet und ist somit der älteste noch bestehende Fußballverein Kolumbiens. DIM versteht sich selbst als Volksverein und gilt traditionell als „proletarisch angehaucht“, während der erst 1947 gegründete Stadtrivale Atlético Nacional bürgerliche Wurzeln hat. Atlético National erlangte eine traurige Berühmtheit, als bei einem Flugzeugabsturz im Jahr 2016 22 Spieler des brasilianischen Fußballvereins Chapecoense auf dem Weg zum Hinspiel des Finales der Copa Sudamericana nach Medellín, zu Tode kamen. Bei dem Absturz starben insgesamt 71 Menschen. Atlético Nacional kündigte unmittelbar nach dem Unglück an, auf den Titel zu verzichten und forderte stattdessen, Chapecoense zum Titelträger der Copa Sudamericana zu küren, was der südamerikanische Fussballverband anschliessend auch tat. Der neue Titelträger Chapecoense bekam danach zwei Millionen USD als Siegprämie ausgeschüttet und als Fair-Play-Auszeichnung wurde Atlético Nacional eine Million US-Dollar zugesprochen. Ein anderer wesentlicher Unterschied zwischen den Vereinen ist, dass Atlético Nacional von Beginn an auf einheimische Spieler setzte und viele seiner Titel mit einer ausschließlich aus Kolumbianern gebildeten Mannschaft gewann. Dagegen absolvierte DIM die ersten Spielzeiten der 1948 eingeführten Profifußballmeisterschaft Kolumbiens mit einer Reihe von peruanischen Spielern, die die Fußballfans derart entzückten, dass diese Mannschaft den Beinamen La Danza del Sol (Der Sonnentanz) erhielt. Ausgetragen wird das Spiel jeweils im Stadion Estadio Atanasio Girardot, benannt nach einem Helden des kolumbianischen Unabhängigkeitskrieges zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Stadion wurde 1953 eingeweiht und hat eine Kapazität von ca. 45.000 bis 52.500 Zuschauern. Ehrlich gesagt gibt es so viele unterschiedliche Zahlen zur Kapazität, dass ich das also nicht wirklich bestätigen kann. Es sind zwar alles Sitzplätze, es sitzt aber im ganzen Stadion niemand. Uns so eng wie es war, kann es nicht sein, dass nur die Anzahl Personen im Stadion war, welche einen Sitzplatz hätten. Die beiden Mannschaften teilen sich das Stadion über die Sasion, so dass hier doch recht viele Spiele zu sehen sind. Zusammengefasst nach dem Spiel lässt sich sagen, es war der Hammer. Das Spiel war recht intensiv und die Stimmung noch viel intensiver. Das Resultat war, dass DIM mit 4:3 gegen Atlético Nacional gewann. Das Spannende war, dass DIM in der ersten Halbzeit schon 4:1 geführt hat, direkt in der zweiten Hälfte aber nur noch mit 10 Mann zu Ende spielen musste. Es gab eine rote Karte, was man dem Spiel dann doch sehr anmerkte. Es war mehr ein Kampf und gegen Ende dann sehr glücklich. Es war der erste Sieg für DIM seit mehreren Jahren und die Stimmung daher noch ausgelassener. Es war ein perfekter Abend und wir hatten jede Menge Spass. Und eigentlich war das ganze sogar recht friedlich. Ok, beim Einlass zu unserem Bereich der Männer, Frauen und Männer hatten verschiedene Eingangstore direkt zum Aufgang im Stadion, gab es ein paar Probleme, weil sich nicht alle in der Schlange anstellen wollten sondern versuchten direkt vorne reinzudrängen, was dazu führte, dass es ein paar handfeste Auseinandersetzungen gab. Aber das war dann schon alles. Im Vergleich zum Vorjahr, als es vor dem Spiel zu grösseren Auseinandersetzungen kam, welche teilweise direkt mit Macheten ausgefochten wurden, war das doch harmlos. Wobei man sagen muss, Angst hatten wir keine. Es war immer Polizei anwesend und der Grossteil der Fans war absolut friedlich und viele haben gemerkt, dass wir nicht von hier sind und haben sich mit uns unterhalten oder wollten helfen. Das war schon richtig cool. Auf der anderen Seite konnte man aber auch sehen, wie gefährlich das Leben hier sein kann. Viele Anhänger sind im Verlauf des Abends mit freiem Oberkörper im Stadion gestanden. Einige davon waren deutlich gezeichnet mit Wunden von Stichverletzungen usw. Das war dann schon erschreckend, weil viele davon doch recht jung waren. Viele der Fans kommen aus den Vororten wo jeder Verein seine Fanclubs hat. Und da herrschen teilweise einfach noch andere Regeln und Gesetze. Das war schon heftig.

Nach dem Spiel gab es noch ein oder zwei Bier in einer Bar neben dem Stadion ehe wir wieder mit einem UBER zurück zum Hostel sind. Die Nacht war entsprechend kurz und noch völlig aufgeputscht von der Stimmung, konnten wir eh nicht richtig schlafen.

Und dann war auch schon wieder Montag und unsere Woche wurde noch ein wenig stressiger. Nachdem wir in der Vorwoche nur 2 x 1 Privatstunde am Nachmittag hatten, wollten wir es dieses mal wissen. Wir haben uns direkt für 5 x 1 Privatstunde angemeldet und hatten somit jeden Nachmittag nochmal Schule. Dazu noch Hausaufgaben, da war ganz schön was los. Der Montag war dann auch recht schnell durch und wir haben ausser Schule, Lernen, Kaffeetrinken und Abendessen nicht viel gemacht. Ähnlich verlief eigentlich auch der Dienstag zumindest bis zum Abend. Am Abend hatten wir nämlich noch eine ganz neue Erfahrung für den Tobi. Wir hatten uns für einen Salsa-Kurs angemeldet. Dieser sollte eben an diesem Dienstag und zwei Tage später am Donnerstag stattfinden. Das Ganze ging über je 90 Minuten und sollte eigentlich Spass machen. Sagen wir mal so, dass ich nicht tanzen kann, wusste ich schon. Jetzt weiss ich auch, dass ich nicht Salsa tanzen kann. 🙂 Ich habe mich mehr oder weniger gut über die Zeit gerettet und war froh als es um war. Das T-Shirt war aber tatsächlich richtig verschwitzt. 🙂 Um es vorweg zu nehmen, wir haben die Stunde am folgenden Donnerstag verfallen lassen und sind nicht mehr hin. 🙂 Es hat zwar Spass gemacht, aber die Trainerin war einfach zu schnell und für mich auch etwas unmotiviert. Ich hatte nicht das Gefühl das sie wirklich Interesse hatte, einem etwas beizubringen. Ich kann so aber sagen, dass ich auf dem Höhepunkt meiner Salsakarriere die Tanzschuhe an den Nagel gehängt habe. 🙂 Wobei warten wir mal ab, vielleicht haben wir im Verlauf unserer Reise nochmal wo anders eine Chance das zu probieren. Zu guter Letzt zu diesem Thema, ich bin sooo froh gibt es zu diesem tänzerischen Unglück kein Bildmaterial. 🙂

Lustig wurde es dann am Mittwoch. Also nicht wegen der Schule, das war wie am Montag und Dienstag, aber der Abend war cool. Wir sind mit der Metro los und sind Tejo spielen gegangen. Tejo ist ein altes kolumbianischen Spiel das im wahrsten Sinne des Wortes richtig knallt. Eigentlich sogar in doppelter Form. Zum einen wegen dem Alkohol den man beim Spiel trinkt. Es spielt sich am besten mit einem Bier oder Rum in der einen Hand (nicht ohne Grund sind Brauereien die grössten Sponsoren für das Spiel :-)) und dem Spielstein in der anderen Hand. Zum anderen knallt es aber auch richtig, weil wenn man mit seinem Stein die Täschchen mit Schwarzpulver trifft, eine kleine aber laute Explosion ertönt. Was ist aber Tejo und wie spielt man es? Tejo ist eine moderne Version eines südamerikanischen Indianerspieles namens Turmequé. Es wird hauptsächlich in Kolumbien, aber auch in Ecuador und Venezuela gespielt. Das Spiel wurde schon vor 500 Jahren in Kolumbien gespielt. Man verwendete dazu ursprünglich eine 1,5 Pfund schwere goldene Platte, die sogenannte Turmequé. Später wurden Stein- und schließlich Metallplatten benutzt. Im Jahr 2000 wurde Tejo vom kolumbianischen Kongress zum Nationalsport ernannt. Beim Spiel versucht man, eine eiserne Scheibe, welche auf der einen Seite einen grösseren Durchmesser hat, den Tejo in den Massen 9 cm × 4 cm, in einen 19.50 m entfernten und 15 cm durchmessenden Kreis (genannt Bocín) zu werfen und so die dort an dessen Rand aufgelegten dreieckigen Schwarzpulvertaschen, die Mechas, zu treffen und explodieren zu lassen. Wenn eine Mecha getroffen wird, gewinnt der Einzelspieler oder das Team, unabhängig davon, wer der Mitte am nächsten liegt. Falls keine Mecha explodiert, gewinnt die Person oder das Team, dessen Tejo näher am Bocín liegt. Wenn man es schafft, eine Tasche explodieren zu lassen und der Tejo noch im Kreis liegen bleibt, bekommt man sogar 9 Punkte, was sehr viel ist. Ich habe das tatsächlich einmal geschafft, hätte es aber gar nicht bemerkt, hätte mich der Typ, welcher die Tejos immer aus dem Lehm befreit hat, gesagt. 🙂 Es war wirklich lustig und wir hatten einen tollen Abend. Zurück ging es dann wieder mit verschiedenen UBER. Ein Teil der Gruppe hatte danach tatsächlich noch Lust tanzen zu gehen, wir sind aber lieber ins Bett.

Der Donnerstag war dann wieder ein normaler Schultag. Ok, nicht für jeden. Diejenigen die am Abend vorher noch tanzen waren, sind doch ordentlich versumpft. Unter anderem auch mein Lehrer… 🙂 Er musste zur Begrüssung erstmal zwei Aspirin einwerfen. Unterricht war aber trotzdem gut und ich war überrascht wie er das gemacht hat. 🙂 Am Abend sind wir aber mit einer Kollegin etwas Essen gegangen im einem sehr coolen Restaurant. Es ist das erste Avocado-Restaurant das ich besucht habe. In dem Restaurant war alles aus Avocado, sogar der Cheescake und das Tiramisu zum Nachtisch. Aber das Ganze war alles so lecker, unfassbar. Lustig war, dass die Kollegin tatsächlich eine ehemalige Arbeitskollegin von mir ist. Sie arbeitet für Deutsche Post DHL in Bonn, welchem Verein ich persönlich ja auch fast 6 Jahre zugehörig war. 🙂 Die Dame ist ursprünglich aus Russland, lebt aber seit über 6 Jahren in Deutschland. Das war dann doch alles recht spannend und wir haben uns eine Ewigkeit unterhalten.

Der Freitag war dann unser letzter Schultag und das war auch gut so. Wir waren wirklich bedient mit Spanisch und unser Kopf wollte nicht mehr so richtig. Es hat wahnsinnig Spass gemacht, aber nach zwei Wochen so intensiv, war einfach genug. Man muss aber sagen, dass wir beide einige Fortschritte gemacht haben, und unser Spanisch doch ein wenig besser wurde. Es hiess aber auch Abschied nehmen von unseren Leidensgenossen. Wir haben wieder viele tolle Menschen kennen gelernt aus den verschiedenen Ländern der Welt. Dieses Mal verstärkt aus den USA, Kanada und Grossbritannien. Am Abend waren wir noch kurz etwas Essen, sind dann aber recht früh schlafen gegangen.

Der Samstag war dann für mich wieder ein besonderer Tag. Ich hab mich tatsächlich tätowieren lassen, was ich eigentlich schon lange machen wollte, mich aber nie getraut habe. Ich war aber gestern (Freitag) schon in einem tollen Studio und hab ein Design erstellen lassen. Hätte nicht gedacht das ich vor unserer Abreise noch einen Termin bekommen würde. Aber so kann man sich täuschen, war doch tatsächlich für heute noch etwas frei. Also habe ich mich dazu durchgerungen und den Termin bestätigt und bin tatsächlich hin. In meinem Kopf hatte ich schon lange den Wunsch mir einen Kompass und eine Taschenuhr stechen zu lassen. Das Ganze habe ich dann noch mit einer Tintenfeder und einer Karte von Südamerika ergänzt und fertig war das Tattoo. Ich hatte meinen Termin am Samstag um 10 Uhr und war entsprechend nervös. Ok, man könnte es auch verängstigt nennen, bin ich doch nicht der grosse Held wenn es um Nadeln geht. Aber ich glaube, ich habe mich ganz gut geschlagen. Zwischen 10 und 11 Uhr ist erstmal nicht viel passiert. Der Tätowierer hat das Design noch fertig gemacht und da noch 4 weitere Kollegen im Studio waren, muss man sich ja auch ausgiebig unterhalten. 🙂 Ich fand das Ganze mega witzig und ich hatte ja auch Zeit. Man muss vielleicht dazu sagen, dass in dem Studio nur der Herr am Empfang Englisch spricht. Alle anderen nur Spanisch. Das bedeutet, ich hab zwar meinen Termin auf Englisch ausgemacht, alles was aber mit Design usw. zu tun hatte ging nur auf Spanisch. Ich war selten so froh über Google-Translator. 🙂 Weil das war mir doch etwas zu heiss mich nur auf meine Spanisch-Kenntnisse zu verlassen. 🙂 Um 11 Uhr hab ich dann eine Creme bekommen, welche verwendet wird, dass die Schmerzen etwas geringer sind und die Haut etwas betäubt ist. Dumm nur, dass man diese dann eine Stunde einwirken lassen muss. Warum wir das Ganze nicht etwas früher gemacht haben und sich die Herren dann unterhalten hätten? Keine Ahnung… 🙂 So sass ich eben nochmal eine Stunde rum und hab zugehört. Um kurz vor 12 Uhr ging es dann aber los und ich muss sagen, ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Es war kein tolles Gefühl, an manchen Stellen tat es auch weh, aber nicht so schlimm wie gedacht. Ursprünglich war vereinbart, dass alles zusammen ca. 5 Stunden brauchen wird. Nun ja, kurz nach 17.15 Uhr war ich dann tatsächlich fertig. Hat also etwas länger gedauert, aber egal. Ich hab gemerkt, dass sich der Herr sehr viel Zeit nimmt, alles genau kontrolliert usw. Das war es mit absolut wert. Und trotz der längeren Zeit hat sich am vereinbarten Preis nichts geändert. Da war ich dann doch erstaunt, war das Tattoo doch recht günstig. In der Schweiz hätte ich locker das 6-fache dafür bezahlt. Und hier war ich nicht in irgendeinem Studio sondern in einem der Besten von ganz Medellín. Es war allgemein alles sehr sauber und richtig gut gemacht. Da kann man also wirklich nichts sagen. Im Nachhinein bin ich sehr froh, habe ich das hier noch gemacht und mit somit meinen Traum erfüllt. Auch wenn es für ein erstes Tattoo vielleicht ein etwas grosses Motiv war, bin ich recht stolz darauf.

Am Abend haben wir uns noch mit zwei Kolumbianern getroffen und hatten einen mega Abend. Es war mal wieder eine ganz lustige Gegebenheit und zeigt, wie einfach man Menschen auf der ganzen Welt treffen kann. Der Ursprung für dieses Treffen liegt zurück, als wir noch in Solothurn gewohnt haben und unsere Reise geplant haben. Ich hatte zu der Zeit bereits diverse Sprachkurse für Spanisch belegt, war aber nicht ganz zufrieden. Über Umwege habe ich dann von Corinne’s ehemaligem Arbeitskollegen erfahren, dass seine Freundin aus Kolumbien kommt, in der Schweiz wohnt und eine Sprachlehrerin ist. Um es kurz zu machen, ich habe dann im weiteren Verlauf noch einige Stunden bei Nathalia genommen und mein Spanisch für die Reise noch weiter zu verbessern. Ok, also was es da eben gab zum verbessern. 🙂 Wir hatten das Ganze damals über Videocalls organisiert und ich fand das richtig cool. Als wir nun in Kolumbien angekommen sind, habe ich mich natürlich bei ihr gemeldet und erzählt wie genial das Land ist und dass wir in Medellín gerne einen Sprachkurs machen wollen. Daraufhin hat sie uns die Schule empfohlen, da sie diese ebenfalls vom Freund einer Freundin empfohlen bekommen hat. Yepp, ganz schön komplex die Angelegenheit. 🙂 Da wir uns nun für die Empfehlung direkt hier vor Ort bedanken wollten, hat uns Nathalia mit ihrer Freundin in Medellín in Verdingung gebracht und wir haben uns für einen Drink in einer Bar in der Nähe unserer Schule verabredet. Es war mal wieder lustig vor einem Restaurant zu stehen und auf jemanden zu warten, den man nicht kennt. Zum Glück hatte Maria, so der Name der Frau, ein Bild von sich als Profilbild bei WhatsApp. So haben wir einfach gewartet bis jemand kommt, der aussieht wie das Profilbild und dann einfach angesprochen. 🙂 Hat super funktioniert und wir haben uns gefunden. Zusammen mit Maria ist ihr Freund John, welcher tatsächlich mal Lehrer an unserer Sprachschule war, und damit auch die Empfehlung gegeben hat, gekommen. Wir hatten einen super Abend in einer Bar für Craft-Bier. Ja, damit konnte ich auch noch direkt ein wenig Recherche für meinen Bierblog machen. Was ich getrunken habe, könnt ihr also auf der Seite «Beer around the world» lesen. :-)Wir hatten es mega lustig und haben ewig getratscht. Es war super noch von weiteren Personen über Kolumbien und die Transformation der Stadt Medellín zu hören. Es war brutal was die beiden teilweise berichtet haben. Immerhin haben sie das Ende des Drogenkrieges mitbekommen und mussten erleben wie viele Menschen ihr Leben gelassen haben. Es muss schlimm sein, wenn man als Jugendlicher die Schüsse gehört hat und sich vorstellen konnte, was jetzt wohl im anderen Stadtteil passiert. Es war wirklich interessant und eigentlich hätten wir noch gerne mehr Zeit verbracht. Vielleicht schaffen wir es ja ein anderes Mal nochmal oder man sieht sich mal wieder irgendwo auf der Welt. Wir bleiben sicher in Kontakt. An der Stelle nochmal vielen Dank den beiden für den tollen Abend, die spannenden Geschichten und die vielen tollen Empfehlungen, welche sie uns noch für die weitere Zeit in Kolumbien gegeben haben.

Am Sonntag war dann unsere Weiterreise nach Guatapé. Bevor wir aber los sind, gab es noch einen Ausflug mit der Schule in den berühmten und ehemals mehr als gefürchteten Stadtteil «Comuna 13». Wir sind wieder mit der Metro und dem Bus los und waren extrem gespannt was uns erwartet.
Die Comuna 13 hat spätestens seit dem Erfolg der Netflix-Serie “Narcos” traurige Berühmtheit erlangt und ist jetzt auch ausserhalb Kolumbiens bekannt. Ihre Geschichte ist düster, blutig und lädt nicht unbedingt dazu ein, dass man die Comuna 13 besuchen möchte. Die Comuna 13, deren öffentliche Bezeichnung San Javier lautet, ist eine von 16 Comunas (Stadtteile) in Medellín. Alles ist sehr dicht bebaut und dieser Bezirk gilt als eine der am dichtesten besiedelten Stadtteile. Durch ihre Lage war die Comuna 13 schon immer ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für alles, was man schmuggeln kann, vor allem Drogen und Waffen. Kein Wunder also, war das Viertel unter den Drogenkartellen sehr wichtig und umkämpft. In den 80er Jahren herrschte der Drogenbaron Pablo Escobar über Medellín und insbesondere hier. Aufgrund der Beliebtheit des Viertels, herrschte ein ständiger Kampf zwischen den Drogenkartellen um die Vorherrschaft. Dies ging Hand in Hand mit Morden, Entführungen, Korruption und allgemeiner Gewalt. Die Zivilisten der Comuna 13 waren voller Angst, eingeschüchtert und trauten sich kaum auf die Strasse. Die hohe Arbeitslosenquote machte es den Kartellen einfach junge Männer “anzuwerben” für das dreckige Geschäft. Sie arbeiteten dann als Drogendealer, Spitzel oder sogar Auftragskiller. Die Comuna 13 rutschte sozial immer weiter ab und an ein normales Leben war nicht zu denken. Das Viertel galt weltweit als eines der gefährlichsten Viertel in der gefährlichsten Stadt der Welt. Zwischen 1980 und 1991 verzeichnete Medellín mit knapp 400 Morden auf 100 000 Einwohner die angeblich höchste Mordrate der Welt. Niemand kam es in den Sinn freiwillig in die Comuna 13 zu gehen, weder Taxifahrer noch Polizei. Es war vielmehr ein Kriegsgebiet. Nach Escobars Tod im Jahr 1993 eskalierte die eh schon schreckliche Situation weiter. Die Guerilla, Paramillitärs und die Farc kämpften um das Gebiet. Bis 2002 war die Guerilla in dem Stadtviertel präsent, welches damit das letzte Stadtviertel in ganz Kolumbien war, welches von der Guerilla besetzt war. Im Jahr 2002 wurde die wohl brutalste Militäroperation in der Comuna 13 durchgeführt, Operación Orión. Ziel war es die Guerillakämpfer zu vertreiben und das Stadtviertel zu “reinigen”. Zwei Hubschrauber, mehrere Panzer und bis zum Hals bewaffnete Soldaten mit der Unterstützung des Paramilitärs nahmen das Viertel unter Beschuss. Es wurde auf alles geschossen, was sich bewegte. Drei Tage herrschte hier kompletter Ausnahmezustand und zu den Opfern zählten vor allem Zivilisten. Grundsätzlich wurde auf alles geschossen was männlich und zwischen 14 und 50 Jahren alt war. Die Guerillakämpfer zogen sich bereits Tage vor dem Angriff in die Berge zurück. Was blieb waren viele Tote, unzählbar viele Verwundete und 300 Verschwundene, die bis heute vermisst werden. Während der brutalen Auseinandersetzungen baten die Anwohner um eine Feuerpause. Sie schwangen weisse Bettlaken und Taschentücher doch der Alptraum sollte 3 Tage andauern und etliche Opfer fordern. Die Anwohner versuchten mit Matratzen vor den Fenstern, um nicht durch Kugeln durch die Fenster getroffen zu werden, sich in den Häusern in Sicherheit zu bringen. Um die Tötung der Zivilisten zu rechtfertigen, zogen die Soldaten den Leichen nachträglich die Uniformen der Guerillas an. Die offizielle Statistik spricht von 16 getöteten Menschen. Die Zahlen spiegeln nie und nimmer die Realität, was mittlerweile auch die Regierung eingesehen hat. Nach der Operation blieben unzählige Witwen und Waisen oder Halbwaisen zurück. Noch heute hat das Quartier einen Frauenanteil von rund 73%. Diese Frauen waren es dann auch, die für den Wandel im Stadtteil, neben den Sachen durch die Regierung, verantwortlich sind. Sie haben die Kinder ermutigt zu tanzen, zu singen und sich malerisch auszudrücken, anstatt mit Gewalt oder sich Drogenbanden anzuschliessen.

Seit dem Jahr 2002 ist viel passiert und die Comuna 13 hat sich verändert. Sie wurde von einem der gefährlichsten Viertel zu einem Viertel im Aufschwung. Überall begegneten wir sehr freundlichen Menschen, Kinder spielen Fussball zwischen den eng gebauten Häusern, überall dröhnt laut Musik und bunte Graffitis schmücken die Häuserwände. Es war für uns schwer vorstellbar, was sich hier noch vor ein paar Jahren abgespielt haben muss. Wir liefen von einem Graffiti zum Nächsten und jedes hat seine eigene Geschichte bzw.  ist die Art der Anwohner die grausame Geschichte zu verarbeiten. 

Doch wie hat die Comuna 13 diesen merklichen Wandel geschafft?
Die kolumbianische Regierung hat nach der Militäroperation viel investiert und verschiedenste Förderprogramme tragen nach und nach zur Resozialisierung des Stadtteils bei. Eigentlich hat ganz Medellín diese Transformation geschafft, wobei folgende Sachen für die gesamte Stadt umgesetzt wurden.

Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs:
Es wurde eine Metro gebaut, welche die einzelnen Stadtteile verbindet. Ausserdem fahren Gondeln über die Häuser und erschliessen die Stadtteile an den steilen Berghängen. Unzählige Busse bringen die Menschen von ausserhalb in die Stadt und zur Metro. Die Menschen in Medellín sind sehr stolze Menschen und sie wissen, was sie an ihrem Nahverkehr haben. Ich habe noch selten so saubere U-Bahnstationen und Züge gesehen wie hier. Da gibt jeder Acht und wenn sich jemand erlauben sollte, seine Füsse in der Metro auf einen Sitz zu legen, dann wird er garantiert angesprochen und recht deutlich gebeten, dies bitte sein zu lassen. Egal wie schmutzig es in Medellín sein mag, alles, was im Bereich Nahverkehr liegt, ist extrem sauber. Zum Vergleich, in Bogota gibt es bis heute keine Metro und das, obwohl Bogota nochmals deutlich grösser ist als Medellín. Traurige Randnotiz. Die Einführung des Nahverkehrs und einer einheitlichen Karte, mit der man überall bezahlen kann, hat dazu geführt, dass viele Busfahrer regelrecht hingerichtet wurden. Die Banden und Gangs haben hatten bemerkt, was es bedeutet, wenn die Menschen plötzlich nicht mehr auf ihre Dienste angewiesen sind und wollten die Einführung, vor allem der Bezahlkarten, verhindern. Die Transorte waren für die Gangs eine gute Gelegenheit, neben Menschen, eben auch Drogen, Waffen und Geld zu transportieren und sich bezahlen zu lassen. Daher hat es jedes Mal wenn ein neuer Stadtteil aufgenommen wurde, Schiessereien gegeben und viele Busfahrer mussten das mit dem Leben bezahlen.

Aufbau von Shopping Malls und sicheren Möglichkeiten zum Essen:
In vielen Bereichen wurde eine Infrastruktur geschaffenen in welchen Menschen sicher einkaufen und Essen konnten. Früher musste man überall, sei es für ein Laden oder Restaurant Schutzgeld an die Banden bezahlen. Hat man das nicht gemacht war das Geschäft sehr schnell geschlossen und der Inhaber musste um sein Leben fürchten oder sogar damit bezahlen. Die Malls werden noch heute streng bewacht.

Es wurde sehr viel Geld in Sport- und Freizeitstätten investiert:
Ich habe noch selten so viele Anlagen gesehen für Sport und Freizeit. Sei es für Fussball, Beachvolleyball, BMX, Kraftsport, usw. Für alles gibt es so viele Einrichtungen, welche vor allem Kinder und Jugendliche in Anspruch nehmen können.

Was hat sich direkt in der Comuna 13 geändert?
Die HipHop und Streetartkultur wird gefördert und viele der Jugendlichen tanzen sich auf der Strasse das Herz aus der Seele. Ausserdem wurden viele Sport- und Freizeitplätze geschaffen. Das Stadtviertel ist an das öffentliche Nahverkehrssystem angebunden, wie oben beschrieben. Mit der Metro kann man bis zur Station “San Javier” fahren und von da aus weiter mit dem Bus in das Stadtviertel hinein. Ausserdem gibt es auch die Seilbahn, die über das Stadtviertel schwebt. So ist die Comuna 13 zu einem der hervorragend erreichbaren Stadtviertel geworden und ermöglicht den Anwohner unkompliziert und günstig die Fortbewegung innerhalb und ausserhalb des Viertels. Ein richtiger Meilenstein, der international von vielen Medien gefeiert wurde, sind die Freiluftrolltreppen. Seit 2011 sind die Rolltreppen fester Bestandteil des Stadtviertels. Sie schlängeln sich weit nach oben in das Viertel und sind perfekt integriert. Die sechs Rolltreppenabschnitte erleichtern vor allem den älteren Bewohnern (und den faulen Touristen) den Zugang zu ihren Häusern, die oftmals am steilen Hang gebaut sind. Ausserdem haben die Rolltreppen Arbeitsplätze geschaffen. An jedem Abschnitt stehen 1-2 Anwohner des Viertels, um sicherzustellen, dass nichts kaputt geht oder einfach um Passanten zu helfen. Während unserer Zeit haben wir uns nie unsicher im Viertel gefühlt. Touristen sind eine sichere Geldquelle und jeder im Viertel weiss das. Daher sind Touristen zumindest am Tag sehr sicher. Von einem Besuch des Viertel während der Nacht würden wir aber abraten. Es ist aber schön, all die fröhlichen und wirklich mega freundlichen Leute zu beobachten und man kann sich nur schwer vorstellen, welche Erfahrungen diese Menschen in ihrem Leben wohl schon gemacht haben. Heute gilt Medellín und im Besonderen die Comuna 13 als grosses Vorzeigeprojekt und viele Menschen kommen hierher, um zu schauen, was in anderen Städten gemacht werden kann, um ebenfalls so einen Wandel zu realisieren.

Nach dem Rundgang ging es mit dem Bus zurück zur Metro. Dort konnten wir dann noch eine Fahrt mit einer Cable-Metro machen. Sprich wir sind mit einer Gondel durch bzw. über die Stadt gefahren. Ich muss sagen, so eine coole Art durch die Stadt zu kommen. Eigentlich ideal und ein Vorbild für moderne Infrastruktur in einer Stadt.

Danach ging es dann zum Hostel, wo wir unsere Rucksäcke geschnappt haben und mit einem UBER zum Busterminal aufgebrochen sind. Dort ging es dann in den Bus und es hiess wieder 2 Stunden Fahrt zu unserem nächsten Ziel. Und was soll ich sagen, pünktlich nach 2 Stunden erreichten wir Guatapé und damit unser nächstes Ziel. Da es bei Ankunft aber doch schon 18.30 Uhr war und damit schon stock dunkel, haben wir von unserem neuen Ziel nicht mehr viel gesehen. Wir haben in unserer Unterkunft eingecheckt und uns noch auf den Weg in die Stadt gemacht um etwas zu Essen. Hier sind wir das erste Mal erschrocken, als wir in ein Restaurant wollten und man uns gesagt hat, dass nur Bargeld und keine Karten akzeptiert wird. Das haben wir auf unserer Reise so nur ganz selten erlebt und dummerweise hatten wir heute auch nicht genug Bargeld dabei. Also ging die Suche nach einem Restaurant weiter. Bei der grossen Auswahl hier wurden wir aber schnell fündig und haben uns ein ganz tolles Stück Fleisch in einem Steakhouse gegönnt. Danach ging es zurück in die Unterkunft, wollten wir doch mal wieder richtig gut schlafen und vor allem ausgeschlafen sein für den nächsten Tag. Wir hatten viel vor.

Der Montag war ein recht anstrengender Tag. Wir sind schon um kurz nach 8 Uhr losgelaufen, um vor dem grossen Ansturm der Tagestouristen aus Medellín am bekannten Piedra del Peñol zu sein. Der Piedra del Peñol ist ein sehr grosser Felsen, über 200 Meter hoch, den man über 708 Stufen besteigen kann. Von dort hat man eine herrliche Aussicht auf die Umgebung. Schon der Weg dorthin war anstrengend, gibt es in Kolumbien doch recht wenig Gehwege, vor allem nicht ausserorts. Aber wir haben das geschafft und dabei sogar noch eine recht rostige und alte Hängebrücke lebend überquert.

Angekommen am Fels hiess es erstmal Eintritt bezahlen und dann die Stufen in Angriff nehmen. Eigentlich war es ganz ok zum Laufen, aber anstrengend war es trotzdem. Dafür wurden wir mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Und beim Aufstieg spricht uns plötzlich noch eine Frau an und es war tatsächlich eine Teilnehmerin aus meinem Spanischkurs. So schnell trifft man sich wieder. 🙂 Sie ist ebenfalls gestern hier angereist, allerdings schon am Morgen und nicht wie wir am Abend.

Nachdem wir wieder vom Fels abgestiegen sind, mussten wir uns erstmal stärken. Da es doch schon 10:30 Uhr war, war es die optimale Zeit für ein kühles Bier. Wir haben uns eine Terrasse ausgesucht, welche sogar Eintritt kostete, dafür konnten wir aber von da aus noch tolle Bilder machen.

Danach ging es dann vollends hinunter zu einer Tankstelle, an welcher sich die ganzen Tuck-Tucks versammeln. Wir haben uns das für den Rückweg in die Stadt gegönnt und hatten jede Menge Spass bei einer rasanten Fahrt.

Danach sind wir zum See um eine kurze Bootstour zu machen. Es gibt viele Anbieter, welche eine Tour von einer Stunde anbieten, was genau richtig war. Wir haben leider nur eine Tour auf Spanisch bekommen, aber vieles haben wir auch so verstanden. Wir wissen jetzt zumindest, dass in der Umgebung am See sehr viele Promis leben, vor allem Fussballspieler. Ausserdem haben wir das alte Anwesen von Pablo Escobar gesehen. Hier hatte er seine Ferienresidenz bzw. seine private Diskothek in welcher er seine berühmt und berüchtigten Partys feierte. Was uns aber am meisten beeindruckt hat war die Landschaft rund um den See. Das sieht wirklich toll aus, wie die ganzen Berghänge so herrlich grün sind und die verschiedenen Pflanzen am Ufer blühen. Wir hatten eine tolle Zeit auf dem Boot und haben die Fahrt sehr genossen.

Zurück an Land haben wir uns einen Kaffee gegönnt und wollten auf unseren 14 Uhr Termin warten. Wir hatten uns mal wieder für eine Free-Walking-Tour angemeldet. Diese sollte zwei Stunden gehen und uns die Geschichte der Stadt erklären. Dummerweise meinte es der Wetterfrosch aber nicht so gut mit uns und es begann kurz vorher zu Regnen. Leider finden die Touren bei Regen nicht statt, sondern alles wurde abgesagt. Wir sind dann kurz zurück ins Hotel um ein wenig auszuruhen und wollten einen zweiten Versuch mit der Tour um 16 Uhr wagen. Leider wurde das Wetter nicht besser, so dass auch dieser Termin abgesagt wurde. Da es unser letzter Tag in der Stadt war, sind wir einfach zu Zweit los und haben die farbenfrohe Stadt auf eigene Faust erkundet. Wir sind ja nicht aus Watte und zu was schleppen wir seit Monaten eine Regenjacke mit?! Es war trotz leichtem Regen ein super Spaziergang durch die Stadt. Die Stadt ist tatsächlich so bunt und alle Häuser sind anders. Viele sind geschmückt mit Blumen oder wie einer Art Schild, welches häufig das Business im Haus beschreibt. Sprich bei einem Bäcker sind ganz schöne Figuren mit Bäckerkleidung oder kleine süsse Teilchen abgebildet. Wir haben mal wieder unzählige Fotos gemacht. 🙂

Nach unserem Rundgang wollten wir noch etwas Essen gehen. Davor sind aber noch kurz an den See um die Aussicht zu geniessen und zum grossen Schild von Guatapé für ein paar Bilder. Dieses Mal war das Essen leider nicht ganz so toll. Irgendwie hatten wir bei der Auswahl des Restaurants ein wenig Pech. Aber ok, kann auch mal passieren. Sind wir danach eben noch in ein Café und haben uns einen richtig guten Cappuccino gegönnt. Damit sah die Welt doch gleich wieder perfekt aus.

Anschliessend sind wir wieder zum Hotel und haben einen gemütlichen Abend im Zimmer verbracht. Müssen wir doch morgen wieder fit sein. Es geht nämlich zurück nach Medellín und das schon mit dem Bus um 8.30 Uhr. Das wird dann aber nur der erste Teil unserer Fahrt morgen sein. Wir wollen dann nämlich direkt weiter nach Pereira und damit an den Rand der bekannten Kaffeeregion. Von der Fahrt und unserem Aufenthalt in der Kaffeeregion dann mehr im nächsten Bericht.

Kolumbien: Ciudad Perdida – Die verlorene Stadt

Das Ziel der Wanderung war, durch den Dschungel Kolumbiens zur eindrucksvollen wie auch mysteriösen „Ciudad Perdida“ zu laufen. Kolumbiens „Ciudad Perdida“, oder auch die „verlorene Stadt“, gilt neben dem Machu Picchu als einer der eindrucksvollsten Orte Südamerikas. Wer diese Stadt sehen mag, muss sich aber anstrengen: Genauso bekannt wie die Stadt ist nämlich auch der dazugehörige, viertägige Trek durch den Dschungel der „Sierra Nevada“ im Norden von Kolumbien. Ich habe es mir lange überlegt, ob ich das Abenteuer machen möchte, da es noch immer sehr unterschiedliche Angaben zu Schwierigkeit und Länge des Treks im Internet gibt.  Aber da hilft nur, selber die Schuhe anziehen und ausprobieren. Einfach im Kopf zu haben, es wird heiss, matschig, eine unfassbare Luftfeuchtigkeit, aber auch herrliche Aussichten, Baden in abgelegnenen Flüssen, usw. Am Ende war es ein Erlebnis, dass ich nicht missen möchte, aber ich glaube auch nicht nochmal machen muss. 🙂 Aber der Reihe nach.

Ich wurde am Samstag 20.08.2022 gegen 8 Uhr an unserem Hostel von einem Fahrer abgeholt, welcher mich zum Büro des Anbieters der Tour brachte. Die Fahrt war nur ca. 4 Min und ich hätte die Distanz auch locker laufen können, man bestand aber darauf, mich abzuholen. Im Nachhinein war ich froh, dass ich mir das bisschen Energie für den Nachmittag sparen konnte. Im Büro angekommen, mussten noch die Formalitäten, wie Bezahlung, Impfnachweis, usw. geklärt werden ehe man in einen Wartebereich geführt wurde. Da hat sich dann die gesamte Truppe getroffen und wir haben uns ein wenig kennen gelernt. Die Gruppe war wirklich ein Glücksgriff. Dieses Mal waren nur sympathische und nette Menschen dabei, das hat man sofort gespürt. So gehörten 4 Spanier aus Madrid, 2 Männer und 2 Frauen – keine Paare wie ich am Ende herausgefunden habe, sondern ein Freundeskreis, welcher zusammen schon viele Reisen gemacht hat. Ich fand das mega cool, da alle alleinstehend waren und so niemand alleine reisen muss. Vom Alter her waren alle 4 so Anfang 50 und ich damit nicht der Älteste. Sehr gut. 🙂 Dann waren da noch zwei Mädels aus London, eine Anfang 20, die andere Ende 30 und 2 Israelis dabei. Die beiden Israelis, ein Typ Mitte 20 und eine Frau Anfang 20, welche ebenfalls Freunde sind und ihre typische grosse Reise nach der Millitärzeit in Israel zusammen machen. Das ist wirklich Wahnsinn, haben wir jetzt doch schon einige Israelis getroffen, welche alle die Zeit nach dem obligatorischen Militärdienst auf einer grossen Reise geniessen. Dann war noch ein Paar aus Kanada, ebenfalls Mitte 20 dabei, welches gerade ein paar Tage Ferien in Kolumbien macht und natürlich der Tobi. Macht in Summe 11 Personen, welche gemeinsam ein Abenteuer starten. Zum allgemeinen Kennenlernen gab es bereits den ersten Snack in Form von Ananas und Wassermelone, welcher uns die nächsten Tage noch öfters gereicht werden sollte. Wir lernten hier auch gleich unseren Guide und den Übersetzer kennen. Unsere Guide Jesús erklärte uns kurz die Welt bzw. was uns alles erwartet, was uns Jose daraufhin auf Englisch übersetzte. Die Rolle des Guide ist übrigens zur Förderung der sozialen Entwicklung und Arbeitsversorgung ausschliesslich Einheimischen der Gegend vorbehalten. Daher ist neben dem Guide auch immer ein Übersetzer dabei da die Menschen hier kein Englisch sprechen oder nur recht wenig. Wir waren also die 11 Menschen die Jesus folgten. 🙂

Nachdem alles geklärt war, ging es mit dem grossen Abenteuer endlich los. Wir bestiegen 2 Jeeps, welche bereits vor dem Büro warteten und fuhren ca. 2 Std. zum eigentlichen Ort, an welchem die Trek los geht. Schätzungsweise 60 Minuten ging es zuerst Richtung Osten, bis wir rechts auf die Strasse zur „Lost City“ abbogen. Dort noch ein letztes Mal die Vorzüge mobiler Daten und Netzanbindung genossen und wieder ab ins Auto, die letzten Kilometer in Richtung unseres Ausgangspunktes. Der Jeep schlängelte sich etwa nochmal eine Stunde durch abenteuerliche Serpentinen und der Fahrer versuchte alles, um zumindest den grössten Schlaglöchern auszuweichen. Ich sage mal, er versuchte es sehr gut, die Anzahl an Löcher war einfach zu gross. Wir wurden derart durchgeschaukelt, dass wir fast schon wieder seekrank wurden. Das war wirklich schon der erste Kampf. Startpunkt der Wanderung war das Dörfchen „Machete Pelao“. Dort assen wir zu Mittag (leckere Hühnerschenkel mit Reis, Salat und Patacones, knusprig frittierte Kochbananen), bevor es ernst wurde. Das Essen war der Hammer und ein erster Vorgeschmack was uns die nächsten Tage erwartete. Wir wurden einfach herrlich versorgt mit frischem und gutem Essen. Wir starten mit den ersten Kilometer in Richtung der „verlorenen Stadt“, neben dem peruanischen Machu Picchu eine der grössten wiederentdeckten indigenen Städte der Welt. Auf dem Weg sollten wir ausserdem die Eigenheiten der in der Sierra Nevada ansässigen indigenen Bevölkerungsgruppen – Kogi, Arhuaco, Wiwa und Asario – kennenlernen, so wie die Geschichte der Region zu Zeiten des grossen Marihuana und Coca-Anbaus zu erfahren. Insgesamt leben heute geschätzte 20’000 Angehörige von indigener Völker in der Sierra, wobei deren traditionelle Lebensweise und natürlichen Lebensräume zunehmend, aber stark bedroht sind. Auf den ersten Kilometern lernten wir bereits erstes Nützliches. So sollte man die indigenen Gruppen, die hier in der „Sierra Nevada“ ansässig waren, nicht einfach so fotografieren, sondern vorher um Erlaubnis fragen. Damit kann ich recht gut leben, da ich recht schnell gemerkt habe, diese Menschen leben wirklich in einer ganz anderen Welt mit einer komplett anderen Weltanschauung und ich möchte diesen Menschen nicht noch die Kamera vor die Nase halten.

Auf dem Weg, welcher uns zu unserem ersten Camp führen sollte, konnte wir herrliche Aussichten geniessen, aber haben auch direkt gespürt, in was für einer Umgebung wir hier wanderten. Die Sonne schien uns auf den Kopf und die hohe Luftfeuchtigkeit tat das Übrige, so dass unsere T-Shirts innert kürzester Zeit völlig durchnässt waren. Diese erste Erfahrung führte aber direkt zu unserem Gruppenname. Jede Tour, die startet überlegt sich einen Namen, und der Guide oder Übersetzer ruft den Gruppenname wenn es darum geht, dass Zeit zum Aufstehen oder Weiterlaufen ist. Wir waren ab diesem Zeitpunkt die «Sudoros» – was so viel wie «die Schwitzenden» bedeutet. 🙂 Der Name war absolut Programm vom Start bis zum Ende. Für den ersten Nachmittag war eine Wanderzeit von ca. 4 Std. veranschlagt wobei es die meiste Zeit steil bergauf gehen sollte.

Kurz vor dem ersten Camp ging es dann doch nochmal steil hinunter. Das Wetter hatte sich unterdessen auch deutlich verschlechtert und es begann zu regnen. Für den Abschnitt nach unten alles andere als gute Bedingungen, der Boden und vor allem die Steine wurden sofort extrem rutschig. Auf das Anziehen von Regenjacken haben wir komplett verzichtet, da wir eh schon so nass geschwitzt waren, dass es auf das Regenwasser auch nicht mehr angekommen ist. Das Camp haben wir dann im strömenden Regen und bei Blitz und Donner erreicht. Es war aber ein sehr schönes Camp, mit mehreren Bereichen, so dass die verschiedenen Gruppen ein wenig getrennt waren und jede Gruppe ihre eigenen sanitären Einrichtungen hatte. Ja, es gab tatsächlich Toiletten, wenn auch immer nur recht wenige und ein paar Duschen. Also es kam eben Wasser aus einem Stück Rohr, mit Wellness hatte das nichts zu tun.

Im Camp mussten wir noch über eine kleine Hängebrücke laufen, welche einen eher rustikalen Eindruck machte. Wir sind fleissig nacheinander drauflos gelaufen und als das Teil immer mehr in Schwingung geraten ist, hat man uns darauf aufmerksam gemacht, dass immer nur 2 Personen auf die Brücke dürfen. Ich meine, das könnte man auch früher sagen. Da wir eh schon alle nass waren haben wir uns direkt in die Badehosen geworfen und sind in den Fluss, welcher unter der Brücke fliesst gesprungen. Das war nach den ersten Strapazen eine willkommene Abkühlung. Wer wollte konnte auch noch von einem Felsen in einen Naturpool springen, was noch recht cool war. Als wir zurück waren gab es dann ein super Abendessen. Es gab frischen Fisch vom Grill mit Reis, Salat und Patacones. Wie gesagt, dass Essen war immer ein Highlight. Es ist so, dass jede Gruppe ihren eignen Koch dabei hat. In den Camps hat jeder Tour-Anbieter seinen Platz und seine kleine Küche. Dort wird dann das Essen für die Teilnehmer und Guides zubereitet. Der Koch muss also neben einem guten Koch auch ein sehr guter Läufer sein. Denn wenn wir unser Frühstück hatten und losgelaufen sind, musste er auch los laufen und vor uns am nächsten Platz sein, um das Mittagessen zu kochen und danach dann schneller als wir wieder am Camp für die Nacht sein um das Abendessen zu kochen. Ich sag mal so, unser Koch konnte Beides: Kochen und Laufen. 🙂
Nachdem wir also das Essen verhaftet hatten, war die grosse Frage, was nun. Ein Blick auf die Uhr ergab, yepp es ist tatsächlich erst 18.30 Uhr. Es war stockdunkel draussen und gefühlt war es schon 22 Uhr. Aber ins Bett kann man um die Zeit ja auch nicht. Wir sassen dann noch ein wenig zusammen und unser Guide Jesús erklärte uns die Region und deren Geschichte. Ich habe es ja oben schon erwähnt, die Region war lange Zeit eine Region für den Anbau von Marihuana und später Coca-Blätter. In den 1970er Jahren wurde die Sierra als Hauptanbaugebiet für Marihuana bekannt, wobei später der Coca-Anbau dominant wurde. Ausschlaggebend für die Wende war, dass die USA die Marihuana Plantagen durch Brandbomben zerstört hatten. Die Bewohner der Region realisierten schnell, dass sie mit dem Anbau von Coca deutlich schneller und deutlich mehr Geld verdienen konnten. Also wandelte sich der Anbau hin zu Coca in den 1980er Jahren. Die isolierten Gegenden der Sierra wurden früher durch die FARC-Guerillabewegung und die paramilitärischen Truppen des lokalen Drogenhändlers und Grossgrundbesitzers Hernán Giraldo kontrolliert. Bis vor ca. 15 Jahren war es für Touristen eigentlich unmöglich gefahrlos in diese Region zu reisen. Zu der Zeit finanzierten sich ca. 90% der Familien irgendwie über den Anbau von Drogen. Natürlich gab es auch hier wieder ein paar Wenige die sehr viel verdienten, die eigentlichen Bauern gingen fast leer aus. Erst die Demobilisierung von Hunderten von FARC-Guerillas, die mehr als 50 Jahre lang einige der entlegensten Gebiete der Region kontrollierten, öffnete seit dem Friedensabkommen 2016 mit der Regierung die Tür zu einem Boom des Tourismus. Somit hat die Bevölkerung nun endlich die Chance, auf eine gute Art und Weise Geld zu verdienen, was glaube ich eine sehr gute Möglichkeit ist. Es ist unmöglich all die vielen Informationen die uns Jesús erzählte hier wiederzugeben, aber es war so spannend und interessant und vor allem für unser europäisches Gehör fast unglaublich, was hier bis vor kurzer Zeit eigentlich noch los war. Ausserdem wurden wir am Abend dann noch über den Folgetag informiert. Der zweite Tag soll der härteste Tag sein und dementsprechend waren wir extrem motiviert. 🙂 Weckzeit wurde mit 5 Uhr und Abmarsch mit 6 Uhr bekanntgegeben. Und ich sag mal so, die Zeitvorgaben wurden militärisch eingehalten. Wir sind nie auch nur mit einer Minute Verspätung los. Vielmehr wurde schon 10 Min vor dem eigentlichen Zeitpunkt Stress gemacht, dass wir los wollen. Nach dieser Information haben wir uns dann doch recht schnell entschlossen den Abend zu beenden und unsere Betten zu beziehen. Ich glaube ich war schon lange nicht mehr so früh im Bett wie in diesen Tagen. Später als 20:00 Uhr war es glaub ich nie. Aber was soll man auch viel machen? In zwei noch folgenden Camps wurde jeweils um 20:30 Uhr der Strom abgestellt, da ist dann nichts mehr los. Wir haben also unsere Betten bezogen, welche aus Stockbetten bestanden und von Moskitonetzen verhüllt waren. Wir wurden noch informiert, dass wir Nachts nie ohne Taschenlampe unterwegs sein sollen, die Netze über den Betten fest verschlossen halten sollen, keine Rucksäcke am Boden lassen, Schuhe irgendwie aufhängen und vor allem am Morgen die Schuhe richtig fest ausklopfen, um zu schauen, dass ja keine Tiere in den Schuhen sind. Ich muss zugeben ich hab an dieses Thema gar nicht mehr gedacht. Erst als ich im Bett lag und nur von einem Welldach bzw. dem Netz geschützt da lag wurde mir bewusst, was da so alles um einen rum krabbelt. Wände waren in den Camps nur wenige vorhanden so dass die Geräusche des Dschungels eigentlich ungefiltert ins Gehör gingen. Das kann schon etwas nervös machen. Wir wurden gewarnt, dass es doch einiges an Schlangen, Spinnen und Skorpionen gibt und wir sehr vorsichtig sein sollten. Ich war dann zwar früh im Bett aber geschlafen habe ich nicht wirklich viel. Es war alles so ungewohnt und die Luftfeuchtigkeit tat ihr Übriges. Die Matratzen und Kissen waren doch eher etwas feucht und rochen auch dementsprechend. Nicht schlimm, aber einfach ungewohnt und wenn man dann noch schwitzt ist das alles eher unangenehm. Aber irgendwann hat mich auch der Schlaf überrollt und ich hab geschlafen bis wir um 5 Uhr geweckt wurden. Nach kurzem Zähneputzen und Frühstück war wieder Zeit für den Abmarsch. Pünktlich um 6 Uhr ging es los und es standen uns etwas über 20 km bevor. Dazu sollte es zwei mal steil bergauf und entsprechend auch wieder runter gehen. Zum Glück hatte der Regen aufgehört und der Morgen war richtig schön. Die ersten Kilometer gingen recht gut, wenn der Weg teilweise auch noch recht matschig war und wir erreichten unsere erste Pause im Zeitplan. Das waren immer so kleine Unterstände an denen frische Früchte, meist Wassermelone und Ananas gereicht wurde. Ausserdem konnten wir etwas zum Trinken kaufen und die Einheimischen versuchten ihre handgefertigten Arm- und Halsketten zu verkaufen.

Nach unserer kleinen Pause ging es weiter in ein Dorf eines indigenen Volkes. Dort wurden wir vom Dorfvorsteher begrüsst und er erklärte uns ein wenig seine Kultur. So wohnen die Männer und Frauen getrennt, auch gab es stets zwei Kirchen in jedem Dorf. Die Frauen kümmern sich um die Herstellung der traditionellen Taschen, das Essen, das Feuer in der Hütte (der Rauch verhindert die Moskitos und andere Insekten im Dach aus Pflanzen, führt aber dummerweise dazu, dass die Lebenserwartung der Frauen geringer ist als der Männer) sowie um die im Schnitt zehn bis zwölf (!) Kinder. Die Männer hingegen sind eher draussen unterwegs, kümmern sich um den Bau von Häusern, kauen Kokablätter und ganz wichtig pflegen ihren „Poporo“. Das ist ein länglicher Behälter aus einer getrockneten Frucht in dem man Limette und Muschelabrieb mischt und diese Tinktur mittels eines Stocks in seinen Mund befördert, in dem bereits Kokablätter zerkaut warten. Dieses Gemisch sorgt dafür, dass die Männer teilweise mehrere Tage nichts Essen müssen oder Schlafen. Die Nebenwirkungen sind aber auch recht gut sichtbar. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Männer nicht ganz klar bei Gedanken sind. Ausserdem reibt man den Stein mit ebenjenem Saft ein, was zu einer individuellen Gestaltung führt. Der Muschelabrieb sorgt dafür, dass sich im Laufe der Zeit wie ein Stein um den oberen Teil ansetzt. Das bedeutet,. je älter der Poporo ist, desto grösser wird der Stein am oberen Ende. Man sieht die Männer häufig mit dem Stab am Poporo reiben, was eine meditative Art sein soll, um seine Gedanken dem Poporo mitzuteilen. Für die Männer ist es eine Art Tagebuch, was niemand anderes lesen kann, da sie die Notizen nur in Gedanken übertragen. Besitzen und nutzen dürfen ein Poporo nur echte Männer, und das ist man ab ungefähr 15 Jahren. Mit der Übergabe des Poporo erhält der nun junge Mann auch eine Frau, meist so um die 40 bis 50 Jahre alt, welche alleinstehend ist (weil Witwe oder warum auch immer) und sie bringt dem jungen Mann nun das «Leben» bei. Was das nun alles beinhaltet, sei mal dahingestellt, auf Nachfrage meinte der Übersetzer nur, sie bringt ihm «alles und wirklich alles bei – was ein Mann wissen und können muss» Ich lass das einfach mal so stehen. Die beiden bleiben dann ca. 6 bis 12 Monate zusammen und dann darf sich der Mann eine jüngere Frau suchen, die er dann heiratet. Auf der anderen Seite ist es für Mädchen aber das genau gleiche Vorgehen. Auch sie bekommen einen älteren Herrn an die Seite, der ihnen das Leben erklärt. In diesem Fall ist das von der ersten Periode des Mädchens abhängig. Ich möchte hier wirklich kein Urteil fällen, das ist so eine andere Kultur und Weltanschauen, das muss man irgendwie akzeptieren, auch wenn es nicht einfach ist. Die Menschen kennen auch keine Uhrzeit, keine Jahreszeit oder wissen auch nicht wie alt sie sind oder wann sie Geburtstag haben. Das spielt alles keine Rolle. Sie orientieren sich nur an der Natur und den verschiedenen Erntezeiten. Wenn sie Tanzen, dann imitieren sie die Bewegungen von Bäumen, wenn die musizieren, z.B. mit der Flöte, sind es keine Lieder, sondern Laute von Vögeln und beim Trommeln sind es die Laute von Donnern. Ausserdem wird der Poporo als eine Art Ausweis genutzt. Wenn ein Junge diesen bekommt, dann kann er allein in ein anderes Dorf laufen und wird dort direkt akzeptiert. Einen Ausweis, wie wir ihn kennen, gibt es hier nicht. Die Frauen erhalten eine Art Spindel, was für sie der Ausweis ist. Ist schon noch sehr speziell. Wenn sich zwei Männer im Dorf oder auf den Feldern treffen, gibt es eine besondere Art «Hallo» zu sagen. Ein jeder greift in seinen Umhänge-Beutel, nimmt ein paar Kokablätter heraus und steckt diese dem anderen in den Beutel. Gesprochen werden muss dabei nicht, das ist die Art sich zu begrüssen.

Nach diesem eindrücklichen Besuch ging es weiter zum nächsten Camp, wo wir wieder ein tolles Mittagessen hatten. Bevor es Zeit zum Essen war hatten wir aber noch ein paar Minuten um im Fluss noch ein erfrischendes Bad nehmen zu können. Der Vorteil an diesem Camp war, dass wir die letzte Nacht auf dem Rückweg, genau in diesem Camp übernachten werden. Das bedeutete, dass wir ein paar Sachen, welche wir vielleicht zu viel eingepackt hatten hier lassen konnten. Für mich perfekt, weil ich hatte eine lange Hose und eine dünnen Pulli dabei. Das war auf der Packliste des Anbieters erwähnt und ich hab mich beim packen schon darüber gewundert. Es war als Hinweis um besser gegen Moskitos geschützt zu sein, aber ich hab das nicht anziehen können bei der Hitze. Also blieb das zurück und meine Regenjacke. Braucht kein Mensch, weil man wird eh nass. 🙂

Das Essen bestand dieses Mal aus gegrilltem Hühnchen mit Reis und davor sogar noch eine Gemüsesuppe. Das gab nochmal die notwenige Energie für den Nachmittag. Es wartete noch der zweiten Anstieg des Tages auf uns und der hatte es in sich. Trotzdem war es wieder eine eindrucksvolle Natur, welche uns da geboten wurde.

Gegen 16 Uhr erreichten wir dann das nächste Camp und dieses Mal war es eher ein grosses Matratzenlager. Es standen viele Stockbetten neben einander und die verschiedenen Gruppen wurden in einzelne Bereiche zugewiesen. Ich denke mal so ca. 160 Personen war da sicher zum Schlafen angekündigt. Auch im Bereich zum Essen war einiges los. Alle versuchten Kleider zu trocken und hatten diese aufgehängt. Es war völlig für die Katz das Aufhängen, aber es sah gut aus so zwischen all den Klamotten.

Nach dem Essen gab es dann wieder ein kurzes Briefing für den Folgetag, Wecken um 5 Uhr, Abmarsch um 6 Uhr. Danach hat unser Guide wieder seine Bilder und Bücher ausgepackt und uns über die verlorene Stadt informiert. Es waren wieder viele tolle Infos dabei, welche ich mir gar nicht alle merken konnte. Die Stadt bedeckt eine Fläche von ca. 2 km² und besteht aus etwa 200 ovalen und runden Terrassen, die teils durch steile, teils durch ebene Steinwege miteinander verbunden sind, wobei der Höhenunterschied der einzelnen Terrassen bis zu zwölf Meter beträgt. Der heute freigelegte Teil der Stadt liegt zwischen 900 und 1200 m über dem Meeresspiegel. Der Grossteil der Stadt wurde zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert erbaut, wenn nicht manche Teile davon sogar noch früher. Wie viele Menschen in der Stadt einst gelebt haben, kann bis heute nur geschätzt werden. Man geht aber von einer Bevölkerungsgrösse zu Hochzeiten der Stadt von 2’000 bis 8’000 Angehörigen des indigenen Volkes Tairona aus. Diese mussten die Stadt kurz nach der Ankunft der Spanier wegen der Ausbreitung von Seuchen aufgeben. Die Spanier selbst haben trotz des Handels mit den Tairona die Stadt nie betreten.
Erst 1975 wurde die „verlorene Stadt“ durch Grabräuber wiederentdeckt und leider direkt geplündert. Im Anschluss wurde während der Blütezeit (1960–1980) des Hanfs in der Region auf den Plattformen der Stadt Marihuana angebaut. Ein Jahr später entsandte die kolumbianische Regierung eine archäologische Expedition, die die Stadt vor weiterer Zerstörung schützen sollte, nachdem teilweise die Terrassen als Hubschrauberlandeplatz genutzt wurden.

Nach all diesen Informationen sind wir wieder recht früh ins Bett gefallen. Tatsächlich ging hier auch Punkt 20:30 Uhr das Licht aus und wir lagen wieder im Dunkeln. Geschlafen habe ich wieder nicht wirklich viel, aber es war ok.

Der nächste Morgen startete dann etwas früher als vereinbart. Irgendwie sind um 4:45 Uhr schon alle wie angebrannt durch die Betten gerannt und haben alle geweckt. Wieso und weshalb, keine Ahnung. Thema Uhr und Zeit ist auf der Route immer so ein etwas dehnbarer und schwammiger Begriff. 🙂 Egal, kurz Zähne geputzt und ab zum Frühstück. Heute stand der Besuch der verlorenen Stadt auf dem Programm. Von unserem Camp hiess es ca. noch eine Stunde Fussmarsch zu einem Fluss, welcher überquert werden muss und dann sind es nur noch 1’200 Stufen hinauf zum Ziel. Dort sollten wir dann ca. 3 Std. bleiben ehe es wieder auf den Rückweg geht. Wir waren dann auch alle um 5:55 Uhr zum Abmarsch fertig und es ging los, waren wir doch alle sehr gespannt. Das Wetter war super und die Sonne schien schon recht warm. Hat kaum 15 Min. gedauert bis auch das frische T-Shirt wieder komplett nass war. Ein neuer Rekord für mich. 🙂 Der Weg hatte es wirklich in sich und die Vortage stecken doch auch irgendwie in den Knochen. Teilweise mussten wir wieder über Steine und Bretter balancieren um keine nassen Füsse zu bekommen. Das wurde immer wie schwieriger, weil die Knie immer weicher wurden.

Nach etwas weniger als einer Stunde erreichten wir das ehemalige Camp Paradiso. Dieses wurde erst vor ein paar Monaten bei einem Geröllabgang komplett zerstört. Eigentlich hätten wir auch hier geschlafen, aber das ist seitdem nicht mehr möglich. Es waren zum Zeitpunkt des Abgangs Touristen im Camp, welche sich aber zum Glück ausserhalb des Gebäudes aufhielten. Ich weiss nicht genau ob und was passiert ist, aber ich möchte nicht dabei gewesen sein. Das Ganze passierte in der Regenzeit und was da an Wassermassen von Himmel fällt, ist eben doch eine andere Hausnummer.

Für uns hiess aber, dass wir damit fast an der Flussüberquerung angekommen sind. Bis letztes Jahr musste man den Fluss Río Buritaca noch unter Körpereinsatz – das Wasser bis zu den Brustwarzen ragend – durchlaufen. Nun gibt es hier aber eine handbetriebene „Cable Car“, die einen amüsant, bequem wie auch trocken über das Wasser brachte. Sah jetzt eher nach einer Behelfskonstruktion aus, aber ich glaube das bleibt so. 🙂 Und Spass hat es gemacht so über den Fluss zu schweben. Leid taten mir nur die Herren, welche immer an den Seilen ziehen mussten, damit wir alle rüber gekommen sind.

Auf der anderen Seite hiess es dann «nur» noch die 1’200 Stufen bewältigen und wir waren da. Wer auch immer die Stufen gezählt hat, ich glaube ihm kein Wort. Die Stufen sind mal nur 2 cm hoch um dann im nächsten Moment wieder 35 cm hoch zu sein. Auf manche passt nur ein Kinderfuss, auf andere wiederrum passte mein ganzer Fuss. Dazu war das Ganze noch so unfassbar steil, das es mehr an eine Leiter als eine Treppe erinnerte. Nach den ersten Stufen brannten wirklich alle Muskeln in den Beinen und ich hab das ganze Abenteuer so richtig verflucht.

Aufgeben war jetzt aber auch keine Option mehr, also hiess es weitermachen und nach weiteren knapp 20 Min. waren wir am Ziel. Wir hatten das Ortsschild der verlorenen Stadt erreicht. Das Schild hängt an einem kleinen Häuschen in dem die Parkmitarbeiter ihr Büro haben. Ausserdem ist hier ab und an Militär anzutreffen. Nachdem im Jahr 2003 ein paar Touristen auf dem Weg zur Stadt entführt worden sind patrouillieren diese hin und wieder hier. Das Ganze ist in den Jahren aber immer sicherer geworden und seitdem gab es auch keinen Zwischenfall mehr. Was wir auch schon direkt am Ortsschild festgestellt haben, die Stadt hat heute noch Hunderttausende von Einwohnern. Und ich meine damit Moskitos. Es war unfassbar wie viele davon plötzlich überall am Körper sassen und einen genüsslich gestochen haben. Ich bin nicht mehr hinterher gekommen mich mit Spray einzusprühen, so oft wurde ich gestochen. Schon direkt vom Eingang aus konnte man die berühmten Ovale und Kreise erkennen. Es war ein besonderes Gefühl nach all den Anstrengungen hier zu sein.

Hinter dem Eingang gab es ausserdem auch direkt die ersten Highlights der verlorenen Stadt zu besichtigen. Unter anderem sieht man noch alte Steine, welche damals genutzt wurden um etwas zu zermahlen. Ausserdem gibt es einen grösseren Steinbrocken, an welchem ich eigentlich direkt vorbei gehen wollte. Erst nach Aufforderung unseres Guides schauten wir diesen genauer an. Der Stein beinhaltet tatsächlich wie eine Karte. Man erkennt verschiedene Rillen, welche zum Einen die vorhanden Flüsse in der Region darstellen, zum anderen aber auch grössere Spalte, welche die Landschaft wie in drei verschiedene Höhenregionen unterteilen. Im Prinzip ist der Stein das Google-Maps der indigenen Bevölkerung gewesen. 🙂 Ich fand das Ganze mega interessant. Wobei auf die grosse Freude auch direkt die Ernüchterung erfolgte. Die bezwungenen 1’200 Treppen waren bei Weitem leider noch nicht alles. Auch die Stadt selber ist noch über viele Treppen miteinander verbunden, welche es noch zu besteigen galt.

Beim weiteren Aufstieg haben wir gelernt, dass jedes freigelegte Oval oder Kreis eine Nummer von der Universität in Bogota bekommen hat. Ausserdem wird jede Ausgrabung bis ins Detail fotografiert und dokumentiert. Der Grund ist, dass teilweise noch immer grosse Bäume in mitten der Kreise stehen. Wenn diese irgendwann mal absterben oder umfallen, werden die Wurzeln die Kreise beschädigen. Um dann wieder alles aufbauen zu können und noch genau zu wissen, welcher Stein wohin kommt, ist diese ausführliche Dokumentation sehr wichtig. An einer Stelle konnten wir zuschauen, wie aktuell ein Kreis restauriert wird. Das ist schon eine Aufgabe für sehr geduldige Menschen – ich wäre, wie schon als Schiffsmann, absolut falsch in dem Job. 🙂

Dann war es aber nicht mehr weit und endlich konnten wir von oben den bekannten Blick über die verlorene Stadt werfen. Es war gar nicht so einfach Bilder zu machen, auf denen keine anderen Touristen mit drauf sind. Da aber alle Gruppen mehr oder weniger zur gleichen Zeit da waren, muss man einfach ein wenig warten, bis keine weiteren Gruppen mehr nach kommen und man den Ausblick wirklich geniessen kann.

Da so ein Aufstieg ja doch auch wieder hungrig macht, gab es zur fantastischen Aussicht noch einen kleinen Snack. Wir wurden mal wieder reichlich mit frischen Früchten (Ananas, Wassermelone und Mango) sowie kleinen Schokoladenriegel eingedeckt. Tat tatsächlich sehr gut um die Energie wieder ein wenig aufzufüllen. Immerhin hatten wir jetzt erst die Hälfte unserer ganzen Wanderung geschafft. Nachdem wir die Aussicht genossen hatten, ging es noch zu zwei weiteren Spots, welche für die Stadt eine sehr grosse Bedeutung haben. So hat man einen Felsen gefunden, in welchem erkennbar ist, wie die Menschen damals vorgegangen sein müssen, als die die einzelnen Blöcke für die Stufen und Kreise aus dem Fels geschnitten haben. Es war eine Mischung aus Sägen und der Unterstützung von Feuer. Ausserdem konnte man beim Hinunterlaufen noch diverse andere oder weniger bekannte Stellen der Stadt sehen, welche aber genau so eindrücklich waren.

Den letzten Aufenthalt hatten wir in einem kleinen Dorf von einem indigenen Stamm, welcher noch immer in der verlorenen Stadt wohnt. So konnten wir ein paar Bilder mit dem Vorsteher machen und dieser verkaufte uns noch ein paar Armketten, welche anscheinend Glück bringen sollen. Ich habe mal eines gekauft und auch eines für Corinne mitgenommen. Wollte der Herr doch nur rund 50 Cent für ein so ein Armband haben. Wir konnten das Dorf noch ein wenig anschauen und sehen wie die Menschen leben und was sie anbauen. Natürlich auch hier wieder ganz vorne mit dabei Coca-Sträucher, aber auch sehr viele Bananen und anderes Obst.

Nachdem wir die verlorene Stadt für ca. 3 Std. wirklich ausführlich genossen hatten, ging es wieder runter Richtung Fluss. Langsam wurde uns bewusst, was da jetzt noch auf uns zukommt. Mir kam wieder die Entfernung von 45 km in den Sinn, von welchen ich am Anfang ausgegangen bin. Ein Blick auf meine Uhr und laut meinen Gefühlen in den Beinen, war ich mir aber sicher, das haut absolut nicht hin. Ich hatte da etwas falsch verstanden. Aber was soll man machen, irgendwie muss ich ja wieder zurück.

Nachdem alle wieder gesund unten angekommen sind und wir heile über den Fluss gebracht wurden, ging es los, mit dem gleichen Weg zurück. Auf den ersten Kilometern konnte ich noch ein paar Bilder machen, dann mussten wir leider leidvoll erfahren, wie schnell sich das Wetter hier ändern kann. Am Morgen hatten wir ja strahlend blauen Himmel, jetzt zogen dicke und dunkle Wolken auf.

Nachdem wir unser letztes Nachlager erreicht hatten, gab es noch ein kurzes Mittagessen und wir schnappten unsere Rucksäcke, welche wir hier zwischen gelagert hatten. Dann entluden sich die dicken Wolken recht bald in Form eines heftigen Regenschauers. Innerhalb von Sekunden waren wir völlig durchnässt und die Schuhe versanken im Schlamm. Daher hat es auch nur Minuten gedauert und auch in meinen «wasserfesten» Schuhe stand das Wasser. Tolles Gefühl kann ich sagen, vor allem weil ich wusste, auch wenn wir das heute bis zum Camp geschafft haben, die Schuhe werden auch morgen nicht trocken sein. Das ist dann schon wahre Vorfreude. 🙂 Wir hatten dann noch ca. 3 Stunden bis wir unser Nachtlager erreichten. Dieses Nachtlager war das selbe Lager, an welchem wir gestern Mittagspause gemacht hatten. Leider war es aber aufgrund des Regens nicht möglich, nochmal ein Bad im Fluss zu nehmen. Dieser hatte sich in den Stunden mit dem Regen zu einem reissenden Fluss entwickelt, was viel zu gefährlich geworden wäre. Das Camp an sich ist aber recht neu und sehr schön eingerichtet. Auch gibt es genügend Duschen und sogar Toiletten, welche man abschliessen kann. Hatten wir bis dahin auch nicht so viele. 🙂 Hier angekommen hiess es dann erstmal schauen, was noch alles Trockenes im Rucksack ist. Ich war optimistisch, hatte ich doch ein Regenschutz über dem Rucksack und alle meine Kleider noch zusätzlich in Müllsäcke eingepackt. Das war auch eine recht sinnvolle Entscheidung, den wie ich feststellen musste, konnte ich meinen Rucksack umdrehen und Wasser daraus ausleeren. Das war nicht was ich geplant hatte, aber ok. Irgendwie ist Wasser zwischen Regenschutz und Rucksack gelaufen und hat sich über den Boden des Rucksack nach innen vollgezogen. Hurra, ein Lob auf die Mülltüten, damit hatte ich zumindest noch ein trockenes T-Shirt. Hier musste ich dann auch wieder das Zeug, welches ich gestern hier gelassen hatte, wieder verstauen. Damit war der Rucksack wieder komplett und vor allem schwer. 🙂

Nachdem wir zumindest wieder trockene Kleidung an hatten, ging es auch schon wieder zum Abendessen. Zu Feier des Tages gab es zuerst eine grosse Portion Popcorn und Kaffee und wir konnten den erlebnisreichen Tag erstmal ein wenig verarbeiten. Es war ein langer und wirklich harter Tag, aber auch gespickt mit so vielen tollen Erlebnissen, das werde ich so schnell nicht vergessen. Das Abendessen dann war wieder super und wir genossen noch ein wenig den frühen Abend. Einen späten Abend habe ich auf der Wanderung nicht erlebt. Und auch heute gingen die Generatoren wieder um 20:30 Uhr aus, so dass jeder vorher im Bett lag. Nichts für mich, weil ich so früh einfach nicht schlafen kann. Und so ohne Strom und Licht ist das doch recht langweilig. Aber auch ich bin dann irgendwann zufrieden aber fertig eingeschlafen.

Der nächste Morgen startete wie mittlerweile gewohnt wieder mit Wecken um 5 Uhr und Abmarsch um 6 Uhr. Es war unser letzter Tag und gegen 13 Uhr wollten wir am Ausgangspunkt sein. Klingt einfach, lagen aber doch nochmal knapp 20 km vor uns und vor allem 2 Anstiege und Abstiege, wovon allein der zweite Abstieg rund 1.5 Stunden dauern soll. Am Vorabend wurden wir informiert, dass wir von diesem Camp aus unsere Rucksäcke mit Maultieren zum Ausgangspunkt bringen lassen können und dass es ca. 2 Stunden vor dem Ziel eine Stelle gibt, ab welcher man mit Motorrädern den Rest zurückfahren kann. Beides sollte aber um die 7 Euro kosten, was es mir absolut nicht wert war. Ich bin so weit gekommen, da wollte ich den Rest auch noch schaffen. Das Thema Maultiere und auch die Motorräder sind so eine Sache. Auf den ersten Kilometern versorgen die Motorräder die einzelnen Verkaufsstände und fahren die Touristen, welche sich einen Teil der Strecke sparen möchten. Ausserdem werden die Einheimischen, welche nicht unbedingt alles Laufen wollen transportiert. Das ist dann teilweise doch recht nervig, wenn man auf den schmalen Wegen noch von rasenden Motorrädern überholt wird. Da kommt nicht unbedingt Wanderromantik auf. Auch das Thema mit den Maultieren ist wirklich kontrovers. Ich verstehe, dass die Tiere benötigt werden um das Material in die Camps zu bringen. Trotzdem tut es in den Augen weh, wie diese Tiere teilweise behandelt werden und auf welchen Strecken diese Laufen müssen. Auch für die Wanderer ist es dann unangenehm wenn wieder ein paar Maultiere kommen, weil der eh schon matschige Weg dann nochmal so richtig umgepflügt wird und all die Hinterlassenschaften der Tiere ist eben auch nicht so angenehm. An manchen Stellen war ich froh, bin ich nicht ausgerutscht, weil das wäre eine volle Landung im Mist der Maultiere gewesen. Muss ich nicht haben. Aber zurück zur Wanderung des letzten Tages. Pünktlich um 6 Uhr ging es los und das Wetter war wieder richtig gut. Die Sonne schien, was unglaublich half, damit zumindest der Rucksack wieder ein wenig trocknete. Der Weg hingegen war noch immer voller Matsch und teilweise war es sogar so, dass bei einem falschen Schritt das Wasser oben in die Schuhe gelaufen ist. Ok, war nicht ganz so schlimm, Schuhe haben über Nacht nicht getrocknet und waren noch immer nass. 🙂

Die Wanderung verlief aber erstaunlich gut. Hatten wir doch schon drei anstrengende Tage in Beinen. Aber irgendwie lockte das Bier, welches wir uns für die Rückkehr versprochen hatten. 🙂 Wir sind richtig gut voran gekommen und konnten unterwegs die Aussicht geniessen. Wir machten noch einen kurzen Stopp, an welchem es wieder frisches Obst gab und dann noch einen in unserem ersten Nachtlager. Dort gab es nochmal ein kleines Stück Kuchen und einen Saft. Mit dieser Energieauffrischung sollten wir bis zum Schluss durchhalten. Nach diesem Camp ging es noch ein letztes Mal steil nach oben, ehe wir dann die Stelle für die Motorräder erreichten. Jetzt wussten wir, ab jetzt geht es nur noch bergab. Aber das war jetzt doch auch gar nicht mehr so einfach, die Knie taten doch richtig weh. Also bin ich einfach ein wenig langsamer gelaufen, aber das Ziel wollte ich erreichen. Unterwegs haben wir an einer recht merkwürdigen Stelle sogar noch ein Fussballfeld entdeckt. Das gibt es also wirklich auf der ganzen Welt und auch an den entlegensten Stellen. Wobei ich glaube das auf diesem Platz schon länger nicht mehr gespielt wurde.

Gegen 12:30 Uhr war es dann tatsächlich so weit. Wir waren ganz kurz vor unserem Ziel. Da wir aber als Gruppe gestartet sind, hab ich, zusammen mit noch ein paar Anderen, auf die Letzten der Gruppe gewartet. Ich finde, wenn man so etwas als Gruppe beginnt, dann beendet man es auch als Gruppe. Unser Übersetzter hat das nicht so gesehen, sondern ist mit zwei anderen schon im Restaurant gesessen, als wir angekommen sind. Nun ja, der Herr konnte recht gut übersetzen, seine Fähigkeiten als Motivator lass ich jetzt aber mal unkommentiert. Hatte da etwas mehr erwartet. Aber egal, wir als der Rest der Gruppe, hatten unsere Freude und haben die letzten Meter gemeinsam sehr genossen. Im Ziel angekommen, gab es erstmal ein grosses High-five, denn wir hatten es geschafft. Und zur Feier des Tages, gab es auch direkt ein Bier. Ok, ich gebe es zu, ich hab direkt zwei bestellt, damit ich auch in jeder Hand eines halten konnte. War ein reiner Sicherheitsgedanke, weil ich wollt ja nicht umfallen. 🙂 Selten hat ein Bier aber so gut geschmeckt, das muss ich sagen. Wir haben dann noch unser Mittagessen bekommen und allmählich realisierten wir, was wir geschafft hatten. Nochmal zurück zu den 45 km, welche ich gedacht habe, dass wir laufen. Das war komplett falsch. In Summe waren es um die 80 km, welche wir zurückgelegt hatten. Keine Ahnung ob es geplante 45 Meilen waren plus die Kilometer durch die verlorene Stadt oder was auch immer der Fehler war. Hätte ich es vorher gewusst, ich weiss nicht ob ich es gemacht hätte. 🙂 So konnte ich es eh nicht mehr ändern, war bzw. bin dafür aber auch ein wenig stolz was ich geschafft habe. Am Ende waren es für Tag 1 rund 12.5 km, für Tag 2 rund 24 km, Tag 3 rund 23 km und für Tag 4 nochmal rund 22 km. Da kommt dann doch eine ganze Summe zusammen. 🙂

Nach dem Essen hiess es dann auch sich zu verabschieden von der Gruppe. Wir wurden mit verschiednen Jeeps zurück in die Stadt gebracht. Die Fahrt war dann auch eher ruhig, weil jeder mit der Müdigkeit kämpfte und sich glaub jeder nur noch auf eine ausgiebige Dusche freute.

Fazit: Die Wanderung ist wirklich ein Erlebnis und die verlorene Stadt ein Highlight, welches man sehr empfehlen kann. Ich habe es ganz sicher nicht bereut, werde es aber glaub ich, auch kein zweites Mal mehr machen. 🙂 Neben den Anstrengungen ist das Thema mit den Motorrädern und den Maultieren schon so eine Sache und ob es sinnvoll ist, all das Essen usw. nur für ein paar Touristen in den Dschungel zu karren. Auf der anderen Seite ist der Tourismus für die Menschen endlich eine Möglichkeit Geld zu verdienen, abseits vom Anbau von Drogen. Da ist das doch die deutlich bessere Idee. Und ja, die Wanderung kostet ein Haufen Geld, welches teilweise aber auch den Menschen zu Gute kommt. Auch die indigenen Völker haben etwas davon, zumindest investiert der Anbieter, bei welchem ich gebucht habe, einen Teil des Umsatzes in die Bildung der Kinder. Wir haben die Schulen, welche bereits gebaut wurden gesehen, und Bildung schadet ja grundsätzlich nicht. Ich finde es einfach nur wichtig, dass die Touristen, welche sich für die Wanderung entscheiden bewusst sind, in welche Region sie laufen und wem dieses Land eigentlich gehört. Da gehört es für mich einfach dazu, dass man Respekt vor den Menschen hat, auch wenn man ihre Weltanschauung nicht versteht oder nicht gut heisst. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, machen wir mit unserer Weltanschauung immer alles korrekt und richtig? Ich weiss es nicht…. Ich fand es einfach extrem spannend und freu mich darüber, dass ich mal wieder etwas Neues gesehen und gelernt habe.