Ich muss gerade vorausschicken, dass mir dieser Blog schwer fiel zum Schreiben. Warum? Weiss ich auch nicht so genau. Habe es viel zu lange vor mir hergeschoben und zum anderen nahmen wir es in Uruguay etwas ruhiger. Wir sind ja nur dahin, weil der Besuch von Patagonien nicht geklappt hat. Somit war vor allem meine Stimmung eher schwankend und schwierig und irgendwie war auch die Luft für einen Moment raus. Ich denke, deshalb wird dieser Bericht eher eine kurze Zusammenfassung anstatt eine Art Tagebuch. Ich hoffe, es macht trotzdem Freude zum Lesen….
Mit der Fähre sind wir also am Mittwoch 07.12.2022 von Buenos Aires aus nach Uruguay gefahren. Die Fahrt war entspannt und ging ziemlich schnell. Wir waren endlich wieder in einem Land, wo es nur einen Wechselkurs gibt und man somit wieder problemlos mit Karte bezahlen kann. Herrlich. Und dann haben wir schnell gelernt, beziehungsweise wurden wir schon von anderen Reisenden informiert, dass Uruguay a) sehr teuer sein soll und b) man die Mehrwertsteuer von doch 22% in Restaurants, Café’s, etc. nicht bezahlen muss, wenn man mit ausländischer Kreditkarte bezahlt. Rückblickend können wir sagen, wir sind sehr dankbar, dass man das nicht bezahlen musste, die Preise waren dennoch ziemlich saftig. Teilweise sogar teuerer als in der Schweiz und das will schon mal was heissen. Auf der anderen Seite war es aber auch seltsam eine Rechnung zu bezahlen und der auf der Kreditkarte belastete Betrag war nachher deutlich kleiner. Vor allem war es ein komisches Gefühl wenn neben an Einheimische nicht in diesen Genuss kommen.
Von der Schiffanlegestelle sind wir dann zu Fuss in unser Hotel gelaufen. Angekommen sind wir übrigens in Colonia del Sacramento. Dieses liegt eigentlich auf der anderen Flussseite gegenüber Buenos Aires. Streng genommen liegt es tatsächlich noch am Rio Plata (Silberfluss), wenn auch weit und breit kein Land mehr in Sicht war und man dachte, man sei am Meer. Leider aber ein sehr braunes, dreckig wirkendes Meer. Zum Glück bade ich nicht gerne….in die Brühe muss ich nicht rein 😉
Die Tage in Colonia del Sacramento haben wir vor allem mit Schlendern verbracht. Gerade die Innenstadt (wobei das Wort Stadt dabei sehr hoch gegriffen ist), war richtig süss. Und überall hatte es so wunderschöne Blumen. Alles blühte in den schönsten Farben und es war herrlich farbig. Sagen wir mal so, wir haben ziemlich viele Foto’s davon gemacht. Wir sind direkt nach der Ankunft noch los, aber vor allem am Folgetag Donnerstag, haben wir ordentlich Schritte gesammelt.
Natürlich haben wir auch noch den kleinen Bootshafen angeschaut. Zum Anschauen mag ich die Boote ja richtig gerne und finde es spannend. Wenn ich dann aber einsteigen muss, ja dann hört der Spass auf für mich. Tobi’s Spass beginnt aber genau dann. Ich hatte Glück, in Uruguay musste ich zum Glück nie mehr auf ein Schiff. Wir haben uns mit dem Bus durch das Land respektive die 3 Städte chauffieren lassen.
Neben dem Bootshafen haben wir dann auch noch eine Tour dem Fluss entlang aufwärts gemacht, zuerst noch durch die Stadt und sind zum Beispiel dann auch noch bei einer Stierkampfarena vorbeigekommen.
Was wir in Uruguay auch schnell «gelernt» haben: Die können auch gar nicht schlecht Empanadas und Eis. Wir haben schnell unser Lieblingsplatz in der Stadt gefunden und haben uns dort mehrmals was gegönnt. Ist ja auch praktisch, wenn in einem Haus gleich zwei Läden sind. Kann man zuerst herzhaft und dann süss essen und muss sich eigentlich kaum bewegen 😉 Ihr merkt schon, die Luft war wirklich raus und wir wurden auch noch faul.
Ziemlich spontan sind wir am nächsten Tag, Freitag den 09.12.2022 weitergereist. Spontan heisst hier in diesem Fall, wir haben aus dem Hotel ausgecheckt, sind in deren Lobby sitzen geblieben und haben einen Bus für 1 Stunde später und eine Unterkunft für den selbigen Abend gebucht. Ok, vielleicht haben wir nicht mehr die beste Unterkunft bekommen, aber zumindest haben wir für das Suchen und Buchen keine 15 Minuten gebraucht. Und rückblickend können wir auch sagen, dass die Busfahrt auch ganz ok war. Ist für uns immer spannend herauszufinden, wie der Bus in einem neuen Land funktioniert. Klingt doof, aber rückblickend können wir sagen, dass es jedes Land etwas anders organisiert hat. Hier waren die Busstationen auf jeden Fall schon mal deutlich kleiner, es gab keine Gepäckkontrolle und kein Check-In, es war schon viel, wenn überhaupt unser Ticket kontrolliert wurde. Wir haben dann völlig entspannt und spontan den ersten Bus nach Montevideo genommen. Dort mussten wir umsteigen und der zweite Bus brachte uns dann nach Punta del Este. Funfact auf der ersten Etappe: wir hatten mal wieder einen Reifenschaden. Ich weiss auch nicht, wieso uns das jetzt anzieht, aber so war es eben. Die 3 Herren von der Buscompany (keine Ahnung warum wir 3 Personen für eine Strecke von 2 Stunden brauchten), haben dann zuerst ihre Hemden ausgezogen und dann den Reifen gewechselt. Ich glaube, sie machen das nicht so oft, aber nach rund 40 Minuten waren wir dann wieder startklar. Wir waren echt froh. Auch wenn es nur eine kurze Busfahrt war, der Bus war echt unbequem. Zudem hatten wir ja in Montevideo einen Anschlussbus und den wollten wir nicht unbedingt verpassen. Wir hatten aber zum Glück genügend Zeit eingeplant (wobei hier von Planung zu sprechen ist schon etwas frech), sodass wir sogar noch einen kurze Snackpause im Busterminal einlegen konnten. Der zweite Bus war dann auch nicht viel bequemer und zusätzlich hat der noch alle (gefühlte) 2 Minuten angehalten. Nun war uns auch klar, weshalb die kurze Strecke erneut 2 Stunden dauerte. Gegen Nachmittag kamen wir dann in Punta del Este an und wir konnten nach einem kurzen aber anstrengenden (es war echt warm) Spaziergang bereits bei unserer nächsten Unterkunft einchecken. Während des Laufens ging mal wieder ein WM-Fussballspiel von Argentinien zu Ende und wie wir jetzt wissen, haben sie auch dieses gewonnen. Hier in der Stadt gab es viele Argentinier und deshalb war zu unserer Ankunft gleich Grande Fiesta 🙂 Hier hatten wir dann aber zum ersten Mal in Südamerika das Gefühl, dass man uns im Hotel verarschen möchte. Wir hatten ein Zimmer gebucht, welches ein wenig grösser war und vor allem ein grosses Bett haben sollte. Im Zimmer fanden wir aber nur zwei schmale Betten und Umfallen konnte man in dem Zimmer auch nicht. Tobi ist dann nochmal zur Rezeption und ich glaube der Herr dort hatte wenig Freude. Zumindest ist Tobi mit einem anderen Schlüssel gekommen und meinte wir können umziehen. Das neue Zimmer sah dann auch so aus wie gebucht. Lustig ist aber, dass der Herr meinte, wir wären eigentlich im richtigen Zimmer und sonst wäre nichts frei. Das hat Tobi so gar nicht gepasst, vor allem weil wir mehr bezahlt haben für das grössere Zimmer. Irgendwann hat der Typ wohl nachgeben und Tobi einen Schlüssel gegeben. Wer jetzt ein falsches Zimmer bekommt – nicht unser Problem. 🙂 Lustigerweise ging ein paar Minuten später unsere Türanlage und nach dem Öffnen stand eine Frau davor. Wir hatten beide die gleiche Zimmerkarte bekommen und somit war dann klar, wer nun wahrscheinlich das andere, kleine Zimmer bekommt. Upsi…aber mit dem Deutschen an meiner Seite war heute nicht zu spassen 😉
Punta del Este soll ein Ort mit vielen Stränden und schönem Meer sein. Anscheinen kommen hier viele Südamerikaner für ihren Urlaub her. Da das Land aber so teuer ist, vor allem die Schönen und Reichen. Sind wir ja genau richtig 😉 Nun können wir berichten, dass die Strände und das Meer wirklich ganz schön sind. Aber für mich war es auch definitiv zu kalt und zu windig um am Strand zu liegen, geschweige dann im Wasser zu baden. Muss aber auch gestehen, dass ich sowieso genügend Arbeit hatte und auch gar nicht so Bock hatte etwas zu unternehmen. Mir kamen die ruhigen Tage also gelegen. Tobi auf der anderen Seite hat sich Badehose und Tuch geschnappt und war mehrmals am Meer. Er ist gleich am ersten Tag los und hat sich in die Wellen gestürzt bzw. danach noch eine Runde am Strand entlang und durch die Stadt gedreht.
Am nächsten Tag haben wir es ruhig genommen, Tobi war nochmal baden und dann haben wir gearbeitet. Erst gegen Nachmittag sind wir nochmal an den Strand und haben die Stimmung der Wolken am Himmel genossen.
Ansonsten war das Städtchen auch echt überfüllt. Es waren sehr viele Touristen vor Ort und gerade die Hauptstrasse waren voller Leute. Die Restaurants waren brechend voll und oft ging ohne Reservation nichts. Wir können aber sagen, wir sind auch dort nicht verhungert. Am letzten Abend zum Beispiel waren wir aufgrund eines Platzregens (aber so richtig und langandauernd) direkt im Restaurant neben unserer Unterkunft. Nachdem das Essen uns so gut schmeckte, mussten wir auch noch den Cheesecake probieren. Ach es war himmlisch 😉
In Punta del Este hat uns vor allem die Strandpromenade oder besser gesagt der Gehweg am Meer entlang sehr gut gefallen. Man konnte kilometerlang spazieren, auf’s Meer blicken und die Sonne geniessen. Das war richtig toll. Wir haben das vor unserer Weiterreise dann am Nachmittag nochmal ausführlich genossen.
Nach ein paar gemütlichen Tagen sind wir dann am 12.12.2022 mit dem gleichen Bus wieder zurück nach Montevideo gefahren. Wir haben uns entschieden, unsere letzten Tage in der Hauptstadt zu verbringen. Das Land hätte bestimmt noch viel mehr zu bieten gehabt, aber ohne Zeit und wir denken auch ohne Mietauto, einfach nicht zu bereisen. Wir wollten lieber an einem Ort noch ein paar Tage sein und diese nutzen, als viel Zeit mit vielen Busfahrten und kurzen Ortsbesichtigungen zu verlieren. Uruguay hatten wir in einer unserer Weltreiseplanungen ja mal ganz weit vorne dabei. Wir wollten eigentlich nach Uruguay in eine Sprachschule um Spanisch zu lernen. Aber ja, dann kam die Pandemie und alles wurde anders. Nach einer kurzen und ereignislosen Busfahrt sind wir dann in Montevideo angekommen und sind direkt zu unserem Hotel gefahren. Am Abend sind wir nochmal kurz los und haben eine Mall besucht. Hier sollte es ein kleines Steak-House geben, welches noch recht gut sein soll. Und ja, das Essen war wirklich super. Wir haben zum Schluss noch kurz mit dem Koch am Grill gesprochen. Der Koch hatte seine Freude und wir waren begeistert was und vor allem, wie viel man auf einen Grill packen kann. 🙂
An einem der Tage wollten wir unbedingt noch eine Free Walking Tour machen. Wir haben uns also angemeldet uns sind zum vereinbarten Zeitpunkt am Hauptplatz gewesen. Da unser Hotel in einem anderen Stadtteil war, haben wir uns für die Hinfahrt ein Uber bestellt. Wir hatten echt Glück mit dem Fahrer. Er hat uns gleich aus dem Auto heraus noch eine kleine Stadttour gegeben. War richtig toll. Am Treffpunkt angekommen haben wir uns verabschiedet und unseren Tourguide begrüsst. Sie war tatsächlich bereits vor Ort (auch mal was Neues, sonst kamen die immer zu spät). Am Schluss waren wir eine Gruppe von 6 Personen. Ein Ehepaar aus den USA und ein Paar aus den USA & Spanien. Bereits auf der Tour haben wir uns fleissig ausgetauscht und ehrlich gesagt, ist die Tour etwas in den Hintergrund geraten. Nicht weil die Tour nicht toll war, aber sie war vor allem ohne viel «Walking» und mit sehr langen Erzählungen. Die Stadt (also den minimalen Teil, den wir gesehen haben, da fast nichts gelaufen) war eigentlich ganz nett, aber irgendwie auch ganz anders als die bisherigen Städte in Südamerika. Uruguay passt also auch diesbezüglich nicht in das klassische Südamerika Bild, was wir bis jetzt bereisen durften. Für mich vor allem spannend war das Präsidentengebäude. Also nur das Office. Im gleichen Gebäude arbeiten auch die anderen Regierungsangestellten und nicht nur der Präsident. Wohnen tut dort niemand. Und dann ganz verrückt, man konnte einfach so in das Gebäude hereinlaufen. Es gab zwar einen Securitas vor Ort, den interessierte das aber wenig. Unser Tourguide erklärte uns, dass das ganz normal sei und in der Lobby auch eine kleine Kunstausstellung sei, welche man sich einfach so anschauen kann. Ab und an würde man dann dem Präsidenten über den Weg laufen. Herrlich oder? Wir hatten aber kein Glück, der Präsident wollte nicht gesehen werden. Keine Ahnung, ob er überhaupt vor Ort war.
Die Tour endete dann am alten Marktgebäude, welches jetzt eine Essens-Markthalle ist. Zum Abschluss der Tour haben wir von einem angrenzenden Restaurant ein Getränk zum Probieren bekommen. Es war Medio y Medio, was so viel wie Halb-Halb bedeutet. Man erklärte uns, dass es halb Weisswein und halb Schaumwein sei und dass dieser genau von diesem Markt und sehr bekannt ist. Ich muss sagen, der schmeckte mir richtig gut. Und das will was heissen, trinke ich doch normalerweise solche Sachen nicht. Der Herr vom Restaurant hat auf jeden Fall einen super Job gemacht und wir 6 haben beschlossen, uns noch gemeinsam ein Mittagessen zu gönnen. Der Tourguide musste sich leider verabschieden, da sie noch zu einer anderen Arbeit musste. Auch hier in diesem Restaurant wieder typisch, wie schon in Argentinien, das Grillfleisch. Da ich erst gerade gefrühstückt habe (das war übrigens in unserem Hotel Extraklasse), hatte ich noch keinen Hunger und hab nur aus Freundlichkeit einen kleinen Salat bestellt. Tobi war hingegen im Himmel, weil Tod (einer aus unserer Gruppe) gerne ein Asado für 2 Personen (eine Grillade) bestellen und teilen wollte. Sein Frau war aber Vegetarierin und somit haben sich Tod und Tobi zusammengetan und beide extrem happy. Zum Grillfleisch noch eine Portion Pommes und eine Flasche Wein (den haben sich jedoch die 3 Männer geteilt) und alle waren glücklich. Und wir hatten so tolle Gespräche. Ach wie lieben wir es, auf Reisen andere Menschen kennenzulernen und sich auszutauschen. Und diese Reisende waren einfach anders als die, die man sonst so trifft. Das hat alles noch viel spannender gemacht. Ich glaube, hätten wir uns gezwungenermassen nicht verabschiedet, hätten wir den ganzen Tag dort gemeinsam verbracht. Aber alle hatten noch eigene Pläne. So haben wir vor allem Telefonnummern, e-Mailadressen und Instagram-Accounts ausgetauscht und mit ihnen stehen wir zum Beispiel heute noch in Kontakt. Den Rückweg haben Tobi und ich dann zu Fuss bestritten. Es war einfach extrem heiss und Schatten gab es an der Strandpromenade auch keinen. Wir waren also ziemlich durch, als wir dann wieder zurück waren.
Die nächsten Tage waren wir dann vor allem wieder viel zu Fuss unterwegs und dieses Mal in die andere Richtung. Die Strandpromenade war extrem lang (soweit wir wissen, ist es eine der Längsten in Südamerika und sogar weltweit) und man konnte stundenlang in eine Richtung laufen. Das Wetter war durchgängig richtig gut und heiss.
Zum Anderen haben wir noch den grossen Stadtpark in Montevideo besucht, welcher einfach riesig ist und viele bunte Pflanzen und Blumen beheimatet. Das gefällt uns in Südamerika schon sehr, egal wie gross und chaotisch die Städte sind, es gibt immer unzählige Parks und Grünflächen, wo man sich ausruhen und verweilen kann.
Zudem nutzten wir die Zeit auch, um die weitere Reiseplanung in Angriff zu nehmen. Papierkram muss halt auch gemacht werden. Und für uns geht es ja bald weg vom Südamerikanischen Kontinenten und da musste noch das Eine oder Andere erledigt werden. Und so kam dann tatsächlich der letzte Tag in Uruguay ziemlich schnell. Ich wollte eigentlich mit dem Bus und der Fähre zurück nach Buenos Aires und von dort mit dem Bus via Mendoza (wir hätten bestimmt nochmals eine so lustige Busfahrt gehabt) nach Santiago de Chile reisen. Tobi war aber strikt dagegen. Denn die Route beinhaltete wieder die Anden und somit stundenlanges kurvenreiches auf fast 5’000 Höhenmeter hochfahren und danach gleich wieder runter. Und obwohl er die Anden geliebt hat, sie waren mittlerweile bei ihm unten durch 😉 Sie waren so unten durch bei ihm, dass er sogar lieber in ein Flugzeug stieg und über die Anden geflogen ist. Und das will wohl was heissen. Ich sagte natürlich nicht nein, denn Fliegen ist für mich immer noch sehr toll und wir sparten auch einiges an Zeit (an Geld wahrscheinlich eher nicht). Und nachträglich kann ich sagen, es war die genau richtige Entscheidung. Das Flugzeug hat zwar etwas geruckelt, als wir zu den Anden kamen, aber der Pilot ist extra noch einen Schlenker geflogen, sodass beide Seiten die Anden perfekt sehen konnten. Wow, was für ein Anblick. Einfach genial!
Von der Landung und der Ankunft in Santiago de Chile berichtet Tobi dann im nächsten Beitrag.
Die 18-stündige Busfahrt nach Iguazu verlief eigentlich ganz gut. Wir haben Netflix geschaut, Hörbücher und Musik gehört, die Landschaft bestaunt und um ca. 20 Uhr uns umgezogen für die Nacht (im Bus wird es nachts immer sehr kalt) und dann ziemlich viel geschlafen. Unterwegs haben wir zwar immer wieder mal angehalten, Leute stiegen aus oder ein, aber im Gegensatz zu Kolumbien kamen keine Verkäufer rein. Ausser dass es hell wurde, wurde man eigentlich nicht gestört. Mit einer Verspätung von rund 15 Minuten sind wir dann in Puerto Iguazú angekommen. Uff, bereits am Morgen war es so heiss und schwül. Deshalb haben wir uns auch gleich für ein Taxi in die Unterkunft entschieden. Im Hostel konnten wir zum Glück bereits einchecken und das Zimmer beziehen. Naja, war nicht wirklich der Brüller, aber sind ja zum Glück nur zwei Nächte. Wir haben rasch unsere Wäsche zur Wäscherei gebracht, kurz durch das Dörfchen geschlendert (und hier ist bereits Weihnachtsstimmung) und sind gleich wieder zurück zum Busbahnhof. Von dort aus fährt der öffentliche Bus zu den Wasserfällen.
Kurz vor 12 Uhr sind wir dort angekommen. Tickets konnten wir zum Glück in Cash bezahlen und somit war der Eintritt doch ziemlich günstig. Einmal drin sind wir direkt losgelaufen. Vor ein paar Wochen gab es hier grosse Überschwemmungen und einige Wege wurden komplett zerstört. Aber nach einem kurzen Gespräch mit einem der Parkranger war klar, dass wir den oberen und unteren Rundgang laufen können. Der Weg zum berühmten «Devil’s Throught» ist leider gesperrt. Wir haben uns zuerst für den oberen Rundgang entschieden, weil der länger ist und wir mehr Zeit benötigen. Es war ein Metallsteg, der durch den dichten Wald zu den Wasserfällen führte. Es ist wirklich unglaublich schön angelegt und der Steg fügt sich schön in die Natur ein. Wir haben das Gefühl, dass die Argentinier dies hier viel schöner machen als damals die Kanadier und Amerikaner bei den Niagara Fällen. Klar, die ganze Sache hier ist auch sehr touristisch aber es wurde bei Weitem nicht so sehr in die Natur eingegriffen. Der Steg führte durch den Wald und immer wieder mal an kleinen Bächen und auch kleinen Fällen vorbei. Begleitet wurden wir von unzähligen Schmetterlingen. Einer schöner als der Andere. Und ja, natürlich auch anderen Touristen. Wir sind aber davon ausgegangen, dass es mehr Menschenmassen sein werden. Ok, wir kamen zeitlich auch ziemlich spät zum Nationalpark. Normalerweise geht man frühmorgens, weil ab Mittag die Temperaturen echt heftig sind. Kombiniert mit der Luftfeuchtigkeit echt eine Challenge für den Körper. Aber wir konnten halt einfach nicht früher gehen und so nach einer 18-Stunden-Busfahrt waren wir eigentlich happy, überhaupt so fit zu sein. Nach kurzer Zeit spazieren konnten wir einen ersten Blick auf die Wasserfälle erspähnen. Wow, sieht nicht schlecht aus. Die Wassermassen waren gewaltig und es gibt so viele einzelne Wasserfälle auf einer riesigen Fläche. Der Steg führte wie der Name schon sagt, oben an den Wässerfällen durch. Man lief also auf den Wasserfällen runderherum. Sehr beeindruckend und auch das laute Geräusch des Wasser’s machten es sehr eindrücklich. Tobi und ich mussten aber beide schmunzeln. Seit wir 2016 die Viktoriafälle in Simbabwe gesehen haben, vergleichen wir alle Wasserfälle mit diesen. Tobi fasste das aber ganz gut zusammen. Dass die Iguazu-Fälle deutlich besser wie die Niagara-Fälle sind, das stand schon lange klar und müssen wir gar nicht diskutieren. Der andere Vergleich fällt schwer. Für uns waren die Viktoria-Fälle eindrücklicher, aber vielleicht eher weil es die Ersten waren, die wir Live sahen und es unsere Hochzeitsreise war, welche allgemein sehr sehr speziell und wunderschön war. Aber ob die Iguazu-Fälle oder die Viktoria-Fälle nun schöner sind, das ist schwierig zu sagen. Hier in Iguazu sind wir zu einer Jahreszeit wo sehr viel Wasser runterfällt, bei den Viktoria-Fällen waren wir zur Trockenzeit und es gab nur wenig Wasser. Dafür sahen wir die Klippen, über welches das Wasser runterfällt und dies war ganz schön. Nach dem Tag auf der Argentinischen Seite führten glaube ich die Viktoria-Fälle etwas. Nach ca. 75 Minuten waren wir beim oberen Spaziergang durch, haben bereits unzählige Foto’s und Videos gemacht und wir hatten etwas heiss. Wir haben also vor dem Start des nächsten Spaziergang’s noch eine kleine Snackpause eingelegt. Es gab Empanada’s und ein Eis und natürlich viel viel Wasser. Danach ging es weiter. Der untere Rundgang war leider aktuell doch kein Rundgang sondern man konnte einfach den Anfang zu einer Plattform laufen. Später haben wir dann noch herausgefunden, dass man wohl auch vom Ende des Rundgangs in entgegengesetzte Richtung bis zu einer Plattform laufen konnte. Das haben wir aber verpasst. Wie der Name des Rundgang’s schon sagt, waren wir nun deutlich tiefer unterwegs und sahen auf die gleichen Fälle, welche wir davor von oben spaziert sind. Die Aussicht war natürlich eine komplett Andere und es war sehr schön.
Auf dem Rückweg liefen wir noch Jenni über den Weg. Unsere Wege kreuzen sich ja seit ein paar Tagen/Wochen immer wieder und es ist einfach wunderbar. Natürlich versanken wir wieder in einem tollen Gespräch bis es plötzlich zu donnern und auch zu regnen begann. Ok, die nasse Abkühlung tat echt gut, aber es schüttete doch ganz ordentlich. Sagen wir mal so, wir waren komplett nass und konnten uns leider zu spät unter einem Unterstand an einer Zugstation unterstellen. Richtig gelesen, im Nationalpark gab es auch ein kleines Züglein welches einem an die verschiedenen Orte brachte, wenn man nicht laufen wollte/konnte. Ah genau, hier noch zu erwähnen, alle Stege waren rollstuhlgängig, das fanden wir extrem toll!! Da standen wir also unter dem Wellblech und warteten bis der Regen aufhörte. Da kommt plötzlich ein Parkranger und stellt den TV beim Unterstand an (wir sahen vorher gar nicht, dass da ein TV war). Klar, war 10 Minuten vor Fussballspiel und wir sind in Argentinien. Ich fragte dann den Parkwächter frech, ob er das Schweiz-Spiel anstellt. Gleichzeitig spielte noch Brasilien und ich ging davon aus, dass natürlich dieses Spiel gezeigt wird. Aber nein, der meinte, na klar und so sahen wir den Anfang des Schweizerspiels mittens im Wald bei den Iguazu-Fällen. Auch witzig. Als wir dann aber merkten, dass der Regen nicht aufhört, haben wir das nächste Züglein (mit Dach) genommen und sind zum Ausgang gefahren. Dort warteten wir dann auf den Bus zurück in die Stadt und so endete unser Abenteuer an den Iguazu-Fällen auf der Argentinischen Seite.
Kurz zurück in das Hotel, wo bereits unsere frischgewaschene Wäsche wartete und unbedingt duschen. Danach haben wir uns mit Jenni zum Abendessen verabredet. Sie hat den Tag davor ein tolles Restaurant gleich um die Ecke entdeckt. Und wir können sagen, das Essen und die Gastfreundschaft waren top. Wir hatten einen richtig tollen Abend und haben Pläne für den Folgetag geschmiedet. Wir wollten für einen Tag rüber nach Brasilien um die Fälle von dieser Seite zu sehen. Aber vor einem Grenzübergang müssen wir noch Frühstücken ;-). Alles klar, um 8:30 Uhr treffen wir uns wieder im Café unseres Vertrauens 😉
Gesagt, getan, am nächsten Morgen trafen wir Jenni wieder und frühstückten sehr lecker. Danach wollten wir eigentlich zum Busbahnhof laufen, wussten aber, dass man auch ein Taxi für ein Tag mieten kann. Unterwegs hat uns dann eine Taxifahrerin angesprochen und machte uns ein Angebot. Dies schlugen wir aber erst aus, weil uns die Zeit an den Fällen zu knapp war. Wir haben dann nochmal neu verhandelt und sie erklärte sich bereit, länger auf uns zu warten und uns auch noch zu einem anderen Punkt zu fahren wo man Tiere sehen kann. Wir stiegen also ein und los ging die Fahrt. Bei der Argentinischen Grenze angekommen gab es eine riesige Autoschlange, an welcher wir aber in rasantem Tempo vorbeifuhren. Tereza, unsere Taxifahrerin erklärte uns dann, dass es an der Grenze 3 Kategorien gibt: öffentliche Busse, Taxi’s mit Touristen und Privatwagen. Und nur die Spur für die Privatwagen war so lange. Wir im Taxi konnten bis kurz vor die Grenze fahren. Die Argentinische Grenzseite war sowieso sehr unkompliziert. Sozusagen ein Drive-thru Grenzhäusschen. Pässe wurden durch das Autofenster abgegeben, Daten wurden erfasst und das war’s. Ein Ausreisestempel gibt es leider nicht, da auch kein Einreisestempel. Die erfassen die Daten nur noch digital. Dann eine kurze Fahrt über den Fluss und ab zur Brasilianischen Immigration. Dort mussten wir unser Covid-Zertifikat zeigen und danach wurde der Pass geprüft. Und hier gibt es auch einen Stempel….JUHU. Die Sache dauerte auch keine 5 Minuten und schon waren wir wieder im Taxi. Tereza hat auch hier alles gemanaged und wir musste nur hinterherdackeln 😉 Nach kurzer Fahrzeit kamen wir dann beim Nationalpark der Wasserfälle an. Tereza hat uns alles geklärt und wir vereinbarten, dass wir in 3 Stunden zurück sind. Tickets am Automaten gekauft, kurz auf den Einlass gewartet (perfekt für eine Pipi-Pause) und dann ging es bereits los. Hier «sollte» man den Touristenbus nehmen und nicht laufen. Wir wollten zwar laufen aber nachträglich hat sich herausgestellt, dass der Weg ganz schön lange gewesen wäre und auch nicht wirklich schön. Da sassen wir also in einem Doppeldeckerbus mit unzähligen Touristen. Wir 3 vereinbarten, dass wir heute einfach einen faulen und kompletten Touri-Tag machen. Dann ging es wieder mit dem schlechten Gewissen 😉 Nach ca. 15 Minuten Fahrzeit kamen wir am Halt 2 an. Tereza erklärte uns, dass wir hier aussteigen sollen. Wie Tourimässig sind wir schon? Wir haben uns Null informiert, hatten extrem Glück mit unserer Taxifahrerin und machen einfach genau das, was sie uns gesagt hat. Aber wir müssen zugeben, die Dame weiss von was sie redet (ok, sie macht das wahrscheinlich auch täglich) und wir waren ihr so dankbar, dass sie uns diesen Tag so einfach machte.
Wir sind also beim zweiten Stopp ausgestiegen und von dort den Rundweg gelaufen. Auch hier wieder top angelegt, etwas mehr in die Natur eingegriffen, aber wir fanden es nach wie vor gut. Unterwegs auch wieder viele Schmetterlinge und viele Leute. Aber auch hier hätten wir für einen Samstag mehr Leute erwartet. Problematisch sind halt all die doofen Leute (wieder einmal). Würden sich alle gegenseitig respektieren und nicht vordrängeln oder direkt ins Foto laufen wäre es halt viel entspannter. Aber wir liessen uns nicht aus der Ruhe bringen und haben alles gesehen und Foto’s haben wir auch wieder viele gemacht. Von dieser Seite hier sieht man die Fälle im vollen Blick frontal. Das war richtig toll.
Und gegen Ende des Rundwegs kamen wir dann auch zu den Fällen, die auf der Brasilianischen Seite runterkommen. Hier ist man dann plötzlich ganz nah dran so nach dem Motto «Mittendrin statt nur Dabei». Und wir wurden ordentlich geduscht 😉 Aber es war ja warm und wir hatten Dank gestern auch unsere Regenjacken dabei. Somit alles gut. Das war echt eindrücklich so Mitten im Wasser zu stehen. Tobi und Jenni mussten dann natürlich zur Feier des Tages ein Wasserfall-Bier trinken. Real (die Währung hier in Brasilien) brauchten wir übrigens den ganzen Tag nicht. Hier konnte man alles mit Karte zahlen. Nach Wochen in Argentinien mit nur Bargeld auch wieder eine tolle Abwechslung. Wir waren es uns gar nicht mehr gewöhnt, keine Scheine mehr zählen zu müssen 😉 Tobi musste natürlich auch ein Brasilianisches Bier trinken für seinen Bierblog. War also quais Arbeiten. Anschliessend sind wir dann mit dem Touribus wieder zurück zum Eingang, denn unsere 3 Stunden waren schon um.
Fazit zu den Fällen: Man muss auf jeden Fall beide Seiten sehen. Wir haben uns vorab viel informiert und man streitet sich heftig, welche Seite nun denn besser ist. Wir sagen: Keine! Beide Seiten sind unterschiedlich und haben ihr ganz eigenes Flair. Wenn man die Fälle in seiner Gänze sehen will, dann MUSS man beide Seiten machen. Und mit diesem einfachen Grenzübergang und der Nähe zueinander ist das auch überhaupt kein Problem. Einfach einen Tag länger einplanen und rüber auf die andere Seite. Tja und dann kann man noch was ganz Verrücktes machen. Auf der Brasilianischen Seite gibt es noch ein Angebot für einen Helikopterflug über die Fälle. Dies rundet natürlich den Überblick noch ab und nachdem ich gehört habe, dass man da einfach hin kann, Ticket kaufen und beim nächsten freien Flug ist man an Board, da war es um mich geschehen. Ok, der Preis und die Dauer des Flugs schreckte mich eine Millisekunde ab. Aber das war eigentlich nur Show. Innerlich wusste ich sofort, dass ich das machen muss 😉 Passte ganz gut, denn Jenni wollte noch zu diesem Tierpark und so konnte Tobi entscheiden, was er machen wollte. Er hat sich für den Tierpark entschieden. So haben wir uns aufgeteilt. Tereza hat mich zum Heliport gefahren, hat das Ticket für mich klargemacht (sagte ich schon, dass wir den ganzen Tag nichts denken mussten) und die anderen Beiden gingen über die Strasse zum Tierpark.
Mit dem Ticket in der Hand nahm ich also im Warteraum Platz. Die Hubschrauber werden mit 3-5 Leuten befüllt und alles war super organisiert. Das Ticket bestand eigentlich einfach aus einer Nummer. Auf einem Display wurden alle 10 Minuten (ja genau, so lange dauerte ein Flug) die nächsten Nummern aufgerufen. Dann ging man zum Herr der für das Boarding verantwortlich war, füllte seine Personalien am PC aus und dann konnte man schon raus zum boarden. Der Helikopter war im Anflug, die vorherigen Passagiere wurden ausgeladen, die Neuen stiegen ein und der Heli startete erneut. War eine Sache von keiner Minute. Ich hatte extremes Glück. Wir waren nur zu Dritt und ich durfte vorne neben dem Piloten Platz nehmen. Genial. Ich war jedoch etwas schlecht vorbereitet, hatte ich nur mein Handy dabei. Naja, egal, so kann ich mich auf ein elektronisches Gerät konzentrieren und auch mal einfach nur rausschauen. Der Flug dauerte exakt 10 Minuten und 30 Sekunden, fühlte sich aber viel kürzer an. Denn der Ausblick war einfach grandios. Auch der Helikopterflug an sich war super. Ich war im Himmel, sprichwörtlich. Aber hier lass ich einfach Bilder und Videos sprechen.
Natürlich sah man von hier oben auch das Ausmass der Zerstörrung auf der argentinischen Seite. Der Rundweg zum Devil’s Throught war sprichtwörtlich weggeschwemmt. Das dauert Monate, bis das alles wieder aufgebaut ist.
Nach dem Flug habe ich mir dann ein Schattenplätzchen beim Tierpark gesucht und auf die beiden Anderen gewartet. Hab ich schon erwähnt, dass es sehr heiss war?!? Ich war dann froh, als die Zeit um war und wir wieder in das gekühlte Taxi steigen konnten.
Die Tierpark-Besichtigung war glaube ich ganz gut. Die Beiden haben zumindest sehr gestrahlt und mir viele Bilder gezeigt. Am besten berichtet Tobi hier direkt selber: Das Ganze ist kein riesiger Tierpark sondern viel mehr eine Auffangstation von verletzten oder anderweitig geretteten Vögeln. Dafür gibt es Vögel in aller erdenklichen Farben und Grössen. Der Park ist sehr schön angelegt und hat vor allem sehr grosse Gehege. Manche waren so gross, dass man als Besucher durch die Gehege gelaufen ist und mitten zwischen den Vögel stand. Als wir bei den Papageien waren hatten wir Glück, hier war gerade Fütterung angesagt und die riesigen Vögel sind von ihren Bäumen aus angeflogen kommen. Schon beeindruckend wenn so ein grosser Vogel einem knapp über den Kopf fliegt. Im gesamten Park, auch bekannt als «Parque das Aves» gibt es zur Zeit über 140 verschiedene Vogelarten und dazu noch unzählige Schmetterlinge (die sieht man einfach überall – richtig schön Bunte) und auch ein paar Reptilien, wie Schildkröten und Krokodile. Manche Schildkröten sind hier so frech, die setzen sich auf ein Krokodil um sich zu sonnen. 🙂 Meint scheint sich zu verstehen hier. Ich fand es richtig gemütlich und die Zeit verging auch hier wie im Flug, hatten wir von Tereza doch knapp 90 Minuten Zeit bekommen für die Tour. Ok, aber ein kleines zweites brasilianisches Bier durfte natürlich nicht fehlen. Ich kann ja im Blog nicht nur ein Bier aus so einem grossen Land beschreiben. 🙂
Der Rückweg nach Argentinien verlief dann wieder ganz geschmeidig. Eigentlich machte Tereza alles für uns. Brasilianischer Ausreisestempel bekommen, Einreise Argentinien wieder digital ohne Stempel. Und dann merkten wir, dass ja das Argentinische Achtelfinalspinal der Fussball-WM läuft. Tereza’s Auto war überall mit Argentinien Fahnen dekoriert und auch sie (wie alle anderen Argentinier) hatte ein Messi-Leibchen an. Och nein, die Ärmste. Darum wollte sie nicht so lange bei den Fällen bleiben- die wollte Fussball schauen. Uns war das etwas unangenehm aber nicht bewusst und so haben wir sie wenigstens mit gut Trinkgeld verabschiedet. Sie hat uns dann gleich noch bei der Eisdiele rausgelassen. Jenni schwärmte von diesem Eis und auch Tereza meinte, «das beste Eis der Welt». Ok, die Messlatte war somit sehr hoch gelegt und im Nachgang konnten wir bestätigen…..das Eis war der Hammer. Ob es nun das Beste der Welt ist, das sagen wir noch nicht. Da müssen wir einfach noch mehr Recherche betreiben 😉
Nach dem Eis ging Jenni kurz in ihr Hostel um ihr Gepäck zu holen und für Tobi und mich ging es zum Busterminal. Wir brauchten für Morgen noch ein Busticket zurück nach Buenos Aires. Und wir hatten Glück, wir haben noch genügend Bargeld. Denn wir waren gestern noch bei Western Union, die haben aber erst wieder am Montag Geld und da sind wir bereits wieder weg. Dieses Bargeld-Thema hier in Argentinien ist echt so eine Sache. Man könnte natürlich überall mit Kreditkarte bezahlen, aber dann wird das zum offiziellen Kurs umgerechnet und somit wird alles gleich doppelt so teuer, als wenn wir mit unserem «Western Union bezogenen Bargeld» bezahlen. Aber wie gesagt, wir hatten Glück und hatten noch genügend Scheinchen übrig. Das nächste Thema. In Argentinien ist der grösste Geldschein 1’000 Pesos. Das sind gerade mal rund 3 USD umgerechnet. Wenn man dann ein Busticket für über 30’000 Pesos kaufen muss, dann zählt man ein paar Scheinchen am Schalter 😉 Wir haben dann beim Busticket eine Dame gefunden, welche uns auch Tickets verkauft hat. Sie war aber froh, dass wir so effizient waren, denn es spielte ja Argentinien an der Fussball-WM und dann arbeitet eigentlich ein Argentinier nicht sondern hängt vor dem Fernseher. Das ist echt verrückt. Die Läden schliessen alle während des Spiels und öffnen danach wieder. Wir haben also unsere Tickets bekommen und da unser Hostel etwas ausserhalb lag, haben wir uns zum Abschied gerade nochmals mit Jenni (und ihrem Gepäck) zum Abendessen verabredet. Sie fliegt heute nämlich nach Patagonien und somit trennen sich unsere Wege definitiv. Wir hoffen aber sehr, nicht für immer. Wir haben sie in’s Herz geschlossen und wir freuen uns auf ein Wiedersehen, sei es irgendwo auf der Welt oder dann eben in der Heimat, wohnt sie doch in der Nähe von Esslingen am Neckar 😉 Nach dem Abendessen und nachdem Argentinien knapp das Spiel gewonnen hat, sind wir dann zurück in unser Hostels und haben unsere Rucksäcke gepackt.
Am nächsten Morgen sind wir etwas später in den Tag gestartet und haben mal ausgeschlafen. Danach zum Frühstück und dann zum Bus. Es war Sonntag und auch dann hat in Argentinien vieles zu. Aus dem gemütlichen Café mit super Internet haben sie uns dann nämlich auch um 12 Uhr verabschiedet. 😉 Um noch ein wenig Zeit herauszuholen sind wir kurz zum «Drei-Länder-Eck» aus Argentinien, Brasilien und Paraguay gelaufen. Von diesem «Hito Tres Fronteras» werden die drei Länder nur durch zwei Flüsse voneinander getrennt. Die Entfernungen sind wirklich gering und irgendwie fühlt man sich speziell an dem Platz. Aber wir kennen ja das bereits aus der Heimat mit dem Dreiländereck in Basel (Schweiz, Deutschland, Frankreich).
Danach sind wir dann aber zum Busterminal gelaufen, haben noch Proviant eingekauft und warteten anschliessend auf den Bus. Gleiche Busgesellschaft wie bei der Hinfahrt (da wissen wir, was wir bekommen), nur andere Sitze. Aber auch die sind gut. Um 14:15h ging dann die Fahrt pünktlich los. 18 Stunden bis nach Buenos Aires zurück.
Die Busfahrt war richtig angenehm, ist ohne Probleme verlaufen und wir konnten richtig gut schlafen. Am Morgen sind wir dann mit einer kurzen Verspätung in Buenos Aires, Retiro, angekommen. Gleich am Busbahnhof sind wir zum letzten Mal zu Western Union gefahren. Wir brauchten für das Hotel und die beiden Tage in der Stadt noch etwas Bargeld. Nach einer längeren Wartezeit, einem Internetausfall dazwischen und einer etwas komplizierten Dame haben wir dann endlich unser Geld in den Händen gehabt. Und JUHU….dieses Mal waren es alles Tausender-Scheine 😉 Danach schnell mit dem Uber zur Unterkunft (zum Laufen war es einfach zu weit und zu heiss) und wir konnten bereits einchecken. Heute läuft wirklich alles am Schnürchen. Das Zimmer ist richtig cool und perfekt für die zwei Tage um zu Arbeiten, zu Organiseren und zu Planen. Wir haben dann in der Stadt noch rasch ein paar Erledigungen gemacht und den Tag ansonsten im Hotelzimmer verbracht. Am Abend haben wir uns dann ganz spontan mit anderen Reisenden getroffen. Unterwegs haben wir noch die Einschusslöcher am Gebäude des Wirtschaftsministerium, welche am 16. Juni 1955 entstanden sind, angeschaut. Damals wurde der Platz de Mayo direkt am Regierungssitz des Präsidenten von 34 Flugzeugen der argentinischen Marine und Luftwaffe bombardiert. Der autoritäre Regierungsstil zu jener Zeit führte zu starkem Unmut und Aufständen bei der Oberschicht, Grossgrundbesitzern, der katholischen Kirche und Teilen des Militärs. Das Militär initiierte schlussendlich den Angriff auf den Präsidentensitz und auf der Plaza de Mayo. Vor der Casa Rosada war eine grosse Menschenmenge versammelt, die die Regierung des Präsidenten Perón unterstützen wollte. Perón selbst war durch seinen Kriegsminister gewarnt worden und hielt sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Verteidigungsministerium auf. Das Militär bombardierte also neben dem Präsidentenpalast auch die eigene Bevölkerung im eigenen Land. Insgesamt wurden 9.5 Tonnen Granaten/Splitterbomben abgeworfen, die zum Tod von über 300 Menschen – meist Zivilisten, welche friedlich demonstrierten – führten. Mehr als 800 Menschen wurden insgesamt verletzt. Der ganze Angriff dauerte über 4 Stunden und versetzte die Menschen in Angst und Schrecken.
Nach diesem eher traurigen Besuch ging es dann weiter zum Treffen mit Merle und Max. Sie sind mit ihrem ausgebauten Van unterwegs und planen in 2 Jahren die komplette PanAmericana zu fahren. Wir lieben es wirklich, unterwegs andere Reisende zu treffen. Meistens «lernt» man sich auf Instagram kennen und wenn man zur gleichen Zeit am gleichen Ort ist, dann trifft man sich. Wir haben dann doch 5 Stunden miteinander verbracht und uns gegenseitig mit Tipps und Erfahrungen ausgestattet. Es war ein richtig schöner Abend.
Unseren letzten vollen Tag in Buenos Aires und leider auch Argentinien haben wir getrennt verbracht. Nach einem Kaffee von unserem Barista des Vertrauens habe ich mich mit Arbeiten beschäftigt und Tobi hat das Stadtviertel Palermo unsicher gemacht. Zurück ins Hotel kam er mit über 20’000 Schritten auf dem Tacho, rund 150 neuen Bildern und etwas müde war er auch 😉 Tobi soll am besten mal selber kurz beschreiben, was er an dem Tag alles gesehen hat.
Ich bin zuerst mit einem UBER los um zum japanischen Garten zu kommen. Ich hatte gelesen, dass dies ein sehr schöner Park ist und das wollte mal überprüfen. Ich kann sagen, ich wurde nicht enttäuscht.
Danach ging es durch die unzähligen Parks in der Umgebung weiter an diversen Statuen vorbei Richtung Planetarium. Eigentlich wäre ich sehr gerne hinein, da die Bewertungen und Empfehlungen sehr gut waren, aber auf Spanisch war mir das dann doch irgendwie zu viel. Ist dann auch schade, wenn man nur einen Bruchteil versteht. Aber das Thema Sterne und Himmelskörper hat mich schon ein wenig gepackt hier auf der Südhalbkugel. Es ist einfach nach wie vor unbeschreiblich, wenn man den Sternenhimmel hier anschaut. Aber auch unsere restliche Weltreise wird sich auf der Südhalbkugel befinden, weshalb ich sicher noch andere Möglichkeiten haben werde.
Nach diesem Abstecher ging es in den sehr bekannten Rosenpark. Ich bin ja eigentlich kein so grosser Freund von Blumen, aber der Park war extrem schön. So viele blühenden Rosen habe ich glaub noch nie gesehen. Der Park war einfach riesig und sehr schön angelegt und auch gepflegt. Auch um den Park herum war alles sauber und es gibt Radwege bzw. Wege zum Laufen und Joggen, die sind so breit das 4 Autospuren darauf Platz hätten. Das macht so richtig Spass zum Laufen. Innerhalb des Rosengartens gibt es noch einen kleinen Park mit Skulpturen bekannter Dichter und Schriftstellern, was ebenfalls noch sehr interessant war.
Auf meinem weiteren Weg bin ich dann am Plaza Intendente Seeber, mit seinem angrenzenden Park vorbei gekommen. In diesem Park hat man das Public Viewing für die Fussball WM aufgebaut und wenn Argenrtinien spielt, soll hier auch ganz schön was los sein. Als ich vorbei bin, lief gerade das Achtelfinale zwischen Spanien und Marokko und ich sage mal so, die Zuschauerzahl war äusserst überschaubar. Ich wollte mir das Ganze kurz anschauen und da es keinen Eintritt kostet habe ich die Verlängerung des Spiels noch zu Ende geschaut. Wie bekannt hat Marokko das Spiel gewonnen, was den anwesenden weiblichen marokkanischen Fan extrem freute. Immerhin einer wohingegen vielleicht 10 spanische Fans etwas enttäuscht waren. Dem Rest, vielleicht noch 40 Leute, war es glaub ich egal… 🙂 Das ganze Areal soll aber Platz bieten für bis zu 40’000 Menschen und ist wirklich super ausgerüstet. Also von den Zahlen hier nicht blenden lassen.
Danach war ich eigentlich schon recht bedient, aber zwei Sachen wollte ich mir dann doch noch anschauen. Zum einen den so genannten Ecoparque, einem Park mit sehr vielen Spazierwegen und einheimischen Pflanzen, frei laufenden Tieren und Tiergehegen. Leider ist aktuell sehr viel gesperrt wegen Renovierung, aber da es kein Eintritt kostet, kann man sich wirklich nicht beschweren. Das andere war dann noch ein kurzer Abstecher in den botanischen Garten. Der botanische Garten ist auf einer Fläche von fast 7 ha und man kann in verschiedenen Bereichen die Pflanzen aus der ganzen Welt bestaunen. So gibt es einen Bereich für «Asien», für «Europa» oder auch «Nordamerika». In jedem Teil werden Bäume, Sträucher oder auch sonstige Pflanzen aus der jeweiligen Region gezeigt. Manches davon auch in sehr schön angelegten Gewächshäusern. Der ganze Park ist sehr schön angelegt und überall gibt es noch Feinheiten wie Skulpturen oder ganz tolle Brunnen.
Nach all den ganzen Parks war es Zeit für den Heimweg. Da es bis zum Hotel laut Google Maps nur etwas mehr als eine Stunde zum Laufen war, habe ich mich für diesen gesunden Weg entschieden. Dabei konnte ich auch den eigentlichen Stadtteil Palermo, mit seinen vielen Restaurants, Bars und ausgefallenen Modegeschäfte durchkreuzen. Der Stadtteil ist flächenmässig einer der grösseren von Buenos Aires und recht interessant, wenn auch nicht mega schön. Wie es aber so ist, von einem Stadtteil aussagekräftige Fotos zu machen klappt einfach nicht. Daher muss ich an der Stelle auf eine bildliche Veranschaulichung verzichten. 🙂 Nach meiner Rückkehr war ich aber echt durch und musste mich ein wenig ausruhen. Den letzten Abend haben wir dann aber noch sehr typisch Argentinisch verbracht. Wir sind erst nach 21 Uhr zum Abendessen losgezogen und es gab ein ordentliches Stück Rindfleisch. Dazu ein paar Pommes und wir waren im Himmel. Das Rindfleisch hier hat eine Qualität, das ist einfach genial. Und es wird im Restaurant auf offenem Feuer gebraten. Gewürzt oder mariniert wird das Fleisch gar nicht, braucht es auch nicht. Ah ja, die kleinste bestellbare Portion ist übrigens 400 Gramm (und da ist weder Knochen, Fett, Knorpel noch sonst was dran). Über den Preis müssen wir auch nicht diskutieren. In der Schweiz würden wir uns das nie leisten, hier ist man mit rund 15 Franken/Euro gut dabei 🙂
Der nächste Morgen hingegen wurde etwas hektisch. Wir sind früh aufgestanden, haben noch etwas gearbeitet und holten uns wieder einen Kaffee um die Ecke. Kurz vor 11 Uhr haben wir ausgecheckt und wollten ein Uber, später auch ein Taxi, bestellen. Problem: Es gab auf der grossen Avenida Proteste und der Verkehr war ziemlich lahm gelegt. Da wollte natürlich kein Fahrer hinkommen. Die Zeit drängte aber, weil wir 90 Minuten für Abfahrt am Fährterminal sein müssen. Nach vielen erfolglosen Versuchen sind wir mit den Rucksäcken dann mal losgelaufen. Allenfalls bekommen wir weiter hinten in den kleineren Strassen ein Taxi. Das hat dann tatsächlich funktioniert, nur war dort halt auch der ganze Verkehr unterwegs. Wir sind dann erst knapp eine Stunde vor Abfahrt am Terminal angekommen. 80% der Passagiere ereilte das gleiche Schicksal, sodass im Terminal etwas Aufregung herrschte und überall Chaos war. Die Mitarbeiter der Fähre waren aber extrem speditiv unterwegs und haben uns, trotz vielen Hinweisen, dass man ZWINGEND 90 Minuten vor Abfahrt eingecheckt haben muss, noch durchgelassen. Wir haben unsere Tickets bekommen, unsere Rucksäcke wurden durchleutet und dann standen wir auch bereits bei der Migraciones. Hm…ok, das wird wohl die Ausreise sein von Argentinien. Ja, war es auch aber gleich das Fenster nebenan war dann die Migraciones Uruguay. Ha, das haben wir also auch noch nie erlebt. Wir sind Kilometer weit von Uruguay entfernt und doch bekamen wir schon einen neuen Stempel in den Pass. Die vorgeschriebene Covid-Impfung sowie die Krankenkasse, welche Covid-Erkrankungen abdeckt wollte aber keiner sehen. Nicht mal eine Frage mussten wir beantworten. Ein freundliches Hallo und das war’s. Und dann sind wir doch noch pünktlich auf dem Schiff angekommen. Es war eine riesengrosse Fähre mit glaub 12 Sitzplätzen pro Reihe auf 2 Decks. Etwas später, wahrscheinlich all denn zu spät ankommenden Passagieren geschuldet, ist die Fähre dann losgefahren. Zum Glück war es ziemlich ruhig auf der Fähre, sodass nichts geschaukelt hat.
Rund 90 Minuten später haben wir dann bereits unser nächstes Reiseland erblicken können. Dazu aber im nächsten Beitrag mehr.
Mit dem Bus und ca. 9 weiteren Passagieren ging es dann weiter zur Einreise nach Chile. Nach kurzer Fahrt standen wir vor einem geschlossenen Garagentor. Ca. 10-15 Minuten später öffnete sich dies und es fuhren von der anderen Seite Minivans heraus. Anscheinend machen Chilenen auch strenge Kontrollen bei der Ausreise. Wir konnten dann als erster Bus in die «Garage» reinfahren, hinter uns noch zwei weitere kleine Busse. Die Beamten dort waren doch etwas strenger und alle mussten aussteigen und mit ihrem Gepäck zur Kontrolle. Ebenso mussten wir mal wieder unsere Corona-Impfungen vorweisen. Jede Tasche bzw. Rucksack wurde geöffnet und vor allem nach frischen Produkten wie Obst und Gemüse durchsucht. Es darf in dem Fall nichts über die Grenze gebracht werden. Ebenso mussten wir ein Zollformular ausfüllen und es fühlte sich irgendwie an wie in den USA 😉 Wir hatten aber Glück, Tobi’s und mein Gepäck wollten sie nicht genau anschauen und stellten nur ein paar Fragen. Einer anderen Mitreisenden nahmen sie den ganzen Rucksack auseinander (sagen wir mal so, schön gepackt hatte sie nicht). Es ging aber dann doch erstaunlich schnell und wir konnten rausfahren und nach San Pedro weitergehen. Nun haben wir einfach schon das 15. Weltreiseland erreicht. Wahnsinn!
Die Fahrt dauerte nur ca. 45 Min und es ging endlich wieder ein wenig bergab. Die Grenze lag noch auf knapp 4’400 Meter, die Stadt San Pedro dann nur noch auf 2’400 Meter. Wir merken das körperlich immer sehr schnell, da man plötzlich wieder tief und fest einatmen kann. Und ehrlich gesagt, freuen wir uns jetzt auch darauf, dass wir die hohen Berge erstmals hinter uns haben. Wenn man über Wochen immer wieder über 3’500 Höhenmeter ist, dann hinterlässt das einfach spuren. Was uns aber nicht bewusst war (ok, etwas naiv von uns) war der Temperaturunterschied. Die letzte Nacht und der Morgen waren echt bitterkalt mit Minustemperaturen. Entsprechend waren wir dann auch angezogen. Dann kamen wir am Busplatz von San Pedro an und wurden höflich aus dem Bus geschmissen und da standen wir in der prallen Sonne bei über 30 Grad mit 2 Pulli’s und noch einer Jacke im Handgepäck……Der Spaziergang in diesem Outfit mit dem ganzen Gepäck durch das ganze Dorf (keine Sorge, es ist nicht so gross) war dann sehr anstrengend. Wir haben es aber geschafft und konnten bereits früher unser Zimmer beziehen. Wir merkten schnell, Chile ist komplett anders als die bisherigen Südamerikanischen Länder. Wir haben wieder fliessend Wasser, sogar warmes Duschwasser den ganzen Tag hindurch, eine Klima-/Heizungsanlage und die Türen schliessen auch wieder ordentlich. Ebenso merkten wir sehr schnell, dass auch die Preise anders sind. Uff, so einen teuren Kaffee hatten wir schon länger nicht mehr. Zuerst mussten wir aber etwas Bargeld beziehen, wussten wir am Anfang noch nicht, dass man sehr vieles hier mit Karte bezahlen kann. Aber ein bisschen Bargeld dabei zu haben schadet auch nicht. Nachdem wir bei 2 Bankomaten mit 4 verschiedenen Karten jedoch kein Bargeld beziehen konnten, wurden wir etwas nervös 😉 Dann war Tobi aber extrem schlau und hat das Prozedere nochmal genau beobachtet. Wenn man mit einer ausländischen Kreditkarte kommt, dann muss man nicht auf «Barbezug» sondern auf «Ausländer» drücken. Dann erscheint nochmal ein ganz anderes Menü und dann gab uns der Bankomat unser Bargeld und das erst noch ohne Gebühren. Ok cool. Einzig die vielen Nullen und der hohe Umrechnungskurs mussten wir uns zuerst wieder angewöhnen.
Den restlichen Tag haben wir dann zum etwas Arbeiten (die letzten 4 Tage ohne Empfang haben einige unbeantwortete E-Mails hinterlassen) und zum weiter organisieren. Wir wussten, wohin wir wollten, aber hatte noch nichts gebucht. Ebenso wollten wir noch 2 Touren machen hier in der Chilenischen Wüste. Also hat Tobi wieder mal sämtliche Reiseblogs durchgelesen und versucht herauszufinden, bei welchem Anbieter wir buchen sollen. Haben wir dann auch gemacht. Schon bei dem Buchungsprozess fand ich es etwas schwierig, aber ok, wenn die Touren so empfohlen werden….
Am nächsten Morgen hatten wir dann zwar Zahlungsbestätigungen im Posteingang aber keine Buchungsbestätigung der Touren und auch keine weiteren Informationen……na ok, dann warten wir mal ab. Als auch bis am Mittag (die erste Tour fand abends statt) keine Meldung erhalten habe, habe ich mal angefragt. Uns wurde dann mitgeteilt, dass der Englisch-sprechende Guide leider nicht mehr im Unternehmen ist und die Tour deshalb nur auf Spanisch stattfindet. Hm….da es eine Astronomische Tour war, wollten wir unbedingt eine Englische Tour buchen. Englisch ist auch eine Fremdsprache für uns und die Astronomischen Fachbegriffe sind uns auch auf Englisch nicht geläufig, aber auf Spanisch auf jeden Fall überhaupt nicht. Wir konnten dann mit Nathan (so hiess der Herr der Tour) verhandeln, dass wir den Preis für diese Tour zurückbekommen und halt nur die Tour am nächsten Tag mit ihm machen. Da wir aber die Astro-Tour unbedingt erleben wollten, gingen wir in’s Städtchen in die Strasse wo gefühlt jedes Haus ein Touranbieter war. Die erste Dame, die uns angesprochen hatte und uns was verkaufen wollte, haben wir dann ausgewählt. Sie war sehr nett und wir konnten alles buchen und bezahlten sogar noch weniger. Am Abend haben wir dann herausgefunden, dass es 1 Tour gibt und alle Anbieter einfach diese Tour verkaufen. So kam es dann auch, dass alle Teilnehmer unterschiedliche Preise bezahlt haben. Wir waren leider nicht bei den Günstigsten, aber auch nicht bei den Teuersten 😉 Um 20:30 Uhr (oder eben auch 5-10 Minuten später….) mussten wir uns bei der Schule einfinden und es kamen zwei Busse und alle wurden eingeladen. Danach gang es mit einer kurzen Fahrt zum Observatiorium. Ok, das waren einfach verschiedene Barracken in der Mitte der Wüste. San Pedro de Atacama ist eine sehr berühmte Gegend für die Sternenbesichtigung, da es keine Lichtverschmutzung gibt und es nie regnet und auch keine Wolken hat. Wir wurden in die Barracke reingeführt, herzlich begrüsst (jeweils auf Spanisch und Englisch was für uns cool war zum gleich noch etwas Spanisch zu lernen) und es wurde uns zur Einführung ein Film über das Weltall, die Sterne und Planeten gezeigt. Anschliessend sind wir in den Aussenbereich von wo aus wir die Sterne live besichtigten konnten. Und dann passierte es plötzlich und wir sahen 3 Sternschnuppen. Für mich die Allerersten, die ich live sehen durfte. Einfach magisch. Und danach wurde es richtig spannend. Wir gingen weiter in ein kleines «Amphitheater» und wurden gruppenweise hingesetzt. Der Guide erklärte uns den Himmel und wo man was mit blossem Auge sieht. Danach wurde die Gruppe aufgeteilt. Die Einen durften die Bilder machen gehen, die Anderen wo wir auch dazugehörten durften zuerst Apérölen 😉 Es gab verschiedene Drinks, Wein, Kaffee & Tee und leckere Snacks. Und dies draussen in der Wüste unter dem schönsten Sternenhimmel und die Temparaturen waren angenehm warm. Herrlich. Nach dem Apéro wurde getauscht und wir gingen rüber in ein «anderes Amphitheater». Dort wurde uns der Ablauf erklärt und danach wurden von jeder Gruppe ein paar Bilder mit einer Galaxie im Hintergrund gemacht. Anschliessend durften wir dann noch durch die riesigen Teleskope schauen. 2 waren jeweils auf Jupiter und Saturn gerichtet (andere Blickwinkel) und eines noch auf eine Nachbarsgalaxie von uns. Verrückt, ich hab den Saturn mit seinem Ring noch nie so gesehen. Das war extrem eindrücklich! Von blossem Auge haben wir dann auch noch den rot schimmernden Mars entdeckt. Von den Sternenkonstellationen waren wir wahrscheinlich nicht zur perfekten Jahreszeit vor Ort. Einige Sternenbilder waren aktuell nahe am Horizont und teilweise bereits darüber hinaus, so konnten wir nicht alles sehen. Aber die Anzahl der Sterne und das rund um uns herum waren einfach extrem eindrücklich. Die Tour endete nach rund 2,5 Stunden und wir wurden mit den Bussen wieder zurück gebracht. Dieses Mal setzten sie sogar alle an den Unterkünften ab, sodass wir kurz vor Mitternacht wieder im Bett lagen.
Für die morgige Tour, die bereits um 15 Uhr beginnt haben wir bis zu diesem Zeitpunkt nach wie vor keine Info’s erhalten, wobei ich ja den ganzen Tag mit dem Herrn in Kontakt stand. Also habe ich ihn halt am nächsten Morgen wieder angefragt. Um 13 Uhr bekamen wir dann ein Link zu einem Onlineformular, welches wir noch ausfüllen mussten. Darauf auch die Frage, ob wir spezielle Wünsche zum Essen haben. 2 Stunden vor der Tour……naja, muss man nicht verstehen. Am Ende hat dann alles geklappt. Aber auch hier wieder: Der Guide hat sich von einer anderen Firma vorgestellt, also wurden wir einfach wieder weitervermittelt. Wir haben uns dann nicht gefragt, was die Anderen so bezahlt hatten. In dem Fall wollte man das einfach nicht mehr wissen. Das Geld von der ersten Tour habe ich nach wie vor nicht zurück erhalten und der Anbieter verursachte einfach nur viel Aufwand. Der Tourguide David war dann aber sehr nett und wir hatten eine lustige Gruppe. Wieder viele Schweizer und Deutsche, oder aber auch ein Englisches Paar, welches aber in der Schweiz wohnhaft war. Das Gelächter war gross, als 90% von den gleichen Ländern kamen. Es waren aber auch noch 2 Chilenische Mädels dabei. Sie hatten dann aber gesagt, dass sie auch Englisch können und so wurde die ganze Tour nur auf Englisch durchgeführt. Irgendwie auch krass, aber die Teilnehmer waren richtig froh. Chilenisches Spanisch ist nämlich nochmals eine andere Hausnummer. Die haben über die Jahre ihre eigene Sprache entwickelt und gefühlt streichen sie von allen Wörtern die Hälfte der Buchstaben. Wir kamen die letzten Monate echt gut durch mit unserem Spanisch aber hier waren wir «einmal zurück auf Anfang». Und nein, die Chilenen reden bei Nachfrage nicht langsamer oder deutlicher, sie wiederholen es einfach nochmal genau gleich 😉 Wir fuhren mit dem Minivan zum Eingang des Valle de la Luna und danach ein Stück weiter zum ersten Aussichtspunkt. Dort haben wir die Wanderschuhe geschnürt und sind ca. 1 Stunde in der brütenden Hitze auf Steinen, Geröll und Sand gelaufen. Ich war danach völlig fertig. Nicht weil die Wanderung extrem anstrengend war, aber mein Körper kam mit der Temperatur überhaupt nicht klar. Ich merke vielleicht meine 4 auf dem Rücken und es dauert nun eine Weile, bis mein Körper sich wieder an neue Konditionen gewöhnt. Der Aussicht von oben über das Valle de la Luna war aber genial. Ebenso war die Gruppe richtig toll und wir hatten sehr viele nette Gespräche.
Wieder beim Bus angekommen ging es zum nächsten Punkt, zu den drei Maria des valle de la luna. Dort wartete dann aber eine grosse Reisegruppe mit älteren Herrschaften auf uns und wir mussten anstehen. Tobi meinte noch «alle über 70 bitte einen Schritt zurücktreten»……tja, es war eine Deutsche Reisegruppe, sogar mit Deutschem Guide. Wir sind dann mal schnell weitergezogen 😉
Danach gingen wir noch an einen zweiten Ort, wo man anscheinend das Geräusch der Wüste hören kann. Tatsächlich hörte man ein Knacken und es war das Salz, welches in den Wänden arbeitete. Nur waren so viele Gruppen jeweils dort und wollten das gleiche «Experiment» machen, sodass es nie wirklich leise war und man das Knacken nur sehr leise hörte. War trotzdem spannend und ehrlich gesagt auch ein recht beeindruckendes Geräusch, wenn man sich vorstellt, was da für eine Kraft in dem Gestein herrscht.
Und dann kam bereits das Highlight der Tour (nein nein nur Spass): es war Apéro-Zeit. Also wir müssen schon sagen, apérölen können die Chilenen. Der Chilenische Pisco Sour (im Vergleich zum Peruanischen ohne Ei) schmeckt auch lecker und ebenso gab es ein Salami- und Käseplättchen und eine Art Frischkäse in Sesamsauce eingelegt, den man mit Crackers ass. Echt lecker!! Nach dieser Stärkung ging es dann zum letzten Programmpunkt: dem Sonnenuntergang. Dazu wurden wir auf einen Hügel gefahren von wo man über das Tal einen schönen Ausblick hatten und den Sonnenuntergang bestaunen konnte. Dass gefühlt noch Tausende andere Touristen dabei waren, haben wir ausgeblendet. Auch wenn der Ort einer der einsamsten Orte auf der Welt ist, kommen doch rund 60’000 Touristen pro Jahr vorbei. Und hier ist nun Sommeranfang und Start der Hauptreisezeit. Wobei unser Guide meinte, dass vor der Pandemie ca. dreimal so viele Touristen hier waren……was wie bitte? Uns genügten schon diese Massen. Der Sonnenuntergang war richtig schön und gleich als die Sonne unterging schauten wir uns noch die farbig angeschienen Anden (Richtung Bolivien) an. Diesen Moment haben wir schon auf der 4-Tagestour durch die Hochebene so genossen. Ein herrlicher Anblick.
Anschliessend wurden wir zurück in’s Dorf gefahren und wieder am Busplatz ausgeladen. Wir sind dann gleich noch schnell was Essen gegangen in einem richtig tollen Lokal mit Live-Music. Danach sind wir dann aber zurück, wollten wir noch packen und uns auch etwas ausruhen. Am nächsten Tag stand nämlich schon das nächste Abenteuer vor der Türe. Wir reisen weiter nach Argentinien. Dafür haben wir einen Bus gebucht, der um 8:30 Uhr in San Pedro losfährt und um 19 Uhr in Salta ankommt. Und eben mittendrin dann noch ein Grenzübergang. Wir haben schnell geprüft, vorbereiten mussten wir nichts. Mittlerweile bereiten selbst mir die Grenzübergänge keine schlaflosen Nächte mehr. Wir sind gut vorbereitet und für den Rest findet man eine Lösung. Ich finde Grenzübergänge über Land vor allem deutlich einfacher als wenn man mit dem Flugzeug einreist. Und nachdem wir den Chilenischen Grenzübergang so locker geschafft haben, sollte doch nichts mehr schiefgehen nach Argentinien, welches viel lockerer ist. Also sind wir am nächsten Tag um kurz vor 8 Uhr beim Busterminal eingetroffen und haben Jenne aus Deutschland wiedergetroffen. Sie kennen wir von der gestrigen Tour und sie nimmt den gleichen Bus. Ebenso kreuzte Julia mit ihrem Fahrrad wieder auf. Der Pass nach Argentinien sei wohl aktuell für Fahrräder gesperrt und sie hat sich deshalb ein Busticket gegönnt. Tja und dann standen wir dort wie bestellt und nicht abgeholt, im wahrsten Sinne des Wortes. Irgendwann kam dann mal ein Bus aber man teilte uns mit, dass noch ein zweiter Bus käme für uns. Warum? Keine Ahnung. Irgendwann kam dann ein zweiter Bus und es konnte nach einer längeren Wartezeit kurz vor 10 Uhr losgehen. Der Bus sah von der Sitzaufteilung doch recht anders aus als wir im Internet gebucht haben. Jetzt wissen wir auch, warum es einen zweiten Bus brauchte. Die waren überbucht und es hatten nicht alle Platz 😉 Diese Route Uyuni – Wüstentour – San Pedro de Atacama – Salta ist eine sehr beliebte Rucksack-Reiseroute und am Bahnhof standen unzählige Backpacker. Nach ca. 2 Stunden erreichten wir dann die Grenze zwischen Chile und Argentinien auf wieder rund 4’300 Höhenmetern. Wir können so viel berichten: unsere Körper machten das wieder mit, einigen Anderen ging es nicht so gut. Das gesamte Gepäck wurde aus dem Bus augeräumt und wir sollten uns in einer Schlange anstehen. Vor uns zwei Schalter mit Chilenischen Grenzbeamten, die unsere Ausreise erledigten. Nachdem er mehrere Seiten meines Passes umblättern musste (ja es haben sich doch schon ein paar Stempel angesammelt), schmunzelte er mir zu und meinte, ich sei doch schon recht was rumgekommen. Danach erhielt auch ich meinen Stempel und ich durfte mich in der nächsten Schlange anstehen (die Argentinische). Aber dazu mehr im nächsten Bericht…..
Wie Tobi im letzten Beitrag geschrieben hat, wurden wir heute, Mittwoch, 5. Oktober 2022, früh an der Rezeption von unserem Fahrer erwartet. Wir haben die letzten Tage in Ecuador leider öfter die Erfahrung gemacht, dass eine Uber-Bestellung nicht immer ganz reibungslos funktioniert. Liegt wahrscheinlich daran, dass Uber in Ecuador eigentlich illegal ist. Jeder in der Stadt, sei dies der Tourguide oder die Leute vom Hotel, empfehlen dir aber, jeweils kein Taxi zu nehmen sondern ein Uber zu rufen. Sicherheitstechnisch seien die Taxen wohl nicht gerade die Besten und es wird mit Touristen immer nach der Fahrt nach dem Preis gestritten. Mit Uber entfällt dies natürlich. Zurück zu heute, da wir einen Flug zu kriegen hatten, wollten wir uns um 6 Uhr früh nicht mit Uber herumschlagen müssen und deshalb haben wir zum ersten Mal auf unserer Reise einen Flughafentransfer vom Hotel dazugebucht. Um 6 Uhr ging es also los und zum Glück waren wir dieses Mal rechtzeitig unterwegs zum Flughafen. Es war nur ganz wenig Verkehr und wir kamen super durch. So waren wir kurz vor 7 Uhr schon beim Flughafen. Toll, wenn der Flieger erst um 10 Uhr geht. Das ist genau einer der Gründe, warum wir auf dieser Reise versuchen so viel wie möglich mit dem Bus zu machen. Auch wenn es nur eine kurze Flugstrecke ist, ist der Tag oftmals gelaufen mit dem Transfer zum und vom Flughafen und der langen Wartezeit. Aber heute haben wir uns trotzdem entschieden, das Flugzeug zu nehmen. Nein, nicht weil wir ein tolles Angebot haben (Flüge sind ein Vielfaches teurer als Busse oder Züge), sondern weil wir einfach ein paar Tage Reisezeit einsparen wollten. Durch die ausserplanmässige Reise durch Kolumbien und auch der 2-Wochen-Coronaverzögerung in Mexico hinken wir unserem Zeitplan etwas hinterher und wir haben langsam etwas Schiss, dass die Zeit bis nach Patagonien etwas knapp werden könnte. Also haben wir die rund 1’300 Kilometer Luftlinie nach Lima mit Latam Airlines in Angriff genommen. Am Flughafen angekommen haben wir zuerst unsere Gepäckkleber aus dem Automaten rausgelassen (eingescheckt haben wir bereits vor per App) und sind dann zum Drop-Off Schalter gegangen. Beide haben wir die letzten Tage unsere Rucksäcke ordentlich ausgemistet und umgepackt (sozusagen von Sommer auf Winter). Und ich nenn jetzt keine Namen aber einer von uns Beiden ist neu nur noch mit 15 Kilo-Rucksack unterwegs (ok, ich bin schon etwas stolz auf mich und es läuft sich deutlich einfacher so 😉 ) Alles hat reibungslos geklappt und so haben wir uns dann gemütlich noch einen letzten Ecuadorianischen Cappuccino und ein Frühstück gegönnt. Aufgrund der frühen Abfahrtszeit heute Morgen mussten wir das Hotel-Frühstück leider entgehen lassen. Anschliessend ging es dann ratz-fatz durch die Sicherheitskontrolle und zur Passkontrolle. Hier haben wir auch unseren Ausreisestempel von Ecuador erhalten. Danach war warten angesagt. Es kamen immer wie mehr Leute zu unserem Gate, unter anderem auch die Ecuadorianische Paralympics Mannschaft. Wir wissen leider nicht in welcher Sportart, aber da es viele verschiedene Athletinnen und Athleten waren tippen wir auf Leichtathletik. Wir müssen uns mal in den lokalen Zeitungen schlau machen, was denn in Lima in den nächsten Tagen stattfindet. Ebenso wurde es plötzlich etwas hitzig. Ein fein gekleideter Herr mit seiner noch feiner gekleideten Assistentin lief direkt durch das Gate und zum Flugzeugeinstieg. Vielen Menschen schüttelte er die Hände, posierte mit ihnen für Fotos und aus der Ferne wurde getuschelt. Wir kannten den Herrn leider nicht, aber er schien wichtig zu sein. Wir tippen auf einen Politiker. Da dachten wir schon, heute kann mit dem Flug nichts schief gehen, wenn wir so viel Prominenz von Politik und Sport an Bord haben. Nachdem die indische Reisegruppe älteren Semesters sich erfolgreich vorgedrängt hat, sind wir dann später auch eingestiegen. Der Flieger war bis auf den letzten Platz voll. Die Crew war wie alle Ecuadorianer extrem freundlich, die Beinfreiheit war eher etwas für Südamerikaner. Tobi hatte mit seinen Beinen etwas zu kämpfen. Zum Glück dauert der Flug nur etwas mehr als 2 Stunden. Pünktlich um 10:06 Uhr ging es los und es war rückwirkend gesehen ein sehr angenehmer und ruhiger Flug. Nur einmal hat es kurz gerüttelt als wir über eine Andenkette drüber sind. Einen Snack und Drink später sind wir dann bereits in Lima, bei etwas Nebel und kühlen Temperaturen gelandet. Die Immigration ging extrem fix nachdem wir nur ca. 20 Minuten anstehen mussten. Während des Anstehens wurden noch unsere Covid-Zertifikate geprüft. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass die Dame, die Papiere wirklich geprüft hat. Der Immigration-Officer nahm es dann dafür ganz genau und hat uns einige Fragen gestellt. Nachdem er unsere Pässe gesehen hat, hat er leider nur noch Englisch gesprochen. Ich denke, wir hätten ihn besser auf Spanisch verstanden, war doch seine Englische Aussprache etwas schwierig zu entziffern. Tobi’s Deutscher Pass hat wieder mal die üblichen Probleme hervorgerufen. Bis jetzt konnten einige Länder den Pass nicht automatisch einlesen und mussten alles manuell übertragen. Warum wissen wir nicht. Am «komischen» ß im Nachnamen kann es nicht liegen, klappt es bei mir doch immer reibungslos. Entgegen der Internetrecherche haben wir dann unseren Peru-Einreisestempel im Pass erhalten und somit ein Visum für 90 Tage. YES!!! Unser 13. Land auf dieser Weltreise……wir sind sowas bereit für dich PERU. Danach ging es rasch zum Gepäckband wo unsere Rucksäcke (einer übrigens davon extrem leicht 😉 ) bereits ihre Runden drehten. Schnell geschnappt und durch den Zoll-Ausgang «nichts zu deklarieren» marschiert und schon standen wir auf der Strasse. Es dauerte keine 2 Sekunden und wir wurden von x Fahrern belagert, welche Uber, Taxi, Transfer, etc. geschriehen haben. Dieses Mal nahmen wir uns aber unsere Zeit, haben bei allen dankend abgelehnt und uns in Ruhe ein Uber bestellt. Der Herr kam dann auch ziemlich schnell angefahren und wir sind eingestiegen. Die Fahrt zu unserem Hotel im Miraflores-Distrikt dauerte rund 45 Minuten und auch dieses Mal hatten wir mit dem Verkehr richtig Glück. Die Fahrweise des Fahrers war jedoch etwas gewöhnungsbedürftig. Er hat dafür immerhin bei jedem Spurwechsel ordentlich geblinkt. Wir sind dann in unserem pünktlich zur Eincheckzeit angekommen und konnten gleich unser Zimmer beziehen. Nach einer kurzen Verschnaufpause wollten wir uns etwas die Beine vertreten und mal unsere nähere Umgebung erkunden. Und auf jeden Fall mussten wir schauen, ob die Peruianer auch guten Kaffee machen können 😉 Einen kurzen Abstecher im Supermarkt mussten wir auch noch einlegen (wir brauchten dringend Shampoo) und Bargeld (hier Soles) brauchten wir auch noch. Danach sind wir in einem Café um die Ecke vorbei und haben extrem leckeren Kaffee getrunken und dazu ein Sandwich mit Kartoffelsalätchen (Tobi) und Quiche (Corinne) gegessen. Ich würde sagen, wir sind gut in Peru angekommen und freuen uns auf die nächsten Wochen. Wir bleiben nun 5 Tage in Lima und möchten die Zeit hier auch nutzen, um unsere restlichen 3 Monate Reisezeit in Südamerika etwas konkreter zu organisieren. Wir sind gespannt….
Den ersten Tag in Lima haben wir langsam angehen lassen. Nach unserem Frühstück im Hotel sind wir mit Kamera losgezogen und haben uns zum allerersten Mal seit Langem wieder einen Starbucks Kaffee gegönnt. Per Zufall befindet sich ein solches Lokal gleich um’s Eck von unserem Hotel. Eigentlich wollten wir ja gar keinen Kaffee aber wir mussten irgendwie unsere 100 Soles-Scheine klein bekommen für unser heutiges Tagesprogramm 😉
Als wir dies erfolgreich umgesetzt haben sind wir Richtung Kennedy-Park gelaufen. Dort soll die heutige Free Walking Tour starten. Also eigentlich startet die offizielle Tour im Historischen Zentrum der Stadt, aber man kann sich auch hier im Miraflores Distrikt treffen und dann gemeinsam mit dem öffentlichen Bus ins Zentrum fahren. Solche Gelegenheiten nehmen wir gerne an, denn so lernt man gleich die wichtigsten Sachen über den öffentlichen Verkehr. Neues Land, neue Regeln und so wissen wir gleich Bescheid. Am Treffpunkt angekommen waren bereits 2 Damen (aus Deutschland) am warten und kurze Zeit später kam ein Pärchen aus der Schweiz. Wir fühlten uns etwas wie in Costa Rica. Hier in Lima sieht man wieder viel mehr Touristen als uns bisher über den Weg gelaufen sind und eben auch viele aus Europa, vor allem Deutschland und der Schweiz. Kurze Zeit später begrüssten wir noch ein Paar aus Kolumbien und eines aus Peru und mit unserem ersten Tourguide ging es dann bereits los. Nach einem Zwischenstopp bei einem Hostel, wo wir 2 weitere Damen von Irland begrüssten, ging es dann zum Bus. Plötzlich ging es extrem schnell und schwupps war da ein zweiter Tourguide mit noch viel mehr Leuten. Wir haben den Überblick verloren und waren nur froh, dass wir es mit allen Anderen in den Bus geschafft haben. Hier in Lima braucht man eine Karte auf der man Guthaben laden kann. Anschliessend hält man die an das Drehkreuz am Anfang der Busstation und dann kann man auf den Bussteig gehen und dort wartet man schön in einer Schlange. Das funktioniert hier in Südamerika übrigens erstaunlich gut. Kein Gedränge und Geschubse. Unser Tourguide erklärte uns dann, dass wir nicht unbedingt eine solche Karte kaufen müssten. Man soll einfach beim Drehkreuz jemand ansprechen, dem den Ticketpreis (3,50 Soles) in bar in die Hand drücken und er lässt dich dann mit seiner Karte durch das Drehkreuz. So haben wir es auch auf dem Hinweg mit der Karte des Tourguides gemacht. Nach einer kurzen Fahrt und einmal umsteigen sind wir dann im Historischen Zentrum von Lima angekommen. Ein Fussmarsch später befanden wir uns am Plaza San Martin wo dann die offizielle Tour auch losging. Die Gruppe vergrösserte sich zuerst nochmals, wurde dann aber aufgeteilt in den Spanisch- respektive Englischsprechenden Teil. Unsere Gruppe war dann nach wie vor ziemlich gross und wir mussten schauen, dass wir unserem Tourguide José gut hinterherkamen. José hat die Tour extrem witzig und sehr spannend gestaltet. Die 2 Stunden Tour sind extrem schnell verlaufen und wir hätten noch lange so weitermachen können.
Wir sind vom Plaza San Martin durch die Strasse Jirón de la Unión gelaufen bis zum Plaza Mayor de Lima und dem dort befindenden Präsidentenpalast. Die Strasse war voller Leute, Läden und Gewusel. Ich denke, es war nicht sonderlich voll, aber für uns schon. Irgendwie war Quito ruhiger, lag halt an den weniger Touristen. Ebenso ist uns aufgefallen, dass es hier in Peru wieder viel mehr uns bekannte Marken gibt: McDonalds, Burger King, Starbucks, H&M……alles war vorhanden.
Die meisten Geschäfte haben aber an den Fassaden keine grossen Reklametafeln. Warum nicht? Tja, Lima’s historische Zentrum ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Somit dürfen an den Bauten keine Veränderungen vorgenommen werden. Das führt dann dazu, dass die grossen Markenschilder (zum Beispiel das goldene M) einfach innen angebracht ist und durch ein Fenster schimmert. So wurde am Gebäude nichts geändert, dennoch sieht man von Aussen, dass hier McDonalds Zuhause ist. Irgendwie komisch und sicher auch nicht im Sinne der Sache. Am Plaza Mayor angekommen schien dann auch wunderschön die Sonne. Herrlich, dieser Platz ist wirklich wunderschön und beeindruckend. Neben dem Präsidentenpalast ist auch die grosse Kathedrale von Lima.
Zu gleichen Zeit als wir dort waren, fand auch gleich der Gardenwechsel statt. Dieser dauert wohl eine Stunde und die Präsidentenmusik spielt neben klassischen Liedern wohl auch bekannte und aktuelle Pop- und Rocksongs. Wir haben kurz zugehört und sind dann aber weitergezogen. In Peru wird übrigens ein Präsident für 5 Jahre gewählt und er kann auch nicht wiedergewählt werden. Er könnte sich theoretisch erst 5 Jahre nach Ausscheiden erneut wieder wählen lassen. Oftmals seien die Einheimischen aber froh, kann man den Präsidenten nicht wiederwählen und oftmals wird seine Leistung daran gemessen, wie korrupt er am Schluss war. Der aktuelle Präsident, von dem ich übrigens bereits in Deutschen Podcasts gehört habe, wurde im 2021 gewählt und ist somit bis 2026 noch im Amt. Der Mayor der Stadt wird übrigens für 4 Jahre gewählt und dies ist gerade erst vor einer Woche passiert. Der Herr, dem die Peruanische Zuggesellschaft am Machu Picchu gehört ist jetzt neuer Mayor von Lima 😉 Es sei hier übrigens sowieso sehr beliebt, dass Stars und Sternchen aus Showbizz oder Wirtschaft in die Politik gehen…..er hat das dann mit den USA (Trump, Schwarzenegger) und auch mit der Ukraine verglichen. Hier aber der Unterschied, dass diese Präsidenten dann nicht oder erst viel später wiedergewählt werden können. Nach dem Präsidentenpalast ging es dann noch in einen Park wo man Teile der alten Stadtmauer sehen konnte. Ebenso sieht man von dort rüber zu einer bekannten Favela (Armengebiet) der Stadt. Die Häuser dort sind in einem Muster und richtig bunt angemalt. Die Probleme dort sind natürlich nach wie vor Strom- und Wasserzufuhr wie auch der fehlende öffentliche Verkehr. Es gibt lediglich TukTuk’s, welche die Bewohner von unten nach oben oder retour bringen. In die TukTuk’s passen gemäss Tourguide wohl ca. 7 Leute. Während der Pandemie war dies ein grosses Problem, da nur jeweils 1 Passagier gleichzeitig mitfahren durfte. Und so wurden die Preise für eine Fahrt unermesslich hoch. Allgemein ein sehr grosses Problem für die Bewohner in der Favela während der Pandemie war das fehlende Internet und auch der Platz. Zudem verdienen viele Bewohner ihr Geld damit, Sachen auf der Strasse zu verkaufen. Das geht im Home Office eben nicht. Und ja, hier gibt es auch keine Versicherung, die einspringt, wenn man keinen Job mehr hat. Die letzten 2 Jahre waren auch hier sehr sehr schwer für einen Grossteil der Bevölkerung und auch deshalb steigt leider die Kriminalität im Land oder aber der Drogenmarkt floriert extrem. Zum Abschluss der Tour gab es natürlich noch ein Free Tasting von einer typischen Spezialität. Und hier in Lima ist das Pisco. Es ist ein 42%iger Schnapps, den man auch in verschiedenen Geschmackssorten trinken kann. Der wohl berühmteste Mix ist Pisco Sour. Gemäss Tobi haben die 3 Pisco’s auch sehr gut geschmeckt 😉 Die Tour war ein voller Erfolg. Sie war extrem kurzweilig und wir haben so viel tolle Orte gesehen und Interessantes gelernt.
Nach der Tour sind wir mit ein paar anderen Reisenden in ein empfohlenes, peruanisches Restaurant gelaufen, haben uns ausgetauscht und etwas Typisches gegessen. Das Ganze hat ziemlich lange gedauert, da die Küche und auch der Servierer nicht die Schnellsten waren. Aber auch in Peru sind die Menschen einfach extrem freundlich. Nach dem Essen sind wir dann noch mit 3 Deutschen Mädels weiter durch den historischen Teil gelaufen und haben noch ein paar Foto’s gemacht, bis es vor dem Präsidentenpalast etwas «unruhig» wurde. Plötzlich stand überall Polizei und auch Militär. Alle Menschen wurden freundlich gebeten, den Platz zu verlassen und hinter die Absperrgitter zu gehen. Wir warteten dann eine zeitlang, weil wir dachten, da kommt bestimmt jemand Wichtiges raus, aber nach ca. 20 Minuten hatten wir keine Geduld mehr und wir sind weitergezogen. Keine Ahnung, was danach noch passiert ist auf dem Platz 😉 Anschliessend haben wir die gelernten Tipps bezüglich öffentlicher Bus angewendet und sind ziemlich rasch zurück in unser Übernachtungsviertel «Miraflores». Dort ausgestiegen haben wir uns alle verabschiedet und Tobi und ich sind noch etwas durch den Park gelaufen. Dort fand zum einen eine Panini-Tauschbörse wie auch ein Live-Konzert statt.
Nachdem die Sonne untergegangen ist, wurde es aber ziemlich frisch. Zum Glück haben wir uns in Quito gut eingedeckt mit warmer Kleidung. Hier reden zwar alle von Frühlingsanfang, aber ich denke, für uns geht es eher Richtung Herbst/Winter. Tobi und ich sind dann noch schnell etwas Essen gegangen und danach sind wir ziemlich müde in unser Bett gefallen.
Für den nächsten Tag haben wir uns gleich nochmal zu einer Tour angemeldet. Vom gleichen Anbieter, dieses Mal aber eine Fahrradtour durch Miraflores und Barranco. Da die Vormittagstour aber bereits ausgebucht war, ging es erst am Nachmittag los. Am Vormittag hatten wir also noch etwas Zeit und wir haben entschieden, uns das Museum der Huaca Pucllana Ruinen anzusehen. Die befinden sich mitten in der Stadt und lediglich 20 Minuten Fussmarsch von unserem Hotel entfernt. Perfekt, das passt doch gerade. Dort angekommen sahen wir eine Dame mit einer Liste, die alle nach ihrer Reservation gefragt hat. Hm….hatten wir natürlich nicht (wie auch wenn man keinen Plan hat und alles so richtig spontan entscheidet?). Aber die «Doofen» hatten mal wieder Glück. Wir konnten uns gleich für die Tour um 11 Uhr eintragen (es war aktuell 10:36 Uhr), Tickets kaufen und schon waren wir drin. Wir haben von anderen Mädels später am Nachmittag gehört, dass sie auch spontan vorbei sind, ca. 15 Minuten nach uns, und es gab für den ganzen Tag keine freien Plätze mehr. Wir sind dann pünktlich um 11 Uhr los auf unsere Tour. Die Gruppe war ziemlich gross und wir waren definitiv nicht die Ältesten hier. Ganz allgemein können wir berichten, dass wir in Peru uns wieder umgewöhnen müssen. So viele Touristen auf einen Haufen haben wir schon länger nicht mehr gesehen. Die meisten Urlauber machen jedoch Peru in maximal 14 Tagen, Reisende wie wir nehmen sich schnell 2-3 Monate Zeit. Da merkt man einen deutlichen Unterschied. Auf der Tour haben wir vom Guide wieder viel gelernt. Die Ruinen stammen zum Beispiel aus den Jahren 400-600 nach Christus und es wohnten 3 verschiedene Völker dort. Dies noch weit vor den Inkas. In Peru haben um die 30 Völker eine Heimat gefunden. Die Inka’s waren übrigens das letzte Volk, bevor die Spanier nach Peru gekommen sind. Ca. 6 der Völker lebten vor Christus, die anderen 24 danach. Die Bauweise dieser Anlage war eine ganz Spezielle. Es wurden kleine Lehmsteine aufeinander gestapelt. Dabei wurden zuerst die Wände gebaut, danach wurden sie mit weniger ansehnlichem Material aufgefüllt. War ein Stock gebaut, kam der Nächste oben drauf. Da auch Lima eine Erdbebenregion ist, wurden die Anlagen bereits «erdbebensicher» gebaut. Die vertikalen Bausteine wurden zum Beispiel nicht immer ganz vertikal verbaut und dazwischen auch immer wieder Platz gelassen. So sollten Erdbebenstösse abgefangen werden ohne dass die ganze Anlage zusammenfällt. Ebenso war es hier in Lima nicht eine ganze Stadt, die gebaut wurde. Es handelt sich lediglich um einen Tempel für die Höheren Leute, zum Beispiel Priester. Von diesen Tempel gibt es in und um Lima 3 Stück. Noch wurde nicht alles freigelegt, man geht zum Beispiel auch davon aus, dass unter diesem Tempel noch Weitere liegen. Nach einer Stunde war diese informative Tour auch bereits wieder vorbei. War ein toller Vorgeschmack auf die weitere Kultur dieses Landes.
Nach der Tour sind wir dann auf einen Kaffee. Hier in Peru gibt es übrigens tatsächlich wieder einen Starbucks. Ich weiss schon gar nicht mehr, wo wir den Letzten hatten. In Guatemala vielleicht. Ich weiss, der lokale Kaffee schmeckt genauso gut wenn nicht besser und man sollte so grosse Konzerne mit etwas fragwürdigen Praktiken nicht unterstützen, aber für mich ist Starbucks nach wie vor ein Gefühl von «Ferien und Freiheit» und ich verbinde es mit ganz vielen schönen Momenten. Ich hab mir hier in Lima natürlich gestern auch bereits einen ersten Starbucks gegönnt, aber heute wollten wir mal zur Konkurrenz. Hat es auch in Kolumbien bereits gehabt (dort wurden wir während einer Free Walking Tour auf diesen Brand aufmerksam gemacht), aber wir waren noch nie dort. Also sind wir zum Juan Valdez Coffee und haben uns dort einen Kaffee gegönnt und haben etwas Zeit totgeschlagen respektive gleichzeitig über unsere Weiterreise in Peru gesprochen. Fakt ist: wir haben nur ein Hotel bis Montag in Lima und danach noch rein gar nichts gebucht. Uff, vor 10 Monaten hätte mich das unausstehlich gemacht und ich hätte Tobi minütlich damit genervt. Jetzt denke ich mir: «ach ist ja erst Freitag, haben also noch ein paar Tage Zeit» 😉 So verändert man sich auf Reisen….. Also wir können berichten, der Kaffee schmeckt auch gut, das Personal ist sehr freundlich und das Café sieht sehr ähnlich aus wie beim Starbucks…..ABER es ist halt nicht der Starbucks 😉 Gestärkt nach dem Kaffee sind wir wieder losgezogen. Unterwegs schnell geschaut, wo die Fahrradtour losgeht und dann sind wir noch etwas durch’s Quartier gelaufen.
Mitten in der Stadt an einem sehr ungünstigen Ort gibt es einfach einen Tennisclub. Das sah mal witzig aus. Und gleich ein Block davon entfernt hatten wir eine super Sicht auf das Meer. Obwohl, Sicht…..naja es war trüb. Wie glaub immer hier in Lima. Unser Guide heute Vormittag hat uns erklärt, dass es in Lima praktisch nie regnet (nur 20mm pro Jahr) aber auch die Sonne eher selten scheint. Witziger Nebenfact: auf den Strassen wurden keine Abwasserrinnen gebaut, da es eh nur Platz braucht und kein Mensch hier braucht ohne Regen. Ist uns davor gar nicht aufgefallen.
Um kurz vor 15 Uhr waren wir dann wieder bei der Tour und wer kommt angelaufen….klar, 2 Mädels aus Deutschland von gestern. So witzig. Dazu stoss dann noch eine Dame aus Toronto und zum Schluss unser Tourguide. Und es war wieder José von gestern. Wir waren alle happy, denn so kann es nur eine tolle Tour werden. Alle haben ein Fahrrad und einen Helm bekommen und schon ging es los. Nach der 3 stündigen Tour können wir vorwegnehmen: wir sind alle wieder heile zurückgekommen, aber wie die Verkehrsregeln nun für Fahrradfahrer sind, wissen wir noch immer nicht. Vor einer Kreuzung einfach drauflos klingeln und selbstbewusst über die Kreuzung fahren. So machen es übrigens auch die Auto’s, wo es keine Ampel gibt. Es wird gehupt und dann weitergefahren. Einen Unfall haben wir bis jetzt noch nie gesehen, scheint also zu funktionieren. Die Tour startete im Kennedy-Park und wir lernten bereits wieder viel. Zum Beispiel auch, warum in dem Park so viele Katzen leben. Neben dem Park befindet sich das Rathaus von Lima und früher hatten sie dort einen Mausbefall. Also hat der Bürgermeister Katzen angeschafft um der Plage Herr zu werden. Tja, dies hat dann Leute dazu aufgerufen, ihre Katzen, die sie nicht mehr haben wollten, einfach auch dorthin zu bringen. Dies führte dazu, dass zeitenweise über 1’000 Katzen in diesem Park lebten. Heutzutage kümmern sich verschieden Tierschutzorganisationen darum. Die Katzen werden gepflegt, wenn notwendig zum Tierarzt gebracht, kastriert und gefüttert. Ebenso hat man daraus eine Touristenattraktion in’s Leben gerufen. Hier kann man nämlich als Tourist eine Katze adoptieren und mit einem Geldbetrag unterstützen. Mitnehmen darf man sie dann natürlich nicht.
Danach ging die Fahrt dann erst richtig los, in den Park der Liebe. Diese ist übrigens gleich neben der Brücke des Todes. In dem Park der Liebe gibt es ein paar schöne Skulpturen und jährlich findet hier ein Kontest des längsten Kusses statt. Der Rekord liegt aktuell bei rund einer Stunde. Den längsten Kuss, der es ins Guiness Buch der Rekorde geschafft hat, dauert im Vergleich dazu 58 Stunden und es ist ein Paar aus Thailand das den Rekord anführt. Die Limaner sind da wohl nicht so ausdauernd. Die Tour führte uns dann der Küste (oben an der Steilküste, nicht unten am Meer) entlang.
Auf der Strecke gibt es eine Shoppingmall, welche direkt in die Steilküste hineingebaut wurde. Die Anwohner konnten das damals nicht wirklich verstehen, befindet sich diese ja ebenso im Erdbebengebiet. Aber bis jetzt ist, bis auf einen kleinen Zwischenfall eines Brandes, nie etwas passiert. Den nächsten Stop machten wir an einem Haus, in welchem Ärzte nach Ihrem Abschluss vereidigt werden. Heute ist um das ganze Haus ein Zaun, an welchem Bilder von Ärzten hängen, welche während der Corona-Pandemie verstorben sind. Es waren unzählige Bilder und man konnte sich vorstellen, wie schlimm das hier gewesen sein muss. Danach ging es dann aber definitiv in das Viertel (Distrikt) Barranco. Es ist eher das künstlerische Viertel mit vielen Wandmalereien und es ist auch deutlich ruhiger.
Vielen Einheimischen ist der Miraflores Distrikt viel zu touristisch und laut und sie gehen deshalb eher in das Barranco, wenn sie ausgehen. Viele Touristen meiden abends das Quartier, weil es eben eher klein und weniger bewacht ist und somit in Touristengedanken eher unsicher. José hat uns aber erklärt, dass dies nicht der Fall ist und es auch abends sicher ist. Zudem sind die Preise in den Restaurants auch nicht so überteuert. José ist dann noch eingefallen, dass ja immer Freitags ein Markt stattfindet im Quartier. Er fragte uns, ob wir es eilig hätten oder ob wir noch auf den Markt wollen. Natürlich wollen wir das und kurze Zeit später waren wir mittendrin. Ok, es war ein kleiner Markt und es gab vor allem Nahrungsmittel. Aber es war super. Wir haben unser Wissen über verschiedene Fruchtsorten erweitert und danach haben wir noch eine Peruanische Spezialität probiert: Picarones. Die sehen etwas aus wie Donuts oder Zwiebelringe und der Teig ist aus Mehl, Karotten und Kürbis. Mit Händen wird ein Ring geformt und dieser wird anschliessend frittiert (wie auch sonst….). Danach werden die Ringe mit etwas Honig beträufelt und warm gegessen. Wir können berichten: sie schmecken super!!!!
Nach dem Marktbesuch war die Tour leider schon wieder zu Ende. Wir sind lediglich zurück nach Miraflores geradelt, haben die Räder zurückgegeben und nach einem kurzen Schwatz mit José sind wir wieder zum Kennedy-Park gelaufen. Ein Abendessen später sind wir dann zurück im Hotel gewesen und haben rasch geschlafen. Wir waren echt durch. Den nächsten Tag lassen wir das Reisen etwas ruhen und kümmern uns um Homepage, Weiterreise und Arbeit.
Den letzten Tag in Lima haben wir gemütlich verbracht. Wir haben Kaffee getrunken, sind noch diese Shopping Mall in den Klippen besichtigen gegangen (Tobi brauchte noch T-Shirts) und packen mussten wir auch noch.
Tobi ist ausserdem noch ein wenig an den Klippen entlang und durch den japanischen Garten gelaufen um die Aussicht auf das Meer zu geniessen.
Zum Abschluss haben wir noch die Whirlpool-Wanne im Hotel ausprobiert. Wenn man schon eine im Zimmer hat, dann sollte man die ja auch nutzen 😉
Am nächsten Morgen ging es dann zeitig los. Mit dem Uber sind wir zur Busstation von Cruz del Sur (Busgesellschaft) gefahren worden. Jedes Land ist ja bezüglich öffentlichem Verkehr etwas anders und da es hier die erste Busfahrt sein wird, wollten wir genügend Zeit haben. Hier in Peru hat aber jede Busgesellschaft ihr eigenes Terminal, die meistens aber sehr nah beieinander liegen. Wir haben uns für Cruz del Sur entschieden, weil es sehr gute Bewertungen hat bezüglich Sicherheit und Platz. Südamerika ist halt einfach nicht gebaut für so grosse Männer wie Tobi 😉 Wir haben uns, glaube ich, für eine ziemlich gute Gesellschaft entschieden. Ok fairerweise muss man sagen, dass es auch nicht die Günstigste ist. Das Terminal war nicht übergross aber tiptop organisiert. Wir konnten unsere grossen Rucksäcke abgeben wie bei einem Flug und kurze Zeit später ging auch das boarden schon los. Pass zeigen, Ticket zeigen, mit einem Metalldetektor geprüft werden und einsteigen. Fertig ist die Sache. Die Busse sehen von innen wie auch von aussen top aus und die Fahrer dürfen maximal 5 (tagsüber) respektive 4 (nachts) Stunden am Stück fahren. Das finden wir sehr gut.
Pünktlich ging dann die Fahrt auch bereits los. Es stand uns ja nur eine kurze Fahrt bevor mit rund 2 Stunden. Ehrlich gesagt haben wir die Nacht davor schlecht geschlafen und somit hat es uns bei den bequemen Sitzen doch gleich nochmal erwischt und wir haben ein Pfuusi gemacht. Herrlich. Landschaftlich wäre es glaube ich noch schön gewesen, sind wir die erste Zeit ja immer am Pazifik entlang gefahren. Tja, haben wir halt einfach verschlafen 😉 Als wir dann aufgewacht sind, befanden wir uns gefühlt in einer anderen Welt. Es war alles Wüste, Sand und staubtrocken. Das war uns so von Peru nicht bewusst. Diese Region ist anscheinend die zweittrockenste Region der Welt. So sieht es ehrlich gesagt auch aus. Nach kurzer Zeit sind wir dann am Terminal in Ica angekommen. Hm…., die Stadt war jetzt eher nicht so schön. Kein einziges Gebäude war gefühlt fertig gebaut, es war staubig (klar, wir sind ja auch in der Wüste) und dreckig und der sonst immer schöne Hauptplatz (Plaza de Armas) war jetzt überhaupt nicht sehenswert. Mit unseren Rucksäcken sind wir dann in der Hitze zu unserem Hotel gelaufen. Dort der nächste Schock. Also die Bilder auf Booking.com haben doch deutlich netter ausgesehen. Auch hatten wir vor ein paar Minuten noch Kontakt mit dem Eigentümer per WhatsApp, er entschied sich dann aber doch zum Mittagessen zu gehen. Naja, wir haben dann unseren Schlüssel zum Zimmer doch erhalten, so konnten wir wenigstens unsere Rucksäcke ablegen. Den Spaziergang durch die Stadt danach hat jetzt die Stimmung nicht unbedingt verbessert. Die Stadt war einfach nichts. Das war wohl eine komplette Fehleinschätzung und -Planung von mir. Jänu, so ist es jetzt eben, versuchen wir das Beste daraus zu machen. Den restlichen Nachmittag haben wir etwas genutzt um einzukaufen, arbeiten und Kleinigkeiten zu erledigen.
Für das Abendessen haben wir bei der Rezeption nach einer Empfehlung gefragt. Alle Google Maps-Restauranteinträge sahen nämlich nicht sehr einladend aus. Sie hat uns dann eine Polleria empfohlen, welche wir auch aufgesucht haben. Sagen wir mal so. Wir waren anschliessend satt und am nächsten Tag ging es unseren Mägen immer noch gut. Ein kulinarisches Highlight war es aber nicht 😉
Am nächsten Morgen hat uns Tobi dann gerettet. Er hat ein Café gefunden, welches wirklich schön war. Das Haus war tatsächlich fertig gebaut, es war schön dekoriert, die Menschen dort waren sehr freundlich und das Frühstück köstlich. Wir haben es genossen in dieser Blase 😉 Danach sind wir noch zu Fuss durch die Stadt. Aber ehrlich gesagt, waren wir schnell durch. Es gab halt einfach nicht viel zu sehen. Am Nachmittag sind wir dann mit dem Taxi zum eigentlichen Touri-Hotspot gefahren. Nur 3km von der Stadt entfernt liegt die Oase Huacachina umgeben von wunderschönen Sanddünen. Die Landschaft war echt toll dort, leider aber war alles für den Massentourismus ausgelegt. Verkaufsstände mit jeglichem Zeugs, Restaurants, Bars und Touranbieter. Das war’s dann auch schon. Unsere gebuchte Tour startete, wie viele andere Touren auch, um 16 Uhr. Es ging zum Buggyfahren und Sandboarden. Den Abschluss machte dann der Sonnenuntergang besichtigen von den Dünen aus. Wir wurden vom Tourguide an den Buggyfahrer übergeben und dann ging die Fahrt schon los. Für meine Verhältnisse hätte es gerne etwas schneller gehen dürfen, Tobi war glaube ich froh, nahm die Fahrt bald ein Ende. Auf 3 verschiedenen Hügeln sind wir dann mit einem Brett die Sanddünen runtergeschlittelt (auf dem Bauch und Kopf voran). Auch hier, hätte ich mir etwas mehr Tempo und eine längere Strecke gewünscht. Ebenso musste man richtig aufpassen, dass man keine anderen Touristen überfährt. Jede Tour hatte den gleichen Ablauf und man verteilte sich nur auf ein paar wenigen Hügeln. Den Sonnenuntergang haben wir dann im Beisein von vielen Anderen genossen. Es war herrlich, der Sonne zuzuschauen, wie sie langsam hinter der letzten Düne verschwand. Kurz danach ging es dann mit dem Buggy bereits wieder zurück zum Dorf und die Tour war zu Ende.
Da wir noch zurück nach Ica mussten, haben wir die Tour mit Rücktransfer gebucht. Mario, der Tourguide hat uns dann persönlich zurückgefahren. Ok, für ihn war es ein guter Zusatzverdienst, wohnte er doch in Ica und musste eh zurück. Wir haben die Chance genutzt und ihn noch nach einem Restauranttipp gefragt. Schliesslich mussten wir ja heute Abend auch was essen und Google-Maps zeigte immer noch nichts Schlaues an. Er empfahl uns dann ein Restaurant, gleich neben dem tollen Café. Während der Fahrt habe ich dann schnell deren Rezensionen auf Google geprüft. Hm….eigentlich gute Rezensionen, ausser die 5 Einträge des letzten Tages waren grottenschlecht. Alle erwähnten, dass sie zwischenzeitlich im Krankenhaus liegen mit einer Lebensmittelvergiftung. Hm….naja, hatte die Küche wohl einen schlechten Tag. Lass es uns trotzdem probieren und bestellen wir halt einfach mal keinen Fisch oder etwas Rohes. Haben wir dann auch gemacht. Es war auch nicht extrem lecker, aber wir waren satt und auch am nächsten Tag ging es uns gut.
Den nächsten Tag haben wir dann nicht mehr viel gemacht. Der ursprüngliche Plan war eigentlich ein Tagesausflug nach Paracas an den Pazifik. Aber irgendwie hat uns das Gewusel und der Anblick der Stadt einfach zu sehr runtergezogen. Wir hatten keine Lust mehr auf einen weiteren Ausflug. Wir sind wieder in unser Café gegangen, haben unsere Laptops mitgenommen und haben dort herrlich gefrühstückt und etwas gearbeitet und die Weiterreise geplant. Am Abend haben wir dann noch ein Peruanisches-Asiatisches Restaurant aufgesucht. Aufgrund von Kommunikationsproblemen haben wir dann aber nur eine Beilage (gebratener Reis mit Rindfleischstückchen) serviert bekommen. Wir waren bedient und sind wieder zurück in unser Hotel. Wir hatten einfach keinen Bock mehr. Zum Glück ging es am nächsten Tag bereits weiter.
Am nächsten Morgen sind wir dann mit dem Bus von Ica nach Nazca gefahren. Die Fahrt dauerte nur ca. 2 Stunden und schon kamen wir in Nazca an. Auf den ersten Blick genau gleich chaotisch wie Ica. Kaum steigt man aus dem Bus wird man von Verkäufern belagert. Hier in Nazca wollten sie vor allem Rundflüge verkaufen. Aber auch Tagestouren zu den berühmten Nazca-Linien. Wir hatten das zum Glück schon vorab alles gebucht, sodass wir überall Nein sagen konnten. Ebenso haben wir uns extra ein Hotel ganz in der Nähe des Busbahnhofs ausgesucht. So konnten wir auch bei allen Taxifahrern dankend ablehenen. Irgendwann geht einem das richtig auf die Nerven, wenn man von überall belagert wird und jeder etwas verkaufen will. Beim Hotel angekommen konnten wir schon einchecken. Das Zimmer war einfach aber es hatte alles was wir brauchten. Wir sind dann rasch in der Stadt etwas frühstücken gegangen und haben danach alles zu Fuss erkundet. Nazca ist ein herziges Städtchen, deutlich besser wie Ica, aber so einen grossen Charme hatte es dennoch nicht.
Am Abend haben wir dann noch eine kleine Tour im Planetarium der Stadt gebucht. Wir haben viel über Sterne über Nazca gelernt und dann auch noch viel über die Geschichte und Entdeckung der Nazca Linien. Eine Deutsch-Peruanische Wissenschafterin, Frau Dr. Maria Reiche, hat die Linien damals wiederentdeckt und sie ihr ganzes Leben lang erforscht. Sie hat Tage damit verbracht, in der Wüste alles zu erkunden und zu dokumentieren. So hat sie auch unglaublich viel in der Stadt hinterlassen und ganz viele Gebäude oder Orte tragen ihren Namen. Die Tour war richtig interessant, wenn wir auch einen ganz Schlauen in der Gruppe hatten. Er wusste sozusagen alles besser als der Wissenschaftler vor Ort. Hätten wir zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass uns dieser Herr mit seinen zwei Damen (keine Ahnung wie die Konstellation der Dreien war) noch länger begleiten wird, hätten wir unsere Tour umgebucht. Nein Scherz, so schlimm war es nicht. Aber er war der klassische Tourist. Alles ist Zuhause besser und er wusste sowieso über alles schon viel besser Bescheid…..Nach der Tour im Planetarium sind wir dann noch in ein Restaurant zum Abendessen gegangen. Und da hatten wir mal wieder ein mega gutes Händchen. Wir hatten leckeres peruanisches Essen und es hat so gut geschmeckt. Auch die Gastgeberin war mega herzlich und wir hatten einen tollen Abend. Am nächsten Tag hatten wir dann volles Programm. Es gab ein gutes Frühstück im Hotel, wobei ich nicht viel davon essen durfte/sollte. Für mich ging es nämlich um 10 Uhr bereits los. Ich wurde im Hotel von einem Fahrer abgeholt. Unterwegs haben wir noch 2 Peruanierinnen abgeholt und dann ging es zum Flugplatz. Ich habe mich, nach sehr vielen Stunden der Überlegung und Recherche, doch dazu entschieden, einen Rundflug über die Nazca-Linien zu wagen. Es gibt unzählige Tourenanbieter und leider sind nicht alle seriös. Man liest immer wieder von Abstürzen mit Todesfolge (Nachtrag: Lena, die wir später in Arequipa kennengelernt haben, erzählte mir noch, dass 2 Tage nach meinem Flug wieder ein Flieger runterkam und die 2 belgischen Passagiere verstorben sind).
Ich hatte aber bei meiner Wahl ein gutes Gefühl und auch vor Ort am Flugplatz schien alles sehr professionell abzulaufen. Wobei, plötzlich wurde es hektisch. Alle Passagiere (wir waren 6 in dem gleichen Flieger – neben dem Piloten und dem Co-Piloten) mussten auf die Waage stehen. Echt jetzt? Das ist eine Information, die ich momentan gar nicht haben will, haben wir das Leben kulinarisch doch sehr genossen in den letzten Monaten 😉 Naja, war am Schluss halb so schlimm und auch die Waage war auf meiner Seite heute. Danach hiess es ziemlich lange warten. Ehrlich gesagt, habe ich nicht ganz verstanden, warum. Aber ich glaube, es gibt keinen eigentlichen Flugplan, sondern die Flieger gehen nach first come-first serve. Zwischenzeitlich konnten mich dann ganz viele Verkäufer anquatschen, ob ich am Nachmittag nicht doch noch auf eine andere Tour gehen möchte. Möchte ich, hatte aber bereits eine Tour gebucht 😉 Ich muss sagen, ich weiss nicht, wie es die Alleinreisenden Frauen immer machen. Aber ich war schon nach wenigen Stunden bedient und war froh, hatte ich einen Ehering an und konnte auch sagen, dass mein Ehemann in der Stadt auf mich wartet. Das ist echt nervig. Bevor wir dann durch die Sicherheitskontrolle durften, mussten wir noch die Flughafengebühr und eine sonstige Gebühr (denen fällt ja immer wieder was Neues ein) bezahlen. Als dann die gesamte Gruppe ihre Pässe und auch die beiden Zahlungsnachweise beisammen hatten, konnten wir durch die Sicherheitskontrolle und danach erhielten wir bereits unser Flugzertifikat 😉 Also, falls was passieren sollte, mein Zertifikat hab ich auf jeden Fall. Nein Scherz beiseite, auf der Rückseite des Zertifikats war die Flugroute und alle Nazca Zeichen aufgeführt. Ehrlich gesagt auch wirklich hilfreich, hat man doch nicht alle Zeichen sofort gesehen. Übrigens habe ich nicht viel frühstücken sollen, da die Flüge etwas ruckelig seien und es vielen Passagieren schlecht werden würde. Ich dachte mir noch, das wird mir nicht passieren. Bin ich doch schon in anderen ruckeligen Flugzeugen unterwegs gewesen und fliegen ist ja meine grosse Leidenschaft. Ha, da wurde ich mal des besseren belehrt. Och Mann, wurde mir aber schlecht. Ich glaub Allen, weil plötzlich wurde es richtig ruhig im Flieger. Es hat eigentlich gar nicht unbedingt sehr geschaukelt, sondern es waren eher die Flugmanöver. Damit alle Passagiere die Linien gut sehen konnten, hat der Flieger oft gewendet und ist bis zu 30 Grad steil in die Kurven geflogen. Und dann in Kombination mit ständig runter schauen um die Linien zu sehen, da war dann fertig. Aber ich hatte Glück. Keiner im Flugzeug brauchte sein erhaltenes Säckchen. Ich war dann aber ehrlich gesagt froh, dass wir nach 35 Minuten wieder festen Boden unter den Füssen hatten. Die Piloten haben das super gemacht und ich kann aus eigener Erfahrung nun sagen, dass es auch seriöse Anbieter gibt. Vielleicht aber waren es nicht die Günstigsten, keine Ahnung. Aber da geht bei mir auf jeden Fall Sicherheit vor.
Nach dem Flug sind wir dann wieder zurück zu unseren Hotels gebracht worden und ich glaube Tobi war froh, als er mich wieder heile in die Arme nehmen konnte. Wir hatten dann eine kurze Mittagspause welche wir für einen Abstecher in ein Café nutzten. Tobi war am Morgen noch ein wenig in der Stadt unterwegs und ist dabei noch in eine etwas seltsame Prozession geraten. Es gab irgendwie einen Umzug zu einem Denkmal, welches an diesem Tag mit Vertretern aus Politik, sogar aus Argentinien und Peru eingeweiht wurde. Ganz verstanden hat er es nicht, aber muss ein lustiges Schauspiel gewesen sein.
Danach wurden wir am Nachmittag wieder von unserem Guide in einer klapprigen Kiste abgeholt. Und wir hatten erneut Glück, schon wieder auf einer Tour nur mit uns Beiden. Eigentlich mögen wir ja Gesellschaft, aber auf so Touren sind wir auch gerne alleine. Wir sind halt doch nicht die typischen Touristen und uns interessieren manche Sachen anders. Wir wollen die Hintergründe, die Geschichte, die lokalen Gegebenheiten kennenlernen und die Instagram-Hotspots sind nicht unbedingt unser Ding. Es ging rasant los zum ersten Aussichtspunkt. Von einem Hügel aus konnte man die ersten Linien richtig gut sehen. Noch keine Zeichen aber unzählige Linien. Dank der Tour von gestern Abend im Planetarium und auch dank dem Rundflug haben wir schon viel gewusst. Unser Guide hat uns aber nochmals mit neuen Informationen eingedeckt. Es war richtig interessant und zudem war er auch noch richtig lustig und unterhaltsam. Das wird ein toller Nachmittag 😉
Anschliessend ging es bereits zum nächsten Aussichtspunkt. Dieser lag direkt neben der berühmten PanAmericana und es war ein Turm wo man hochgehen konnte. Hoffentlich hält der. Den SUVA-Richtlinien entsprach der auf jeden Fall nicht. Keine Ahnung, warum unser Guide nicht mithochkam 😉 Er hat uns unten alles erklärt und dann ging es nach oben. Von dort konnte man 3 Figuren sehen. Funfact (oder eher eben nicht fun), die eine Figur war zerstörrt. Und zwar nicht von doofen Touristen, sondern von der Regierung. Die PanAmericana wurde nämlich vor Wiederentdeckung der Linien gebaut und so führte die Strasse genau mitten durch eine Figur. Extrem schade, aber so ist das halt manchmal. Wir in Europa sind es uns einfach nicht so gewöhnt, dass Sehenswürdigkeiten erst vor Kurzem entdeckt wurden. Die Aussicht war aber richtig toll von dort oben, vor allem wenn man das Schaukeln des Turms versuchte auszublenden.
Anschliessend ging es auf der PanAmericana weiter zu anderen Zeichen, welche nicht so bekannt sind, die Palpa-Linien. Die Palpa-Linien heissen so, weil sie nahe der Ortschaft Palpa entdeckt wurden und sie sind noch etwas älter als die Nazca Linien. Auf den ersten Blick waren die Zeichen weniger abstrakt als die Nazca Linien. Es waren mehr Menschen oder Tiere und eher mit geschwungen Linien. An diesem Aussichtspunkt waren wir dann gänzlich alleine und es gab wieder ein «Nicht-SUVA-geprüfter Aussichtsturm. Uff und der hatte es also noch mehr in sich. Der schaukelte ganz schön und keine Ahnung, wann der zum letzten Mal gewartet wurde. Da wurde es uns oben schon etwas mumlig. Aber wir können ja jetzt berichten, dass wir es überlebt haben 😉 Die Aussicht war aber auch wieder ganz toll von dort oben. Vor allem auch Richtung Anden war es richtig schön. Für uns immer noch irgendwie komisch zu wissen, dass wir da bald sein werden.
Peru ist einfach ein so unterschiedliches Land und wir haben ja die Hälfte komplett überflogen. Nach dem dritten Aussichtspunkt sind wir dann wieder zurück in die Stadt und haben uns vom Guide verabschiedet. Ein wirklich gelungener Ausflug. Anschliessend ging es zurück ins Hotel, wo wir unsere Rucksäcke zwischengelagert haben. Dort konnten wir diese auch noch lassen, bis unser Bus um 22 Uhr geht. Der Eigentümer hat uns sogar angeboten, dass wir auf dem Sofa in dem Empfangszimmer bleiben und sein WIFI nutzen können. Das wollten wir dann aber doch nicht. Also sind wir nochmals ins Städtchen losgezogen. Dort war ganz schön viel los. Irgendeine Veranstaltung fand auf dem Hauptplatz statt. Wir konnten leider nicht herausfinden, was zelbriert wurde. Danach sind wir ehrlicherweise von Restaurant zu Restaurant gehüpft, weil wir einfach noch Zeit totschlagen mussten. Da was getrunken, dort was gegessen. Und plötzlich winkte mir ständig ein Herr von der Strasse entgegen. Da ich ihn nicht kannte, dachte ich, er meinte jemand anderes. Als er dann aber plötzlich Corinne rief wurde mir etwas mulmig. Ha, es war ein Verkäufer von heute Morgen vom Flugplatz. Der hatte ein ganz schön gutes Gedächnits, wusste er nämlich auch noch, dass ich aus der Schweiz bin und mein Ehemann auf mich wartete. Tja, was er durcheinander brachte war, dass er meinte, wir seien auf unserer Hochzeitsreise. Naja, nicht ganz, aber Respekt, der wusste noch ganz schön viel von mir. Nachdem er tagsüber Touren versuchte zu verkaufen, war er am Abend Schmuckhersteller der seine Produkte auf der Strasse verkaufte. Er hat uns dann beiden einen regionalen Stein geschenkt und wollte mir noch eine Kette andrehen. Ehrlich gesagt, hatte ich so ein schlechtes Gewissen, dass ich mich überreden liess. Da die Armkette zu gross war, hat er diese rasch verkleinert und mir aus den Resten noch 2 Ohrringe gemacht. Eigentlich ganz nett. Auf einmal hielt er inne und ruft einem anderen Paar nach. Die seine nämlich auch aus der Schweiz. Stimmt, die erkannten wir dann auch. Mit denen waren wir auf den Galapagos auf einem Schnorchelausflug. Wir sagen euch, die Welt auf Reisen ist so extrem klein. Wie oft haben wir nun schon Leute wiedergetroffen, teilweise Hunderte oder sogar Tausende Kilometer entfernt. Wirklich witzig. Um ca. 21 Uhr sind wir dann zum Busterminal und wollten dort warten. Ok, hätten wir gewusst, wie lange wir warten mussten, hätten wir allenfalls dem Hoteleigentümer sein Angebot doch eher angenommen. Plötzlich füllte sich das Busterminal nämlich extrem. Wir hatten Glück und hatten einen Sitzplatz. Für die mussten wir aber echt kämpfen, weil da laufend riesige Reisegruppen hereinspazierten. Eigentlich war es auch witzig, da die unterschiedlichen Reisegruppen oftmals auch sehr witzig sind. Vor allem die Herrschaften aus den USA 🙂
Auf einmal wurde es dann hektisch. Ein Herr der Busgesellschaft mache eine Durchsage in einem extrem schnellen und nicht leicht verständlichen Spanisch. Ich habe lediglich verstanden, dass es eine Strasssenblockade gibt und die Busse heute nicht mehr fahren. Die Aufregung under den Backpackern war gross. Jeder versuchte jemanden zu finden, der genügend Spanisch spricht um alles genau verstanden zu haben. Schliesslich war mittlerweile 22:30 Uhr und nicht ganz angenehem warm und gemütlich in der Bushalle. Wir haben uns dann mit einem französischen Päärchen zusammengetan und sie meinte auch, das gleiche verstanden zu haben. Die Herren sind dann aber nochmals zum Mitarbeiter hin und haben nachgefragt. Fakt ist, er wisse nicht wann unser Bus kommt da er in einer Baustelle steckt, aber er würde kommen und dann auch noch weiterfahren nach Arequipa. Er wisse halt einfach nicht wann. Ok, das ist uns egal, ist es ja eh eine Nachtfahrt und der Check in in Arequipa ist eh erst gegen Mittag. Kurz vor Mitternacht war es dann soweit. Unser Bus kam und wir konnten rein. Wir haben sogar noch eine kleine Snackbox erhalten. Ehrlich gesagt war uns das egal, wir wollten nur noch schlafen. Das haben wir dann auch mehr oder weniger getan und nach ca. 10 Stunden sind wir dann in Arequipa angekommen. Mit dem Uber ging es dann zu unserem Hostel. Auf meines Drängen hin haben wir uns mal wieder Selina’s gegönnt. Ich finde diese Hostels immer so schön und auch dieses hier in Arequipa hat uns nicht enttäuscht. Die Anlage war toll, unser Zimmer mega herzig eingerichtet und das CoWorking war super. Den Nachmittag haben wir ruhig angehen lassen. Etwas ausgeruht, Reiseplanung und Arbeiten. Zudem mussten wir dringend waschen. Nachdem wir vor 2 verschlossenen Wäscherein standen fanden wir dann eine super Wäscherei. Innert 3 Stunden wollte sie schon fertig sein (war sie tatsächlich auch und die Wäsche war richtig sauber – nicht immer der Fall). Die Zwischenzeit nutzten wir für einen Café-Besuch. Ohne es zu wissen landeten wir in einem deutschen Café mit wunderschönem Innenhof. Essen und Kaffee war auch super, da kommen wir nochmals her. Zum Abendessen wollten wir nicht mehr weit weg, waren wir doch etwas müde. Aber im Hostel essen wollten wir auch nicht, da wir dort die Essenspreise einfach etwas überteuert finden. Gleich neben dem Hostel fanden wir ein kleines Italienisches Restaurant. Eigentlich war es nur eine ausgebaute Garage aber die Nonna, wie sie sich selber nannte, hatte echt Ahnung von italienischem Essen. Hatten glaube ich selten eine so authentische Pizza. Und das Gespräch mit ihr war auch sehr nett. Sie hat uns dann gesagt, dass in der Stadt gerade ein Open-Air Konzert stattfindet und es auch nichts kosten würde. Na da gehen wir doch noch rasch hin. Leider aber waren wir zu spät und die Band spielte gerade das letzte Lied. Schade. Wir gingen dann zurück zum Hostel und das war’s dann auch schon vom ersten (halben) Tag in Arequipa. Aber wir können bereits sagen, dass uns die Stadt richtig gut gefällt auf den ersten Blick.
Am zweiten Tag haben wir dann gleich eine Free Walking Tour gebucht. Und wie soll es sein? Wir waren schon wieder die Einzigen 😉 Der Guide war sehr nett, wobei wir ihn etwas schlecht verstanden. Irgendwie hatten wir auch das Gefühl, er hatte bereits 1-2 Coca Blätter intus, so wie er sprach. Aber er zeigte uns Arequipa sehr nett und erklärte uns viel. Nach den beiden Orten Ica und Nazca eine richtige Wohltat.
Nach der Tour sind wir dann noch etwas alleine durch die Stadt geschlendert und haben das gute Wetter genossen. Es gibt zwar viele Touristen (auch Peruanische) hier in der Stadt und jeder versucht einem was zu verkaufen aber der Ort an sich ist extrem schön. Die kleinen Gässchen erinnerten uns oftmals an eine Italienische Kleinstadt. Am Abend dann noch ein weiteres Highlight. Von anderen Reisenden haben wir eine Restaurantempfehlung erhalten. Ein Burger Laden namens RedPig. Und was sollen wir sagen? Die Empfehlung war der Hammer. Selten so gute Burger gegessen!
Den nächsten Tag haben wir komplett zum arbeiten verwendet. Das Coworking war super und wir kamen richtig effizient voran. Und wir wussten, dass wir am nächsten Tag extrem früh aufstehen müssen. Um 2:50 Uhr war Treffpunkt für unsere Tagestour zum Colca Canyon. Das Hostel in Arequipa war auch wirklich ein Ort zum verweilen.
Mitten in der Nacht sozusagen standen wir am nächsten Tag also auf und machten uns bereit. Und dann ging es auch bereits los. Wir, 2 andere Schweizerinnen und eine Amerikanerin, wurden im Hostel abgeholt. Im Bus waren dann bereits andere Leute und nach uns holten wir auch noch Weitere ab. Und dann ging die rasante Fahrt los. Nach kurzer Distanz bereits der erste Stopp. Einer Teilnehmerin war es extrem schlecht. Sie hätte was Falsches gegessen am Vorabend. Der Tourguide empfahl ihr, die Tour nicht mitzumachen, da sie körperlich anstrengend sein werde. Was???? Wieso anstrengend, wir fahren meistens doch nur Auto. Ah ok, er meinte die Höhe. Ja stimmt, heute gehen wir zum ersten Mal über 4’000 Höhenmeter. Wir waren auch gespannt, wie unsere Körper das wegstecken werden. Haben aber bereits in Lima mit naturbasierten Tabletten vorgesorgt und wir dachten, da wir bereits langsam mit dem Bus immer höher gereist sind, dass unsere Körper das gut mitmachen. So war es dann auch. Zurück zur anderen Teilnehmerin. Sie entschied sich dann wieder zurückzufahren, ihre Freundin aber machte die Tour mit. Auch witzig, da lässt einem die Freundin einfach alleine, mitten in der Nacht zurück zum Hostel fahren……aber ok, auch hier….andere Nationalitäten, andere Sitten. Wir Schweizer fanden das etwas merkwürdig. Die Fahrt ging dann rasant weiter für 3 Stunden. Leider war unser Guide nicht sehr gesprächig. Er sass neben dem Fahrer, von uns mit einer Glasscheibe getrennt und wir haben so gar keine Informationen erhalten. Na gut, haben wir halt noch etwas Musik oder Podcast gehört und etwas gedöst bis wir am ersten Punkt ankamen. Das war dann ein Restaurant mitten im Nirgendwo und es gab Frühstück. Ehrlich gesagt, fühlte es sich eher so wie eine Massenabfertigung an. Hätten wir während des Frühstücks nicht noch Lena aus Deutschland kennengelernt wäre die ganze Tour nicht so toll geworden. Nach kurzem Frühstück ging es dann weiter in ein Dörfchen. Dort hatten wir 15 Minuten Zeit um alles anzuschauen. Faktisch ging es eigentlich darum an allen Verkaufsständen vorbeizulaufen und hundert Mal zu sagen «no, gracias». Jeder Stand wollte einem auch das gleiche verkaufen. Wir fühlten uns eher wie auf einer Kaffeefahrt 😉
Tja, die Zeit war schnell um und schon ging es weiter. Das Einzige was wir jeweils vom Guide hörten, war wie lange wir jetzt fahren, wie lange es geht bis es wieder eine Toilettenmöglichkeit besteht und wie lange wir am neuen Ort Zeit haben. So ging es dann auch den ganzen Tag. Sehr schade, da hatten wir uns mehr erhofft. Oder was sollen wir sagen? Wir haben wohl den falschen Anbieter ausgewählt. Auf der anderen Seite haben wir 3 wirklich tolle Menschen kennengelernt. Senta und Manuela aus der Schweiz und Lena aus Deutschland. Das war echt witzig. Der nächste Stopp war dann direkt am Canyon. Die Landschaft war echt mega eindrücklich und der Canyon ist der zweitgrösste auf der Welt und deutlich tiefer als zum Beispiel der Grand Canyon. Wir haben zuerst einen kurzen Fotostopp gemacht und danach einen richtigen Stopp.
Man konnte sich entscheiden, ob man direkt zum Aussichtspunkt der Kondore gefahren werden will oder ob man die 30 Minuten am Hang des Canyons entlanglaufen möchte. Wir, wie auch alle anderen aus der Gruppe, haben uns für den kleinen Spaziergang entschieden. Die Aussicht war der Hammer.
Als wir dann am Aussichtspunkt angekommen sind, traf uns fast der Schlag. Unglaublich viele Touristen, man hörte sämtliche Sprachen. Zum Beispiel auch eine ältere Dame, welche ihrem Telefongegenüber auf breitem Sächsisch erklärte, wann sie dann wieder in Deutschland sei. Klar, perfekte Location für so einen Anruf. Also wir haben uns lieber die Kamera geschnappt, den Canyon bestaunt und gehofft, dass ein Kondor vorbeifliegt. Aber jedem das seine, gäll. Wir mussten nicht lange warten und der erste Kondor flog über unsere Köpfe. Wir waren beide so baff, dass wir es nicht geschafft haben, ein richtig gutes Bild hinzubekommen. Leider haben wir dann einen weiteren Kondor nur noch aus der weiten Ferne gesehen. Die Verspätung von früh Morgens und die 30 Minuten Wanderung haben wohl dazu geführt, dass wir zu spät am Aussichtspunkt waren und wir nur noch einen Kondor aus der Nähe sehen konnten. Sehr schade, sind wir doch extra deswegen um 2 Uhr aufgestanden. Egal, bringt jetzt auch nichts mehr, wir freuen uns ab dem Einen.
Bereits kurze Zeit später hiess es wieder einsteigen und weiterfahren. Wir sollten zu Hot Springs gehen. Also sind wir dann auch, aber irgendwie sahen die etwas speziell aus für Hot Springs. Oder zumindest haben wir uns diese anders vorgestellt. Es sah mehr aus wie Swimming Pools unter offenem Himmel und darin waren bereits viele Leute. Wir haben uns also dagegen entschieden und haben dafür die Stunde Aufenthalt am Fluss verbracht. Tobi musste noch rasch einen Berg hochklettern, weil wir während der Fahrt einen rauchenden Vulkan gesehen haben. Wir im Bus sind alle fast ausgeflippt und fanden das mega. Unser Driver und Guide hingegen sehen das anscheinend öfter, wie sie uns gesagt haben, und haben nicht extra gehalten. «Funfact» auf dieser Tour haben wir überall für ein Foto gehalten, aber ein rauchender Vulkan…..ne der war es nicht wert. Sehr schade. Also kraxelte Tobi auf den Hügel und Lena und ich sind schon mal zum Fluss vorgelaufen.
Dort haben wir einfach gequatscht und den Leuten zugeschaut, die dort ein Kanu gemietet haben. Das war mal ein Anblick. Warum man dort ein Kanu mietet, konnten wir uns nicht erklären. Der Flussabschnitt wo man fahren durfte glich eher einer grossen Badewanne. Aber die Instruktion vom Verkäufer war eher so lange, als würden die gleich auf eine Wildwasser-Rafting-Tour gehen. Die Stunde in der warmen Sonne ging also rasch vorbei und schon mussten wir wieder beim Bus sein. Es ging zum Mittagessen. Es gab Buffet und wir konnten ganz viele Peruanische Köstlichkeiten probieren. Danach hiess es leider von Lena Abschied nehmen. Sie kam in einen anderen Bus, da sie direkt nach Puno gefahren werden wollte. Dafür kamen vom Puno-Bus ganz viele Neue zu uns. Hab ich schon gesagt, dass wir extrem froh waren, dass «wenigstens» Manuela und Senta noch bei uns waren. Sonst war die Gruppe nämlich semi-lustig. Und vom Tourguide sagen wir lieber nichts mehr. Dem sein Job war nur, uns von A nach B zu bringen und uns mitzuteilen, wie lange das dauert und wo die nächste Toilette ist. Schade, hätten echt gerne mehr über die Natur und so erfahren. Nach dem Mittagessen ging es dann hoch hinaus. Wir fahren in einen Nationalpark und zum höchsten Punkt auf 4’700 Höhenmetern. Unsere Körper steckten das locker weg, leider von Anderen nicht unbedingt. Die Tütchen wurden gefüllt und einige hatten sogar eine Oxygen-Flasche dabei. Unterwegs zum eigentlichen Stopp haben wir dann nochmals für ein Foto angehalten. Es war eine Lama-Herde unterwegs 😉 Schon härzig die Viecher, aber ich habe auch ziemlichen Respekt.
Haben jetzt schon ein paar Mal erlebt, dass die ohne Vorwarnung direkt in dein Gesicht spucken. Das muss dann doch nicht sein, also lieber von weiter weg bestaunen. Und ehrlich gesagt, gefallen mir die Alpaka’s besser als die Lama’s. Anschliessend ging die Fahrt durch den schönen Nationalpark. Die Landschaft war echt der Hammer. Der letzte Stopp war dann bei dem Vulkan-Aussichtspunkt. Man konnte diverse Vulkane in der Ferne sehen. Es war jedoch ziemlich windig und auch etwas kalt.
Und langsam meldete sich auch die Müdigkeit, waren wir doch schon lange unterwegs. Also gab es nur ein paar Foto’s und dann wieder zurück in den Bus. Dieser brachte uns dann anschliessend wieder zurück nach Arequipa. Nach einer schnellen Dusche haben wir uns dann noch im Hostelgarten mit Manuela und Senta, sowie einem Amerikanischen Päärchen auf ein Bier getroffen. Da wir so viel zu quatschen hatten, gingen wir 4 Schweizer dann nochmal los für ein Abendessen. Wir haben uns ein tolles Restaurant mit Grilladen ausgesucht und die beiden Mädels aus der Schweiz haben es tatsächlich geschafft, mich zu überreden, Alpaka-Fleisch zu probieren. Neues Essen probieren und Corinne, das passt ja eigentlich nicht zusammen. Aber sie waren ganz schön hartnäckig. Fazit: Das Fleisch schmeckt ehrlicherweise sehr gut, aber die süssen Alpaka’s hatte ich halt trodzem immer im Hinterkopf. Nach dem Abendessen sind wir dann zurück ins Hostel und sind direkt eingeschlafen. Wir waren durch. Den letzten Tag in Arequipa schreibt nun Tobi, da ich lediglich das CoWorking von innen gesehen haben. Für mich hiess es Arbeitstag.
Den letzten Tag in Arequipa haben wir unterschiedlich verbracht. Corinne musste noch etwas arbeiten und wollte dafür den super Coworking Space in unserem Hostel nutzen, während ich nochmal kurz in die Stadt wollte, um nochmal ein paar Bilder zu machen. Da wir am Abend ja unsere nächste Busfahrt hatten, mussten wir unser Zimmer bis um 12 Uhr räumen. Aber kein Problem, mittlerweile haben wir das im Griff mit Packen und dann Gepäck irgendwo zwischenlagern, den Tag verbringen und abends dann mit Gepäck zum Terminal. Um für den Tag gewappnet zu sein, sind wir aber als erstes nochmals ins Kaffeehaus für ein gesundes Frühstück. Danach dann zurück ins Hostel, alles fertig machen und auschecken. Dann ging es für Corinne ins Büro und ich habe mich auf den Weg gemacht. Mein erstes Ziel war die Markthalle (Mercado San Camilo) von Arequipa. Der Markt von San Camilo ist der grösste und bekannteste Markt der Stadt. Aufgrund seiner Lage in der Nähe der Plaza de Armas wird er von vielen Touristen besucht. Ursprünglich wurde der Ort von dem Orden San Camilo de Lelis bewohnt, der ein Kloster und die Kirche San Camilo errichtete. Im Jahr 1869 wurde die Kirche durch ein Erdbeben zerstört. An jener Stelle entstand der Markt, der 1938 eingeweiht wurde. Im Inneren kann man neben allerlei Nahrungsmittel wie Obst, Gemüse, Fleisch, usw. auch Kunsthandwerk und Skulpturen von San Camilo, dem Herrn der Vergebung, und San Pedro sehen. Der Markt gilt als eine der berühmtesten Touristenattraktionen der Stadt.
Unser Guide von der Free Walking Tour hat uns vor dem Besuch des Marktes noch eine goldene Regel mit auf den Weg gegeben. Wenn man auf dem Markt Fisch oder Meeresfrüchte essen möchte, dann muss man den Markt am Morgen vor 8 Uhr besucht haben. Wenn man grundsätzlich etwas anderes Essen möchte, dann muss man vor 15 Uhr dort sein. Nach 15 Uhr soll man auf dem Markt nur noch Souvenirs oder andere Dinge, wie Öl, Gewürze, usw. kaufen, aber keine frischen Lebensmittel mehr. Fand ich noch recht spannend, wollte es aber nicht wagen mir an dem Tag noch etwas einzufangen, wenn ich die ganze Nacht im Bus sitzen muss. 🙂 Man soll ja auf die lokalen Menschen hören. Nach diesem Highlight wollte ich noch in die Kathedrale, welche direkt am Plaza de Armas liegt. Arequipa hat wie jede andere Stadt in Peru einen Plaza de Armas, was übersetzt so viel heisst wie Platz der Waffen. Dieser Platz ist der Hauptplatz der Stadt und trägt den Namen daher, dass die Spanier bei ihrer Eroberung immer auf dem Hauptplatz ihre Waffen und Schiesspulver lagerten. Daher kam zuerst die Definition Waffenplatz aus dem später dann der Platz der Waffen wurde. Der Bau der Kathedrale begann bereits im Jahr 1544 als der Architekt Pedro Godínez mit dem Bau beauftragt wurde. Der Bau wurde durch diverse Katastrophen, wie Kriege, Feuer und vor allem Erdbeben stark verzögert. Erst 1656 konnte der Bau der Kathedrale fertiggestellt werden. Im Jahr 2000 wurde die 85 Meter lange und 25 Meter breite Kathedrale als Teil der historischen Innenstadt zum Welterbe erklärt.
Eigentlich wollte ich die Kirche ja von Innen besichtigen, was für Touristen aber erst ab 17 Uhr und dann auch nur bis 18 Uhr erlaubt ist. Ich hätte zwar eine Tour buchen können, welche aber über eine Stunde ging und auch nicht ganz billig war. Das war mir dann doch auch irgendwie zu doof und ich habe mich mit meinen tollen Bildern mit der Aussenansicht begnügt.
Um aber noch eine Kirche zu sehen bin ich noch kurz in die Kirche neben dem Markt. Die Kirche Templo La Compañia de Jesús Arequipa wurde 1698 nach einer Bauzeit von über 100 Jahren fertiggestellt. Vor allem im Inneren ist es noch eine sehr schöne und eindrückliche Kirche.
Vom Zentrum bin ich dann wieder Richtung Hostel und noch ein Stück weiter. Laut Google Maps sollte es dort zwei grosse Parks geben. Sagen wir mal so, einen Park habe ich gefunden, der aber komplett verriegelt war. Irgendwie komisch, weil es eigentlich noch recht schön aussah und von manchen Stellen man wohl auch noch eine tolle Sicht gehabt hätte.
Den anderen Park, habe ich erst gar nicht gefunden. Und nachdem ich recht planlos durch die Strassen gelaufen bin, hatte ich keinen Bock mehr. Immer war wie eine Häuserzeile zwischen mir und dem Park und ich habe keinen sinnvollen Weg gefunden. Die Gegend war aber auch nicht so schön als das ich noch ewig weiter suchen wollte. Danach war es Zeit für eine kleine Stärkung und meinen Rückgang zum Hostel. Direkt am Eingang habe ich die beiden Mädels vom gestrigen Abend getroffen, mit welchen wir die Tour zum Canyon gemacht haben und anschliessend noch Essen waren. Die beiden wollten noch ins Museum des Kloster Santa Catalina gehen. Da ich nicht wusste, was ich am Nachmittag noch machen wollte, bin ich mitgegangen. Hatte ich die Kathedrale ja nur von aussen gesehen und damit noch eine weitere geistliche Erfahrung für den Tag offen. 🙂 Das Kloster wurde am 2. Oktober 1580 geweiht und den ersten Schwestern die Erlaubnis erteilt, den Habit anzulegen. Die Anlage erstreckte sich über 20.000 m² wurde 1582 und in den 1960er Jahren mehrmals durch Erdbeben stark beschädigt. Das im Stile der Mudéjares erbaute Kloster zeichnet sich durch seine in lebhaften Farben getünchten Mauern aus, was für mich das absolute Highlight des Besuches war. Mit den einzelnen Räumen und sonstigen Gegenständen konnte ich nicht so viel anfangen, aber die Farben und Architektur, wow, das war genial.
Ursprünglich war das Kloster eine Internatsschule für die Töchter reicher spanischstämmiger Familien, die von den Nonnen unterrichtet wurden. Die Tradition jener Zeit zufolge sah vor, dass jeweils die zweite Tochter oder der zweite Sohn einer Familie ins geistliche Leben eintrat, und Santa Catalina akzeptierte später nur Kandidatinnen aus wohlhabenden Familien. Wenn sie Chorschwestern werden wollten, mussten sie dem Kloster eine Mitgift in Höhe von etwa 2’400 Silbermünzen übergeben, dazu zahlreiche auf einer Liste vermerkte Gegenstände wie etwa eine Statue, ein Gemälde, eine Lampe und Gewänder. An der Ausstattung der Zellen der Nonnen ist erkennbar, dass die meisten sehr wohlhabend waren. Santa Catalina beherbergte zeitweise bis zu 150 Nonnen und 300 Bedienstete. Heute leben nur noch rund 20 Nonnen in einem Seitenflügel des Klosters, welcher nicht besucht werden kann. Für mich ein weiteres Highlight, weil normalerweise kenne ich ein Kloster nur wenn es eine angrenzende Brauerei hat. Kloster Andechs lässt hier grüssen. 🙂 Danach ging es dann noch in eine Roof-top Bar mit einem grandiosen Blick auf die Vulkane und den Sonnenuntergang.
Nach diesen vielen Eindrücken sind wir zusammen zurück zum Hostel und haben Corinne für ein weiteres gemeinsames Nachtessen abgeholt. Unterwegs sind haben wir noch ein paar Oldtimer Autos gesehen, welche gerade an eine Historischen Rallye teilnehmen. Es war herrlich mal wieder ein paar alte aber sehr schön hergerichtete Porsche und Mercedes zu sehen. Was mich gewundert hat, die Autos hatten alle ein Kennzeichen aus Belgien. Sieht wohl so aus, als ob diese nur für diese Veranstaltung hierhergebracht wurden. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht die Rallye über mehrere Etappen und durch halb Peru.
An diesem Abend sind wir eher etwas untypisch bei einem Mexikaner gelandet, was aber noch recht lecker war. Danach sind wir zu viert zurück zum Hostel, um unser Gepäck zu holen. Die beiden anderen hatten ebenfalls eine nachtfahrt vor sich, nur in die andere Richtung als wir. Da ihr Bus aber nur 20 Minuten nach unserem abgefahren ist, haben wir uns das Taxi zum Busterminal geteilt. Das war noch recht amüsant, habe ich beim Bestellen des Taxis an der Rezeption extra gesagt, dass wir ein grösseres Auto benötigen, da 4 Personen und 4 grosse Rucksäcke. Hat nicht ganz geklappt, es kam eher ein Kleinwagen, aber nach viel drücken und pressen waren 3 grosse Rucksäcke im Kofferraum und der vierte wurde quer über die Füsse auf der Rückbank gelegt. Kann man ja alles machen, immerhin wieder Geld gespart und lustig war es auch. Angekommen am Terminal haben wir uns verabschiedet, mal schauen, wann wir die Mädels wieder sehen. Eine geht bald zurück in die Schweiz und die andere reist weiter durch Südamerika. Könnte also sein, man läuft sich wieder über den Weg. Danach haben wir eingecheckt und konnte schon bald unseren grossen Bus besteigen. Dieses Mal hatten wir Plätze im unteren Teil des Buses und konnten unsere Sitze um 160 Grad nach hinten legen. Das gab schon eine recht komfortable Angelegenheit. Wie die Fahrt dann war und was wir in Cusco so gemacht haben, dann im nächsten Bericht.
Wir schreiben den Dienstag, 13. September 2022 und wir sind zeitig aufgestanden. Geschlafen haben wir die letzten 2 Nächte in einem super Hotelzimmer, ähnelte eher einer AirBnB-Wohnung, welche klein aber fein war. War richtig schön, wieder mal in Ruhe und in einem tollen Zimmer zu übernachten. Aber zurück zu heute. Wir sind kurz vor 8 Uhr losmarschiert zum Busterminal von Guatapé. Dieses Dörfchen ist so klein, es hat uns also keine 5 Minuten gekostet. Am Busterminal angekommen hiess es erstmals warten. Der Bus war noch nicht hier und so haben wir uns noch einen Kaffee gegönnt. Plötzlich ging dann alles sehr schnell. Bus kam, Gepäck wurde hinten eingeladen, wir sind eingestiegen und los ging die wilde Fahrt mit einer Verspätung von rund 15 Minuten. Wir haben dieses Mal Plätze 3 & 4 erhalten, was so viel heisst wie auf der Beifahrerseite gleich die erste Reihe nach der Türe. So hatten wir auch viel Frischluft, da die Tür meistens offen bleibt während der Fahrt. Hier in Kolumbien läuft es nämlich etwas anders als wir es uns gewohnt sind. Es gibt zwar Bushaltestellen und auch einen Fahrplan. Aber man kann auch einfach so irgendwo am Strassenrand stehen und wenn der richtige Bus kommt, dann gibt man einfach ein Zeichen. Dann hält der Bus an, man steigt ein und weiter geht es. Gerade vor einer grösseren Stadt oder zwischen 2 grösseren Städten kann der Bus doch öfters anhalten, weil immer neue Leute zusteigen wollen. Kommt man dann in die Region wo man wieder aussteigen möchte, dann schreit man das durch den ganzen Bus hindurch und sagt dem Fahrer, wo er dann bitte anhalten soll. Bezahlen tut man übrigens erst beim Aussteigen. Wenn man, wie wir, vorab online ein Ticket kauft, dann geht man im Busterminal zum entsprechenden Schalter (jedes Busunternehmen hat sein eigenes Häuschen) und wandelt seinen eVoucher in ein Papierticket um. Dieses geben wir dann bei unserem Aussteigen dem Busfahrer ab und das gilt dann wie Bargeld. Die gesamte Sache eigentlich richtig gut durchorganisiert und es wird einem als Passagier in der vordersten Reihe nie langweilig. Immer wieder drängen sich neue Menschen in den Bus rein oder hüpft bei noch halber Fahrt wieder raus. Die Frischluft konnten wir dieses Mal auch super brauchen. Einem Herr auf der anderen Seite wurde es etwas übel. Schnell wurde eine entsprechende Tüte organisiert. Der Bus stoppte übrigens nicht. Wir haben von diesem Phänomen schon mal gehört, denn anscheinend ist diese Strecke bekannt für Übelkeiten. Ebenso passiere das öfters in Kleinbussen, weil die einfach wie die Henker fahren. Und weil wir auch mit 15 Minuten Verspätung losgedüst sind, hat der Busfahrer natürlich etwas aufzuholen. Dementsprechend ist er auch gefahren 😉 Leider aber waren die Stopps zu viel und wir kamen mit den gleichen 15 Minuten Verspätung, nach 2 Stunden Fahrzeit, in Medellín Terminal Norte an. Unser Anschlussbus nach Pereira fuhr leider in einem anderen Terminal, Del Sur am anderen Ende der Stadt (Norte = im Norden der Stadt, Del Sur = im Süden der Stadt). Also haben wir nach einer kurzen Toilettenpause ein Taxi geschnappt und wurden in ca. 15-20 Minuten durch die Stadt gefahren. Die Taxi’s hier haben übrigens alle Fixpreise, was es deutlich entspannter macht. Der Taxifahrer war sehr sympathisch und er fand es witzig, dass wir Spanisch am lernen sind. Also hat er in einem mega Tempo angefangen uns vollzuquatschen. Aber hey cool, die Schule hat sich echt gelohnt. Wir haben schon deutlich mehr verstanden und konnten auch in ganzen Sätzen antworten als noch vor 2 Wochen. Angekommen am südlichen Busterminal sind wir dann zuerst zum Schalter des Busunternehmens und haben unsere Tickets abgeholt. Witziger Fact: vor ein paar Tagen haben wir ja Maria, die Freundin von Nathalia (Tobi’s Spanischlehrerin in der Schweiz) kennengelernt. Im Gespräch sind wir auf dieses Busunternehmen gekommen und sie meinte, das gehöre ihren Eltern 😉 Trotz Verspätung auf der ersten Etappe sind wir zeitlich super durchgekommen, sodass wir noch genügend Zeit für ein Frühstück/Mittagessen hatten. Das haben wir uns dann in Form von Subway-Sandwiches gegönnt. Kurze Zeit später ging es durch die Sicherheits- und Billetkontrolle und das Boarding fing auch pünktlich an. Der Bus war echt mega schön und wir freuten uns auf eine weitere, längere Tagesfahrt durch die schöne Landschaft von Kolumbien. Wir wussten bereits vorher, dass es auf der Strecke oft zu Bauarbeiten und Strassensperrungen kommt und sich so die Fahrzeit verlängern kann. Geplant waren 6 Stunden. Wir stellten uns aber auf eine längere Fahrt ein. Dies war auch der Grund, weshalb wir überhaupt nach Pereira fahren. Eigentlich möchten wir nach Salento, was in der Nähe von Pereira ist. Dahin fahren aber von Medellín direkt nur Kleinbusse und das wollten wir nicht (aus oben genannten Gründen). Also entschieden wir uns für einen grösseren Bus nach Pereira mit Ankunftszeit am Abend, übernachten dort in der Nähe des Busterminals und fahren am nächsten Tag nach Salento. Geplante Ankunftszeit in Pereira wäre 18:30h gewesen. Bereits vor Abfahrt meinte der freundliche Fahrer aber, dass die Direktstrasse komplett gesperrt ist und wir einen Umweg von rund 1-2 Stunden machen müssen. Nach der restlichen Instruktion zu WLAN, WC und Ablauf der Fahrt ging es dann auch schon los. Der Bus war echt sehr bequem und wir hatten viel Platz. Aufgrund der Routenänderung sind wir übrigens wieder zurück durch die ganze Stadt, Richtung Norden gefahren 😉 Egal, so konnten wir nochmals einen Blick auf die Comuna 13 und auch das Busterminal Norte erhaschen. Danach ging es schnell hoch um in das nächste Tal zu kommen. Die Strassen waren erstaunlich gut ausgebaut und wir kamen auch gut voran. Wir sind immer wieder mal eingenickt oder haben Podcast gehört. So verging die Fahrt auch ziemlich schnell. Leider kam dann plötzlich ein Streckenabschnitt wo wir immer wieder längere Zeit standen. Auch auf diesem Abschnitt gab es grössere Bauarbeiten und oftmals konnte man nur auf einer Spur (ohne Gegenverkehr) fahren. So mussten wir immer wieder mal den Gegenverkehr abwarten, bevor wir dran waren. Hier in Kolumbien wird das etwas anders gehandhabt. Die Streckenabschnitte sind oftmals mehrere Kilometer lang. Cool, wenn man gerade fahren kann, aber eher doof, wenn man auf den Gegenverkehr warten muss. Das kann dann mal schnell 20 Minuten sein. So wurde die Fahrt etwas harzig und wir wussten, das wird nie was mit 18:30h. Beim Eindunkeln ist dann der Fahrer plötzlich an eine Raststätte gefahren. Er meinte, wir machen hier 30 Minuten Pause und man könne sich im Restaurant verpflegen oder die Bäder aufsuchen. Wir haben dann die Zeit genutzt und schnell ein paar Empanadas verdrückt. Wir hatten schon Bessere, müssen wir gestehen, aber sie waren dennoch lecker. Nach rund 50 Minuten ging die Fahrt dann auch schon weiter. Leider ist es in der Zwischenzeit bereits dunkel geworden und von der restlichen Fahrt haben wir nicht mehr viel gesehen. Dennoch gingen die Stunden schnell vorbei und wir sind dann nach gut 8 Stunden um ca. 20:30 Uhr in Pereira angekommen. Zum Glück hatten wir ein Hotelzimmer gleich in der Nähe des Terminals, sodass wir schnell zu Fuss hinlaufen konnten. Auch wenn wir uns körperlich nicht wirklich verausgabt haben, waren wir doch etwas müde. So haben wir nur noch rasch ein paar Arbeiten erledigt und diesen Blog gestartet, bevor es jetzt bereits in Bett geht.
Der nächste Tag war eigentlich wieder ein Reisetag, wobei diese Reise mit 1 Stunde Busfahrt sehr kurz ist. Deshalb haben wir den Morgen noch damit verbracht, Pereira zu erkunden. Pereira ist bei vielen Reisenden eher ein Durchgangsort auf dem Weg nach Salento. Bei uns eigentlich auch. Aber weil wir nun mittlerweile 2 Personen kennen von hier (Nathalia und Maria), haben wir gedacht, wir schauen uns die Stadt schnell an. Wahrscheinlich nicht die schönste Stadt, welche wir bis jetzt besichtigt haben, dennoch war es toll, mal wieder auf eigene Faust loszugehen und etwas Unbekanntes zu besichtigen. Ebenso tat es gut, nach den 2 Wochen Schulbank und einer langen Busfahrt wieder mal etwas zu laufen. So waren wir dann ca. 3 Stunden unterwegs und haben ein paar Denkmäler, Stadtparks und Kirchen besichtigt. Gegen Ende wurden wir dann so richtig schön verregnet. Wir sind klatschnass in das Hotel zurückgekommen, wo wir unser Gepäck noch eingelagert haben.
Der Himmel machte auch keinerlei Anstalten, dass es bald besser werden würde. Also haben wir unsere Regenhüllen um die Rucksäcke geschnürt und den kurzen Weg zum Busterminal in Angriff genommen. Dort angekommen, waren wir dann schön nass. Dann haben wir einer der vielen Verkaufsstände aufgesucht um noch 2 Tickets nach Salento zu ergattern. Man hat uns dann ganz hektisch zu einem kleinen Bus gebracht und gemeint, wir können nach der Fahrt beim Chauffeur bezahlen. Auch gut, also sind wir schnell eingestiegen und merkten erst dann, dass die Abfahrt erst in 30 Minuten ist. Auch nicht schlimm, so konnten wir dem Treiben im Busterminal noch etwas zuschauen. Pünktlich um halb 2 ging es dann mit der Fahrt los. Der kleine Bus war bis auf den letzten Platz belegt und während der Fahrt sind immer wieder Leute ein- und ausgestiegen. Wir kennen das Spiel ja mittlerweile. Nach rund einer Stunde sind wir dann oben in Salento angekommen. Wir haben unsere Rucksäcke geschnappt und sind zu unserem Hostel gelaufen. Zum Glück hat es dann nicht mehr geregnet. Wir waren jedoch immer noch nass vom Vormittag und die Temperaturen hier oben sind doch etwas kühler. Wir waren also froh, als wir dann unser Hostel erreicht haben und uns umziehen konnten. Salento ist ein härziges «Bergdörfchen», welches sehr überschaubar ist. Viele Touristen, auch Inländische, verschlägt es hierher, weil es zum einen die Kolumbianische Kaffeeregion ist und auch das Valle de Cocora von hier aus in kürzester Zeit zu erreichen ist. Den restlichen Nachmittag haben wir ruhig angehen lassen. Wir sind ganz kurz durch’s Städtchen geschlendert und haben noch was gegessen. Am Abend haben wir dann für den Folgetag noch eine Tour in das Tal der Palmen (Valle de Cocora) gebucht. War mal wieder ein Spontan-Entscheid, welcher sich als richtig super erweisen soll.
Am nächsten Morgen ging es dann beizeiten los. Zuerst ein kurzes Frühstück im Hostel und dann wurden wir um 8 Uhr bereits abgeholt. Es stand ein Jeep mit einem Fahrer vor der Türe und er meinte, in 5 Minuten gehe es los. Kurze Zeit später kam unser Tourguide Andrea und wir stiegen ein. Ein kurzer Stopp bei einem Restaurant haben wir noch eingelegt, denn wir haben Lunchboxen oder besser gesagt Lunchsäckchen bekommen. Richtig cool. Und dann ging es bereits in das Tal rein. Hm….komisch, es waren nur wir Zwei im Jeep. Haben wir tatsächlich so viel Glück, dass wir die Einzigen auf der Tour sind? Ja, so war es tatsächlich. Wir hatten Andrea ganz alleine für uns. Genial!!! Nach ca. 30 Minuten Fahrt sind wir beim Touristencenter des Tals angekommen und wir sind ausgestiegen. Andrea meinte, es gäbe 2 Touren zum laufen und wir könnten aussuchen. Da es aber die ganze Nacht geregnet hat, sollen wir uns auf etwas matschige Wege vorbereiten. Ach kein Problem, trocknet ja wieder und Tobi’s Schuhe waren nach wie vor voll mit getrocknetem Matsch von der Ciudad Perdida. Wir haben dann Andrea die Wahl überlassen und sind kurze Zeit später losgezogen. Andrea hat uns viel erzählt über die Region, über die Menschen, die hier wohnen und einfach über dies und das aus Kolumbien. Wir haben rasch einen Draht zueinander gefunden, da auch sie «digitale Nomadin» ist und Dank ihrem guten Englisch an diversen Orten eine Stelle als Tourguide angeboten bekommt. Aktuell ist sie auch noch mit dem Marketing von Salento beauftragt. Sie sagte uns zum Beispiel, dass sehr viele Europäer hierherkommen, jedoch praktisch keine Amerikaner. Sie versucht herauszufinden warum und dem mit einer geeigneten Marketingstrategie entgegenzuwirken. Sie fand es natürlich auch interessant von unserer Geschichte zu erfahren und so haben wir die ganze Zeit sehr tolle Gespräche geführt. Nach einem kurzen Abstecher in den Wald hinein zu einem Fluss gingen wir wieder zurück zum eigentlich Eingang des Rundwegs des Tals. Das Valle de Cocora ist berühmt für seine hohen Wachspalmen, übrigens der Nationalbaum von Kolumbien. Ebenso befindet sich gleich am Anfang der Tour der ganz bekannte Touristenhotspot, wovon wir bereits so viele Fotos auf Instagram gesehen haben. Andrea meinte aber, dass wir zuerst einen anderen Weg gehen und dann zum Schluss zu diesem Hotspot zurückkehren werden. Für uns super, finden wir diese Hotspots meistens sowieso nicht so toll. Trotzdem war es ein cooles Gefühl an dem Ort zu sein, wovon man schon so viele Foto’s gesehen hat.
Wir sind also langsam losmarschiert und waren komplett überwältigt von diesem tollen Wald und der Aussicht in und über das Tal. Es waren unterschiedliche Grüntöne, unterschiedliche Baumarten und zwischendrin immer wieder mal wunderschöne Blumen. Und die Luft und Stille; es war einfach herrlich. Gerade nach 2 Wochen Schulbank drücken hat uns das Reisefieber hier komplett wieder überrannt. Auch wenn es stetig bergauf ging ist die Zeit sehr schnell verflogen. Vorbei an einem weiteren Checkpoint ging es dann weiter zur Finca de Montaña. Der Checkpoint war die Grenze von einem Grundstück zum Nächsten. Die Region hier gehört nämlich ausschliesslich einzelnen Familien und die Einen verlangen Eintritt, die Anderen nicht. Nach einer weiteren halben Stunde sind wir dann im Paradies angekommen. Auf rund 2’900 m.ü.M. findet man die Finca. Die Dame des Hauses hat uns freundlich begrüsst und uns ihren Kaffee angeboten. Gerade ich, der den Kaffee immer mit Milch trinkt, war es eine neue Erfahrung, schwarzen Kaffee zu trinken. Gesüsst war er nicht mit Zucker sondern mit einem Zuckerersatz, der bei Einheimischen sehr beliebt ist. Leider habe ich den Namen zwischenzeitlich wieder vergessen. Ich kann aber sagen, der Kaffee schmeckte genial und ich habe diesen sehr genossen. Auf der Finca haben wir dann auch unser Lunchpaket ausgepackt und wir waren echt überrascht. Richtig liebevoll wurden ganz viele Leckereien eingepackt und es lag sogar noch ein kleiner Brief dabei. Richtig süss, alles sehr nachhaltig und vor allem gesund. Genüsslich haben wir das Sandwich mit Pollo (Poulet) verdrückt. Es war alles viel zu viel. Ehrlich gesagt hat mich dann auch meine Fotografie-Leidenschaft gepackt. Bewaffnet mit meiner Kamera bin ich losgezogen. Die Finca hatte nämlich einen wunderschönen Garten mit den buntesten und verschiedensten Blumen. Und natürlich waren die Kolibris auch nicht weit weg. Man brauchte etwas Geduld aber dann konnte man den Vögeln so wunderbar zuschauen. Ich war völlig gedankenversunken als Tobi plötzlich wieder ankam mit meinem Rucksack. Wir mussten langsam zurück. Schade, aber ich bin schon gespannt, ob die Bilder was wurden und ich allenfalls mit meiner kleinen Kamera einen guten Schnappschuss hinbekommen habe. Es waren nicht viele Touristen vor Ort, vielleicht 15 andere Leute, aber die einen hatten echt geniale Kameras und Objektive dabei. Da konnte ich natürlich nicht mithalten. Wir sind praktisch den gleichen Weg wieder zurückgegangen als wir hochgekommen sind. Nur beim Mirador 1 (Mirardor = Aussichtspunkt) sind wir dann abgebogen und plötzlich standen wir dann vor diesem Touri-Instagram-Hotspot. Und da waren dann auch deutlich mehr Leute. Andrea hat sich die ganze Zeit etwas lustig gemacht, dass nur wenige Touristen hier eine Wanderung machen und die meisten einfach nur zu dem Fotospot wollen. Vor allem die Kolumbianer wären die Faulsten, meinte sie. Man konnte sich sogar noch ein Pferd ausleihen, dann musste man nur ein paar wenige letzte Stufen hochgehen. Wir haben dann natürlich auch ein paar wenige Bilder geschossen, aber wir müssen sagen, wir hatten bereits viel bessere und schönere Aussichten während der Wanderung gehabt. Die hier wachsenden Palmen sind teilweise bis zu 300 Jahre alt und werden zwischen 80-90 Meter hoch. Die höchsten, die man in Kolumbien findet. An den Jahresringen konnte man das Alter gut erkennen. Die Palmenstämme innen sind hohl. Dank des Wachses zwischen den Ringen sind die Palmen jedoch sehr stabil und halten den starken Regenschauern, vor allem im April gut stand. Stirbt dann eine Palme mal wirklich ab, verbreiten sich die Kerne der Früchte auf dem Boden und es wachsen neue Palmen.
Unten wieder angekommen hat unser Fahrer auch schon wieder auf uns gewartet. Nach einer kurzen Zeit sind wir zurück in unserem Hostel angekommen und wir mussten ganz schnell die Foto’s auf dem Laptop anschauen. Doch, ich war zufrieden. Ich bin kein Profi im Fotografieren und die Kamera ist nicht die Allerbeste, aber einige Foto’s können sich meiner Meinung nach wirklich sehen lassen. Nach einer kurzen Verschnauf-, Arbeits- und Duschpause sind wir dann nochmal losgezogen. Wir wollten das Städtchen Salento noch genauer unter die Lupe nehmen. Als hätten wir nicht schon genügend Treppenstufen gehabt am Vormittag, mussten wir natürlich auch noch zum Aussichtspunkt (Mirador) hochlaufen. Die Knie waren dann ganz schön wackelig nach den vielen Stufen. Unten wieder angekommen wollten wir dann zu einem Café und uns einen guten Schluck gönnen. Andrea hat uns ihr Lieblingsort empfohlen, wo sie den Kaffee frisch am Platz zubereiten. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Dort angekommen war niemand ausser uns dort und wir wurden etwas merkwürdig begrüsst. Also wir dann unseren ausgewählten Kaffee bestellen wollten, meinte der Herr, dass es heute leider keinen Kaffee gibt. Alles Andere auf der Karte wäre möglich, aber Kaffee nicht. Denn der Barista sei nicht im Haus. Naja gut, das war mal auch was Neues. Ok, dann haben wir halt einen Fruchtsaft bestellt. Ich sah auf der Karte «Jugo natural con fresa y hierbabuena y ….». Also natürlicher Fruchtsaft aus Erdbeeren, Minze und noch einer dritten Zutat. Dieses Wort kannte ich aber nicht, aber was kann das schon Schlimmes sein. Es dauerte dann tatsächlich ca. 20 Minuten bis wir unsere Säfte bekamen. Keine Ahnung, vielleicht mussten sie die Erdbeeren zuerst pflücken gehen. Naja und dann waren wir sehr überrascht und mussten lachen. Die 3. Zutat war «cuje» INGWER!!! Und der war auch noch in kleine Stücke gepresst oben auf dem Saft. Aber rausnehmen wollten wir ihn dann auch nicht, ist ja nicht gerade höflich. Uff, das war echt ein spezielles Getränk. Ich mag absolut keinen Ingwer aber irgendwie gab es der ganzen Sache einen würzigen Geschmack. Zum Ende hin wurde das Trinken dann schwieriger weil immer wieder ganze Ingwerstücke durch den Strohhalm kamen. Schon etwas gewöhnungsdürftig, vor allem wenn man sich auf einen frisch zubereiteten Kaffee gefreut hat 😉
Wir sind dann anschliessend noch durch die einzelnen Läden geschlendert bevor wir dann noch kurz was zu Abend gegessen haben. Es gab mal wieder Mexikanisch: Quesadilla für Tobi und Chilli con carne y frijoles (Bohnen) für mich. Danach sind wir dann ziemlich früh und kaputt aber glücklich eingeschlafen. Am nächsten Morgen nahmen wir es entspannter. Wir hatten noch eine Kaffeetour gebucht, die beginnt aber erst um 11 Uhr. Wir haben also wieder lecker gefrühstückt und sind dann kurz vor 10 Uhr losgelaufen. Wir wollten den Weg zur Kaffeefarm nämlich spazieren. Wir hatten zwar etwas Muskelkater von gestern, aber die letzten Wochen sind wir (abgesehen von Tobi’s Wanderung zur Ciudad Perdida) einfach nicht so viel gelaufen wie sonst üblich. Der Spaziergang war richtig schön und wir haben die frische Luft wieder sehr genossen. Leider führte der Weg immer weiter den Hügel hinunter. Wir wussten schon, was uns nach der Tour erwarten wird……Hab ich schon mal erwähnt, dass ich bergauf laufen extrem toll finde??? *nicht*
Auf der Farm angekommen ging es dann schon bald los. Unser Guide Juan hat uns und die anderen Teilnehmern (4 aus Holland und 2 aus Deutschland) begrüsst und schon ging es los. Wir haben Sammelkörbchen bekommen und wurden zu den Kaffeesträucher gebracht. Wir sollten nur ganz Rote und Gelbe pflücken. Gar nicht so einfach, da aktuell nicht Saison ist und es fast keine mehr zu finden gab. Aber es hat trotzdem richtig Spass gemacht. Juan erklärte uns, dass ein Profi rund 2-3 Minuten benötigt um das Körbchen zu füllen und somit 2 Kilo zu pflücken. Die Pflücker werden per Kilo bezahlt und erhalten pro Kilo rund 20 Cents. Es ist eine sehr harte Arbeit für wenig Geld und vor allem gibt es nur 2 Zeitspannen, wo richtig geerntet werden kann. Es sind also alles Saisonarbeiter. Eine Kaffeepflanze braucht übrigens nur 3-4 Jahre, bevor die ersten Kaffeeblüten entstehen. Pro Jahr blühen die Sträucher einmal. Nach rund 20 Jahren nimmt die Qualität der Früchte laufend ab und nach 30 Jahren wird die Pflanze meistens ersetzt. Ein Strauch wirft jährlich rund 4-8 Kilogramm Kaffeebohnen ab. Für eine Tasse Kaffe braucht es übrigens 80 Kaffeebohnen. Nach dem Pflücken werden die Schalen mit einer Maschine entfernt. Pro Frucht sind 2 Kaffeebohnen drin. Es gibt auch spezielle Früchte mit nur einer Bohne. Die werden anschliessend von Hand verlesen, haben mehr Aromastoffe und der Kaffee kostet am Schluss deshalb auch mehr. Ob die Pflücker dafür mehr Geld bekommen, bezweifle ich. Nachdem die Kaffeebohnen gewaschen wurden, werden sie getrocknet. Dazu gibt es verschiedene Techniken. Entweder man legt sie auf Holzbretter in eine Art Gewächshaus und lässt sie dort für 1-3 Wochen trocknen oder aber man legt sie über einen Ofen und dann sind sie bereits nach 1-2 Tage trocken. Der Ofen wird übrigens nicht etwa mit Holz, Kohle oder Gas beheizt sondern mit Schalen von Kaffee. So wird vermieden, dass ein anderes Aroma während des Trocknungsprozesses in den Kaffee gelangt. Nach dem Trocknen werden die Bohnen dann geröstet. Je nach Sorte des Kaffees dauert der Röstprozess länger oder kürzer. Den Kaffee, den wir heute gesehen haben, brauchte 12 Minuten. Witziger Nebenfact: Die Kolumbianer produzieren am drittmeisten Kaffee auf der ganzen Welt (1. Brasilien, 2. Vietnam , 3. Kolumbien, 4. Indonesien, 5. Äthiopien), jedoch aber gibt es in Kolumbien keine wirkliche Kaffeekultur. Die Kolumbianer trinken gar nicht viel Kaffee und wenn dann nicht denn sehr Guten. 90% des Kaffee’s wird nämlich exportiert.
Nach dem vielen Zuhören ging es dann natürlich auch zum Zubereitungsprozess und zum Degustieren. Wir haben gelernt, welche Mahlgrade, welche Sorten und welche Zubereitungsarten es gibt. Anschliessend haben wir die Bohnen von Hand gemahlen, dann mit Wasser aufgegossen und dann konnten wir endlich probieren. Der Kaffee schmeckte ganz anders als wir den gewöhnt sind. Er war überhaupt nicht bitter, für meinen Geschmack aber auch zu wenig stark. Eigentlich komisch, denn den bisherigen Kaffee, den wir unterwegs hatten, war meistens ziemlich stark. Nach der Tour haben wir dann noch im Hauseigenen Café etwas bestellt und mit einer Sicht über das Tal den Kaffee genossen, bevor wir uns auf den Rückweg begaben. Was soll ich sagen? Es ging bergauf und ab der Mitte hat es auch noch angefangen zu regnen. Nichtsdestotrotz hatten wir einen wunderschönen Ausflug und haben es sehr genossen. Am Abend ging es dann nur kurz zum Abendessen und wieder zurück. Wir sind etwas hinterher mit unserem Blog und haben uns vorgenommen, noch etwas daran zu arbeiten.
Heute ist bereits wieder Reisetag. Unsere Zeit in Salento ist vorbei und auf geht es zu unserer letzten Destination in Kolumbien. Für das, dass Kolumbien eigentlich gar nicht auf unserem Plan stand, sind wir jetzt doch schon ganz schön lange hier. Wir sind also aufgestanden, haben kurz gefrühstückt (übrigens zum ersten Mal mit Sonnenschein in Salento – super Planung….) und dann sind wir mit unseren Rucksäcken zum Bus. Heute für uns eine Premiere. Wir haben mal keine Tickets vorab gekauft und haben auch keine Ahnung, wann die Busse genau fahren. Wir vertrauen einfach der Tatsache, dass es schon irgendwie klappen wird. Und was soll ich berichten? Wir kamen am Busterminal an (klingt grösser als es wirklich ist in so einem kleinen Dorf), 2 ältere Herren haben gefragt, wohin die Reise gehen soll und 10 Minuten später ist unser Bus losgefahren 😉 Wir müssen, um nach Cali zu kommen, zuerst nach Armenia, dort in einen neuen Bus steigen (wir haben auch für diesen noch keine Tickets) und der bringt uns dann in ca. 3 Stunden nach Cali. Also eigentlich eher ein kurzer Reisetag. Die Fahrt nach Armenia war dann auch kurz und schmerzlos. Es war einigermassen gemütlich und wir sind gut durchgekommen. Am Busterminal angekommen haben wir unsere Rucksäcke geschnappt und sind einfach mal zu den Verkaufsständen gelaufen. Es dauerte keine Minute und ein junger Herr fragte, ob wir nach Cali wollen. Perfekt, ja wollen wir. Wann fährt der nächste Bus und was kostet es? In 20 Minuten und für COP 70’000 sind wir Beide dabei. Klingt super! Busanbieter kannten wir zu dem Zeitpunkt nicht und somit wussten wir auch nicht, was für ein Bus es sein wird. Lustig, vor 4 Wochen hätten wir uns das noch nicht getraut. So schnell verändert man sich auf Reisen, wenn man sich etwas besser auskennt im Land. Wir haben die Tickets bezahlt, sind durch die Sicherheitskontrolle und da stand auch bereits der Bus. Ok, eher klein, aber sah nett aus. Auch der Chauffeur, der unser Gepäck hinten verstaute war sehr freundlich. Uff, aber die Sitzreihen im Bus waren doch etwas sehr eng. Ich glaube, Tobi war sehr froh, dass wir keine 17-Stunden-Fahrt vor uns hatten 😉 Und was leider noch dazukam war unser Sitznachbar. Der hatte ein Organ und der wusste auch viel zu erzählen. Er hat uns zugetextet ohne Punkt und Komma. In solchen Situation können wir plötzlich gar kein Spanisch mehr und stellen uns voll ein auf Touri-Sein. Hat ihn wenig interessiert und er hat einfach weiter erzählt. Irgendwann habe ich dann einfach meine Kopfhörer reingetan und habe angefangen meine Netflix-Serie weiterzuschauen. Mir war sein Gelabber einfach zu viel. Tobi hatte da mehr Geduld. Aber er war auf jeden Fall auch froh, als wir dann nach 3 Stunden in Cali angekommen sind und er ausgestiegen ist. Dort am Busterminal haben wir dann noch kurz unsere Weiterreise in 3 Tagen organisiert. Wir haben uns bereits einen Bus nach Ipiales (Grenzstadt zu Ecuador) ausgesucht, aber wir haben es auch nach mehreren Versuchen nicht geschafft, unsere Tickets online zu buchen. Auf der einen Homepage konnten wir unsere Personalien nie speichern und auf der Anderen musste man sein Ausweisdokument angeben, aber «Passport» stand nicht zur Auswahl. Somit konnten wir einfach nicht buchen. Also haben wir das gleich am Busterminal von Cali gemacht und haben glaube ich, die letzten 2 Plätze im Bus ergattern können. Nochmal Glück gehabt. Obwohl, wir hocken in der hintersten Reihe und das bekommt mir oftmals nicht so gut, wenn es so viele Kurven hat. Naja, sind wir gespannt, wie es gehen wird. Mit den Tickets im Gepäck haben wir uns ein Uber bestellt, welcher uns dann zum Hotel gefahren hat. Wir haben uns für eines in der Altstadt von Cali entschieden und wir müssen sagen: es war eine sehr gute Wahl. Wir haben ein wunderschönes und grosses Zimmer, Warmwasser (was übrigens in Kolumbien eher eine Seltenheit ist) und es ist sehr sauber. Den restlichen Nachmittag haben wir noch genutzt einen leckeren Kaffee zu trinken und endlich mal wieder Tobi’s Haare zu schneiden. Nach einem kurzen Abendessen sind wir dann wieder zurück in’s Hotel um die Blogbeiträge (mittlerweile arbeitet jeder an einem) weiter zubearbeiten.
Den ersten Tag in Cali haben wir komplett entspannt angehen lassen. Wir haben mal wieder, seit Wochen das erste Mal, ohne Wecker geschlafen. Tja, wir sind wohl nicht mehr die Jüngsten, denn wir waren bereits vor 6 Uhr morgens beide wach. Wir haben es dann aber genossen, einfach noch im Bett zu bleiben. Frühstück gab es sowieso erst ab 8 Uhr am Sonntag. Und wow, das hatte es in sich. Wir konnten aussuchen aus verschiedenen Eiern, Waffeln, Brot, Muffins und dazu gab es Früchte, Fruchtsaft und einen sehr leckeren Kaffee. Wir haben fürstlich gespiesen. Den restlichen Tag haben wir dann für die Planung der bevorstehenden Grenzüberquerung und die Bearbeitung unseres Blogs genutzt. Wir möchten da endlich fertig werden respektive à jour sein. Zudem haben wir noch mit Zuhause telefoniert. Hat auch sehr gut getan und wir haben wieder viele Neuigkeiten erfahren 😉 Am nächsten Tag haben wir uns etwas aufgeteilt. Ich (Corinne) hatte nicht meinen besten Tag und hab beschlossen, diesen eher in Ruhe zu verbringen und Dies und Das zu erledigen. Tobi hatte mehr Motivation und ist alleine losgezogen. Er hat sich für eine Free-Walking-Tour angemeldet und am Abend hat er sich mit Alexandra getroffen. Sie ist eine weitere Freundin von Nathalia und wohnt in Cali. Aber am besten berichtet er gleich selbst davon:
Ich hatte mich für die Free Walking Tour recht spontan entschieden. Irgendwie hatte ich keine Lust die Stadt alleine zu besichtigen, hat mich doch mein Orientierungssinn in der Stadt etwas im Stich gelassen. Daher wollte ich auf Nummer sicher gehen. Ich bin dann frühzeitig mit einem UBER los um an den Treffpunkt in der Nähe der bekannten Kirche Iglesia La Ermita zu kommen. Dort sollte eigentlich ein Herr mit roter Mütze warten. Komisch, da waren zwar viele Menschen, aber keiner mit roter Mütze. Irgendwann hab ich eine WhatsApp bekommen mit einem Bild von einem Herrn, es war der Tour Guide. Leider hatte er seine Mütze vergessen und hat uns auf diesem Weg gezeigt, wie er aussieht. Hat nicht jeder verstanden, aber nachdem immer mehr Menschen um den Herrn herumgestanden sind, haben es andere Wartende auch begriffen. 🙂 Die Tour begann mit der Geschichte der Kirche Iglesia La Ermita. Diese Kirche wurde nach einem schweren Erdbeben eben an jener Stelle gebaut. Davor war an gleicher Stelle bereits eine kleine Kirche, welche aber vollkommen zerstört wurde. In der ehemaligen Kirche war aber ein grosses Gemälde, welches auf wundersame Weise erhalten blieb. Dies wurde als Zeichen erkannt und es sollte dort eine neue und grosse Kirche entstehen. Als Vorbild für die Kirche wurde nicht irgendeine Kirche genommen, sondern der Dom von Ulm. Einfach ein paar Nummern kleiner, aber im selben Stil. Ob das jetzt so hingehauen hat, kann ich gar nicht sagen. Ich habe den Dom in Ulm erst einmal gesehen und das ist auch schon 15 Jahre her. 🙂 Aber ich glaube dem Guide einfach mal. Den ersten Stop nach der Kirche machten wir direkt auf dem Platz hinter der Kirche. Dort gab es einen grossen Platz mit einigen Bäumen und Sträuchern und auf dem Platz verteilt standen ein paar Sonnenschirme. Unter den Sonnenschirmen gab es einen Schreibtisch mit einer Nummer, dazu zwei Stühle und auf jedem Tisch eine sehr alte Schreibmaschine. Ich konnte das erst nicht richtig zuordnen, wurde dann aber recht schnell schlau. Das waren offizielle Personen, an welche man sich wenden kann, wenn man ein bürokratisches Anliegen hat. Diese Personen helfen dann, Dokumente, wie Steuererklärungen auszufüllen, oder wenn man ein Haus verkaufen mag, usw. Ich fand das noch recht lustig, aber die Menschen sind sehr froh darüber, können doch nicht alle lesen und schreiben bzw. haben auch nicht das Verständnis. Die Personen, die hier hier Büro haben, müssen dafür in einer Art Verein sein, wofür sie einen Beitrag bezahlen müssen. Dann dürfen sie auf dem Platz Ihre Dienste anbieten und arbeiten. Ich finde das einfach super. Die Schreibmaschinen waren heftig im Einsatz benötigt man hier doch noch viele Dokumente mit einem Durchschlag. 🙂 Danach sind wir dann weiter durch die Stadt gelaufen und haben diverse Parks und Gebäude gesehen. Das Tolle an den Touren ist immer, dass man auch gleich Infos bekommt, wo es in der Stadt sicher ist und welche Regionen man meiden soll oder auch welche Parks ab Anbruch der Dunkelheit nicht mehr so sicher zu besuchen sind. Das macht das Leben doch irgendwie einfacher. Wir sind dann weiter zu einem typischen Strassenverkäufer. Dort konnten wir wieder lokale Sachen probieren. Dieses Mal eine Art Marshmallow sprich eine Art Schaumzuckerware aus Zucker, Eischnee und Geliermittel. Und dieses Geliermittel besteht hier zu 100% aus Kuh. Daher das Ganze für Vegetarier oder Veganer ungeeignet. Ich habe es probiert und es schmeckte nach nicht nach viel, war aber recht süss. Danach gab es noch einen Keks, welcher etwas trocken war, aber sonst ganz lecker. Als Nachtisch konnte man eine Frucht probieren, welche geschält wurde und dann mit Salz und Limettensaft übergossen wurde. Eine eher komische Kombination, weshalb ich mich erstmal zurückgehalten habe. Die Frucht wirkte eher trocken und hölzern und erinnerte eher an eine Süsskartoffel oder einen Kürbis. Ich habe dann doch meine Finger davon gelassen, das war mir nicht geheuer. 🙂 Schon toll solche Touren. 🙂 Weiter ging es dann in den historischen Teil der Stadt, mit vielen Museen und zum kulturellen Teil mit all den tollen Theatern. Hier wirkte die Stadt ganz anders und war richtig schön. Cali ist tatsächlich eine recht kulturelle Stadt und hat über das Jahr diverse Festivals und andere Events zu bieten. Vor allem zwischen Weihnachten und Silvester ist so richtig was los. Dann findet eine Art Karnevals mit viel Tanz, Musik und Alkohol statt.
Danach ging es in eine alte Werkstatt in welcher Plakate gedruckt werden. Und das in sehr altertümlichen Verfahren, nämlich noch richtig mit Druckplatten wie zu Gutenbergs Zeiten. Die Maschinen waren sehr alt und kommen aus Europa. In Cali ist es verboten neuartige Plakate zu drucken, ausser man macht das in diesem alten Verfahren und auf Papier, welches einen sehr hohen Anteil an Zuckerrohr haben muss, damit es umweltfreundlich ist. Dabei haben wir auch erfahren, dass die Region Cali sehr bekannt für den Anbau von Zurckerrohr ist. Es war sehr spannend diese alte Technik zu sehen und auch die Plakate sehen nachher extrem cool aus. Irgendwie sehr modern aber doch auf alt gemacht.
Damit war die Tour dann auch schon wieder um und wir haben uns vom Guide verabschiedet. Es war wirklich wieder super und sehr zu empfehlen. Leider endete die Tour nicht da wo sie begonnen hat, was ich eigentlich dachte, sondern im Stadtteil San Antonio. Das war auf der einen Seite gut, denn dort hatten wir unser Hotel, auf der anderen Seite schlecht, weil ich mich noch an der Kirche für einen Drink verabredet hatte. Jetzt was tun? Zum Glück konnte ich das alles noch regeln und ich habe Alexandra ganz in der Nähe von unserem Hotel treffen können. Alexandra ist ebenfalls eine Freundin von meiner Spanischlehrerin Nathalia und wohnt seit einigen Jahren in Cali. Ich wollte mir die Chance nicht entgehen lassen mehr über die Stadt und das Leben hier zu erfahren. Vor allem wie sich das Thema Sicherheit in den letzten Jahren hier verändert hat. War doch nach dem Tod von Pablo Escobar das Cali-Kartell das grösste und gefährlichste Kartell in Kolumbien. Entsprechend gab es auch hier viel Gewalt und Tote. Alexandra und ich haben in einem typisch kolumbianischen Lokal noch etwas gegessen, sehr leckere Shrimps in Kokossauce mit Reis und Plantain. Danach sind wir noch in eine Bar auf einen Drink. Es war super und sehr interessant all die Geschichten aus erster Hand zu erfahren. Nochmals vielen Dank an Alexandra!!!
Am nächsten Morgen sah die Welt schon etwas besser aus und ich (Corinne) hatte etwas mehr Lust die Welt zu erkunden. Wir haben wieder mal herrlich gefrühstückt, haben unsere abgegebene Wäsche von der Wäscherei abgeholt und unsere Rucksäcke gepackt. Heute Abend geht es nämlich für uns auf eine grosse Reiseetappe. Der Bus fährt jedoch erst um 20 Uhr los und somit haben wir den ganzen Tag noch frei. Dies ein weiterer Vorteil, wenn man mit dem Bus reist und nicht mit dem Flugzeug. Günstiger, umweltschonender, Busterminal ist meistens in der Stadt und kommt man schnell und günstig hin und man muss keine 3 Stunden vor Abflug vor Ort sein. Unsere Rucksäcke konnten wir den ganzen Tag an der Rezeption des Hotels stehen lassen, was für uns natürlich Luxus war. Also sind wir zu Fuss losgezogen. Ehrlich gesagt hatten wir kein grosses Ziel. Alexandra hat Tobi gestern noch ein paar schöne Sachen empfohlen und da wollten wir einfach hinschlendern. Es war eher die Lust auf einen ausgiebigen Spaziergang, vor allem weil wir auch wussten, dass wir danach rund 20 Stunden in Bussen verbringen werden. Wir sind zum «Katzenpark» gelaufen. Dieser befindet sich am Rio Cali und es sind diverse Katzenskulpturen ausgestellt. Sieht echt mega härzig aus und mittlerweile verstehen wir auch Plus/Minus die in Spanisch geschriebenen Erklärungstafeln. Wir sind dann weiter am Fluss entlang gelaufen und haben immer wieder gestaunt, wie grün es auch in dieser Stadt ist. Und auch wie viele Stadt-Mitarbeiter sich um die Pflege kümmern. Die Anlagen der Städte sind immer sehr sauber und werden ordentlich gepflegt. Bei den Privatgrundstücken ist dies leider immer so eine andere Sache… Als wir plötzlich um ein Eck kamen sahen wir noch die Christus-Statue von Cali. Sie sieht ähnlich aus wie die Bekannte in Brasilien. Jeder hat uns gesagt, dass wir da unbedingt hin müssen, wenn wir in Cali sind. Auf der Walking-Tour hat Tobi aber herausgefunden, dass die Statue aktuell geschlossen sei. Ebenso sei es etwas blöd, weil viele Uber- und Taxifahrer da nicht gerne hochfahren. So kann es sein, dass man da oben ist und kein Taxi oder Uber mehr bekommt für den Rückweg. Irgendwie hatten wir am heutigen Tag keine Lust auf Abenteuer oder Chaos, wir wollten es einfach ruhig angehen lassen. Also haben wir aus der Ferne Bilder gemacht von der Statue und waren damit auch zufrieden. Irgendwie hat uns Cali gesamt nicht ganz so in den Bann gezogen wie die anderen Städte. Wir können es uns auch nicht richtig erklären. Ich für meinen Teil bin gedanklich auch glaube ich einfach durch mit dem Land. Ich mag weiterziehen. Kolumbien hat mir gefallen, aber ich denke immer öfters an die nächsten Stationen. Und ja es klingt doof, wir haben noch 9 Monate vor uns, aber ich bekomm schon langsam Panik, dass wir nicht genügend Zeit haben um alles zu sehen. Zurück zu unserem Ausflug (ihr merkt schon, ich schweife immer wieder ab). Wir sind an der anderen Flussseite wieder langsam zurück geschlendert und merkten auch wieder mal, wie sehr sich das Wetter zu Salento verändert hat. In Cali ist es wieder richtig warm (rund 27 Grad hatten wir). Im Gegensatz zur Karibikküste war es dafür nicht ganz so drückend und auch nicht so feucht. Es war richtig angenehm und wir haben die ganzen Sonnenstrahlen richtig aufgezogen. Angekommen am Bulevar del Rio haben wir ein tolles Café gefunden und uns erstmal gestärkt 😉 Zum Abschluss sind wir dann noch zum Parque Simon Bolivar, zur Iglesia La Ermita und zur Plazoleta Jaira Varela gelaufen. Es war schlussendlich ein wunderschöner Spaziergang mit rund 15’000 Schritten 😉
Neben unserem Hotel haben wir dann noch ein tolles Restaurant gefunden. Es war ein syrisches/italienisches Fusion-Restaurant. Wir hatten herrlichen Humus und danach eine Art Pizza. So waren wir für die bevorstehende Reise super gestärkt. Wir haben im Hotel unsere Rucksäcke geholt und sind mit dem Uber zum Busterminal gefahren. Dort hat Tobi noch erfolgreich unsere Tickets umgetauscht. Als wir diese vor 3 Tagen direkt beim Busanbieter gekauft haben, haben Sie uns Plätze für die hintersten Reihen verkauft (gleich neben dem WC) mit der Mitteilung, dass dies die einzigen freien wären. Sonst haben wir immer im Internet gebucht, aber dieses Mal wollte es einfach nicht klappen, weil wir das Formular mit der Passnummer nicht korrekt ausfüllen konnten. Was haben wir Zeit und Nerven verbraucht wegen diesen Tickets. Und in einem 12 Stunden Overnight-Bus will man einfach nicht neben dem WC sein, da hatte Tobi schon recht. Er ist dann nochmals zum Schalter und mit etwas Druck aufbauen hat es plötzlich geklappt und wir bekamen unsere Wunschsitze in Reihe 3. Hat Tobi super gemacht! Um kurz vor 20 Uhr ging dann das Boarding los und anhand der Deuter-Rucksäcke haben wir noch ein weiteres Paar aus Deutschland gesichtet. 99% aller Reisenden mit Deuter-Rucksäcken kommen aus Deutschland 😉 Witzig, sie sassen gleich hinter uns. Wir aber waren einfach zu müde und wollten nur noch schlafen. Wir wussten, der nächste Tag wird genügend anstrengend, wir müssen versuchen, wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Hat auch mehr oder weniger geklappt. Ich glaub, Tobi hat relativ schnell geschlafen. Ich hatte etwas Mühe mit dem Fahrstil vom ersten Fahrer. Er fuhr doch sehr ruckartig und es ging gefühlt immer hoch und runter und so bin ich immer wieder von meinem Sitz hin und hergerutscht. Und wenn man sich überall versucht festzuhalten, dann findet man einfach keinen Schlaf. Zwischendurch hat es mich immer mal wieder für kurze Zeit genommen. Wir müssen aber sagen, im Grossen und Ganzen war die Fahrt sehr gut. Es war ruhig und es kamen nicht ständig Verkäufer rein. Auch hielt der Bus nur ganz selten und es stiegen keine neuen Leute ein oder Leute aus. Nur einmal um glaub 4 Uhr am Morgen war ein offizieller Halt in Pasto. Tobi hat mich ganz aufgeregt geweckt, weil er verstanden hat, dass es eine Polizeikontrolle gibt und wir die Pässe zeigen müssen. Einen kurzen Blick später auf Google Maps sahen wir dann, dass wir in Pasto sind und hier eine Haltestelle ist. Also nochmals Glück gehabt, wir können weiterschlafen. Haben wir auch gemacht. Das Nächste an was ich mich erinnere war eine laute Stimme mit «Ipiales»! Uff was, da müssen wir raus. Endstation. Einen Blick auf die Uhr zeigte, es war erst 6:50 Uhr und somit sind wir über eine Stunde zu früh am Ziel. Ok, auch nicht schlecht. Bei der ersten Bewegung merkte ich schon, wie ich komplett durchgefroren war. Komisch, die Klimaanlage lief schon, aber so stark auch wieder nicht. Einen kurzen Blick nach draussen zeigte dann, dass es von aussen kam. Es war bitterkalt (halt gefühlt nach 30 Grad in Cali). Einen weiteren Blick auf den Kompass zeigte dann auch warum. Wir waren tatsächlich über 2’600 m.ü.M. Es war ein wunderschöner Morgen mit Sonnenschein aber halt einfach kalt. Ehrlich gesagt, weiss ich nicht wie kalt. Ich würde jetzt mal schätzen um die 6-8 Grad. Zum Glück hatten wir lange Hosen, einen Pullover und unsere Regenjacke an. Andere Reisende waren da weniger gut vorbereitet. Beim Aussteigen haben wir uns noch mit den beiden Deutschen unterhalten. Carmen & Philipp aus München und seit 2 Monaten auf Reisen. Wir haben dann schnell gemerkt, dass wir die gleichen Tagespläne haben und haben uns kurzerhand zusammengeschlossen. Es macht sowieso Spass sich mit anderen Reisenden auszutauschen, es spart aber auch etwas Geld, weil man sich die Taxikosten aufteilen kann. Ebenso konnten wir uns für den bevorstehenden Grenzübergang etwas unterstützen. Von den Beiden haben wir dann auch erfahren, dass es am Busterminal eine gesicherte Gepäckaufbewahrung für nur 3’000 Pesos gab. So konnten wir die Rucksäcke am Terminal lassen und die berühmte Kirche in Ipiales in Ruhe besichtigen. Wir haben uns dann zu Viert ein Collectivo (eine Art Taxi aber Grösser, welches gerne auch von Einheimischen benutzt wird und vor allem deutlich günstiger ist) genommen. Es waren nur rund 15 Minuten und schon waren wir angekommen. Nach ein paar Treppenstufen erblickten wir auch bereits die Santuario de Las Lajas. Eine im gotischen Stil erbaute katholische Kirche und beliebte Pilgerstätte aus dem 18. Jahrhundert. Da es noch vor 8 Uhr war, waren entsprechend wenig Leute vor Ort. Richtig herrlich, richtig ruhig. Wir konnten das gesamte Areal ausgiebig bestaunen und auch viele Fotos ohne grossen Menschenmassen machen. Danach ging es die ganzen Treppen wieder hoch und da merkten wir, dass wir etwas höher sind. Unsere Lungen waren noch nicht ganz so vorbereitet und wir mussten echt stark schnaufen 😉
Nach einer kurzen Fahrt im Collectivo sind wir dann wieder am Busterminal angekommen. Hier hiess es dann Rucksäcke wieder abholen, nochmal ein Collectivo nehmen und ca. 15 Min. ab an die Grenze fahren. Dort kommt dann der spannende Teil der Geschichte. Es geht zu Fuss von Kolumbien über die Landesgrenze nach Ecuador inkl. Ausreise und Einreise. Wie das abgelaufen ist, verraten wir erst im nächsten Blogbeitrag.