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Kanada: Provinz Manitoba & Winnipeg

Geschrieben von Tobi am . Veröffentlicht in .

Nach einer längeren Wartezeit und mit gut 1 Stunde Verspätung hat sich der Zug tatsächlich um ca. 21 Uhr in Edmonton in Bewegung gesetzt. Wir sind wieder in der Economy Class ganz vorne im Zug eingestiegen und dieses Mal hatte es noch weniger Leute, sodass wir wieder eine ganze Reihe mit einem Zweiersitzplatz und einem Viererabteil für uns alleine hatten. Wir sind kaum losgefahren, haben wir bereits das erste Mal wieder gestoppt. Wir glauben, der Schluss des Zuges war sogar noch im Bahnhof von Edmonton. 🙂 Auf dem Kanadischen Schienennetz haben die Güterzüge Vorfahrt und da wir mit einer Verspätung unterwegs sind wurde der ganze Fahrplan durcheinander gewirbelt. Es wird uns die ganze Fahrt über begleiten. Wir müssen immer wieder anhalten und auf einen entgegenkommenden Güterzug warten. Und die Güterzüge sind in Kanada mal so richtig lang. Tobi hat mal 190 Waggons gezählt. Da wartet man also eine gute Zeit lang bis der durch ist und wir weiterfahren konnten. Auch aus einem Zwischenhalt in der Hauptstadt der Provinz Saskatchewan, in Sasketoon, sind wir mitten in der Nacht gut 3 Stunden gestanden. Zum einen wurde der Zug neu getankt und befüllt und zum anderen mussten wir entgegenkommende Züge abwarten. Wir haben dies aber nur teilweise mitbekommen, da wir immer wieder mal geschlafen haben. Und so ging die Fahrt die ganze Nacht und den ganzen Tag weiter. Wenn wir gefahren sind, dann hat er auch oftmals richtig Gas gegeben und der ganze Zug hat ordentlich geschaukelt. Die andere Zeit sind wir irgendwo gestanden und haben gewartet. 🙂 Die Landschaft hat sich auch schnell verändert ausserhalb Edmonton. Wir sind durch die Kanadische Prärie gefahren. Es war flach, viel Grasland und auch viele kleine überschwemmte Abschnitte.

Tiere haben wir vor allem Kühe, Pferde und ab und an mal ein Reh gesehen. Man muss aber dazusagen, dass der Zug bei jedem Übergang, auch wenn das ein noch so kleiner Schotterweg war, 4 Mal gehupt hat . Zuerst zweimal lang, dann ein kurzes Mal und zum Schluss nochmals ein langes Mal. Macht Sinn, vor allem weil viele Überwege keine Abschrankungen hatten oder dergleichen. Wenn man aber in dem Zug sitzt und auch gleich im 2. Waggon hinter der Lok, dann begleitet einen das Gehupe die ganze Fahrt über. Auf dieser Zugfahrt hatten wir leider auch nicht so tolle und witzige Zugbegleiter. So mussten wir die ganze Zeit über mit dem kompletten Licht im Waggon zurechtkommen. In der ersten Etappe haben die Zugbegleiter ja die Lichter mit den Papiertüten abgeklebt, sodass es etwas gedämmt war. Wir haben somit die Nacht durch nicht sehr viel geschlafen. Da wir aber auch noch den ganzen Tag im Zug gesessen sind, haben wir immer wieder mal ein Pfuusi eingelegt. Viel machen konnten wir im Zug ja nicht. Schlafen, Netflixen, Plaudern, aus dem Fenster schauen und natürlich unser Proviant vernichten. Ich kann sagen, wir haben sehr gut eingekauft. Nur Helmer’s (Eva & Jens) haben gefehlt! Mit ihnen sind wir vor Jahren mal mit dem Zug nach Paris gefahren und die anderen Zuggäste waren extremst beieindruckt von unserem Essensbuffet im Zug. 🙂 Dieses Mal gab es keinen Wein sondern eher die rustikale Ausführung. Durch die Nacht durch hat der Lokführer die Verspätung übrigens eingeholt, aufgrund der langen ungeplanten Pause in Sasketoon aber, sind wir dann mit einer Verspätung von rund 3,5 Stunden weitergefahren. Da hat die Zeitverschiebung von einer Stunde auch nicht mehr geholfen. Die Verspätung blieb bis zum Schluss. Wir sind somit erst um 00:30 Uhr in Winnipeg eingefahren anstatt der geplanten Ankunftszeit von 22 Uhr. Ärgerlicherweise kam dann noch dazu, dass die Lok zuerst wieder mit Diesel betankt wurde, bevor die Passagiere aussteigen durften. Dies dauerte dann nochmals 30 Minuten. Tja und was sollen wir berichten, als wir dann endlich aussteigen durften, war unser Gepäck immer noch im Zug und es dauerte weitere 20 Minuten bis wir unser Gepäck hatten. Es war dann mittlerweile kurz vor halb 2 und wir sind zu Fuss zu unserer Unterkunft aufgebrochen. Zum Glück war es sehr nah beim Bahnhof und bereits bei der Einfahrt haben wir das Gebäude gesehen. Spannend wurde es dann, ob wir auch reinkamen. Unser AirBnB-Host hat uns freundlicherweise den Schlüssel beim Nachtportier deponiert und der war zum Glück auch wach und aufmerksam und hat uns die Türen geöffnet und den Schlüssel übergeben. Und dann ging es um kurz vor 2 Uhr in den Aufzug in den 24. Stock!!! Wir schlossen die Türe auf und waren im Paradies. Eine extrem toll eingerichtete 2-Zimmerwohnung mit grossen Fenstern und extrem schönen Ausblick auf die Stadt hat uns erwartet. Grandios!!! Unten war der Fluss (eigentlich beide Flüsse) sichtbar und von weitem hörte man die einfahrenden Güterzüge. Wir fühlten uns etwas wie damals in unserem Zuhause in Solothurn. Ok, nicht der 24. Stock und auch nicht so eine grosse Stadt, aber wir hatten eine Wohnung an einem Fluss und hörten die Züge. 🙂 Wir sind dann völlig übermüdet in’s Bett und haben mal ordentlich ausgeschlafen.

Am nächsten Morgen, mittlerweile Montag, sind wir somit etwas später in den Tag gestartet. Und danach ging es zuerst zu unserem Barista des Vertrauens ein paar Blocks weiter. Wir brauchten dringend Kaffee, fühlten wir uns doch sehr gerädert. Erstens hat die ganze Nacht das Bett wie im Zug geschaukelt und irgendwie stecken wir so eine Zugreise mit unseren (fast) 40 Lenzen nicht mehr ganz so easy weg. Heute ist in Kanada übrigens Victoria Day. Es ist ein gesetzlicher Feiertag in Manitoba und viele Geschäfte waren geschlossen. Es fühlte sich ehrlich gesagt einfach wie ein Sonntag in der Schweiz an. Und was für ein Sonntag…..mit Prachtwetter. Wir sind seit langem zum ersten Mal wieder ohne Jacke unterwegs. Herrlich!!! Nach der Kaffeepause sind wir dann Richtung Regierungsviertel aufgebrochen. Auch hier sind wir wieder dem Fluss, diesem Mal dem Assiniboine River entlang gelaufen. Der Riverwalk war leider nicht begehbar, war dieser doch deutlich überschwemmt. Dies scheint aber hier normal zu sein.

Wir sind dann gegen Mittag zum Safeway gelaufen und haben die ersten Dinge eingekauft. Wir haben ja wieder eine voll ausgestattete Wohnung und können somit selber kochen. Dieses Mal auch mit Ofen, da können wir uns also austoben. Die Einkäufe danach in der Wohnung verstaut ging es direkt auf den zweiten Spaziergang. Ziel war «The Forks». Dank unserer Hammer-Aussicht aus der Wohnung konnten wir bereits sehen, was uns wo erwartet. Das Ganze ist ein Areal auf einer historische Stätte und Treffpunkt am Zusammenfluss von Red River und Assiniboine River mitten in Winnipeg. The Forks ist 1974 als Nationale Historische Stätte ausgezeichnet worden, da nachgewiesen wurde, dass bereits vor mehr als 6’000 Jahren Menschen an dieser Stelle aktiv waren. Bei diversen Ausgrabungen wurden viele Artefakte entdeckt, die mit der Bisonjagd und dem Fischfang aus der damaligen Zeit in Verbindung stehen. Heute bietet das Areal viele Möglichkeiten zur Erholung, neue bzw. restaurierte Gebäude mit jeder Menge Läden und Restaurants (The Forks Market), sowie einen historischen Hafen.

Für uns war vor allem der Forks Market ein wahres Highlight. Ursprünglich handelte es sich hierbei um zwei nebeneinander liegende grosse Ställe die von konkurrierende Eisenbahngesellschaften betrieben wurden. Diese Pferdeställe wurden durch einen Innenhof und Brücken miteinander verbunden und wurden zu dem, was heute als The Forks Market bekannt ist. Ergänzt wurde das Gebäude mit einem sechsstöckigen Turm, welcher über eine kleine Aussichtsplattform verfügt. Der Markt an sich umfasst zwei Stockwerke mit Läden, die alles von frischem Obst, Brot, Fleisch und Wein über Zigarren bis hin zu Kunsthandwerk und allgemeiner Kunst von 300 lokalen und kanadischen Kunsthandwerkern verkaufen. Seit 2016 gibt es noch eine Food Hall, in welcher diverse kleine Restaurants oder Food Stände ihr Essen verkaufen. So gibt es von Burgern, bis Hot Dogs, Asiatisch und Italienisch, bis Pancake und Kaffee alles was das Herz begehrt. Und alles in einer tollen Atmosphäre. Heute gibt es noch einen tollen Aussenbereich der zum Verweilen einlädt mit vielen Tischen, Springbrunnen und Bühnen. Im Winter gibt es sogar eine Eislaufbahn, etc. Ich glaube hier werden wir uns öfter aufhalten. 🙂 Wir haben dann auch gleich eine Kleinigkeit gegessen und beschlossen erst am Folgetag unsere Küche einzuweihen.

Am Dienstag haben wir ein getrenntes Programm gemacht. Corinne hat ein paar Dinge für das Geschäft erledigt und sich sportlich betätigt. Sie meint es ernst und will wieder mehr joggen gehen, da bietet sich die Lage der Wohnung sehr an. Ich habe es eher mit einem gemütlichen Laufstil gehabt und bin ein wenig spazieren gegangen. Wobei daraus dann doch eine kleine Wanderung mit 6 Std. wurde. Ich bin am Assiniboine River entlang gelaufen mit dem Ziel, den Assiniboine Park, ein riesiger Park mit Zoo, Gewächshausern, Freilufttheater, Spielplätzen und anderen Attraktionen zu erreichen. Wie bereits geschrieben konnte man wegen dem Hochwasser nicht direkt am Fluss laufen, sondern ich musste eher etwas weiter hinten durch die Wohnquartiere laufen. Diese waren aber extrem schön. Alles sehr gepflegte, kleine Häuschen mit sehr schönen Gärten. Die Menschen geben sich hier sehr viel Mühe und gestalten die Strassen sehr schön. Wenn man bedenkt, dass der Sommer doch recht kurz ist hier, ist das schon ein grosser Aufwand. Winnipeg ist nämlich eine der kältesten Städte Kanadas. Durch die zentrale Lage im Landesinneren, also weg vom Meer, erwärmt sich die Region im Sommer schneller als am Meer – und kühlt dafür im Winter wesentlich schneller wieder ab. Deshalb sind hier kalte Winter und heisse Sommer an der Tagesordnung. Es existieren zwar alle vier Jahreszeiten – der Frühling und der Herbst sind jedoch relativ kurz und weniger ausgeprägt. Die Tagestemperatur in Winnipeg beträgt im Jahresdurchschnitt 7.8°C., wobei die höchste Tagestemperatur knapp 26 Grad ist. Insgesamt gibt es aber nur 2 Monate, in denen mehr als 25°C herrschen (Juli und August). Die durchschnittliche Nachttemperatur beträgt hingegen 11 Grad weniger – nämlich schlappe -3,2°C., wobei hier der tiefste Wert -23,2 Grad ist (Januar). Insgesamt gibt es 6 Monate, in denen die Nachttemperatur unter dem Gefrierpunkt liegt – nämlich von November bis April. Wenn man die Tagestemperaturen im Winter anschaut, so sind diese doch auch recht kalt. Von November bis März liegen die Temperaturen auch am Tag immer unter dem Gefrierpunkt. Im Januar sogar bei -13°C., was ich schon recht kalt finde. 🙂 Da muss man sich bestimmt daran gewöhnen. Mit diesem Hintergrund versteht man aber die Menschen auf der Strasse ein wenig besser, welche bei 10°C in kurzen Hosen und T-Shirt durch die Stadt laufen. Irgendwie ist für Kanadier alles über 2°C Sommer und Zeit für kurze Hose und T-Shirt bzw. Flip-Flops. Das sieht für uns immer komisch aus, aber eben: andere Länder, andere Sitten. 🙂
Aber zurück zu meinem Spaziergang. Ich habe es tatsächlich an den Park geschafft und dort den «Englischen Garten» sowie den Skulpturenpfad von Leo Mol besucht. Ausserdem bin ich noch durch die Citizens Hall of Fame gelaufen. Wobei das keine Hall in dem Sinn ist, sondern eine Ausstellung im Freien und die Persönlichkeiten der Stadt werden in Form von Skulpturen dargestellt.

Den Rückweg habe ich dann so gewählt, als dass ich über die Corydon Avenue zurück in die Stadt komme. Diese Avenue wurde im Internet ebenfalls als besuchenswert bezeichnet, was ich aber nicht bestätigen kann. 🙂 Es ist eine grosse Einfahrtsstrasse in die Stadt und erst kurz vor dem Zentrum gibt es ein paar schöne Läden. Ansonsten nichts besonderes und nach der Erfahrung von Edmonton, wo ich ebenfalls dem Tipp zu einer schönen Strasse gefegt bin, werde ich das in Kanada nicht mehr machen. 🙂 Aber egal, ich habe den Weg zurück gefunden und hab doch einige schöne Plätze gesehen. Zurück an der Wohnung haben wir noch zusammen einen Kaffee geholt (Wir haben tatsächlich eine Eisdiele, welche auch Kaffee verkauft, direkt im Haus – was für ein Paradies) und diesen im angrenzenden Park genossen. Den Abend haben wir dann genutzt um zu kochen. Es gab mal wieder Spaghetti Bolognese, was sehr lecker war. 🙂

Am Mittwoch haben wir uns früh aufgemacht um das Canadian Museum of Human Rights zu besichtigen. Das Kanadische Museum für Menschenrechte ist ein Museum, dass von 2008 bis Ende 2012 erbaut wurde am 19. September 2014 eröffnet. Es ist das einzige nationale Museum Kanadas ausserhalb der Hauptstadt Ottawa. Das Museum geht auf die Initiative von Izzy Asper zurück, den Gründer von CanWest. Dies war war ein international tätiger Medienkonzern (teilweise über 11’000 Mitarbeiter) mit zahlreichen Zeitungen, Radiosendern und Fernsehsender in Kanada, den USA, Australien, Grossbritannien und Neuseeland. Der Konzern wurde nach diversen Schwierigkeiten durch Übernahmen und anschliessenden Wiederverkäufen ganzer Sparten im Mai 2013 aufgelöst.
Das Museum wurde nach einen Entwurf von Antoine Predock, ein Architekten aus Albuquerque in New Mexico gebaut. Seine Idee bestand darin, aus den Wurzeln, den unterirdischen Teilen des Museums, in den Turm der Hoffnung aufzusteigen, der zugleich einen Blick auf Winnipeg eröffnet. Schon alleine das Gebäude ist sehr imposant, sowohl von Aussen wie auch von Innen. Es symbolisiert 4 steinerne Wurzeln (Verbundenheit des Menschen mit der Mutter Erde), ist von einer Glaswolke umgeben und wird mit dem Tower of Hope abgeschlossen. Im Innern steigt man von der Dunkelheit via Rampen nach oben bis zum Licht. Es soll die Hoffnungen für Menschenrechtserziehung widerspiegeln. Er liess sich zudem von den Naturlandschaften Kanadas, dem Nordlicht und den First Nations, den Ureinwohnern Kanadas, inspirieren. Der Grundstein für das Museum wurde von Queen Elisabeth II gelegt. Der Grundstein war ein Stein aus der Ruine der St. Mary’s Priory in Runnymede, wo der englische König im Jahr 1215 der Magna Carta zustimmte. Also ein sehr geschichtsträchtiger Grundstein. Es zeigt aber gleichzeitig, welche Bedeutung dieses Museum für Kanada und eigentlich die ganze Welt hat. Wir waren extrem beeindruckt von dem Museum. Schon die Mitarbeiter im Museum sind so freundlich und nett, sprechen einem überall an, erklären die Ausstellungen und helfen, wenn es mal irgendwo Klärungsbedarf gibt. Die gesamte Ausstellung ist sowohl in Englisch wie auch Französisch und in Gebärdensprache aufgebaut. Die einzelnen Bereiche zum Thema Menschenrechte, aber auch Holocaust, Völkermorde in der Ukraine und Armenien haben uns doch sehr zum Nachdenken gebracht. Spannend war zu sehen, wie sich die einzelnen Menschenrechte entwickelt haben. Sprich in welchen Abständen z.B. das Frauenwahlrecht oder die Rechte aus der LGBTQ Bewegung hinzugefügt wurden. Auch die Aufnahme der Rechte von Kindern etc. wurde dargestellt. Eigentlich sind das alles Rechte, welche für Corinne und mich selbstverständlich sind, aber für uns auch erschreckend, wie viele Menschen mit viel Kraft und Risiko dafür kämpfen mussten und immer noch müssen. Wir haben fast den ganzen Tag in dem Museum verbracht und waren danach doch recht geschafft. Die Art des Museums und wie die Thematiken dargestellt werden, ist wirklich beeindruckend und sollte man gesehen haben. Wer Lust hat, kann viele spannende Filme und Storys, welche im Museum gezeigt werden, auch im Internet anschauen. (https://humanrights.ca).

Neben dem Museum gibt es noch die Skulptur «Forever Bicycles» des chinesischen Konzeptkünstler, Bildhauer, Kurator und Menschenrechtlers Ai Weiwei. Die 30 Fuss hohe Skulptur ist kaum zu übersehen und wirklich ein Highlight. Sie besteht aus 1.254 Fahrrädern, die den Fahrrädern der Shanghai Forever Co. ähneln, die in Ais Kindheit die Strassen Chinas bevölkerten. Ai verwendet häufig Themen der Menschenrechte und die Notlage von Flüchtlingen als Inspiration für seine Kunst und auch für seinen Aktivismus – er hat die Haltung der chinesischen Regierung zu Demokratie und Menschenrechten offen kritisiert -, so dass es nur passend ist, dass Forever Bicycles vor dem Hintergrund des Museums hier gezeigt wird. Die unbeweglichen Fahrräder sollen dabei den Verlust der Freiheit symbolisieren. Auch die Wiederholbarkeit und Grösse der Installation hat eine Bedeutung: Sie steht für die Massenproduktion, den Grundstein der chinesischen Fertigungsindustrie. Das Problem der Skulptur ist einfach, sie ist verdammt schwer zu fotografieren, da immer die falschen Punkte «scharf» gestellt werden. 🙂

Wir haben den Tag dann in The Forks ausklingen lassen und dort noch eine Kleinigkeit gegessen.

Am Donnerstag war eigentlich wieder Sonne angesagt. Da es am Morgen aber doch recht bewölkt war, haben wir beschlossen, erst ein paar Sachen (Blog schreiben, Arbeiten, etc.) daheim zu erledigen und erst am Nachmittag loszuziehen. Es hat uns zur Saint Boniface Cathedral, welche nur ein paar hundert Meter entfernt unserer Wohnung liegt, gezogen.

Die Kathedrale hat eine lange Geschichte und die Ursprünge der Kirche gehen auf die Jahre um 1818 zurück. In den nachfolgenden Jahren gab es immer wieder Erweiterungen bzw. Neubauten nachdem die Kirche teilweise zerstört wurde. Am 22. Juli 1968 wurde die Kathedrale letztmals bei einem Brand schwer beschädigt. Grosse Teile davon wurden zerstört, nur die Fassade, die Sakristei und die Mauern der alten Kirche blieben erhalten. Deshalb wurde 1972 hinter der Fassade von 1906 eine neue, kleinere Kathedrale von Étienne Gaboury und Denis Lussier unter Verwendung der alten Mauern errichtet. 1994 wurde das Gebäude in die Liste der Historischen Stätten Kanadas aufgenommen.

Danach ging es zur weiteren Recherche für meinen Blog zum Thema Beer around the world nochmal in den Forks Market um dann den Tag bei einem leckeren Nachtessen zu beenden. Am Abend stand ein nächstes Spiel zwischen den Oilers und den Flames aus Calgary auf dem Programm, welches wir uns nicht entgehen lassen wollten. Leider haben wir in der Wohnung keinen Kabelempfang, aber zu was gibt es Internet und Live Ticker. 🙂 Sind wir mal gespannt wie der Abend verläuft…

Am Freitag bin ich am Vormittag noch alleine auf eine kleine Runde entlang des Red-Rivers. Ich hatte gelesen, dass der Whittier Park noch recht schön sein soll und das wollte ich mir dann doch noch anschauen. Zumal es zum Wochenende wieder Regen geben soll, wollte ich die Sonne nochmal ausnutzen. Es war auch ein richtig schöner Spaziergang, auch wenn der Park jetzt nicht ein wahres Highlight war. Aber es ist schon krass, wie schnell man auch hier einfach wieder in der Natur ist, obwohl man gerade mal ein paar Minuten von Downtown aus gelaufen ist. Auf dem Weg zum Park habe ich mir noch den Nachbau der alten Stadtmauer, eine riesige Wand aus Stahl, sowie die Bahnhof angeschaut. Der Bahnhof ist noch lustig, weil eben nur 4 oder 5 Züge die Woche ankommen mit Passagieren. Und da heute kein Zug angekommen ist, ist das Ganze eher wie ausgestorben.

Am Nachmittag wollten wir gemeinsam nochmal ein wenig in der Stadt erleben und haben uns in den Exchange District aufgemacht, welcher für sein grosses Kulturangebot bekannt ist. Hier gibt es Ballett- und Opernaufführungen in der Centennial Concert Hall, Theaterstücke im Royal Manitoba Theatre Centre und interaktive Ausstellungen sowie ein Planetarium im Manitoba Museum. Boutiquen und internationale Restaurants und Bars sammeln sich um die King Street und die Arthur Street und ziehen vor allem junge Berufstätige in diesen District. Uns haben vor allem die etwas älteren Gebäude interessiert, welche teilweise noch recht grosse Werbebotschaften an den Wänden hatten.

Der District war wirklich sehr schön, aber doch recht wenig los. Wir haben dann nur in einem Imbiss das inoffizielle Nationalgericht von Kanada, Poutine, probiert. Das sind eigentlich nur Pommes mit ein paar Stücken ganz weichen Käse darin, der schmeckt nach nichts, quietscht aber wenn man darauf beisst und dann das Ganze mit einer Sauce getränkt. 🙂 Klingt eher seltsam und ich muss sagen, ist es auch… 🙂 Wir haben uns eine kleine Portion geteilt und sind dann lieber nochmal in die Forks für ein gemütliches Bier und einen Snack. Das war dann doch deutlich besser.

Und zum Abschluss des Tages noch einen Nachtrag zum Vortag. Das Spiel im Eishockey war für Edmonton Oilers ein voller Erfolg. Das Team hat gegen Calgary Flames nun 4 mal gewonnen und ist damit der Sieger in dieser Runde. Das Team geht damit in das Conference-Finale und hat damit weiter die Chance in das Stanley Cup Finale einzuziehen. Für uns jetzt noch recht spannend und wir werden das sicher weiter verfolgen.

Am Samstag haben wir einen Tag der bunten Sträusse eingelegt. Wir haben etwas gearbeitet, unsere Flüge nach Mexiko gebucht, unsere Reisebuchhaltung (ja – auch das muss sein) erledigt, waren ein wenig spazieren, haben ein leckeres Frühstück eingeworfen, nochmals Wäsche gewaschen und den Tag genossen. Das Wetter war tatsächlich nicht ganz so schön und so war das eigentlich ein sehr erfolgreicher Tag. Wir sind nochmal kurz in die Stadt um noch das Gebäude der Kunstgalerie anzuschauen, welches noch recht schön ist. Ausserdem sind wir am Abend noch eine Kleinigkeit Essen gegangen und haben unsere Rucksäcke für Sonntag schon mal ein wenig vorbereitet. Ich wollte doch nochmal alles ein wenig durchschauen, ob ich tatsächlich noch alles benötige. Der Rucksack ist doch noch immer recht schwer und langsam kommt ja der Frühling. Ich habe daher beschlossen, mich von ein paar warmen Klamotten zu trennen. Schweren Herzens und mit der Ungewissheit ob es in Toronto nicht doch nochmal kühl wird… 🙂 Sind wir mal gespannt.

Der Sonntag war dann wieder ein Tag des Wartens. Wir mussten bis um 12 Uhr unser AirBnB räumen und unser Zug fährt erst um 23:30 Uhr, wenn alles nach Plan läuft. Damit haben wir doch recht viel Zeit, aber müssen eben auch schauen, wohin mit unserem Gepäck. Alles mit in die Stadt tragen usw. macht wirklich keinen Sinn und vor allem keinen Spass. Wir haben es dann aber geschafft, unser Gepäck am Bahnhof zwischenzulagern und sind nur mit unseren kleinen Rucksäcken bewaffnet nochmal los. Und mein Rucksack war tatsächlich 2 Pfund leichter als bei der Fahrt von Edmonton. 🙂 War also noch nicht abschliessend erfolgreich mit aussortieren. Wir konnten das Gepäck am Ticketschalter aufgeben, der hat am Sonntag immerhin von 10 Uhr bis 13 Uhr geöffnet. Sind immerhin 3 Std. mehr als am Do. / Fr. & Sa. Da ist nämlich komplett geschlossen… 🙂 Wie gesagt, ein eher ungewohnter, aber trotzdem schöner Bahnhof. Wir haben uns dann im Forks Market einen Platz gesucht und dort noch ein wenig an unseren Notebooks gearbeitet und z.B. an diesem Blog geschrieben. Das Wetter war auch nicht wirklich gut und so haben wir es gemütlich genommen. Am Morgen hat es tatsächlich so richtig geschüttet, das wir uns Sorgen gemacht haben, wie wir da trocken zum Bahnhof kommen sollen. Aber da wir ja so brav sind, hat genau um 12 Uhr, also wir los sind, der Regen gestoppt und wir konnten alles trockenen Fusses erledigen. Wir haben hier noch etwas gefrühstückt und wollen später auch das Nachtessen hier nochmal einnehmen. Es gibt noch ein paar Stände, die wir noch nicht probiert haben. Und ggfs. gibt es für den Tobi auch noch ein oder zwei Bier um den Nachmittag produktiv zu gestalten. 🙂 Und somit können wir auch abschliessend berichten, dass wir bis auf die Spaghetti kein einziges Mal gekocht haben in unserem AirBnB. The Forks Market hat einfach gesiegt.

Gegen Abend sind wir dann nochmal zum Einkaufen, weil wir für 35 Std. ja doch einiges an Proviant brauchen. Durch die Erfahrung, welche wir auf der letzten Strecke gemacht haben, bin ich aber zuversichtlich, dass wir nicht verhungern werden. So langsam müssen wir uns auch von Winnipeg verabschieden, was uns nicht ganz leicht fällt. Wir waren jetzt eine Woche hier und haben uns einfach mega wohl gefühlt. Irgendwie ist Winnipeg das Solothurn von Kanada. Winnipeg ist nicht wirklich eine Grossstadt, obwohl mit ca. 750’000 Einwohnern die siebt-grösste Stadt Kanadas, alles ist etwas kleiner und gemütlicher aber alles da was man so braucht, die Menschen sind sehr entspannt, multi-kulturell und mega freundlich, bei Sonne sind alle draussen und geniessen die Zeit und man kann hervorragendes Bier direkt am Fluss trinken. 🙂 Also alles wie in Solothurn. Vielleicht gefällt es uns deswegen so gut hier. Nicht zu vergessen der ständige Zuglärm (es fahren deutlich mehr Güterzüge als Personenzüge hier), den wir ja in Solothurn auch hatten.

Jetzt sitzen wir am Bahnhof und warten bis es los geht. Hoffentlich kommt der Zug einigermassen pünktlich, so dass wir nicht bis 02:30 Uhr oder so warten müssen, wie es den Personen letzte Woche ging, als wir in Winnipeg ausgestiegen sind.

Wie lange wir schlussendlich warten mussten und wie unsere lange Zugfahrt dann war, gibt es im nächsten Blog zu lesen. Wir sind dann schon in Toronto und damit in der Provinz Ontario.

Tobi

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