Kanada: Provinz Alberta & Rocky Mountains
Wie im letzten Beitrag schon geschrieben sind wir am Freitag 06.05.2022 mit dem Zug in Vancouver los. Wir sind die erste Etappe bis Jasper gefahren. Der Zug, The Canadian, ist einer der bekanntesten Züge in Kanada. Die gesamte Strecke des Zuges geht von Vancouver komplett bis Toronto. Man kann diese Tour auf einmal durchfahren, dann ist man aber 4.5 Tage durchgehend unterwegs, oder wie wir, einfach in Etappen. Es gibt aber viele Touristen, die tatsächlich die Strecke auf einmal machen. Die meisten buchen dann aber richtige Schlafkabinen, welche etwas mehr Komfort bieten. Es gibt doch recht luxuriöse Möglichkeiten in dem Zug, was aber auch deutlich teurer (sehr teuer) ist. Aber sicher ein tolles Gefühl in so einer privaten Kabine mit Dusche und WC und leckerem Essen im Speisewagen, etc. Wir hatten so einen ähnlichen Tripp ja schon mal in Afrika gemacht und das macht wirklich Spass. Auf dieser Reise war das aber nicht drin und wir haben uns für die Holzklasse (Economy) entschieden. Hier ist es eigentlich ein normaler Eisenbahnwaggon mit normalen Sitzreihen, einfach mit mehr Beinfreiheit und die Sitze kann man weit nach hinten stellen und ein Fussteil unter dem Sitz heraus ziehen. Das macht es zwar nicht ganz so bequem wie ein Bett, aber ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.
Die Fahrt an sich ging viel schneller vorbei als gedacht. Insgesamt waren 19.5 Stunden geplant, wir hatten noch eine Stunde Verspätung eingefahren. Wir sind um 15 Uhr los und am nächsten Tag 11:30 Uhr angekommen. Immer mal wieder kam eine Essenswagen durch und man konnte Snacks kaufen. Auf der ersten Etappe haben wir aber gelernt, dass man darauf nicht vertrauen, sondern lieber seine eigenen Sachen mitbringen sollte. Der Zug war bei weitem nicht ausgebucht, sodass wir eine 2er-Sitzreihe und auch noch ein 4er-Abteil alleine für uns hatten. So konnten wir auch tatsächlich ein paar Stunden schlafen. WLAN war leider nicht vorhanden, wohl auch deshalb, weil auf dem Grossteil der Strecke gar kein Mobilempfang vorhanden war. Die Landschaft, die am Zugfenster vorbeigezogen ist, war einfach der Hammer (trotz Regen, Schnee, Nebel….). Die Berge, der Wald und immer mal wieder ein kleines Dörfchen dazwischen, einfach herrlich.
In Jasper angekommen haben wir unser aufgegebenes Gepäck wieder abgeholt und sind zu unserem AirBnB gelaufen. Wir hatten hier ein schönes Zimmer im Basement und wurden herzlich vom Host begrüsst. Nach einer kurzen Ausruhpause sind wir dann nochmal losgezogen und haben uns das Dorf Jasper angeschaut, haben einen Kaffee getrunken und haben dem Visitor Center einen Besuch abgestattet. Mit vielen Prospekten, einem Nationalpark-Pass und Empfehlungen sind wir noch kurz in die Dorf-Brewery und anschliessend zurück in unsere Unterkunft.
Ziemlich schnell sind wir eingeschlafen, da es in der Nacht davor doch nicht ganz so viel Schlaf gab.
Der nächste Morgen startete leider, wie langsam gewohnt, mit Regen. Wir haben den Morgen somit ruhig angehen lassen und sind erst gegen Mittag los. Bewaffnet mit Bärenspray, das durften wir von unserem Host ausleihen, sind wir losgezogen. Eine Empfehlung von verschiedenen Personen war eine Wanderung zum Old Fort Point. Dies ist ein kleiner Hügel an der Ortsgrenze von Jasper. Bereits auf dem Weg zum Startpunkt haben wir die ersten Tiere gesehen. Eine Wapiti-Herde hat genüsslich in der Nähe eines Parkplatzes gegrast. Die sind sich die Leute gewohnt und man kann relativ nah an den Tieren vorbeilaufen. Beim Startpunkt angekommen ging es dann direkt in den Wald. Wir müssen ehrlich zugeben, ein etwas mulmiges Gefühl hatten wir schon. Wir wollten natürlich unbedingt Bären in freier Wildbahn sehen, aber wir sind uns auch bewusst, dass dies nicht immer gut ausgeht. Der Bärenspray war uns ebenso noch etwas suspekt. Schliesslich gilt dies als Waffe und wir haben schon viele Berichte davon gelesen, dass sich Menschen ordentlich verletzt haben. Die Locals haben uns auch alle vorgewarnt, dass die Bären langsam rauskommen und man immer einen Bärenspray dabei haben soll. Hat man dann aber nachgefragt, ob dieser auch schon mal zum Einsatz kam, dann haben es alle verneint. Wir können gleich vorwegnehmen. Einen Bären haben wir an diesem Tag nicht gesehen. Dafür ein paar härzige Bergziegen. Die haben ihr Territorium grossflächig besetzt und wir mussten zwischendurch. Aber auch die waren sich Touristen gewöhnt und ausser ein paar blöden Blicken ist nichts passiert.
Den Abend haben wir dann bei einem extrem leckeren Essen in einem Restaurant der Kette «Earls» verbracht.
Am Sonntagmorgen wollten wir eigentlich früher los. Corinne’s Gesundheit machte aber nicht so mit, sodass wir doch erst kurz vor Mittag los sind. Wir haben uns dann entschieden, ein Taxi zu rufen, welches uns an den Maligne Canyon brachte. Die Fahrt mit einer jungen Dame war wieder sehr informativ und wir haben viel gesprochen. Am Canyon angekommen haben wir zum ersten Mal wieder mehr Leute, Touristen, gesehen. Jasper ist halt eben doch ein Touristen-Magnet und auch trotz Nebensaison haben sich einige Leute dorthin verirrt. Wir haben schnell gemerkt, überall wo man mit Autos/Camper hinfahren kann, gibts viele Touristen. An den entsprechenden Sehenswürdigkeiten demnach auch, ist man aber von da aus weiter gewandert war man ganz schnell wieder alleine unterwegs.
Der Maligne Canyon war ein unglaublich schöner Ort. Es ist der tiefste Canyon im Jasper Nationalpark und teilweise ist er über 50 Meter tief. Der Maligne River zieht seine Bahn durch den Canyon, einmal mit mehr Wasser, an manchen Stellen geht’s unterirdisch weiter und man sieht fast kein Wasser mehr. Gewisse Abschnitte waren auch immer noch mit Schnee und Eis bedeckt. Das Wetter hat gegen Nachmittag deutlich aufgeklart und es war ein wunderschöner Anblick inmitten dieses Nationalparks.
Schnell haben wir gemerkt, dass Wandern in Kanada sehr einfach ist. Die Wanderwege sind perfekt beschrieben und es gibt unzählige Wege, welche man laufen konnte. Wir haben uns auf dem Rückweg in die Stadt für verschiedene Wege quer durch den Wald entschieden. Wir kamen am Edith Lake, am Annette Lake, an den Trefoil Lakes vorbei bis zur Park Lodge am Beauvert Lake. Wir sind viel an den verschiedenen Seen entlang gelaufen und zwischendrin immer wieder im Wald.
Auch heute wieder mit einem speziellen Gefühl und Bärenspray bewaffnet. Irgendwie hofft man ja ständig, einen Bären zu sehen, halt einfach am liebsten aus sicherer Distanz, aber auch nicht zu weit weg damit man noch gut Foto’s machen kann 🙂 Und das Glück war tatsächlich auf unserer Seite. Zur Park Lodge gehört auch ein Golfplatz und an dem kamen wir vorbei. Ein Tor stand offen und was stand mitten auf dem Golfplatz: ein Grizzly!!! Der hat uns überhaupt nicht beachtet und somit war unsere Neugierde geweckt. Aus sicherer Distanz haben wir die Kamera’s rausgeholt und angefangen Fotos zu machen.
Plötzlich kam von hinten ein Ranger angefahren und wir kamen schnell ins Gespräch. Der Grizzly wurde anscheinend die letzten Tage öfters auf dem Golfplatz gesehen. Dort gäbe es halt das beste Gras und der Bär geniesse dies sehr. Es handelt sich um einen jungen und somit kleinen Grizzly, wir fanden ihn aber schon ordentlich gross. Nachdem wir unsere Foto’s im Kasten hatten ist der Ranger losgefahren und hat versucht das Tier wieder zurück in den Wald zu treiben. Tja, in dem Wald wollten wir eigentlich noch weiter wandern. Der Ranger meinte aber, das sei kein Problem, er schaue, dass er den Grizzly von uns weg vertreibe. Ihr könnt euch vorstellen, die nächsten Kilometer sind wir sehr, sehr aufmerksam durch den Wald spaziert. Auf einmal erklang von hinten ein Geräusch und wir sind beide zusammengezuckt. Wir hörten nur ein Lachen und ein «sorry, sorry». Es war ein Fahrradfahrer der auf sich aufmerksam machte, damit wir Platz machen können. Wir mussten so lachen. Wir kamen am Old Fort Point nochmals vorbei und sind nach der langen Wanderung erneut in der Brewery gelandet. 🙂
Am nächsten Tag, Tag 3 in Jasper, sind wir wieder zu Fuss unterwegs gewesen. Dieses Mal haben wir uns den Weg zum Lake Pyramid, vorbei am Lake Patricia vorgenommen. Dieser Weg nach oben war unglaublich schön und wir hatten gefühlt den Wald wieder für uns alleine. Auf der Strasse hoch war deutlich mehr los. 🙂 Am Lake Pyramid haben wir die Pyramid Island besucht. Es ist eine sehr kleine Insel im kleinen See, welche man tatsächlich für Hochzeiten komplett mieten kann. Von der Insel hat man einen tollen Blick auf den Mount Pyramid und die umliegenden Rocky Mountains.
Danach ging es weiter durch den Wald zur Pyramid Bench, einem tollen Aussichtspunkt über Jasper und die Seen, welche wir am Vortag gesehen haben. Der Weg nach oben war einige Kilometer lang und führte durch teilweise sehr dicken Wald. Handyempfang suchte man dort vergebens und andere Leute sowieso. Der Anblick des Bären vom Vortag und jetzt so ganz alleine im Wald, war doch komisch. Also hatten wir den Bärenspray immer einsatzbereit in der Hand. Jedes Knarren im Wald lies uns aufhorchen. An dem Tag hat es aber auch immer wieder mal gewindet und die Bäume gaben einige Töne von sich. Ich glaub so schnell sind wir schon länger nicht mehr gelaufen. 🙂
Die Wanderung war unglaublich schön, wurde aber doch mit 21 Kilometer ziemlich lang. Den Abend haben wir dann in einem griechischen Restaurant ausklingen lassen. Jasper hat also wirklich sehr viele gute Restaurants zu bieten. Wir hatten fast zu wenig Abende um alles zu testen. Und eine fantastische Bäckerei hatten sie auch. Es gab sehr guten Kaffee und das Gebäck war herrlich. Allgemein können die Kanadier, im Gegensatz zu den Amerikaner, hervorragendes Brot backen.
Am Mittwoch, den nächsten Tag, mussten wir unsere Rucksäcke wieder packen. Es stand ein kurzer Roadtrip auf dem Programm. Wir haben am Bahnhof in Jasper unseren Mietwagen abgeholt und sind losgefahren. Der erste Abschnitt soll uns bis nach Lake Louise bringen. Nach Lake Louise kommt man auf dem berühmten Highway 93, dem Icefield Parkway. Und wir können das also mehr als bestätigen. Der Parkway ist unglaublich beeindruckend. Praktisch nach jeder Kurve könnte man wieder einen Halt machen und die Natur bestaunen. Auch wenn die Rocky’s in Kanada nicht so hoch sind wie die in Amerika, so sind sie doch sehr eindrücklich. Die verschiedenen Seen und der Athabasca River, der durch das Tal fliesst, runden das perfekte Bild ab.
Unterwegs haben wir diverse Stopps eingelegt und haben kurze Spaziergänge gemacht. Den ersten Stopp haben wir nach ca. 30 km an den Athabasca Falls gemacht.
Anschliessend sind wir zu den Sunwapta Falls gefahren um diese zu besichtigen.
Ein grosses Highlight sollte das Columbia Icefield sein. Es ist der grösste Gletscher in den Nordamerikanischen Rocky Mountains. Leider war auch das vorhergesagte gute Wetter an diesem Tag nicht vorhanden, sodass man den Gletscher zwar sehen konnte aber halt nicht so deutlich wie wir gehofft haben. Dazu kam, dass das Visitor Center (eigentlich war es eher Shopping und Restaurant) uns extrem an das Jungraujoch erinnerte. Touristen wurden durchgeschleust und alle 15 Minuten ist eine Touristentour losgefahren. Für schlappe 93 CAD pro Person konnte man mit einem speziellen Gefährt auf den Gletscher rausfahren und anschliessend den in der Nähe liegenden Skywalk über den River begehen. Die Tour startete jede 15 Minuten neu, somit war auch klar, wie viel Zeit man auf dem Gletscher hat. Wir waren ziemlich enttäuscht von dem ganzen Ding, sodass wir mit dem Auto an den nahgelegenen Parkplatz gefahren sind und von dort aus ein paar Schritte Richtung Gletscher gemacht haben. Das Wetter war plötzlich deutlich schlechter und es hat sehr stark gewindet. Auf dem Gletscherpass lag auch noch ca. 1.70 Meter hoch Schnee und es war ziemlich kalt. Wir haben dann nur ein paar Foto’s gemacht und sind dann weitergefahren.
Den letzten Stopp des Tages machten wir nach 160 km am wunderschönen Mistaya Canyon.
Nach dem Canyon sind wir am Waterfowl Lake vorbei und nach rund 250 Kilometer Fahrt sind wir schliesslich in unserer Unterkunft am Lake Louise angekommen. Es war eine etwas in die Jahre gekommene Lodge und das Zimmer war echt witzig. Den Abend haben wir nur noch im hauseigenen Restaurant verbracht und sind dann auch bald schlafen gegangen.
Am nächsten Tag kam endlich wieder das schöne Wetter zurück. Die Sonne hat geschienen und es war auch deutlich wärmer. Da Lake Louise deutlich höher liegt als Jasper hatte es noch ordentlich Schnee. Deshalb waren auch die Tiere noch nicht wirklich draussen. Wir haben uns sicherheitshalber trotzdem einen Bärenspray von der Unterkunft ausgeliehen und sind dick eingepackt mit unseren Wanderschuhen losgezogen. Zum Glück sind wir relativ früh losgezogen, denn man konnte bereits die ersten Touristenbusse entdecken. Nach 3 Minuten Spaziergang waren wir bereits an diesem besagten See. Wir müssen zugeben, er ist wirklich sehr schön. Er war nach wie vor zugefroren und viele Leute haben dies zum Anlass genommen, darauf zu laufen. Das war uns dann für Mitte Mai doch etwas zu riskant, sodass wir den Seeweg gelaufen sind. Vom Weg war da leider noch nicht allzu viel zu sehen, da er noch komplett mit Schnee und Eis bedeckt war. Wir sind bis zu den Wasserfällen am anderen Ende des See’s gelaufen und haben unterwegs viele Foto’s gemacht. Auch um den Lake Louise rum hat es verschiedene kleine Gletscher, welche in einem schönen Hellblau schimmerten.
Allzu viel Zeit hatten wir dort hinten nicht. Corinne hatte nämlich einen Telefontermin vereinbart. Vor einem Jahr hat sie ihre Firma mit Veronika gegründet und dieser Anlass sollte doch, wenn auch aus grosser Distanz, etwas gewürdigt werden. So haben wir im Hotel via Videocall mit zu Hause telefoniert, was sehr schön war. Nach dem Telefonat sind wir dann nochmals auf eine weitere Wanderung losgezogen. Dieses Mal sollte es an den Fairview Lookout gehen. Ein etwas erhöhter Spot im Wald, sodass man einen gute Sicht auf den See hatte. Dieser Weg war mit deutlich weniger Touristen gespickt, da man halt eben nicht mit dem Auto hinfahren konnte. 🙂 Der komplett verschneite und vereiste «Weg» führte durch den Wald den Berg hoch. Wir hatten natürlich keine Spikes dabei, sodass der Aufstieg und vor allem danach der Abstieg doch eine lustige Sache wurde. Wir haben aber auch die Wanderung ohne Verletzung, und auch ohne Bärenbegegnung gut überstanden. Nach dieser Wanderung haben wir uns eine heisse Schokolade (Corinne) und ein kühles Bier (Tobi) an einer Aussenbar vom Nobelhotel gegönnt. Wir fühlten uns etwas wie im Skiurlaub beim Aprés Ski. 🙂 Da uns das Essen am Vorabend im Hotel nicht ganz so toll schmeckte, haben wir uns für diesen Abend einen anderen Ort ausgesucht. Es hat uns in ein Hostel im Dorf von Lake Louise verschlagen und wir haben zum ersten Mal eine «Cheesburger-Soup» gegessen. Selbst das Personal war von der Namensgebung der Suppe des Chefkochs überrascht und sie mussten jedem Gast erklären, was dies wohl sein könnte. Einige der Gäste haben sich jedoch zu uns umgedreht und gemeint, wir müssen das unbedingt probieren, die Suppe sei der Hammer. Können wir nun bestätigen. Sie schmeckte wie ein Cheeseburger von McDonalds, halt einfach in Suppenform. 🙂 Nach dem doch anstrengenden Tag haben wir uns noch im hoteleigenen Hot-Tube erholt. Also bei 8 Grad Aussentemperatur kann man es durchaus im 40 Grad warmen Wasser aushalten vor allem wenn man dabei noch einen grandiosen Blick auf die Berge hat.
Nach 2 wunderschönen Tagen in und am Lake Louise ging die Reise am nächsten Tag weiter. Mit dem Auto sind wir Richtung Banff gefahren. Erster Stopp war der Johnston Canyon für eine kleine Wanderung. Das Wetter war am Morgen wieder sehr gewöhnungsbedürftig, bei der Abfahrt hat es richtig stark geschneit. Kalt, nass (von oben wie auch von unten) und windig aber im Laufe des Tages wurde es zumindest was die Nässe anging immer wie besser. Am Parkplatz angekommen haben wir unsere Wanderschuhe angezogen und sind losmarschiert. Der Canyon war wunderschön, ein wirkliches Highlight. Leider aber auch sehr beliebt bei Touristen und somit hatte es viele Leute, die nur kurz auf Durchreise waren. Auf gewissen Streckenabschnitten ist man so hintereinander den Canyon hochgelaufen. Viel Platz war da nicht und zum überholen schon mal gar nicht. Auch war der Weg immer wieder mal vereist und wir hatten immer noch keine Spikes. 🙂 Aber im Gegensatz zu gewissen Touristengruppen (auch hier kommen die mit einem Bus angereist, rasen schnell durch den Park und gehen dann weiter zum nächsten Punkt) waren wir aber top gekleidet. Es gab doch tatsächlich Damen die wollten in High Heels den Berg hoch. Ok, die sind dann aber auch schnell wieder umgekehrt. 🙂 Der Wanderweg schlängelte sich innerhalb des Canyons am Johnston Creek entlang den Berg hoch. Man passierte zuerst die Lower und dann die Upper Falls. Ein unglaublich schönes Naturspektakel. Oben an den Upper Falls haben uns noch ein Pärchen aus Luzern angesprochen und wir haben eine Runde gequatscht und viele Erlebnisse und Tipps ausgetauscht.
Da wir noch weitere Tagespläne hatten, ging es nach der Wanderung mit dem Auto weiter. Leider war auf der gewünschten Route eine Strassensperrung «closed for the season» (ein Schild, welches wir in den letzten Tagen so oft gesehen haben. Wir waren halt einfach vor Saisonbeginn in dieser Region), sodass wir zurück auf den Highway 1 mussten bis nach Banff. Die letzte Chance, so denken wir zumindest, um noch einen Elch oder Bären zu sehen wurde somit verschwindend klein. Wir müssen also tatsächlich wieder abziehen, ohne einen Elch oder Schwarzbären gesehen zu haben. Extrem schade, aber so ist es halt manchmal. Die Natur setzt die Spielregeln fest. Nach kurzer Fahrt sind wir bei unserem nächsten Stopp im Dörfchen Banff angekommen. Im Gegensatz zu Jasper war in Banff deutlich mehr los. Es gab eine grosse Hauptstrasse wo sich Restaurants, Bars und Läden aneinander reihten. Es war deutlich wärmer (zumindest im tiefen zweistelligen Temperaturbereich), hatte keinen Schnee mehr und viel mehr Menschen waren anzutreffen. Schnell im Hotel eingecheckt sind wir schon wieder los. Wir wollten noch was von dem Dorf erleben. Banff hat uns richtig gut gefallen und wir haben den Nachmittag und auch Abend sehr genossen.
Am Abend sind wir in ein spezielles Restaurant gegangen. Uns ist bereits in der Region Lake Louise aufgefallen, dass es viele Schweizer-Connections gibt. Zwischen 1899 und 1954 kamen etliche Bergführer von den Schweizer Alpen in die Hotels der Canadian Pacific Railway und brachten dort Tausenden von Bergsteigern sichere Klettertechniken bei. Die Schweizer Bergführer trugen dazu bei, die Wertschätzung für die kanadischen Rocky’s und für eine zu erhaltende und zu verehrende Umwelt zu kultivieren. Und so auch findet man überall wieder Schweizer Restaurants. In Banff haben wir dann einen Versuch gewagt und sind in ein solches Restaurant spaziert. Es war pumpenvoll und ziemlich laut, dunkel und stinkig. Serviert wurden verschiedene Fleischfondues, Käsefondues und Tischgrill. Und das Schoggi-Fondue zum Dessert wurde natürlich auch angeboten. Wir haben es zum Anlass genommen, das Einjährige Bestehen von Suchentrunk & Heeß GmbH nachzufeiern und haben uns ein Fonduedinner in 4 Gängen gegönnt:
1. Gang: Salat
2. Gang: Käsefondue (wir müssen zugeben, es schmeckte tatsächlich nicht schlecht und kam dem Original sehr nahe)
3. Gang: Tischgrill (eigentlich wollten wir Fleischfondue essen. Sie boten aber nur Fondue Bourguignonne, was wir beide nicht so mögen)
4. Gang: Schoggifondue
Dazu einen feinen Wein und wir hatten einen schönen Abend.
Leider hatten wir vorher nur 1 Nacht in Banff gebucht und wir mussten am nächsten Tag unser Auto gegen Abend bereits in Calgary abgeben. Somit hatten wir einen strengen Tag vor uns. Gestartet sind wir mit einer Wanderung auf den Banffer-Hausberg Tunnel Mountain. In knapp 35 Minuten sind wir den Berg hochgelaufen und haben den unglaublich schönen Überblick über das Städtchen und die verschiedenen Täler genossen. Der Himmel war auch endlich wieder mal blau und die Sonne hat geschienen. Es war wunderschön.
Nach einer kurzen Fahrt sind wir anschliessend noch zum Lake Minnewanka gefahren. Wow, was für ein wunderschöner Abschluss. Der See war bereits teilweise aufgetaut und das blaue Wasser war unglaublich eindrücklich. Einen Foto-Filter brauchte man da auf gar keinen Fall. Wir haben dort eine zweite kleiner Wanderung bis zum Cascade River gemacht. Da wir keinen Bärenspray mehr dabei hatten, haben wir dann hinten bei der Brücke abgebrochen und sind wieder zum Auto zurückgelaufen. Auf diesem Teilstück sind wir vielen Menschen begegnet und wir konnten davon ausgehen, dass da keine Bären hinkommen. Aber nach der Brücke hätte es definitiv anders ausgesehen.
Auf der Weiterfahrt nach Calgary sind wir noch rasch am Two Jack Lake vorbeigefahren (lag sowieso auf dem Weg runter zum Highway) und haben dort noch ein paar Bilder gemacht.
Mit unglaublich vielen Eindrücken und Foto’s von den Kanadischen Rocky Mountains sind wir dann auf dem Highway 1 nach Calgary gefahren. Nach relativ kurzer Zeit haben wir die Berge hinter uns gelassen und es wurde flach, maximal hügelig. Die Landschaft hat sich schlagartig verändert. Wir waren etwas erstaunt, haben doch 1988 die Olympischen Spiele in Calgary stattgefunden. Wir sind auf direktem Weg in unser Hotel gefahren, haben eingecheckt und sind danach mit dem Auto und ohne Gepäck an den Flughafen gefahren. So endete unser Mini-Roadtrip auch schon wieder. Mit dem Bus sollte es dann wieder zurück in die Stadt gehen. Was sollen wir sagen? Wir hatten mal wieder Glück. Am 14. Mai 2022 war ein lokaler Feiertag und man konnte alle öffentlichen Verkehrsmittel gratis benutzen. Na perfekt, das haben wir doch gleich ausgenutzt. Nach einer wilden Busfahrt sind wir dann wieder zurück im Hotel angekommen.
Im Hoteleigenen Restaurant haben wir dann noch sehr lecker Abend gegessen und sind müden ins Bett gefallen. Den Sonntag haben wir etwas zur Erholung und für die Arbeit genutzt. Zudem hatten wir noch einen Teams-Call mit Mätthi, der uns wieder mal bei der Homepage unterstützt hat. Wir müssen ehrlich zugeben, das Pflegen dieser Homepage haben wir uns einfacher vorgestellt. Es macht uns nach wie vor viel Spass, aber so einen Blogbeitrag zu schreiben und dann vor allem die Bilder einzufügen dauert echt lange. Auch die Länderberichte brauchen sehr viel Zeit und wir hinken extrem hinterher. Was solls, wir machen was wir können und zu was wir Lust haben. Diese Freiheit können wir uns doch jetzt tatsächlich nehmen. Ansonsten haben wir am Sonntag nicht wirklich viel gemacht, von der Stadt haben wir noch gar nichts gesehen.
Und so ging es dann erst am Montag richtig los. Wir sind mal wieder losgelaufen und haben vor allem die wunderschönen Parks um den Bow River nördlich von Downtown erkundet. Auf der anderen Seite des Bow Rivers wurde dann ordentlich Sport gemacht, also von Anderen. 🙂 Dort befinden sich die Calgary Stairs, eine Holzkonstruktion mit sehr vielen Stufen. Diese wurden fleissig zum Rauf- und Runterrennen benutzt. Wir sind diese auch einmal hochgelaufen, das hat uns dann aber doch gereicht. Dafür wurden wir oben mit einem wunderschönen Ausblick auf Downtown belohnt. Ebenso konnte man am Horizont wieder die Rocky Mountains sehen.
Auf dem Weg zurück Richtung Stadt haben wir uns beim Starbucks einen Kaffee geholt und bei einem Lebensmittelladen ein kleines Picknick. Dieses haben wir dann auf einer Parkbank auf der St. Patricks Island genossen. Die Sonnenstrahlen und die 17 Grad taten unseren Körpern und auch der Seele extrem gut. Es war ein wunderschöner Frühlingstag. Calgary Downtown war ehrlich gesagt ziemlich ausgestorben. Im Gegensatz zu Vancouver und vor allem den Amerikanischen Städten schlossen die Geschäfte bereits um 17 Uhr. Sogar in Banff war da mehr los. 🙂 Wir haben dann den Abend bei einem kühlen Bier für Tobi und einem Burger ausklingen lassen.
Am nächsten Tag hatten wir ein kleines Jubiläum, denn es war der 17.05.2022. An diesem Tag vor 7 Jahren waren wir in New York City und ich habe meinen Hochzeitsantrag erhalten. Zur Feier des Tages hat mich Tobi auf eine Joggingrunde begleitet. Ui wir sind tatsächlich etwas ausser Jogging-Form, nichts desto trotz haben wir durchgezogen (der Eine besser als die Andere) und als wir um 11 Uhr wieder im Zimmer waren, hatten wir unser Schritteziel bereits erreicht. Nicht schlecht 🙂 Nach einer kurzen Einheit Arbeiten und Homepage-Basteln sind wir dann noch einem Tipp von Onkel Uli gefolgt. In Calgary Downtown soll es ein sehr gutes Smokehouse geben. Das mussten wir natürlich sehen und wir können bestätigen, dieser Tipp war sehr gut. Das Essen hat sehr lecker geschmeckt und die Stimmung war super. Es finden aktuell die NHL Playoffs 2022 statt und da Calgary (und auch Edmonton) noch vertreten waren, war die Stimmung im Restaurant richtig gut. Die Kanadier lieben Hockey. Von der aktuell stattfindenden WM hat man hingegen nichts mitbekommen. 🙂
Anschliessend ging es zurück ins Hotel und auch gleich ins Bett. Am nächsten Tag müssen wir früh raus, steht doch die nächste Busfahrt an. Mit Rider’s Express sind wir nach Edmonton gefahren. Check-In war extrem einfach und die Fahrt startete pünktlich um 8:30 Uhr im westlichen Teil von Calgary bei einer Mall. Die Fahrt war kurzweilig und dauerte knapp 3.5 Stunden. Im Norden von Edmonton angekommen, sind wir mit der Tram Richtung Downtown gefahren. Auch hier in Edmonton, wie auch in Calgary, sind die Tram richtig gut. Gute Verbindungen zu kleinem Geld. Dank vorgängiger Rücksprache mit unserer nächsten Unterkunft konnten wir bereits früher einchecken. Die Dame am Empfang war so begeistert, dass wir Schweizer sind, sodass sie uns doch glatt ein Zimmer im obersten Stockwerk, dem 21. gab. So hätten wir abends eine gute Aussicht auf die Lichter der Stadt. Das Zimmer ist echt genial und im Gegensatz zur Unterkunft in Calgary funktionierte auch alles gleich auf Anhieb. 🙂 Am Nachmittag sind wir dann gleich nochmals losgezogen (natürlich bei Regen, Kälte und Wind) und haben uns einen Überblick über die Stadt verschafft. Hier in Edmonton scheint etwas mehr los zu sein als in Calgary. Zudem sieht man auch hier überall Fahnen der Edmonton Oilers (Eishockeymannschaft). Mit dem Spielplan hatten wir etwas weniger Glück. Die Auslosung für die 2. Runde der Playoffs führte nämlich zu einem Alberta-Duell: Calgary Flames gegen Edmonton Oilers. Das Spiel von heute (Mittwoch) und Freitag findet in Calgary statt, Spiel 3 (Sonntag) und 4 dann in Edmonton. Gut sind wir am Mittwochmorgen von Calgary nach Edmonton gereist und noch besser gehen wir bereits am Samstag wieder weg von Edmonton 🙁 So ein Playoff-Spiel live zu sehen wäre ja schon was gewesen. Aber gut für unseren Geldbeutel, dass es nicht klappt.
Am Abend hatten wir mal wieder Lust auf eine Pizza. In einem nahegelegen Restaurant wurden wir auch fündig. Aktuell findet anscheinend auch die Landesmeisterschaft der Jugendlichen in Volleyball statt. Unser Hotel wie auch das Pizzarestaurant waren voll von Spielerinnen, Trainern und Staff. Zudem spielten ja die Oilers gegen die Flames. Es war also sehr laut im Restaurant. Die Stimmung war gut obwohl die Oilers das erste Spiel recht deutlich verloren haben.
Am zweiten Tag in Edmonton, der Donnerstag, haben wir uns aufgeteilt. Das Wetter war noch schlechter als am Vortag (starker Regen, noch kälter und sehr windig). Tobi ist trotzdem alleine losgezogen und hat sich die Stadt weiter angeschaut. Es ist erstaunlich wie schnell man in der Stadt im Grünen ist. Das machte trotz des Wetters wohl richtig Spass. Ich habe den Tag genutzt um weiter an der Homepage, u.a. diesem Blogbeitrag zu arbeiten und auch für meine Kunden Pendenzen abzuarbeiten. Und so verging auch dieser Tag ziemlich schnell.
Auch am dritten Tag haben wir die Stadt zu Fuss erkundet. Wir sind durch das Regierungsviertel gelaufen und haben den angrenzenden Park besichtigt. Die Kanadier geben sich allgemein sehr viel Mühe für die Grünanlagen in den Städten. Es sind auch unglaublich viele Mitarbeiter unterwegs und pflegen die Gärten sehr. Leider sind wir von der Jahreszeit her noch etwas zu früh unterwegs und Blumen blühen noch keine. Anschliessend sind wir alles dem North Saskatchewan River flussabwärts gelaufen. Es war zwar windig und kalt (also nur für Corinne’s Empfinden), aber es war trocken und die Sonne hat immer wieder mal durch die Wolken durchgeblinzelt. Dieser Weg am Fluss entlang gehört zum bekannten Trans Canada Trail. Diesem sind wir bereits in Vancouver ein Stück gelaufen. Ein sehr kleines Stück auf jeden Fall, denn der ganze Trail erstreckt sich über 24’000 Kilometer. 🙂 Wir sind an diesem Tag bis nach Riverdale gelaufen und anschliessend auf der Jasper Avenue wieder zurück Richtung Downtown. Leider war auch hier das Bild ähnlich wie in den USA. Es gab vermehrt Obdachlose, die mit ihren Einkaufswägen durch die Parks geschlendert sind und ab und an viel Abfall verloren haben. Auch wenn es viele Stadtmitarbeiter gibt, welche sich um die Parkanlagen bemühen, diesem Abfallberg kommen sie nicht hinterher. Einfach schade, wenn man sieht, wie die Natur dadurch so verdreckt wird.
Was uns auch immer wieder begegnet in Kanada sind die Kanadagänse. Diese findet man einfach überall und seit ca. 2 Wochen sehen wir auch immer wieder die Jungtiere. Jööö sind die härzig. 🙂
Am Abend sind wir dann zu nahegelegenen Italiener gelaufen und haben uns Spaghetti Carbonara und eine Calzone gegönnt. Gleichzeitig spielten die Oilers wieder gegen die Flames und vor allem bei den Toren der Oilers wurde heftig gejubelt. Nachdem die Oilers das erste Spiel klar verloren haben, haben sie im zweiten Spiel gesiegt. Die Party auf den Strassen war dann entsprechend gross. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie die Stadt abgehen wird, falls die Oilers tatsächlich den Pokal holen werden. Wir sind gespannt. Das Final findet irgendwann im Juni 2022 statt. Wir hoffen, dass es noch vor unserer Abreise sein wird und wir hoffen auch, dass eine Kanadische Mannschaft dabei sein wird. Das würde bestimmt ein Riesenfest werden. Auch cool finden wir, dass die Tampa Lightnings dieses Jahr auch wieder sehr erfolgreich unterwegs sind. Ein Heimspiel von dieser Mannschaft haben wir ja vor ein paar Monaten in Tampa besucht.
Am Samstag hiess es bereits wieder Abschied nehmen. Jedoch erst am Abend. So haben wir am Morgen unsere Rucksäcke für den Zug vorbereitet und konnten diese zum Glück nach dem Check Out im Hotel lassen. Anschliessend sind wir nochmal zu unserem «Breakfast-Place des Vertrauens» gegangen und haben uns einen salzigen und einen süssen Crêpes gegönnt. Danach sind wir erneut zum Fluss gelaufen, sind dieses Mal jedoch flussaufwärts spaziert. Es war ein herrlicher Frühlingstag und die Sonne hat wunderbar geschienen. Wir haben uns auf eine Parkbank gesetzt und konnten das Wetter sogar wieder mal ohne Jacke geniessen. Wir sind ziemlich lange sitzen geblieben, haben etwas gelesen, Instagram bedient und einfach nur genossen. Danach sind wir zum Safeway gelaufen und haben für die Zugfahrt eingekauft. Wir wissen ja zwischenzeitlich, dass die angebotenen Speisen im Zug nicht wirklich super sind. Also wollten wir uns dieses Mal besser vorbereiten und unser Proviant für die anstehende Zugfahrt von geplant 26 Stunden selber mitzubringen.
Anschliessend zurück zum Hotel, Gepäck geholt und mit dem Uber zum Bahnhof gefahren. Der Fahrer war komplett verwundert, dass dort überhaupt ein Bahnhof steht und dass es auch tatsächlich Leute gibt, die bis nach Winnipeg mit dem Zug fahren und das freiwillig. Selbst als er nach dem Abladen von uns wieder in sein Auto stieg hat er seinen Kopf noch geschüttelt. Zum Abschied hat er uns noch «good luck» gewünscht. 🙂 Mittlerweile war es kurz vor 18:30 Uhr, der Zug sollte um 19:50 Uhr abfahren. Wir hatten also noch genügend Zeit um unser Gepäck aufzugeben. Das haben wir auch schnell erledigt und dann war Warten angesagt. Der Zug hatte nämlich 2 Stunden Verspätung. 🙂 Wie unsere zweite Zugfahrt dann wirklich war verraten wir im nächsten Blogbeitrag.
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