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Mexiko: Oaxaca nach Mérida (Gruppenreise Teil 2)

Geschrieben von Corinne am . Veröffentlicht in .

Nacht zwischen Tag 7 und 8

Da sind wir nun, am Busbahnhof von Oaxaca. Alle in der Gruppe etwas aufgeregt. Adriana meinte, der Bus sei nicht ganz so schön wie der Vorherige und wir sollen uns für die nächsten 13 Stunden mit Snacks eindecken. Mit Sandwiches bewaffnet stiegen wir um 19 Uhr in den Bus und los ging die Reise. Unsere Plätze waren in der 2. Reihe, was uns sehr freute. Der Bus war komfortabler als befürchtet und es lief alles glatt……bis ca. 22:30 Uhr. Der Bus hielt im Nirgendwo, bei kompletter Dunkelheit an und unser ziemlich jung aussehender Busfahrer wurde etwas nervös. Er wurde über Funk informiert, dass es ca. 2-3 Stunden vor uns eine Strassenblockade gibt, welche voraussichtlich die ganze Nacht andauerte. Von Oaxaca nach Tehuantepec, wo der erste offizielle Bus Stopp war, gibt es nur eine einzige Strasse. Diese führt durch ein Gebiet, welches vom indigenen Volk der Mixteken bewohnt und auch beherrscht wird. Solche Strassenblockaden soll es wohl öfters geben, weil sich die Völker sich mit diesen Blockaden versuchen Gehör zu verschaffen. Unser Busfahrer hat vorgeschlagen, dass wir umkehren, komplett wieder zurückfahren und einen Umweg von ca. 6 Stunden machen. Einige Passagiere konnten ihn hingegen umstimmen. Ganz «Touri-like» dachten wir, wir fahren mal zur Blockade hin und fragen, ob sie uns gegen Geld durchlassen. Die Reise ging weiter, die Müdigkeit stellte sich bald ein und im Bus wurde es ruhig…..für die nächsten 2 Stunde. Und dann, wieder ein Stopp. Der Busfahrer meinte, hier müssten wir nun warten, bis die Blockade um 6 Uhr morgens öffnet. Naja, eigentlicher Ankunftszeitpunkt war 6:30 Uhr in San Cristóbal de las Casas und der grösste Teil der Strecke lag noch vor uns. Bald gesellten sich andere Busse und Auto’s zu uns und wir warteten mitten in der Nacht, irgendwo im Nirgendwo. Die Stimmung war aber entspannt. Die einen vertrieben ihre Zeit draussen mit Einheimischen oder anderen Passagieren, die anderen nutzten die Pausen von den kurvigen Strassen für eine Mütze Schlaf. Um ca. 3:30 Uhr wurde es wieder hektisch. Die Autos vor uns fuhren los und wir versuchten unser Glück auch. Wir kamen bei der Strassenblockade an und man liess uns ohne Gegenwehr und ohne Schmiergeld passieren. Etwas viel Aufregung für die angetroffene Situation. Aber ehrlich gesagt, waren wir auch sehr froh. Man hört ja im Vorfeld viel von Mexiko und der Sicherheit im Land. Im Nachhinein haben wir auch erfahren, warum die Einheimischen die Blockade aufgestellt haben. Ein paar Tage zuvor sind 3 Frauen auf dieser Strasse von einem Auto erfasst worden und tödlich verunglückt. Das einheimische Volk erhofft sich mit den Strassenblockaden mehr Gehör und mehr Rechte.

Nach einem kurzen Busstopp in Tehuantepec inkl. Fahrerwechsel ging es dann weitere 6 Stunden über die Landstrassen nach San Cristóbal de las Casas. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir unser Ziel San Cristóbal de las Casas um die Mittagszeit mit knapp 6 Stunden Verspätung. Wir waren müde (trotz einigen Stunden Schlaf im Bus) und die paar Schritte zum Hotel taten dem Körper nach knapp 19 Stunden im Bus und tausenden von Kurven sehr gut.

Tag 8

San Cristóbal de las Casas zeigte sich von der besten Seite. Die Stadt auf rund 2’200 m.ü.M. war festlich geschmückt und viele Touristen (vorallem Inländische) waren anzutreffen. Die Strassen waren gefüllt, die Märkte gut besetzt und es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Dazu aber später mehr.

Die verlorene Zeit im Bus galt es aufzuholen und wir brachen nach kurzer Pause bereits wieder auf. Wir lernten unseren Local Guide Martín und seinen kleinen Bus kennen. Er brachte uns zuerst in das Bergdörfchen Chamula. Die Region um San Cristóbal de las Casas ist die Heimat der Tzotzil- und Tzeltel-Gemeinschaften. Was soll ich sagen? Wir tauchten in eine komplett andere Welt ein. Die Gemeinschaften leben nach wie vor sehr traditionell sowohl in ihrem Glauben, ihrer Kleidung und ihrer Sprache. Was uns (leider) als erstes auffiel, waren die fehlenden Gesichtsmasken. Die Gemeinschaften glauben nicht an die westliche Medizin und somit existiert Corona dort nicht. Ganz anders als das Mexiko, was wir bereits kennengelernt haben. Für die Einreise in Mexiko braucht es aktuell keine Impfung und auch keinen negativen Coronatest, aber die Gesellschaft nimmt das Thema Corona sehr ernst. Selbst auf den Strassen tragen alle eine Gesichtsmaske (ok, ausser gewissen europäischen oder amerikanischen Touristen). Beim Eintritt in ein geschlossenes Gebäude (Restaurant, Hotels, Sehenswürdigkeiten, Kirchen, Märkten, etc.) wird Fieber gemessen, Hände desinfiziert, selbst die Schuhe werden desinfiziert. Ja und an gewissen Plätzen sprühen sie einem von vorne und hinten mit Desinfektionsmittel von Kopf bis Fuss voll.

Aber zurück zum Dorf Chamula. Dort ist Corona inexistent und die Leute leben auf ihre Art und Weise. Nach einer kurzen Einführung über die Kleidung des Volkes, besuchten wir die Kirche in der Dorfmitte mit dem Namen San Juan. Wie so oft in diesen Regionen kostet der Zutritt zur Kirche Geld. Dieses Volk lebt u.a. von solchen Einnahmen. Wir haben bis jetzt auf unseren Reisen viele Kirchen besucht, aber eine solche haben wir noch nie gesehen. Der Boden ist mit Pinienzweigen und tausenden von Kerzen belegt. Der Geruch der Zweige und die Wärme der Kerzen geben der Kirche ein unglaubliches Flair. Die Kirche ist sehr gut besucht und viele einheimische Familien haben gebetet, geweint, gelacht und sich teilweise auch in eine Art Trance begeben. Die Kirche ist auch ein Platz von Opfergaben……lebende Hühner wurden mitgebracht, rausgekommen sind sie auf jeden Fall nicht mehr lebend……näher gehen wir dazu mal nicht ein. Leider durfte man in der Kirche keine Fotos machen.

Nach diesem Erlebnis ging es weiter in das Dorf Zinacantan, wo wir eine einheimische Familie in deren Haus besuchen durften. Sie zeigten uns, wie sie Tücher, Kleider, Shirts weben und man durfte den selbst Gebrannten probieren. Tobi’s Gesicht zeigte jetzt nicht die ganz grosse Begeisterung nach dem probieren. Dennoch probierte er sich durch alle Sorten durch. Also so schlecht konnte es nicht gewesen sein 😉 Danach zeigte uns die 15-jährige Tochter, welche sich in der Familie um das Essen kümmerte, wie sie ihre Tacos zubereitet. Selbstverständlich haben wir diese gerne probiert und sie schmeckten sehr lecker. Vor unserer Reise wussten wir nicht, in wieviel verschiedenen Variationen man Taco’s essen kann 😉 Mit vollem Magen fuhr uns Martín danach wieder zurück in unser Hotel. 

Nach einer kurzen Verschnaufpause wollten wir, trotz grosser Müdigkeit, noch mal raus. Die Stadt war nämlich ein einziges Fest. Der nächste Tag, 12.12., ist nämlich in Mexico ein grosser Feiertag, «Nuestra Señora de Guadalupe» – Tag der Jungfrau von Guadelupe. Es ist der Jahrestag der Erscheinung der Schutzheiligen von Mexiko. Die Festlichkeiten beginnen bereits eine Woche zuvor an. Bis zu einer Million Menschen pilgern jeweils nach Mexico City, auf den Hügel von Tepeyac, zur Basilika der Jungfrau von Guadelupe. Dort lassen sie ihre Bilder, Statuten, Ketten segnen und kehren dann am 12.12. wieder zurück in ihren Heimatort. Manche Gläubige kamen in Gruppen sogar mit dem Fahrrad oder zu Fuss von Mexico City daher. Die Stimmung in dem kleinen Städtchen war hervorragend. Die Essensstände reihten sich aneinander, zu den üblichen Marktverkäufern gesellten sich noch weitere dazu und es gab nichts, was man nicht kaufen konnte. An den Essensständen gab es viel Frittiertes, süss & salzig, viele Früchte, Oliven, einfach alles was das Herz begehrt. Zuerst etwas eingeschüchtert von den Menschenmassen haben wir eingereiht und uns einfach treiben lassen. In Basel würde man sagen «es war eine Druckete». Und plötzlich standen wir vor den Treppen der Iglesia (Kirche) de Miestra Señora de Guadalupe. Die Treppen waren so vollgestopft mit Leuten, sodass wir entschieden, die Kirche am nächsten Tag zu besuchen. Neben der Kirche fand ein Live-Konzert statt, welches wir noch etwas genossen, bevor es dann durch die ganzen Menschenmassen wieder zurück ins Hotel ging. Ah ja, was ich noch vergessen habe. Die Mexikaner lieben Feuerwerke. Jedoch die etwas anderen wie wir es uns gewohnt sind. Hier zählt der Lärm und nicht das schöne Aussehen. Seit unserer Ankunft am Freitag bis zu unserer Abreise am Montagfrüh knallte es praktisch im Minutentakt. Herrlich zum schlafen……;-)

Tag 9

Am nächsten Tag nahmen wir wieder an einem Ausflug der Gruppenreise teil. Es ging zum Sumidero Canyon, wo der Rio Grijalva hindurchfliesst. Es ist der zweitlängste Fluss in Mexiko, hat seinen Ursprung in Guatemala und endet im Golf von Mexiko. Wir setzten uns in das kleine Boot und los ging die rasante Fahrt. Die Natur war sehr eindrücklich und wir durften sogar einige Tiere sichten: Vögel, Pelikane und ja, sogar 2 Krokodile haben wir gesehen. Die dort lebenden Affen hatten leider frei und zeigten sich nicht. War ja schliesslich auch Feiertag 😉

Den Nachmittag verbrachten wir damit, das Städtchen weiter zu Fuss zu erkunden und auch nochmals zur Kirche zu laufen. Es waren immer noch viele Leute dort, aber dieses Mal haben wir die Kirche auch von innen gesehen. Am Abend gingen wir dann noch lecker essen und spazierten über den Markt. Die folgende Nacht und der nächste Tag erlebten Tobi und ich dann sehr unterschiedlich. Tobi’s Nacht/Tag ist kurz erzählt: sein Magen fand das Essen am Abend nicht sehr prickelnd und liess es Tobi auf die harte Tour spüren. Leider aber stand eine sehr lange Busfahrt nach Palenque auf dem Plan, weshalb Tobi einfach versuchte, den Tag zu überstehen, ohne Weiteres zu sich zu nehmen. Ich kann’s schon vorwegnehmen, es geht ihm wieder blendend und wir hoffen, sein Magen hat sich nun an das neue Leben gewöhnt.

Tag 10

Wie gesagt, fuhren wir sehr früh morgens mit dem Bus los. Wir dachten ja, die schlimmste Fahrt haben wir mit dem Overnight-Bus überstanden, aber nein, es kam gefühlt schlimmer. Es waren zwar nur 5 Stunden angesagt, aber irgendwie ging das nicht ganz auf. Wir sind um 6 Uhr früh losgefahren und kamen um 17 Uhr in Palenque an. Ok, 1 Stunde hatten wir Morgenessenspause und 2 Stunden waren wir an einem Wasserfall. Aber irgendwie geht dies bei mir mit 5 Stunden immer noch nicht auf. Aber egal…..die Dauer war das eine. Das andere war der Bus und die Strecke. Martín hat uns wieder mit seinem Bus gefahren. Es war ein Kleinbus mit 15 Plätzen (unsere Gruppe waren 15 Personen) und ja was soll ich sagen, das Gepäck war ja auch noch dabei…….es war eng. Und dann die Strecke!!! Ich bewunderte Martín echt. Er war ein wirklich guter Fahrer und blieb die ganze Zeit ruhig, ich wäre ausgerastet. Die Strasse führte uns über weiss nicht wie viele Hügelketten, hoch und runter und immer mit hunderten von Kurven. Naja, und um alles noch etwas «angenehmer» zu machen, bauten die Einheimischen ca. alle 250 Meter einen Hubbel in die Strasse, damit der Verkehr nicht zu schnell vorbeirollt. Die Hubbel waren aber so hoch, dass man praktisch auf 1 km/h runterbremsen musste und danach wieder Gas gibt. Und so ging das die ganze, ja wirklich, die ganze Fahrt. Wir wünschten uns alle die Strassenblockade zurück……

Unterwegs hielten wir an einem wunderschönen Ort an für ein Frühstück. Das Essen an sich war nichts Spezielles, aber die Aussicht dafür war der Hammer. Nach einigen Tagen im gebirgigen Hochland kamen wir nun doch langsam Richtung Dschungel. Es wurde tropisch. Die Fahrt über Hubbel (nein nicht Stock und Stein) ging weiter, bis wir an den Wasserfällen von Agua Azul ankamen. Es ist ein unglaublich idyllischer Flecken im Urwald von Chiapas und wurden nach dem klaren, blauen Wasser benannt. Der Rio Yax geht auf rund 7 km über breite Steindämme und erstellt immer wieder Felsbecken, in welchen man sogar schwimmen kann. Danach kamen wir übermüdet und Tobi ziemlich fertig mit der Welt, in Palenque an.

Tag 11

Am nächsten Tag soll es schon wieder weitergehen. Wir besuchten die Maya-Ruinenstadt von Palenque. Auch hier ist erst ein Bruchteil der Gebäude, Pyramiden und Tempel freigelegt. Unser Local Guide Francisco hat uns in 2 Stunden durch die freigelegte Stadt geführt, alles bis ins Detail erklärt und sämtliche Fragen beantwortet. Gleich am Anfang des Nationalparks besuchten wir den Templo de las Inscripciones (Tempel der Inschriften). Die Pyramide wurde gegen 690 vollendet und verdankt ihren Namen den gefundenen Hieroglyphen. Der Tempel wurde erst 1950 weiter ausgegraben und man fand eine lange Treppe zu einem Sarkophag, welcher mit einer massiven Kalksteinplatte bedeckt war. Man vermutet, dass dort König Pakal lag. Sehr untypisch für die Maya-Kultur war er mit wertvollen Gegenständen und Schmuck bedeckt, welche heute im Nationalmuseum in Mexiko City ausgestellt sind.

Nach dieser eindrücklichen Besichtigung ging es in unserem neuen Bus (gleich eng) mit unserem neuen Fahrer weiter auf die heutige 9 stündige Fahrt. Adriana hat uns versprochen, dass es keine Hubbel und Kurven mehr gibt. Heute legen wir Kilometer zurück. Und so war es auch. Die Fahrt führte uns vom Bundesstaat Chiapas durch den Bundesstaat Tabasco in den Bundesstaat Campeche Im gleichnamigen Ort Campeche haben wir kurz Halt gemacht, weil *Trommelwirbel* wir sehen zum ersten Mal das Meer in Mexiko, dem Golf von Mexiko. Ein kurzer Stopp, um die Beine zu vertreten und den Sonnenuntergang zu besichtigen und weiter ging die Fahrt in den Bundesstaat Yucatan in dessen Hauptstadt Méride. Wir waren nach der langen Fahrt alle erschöpft, aber Adriana hat uns noch auf den obligaten Orientation-Walk mitgenommen. Die Stadt ist wieder komplett anders als die Orte, welche wir davor besichtigt haben, und vor allem ist es heiss. Also, für uns. Für die Einheimischen ist jetzt Winter und sie tragen lange Hosen und teilweise sogar Jacken. Wir hingegen haben unsere kurzen Sachen ausgepackt, denn bei 32 Grad tagsüber wird ordentlich geschwitzt. Die nächsten 3 Nächte/2 Tage verbringen wir nun in der Stadt Mérida und haben uns bewusst gegen die optionalen Touren entschieden. Wir brauchen gerade eine kurze Pause, Zeit für uns Zwei und vor allem auch Zeit um diese Blogbeiträge aufzuarbeiten. Und da ihr diese jetzt lesen könnt, wisst ihr, dass wir’s es auch geschafft haben 😉

Corinne

Corinne

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