El Salvador
El Salvador
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Reisezeit
06.07.2022 bis 10.07.2022 -
Reiseart
Intrepid Gruppenreise
El Salvador (spanisch für „der Erlöser“ oder „der Heiland“) ist ein Land in Mittelamerika, welches im Nordwesten an Guatemala, im Nordosten an Honduras grenzt und am Pazifik liegt. El Salvador ist das kleinste Land der Region Zentralamerika, weist zugleich aber deren höchste Bevölkerungsdichte auf. Auf einer Fläche von 21’041 km² leben heute knapp 6.5 Mio. Menschen, wobei rund 1.74 Mio. Menschen davon in der Metropolregion rund um die Hauptstadt San Salvador leben. El Salvador ist geprägt durch eine Kette von Vulkanen, die das Land grob in drei Regionen unterteilt: den südlichen Küstenstreifen, die zentralen Hochebenen und Täler sowie die nördlichen Berge. Der höchste Berg ist der El Pital (2’730 m) an der Grenze zu Honduras. Der höchste Vulkan ist der Santa Ana im Westen mit einer Höhe von 2’365m.
Das Klima in El Salvador
El Salvador ist durch tropisches Klima mit nur geringen Temperaturunterschieden im Jahresverlauf geprägt. Von November bis April sorgt der Nordost-Passat für eine Trockenzeit. Niederschläge, die von Nordosten kommen, fallen dann bereits über Honduras. In den übrigen Monaten herrscht Regenzeit. Dann geht der überwiegende Teil des Jahresniederschlags über das Land nieder. Die üblichen jährlichen Niederschlagssummen liegen zwischen 1’700 und 2’300 mm. Die Temperaturen unterscheiden sich innerhalb des Landes in Abhängigkeit von der Höhe. Heisses Klima mit ganzjährigen Höchstwerten zwischen 30 und 31 Grad findet man an der Küste. In den Hochlagen herrscht dagegen deutlich kühleres Klima.
Die teils brutale Geschichte El Salvadors
Vor der spanischen Eroberung 1524-1525 gehörte das heutige El Salvador zur Mayakultur. 1821 wurde Guatemala und damit auch das heutige El Salvador unabhängig von Spanien. Nach einem vorübergehenden Anschluss an Mexiko schloss sich das Land 1823 der Zentralamerikanischen Föderation an. Rund 20 Jahre später zerbrach die Föderation; aus ihr gingen die selbstständigen Republiken Costa Rica, Nicaragua, Guatemala, Honduras und El Salvador (1841) hervor.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde, von einem Deutschen, ein synthetischer Farbstoff entwickelt und der Markt für Indigo, bis dahin ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft in El Salvador, brach zusammen. El Salvador stellte daraufhin den Anbau komplett um auf Kaffee. Die gesamte Kaffeeproduktion und damit die gesamte Wirtschaft basierte auf den Grossplantagen, die sich seit der Kolonialisierung in den Händen einer kleinen, aber reichen und mächtigen Bevölkerungsschicht befanden (man spricht von der Oligarchie der «14 Familien»). Dieser konservativen Oberschicht standen liberale städtische Händler und Intellektuelle gegenüber, die sich 1885 unter General Francisco Menéndez (1830 bis 1890) durchsetzen konnten, wobei es wiederholt zu politischen Umstürzen kam, meist durch Militärputsche.
Die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre und der damit verbundene Einbruch der Preise für Kaffee war für die Wirtschaft in El Salvador und in Folge davon für die Bevölkerung des Landes verheerend. Die Arbeitslosigkeit stieg dramatisch an und viele Bauern standen vor dem Ruin. Unter Augustín Farabundo Martí wurde daher 1930 die Kommunistische Partei gegründet. Die sozialen Unruhen wurden nach einem von der Oligarchie vorangetriebenen Militärputsch unter Hernández Martínez 1932 auf brutalste Art und Weise durch das Militär niedergeschlagen. Über 20 000 Bauern wurden ermordet. In den folgenden Jahrzehnten blieb das Militär weiterhin an der Macht und beherrschte die politische Szene. Zwar wurden Wahlen abgehalten, deren Ergebnisse aber kontrolliert waren. Auch die durchgeführten Agrarreformen konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit aller Macht eine Beibehaltung der herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse angestrebt wurde. Mehrere diktatorische Machthaber wechselten sich ab, während Streiks und militante Anschläge linker Guerilla-Gruppen zunahmen. Rechtsgerichtete «Todesschwadronen», die von der Regierung geduldet waren, sorgten im Land zusätzlich für Terror.
1979 eskalierte der Konflikt, als Erzbischof Oscar Arnulfo Romero von Rechtsextremisten ermordet wurde, begann der offene Bürgerkrieg zwischen der FMLN («Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional»), einer Gruppe aus fünf marxistisch ausgerichteten Guerillagruppen, und den Regierungstruppen, die von den USA unterstützt wurden. Zahllose Bürger des Landes verloren in den Auseinandersetzungen ihr Leben bzw. flüchteten ausser Landes. Dem Präsidenten Napoleón Duarte, der von 1980 bis 1989 regierte, gelang es nicht, durch Reformprogramme und Kompromissvorschläge zwischen der linken Opposition und dem rechten Flügel, d.h. den konservativen Militärs und den nach wie vor mächtigen Grossgrundbesitzern, zu vermitteln. Zu den innenpolitischen Problemen kamen 1986 noch die Verwüstungen und Zerstörungen durch ein schweres Erdbeben hinzu.
1989 wurde Alfredo Christiani von der rechtsliberalen ARENA («Alianza Republicana Nacionalista») neuer Präsident des Landes und übernahm von seinem Vorgänger Duarte die ungelösten Konflikte. Erst 1992, als der Kalte Krieg beendet war, kam es durch Vermittlung der UNO zu einem Friedensabkommen, das u.a. die Demokratisierung der Armee, Bodenreformen und die Einhaltung der Menschenrechte zum Inhalt hatten. Rund 80’000 Tote waren dem Konflikt zum Opfer gefallen. Auch in diesem Land wird wieder der brutale und negative Einfluss der USA auf das Land und eigentlich die gesamte Region ersichtlich. Eigentlich unvorstellbar wie viele Menschen ihr Leben verloren haben und wie oft dabei amerikanische Waffen und Geld im Spiel war. Nach dem Friedensschluss erhielt El Salvador zunehmend Entwicklungshilfe aus dem Ausland, um die innenpolitische und wirtschaftliche Lage zu stabilisieren.
El Salvador leidet nach wie vor unter den Folgen des Bürgerkriegs. Auf dem Land und in den Randbereichen der Städte herrscht Armut, fast die Hälfte der arbeitsfähigen Bevölkerung hat keine feste Arbeit. Die Kriminalitätsrate ist leider extrem hoch. El Salvador weist weltweit die höchste Rate gewaltsamer Tötungen auf und liegt dabei seit 2014 vor Honduras. Im Jahr 2015 kamen 105 Menschen pro 100’000 Einwohner durch Tötungsdelikte ums Leben. (Zum Vergleich: Die weltweite Rate liegt bei 6.2 pro 100’000.) Die Gefahr von Gewaltverbrechen ist überaus hoch, die Hemmschwelle beim Gebrauch von Schuss- oder Stichwaffen ist niedrig. Wir haben das aber nie gespürt während unseres Aufenthaltes.
Vor allem das Thema rund um den Bürgerkrieg hat uns während unseres Aufenthaltes sehr beschäftigt. Vor allem der Austausch mit einem ehemaligen Guerillakrieger war sehr interessant, wobei man hierbei eben auch immer nur eine Seite der Medaille hört. Aber wie brutal das Leben damals gewesen sein muss, in den Bergen und Wäldern, in all der Armut und mit nur wenigen Waffen zur Gegenwehr, das konnten wir uns nur sehr schlecht vorstellen. Wenn man bedenkt, dass in den 12 Jahren Bürgerkrieg die USA jeden Tag 1 Mio. US-Dollar an die Regierung in El Salvador überwiesen haben und das Land dieses Geld noch heute zurückbezahlen muss. Dieses Geld fehlt dem Land und vor allem der Bevölkerung heute.
Die Wirtschaft von El Salvador
Im Januar 2001 wurde der US-Dollar als offizielle Landeswährung eingeführt. Die bisherige Währung, der Colón, war zwar weiterhin gültig, trat aber praktisch nicht mehr in Erscheinung. Am 8. Juni 2021 verabschiedete das Parlament ein Gesetz zur Einführung der Kryptowährung Bitcoin als zusätzliche offizielle Landeswährung. Dieser Vorgang ist weltweit einmalig und auch entsprechend umstritten. Es wurde eine Frist von 90 Tagen festgesetzt, damit die Zentralbank und die Finanzmarktaufsicht die Umstellung umsetzen. Das Gesetz trat am 7. September 2021 in Kraft. Die Verwendung von Bitcoin ist nicht Pflicht, Händler müssen aber Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren, sofern sie technisch dazu in der Lage sind. Auch Steuern können mit Bitcoin bezahlt werden. Es gibt keinen festen Wechselkurs zum US-Dollar, der Markt entscheidet völlig losgelöst nach Angebot und Nachfrage. Wer die von der Regierung unterstützte Cyberwallet-App Chivo erstmals herunterlädt, erhält ein Startguthaben im Wert von 30 US-Dollar, in etwa das Dreifache eines durchschnittlichen Tagesverdienstes. Somit soll das Interesse an der Währung gesteigert werden. Eines der Hauptbedenken in El Salvador gegen die Bitcoin-Verwendung besteht darin, dass die kurzfristigen Schwankungen des Bitcoinkurses zu Problemen für diejenigen führen könne, die sich ihr Gehalt in Bitcoin auszahlen lassen. Und jeder weiss aus der kurzfristigen Vergangenheit wie schnell man mit Bitcoins Geld verlieren kann.
Die Industrialisierung in El Salvadors ist im Vergleich zu anderen Ländern Zentralamerikas sehr fortgeschritten. Hauptexportgüter sind nach wie vor Kaffee, Zucker, Shrimps, Baumwolle, Gold und Chemikalien, in steigendem Umfang neu auch Textilien. Die 23.000 Kaffeeproduzenten im Land sind infolge des Preisverfalls für Kaffee teils aber hoch verschuldet und damit unter Druck. Für die wichtige Landwirtschaft mit ihren vielen Arbeitern hat El Salvador eine richtungsweisende Entscheidung getroffen. El Salvador ist einer von nur zwei Staaten weltweit, die die Anwendung bestimmter Chemikalien in der Landwirtschaft landesweit und ausnahmslos verboten haben. Der Grund ist eine extreme Häufung eines besonderen Typs von tödlicher Niereninsuffizienz bei Landarbeitern. Das Verbot gilt für Glyphosat, wichtigster Handelsname Roundup, sowie für Paraquat und Endosulfan. Damit sollen die Landarbeiter in Zukunft besser geschützt sein, was noch eine sehr eindrückliche Entscheidung ist. Importiert werden in El Salvador vor allem Maschinen, Nahrungsmittel, Textilien, Fahrzeuge sowie Rohöl. 66 % der Exporte gehen in die USA, 46 % der Importe kommen von dort. Die grösste Devisenquelle sind jedoch die Überweisungen der ca. 2.6 Millionen legal oder illegal im Ausland – meist in den USA – lebenden Salvadorianer. Aufgrund der schwierigen Wirtschafts- und Sicherheitslage verlassen immer mehr Einwohner das Land. Stammten 1978 noch 80 % der Deviseneinnahmen aus dem Export von landwirtschaftlichen Gütern, kommen heute 70 % der Einnahmen aus den Rücküberweisungen der im Ausland lebenden Salvadorianer.
Unser Fazit zu El Salvador
Leider waren wir auch nur ein paar Tage in El Salvador, diese haben wir aber sehr genossen und möchten die Tage keinesfalls missen. Es war aber auch ein komisches Gefühl das ganze Thema rund um den Bürgerkrieg so nah zu erleben. Vor allem weil die Geschichte eben doch noch nicht allzu lange zurück liegt. Was das Thema Sicherheit angeht, sind wir uns nicht ganz sicher, wie wir das beurteilen sollen. Wir sind als Touristen einfach eher auf der sicheren Seite, da wir als diese eine grosse Einnahmequelle darstellen. Daher waren alle Menschen sehr freundlich und nett zu uns. Und ja, wir haben diverse Regionen und Bezirke auch einfach nicht besucht, um das Risiko nicht zu erhöhen. Das machen wir aber in allen Teilen der Welt so, so vermeiden wir auch in europäischen Städten manche Bezirke, wenn es dunkel ist. Das muss jeder für sich entscheiden, wie man damit umgehen mag. Auf der anderen Seite hat El Salvador teilweise sehr strenge Gesetze und wendet diese auch rigoros an. So hat es z.B. eines der schärfsten Abtreibungsgesetze weltweit. Es stellt jede Form von Schwangerschaftsabbruch als Gewaltverbrechen unter Strafe. Dies gilt selbst bei Vergewaltigungen oder bei starken Missbildungen der Föten. Ärzte sind verpflichtet, Frauen bei Verdacht auf Schwangerschaftsabbruch der Polizei zu melden. Für uns eigentlich unvorstellbar, wie dieses Thema hier gehandhabt wird. Aber auch hier gilt wieder: Andere Länder, andere Regeln. Wir kommen als Besucher in das Land und wir besichtigen das Land, wie es eben ist.