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Kanada: Provinz Québec & Montréal und Provinz Ontario & Ottawa

Wie Tobi im letzten Beitrag geschrieben hat sind wir mit dem Auto auf dem Highway über die Provinzgrenze nach Québec gefahren. Kurz danach haben wir gleich einen kurzen Stopp eingelegt: WC- und Verpflegungspause. Hier in Kanada heissen die Toiletten übrigens «Washrooms» und nicht «Bathrooms» oder «Restrooms». Schnell haben wir gemerkt, dass der Hase hier anders läuft. Nicht nur müssen wir jetzt unser Schulfranzösisch wieder hervorkramen, nein auch ist alles noch mehr verlassen. Die Raststätte, wenn man das überhaupt so nennen kann, war ausgestorben. Deshalb ging es dann auch ganz schnell wieder weiter. Ich durfte nun zum letzten Mal mit dem Auto mitten in eine nordamerikanische Grossstadt fahren…..ich liebe es *nicht*. Nach einem kurzen Schlenker um den Block haben wir dann auch begriffen, dass wir eigentlich bereits vor dem Hoteleingang stehen. Wir haben eingecheckt und das Auto wurde für uns parkiert. Super Service! Nach der Fahrt haben wir uns zuerst etwas ausgeruht und sind dann zum Abendessen erst wieder losgezogen. Das Hotel haben wir echt gut gewählt liegt es doch direkt am Ende der Rue de St. Catherine, sozusagen der Bahnhofstrasse von Montréal. Wir haben uns spontan für ein Poulet-Restaurant entschieden und haben lecker gegessen. Dann war aber die Luft bereits wieder raus und wir sind zurück ins Hotel. Die Tage davor waren doch sehr anstrengend.

Am nächsten Morgen haben wir uns bereits schon wieder zum Essen getroffen und haben einen Glückgriff gemacht. Das Frühstücksrestaurant war der Hammer. Danach mussten die vielen Kalorien auch wieder abtrainiert werden und wir sind zu Fuss losgezogen. Ziel war die Altstadt mit der Basilika Notre-Dame. Auch heute merkten wir schnell, dass wir in einem anderen Teil von Kanada sind. Es gab unzählige Touristen, auch wieder viele Europäer. Das hatten wir schon länger nicht mehr. Die Basilika konnten wir leider nur mit Eintrittstickets besuchen, welche man vorab online kaufen musste. Aber hey, wir sind ja mittlerweile auch digitale Nomaden und haben das Büro sozusagen immer dabei. Tickets gekauft, für einen doch sehr stolzen Preis, und es ging direkt rein. Die Basilika wurde zwischen 1824 und 1829 erbaut und ersetzte eine damalige Pfarrkirche. Die Kirche war damals die grösste Kirche auf dem Nordamerikanischen Kontinent und ebenso das höchste Gebäude in Montréal. Im September 1984 besuchte Papst Johannes Paul II die Basilika. Leider war einer der Türme gerade in Renovation, sodass die Aussenansicht etwas beeinträchtigt war. Die Basilika hat uns sehr beeindruckt, war sie doch innen wunderschön gestaltet. Aber hier lassen wir einfach Bilder sprechen. Wie fast immer, haben wir auch hier wieder unsere Kerzen angezündet und einen Moment der Ruhe und Besinnung genossen.

Danach ging es weiter zu Fuss durch die Altstadt Richtung St. Lawrence Fluss und altem Hafen. Es kam uns auch hier so vor, als wären wir in einem neuen Land. Die Architektur, die kleinen Gässchen, die vielen und nervösen Menschen…..wir hatten das Gefühl, wir sind mitten in Frankreich. Am Hafen gab es viele Dinge zu sehen. Es gab ein Riesenrad, eine Zipline, ein Hochseilgarten, viele Foodtrucks, Verkaufsstände und auch Anbieter für Bootstouren. Bei dem schönen Wetter wäre das eigentlich was gewesen. Leider aber hat hier die Sommersaison noch nicht richtig gestartet und es gab für diesen Tag keine Bootsfahrt mehr. Also sind wir zu Fuss weiter zum Uhrturm. Von dort hatte man eine wunderschöne Sicht auf den Fluss und die gegenüberliegenden Inseln.

Nach einer kurzen Kaffeepause wollten wir eigentlich die City Hall (auf Französisch «Hôtel de Ville») besichtigen. Naja, was soll ich sagen…….es stand in einem grossen Baugerüst. Ich kann gleich vorwegnehmen…..das «under construction» begleitet uns hier genau so weiter wie auch das «closed for the season». Von der schönen City-Hall haben wir also praktisch nichts gesehen, sehr schade. Da wir doch bereits einige Schritte auf dem Tacho hatten, haben wir uns von einem sehr freundlichen Uber-Fahrer zum St. Joseph Oratorium im Westen von Montréal gefahren. Er hat uns bereits vorgewarnt, dort würde gerade gebaut….war ja klar. Er hat uns gleich mit auf den Weg mitgegeben, dass es in Montréal sowieso nur 2 Jahreszeiten gebe: Winter und Baustellenzeit. Da kein Schnee mehr auf den Strassen liegt und die Temperaturen um die 20 Grad waren, wussten wir auch gleich Bescheid. Nach einer amüsanten Fahrt sind wir dann beim Oratorium angekommen. Er hat uns sozusagen bis vor die Türe gefahren. Das Oratorium ist auch eine römisch-katholische Basilika und wird von Pilgern als Wahlfahrtskirche genutzt. Jährlich besuchen die Kirche rund 2 Millionen Menschen. Die Kirche gehört mit einer Kapazität von 10’000 Menschen (davon 3’000 Sitzplätze) zu einer der grössten Kirchen der Welt und ist auch heute noch die grösste Kirche Kanada’s. Der Innenbereich ist sehr speziell. So eine Kirche haben wir noch nie gesehen. Während unseres Besuchs hat jemand auch sein Orgelspiel geübt. Sagen wir mal so, die Klänge waren wunderschön, das Gespielte eher weniger. Er/Sie brauchte auf jeden Fall noch etwas mehr Übung. Die Orgel hat 78 Register, wurde von einem Orgelbauer aus Hamburg gebaut und gilt auch heute noch zu den 10 herausragendsten Orgeln der Welt. Vom Aussenbereich der Kirche hat man noch einen tollen Ausblick über einen Teil der Stadt.

Nach der eindrücklichen Besichtigung wollten wir eigentlich noch den Rest des Mont Royal erkunden. Wir haben aber schnell gemerkt, dass die Distanzen hier sehr gross sind und das Auf und Ab zum Schluss eines solchen Tages einfach zu viel gewesen wären. Also sind wir auf direktem Weg zurück Richtung Hotel, hatten dann aber doch fast 24’000 Schritte auf dem Tacho. Am Abend sind wir dann nur noch schnell zum Abendessen gelaufen. Es gab ein sehr leckeres Pad Thai in einem schönen Restaurant gleich an unserer Strasse. Herrlich, dass wir wieder bei trockenem Wetter und angenehmen Temperaturen draussen Abendessen können. Wir haben es vermisst.


Am nächsten Morgen, mittlerweile bereits wieder Donnerstag, sind wir nochmals zum gleichen Frühstücksplatz wie gestern gegangen. Das Essen schmeckte uns einfach zu gut und die Karte war gross. Ich kann gleich vorwegnehmen, wir waren noch ein paar Mal dort in der folgenden Woche. 🙂 Nach dem Frühstück hiess es dann für unseren Besuch Kofferpacken. Die Woche war schon wieder um und der Rückflug stand an. Da wir unser Mietauto gleich am Flughafen abgeben mussten, haben wir das gerade zusammen verbunden. Dieses Mal hatten wir einen recht tollen VW-Passat als Mietwagen.

Am Flughafen Montréal war eigentlich gar nicht so viel los und wir hätten nicht so viel früher dort sein müssen. Die Gepäckaufgabe gestaltete sich dann aber doch sehr kompliziert. Wir hatten das Gefühl, dass auch das Bodenpersonal gerade ihren ersten Tag hatte. Wir fragen uns langsam, was die Kanadier so gearbeitet haben, bevor wir dort waren. Überall hat es Leute am ersten Tag. 🙂 Naja, schlussendlich war es geschafft und wir haben uns verabschiedet. Es war eine sehr schöne gemeinsame Woche und wir haben extrem viel erlebt und gesehen.

Für Tobi und mich ging es dann mit dem Flughafen-Express-Bus und der Metro zurück in die Innenstadt. Leider hat der Regen nicht aufgehört und wir wurden ordentlich geduscht. Den restlichen Nachmittag haben wir noch etwas zum Arbeiten verwendet und am Abend sind wir in einem Vietnamesischen Imbiss gelandet.
Am nächsten Tag wollten wir dann nochmals zur Altstadt laufen, vor allem wollten wir die alte Markthalle besuchen. Naja…..das war dann wohl eher Nix. Das Gebäude ist zwar wunderschön und es hätte auch ordentlich Platz, wurde aber leider extrem schlecht genutzt. Es gab nur wenige Läden, die meisten haben irgendwelchen Touristenkram verkauft. So sind wir enttäuscht weitergezogen, haben wir uns doch auf gutes Frühstück gefreut. Nicht weit von der Markthalle entfernt ist uns eine Crêperie ins Auge gestochen. Ich befürchte, auch diese Kellnerin hatte ihren ersten Tag und der Koch war jetzt auch nicht der Schnellste, aber die Crêpes waren extrem lecker. Unsere Strategie wenn man sich nicht entscheiden kann: Der Eine bestellt salzig, der Andere süss und in der Hälfte wird getauscht. 🙂
Am Nachmittag haben wir uns vorgenommen, uns für die Weiterreise in Zentralamerika vorzubereiten. Tobi brauchte dringend neue Turnschuhe und Corinne brauchte Sommer-T-Shirts. In der Einkaufsstrasse Rue de St. Catherine wurden wir «schnell» fündig. Wir haben alles bekommen, sind noch ein wenig durch die Stadt gelaufen und sind am Abend komplett fertig im Hotel angekommen.

Am Samstag-Morgen ging es dann für uns zum Hafen von Montréal. Wir haben uns spontan, aufgrund des schönen Wetters, für eine Bootstour entschieden. 90 Minuten geht’s über den St. Lawrence-River. Hier lassen wir mal am besten die Bilder sprechen.

Es war das perfekte Wetter für eine Bootsfahrt. Warm und sonnig. Im Anschluss sind wir noch etwas durch die Altstadt Montréals geschlendert und einen Besuch in einer lokalen Brauerei haben wir natürlich auch noch eingelegt. Auf den Strassen war hier einiges los. Es gab viele Strassenmusiker und auch einige Poltergesellschaften (auf Hochdeutsch: Junggesell:innen-Abschiede). Es war auf jeden Fall reges Treiben. 🙂 Nachdem Tobi seine Brauerei besuchten durfte, musste ich natürlich noch einen Abstecher zu Ben & Jerry’s machen. Die Coffee/Coffee-Glacé dort ist einfach zu gut. Die haben wir dann im angrenzenden Park genossen und schon war der Tag auch wieder vorbei.

Am nächsten Tag haben wir es seeeehr ruhig genommen. Wir sind zum brunchen gegangen und den restlichen Tag haben wir einfach gar nichts gemacht. 🙂 Am Montag ist dann Tobi am Vormittag alleine losgezogen und ich habe gearbeitet. Tobi ist zum Olympiapark und zum Botanischen Park mit der Metro gefahren und kam mit wunderschönen Bildern zurück.

Noch ein paar Bilder aus dem Olympiapark, welcher teilweise nicht wirklich wie ein Park aussieht. Es ist schon krass, wie viel Beton hier ersichtlich ist.

Am Abend sind wir dann noch zum Mont Royal Park/Hügel spaziert. Durch den Wald ging es nach oben. Oben angekommen hatten wir einen wunderschönen Blick auf die Stadt. Man konnte auch oben noch spazieren, sodass wir einige verschiedene Aussichten geniessen konnten. Am Aussichtspunkt für schöne Sonnenuntergänge waren wir dann etwas zu früh. Es hätte doch glatt noch 3 Stunden gedauert. Und da es ein bisschen wolkig war, haben wir die 3 Stunden nicht mehr gewartet und sind auf der anderen Seite des Hügels über Hunderte Treppenstufen wieder runter in die Innenstadt gekommen. Mit fast knapp 30’000 Schritten auf dem Tacho (bei Tobi) hatten wir dann aber beide genug 🙂

Der Dienstag war dann tatsächlich unser letzter Tag in Montréal. Wir sind mit der Metro rüber zur Insel im St. Lawrence River, genauer gesagt in den Parc Jean-Drapeau. Dort wollten wir uns die Überbleibsel der Weltausstellung von 1967. Der Park war unglaublich schön angelegt und wir haben die Sonne bei einem Spaziergang genossen. Einiges war aber bereits verstellt oder gesperrt, findet doch am Wochenende die Formel 1 auf der gegenüberliegenden Insel statt. War spannend mit anzusehen, was die Herrschaften bereits alles aufbauten.

Dieses Formel 1-Rennen hat uns noch einen ordentlichen Strich durch unsere Planung gemacht, dazu aber später mehr. Nach diesem wunderschönen Abend ging es zurück ins Hotel und wir haben unsere Rucksäcke gepackt und nochmals etwas optimiert für die Zentralamerika-Reise.

Am Mittwoch den 15. Juni 2022 hiess es dann wieder Zugfahren. Dieses Mal aber eine kurze Strecke und auch mit einem «normalen» Zug von Via Rail Canada. Es geht für uns zum Abschluss unserer Kanada-Reise in deren Hauptstadt Ottawa. Nach einem 1.5km Fussmarsch haben wir dann auch den Hauptbahnhof in Montréal erreicht. Dank Google Maps kennen wir nun auch die Hinterseite des Gebäudes und können sagen, dass es dort keine Eingangstüre gibt. Dafür ist dieser Hauptbahnhof innen (er ist tatsächlich unterirdisch) sehr lebhaft. Bis jetzt waren alle Kanadischen Bahnhöfe mehr als ausgestorben. Dieser hier aber ist richtig lebhaft und es gibt verschiedene Restaurants, Take-Away-Stände und sonstige Läden. Und mitten im Gebäude befindet sich die grosse Zughalle. Hier in Kanada läuft das Zugfahren etwas anders ab. Ähnlich wie beim fliegen findet hier ein Boarding/Check-In statt. Bei den grösseren Distanzen wird das grössere Gepäck eingecheckt. Diese Fahrt nach Ottawa ist aber nur 2.5 Stunden lang und das Gepäck kommt mit einem mit in das normale Zugabteil. Trotzdem gibt es aber ein Passagier-Check-In/Boarding. Da hier in Montréal mehr Züge als nur The Canadian fahren gibt es auch verschiedene Einsteiggleise. Wie im Flughafen hat jeder Zug sein «Gate». Dort stellen sich alle in der Schlange an. Und nein, es gibt kein Gedränge und keine Hektik. Man steht hinten an und wartet. Irgendwann kommt ein freundlicher Mitarbeiter und checkt die Boarding-Karten und aktuell auch noch den Impfnachweis. In Kanada gilt nach wie vor eine Impfpflicht für alle Zug- und Flugpassagiere. Ist man hier in Kanada nicht geimpft kommt man somit nur noch mit dem eigenen Auto weiter. Nachdem wir unsere Nachweise gezeigt haben bekommen wir ein Schildchen, worauf das heutige Datum aufgedruckt war. Keine Ahnung weshalb wir das bekamen, es wollte später niemand mehr sehen. Und dann ging’s ca. 10 Minuten vor Abfahrt los mit dem Boarding. Oben an der Treppe wurde nochmals die Boardkarte gecheckt und anschliessend erst ging es nach unten zu den Gleisen und unserem Zug. Unten angekommen wird man gleich von freundlichen Mitarbeitern gefragt, in welchem Waggon man Sitzplätze hätte und wird dann eingeweist. So dauerte es tatsächlich keine 10 Minuten und der ganze Zug war geboardet und fuhr los. Effizient würden wir mal sagen. Ich hatte dann noch den Zusatz-Jackpot geknackt. Platz 5B scheint wohl der «wichtige» Sitzplatz zu sein. Man hat mir mitgeteilt, dass ich für den Notfall zuständig sei, die Türen im Waggon zu öffnen. Ich habe sogar eine Einführung von gefühlt 45 Sekunden erhalten und anschliessend wurde oberhalb meines Sitzes ein Kleber angebracht, dass ich die Notfall-Türöffnerin bin und auch geschult wurde. Ich kann gleich vorwegnehmen…..es ist alles gut gegangen und ich musste mein neu erlerntes Wissen nicht anwenden. Glück gehabt. Die Fahrt war richtig cool und die Zeit verflog extrem schnell. Vor jedem Bahnübergang wurde wieder ordentlich gehupt und unterwegs mussten wir auch wieder auf entgegenkommende oder kreuzende Züge warten. Ja Du hast richtig gelesen, gekreuzte Züge. Hier gibt es Zugstrecken, die kreuzen sich in einem 90 Grad-Winkel. Und auch hier gilt wohl rechts vor links…..zum Glück kam nur einmal ein Güterzug wo wir etwas länger warten mussten. Die Zugstrecke führte uns dann auch wieder in die Provinz Ontario. Ottawa selber liegt in Ontario, grenzt aber direkt an die Provinz Québec. Obwohl wir pünktlich losgefahren sind, haben wir dann auf der gesamten Strecke eine Verspätung von 27 Minuten eingefahren.

Der Bahnhof von Ottawa liegt im östlichen Teil der Stadt etwas ausserhalb. Dank der Metro sind wir dann aber extrem schnell in Downtown gewesen. Die Metrostation und auch die Züge waren extrem modern und es schien alles neu zu sein. Für mich als kleiner Technik-Fan gab’s auch hier wieder ein Highlight. Man musste kein Metro-Ticket lösen, bevor man den Bahnhof betreten durfte. Nein, man hält einfach sein Handy mit ApplePay (geht auch mit GooglePay) an die Schranke und das Türchen öffnet sich. Wie praktisch ist das bitte? Sowas bräuchten wir in der Schweiz auch. Was ich eins den Touris im Zürcher HB geholfen habe, die richtigen Tickets zu lösen….. Nach der kurzen Metrofahrt sind wir an der richtigen Station angekommen und zu unserem letzten Kanada-Hotel gelaufen. Wir waren viel zu früh da, konnten aber zum Glück unsere grosse Rucksäcke abgeben. Bei einem leichten Nieselregen sind wir dann losmarschiert. Und es war echt erstaunlich, wir waren wieder in unserem bekannten Kanada (wie vor Montréal). Alle Menschen extrem freundlich und hilfsbereit. Man durfte keine 10 Sekunden irgendwo stehen und in’s Handy schauen, schon kam jemand auf einem zu und fragte, ob wir was suchen würden. So nett!! Nach einer kurzen Frühstücks-/Mittagspause ging es dann weiter Richtung Parliament Hill. Auf den habe ich mich schon länger gefreut, sahen die Bilder vom Regierungsquartier einfach wunderschön aus. Und auch wenn das Wetter nicht ganz so toll war wie in Montréal und es immer wieder mal kurz nass wurde, haben wir den ganzen Nachmittag auf dem Parliament Hill verbracht.

Die Jahreszeit war übrigens die Gleiche: Baustellenzeit. Wobei wir dann gelernt haben, dass die das Parlamentsgebäude bereits seit längerem renovieren und es auch noch weitere 10-15 Jahre dauern wird. Der Parliament Hill besteht aus 3 Gebäuden: Dem Hauptgebäude, dem Ost-Block und dem West-Block. Das Hauptgebäude ist derzeit komplett unbenutzt aufgrund von Renovierungsarbeiten. Auch wird davor ein unterirdisches Besucherzentrum gebaut. Wenn es fertig ist, tagt im Hauptgebäude das Parlament. Im West-Block tagt aktuell das House of Commons, im East-Block sind Büroräumlichkeiten für die Abgeordneten. Das House of Senat tagt aktuell in einer alten Zugstation gegenüber auf der Strasse. Wir sind einmal um den ganzen Hill gelaufen und an verschiedenen Stellen standen immer wieder Mitarbeiter vom Tourismusbüro. Sie haben uns angesprochen und gefragt ob wir an einer Info interessiert sind. So kamen wir ins Gespräch und haben sehr viel gelernt. Vor den 3 Gebäuden sind wir dann zum Schluss noch zur Centennial Flame gelaufen. Im Januar 1967 wurde diese zum ersten Mal entzündet. Die Flame brennt mit natürlichem Gas und flackert über dem fliessenden Wasser. Aussenrum sind von allen kanadischen Provinzen und Territorien Bronzeschilder inkl. deren florarlen Symbolen und dem Beitrittsjahr zur Konföderation. Was für eine geniale Idee von der Stadt. Richtig toll gemacht für Touristen. Nachdem wir den Parliament Hill fürs erste erkundet haben wollten wir uns noch das Kriegsdenkmal anschauen. Und wir hatten hier richtig Glück. Es stand gleich die Wachablösung an. Das wollten wir natürlich nicht verpassen und haben gewartet. War echt eine herzige «Zeremonie». Hätten sich 2 Touristen nicht vor alle Anderen gestellt, dann hätten wir auch richtig gut fotografieren können…..Naja, alle die sich zurückgehalten haben, haben jetzt eine Erinnerung an die beiden anderen Touristen. 🙂

Naja, so viel laufen und Informationen sammeln macht durstig und hungrig. 🙂 Also ging es für uns in einen kleinen Stadtparkt. Dort gab es ein kleines Café und wir haben uns gegönnt. 🙂 Dort haben wir dann auch unsere Notebooks ausgepackt und etwas geschrieben und Routen gezeichnet. Es war ein herrlicher Nachmittag in der warmen Sonne. Anschliessend sind wir dann zurück zum Hotel, haben eingecheckt und unser Zimmer bezogen. Den Abend haben wir nur noch im Hotel verbracht. Für die Weiterreise nach Zentralamerika gab es noch ein paar Kleinigkeiten vorzubereiten.

Am nächsten Morgen haben wir es erst etwas gemütlicher genommen. Wir merken, dass wir bezüglich unserer Weiterreise etwas sentimental werden. Ein Flug steht bevor, der Abschied von unserem Herzenskontinent «Nordamerika» ebenso und eine Reise durch Unbekanntes. Wir haben etwas den Schi***. Aber zuerst wieder zurück zu Ottawa. Wir sind zu unserem Barista des Vertrauens und haben einen leckeren Latte in der Sonne genossen. Danach sind wir ziemlich planlos Richtung Rideau Canal gelaufen. Und wir hatten erneut Glück. Gerade wurden 3 Boote nach unten geschleust. Dies war extrem eindrücklich, für die Mitarbeiter des Parks aber harte Arbeit. Es hatte nämlich 28 Grad und war extrem schwül. Die haben echt geschufftet. Nach ca. einer Stunde waren die Boote dann unten und sind auf dem Ottawa River davongeschippert. Der Rideau Kanal ist 202 km lang und verbindet Ottawa mit dem Lake Ontaria respektive dem St. Lawrence River ab Kingston. Er ist seit 1832 geöffnet und wurde damals aus Kriegsangst gebaut. Die Kanadier waren sich nicht sicher, ob Amerika den St. Lawrence River im Kriegsfall für sich beanspruchen. In der heutigen Zeit wird der Kanal vor allem von Bootsfahrern genutzt, ist aber nur von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet. Während den Wintermonaten gefriert der Kanal nämlich zu und man kann darauf laufen oder Schlittschuh fahren. Seit 2007 gehört der Kanal zum UNESCO Weltkulturerbe.

Anschliessend sind wir noch zum gegenüberliegenden Major’s Hill Park gelaufen. Auch dort wurden wir wieder von einer Mitarbeiterin des Tourismus-Büro’s über die dortigen Denkmäler informiert. Sie hat uns dann noch den Tipp vom ByWard Market gegeben. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und wir sind dort rüber spaziert. Der Markt sieht anders aus als die bisher besuchten. Es waren viele kleine Restaurants, die ihre leckeren Speisen und Getränke angeboten haben. Zur Einstimmung auf Zentralamerika haben wir uns Fruchtsäfte geholt und wurden dann von einer heftigen Regenschauer überrascht. Zum Glück hatte der Saftladen auch Tische und Stühle und so konnten wir den Regen trocken überstehen. Danach war dann für uns auch gut. Wir sind zurück zum Hotel und haben weitere Reisevorbereitungen getroffen.

Am nächsten Tag haben wir unsere Rucksäcke gepackt, haben ausgecheckt und sind Frühstücken gegangen. Zum Glück durften wir unsere Rucksäcke wieder im Hotel zwischenlagern, da unser Zug erst gegen Abend los fährt. Nach einem tollen letzten Kanadischen Frühstück sind wir dann nochmal durch die Stadt gelaufen. Wir wollten uns noch das Gerichtsgebäude ansehen.

Anschliessend sind wir noch zur Basilica Notre-Dame gelaufen und haben diese besichtigt unsere Kerze angezündet.

Nach einem schönen Spaziergang sind wir erneut beim Market gelandet. Wir setzten uns, zum letzten Mal, in einen kanadischen Stuhl und haben einfach nur die Sonne und das Treiben genossen. Auf der Suche nach Kaffee sind wir kurz durch das angrenzende Einkaufszentrum geschlendert. Den Kaffee haben wir dann aber draussen gefunden. Auch hier hat es plötzlich angefangen zu regnen und wir haben uns entschieden, zurück zum Hotel zu gehen. Ziemlich nass sind wir dann dort auch angekommen. In dem Augenblick ist uns nochmal bewusst geworden, was für tolle Stellen und Plätze Ottawa doch zu bieten hat und das wir sehr froh sind, dass wir doch noch hierher gefahren sind.

Wir haben unsere Rucksäcke geschnappt und sind zur Metro gelaufen. Mit der ging es zum Bahnhof und dort mit unserem lieb gewonnen Zug zurück zum Flughafen Montreal. Der Zug war extrem gut besucht und aufgrund einer technischen Panne bei Via Rail wurden diverse Plätze wohl auch doppelt verkauft. Aber die Stimmung war wie immer: völlig entspannt und lustig. Man hat geplaudert und gemeinsam gelacht. Ach herrlich, wie sehr wir das hier in Kanada geschätzt haben. In Dorval am Bahnhof angekommen wurden wir von einem Shuttlebus zum Flughafen gebracht. Dort hat uns dann das grosse Chaos erwartet. Aufgrund von einem Sturm am Vortag wurde der Flugplan ordentlich durcheinander gewirbelt. Viele Passagiere wurden umgeleitet und sind dann doch in Montréal gestrandet. Und wie auch in Europa fehlt es in Kanada an Bodenpersonal. Die Stimmung war etwas angespannt. Wie wir bereits eine Woche davor in Erfahrung gebracht haben, konnten wir unser Gepäck erst 4 Stunden vor Abflug aufgeben. Wir waren aber 12 Stunden vorher am Flughafen. Warum tut man das? Tja, das hat mehrere Gründe. In Montréal fand an diesem Wochenende das Formel 1-Rennen statt und wir haben absolut keine bezahlbare Unterkunft mehr gefunden. Zum Anderen gab es keine Verbindung mit dem öffentlichen Verkehr von Ottawa nach Montréal am frühen Morgen. Also haben wir entschieden, den letzten Zug am Vorabend zu nehmen und die Nacht am Flughafen zu verbringen. Da wir das Gepäck jedoch nicht aufgeben konnten, mussten wir im öffentlichen Abflugsbereich verweilen. Naja, etwas naiv haben wir gedacht, dass die Essenstände länger offen hätten an einem 24-Stunden geöffneten, internationalen Flughafen. Tja, was soll ich sagen?!? Wir sind kurz vor 21 Uhr am Flughafen eingetroffen, es hatte noch genau 1 orientalisches Restaurant offen. Zum Glück hatten wir ja noch nichts gegessen. 🙂 Zum Verlauf der Nacht und dem Beginn der Gruppenreise dann mehr im nächsten Bericht.

Uns würde echt interessieren, wer unsere Beiträge so liest und auch tatsächlich bis zum Schluss durchhält. 🙂 Falls Du Dich gerade angesprochen fühlst, dann würden wir uns freuen, wenn Du kurz einen Kommentar hinterlassen würdest. Nur zur Info: Die Felder Name & E-Mailadresse müssen nicht zwingend ausgefüllt werden.

Kanada: Provinz Ontario

Den letzten Blog habe ich damit beendet, dass wir zu der Zeit am Bahnhof in Winnipeg sitzen und auf den Zug warten. Und was soll ich sagen, wir haben ganz schön lange gewartet. Also, der ursprüngliche Plan der Bahngesellschaft war, Ankunft des Zuges aus Edmonton um 22 Uhr, Boarding für uns um 22:45 Uhr und Abfahrt nach Toronto um 23:30 Uhr. Das war der Plan. In Realität war es dann so, dass der Zug aus Edmonton um 0:30 Uhr eingetroffen ist, das Boarding um 01:15 Uhr stattgefunden hat und wir um 2:00 Uhr auf die Strecke gegangen sind. Also gleich mal zu Beginn eine Verspätung von 2.5 Std. geschafft. Aber uns war es eigentlich ziemlich egal. Wir haben es uns am Bahnhof gemütlich gemacht und hatten es noch recht lustig mit den Mitarbeitern von der Bahngesellschaft VIA Rail. Wir waren sehr erstaunt, welche Freudenschreie es bei einem Teil der Mitarbeiter ausgelöst hat, wenn sich der Zug auf dem Monitor, auf welchem der Live-Standort mit Geschwindigkeit des Zuges dargestellt wurde, bewegt hat. Da wurde häufig und voller Ekstase gerufen «er bewegt sich»…. 🙂 Nun ja, eigentlich hatten wir nichts anders erwartet bei einem Zug, aber man hatte seine Freude daran. Gefühlt haben die Mitarbeiter gerade immer ihren jeweils ersten Arbeitstag. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass wir nach 2 Fahrten mehr Ahnung hatten, als die Mitarbeiter. 🙂 Beim Boarding haben wir dann festgestellt, das wir dieses Mal wohl nicht so viel Platz haben werden. Unser Wagon war doch recht gut besucht und wir mussten zu Beginn mit einer normalen Zweier-Sitzreihe Vorlieb nehmen. Der Zugbegleiter war aber so freundlich, oder hatte so Mitleid mit uns, dass wir in einen Vierer-Sitzplatz wechseln durften. Diese sind eigentlich für Gruppen zwischen 3 und 4 Personen reserviert. Aber wir hatten mal wieder Glück. War auch gleich deutlich gemütlicher und so ging die grosse Fahrt los. Wir haben nach der Abfahrt noch ein wenig Netflix geschaut und dann doch tatsächlich ein paar Stunden geschlafen. Am Folgetag, der Montag, sind wir dann aufgewacht und der Zug fuhr irgendwo durch die Pampa. Eigentlich haben wir den ganzen Tag gefühlt im Wald verbracht. Ich habe noch nie so viele Bäume gesehen. Die Strecke sah aus, wie einfach eine Trasse mit einem, und an manchen Stellen einem zweiten Gleis und das einfach gerade aus in den Wald gesetzt wurde. Dazwischen kommen dann immer wieder grössere Seen und Flüsse. Einfach ein herrlicher Anblick an der Natur. Mir hat das so richtig gefallen und Spass gemacht.

Dank unserem hervorragenden Essen, welches wir vorab eingekauft hatten, waren wir, im Vergleich zu den anderen Passagieren, hervorragend versorgt. Wir hatten frisches Obst, etwas Gemüse, Brot, Wurst, Käse und Aufstrich. Ok, und ein wenig Schokolade und Chips bzw. Nüsse und Gummibärchen… 🙂 Man weiss ja nie was kommt auf so einer Reise. Die anderen hatten sich auf die Snacks im Abteil verlassen, welche aber wieder nicht der Brüller waren. Es war spannend zu sehen wie an jedem Stopp der jeweilige Süssigkeitenautomat vor Ort geplündert wurde. Ich glaube manche haben sich dadurch einfach nur von Chips ernährt. 🙂 Am Abend haben wir dann tatsächlich zum ersten Mal unser Kartenspiel «Phase 10» ausgepackt und eine Runde im Panoramawagen gespielt. Dazu gab es einen tollen Sonnenuntergang und wir hatten es richtig gemütlich.

Am Dienstag war es dann soweit, dass die Ankunft in Toronto auf dem Program stand. Geplante Ankunft um 14.30 Uhr. Und was glaubt ihr wohl ist passiert? Genau! Wir waren schon um 13:15 Uhr dort und damit 1 Std. und 15 Min. früher als geplant. Da kann man nichts sagen, mit 2.5 Std. Verspätung losfahren und trotzdem so viel vor der Zeit ankommen. Ich glaube, das schafft die Deutsche Bahn nicht… 🙂

Nach der Ankunft haben wir unser Gepäck geholt und dabei festgestellt, Bahnreisende haben bei der Gepäckausgabe genauso wenig Zeit wie Flugreisende. Unfassbar was man da an Schweissperlen auf den Gesichtern der Menschen sehen konnte. Und trotzdem, jeder hat seine sieben Sachen bekommen – völlig unnötiger Stress. Aber ok. Wir haben dann unser Gepäck nochmals am Schalter abgeben können um ohne Gepäck noch ein wenig in der Stadt laufen zu können. Da wir jetzt ja zu früh dran waren und wir erst um 16 Uhr unser AirBnB beziehen konnten, war die «Verfrühung» jetzt nicht direkt ein Vorteil. 🙂 Aber egal, so hatten wir genug Zeit für Kaffee, welcher dringend notwendig war. 🙂 Beim Verlassen des Bahnhofs hat uns fast der Schlag getroffen. Es war Sonne pur und knapp 30 Grad heiss. Das waren wir gar nicht mehr gewohnt und wir waren in unseren Jeans und Pullis, auch etwas falsch gekleidet. Daher, direkt zum Barista unseres Vertrauen und einen ganz grossen Kaffee bestellt. Danach sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Wir haben es dann auch geschafft, uns die Zeit bis 15.45 Uhr zu vertreiben, haben unser Gepäck geholt und sind mit der Metro Richtung unserer Unterkunft gefahren. So langsam haben wir das wirklich im Griff. Von der Metro-Station waren es dann noch knapp 900 Meter bis zur Unterkunft und bei jetzt doch 31 Grad und schwülen Bedingungen haben wir das gemeistert. Der Abend war dann doch eher entspannt. Wir sind noch eine Runde gelaufen, nach dem vielen Sitzen tat das gut, waren einkaufen und haben ganz lecker bei einem coolen Thai gegessen. Bevor wir zum Essen sind, haben wir mit einem leckeren Glas Wein auf die neue Stadt angestossen. Wir fühlen uns direkt richtig wohl in Toronto. Am Abend war dann wieder Eishockey und die nächste Runde für die Oilers, aber wir hatten wieder kein Kabelfernsehen… Also wieder nur Live-Ticker und Internet. Ich hoffe auf die nächsten Unterkünfte. Wobei wir wieder ein ganz tolles AirBnB gebucht haben. Eine sehr grosse und schöne Unterkunft. Im Vergleich zu Winnipeg der einzigste Nachteile, dass wir jetzt eher im Keller sind, als im 24. Stock. Also nichts mit Aussicht dieses Mal. 🙂 Und im Nachtrag kann ich sagen, das Eishockey Spiel war vom Ergebnis her auch nichts so berauschend. Dieses Mal haben die Oilers verloren, aber wir hoffen auf die nächsten Spiele.

Unser erster ganzer Tag in Toronto war dann der Mittwoch. Wir haben es mal wieder ganz gemütlich angehen lassen. Immerhin war heute der 01.06.22 und damit unser 6-Monate-auf-Reise Jubiläum. Da kann man sich nicht so sehr verausgaben. Wir haben den Vormittag damit verbracht uns in unserem AirBnB einzuleben und sind ein wenig das Quartier anschauen gegangen. Wir sind eigentlich direkt an der bekannten Yonge Street, welche direkt von Downtown aus der Stadt führt. Ok, es sind knapp 10 km bis Downtown, aber eben immer gerade aus auf dieser Strasse. Und selbst so weit ausserhalb ist die Strasse noch recht cool. Es gibt viele kleine Läden, Bars, Restaurants, usw. Man kann sich richtig wohl fühlen. Im Anschluss habe ich mir die naheliegenden Parks ein wenig angeschaut. Gefühlt ist man wieder mitten in einem Wald, das aber mitten in der Stadt. Ich geniesse diese Parks sehr, weil es extrem still ist und die Luft einfach hervorragend. Auch wenn ich bei dieser Runde doch noch von einem guten Portion Regen überrascht wurde.

Für unser Jubiläum haben wir uns etwas Spezielles überlegt. Wir wollten mal wieder zu einem Sportanlass gehen. Und da Toronto gerade eine sehr gute Baseballmannschaft hat, welche ein Spiel gegen die Chicago White Sox bestreiten musste, sind wir einfach dorthin gegangen. Toronto ist die einzigste Mannschaft aus Kanada, welche an der amerikanischen MLB teilnimmt. Das Stadion der Toronto Blue Jays ist ein recht grosses Stadion für Baseball. Wenn es komplett besetzt ist, sind es über 45’000 Menschen die darin Platz haben. Da die Saison noch recht jung ist, war aber vielleicht nur die Hälfte oder max. 60% des Stadions belegt. Aber das hat uns nicht gestört. Es war ein tolles Spiel und Toronto hat sogar noch 7:3 gewonnen. Also mal wieder ein richtig schöner und erfolgreicher Abend. Und ganz wichtig, wir waren dieses Mal am passenden Tag zu den vorhandenen Tickets im Stadion. Ist bei uns nicht selbstverständlich. Vor 7 Jahren waren wir in New York bei einem Baseballspiel und hatten Tickets für den Folgetag. Woher sollte ich als damaliger Baseball-Neuling auch wissen, dass Baseball teilweise 3 Tage in Folge gegen die gleiche Mannschaft gespielt wird… 🙂 Dieses Mal war aber alles gut.

Vor dem Spiel waren wir noch eine Kleinigkeit essen. Wir hatten uns für eine kleine Brauerei neben dem Stadion entschieden. Diese war noch recht gut und das Essen war auch lecker. Ok, ich hatte mir unter meiner Curry-Bratwurst etwas anderes vorgestellt, aber egal. 🙂 Ich hatte das Thema ja schon mal, man sollte nicht von dem Bekannten auf das Neue schliessen, selbst dann nicht, wenn es auf Deutsch auf der Speisekarte steht. 🙂 Aber war trotzdem wieder eine tolle Erfahrung.
Nach dem Spiel sind wir wieder mit der Metro nach Hause. Es ist schon toll, wenn man nach einem Sportevent einfach völlig stressfrei mit dem Nahverkehr nach Hause fahren kann ohne das eine aggressive Stimmung herrscht oder überall Polizei präsent sein muss. Das macht schon deutlich mehr Spass. Was uns aufgefallen ist, ist dass Toronto, zumindest Downtown, eine recht saubere Stadt ist. Wir hatten viel gelesen, dass Toronto jetzt kein besonderes Highlight sein soll, sondern eher wie eine typische amerikanische Grossstadt ist. Bisher können wir das nicht ganz bestätigen. Toronto wirkt irgendwie ordentlicher und strukturierter als eine amerikanische Grossstadt. Zumindest nach unserem bisherigen Gefühl.

Am Donnerstag war es dann soweit, dass Corinnes Mutter in Toronto angekommen ist. Sie begleitet uns jetzt eine Woche auf unserer Reise und wir haben Barbara gegen Mittag am Flughafen abgeholt. Wir haben uns für den Hinweg dazu entschieden, einen Bus zu nehmen. Das war die billigste Art und wir dachten, so sehen wir noch etwas von der Stadt. Die Fahrt war dann aber doch recht lange und auch nicht ganz so spannend. Daher haben wir uns für den Rückweg dann doch ein Uber gegönnt. War auch deutlich einfacher dann zu Dritt und vor allem mit Gepäck. Am Nachmittag sind wir dann nochmal ein wenig durch das Quartier gelaufen und gegen Abend eine Kleinigkeit essen gegangen. Nach dem langen Flug und der Zeitverschiebung haben wir entschieden, den Abend dann doch besser daheim ausklingen zu lassen. Und heute ist auch wieder Eishockey… 🙂 Sind wir mal gespannt was da so passiert. Nachtrag, läuft nicht rund für Edmonton, schon wieder verloren.

Am Freitag haben wir dann erstmal ein gemütliches Frühstück gemacht und uns dann mit der Metro auf den Weg in die Stadt gemacht. Unser Ziel war die Union Station von wo aus wir ein wenig die Stadt erobern wollten. Der erste Weg führte uns dann in den Bezirk Old Town Toronto. Also so ein wenig die Altstadt von Toronto, wenn man das überhaupt so sagen kann. Wirklich alt sind die Gebäude ja nicht im Vergleich zu manchen europäischen Städten. Wir haben es sehr genossen dass wir mal wieder strahlend blauen Himmel hatten und haben auch einfach die Zeit im Park bei einem Kaffee genossen. Wir haben bei unserem Rundgang die verschiedenen Gebäude wie das Gooderham Building, die St.-James-Kathedrale und als Highlight den St. Lawrence Market gesehen. Der St. Lawrence Market hat es uns wieder extrem angetan. Wieder eine riesige Markthalle mit vielem Ständen an denen man richtig frische Sachen kaufen konnte.

Für den Mittag haben wir uns dann in dem Markt eine Kleinigkeit gekauft und das Ganze schön gemütlich in der Sonne gegessen. Danach hat es uns an die Waterfront und damit an den Ontario See gezogen. Wir waren extrem beeindruckt, wie schön der See ist und wie toll die davor liegenden Inseln so schön grün sind. Teilwiese gibt es richtig schöne Strandabschnitte und immer wieder kleine Parks mit Kunstwerken. Wir sind dann vorbei am Queen’s Quay Terminal hin zum Harbourfront Center. Dies ist ein Platz direkt am See mit einer Bühne für Events und ein paar schönen Restaurants und Bars. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Flugzeuge, welche auf dem City Airport landen, der auf einer Insel direkt vor der Stadt liegt. Eigentlich ist die Landebahn fast bis an den See reichend. Bei der Landung sieht man glaube ich nur ganz kurz Land, ehe der Flieger aufsetzt. Das sah schon recht spektakulär aus. Corinne war auf jeden Fall wieder in ihrem Element.

Toronto ist schon eine sehr schöne Stadt. Uns hat der Tag richtig gut gefallen. Vor allem die Gebäude sind sehr unterschiedlich und überall blüht es und ist sauber.

Gegen späteren Nachmittag hat es tatsächlich noch einen kurzen Regenschauer gegeben, was aber nicht weiter schlimm war. Die Klamotten trocknen ja wieder und genau so schnell wie der Regen da war, war er auch wieder weg und der Himmel strahlend blau. 🙂 Nach unserer Runde sind Corinne und Barbara mit der Metro wieder Richtung Unterkunft gefahren. Ich wollte noch wissen, wie es ist, die gesamte Yonge Street von Downtown nach Hause zu laufen. Also hab ich das noch gemacht und war danach doch recht platt, da tatsächlich sehr weit. 🙂 In der Stadt bin ich erst noch ein wenig kreuz und quer gelaufen um noch ein paar Sachen anschauen zu können. So bin ich am alten Rathaus, am neuen Rathaus, an der «Church of the Holy Trinity» und dem Dundas Square, so ein wenig der Times Square von Toronto, vorbei gekommen.

Danach bin ich dann tatsächlich auf die Yonge Street gekommen und hab den Heimweg in Angriff genommen. Die Strasse an sich ist sehr lebhaft. Es gibt so viele kleine Geschäfte, Bars und Restaurants, das habe ich auf so einer lange Strecke noch nie gesehen. Vor allem stehen direkt an der Strasse noch die alten kleinen Häuschen und dahinter direkt die neuen Hochhäuser. Das sah schon cool aus. Und nach knapp 2 Std. Fussmarsch war ich dann tatsächlich auch daheim.

Am Abend gab es dann noch etwas zu Essen, ansonsten war der Abend durch die vielen Eindrücke und das viele Laufen doch eher kurz. 🙂

Am Samstag war unser Ziel der CN-Tower, wir wollten also hoch hinaus. Wir haben uns schon früh auf den Weg gemacht um nicht unnötig lange anstehen zu müssen. Das hat sich dann auch tatsächlich ausbezahlt, denn nach nur wenigen Minuten warten, waren wir schon im Tower und auf dem Weg zu den Aufzügen. Der CN-Tower ist ein 553 Meter hoher Fernsehturm und das Wahrzeichen der Stadt Toronto. Er war von 1975 bis 2009 der höchste Fernsehturm der Welt. Gleichzeitig war er von 1975 bis 2007, zu dem Zeitpunkt wurde der Tower überragt durch den sich im Bau befindenden Burj Khalifa, das höchste freistehende und nicht abgespannte Bauwerk der Erde. Der erste Spatenstich erfolgte am 6. Februar 1973 und die Baukosten beliefen sich damals auf rund 63 Millionen Kanadische Dollar. Der Tower wurde in einer Bauzeit von nur 40 Monaten realisiert, was vor allem zum damaligen Zeitpunkt eine aussergewöhnliche Leistung war. Heute wird der Tower, mit seinen verschiedenen Aussichtsplattformen und einem Drehrestaurant von rund 2 Mio. Besuchern jedes Jahr besucht. Wir hatten uns dazu entschieden, zuerst die Aussichtsplattform auf einer Höhe von 346 Metern zu besuchen. Dafür fährt man mit einem Aufzug an der Aussenseite des Turmes hoch, so dass man noch einen Blick auf die Stadt hat, während man in 45 Sek. in die Höhe rast. Um das Ganze noch etwas interessanter zu machen, hat der Boden im Aufzug teilweise Glasboden, so dass auch ein direkter Blick nach unten möglich ist. Die erste Plattform ist eine sehr geräumige Angelegenheit mit einer Bar und diversen Attraktionen. Leider war der Zugang zu einem Aussenbereich nicht möglich, so dass wir nur Bilder durch die Fenster machen konnten. Der Blick war der Hammer, aber auf den Bildern kommt das einfach nicht richtig rüber und viele Bilder sind einfach auch nichts geworden weil sich das Licht in den Fenster spiegelte.

Nachdem wir ein paar Runden gedreht hatten ging es zu einem weiteren Aufzug in der Mitte des Turmes. Wir wollten nochmal 100 Meter höher hinauf in den sogenannten Sky-Pod. Dort befindet sich eine weitere Aussichtsplattform auf einer Höhe von 447 Metern. Dies war dann eher ein normaler Aufzug, ohne Sicht nach aussen, aber doch auch recht zügig unterwegs. Der Sky-Pod war dann nicht mehr ganz so geräumig, sondern eher eine etwas engere Angelegenheit. Auch waren die Fenster recht klein, so dass auf den Bildern immer ein Fensterrahmen ersichtlich ist. Das war dann doch etwas schade. Aber der Blick dafür natürlich wieder fantastisch. Wir haben uns den besten Tag für den Besuch ausgesucht, keine Wolke am Himmel und eine tolle Fernsicht. In diesem Sky-Pod war ein Pendel angebracht, welches zeigt wie der der Turm schwanken tut. Im Normalfall ist das ein guter Halber-Meter in jede Richtung. Das war doch recht beeindruckend. Nachdem wir die Aussicht genossen hatten sind wir nochmal auf die tiefere Plattform und es ist komisch, wie gross die Auswirkungen der 100 Meter, doch sind. Man ist ja immer noch 346 Meter hoch, aber im Vergleich zu den 447 Metern kommt man sich plötzlich wieder recht tief vor. Mir ist das damals schon in Dubai so gegangen, zuerst erscheint einem die erste Plattform sehr hoch, dann geht man nur ein kleines bisschen weiter hoch und wenn man zurück kommt, ist die erste Plattform gefühlt nur noch halb so hoch. Irgendwie seltsam… 🙂

Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füssen hatten, war es Zeit für eine Stärkung. Man bekommt ja immer so Hunger in der Höhe, also ich zumindest. 🙂
Mit etwas Nahrung im Magen haben wir uns dann an die Gestaltung des Nachmittags gemacht. Corinne und ich haben uns tatsächlich zu einem Museum aufgemacht, was ja nicht die grosse Stärke von uns beiden ist. Ok, Corinne ist eigentlich nur mir zu liebe mitgegangen, immerhin war das Thema für sie nicht ganz so spanend. Wir sind in die «Hockey Hall of Fame» gegangen. Ein ganzes Museum nur zum Thema Eishockey. Eigentlich ist es «DAS» Museum für Eishockey. Alles über die NHL, weitere Ligen und Pokale, die verschiedenen Weltmeisterschaften und Nationalmannschaften und sogar zum Spengler Cup gab es ein paar Ausstellungsstücke. Ein besonderes Highlight ist der Pokal zum Stanley Cup, welcher hier in der Originalversion ausgestellt ist. Der Pokal steht in einem ganz besonderen Raum, extrem gesichert, und das Ganze erinnert eher an einen kleinen Raum in einer Kirche, als an einen Raum für einen Sport Pokal. Neben dem Pokal sind auch die verschiedenen Ringe, welcher jeder Spieler nach dem Gewinn des Stanley Cups bekommt, ausgestellt. Diese Ringe sind so gross und schwer, kann man also nicht zu jedem Anlass am Finger tragen. 🙂 Aber war richtig genial das Museum und ich habe viel gelernt, vor allem wie sich auch dieser Sport in den Jahren entwickelt hat, sei es die Schlittschuhe, Schutzausrüstung oder auch die Helme der Torhüter. Ganz besonders genial waren auch die Einblicke über die ganz Grossen des Eishockey wie Wayne Gretzky usw.

Nach dem Museumsbesuch sind wir dann zu Dritt weiter durch die Stadt. Wir sind nochmal zum alten und zum neuen Rathaus, was ich ja schon am Vortag besucht hatte. Zum Abschluss haben wir dann noch das Parlamentsgebäude von Ontario und den daran angrenzenden Queens Park besucht.

Von dort aus ging es dann mit der Metro zurück zur Unterkunft. Der Tag war doch recht anstrengend, so dass wir auf ein Abendessen tatsächlich verzichtet haben und stattdessen lieber früh ins Bett sind.

Der nächste Tag war dann mal wieder ein Reisetag. Früh am morgen ging es mit dem Uber zum City Airport auf der kleinen Insel beim Hafen von Toronto. Man muss tatsächlich unter dem See durchlaufen um zum Flughafen zu kommen, was noch spannend war. Wir hatten den Flughafen schon vom CN Tower aus beobachtet, weil die Start- bzw. Landebahn beginnt eigentlich direkt am Ufer der Insel und endet auch wenige Zentimeter wieder bevor Wasser kommt. Als Passagier in einem Flugzeug sieht man glaub ich nur Wasser wenn man hier landet. 🙂 Wir wollten an dem Flughafen aber nicht mit dem Flieger weiter, sondern wir haben uns einen Mietwagen abgeholt. Leider sind an einem Sonntag nicht alle Standorte der Autovermietungen geöffnet, so dass wir hier den etwas umständlichen Weg nehmen mussten. Wir haben diesmal einen tollen VW-Passat bekommen, mit welchem wir die nächsten 5 Tage reisen wollen. Nach der Übernahme dann die Frage, wie kommen wir jetzt wieder aufs Festland? Genau, mit einer Fähre, welche das Festland mit dem Flughafen verbindet. Die Überfahrt dauert doch extrem lange 1 bis 2 Minuten. 🙂 Aber ok, wieder mal ein Erlebnis. Danach ging die Fahrt dann los Richtung Niagara Falls. Das war unser Ziel und wollten wir im Verlauf des Sonntag Nachmittag erreichen. Das Ziel haben wir auch erreicht, allerdings mit deutlich mehr Zeitaufwand als gedacht. Wir hatten mal wieder Glück und gleichzeitig mit unserer Fahrt fand ein Charity Event für Krebspatienten statt. Es war so eine Art Fahrrad-Rennen für Jedermann. Und natürlich muss man das auf dem Highway, welcher durch die Stadt geht, durchführen. Für uns hiess es dann ganz viel Stau und Fahren durch die Wohnbereiche der Stadt. Nicht dass es für uns recht anstrengend war, ich glaube die Bewohner der Wohnquartiere, alles recht schöne Einfamilienhäuser, hatten nicht so Freude an dem vielen Verkehr und Chaos in der Strasse. Aber wir haben es geschafft und sind gegen 15 Uhr in Niagara at the Falls angekommen. Dort gab es dann einen kleinen kulturellen Schock zu verarbeiten. Ich dachte, wir gehen an die Niagara-Falls und damit ab in die Natur und alles schön grün usw. aber weit gefehlt. Wir haben uns irgendwie wie in einer Art Las Vegas für Kinder gefühlt. Nicht weit von unserem Hotel war der Clifton Hill. Eine Strasse hinunter zu den Fällen, an der sich Geisterbahnen, Riesenrad, Schiessbuden, Restaurants und sonstige diverse Freizeiteinrichtungen reihen. Das Ganze unterlegt mit Musik und Lärm, so dass man sich wie auf einer Kirmes fühlt. Ich hatte einfach mit etwas ganz anderem gerechnet, so dass ich das erstmal verarbeiten musste. Irgendwie war es recht lustig.

Nachdem wir unser Hotel, zum Glück trotz der Nähe zum Clifton Hill in einer recht ruhigen Lage, bezogen hatten, sind wir direkt zu den Fällen. Als wir diese dann tatsächlich gesehen haben, war der Anblick dann doch so cool, als dass man die Umgebung wieder ein wenig ausblenden konnte. Klar, es gab sehr viele Touristen und die vielen Boote, welche den Fluss hinauf zu den Fällen fahren, aber trotzdem ist das Ganze ein sehr beindruckender Rahmen. Wir haben zuerst die eigentlichen Niagara Fälle besucht und sind dann weiter nach oben zu den sogenannten Horseshoe Falls, einem kanadischen Teil der Wasserfälle, welche uns eigentlich noch mehr gefallen haben, gelaufen. Und auch hier ist es doch wieder so, je mehr oder weiter man läuft, desto weniger Menschen werden es. 🙂

An den Horseshoe Falls haben wir dann eine kleine Tour gebucht, welche uns ermöglichte, hinter die Wasserfälle zu kommen. Das war wie in einem Bergwerk, mit einem Aufzug in die Tiefe, und dann wie in einem Stollen einen Gang entlang bis zu einem Loch, vor welchem die Wassermassen in die Tiefe stürzten. Das war der Hammer, wenn man sich vorstellt, welche Massen an Wasser da vor einem in die Tiefe rauschen. Ein weiteres Highlight der Tour war der Besuch einer Terrasse direkt an den Fällen. Gekleidet mit wunderschönen Ponjos in Gelb, sind wir auf diese Terrasse, da man dort doch recht nass wird. Aber der Anblick der Wasserfälle von dort aus, war es absolut wert.

Nach diesem etwas «nassen» aber tollen Erlebnis sind wir noch ein paar Meter flussaufwärts gelaufen um zu sehen, wie das Wasser sich den Fällen nähert. Unfassbar wie breit der Fluss an dieser Stelle ist und mit welcher Gewalt das Wasser umnachlässig nachfliesst.

Danach ging es zurück in die Stadt für ein kleines Nachtessen ehe wir uns im Hotel ein wenig ausgeruht haben. Ab Anfang Juni bis in den November gibt es an den Niagara-Falls jeden Abend ein Feuerwerk und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Ausserdem werden die Fälle jeden Abend mit Licht angestrahlt so dass diese in den verschiedensten Farbtönen leuchten. Daher sind Corinne und ich um 21 Uhr nochmals los um uns das anzusehen. Selbstverständlich hat es dann auch pünktlich um 22 Uhr, zum Start des Feuerwerks mit Regnen begonnen. 🙂 Der grosse Vorteil war aber, dass nach dem Feuerwerk viele direkt wieder heim sind und Corinne und ich die beleuchteten Wasserfälle fast ganz alleine bestaunen konnten. Das war richtig herrlich und wie es sich gehört, ist der Regen dann auch recht schnell wieder besser geworden und wir konnten das richtig geniessen.

Als wir die Fälle so bestaunt haben, haben wir uns gefragt, wie diese wohl zum Sonnenaufgang aussehen? Da wir die Frage nicht beantworten konnten, mussten wir das eben raus finden. Aus diesem Grund war die Nacht dann recht kurz, da wir am Folgetag um 5 Uhr schon wieder los sind um den Sonnenaufgang an den Wasserfällen zu erleben. Wir waren mal wieder die Einzigsten und von den anderen Touristen weit und breit niemand zu sehen. Ok, das Wetter bzw. die Wolken waren nicht optimal und wir konnten keinen richtigen Sonnenaufgang sehen, aber die Atmosphäre war super.

Danach ging es zum Frühstück wieder ins Hotel und dann auch schon weiter mit unserer Fahrt. Unser Plan war es den Niagara River weiter flussabwärts zu fahren bis Niagara at the Lake. Unterwegs haben wir an der Whirlpool Aero Car Bahn noch einen Stopp gemacht um die Aussicht auf den Fluss zu geniessen. In diesem Bereich macht der Fluss eine ganz enge Kurve, und das Wasser bildet sehr schöne Konturen. Über den Fluss gibt es an dieser Stelle eine recht lustige Seilbahn, mit welcher man fahren kann. Da wir aber etwas knapp im Zeitplan waren haben wir nur ein paar Bilder gemacht.

Den nächsten Stop haben wir dann noch einer grossen Pflanzenuhr gemacht und unterwegs die riesigen Elektrizitätswerke angeschaut. Der Niagara River ist schon ein grosser Energielieferant für die Umgebung. Man muss dazu sagen, dass in der Nacht das Wasser um die Niagara Fälle herum geleitet wird, um mehr Energie zu gewinnen. Das gleiche macht man auch tagsüber, aber nur in Touristenschwachen Monaten. Eigentlich auch krass, dass man zur Unterhaltung der Touristen darauf verzichtet mehr Energie zu gewinnen. Aber die Wasserfälle sehen eben mit mehr Wasser schon eindrücklicher aus.

Unser nächstes Ziel war ein Weingut direkt am Lake Ontario in Niagara at the Lake. Hier waren wir tatsächlich im Auftrag meiner Oma unterwegs. Meine Oma hat früher in einem Restaurant gearbeitet und dieses wurde mit Wein des Weinguts Konzelmann aus Uhlbach versorgt. Natürlich wurde der Wein damals persönlich vom Winzer geliefert und man kam ins Gespräch. Laut meiner Oma hatte man es immer recht lustig. Und genau dieser Winzer hat damals entschieden sich in Kanada ein Weingut zu kaufen und dies aufzubauen. Als ich meiner Oma letztes Jahr von unserer Reise erzählte und dem Plan, dass wir auch nach Kanada gehen, ist sie sofort aufgesprungen und hat mir einen Zeitungsartikel der Eßliner-Zeitung über dieses Weingut gezeigt. Sie meinte, wenn wir nach Kanada gehen, dann müssen wir da hin und Herrn Konzelmann einen Gruss ausrichten. Natürlich habe ich mich an das Versprechen gehalten und wir haben uns auf den Weg zum Weingut gemacht. Wir haben dieses auch tatsächlich gefunden und mit einer sehr netten Dame im Verkaufsraum gesprochen. Leider konnte ich die Grüsse aber nicht mehr persönlich überbringen, da der Herr letztes Jahr im November verstorben ist. Dies war dann doch recht traurig, aber kann man nichts machen. Ich hätte gern ein Foto gemacht für meine Oma. Wir haben dann aber den Kontakt zu dem Enkelsohn bekommen, welchen wir dann noch besuchen wollten. Leider war dieser aber nicht persönlich in seinem eigenen Weingut anzutreffen, so dass ich jetzt versuche die Geschichte ihm noch per Mail zu erzählen. Eine Flasche Rießling haben wir aber gekauft und diese werden wir die Tage noch geniessen.

Nach diesen Eindrücken ging es dann weiter nach Kingston, eine sehr alte Stadt und ebenfalls direkt am Lake Ontario. Kingston war tatsächlich einmal die Hauptstadt Kanadas. Genau genommen war es sogar die erste Hauptstadt des vereinigten Kanadas und das für die Jahre 1841 bis 1844. Also jetzt wirklich nicht eine lange Zeit, aber immerhin. Heute ist Kingston bekannt für seine Architektur und seine zwei Universitäten sowie zwei Colleges. Dadurch sind sehr viele junge Menschen in der Stadt und eigentlich ist dort so richtig etwas los mit Musik und Festivals. Aber auch hier hat Corona seine Spuren hinterlassen und viele Festivals haben noch nicht wieder stattgefunden bzw. sind jetzt gerade auch Ferien so dass viele Studenten nicht in der Stadt sind. Dafür haben wir ein ganz tolles Hotel gebucht, welches so ein wenig an ein altes kleines Schloss erinnerte. Nicht wirklich komfortabel, aber einfach eine herrliche Atmosphäre. Ich habe dann noch eine kleine Runde durch Kingston gedreht und die Stadt besichtigt.

Am Folgetag haben wir den Vormittag nochmals damit verbracht zu Dritt ein wenig die Stadt zu besichtigen ehe die Fahrt weiter Richtung Nord-Osten ging.

Eigentlich wollten wir noch eine Bootstour zu den 1000-Inseln auf dem Lake Ontario machen aber sowohl in Kingston wie auch später in Gananoque war das Wetter einfach zu schlecht. Es hat noch in Kingston mit Regnen begonnen und den haben wir dann mitgenommnem auf unserer Fahrt. Daher haben wir die vielen Inseln einfach vom Auto aus bestaunt und uns überlegt, wir machen das einfach wenn wir das nächste Mal in Kanada sind. 🙂 Uns gefällt es hier so gut, dass wir sicher nochmal wiederkommen werden. Wir sind dann mit unserem Auto weiter auf dem Highway mit dem Ziel Montréal. Kurz vor Montréal sind wir dann auch über die Grenze in die nächste Provinz Québec und damit in den französischen Teil Kanadas. Ab jetzt muss ich mich mit Corinne besonders gut stellen, sonst bestellt sie mir einfach Sachen die ich nicht mag, weil ich ja kein Wort verstehe. Dazu, und zu unserem Aufenthalt in Montréal respektive in der Provinz Québec dann aber mehr in unserem nächsten Post.

Nachtrag zum Thema Eishockey: Der interessierte Leser hat vielleicht bemerkt, dass ich nichts mehr zu den Oilers geschrieben habe. Das aus gutem Grund, der weitere Verlauf der Spiele war alles andere als erfolgreich, so dass sich das Team aus dem Rennen um den Stanley Cup verabschiedet hat. Da wir aber auch in den weiteren Unterkünften tatsächlich kein Kabelfernsehen mehr hatten, konnten wir die Spiele auch nicht mehr richtig verfolgen.

Kanada: Provinz Manitoba & Winnipeg

Nach einer längeren Wartezeit und mit gut 1 Stunde Verspätung hat sich der Zug tatsächlich um ca. 21 Uhr in Edmonton in Bewegung gesetzt. Wir sind wieder in der Economy Class ganz vorne im Zug eingestiegen und dieses Mal hatte es noch weniger Leute, sodass wir wieder eine ganze Reihe mit einem Zweiersitzplatz und einem Viererabteil für uns alleine hatten. Wir sind kaum losgefahren, haben wir bereits das erste Mal wieder gestoppt. Wir glauben, der Schluss des Zuges war sogar noch im Bahnhof von Edmonton. 🙂 Auf dem Kanadischen Schienennetz haben die Güterzüge Vorfahrt und da wir mit einer Verspätung unterwegs sind wurde der ganze Fahrplan durcheinander gewirbelt. Es wird uns die ganze Fahrt über begleiten. Wir müssen immer wieder anhalten und auf einen entgegenkommenden Güterzug warten. Und die Güterzüge sind in Kanada mal so richtig lang. Tobi hat mal 190 Waggons gezählt. Da wartet man also eine gute Zeit lang bis der durch ist und wir weiterfahren konnten. Auch aus einem Zwischenhalt in der Hauptstadt der Provinz Saskatchewan, in Sasketoon, sind wir mitten in der Nacht gut 3 Stunden gestanden. Zum einen wurde der Zug neu getankt und befüllt und zum anderen mussten wir entgegenkommende Züge abwarten. Wir haben dies aber nur teilweise mitbekommen, da wir immer wieder mal geschlafen haben. Und so ging die Fahrt die ganze Nacht und den ganzen Tag weiter. Wenn wir gefahren sind, dann hat er auch oftmals richtig Gas gegeben und der ganze Zug hat ordentlich geschaukelt. Die andere Zeit sind wir irgendwo gestanden und haben gewartet. 🙂 Die Landschaft hat sich auch schnell verändert ausserhalb Edmonton. Wir sind durch die Kanadische Prärie gefahren. Es war flach, viel Grasland und auch viele kleine überschwemmte Abschnitte.

Tiere haben wir vor allem Kühe, Pferde und ab und an mal ein Reh gesehen. Man muss aber dazusagen, dass der Zug bei jedem Übergang, auch wenn das ein noch so kleiner Schotterweg war, 4 Mal gehupt hat . Zuerst zweimal lang, dann ein kurzes Mal und zum Schluss nochmals ein langes Mal. Macht Sinn, vor allem weil viele Überwege keine Abschrankungen hatten oder dergleichen. Wenn man aber in dem Zug sitzt und auch gleich im 2. Waggon hinter der Lok, dann begleitet einen das Gehupe die ganze Fahrt über. Auf dieser Zugfahrt hatten wir leider auch nicht so tolle und witzige Zugbegleiter. So mussten wir die ganze Zeit über mit dem kompletten Licht im Waggon zurechtkommen. In der ersten Etappe haben die Zugbegleiter ja die Lichter mit den Papiertüten abgeklebt, sodass es etwas gedämmt war. Wir haben somit die Nacht durch nicht sehr viel geschlafen. Da wir aber auch noch den ganzen Tag im Zug gesessen sind, haben wir immer wieder mal ein Pfuusi eingelegt. Viel machen konnten wir im Zug ja nicht. Schlafen, Netflixen, Plaudern, aus dem Fenster schauen und natürlich unser Proviant vernichten. Ich kann sagen, wir haben sehr gut eingekauft. Nur Helmer’s (Eva & Jens) haben gefehlt! Mit ihnen sind wir vor Jahren mal mit dem Zug nach Paris gefahren und die anderen Zuggäste waren extremst beieindruckt von unserem Essensbuffet im Zug. 🙂 Dieses Mal gab es keinen Wein sondern eher die rustikale Ausführung. Durch die Nacht durch hat der Lokführer die Verspätung übrigens eingeholt, aufgrund der langen ungeplanten Pause in Sasketoon aber, sind wir dann mit einer Verspätung von rund 3,5 Stunden weitergefahren. Da hat die Zeitverschiebung von einer Stunde auch nicht mehr geholfen. Die Verspätung blieb bis zum Schluss. Wir sind somit erst um 00:30 Uhr in Winnipeg eingefahren anstatt der geplanten Ankunftszeit von 22 Uhr. Ärgerlicherweise kam dann noch dazu, dass die Lok zuerst wieder mit Diesel betankt wurde, bevor die Passagiere aussteigen durften. Dies dauerte dann nochmals 30 Minuten. Tja und was sollen wir berichten, als wir dann endlich aussteigen durften, war unser Gepäck immer noch im Zug und es dauerte weitere 20 Minuten bis wir unser Gepäck hatten. Es war dann mittlerweile kurz vor halb 2 und wir sind zu Fuss zu unserer Unterkunft aufgebrochen. Zum Glück war es sehr nah beim Bahnhof und bereits bei der Einfahrt haben wir das Gebäude gesehen. Spannend wurde es dann, ob wir auch reinkamen. Unser AirBnB-Host hat uns freundlicherweise den Schlüssel beim Nachtportier deponiert und der war zum Glück auch wach und aufmerksam und hat uns die Türen geöffnet und den Schlüssel übergeben. Und dann ging es um kurz vor 2 Uhr in den Aufzug in den 24. Stock!!! Wir schlossen die Türe auf und waren im Paradies. Eine extrem toll eingerichtete 2-Zimmerwohnung mit grossen Fenstern und extrem schönen Ausblick auf die Stadt hat uns erwartet. Grandios!!! Unten war der Fluss (eigentlich beide Flüsse) sichtbar und von weitem hörte man die einfahrenden Güterzüge. Wir fühlten uns etwas wie damals in unserem Zuhause in Solothurn. Ok, nicht der 24. Stock und auch nicht so eine grosse Stadt, aber wir hatten eine Wohnung an einem Fluss und hörten die Züge. 🙂 Wir sind dann völlig übermüdet in’s Bett und haben mal ordentlich ausgeschlafen.

Am nächsten Morgen, mittlerweile Montag, sind wir somit etwas später in den Tag gestartet. Und danach ging es zuerst zu unserem Barista des Vertrauens ein paar Blocks weiter. Wir brauchten dringend Kaffee, fühlten wir uns doch sehr gerädert. Erstens hat die ganze Nacht das Bett wie im Zug geschaukelt und irgendwie stecken wir so eine Zugreise mit unseren (fast) 40 Lenzen nicht mehr ganz so easy weg. Heute ist in Kanada übrigens Victoria Day. Es ist ein gesetzlicher Feiertag in Manitoba und viele Geschäfte waren geschlossen. Es fühlte sich ehrlich gesagt einfach wie ein Sonntag in der Schweiz an. Und was für ein Sonntag…..mit Prachtwetter. Wir sind seit langem zum ersten Mal wieder ohne Jacke unterwegs. Herrlich!!! Nach der Kaffeepause sind wir dann Richtung Regierungsviertel aufgebrochen. Auch hier sind wir wieder dem Fluss, diesem Mal dem Assiniboine River entlang gelaufen. Der Riverwalk war leider nicht begehbar, war dieser doch deutlich überschwemmt. Dies scheint aber hier normal zu sein.

Wir sind dann gegen Mittag zum Safeway gelaufen und haben die ersten Dinge eingekauft. Wir haben ja wieder eine voll ausgestattete Wohnung und können somit selber kochen. Dieses Mal auch mit Ofen, da können wir uns also austoben. Die Einkäufe danach in der Wohnung verstaut ging es direkt auf den zweiten Spaziergang. Ziel war «The Forks». Dank unserer Hammer-Aussicht aus der Wohnung konnten wir bereits sehen, was uns wo erwartet. Das Ganze ist ein Areal auf einer historische Stätte und Treffpunkt am Zusammenfluss von Red River und Assiniboine River mitten in Winnipeg. The Forks ist 1974 als Nationale Historische Stätte ausgezeichnet worden, da nachgewiesen wurde, dass bereits vor mehr als 6’000 Jahren Menschen an dieser Stelle aktiv waren. Bei diversen Ausgrabungen wurden viele Artefakte entdeckt, die mit der Bisonjagd und dem Fischfang aus der damaligen Zeit in Verbindung stehen. Heute bietet das Areal viele Möglichkeiten zur Erholung, neue bzw. restaurierte Gebäude mit jeder Menge Läden und Restaurants (The Forks Market), sowie einen historischen Hafen.

Für uns war vor allem der Forks Market ein wahres Highlight. Ursprünglich handelte es sich hierbei um zwei nebeneinander liegende grosse Ställe die von konkurrierende Eisenbahngesellschaften betrieben wurden. Diese Pferdeställe wurden durch einen Innenhof und Brücken miteinander verbunden und wurden zu dem, was heute als The Forks Market bekannt ist. Ergänzt wurde das Gebäude mit einem sechsstöckigen Turm, welcher über eine kleine Aussichtsplattform verfügt. Der Markt an sich umfasst zwei Stockwerke mit Läden, die alles von frischem Obst, Brot, Fleisch und Wein über Zigarren bis hin zu Kunsthandwerk und allgemeiner Kunst von 300 lokalen und kanadischen Kunsthandwerkern verkaufen. Seit 2016 gibt es noch eine Food Hall, in welcher diverse kleine Restaurants oder Food Stände ihr Essen verkaufen. So gibt es von Burgern, bis Hot Dogs, Asiatisch und Italienisch, bis Pancake und Kaffee alles was das Herz begehrt. Und alles in einer tollen Atmosphäre. Heute gibt es noch einen tollen Aussenbereich der zum Verweilen einlädt mit vielen Tischen, Springbrunnen und Bühnen. Im Winter gibt es sogar eine Eislaufbahn, etc. Ich glaube hier werden wir uns öfter aufhalten. 🙂 Wir haben dann auch gleich eine Kleinigkeit gegessen und beschlossen erst am Folgetag unsere Küche einzuweihen.

Am Dienstag haben wir ein getrenntes Programm gemacht. Corinne hat ein paar Dinge für das Geschäft erledigt und sich sportlich betätigt. Sie meint es ernst und will wieder mehr joggen gehen, da bietet sich die Lage der Wohnung sehr an. Ich habe es eher mit einem gemütlichen Laufstil gehabt und bin ein wenig spazieren gegangen. Wobei daraus dann doch eine kleine Wanderung mit 6 Std. wurde. Ich bin am Assiniboine River entlang gelaufen mit dem Ziel, den Assiniboine Park, ein riesiger Park mit Zoo, Gewächshausern, Freilufttheater, Spielplätzen und anderen Attraktionen zu erreichen. Wie bereits geschrieben konnte man wegen dem Hochwasser nicht direkt am Fluss laufen, sondern ich musste eher etwas weiter hinten durch die Wohnquartiere laufen. Diese waren aber extrem schön. Alles sehr gepflegte, kleine Häuschen mit sehr schönen Gärten. Die Menschen geben sich hier sehr viel Mühe und gestalten die Strassen sehr schön. Wenn man bedenkt, dass der Sommer doch recht kurz ist hier, ist das schon ein grosser Aufwand. Winnipeg ist nämlich eine der kältesten Städte Kanadas. Durch die zentrale Lage im Landesinneren, also weg vom Meer, erwärmt sich die Region im Sommer schneller als am Meer – und kühlt dafür im Winter wesentlich schneller wieder ab. Deshalb sind hier kalte Winter und heisse Sommer an der Tagesordnung. Es existieren zwar alle vier Jahreszeiten – der Frühling und der Herbst sind jedoch relativ kurz und weniger ausgeprägt. Die Tagestemperatur in Winnipeg beträgt im Jahresdurchschnitt 7.8°C., wobei die höchste Tagestemperatur knapp 26 Grad ist. Insgesamt gibt es aber nur 2 Monate, in denen mehr als 25°C herrschen (Juli und August). Die durchschnittliche Nachttemperatur beträgt hingegen 11 Grad weniger – nämlich schlappe -3,2°C., wobei hier der tiefste Wert -23,2 Grad ist (Januar). Insgesamt gibt es 6 Monate, in denen die Nachttemperatur unter dem Gefrierpunkt liegt – nämlich von November bis April. Wenn man die Tagestemperaturen im Winter anschaut, so sind diese doch auch recht kalt. Von November bis März liegen die Temperaturen auch am Tag immer unter dem Gefrierpunkt. Im Januar sogar bei -13°C., was ich schon recht kalt finde. 🙂 Da muss man sich bestimmt daran gewöhnen. Mit diesem Hintergrund versteht man aber die Menschen auf der Strasse ein wenig besser, welche bei 10°C in kurzen Hosen und T-Shirt durch die Stadt laufen. Irgendwie ist für Kanadier alles über 2°C Sommer und Zeit für kurze Hose und T-Shirt bzw. Flip-Flops. Das sieht für uns immer komisch aus, aber eben: andere Länder, andere Sitten. 🙂
Aber zurück zu meinem Spaziergang. Ich habe es tatsächlich an den Park geschafft und dort den «Englischen Garten» sowie den Skulpturenpfad von Leo Mol besucht. Ausserdem bin ich noch durch die Citizens Hall of Fame gelaufen. Wobei das keine Hall in dem Sinn ist, sondern eine Ausstellung im Freien und die Persönlichkeiten der Stadt werden in Form von Skulpturen dargestellt.

Den Rückweg habe ich dann so gewählt, als dass ich über die Corydon Avenue zurück in die Stadt komme. Diese Avenue wurde im Internet ebenfalls als besuchenswert bezeichnet, was ich aber nicht bestätigen kann. 🙂 Es ist eine grosse Einfahrtsstrasse in die Stadt und erst kurz vor dem Zentrum gibt es ein paar schöne Läden. Ansonsten nichts besonderes und nach der Erfahrung von Edmonton, wo ich ebenfalls dem Tipp zu einer schönen Strasse gefegt bin, werde ich das in Kanada nicht mehr machen. 🙂 Aber egal, ich habe den Weg zurück gefunden und hab doch einige schöne Plätze gesehen. Zurück an der Wohnung haben wir noch zusammen einen Kaffee geholt (Wir haben tatsächlich eine Eisdiele, welche auch Kaffee verkauft, direkt im Haus – was für ein Paradies) und diesen im angrenzenden Park genossen. Den Abend haben wir dann genutzt um zu kochen. Es gab mal wieder Spaghetti Bolognese, was sehr lecker war. 🙂

Am Mittwoch haben wir uns früh aufgemacht um das Canadian Museum of Human Rights zu besichtigen. Das Kanadische Museum für Menschenrechte ist ein Museum, dass von 2008 bis Ende 2012 erbaut wurde am 19. September 2014 eröffnet. Es ist das einzige nationale Museum Kanadas ausserhalb der Hauptstadt Ottawa. Das Museum geht auf die Initiative von Izzy Asper zurück, den Gründer von CanWest. Dies war war ein international tätiger Medienkonzern (teilweise über 11’000 Mitarbeiter) mit zahlreichen Zeitungen, Radiosendern und Fernsehsender in Kanada, den USA, Australien, Grossbritannien und Neuseeland. Der Konzern wurde nach diversen Schwierigkeiten durch Übernahmen und anschliessenden Wiederverkäufen ganzer Sparten im Mai 2013 aufgelöst.
Das Museum wurde nach einen Entwurf von Antoine Predock, ein Architekten aus Albuquerque in New Mexico gebaut. Seine Idee bestand darin, aus den Wurzeln, den unterirdischen Teilen des Museums, in den Turm der Hoffnung aufzusteigen, der zugleich einen Blick auf Winnipeg eröffnet. Schon alleine das Gebäude ist sehr imposant, sowohl von Aussen wie auch von Innen. Es symbolisiert 4 steinerne Wurzeln (Verbundenheit des Menschen mit der Mutter Erde), ist von einer Glaswolke umgeben und wird mit dem Tower of Hope abgeschlossen. Im Innern steigt man von der Dunkelheit via Rampen nach oben bis zum Licht. Es soll die Hoffnungen für Menschenrechtserziehung widerspiegeln. Er liess sich zudem von den Naturlandschaften Kanadas, dem Nordlicht und den First Nations, den Ureinwohnern Kanadas, inspirieren. Der Grundstein für das Museum wurde von Queen Elisabeth II gelegt. Der Grundstein war ein Stein aus der Ruine der St. Mary’s Priory in Runnymede, wo der englische König im Jahr 1215 der Magna Carta zustimmte. Also ein sehr geschichtsträchtiger Grundstein. Es zeigt aber gleichzeitig, welche Bedeutung dieses Museum für Kanada und eigentlich die ganze Welt hat. Wir waren extrem beeindruckt von dem Museum. Schon die Mitarbeiter im Museum sind so freundlich und nett, sprechen einem überall an, erklären die Ausstellungen und helfen, wenn es mal irgendwo Klärungsbedarf gibt. Die gesamte Ausstellung ist sowohl in Englisch wie auch Französisch und in Gebärdensprache aufgebaut. Die einzelnen Bereiche zum Thema Menschenrechte, aber auch Holocaust, Völkermorde in der Ukraine und Armenien haben uns doch sehr zum Nachdenken gebracht. Spannend war zu sehen, wie sich die einzelnen Menschenrechte entwickelt haben. Sprich in welchen Abständen z.B. das Frauenwahlrecht oder die Rechte aus der LGBTQ Bewegung hinzugefügt wurden. Auch die Aufnahme der Rechte von Kindern etc. wurde dargestellt. Eigentlich sind das alles Rechte, welche für Corinne und mich selbstverständlich sind, aber für uns auch erschreckend, wie viele Menschen mit viel Kraft und Risiko dafür kämpfen mussten und immer noch müssen. Wir haben fast den ganzen Tag in dem Museum verbracht und waren danach doch recht geschafft. Die Art des Museums und wie die Thematiken dargestellt werden, ist wirklich beeindruckend und sollte man gesehen haben. Wer Lust hat, kann viele spannende Filme und Storys, welche im Museum gezeigt werden, auch im Internet anschauen. (https://humanrights.ca).

Neben dem Museum gibt es noch die Skulptur «Forever Bicycles» des chinesischen Konzeptkünstler, Bildhauer, Kurator und Menschenrechtlers Ai Weiwei. Die 30 Fuss hohe Skulptur ist kaum zu übersehen und wirklich ein Highlight. Sie besteht aus 1.254 Fahrrädern, die den Fahrrädern der Shanghai Forever Co. ähneln, die in Ais Kindheit die Strassen Chinas bevölkerten. Ai verwendet häufig Themen der Menschenrechte und die Notlage von Flüchtlingen als Inspiration für seine Kunst und auch für seinen Aktivismus – er hat die Haltung der chinesischen Regierung zu Demokratie und Menschenrechten offen kritisiert -, so dass es nur passend ist, dass Forever Bicycles vor dem Hintergrund des Museums hier gezeigt wird. Die unbeweglichen Fahrräder sollen dabei den Verlust der Freiheit symbolisieren. Auch die Wiederholbarkeit und Grösse der Installation hat eine Bedeutung: Sie steht für die Massenproduktion, den Grundstein der chinesischen Fertigungsindustrie. Das Problem der Skulptur ist einfach, sie ist verdammt schwer zu fotografieren, da immer die falschen Punkte «scharf» gestellt werden. 🙂

Wir haben den Tag dann in The Forks ausklingen lassen und dort noch eine Kleinigkeit gegessen.

Am Donnerstag war eigentlich wieder Sonne angesagt. Da es am Morgen aber doch recht bewölkt war, haben wir beschlossen, erst ein paar Sachen (Blog schreiben, Arbeiten, etc.) daheim zu erledigen und erst am Nachmittag loszuziehen. Es hat uns zur Saint Boniface Cathedral, welche nur ein paar hundert Meter entfernt unserer Wohnung liegt, gezogen.

Die Kathedrale hat eine lange Geschichte und die Ursprünge der Kirche gehen auf die Jahre um 1818 zurück. In den nachfolgenden Jahren gab es immer wieder Erweiterungen bzw. Neubauten nachdem die Kirche teilweise zerstört wurde. Am 22. Juli 1968 wurde die Kathedrale letztmals bei einem Brand schwer beschädigt. Grosse Teile davon wurden zerstört, nur die Fassade, die Sakristei und die Mauern der alten Kirche blieben erhalten. Deshalb wurde 1972 hinter der Fassade von 1906 eine neue, kleinere Kathedrale von Étienne Gaboury und Denis Lussier unter Verwendung der alten Mauern errichtet. 1994 wurde das Gebäude in die Liste der Historischen Stätten Kanadas aufgenommen.

Danach ging es zur weiteren Recherche für meinen Blog zum Thema Beer around the world nochmal in den Forks Market um dann den Tag bei einem leckeren Nachtessen zu beenden. Am Abend stand ein nächstes Spiel zwischen den Oilers und den Flames aus Calgary auf dem Programm, welches wir uns nicht entgehen lassen wollten. Leider haben wir in der Wohnung keinen Kabelempfang, aber zu was gibt es Internet und Live Ticker. 🙂 Sind wir mal gespannt wie der Abend verläuft…

Am Freitag bin ich am Vormittag noch alleine auf eine kleine Runde entlang des Red-Rivers. Ich hatte gelesen, dass der Whittier Park noch recht schön sein soll und das wollte ich mir dann doch noch anschauen. Zumal es zum Wochenende wieder Regen geben soll, wollte ich die Sonne nochmal ausnutzen. Es war auch ein richtig schöner Spaziergang, auch wenn der Park jetzt nicht ein wahres Highlight war. Aber es ist schon krass, wie schnell man auch hier einfach wieder in der Natur ist, obwohl man gerade mal ein paar Minuten von Downtown aus gelaufen ist. Auf dem Weg zum Park habe ich mir noch den Nachbau der alten Stadtmauer, eine riesige Wand aus Stahl, sowie die Bahnhof angeschaut. Der Bahnhof ist noch lustig, weil eben nur 4 oder 5 Züge die Woche ankommen mit Passagieren. Und da heute kein Zug angekommen ist, ist das Ganze eher wie ausgestorben.

Am Nachmittag wollten wir gemeinsam nochmal ein wenig in der Stadt erleben und haben uns in den Exchange District aufgemacht, welcher für sein grosses Kulturangebot bekannt ist. Hier gibt es Ballett- und Opernaufführungen in der Centennial Concert Hall, Theaterstücke im Royal Manitoba Theatre Centre und interaktive Ausstellungen sowie ein Planetarium im Manitoba Museum. Boutiquen und internationale Restaurants und Bars sammeln sich um die King Street und die Arthur Street und ziehen vor allem junge Berufstätige in diesen District. Uns haben vor allem die etwas älteren Gebäude interessiert, welche teilweise noch recht grosse Werbebotschaften an den Wänden hatten.

Der District war wirklich sehr schön, aber doch recht wenig los. Wir haben dann nur in einem Imbiss das inoffizielle Nationalgericht von Kanada, Poutine, probiert. Das sind eigentlich nur Pommes mit ein paar Stücken ganz weichen Käse darin, der schmeckt nach nichts, quietscht aber wenn man darauf beisst und dann das Ganze mit einer Sauce getränkt. 🙂 Klingt eher seltsam und ich muss sagen, ist es auch… 🙂 Wir haben uns eine kleine Portion geteilt und sind dann lieber nochmal in die Forks für ein gemütliches Bier und einen Snack. Das war dann doch deutlich besser.

Und zum Abschluss des Tages noch einen Nachtrag zum Vortag. Das Spiel im Eishockey war für Edmonton Oilers ein voller Erfolg. Das Team hat gegen Calgary Flames nun 4 mal gewonnen und ist damit der Sieger in dieser Runde. Das Team geht damit in das Conference-Finale und hat damit weiter die Chance in das Stanley Cup Finale einzuziehen. Für uns jetzt noch recht spannend und wir werden das sicher weiter verfolgen.

Am Samstag haben wir einen Tag der bunten Sträusse eingelegt. Wir haben etwas gearbeitet, unsere Flüge nach Mexiko gebucht, unsere Reisebuchhaltung (ja – auch das muss sein) erledigt, waren ein wenig spazieren, haben ein leckeres Frühstück eingeworfen, nochmals Wäsche gewaschen und den Tag genossen. Das Wetter war tatsächlich nicht ganz so schön und so war das eigentlich ein sehr erfolgreicher Tag. Wir sind nochmal kurz in die Stadt um noch das Gebäude der Kunstgalerie anzuschauen, welches noch recht schön ist. Ausserdem sind wir am Abend noch eine Kleinigkeit Essen gegangen und haben unsere Rucksäcke für Sonntag schon mal ein wenig vorbereitet. Ich wollte doch nochmal alles ein wenig durchschauen, ob ich tatsächlich noch alles benötige. Der Rucksack ist doch noch immer recht schwer und langsam kommt ja der Frühling. Ich habe daher beschlossen, mich von ein paar warmen Klamotten zu trennen. Schweren Herzens und mit der Ungewissheit ob es in Toronto nicht doch nochmal kühl wird… 🙂 Sind wir mal gespannt.

Der Sonntag war dann wieder ein Tag des Wartens. Wir mussten bis um 12 Uhr unser AirBnB räumen und unser Zug fährt erst um 23:30 Uhr, wenn alles nach Plan läuft. Damit haben wir doch recht viel Zeit, aber müssen eben auch schauen, wohin mit unserem Gepäck. Alles mit in die Stadt tragen usw. macht wirklich keinen Sinn und vor allem keinen Spass. Wir haben es dann aber geschafft, unser Gepäck am Bahnhof zwischenzulagern und sind nur mit unseren kleinen Rucksäcken bewaffnet nochmal los. Und mein Rucksack war tatsächlich 2 Pfund leichter als bei der Fahrt von Edmonton. 🙂 War also noch nicht abschliessend erfolgreich mit aussortieren. Wir konnten das Gepäck am Ticketschalter aufgeben, der hat am Sonntag immerhin von 10 Uhr bis 13 Uhr geöffnet. Sind immerhin 3 Std. mehr als am Do. / Fr. & Sa. Da ist nämlich komplett geschlossen… 🙂 Wie gesagt, ein eher ungewohnter, aber trotzdem schöner Bahnhof. Wir haben uns dann im Forks Market einen Platz gesucht und dort noch ein wenig an unseren Notebooks gearbeitet und z.B. an diesem Blog geschrieben. Das Wetter war auch nicht wirklich gut und so haben wir es gemütlich genommen. Am Morgen hat es tatsächlich so richtig geschüttet, das wir uns Sorgen gemacht haben, wie wir da trocken zum Bahnhof kommen sollen. Aber da wir ja so brav sind, hat genau um 12 Uhr, also wir los sind, der Regen gestoppt und wir konnten alles trockenen Fusses erledigen. Wir haben hier noch etwas gefrühstückt und wollen später auch das Nachtessen hier nochmal einnehmen. Es gibt noch ein paar Stände, die wir noch nicht probiert haben. Und ggfs. gibt es für den Tobi auch noch ein oder zwei Bier um den Nachmittag produktiv zu gestalten. 🙂 Und somit können wir auch abschliessend berichten, dass wir bis auf die Spaghetti kein einziges Mal gekocht haben in unserem AirBnB. The Forks Market hat einfach gesiegt.

Gegen Abend sind wir dann nochmal zum Einkaufen, weil wir für 35 Std. ja doch einiges an Proviant brauchen. Durch die Erfahrung, welche wir auf der letzten Strecke gemacht haben, bin ich aber zuversichtlich, dass wir nicht verhungern werden. So langsam müssen wir uns auch von Winnipeg verabschieden, was uns nicht ganz leicht fällt. Wir waren jetzt eine Woche hier und haben uns einfach mega wohl gefühlt. Irgendwie ist Winnipeg das Solothurn von Kanada. Winnipeg ist nicht wirklich eine Grossstadt, obwohl mit ca. 750’000 Einwohnern die siebt-grösste Stadt Kanadas, alles ist etwas kleiner und gemütlicher aber alles da was man so braucht, die Menschen sind sehr entspannt, multi-kulturell und mega freundlich, bei Sonne sind alle draussen und geniessen die Zeit und man kann hervorragendes Bier direkt am Fluss trinken. 🙂 Also alles wie in Solothurn. Vielleicht gefällt es uns deswegen so gut hier. Nicht zu vergessen der ständige Zuglärm (es fahren deutlich mehr Güterzüge als Personenzüge hier), den wir ja in Solothurn auch hatten.

Jetzt sitzen wir am Bahnhof und warten bis es los geht. Hoffentlich kommt der Zug einigermassen pünktlich, so dass wir nicht bis 02:30 Uhr oder so warten müssen, wie es den Personen letzte Woche ging, als wir in Winnipeg ausgestiegen sind.

Wie lange wir schlussendlich warten mussten und wie unsere lange Zugfahrt dann war, gibt es im nächsten Blog zu lesen. Wir sind dann schon in Toronto und damit in der Provinz Ontario.

Kanada: Provinz Alberta & Rocky Mountains

Wie im letzten Beitrag schon geschrieben sind wir am Freitag 06.05.2022 mit dem Zug in Vancouver los. Wir sind die erste Etappe bis Jasper gefahren. Der Zug, The Canadian, ist einer der bekanntesten Züge in Kanada. Die gesamte Strecke des Zuges geht von Vancouver komplett bis Toronto. Man kann diese Tour auf einmal durchfahren, dann ist man aber 4.5 Tage durchgehend unterwegs, oder wie wir, einfach in Etappen. Es gibt aber viele Touristen, die tatsächlich die Strecke auf einmal machen. Die meisten buchen dann aber richtige Schlafkabinen, welche etwas mehr Komfort bieten. Es gibt doch recht luxuriöse Möglichkeiten in dem Zug, was aber auch deutlich teurer (sehr teuer) ist. Aber sicher ein tolles Gefühl in so einer privaten Kabine mit Dusche und WC und leckerem Essen im Speisewagen, etc. Wir hatten so einen ähnlichen Tripp ja schon mal in Afrika gemacht und das macht wirklich Spass. Auf dieser Reise war das aber nicht drin und wir haben uns für die Holzklasse (Economy) entschieden. Hier ist es eigentlich ein normaler Eisenbahnwaggon mit normalen Sitzreihen, einfach mit mehr Beinfreiheit und die Sitze kann man weit nach hinten stellen und ein Fussteil unter dem Sitz heraus ziehen. Das macht es zwar nicht ganz so bequem wie ein Bett, aber ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.

Die Fahrt an sich ging viel schneller vorbei als gedacht. Insgesamt waren 19.5 Stunden geplant, wir hatten noch eine Stunde Verspätung eingefahren. Wir sind um 15 Uhr los und am nächsten Tag 11:30 Uhr angekommen. Immer mal wieder kam eine Essenswagen durch und man konnte Snacks kaufen. Auf der ersten Etappe haben wir aber gelernt, dass man darauf nicht vertrauen, sondern lieber seine eigenen Sachen mitbringen sollte. Der Zug war bei weitem nicht ausgebucht, sodass wir eine 2er-Sitzreihe und auch noch ein 4er-Abteil alleine für uns hatten. So konnten wir auch tatsächlich ein paar Stunden schlafen. WLAN war leider nicht vorhanden, wohl auch deshalb, weil auf dem Grossteil der Strecke gar kein Mobilempfang vorhanden war. Die Landschaft, die am Zugfenster vorbeigezogen ist, war einfach der Hammer (trotz Regen, Schnee, Nebel….). Die Berge, der Wald und immer mal wieder ein kleines Dörfchen dazwischen, einfach herrlich.

In Jasper angekommen haben wir unser aufgegebenes Gepäck wieder abgeholt und sind zu unserem AirBnB gelaufen. Wir hatten hier ein schönes Zimmer im Basement und wurden herzlich vom Host begrüsst. Nach einer kurzen Ausruhpause sind wir dann nochmal losgezogen und haben uns das Dorf Jasper angeschaut, haben einen Kaffee getrunken und haben dem Visitor Center einen Besuch abgestattet. Mit vielen Prospekten, einem Nationalpark-Pass und Empfehlungen sind wir noch kurz in die Dorf-Brewery und anschliessend zurück in unsere Unterkunft.

Ziemlich schnell sind wir eingeschlafen, da es in der Nacht davor doch nicht ganz so viel Schlaf gab.

Der nächste Morgen startete leider, wie langsam gewohnt, mit Regen. Wir haben den Morgen somit ruhig angehen lassen und sind erst gegen Mittag los. Bewaffnet mit Bärenspray, das durften wir von unserem Host ausleihen, sind wir losgezogen. Eine Empfehlung von verschiedenen Personen war eine Wanderung zum Old Fort Point. Dies ist ein kleiner Hügel an der Ortsgrenze von Jasper. Bereits auf dem Weg zum Startpunkt haben wir die ersten Tiere gesehen. Eine Wapiti-Herde hat genüsslich in der Nähe eines Parkplatzes gegrast. Die sind sich die Leute gewohnt und man kann relativ nah an den Tieren vorbeilaufen. Beim Startpunkt angekommen ging es dann direkt in den Wald. Wir müssen ehrlich zugeben, ein etwas mulmiges Gefühl hatten wir schon. Wir wollten natürlich unbedingt Bären in freier Wildbahn sehen, aber wir sind uns auch bewusst, dass dies nicht immer gut ausgeht. Der Bärenspray war uns ebenso noch etwas suspekt. Schliesslich gilt dies als Waffe und wir haben schon viele Berichte davon gelesen, dass sich Menschen ordentlich verletzt haben. Die Locals haben uns auch alle vorgewarnt, dass die Bären langsam rauskommen und man immer einen Bärenspray dabei haben soll. Hat man dann aber nachgefragt, ob dieser auch schon mal zum Einsatz kam, dann haben es alle verneint. Wir können gleich vorwegnehmen. Einen Bären haben wir an diesem Tag nicht gesehen. Dafür ein paar härzige Bergziegen. Die haben ihr Territorium grossflächig besetzt und wir mussten zwischendurch. Aber auch die waren sich Touristen gewöhnt und ausser ein paar blöden Blicken ist nichts passiert.

Den Abend haben wir dann bei einem extrem leckeren Essen in einem Restaurant der Kette «Earls» verbracht.

Am Sonntagmorgen wollten wir eigentlich früher los. Corinne’s Gesundheit machte aber nicht so mit, sodass wir doch erst kurz vor Mittag los sind. Wir haben uns dann entschieden, ein Taxi zu rufen, welches uns an den Maligne Canyon brachte. Die Fahrt mit einer jungen Dame war wieder sehr informativ und wir haben viel gesprochen. Am Canyon angekommen haben wir zum ersten Mal wieder mehr Leute, Touristen, gesehen. Jasper ist halt eben doch ein Touristen-Magnet und auch trotz Nebensaison haben sich einige Leute dorthin verirrt. Wir haben schnell gemerkt, überall wo man mit Autos/Camper hinfahren kann, gibts viele Touristen. An den entsprechenden Sehenswürdigkeiten demnach auch, ist man aber von da aus weiter gewandert war man ganz schnell wieder alleine unterwegs.
Der Maligne Canyon war ein unglaublich schöner Ort. Es ist der tiefste Canyon im Jasper Nationalpark und teilweise ist er über 50 Meter tief. Der Maligne River zieht seine Bahn durch den Canyon, einmal mit mehr Wasser, an manchen Stellen geht’s unterirdisch weiter und man sieht fast kein Wasser mehr. Gewisse Abschnitte waren auch immer noch mit Schnee und Eis bedeckt. Das Wetter hat gegen Nachmittag deutlich aufgeklart und es war ein wunderschöner Anblick inmitten dieses Nationalparks.

Schnell haben wir gemerkt, dass Wandern in Kanada sehr einfach ist. Die Wanderwege sind perfekt beschrieben und es gibt unzählige Wege, welche man laufen konnte. Wir haben uns auf dem Rückweg in die Stadt für verschiedene Wege quer durch den Wald entschieden. Wir kamen am Edith Lake, am Annette Lake, an den Trefoil Lakes vorbei bis zur Park Lodge am Beauvert Lake. Wir sind viel an den verschiedenen Seen entlang gelaufen und zwischendrin immer wieder im Wald.

Auch heute wieder mit einem speziellen Gefühl und Bärenspray bewaffnet. Irgendwie hofft man ja ständig, einen Bären zu sehen, halt einfach am liebsten aus sicherer Distanz, aber auch nicht zu weit weg damit man noch gut Foto’s machen kann 🙂 Und das Glück war tatsächlich auf unserer Seite. Zur Park Lodge gehört auch ein Golfplatz und an dem kamen wir vorbei. Ein Tor stand offen und was stand mitten auf dem Golfplatz: ein Grizzly!!! Der hat uns überhaupt nicht beachtet und somit war unsere Neugierde geweckt. Aus sicherer Distanz haben wir die Kamera’s rausgeholt und angefangen Fotos zu machen.

Plötzlich kam von hinten ein Ranger angefahren und wir kamen schnell ins Gespräch. Der Grizzly wurde anscheinend die letzten Tage öfters auf dem Golfplatz gesehen. Dort gäbe es halt das beste Gras und der Bär geniesse dies sehr. Es handelt sich um einen jungen und somit kleinen Grizzly, wir fanden ihn aber schon ordentlich gross. Nachdem wir unsere Foto’s im Kasten hatten ist der Ranger losgefahren und hat versucht das Tier wieder zurück in den Wald zu treiben. Tja, in dem Wald wollten wir eigentlich noch weiter wandern. Der Ranger meinte aber, das sei kein Problem, er schaue, dass er den Grizzly von uns weg vertreibe. Ihr könnt euch vorstellen, die nächsten Kilometer sind wir sehr, sehr aufmerksam durch den Wald spaziert. Auf einmal erklang von hinten ein Geräusch und wir sind beide zusammengezuckt. Wir hörten nur ein Lachen und ein «sorry, sorry». Es war ein Fahrradfahrer der auf sich aufmerksam machte, damit wir Platz machen können. Wir mussten so lachen. Wir kamen am Old Fort Point nochmals vorbei und sind nach der langen Wanderung erneut in der Brewery gelandet. 🙂

Am nächsten Tag, Tag 3 in Jasper, sind wir wieder zu Fuss unterwegs gewesen. Dieses Mal haben wir uns den Weg zum Lake Pyramid, vorbei am Lake Patricia vorgenommen. Dieser Weg nach oben war unglaublich schön und wir hatten gefühlt den Wald wieder für uns alleine. Auf der Strasse hoch war deutlich mehr los. 🙂 Am Lake Pyramid haben wir die Pyramid Island besucht. Es ist eine sehr kleine Insel im kleinen See, welche man tatsächlich für Hochzeiten komplett mieten kann. Von der Insel hat man einen tollen Blick auf den Mount Pyramid und die umliegenden Rocky Mountains.

Danach ging es weiter durch den Wald zur Pyramid Bench, einem tollen Aussichtspunkt über Jasper und die Seen, welche wir am Vortag gesehen haben. Der Weg nach oben war einige Kilometer lang und führte durch teilweise sehr dicken Wald. Handyempfang suchte man dort vergebens und andere Leute sowieso. Der Anblick des Bären vom Vortag und jetzt so ganz alleine im Wald, war doch komisch. Also hatten wir den Bärenspray immer einsatzbereit in der Hand. Jedes Knarren im Wald lies uns aufhorchen. An dem Tag hat es aber auch immer wieder mal gewindet und die Bäume gaben einige Töne von sich. Ich glaub so schnell sind wir schon länger nicht mehr gelaufen. 🙂

Die Wanderung war unglaublich schön, wurde aber doch mit 21 Kilometer ziemlich lang. Den Abend haben wir dann in einem griechischen Restaurant ausklingen lassen. Jasper hat also wirklich sehr viele gute Restaurants zu bieten. Wir hatten fast zu wenig Abende um alles zu testen. Und eine fantastische Bäckerei hatten sie auch. Es gab sehr guten Kaffee und das Gebäck war herrlich. Allgemein können die Kanadier, im Gegensatz zu den Amerikaner, hervorragendes Brot backen.

Am Mittwoch, den nächsten Tag, mussten wir unsere Rucksäcke wieder packen. Es stand ein kurzer Roadtrip auf dem Programm. Wir haben am Bahnhof in Jasper unseren Mietwagen abgeholt und sind losgefahren. Der erste Abschnitt soll uns bis nach Lake Louise bringen. Nach Lake Louise kommt man auf dem berühmten Highway 93, dem Icefield Parkway. Und wir können das also mehr als bestätigen. Der Parkway ist unglaublich beeindruckend. Praktisch nach jeder Kurve könnte man wieder einen Halt machen und die Natur bestaunen. Auch wenn die Rocky’s in Kanada nicht so hoch sind wie die in Amerika, so sind sie doch sehr eindrücklich. Die verschiedenen Seen und der Athabasca River, der durch das Tal fliesst, runden das perfekte Bild ab.

Unterwegs haben wir diverse Stopps eingelegt und haben kurze Spaziergänge gemacht. Den ersten Stopp haben wir nach ca. 30 km an den Athabasca Falls gemacht.

Anschliessend sind wir zu den Sunwapta Falls gefahren um diese zu besichtigen.

Ein grosses Highlight sollte das Columbia Icefield sein. Es ist der grösste Gletscher in den Nordamerikanischen Rocky Mountains. Leider war auch das vorhergesagte gute Wetter an diesem Tag nicht vorhanden, sodass man den Gletscher zwar sehen konnte aber halt nicht so deutlich wie wir gehofft haben. Dazu kam, dass das Visitor Center (eigentlich war es eher Shopping und Restaurant) uns extrem an das Jungraujoch erinnerte. Touristen wurden durchgeschleust und alle 15 Minuten ist eine Touristentour losgefahren. Für schlappe 93 CAD pro Person konnte man mit einem speziellen Gefährt auf den Gletscher rausfahren und anschliessend den in der Nähe liegenden Skywalk über den River begehen. Die Tour startete jede 15 Minuten neu, somit war auch klar, wie viel Zeit man auf dem Gletscher hat. Wir waren ziemlich enttäuscht von dem ganzen Ding, sodass wir mit dem Auto an den nahgelegenen Parkplatz gefahren sind und von dort aus ein paar Schritte Richtung Gletscher gemacht haben. Das Wetter war plötzlich deutlich schlechter und es hat sehr stark gewindet. Auf dem Gletscherpass lag auch noch ca. 1.70 Meter hoch Schnee und es war ziemlich kalt. Wir haben dann nur ein paar Foto’s gemacht und sind dann weitergefahren.

Den letzten Stopp des Tages machten wir nach 160 km am wunderschönen Mistaya Canyon.

Nach dem Canyon sind wir am Waterfowl Lake vorbei und nach rund 250 Kilometer Fahrt sind wir schliesslich in unserer Unterkunft am Lake Louise angekommen. Es war eine etwas in die Jahre gekommene Lodge und das Zimmer war echt witzig. Den Abend haben wir nur noch im hauseigenen Restaurant verbracht und sind dann auch bald schlafen gegangen.

Am nächsten Tag kam endlich wieder das schöne Wetter zurück. Die Sonne hat geschienen und es war auch deutlich wärmer. Da Lake Louise deutlich höher liegt als Jasper hatte es noch ordentlich Schnee. Deshalb waren auch die Tiere noch nicht wirklich draussen. Wir haben uns sicherheitshalber trotzdem einen Bärenspray von der Unterkunft ausgeliehen und sind dick eingepackt mit unseren Wanderschuhen losgezogen. Zum Glück sind wir relativ früh losgezogen, denn man konnte bereits die ersten Touristenbusse entdecken. Nach 3 Minuten Spaziergang waren wir bereits an diesem besagten See. Wir müssen zugeben, er ist wirklich sehr schön. Er war nach wie vor zugefroren und viele Leute haben dies zum Anlass genommen, darauf zu laufen. Das war uns dann für Mitte Mai doch etwas zu riskant, sodass wir den Seeweg gelaufen sind. Vom Weg war da leider noch nicht allzu viel zu sehen, da er noch komplett mit Schnee und Eis bedeckt war. Wir sind bis zu den Wasserfällen am anderen Ende des See’s gelaufen und haben unterwegs viele Foto’s gemacht. Auch um den Lake Louise rum hat es verschiedene kleine Gletscher, welche in einem schönen Hellblau schimmerten.

Allzu viel Zeit hatten wir dort hinten nicht. Corinne hatte nämlich einen Telefontermin vereinbart. Vor einem Jahr hat sie ihre Firma mit Veronika gegründet und dieser Anlass sollte doch, wenn auch aus grosser Distanz, etwas gewürdigt werden. So haben wir im Hotel via Videocall mit zu Hause telefoniert, was sehr schön war. Nach dem Telefonat sind wir dann nochmals auf eine weitere Wanderung losgezogen. Dieses Mal sollte es an den Fairview Lookout gehen. Ein etwas erhöhter Spot im Wald, sodass man einen gute Sicht auf den See hatte. Dieser Weg war mit deutlich weniger Touristen gespickt, da man halt eben nicht mit dem Auto hinfahren konnte. 🙂 Der komplett verschneite und vereiste «Weg» führte durch den Wald den Berg hoch. Wir hatten natürlich keine Spikes dabei, sodass der Aufstieg und vor allem danach der Abstieg doch eine lustige Sache wurde. Wir haben aber auch die Wanderung ohne Verletzung, und auch ohne Bärenbegegnung gut überstanden. Nach dieser Wanderung haben wir uns eine heisse Schokolade (Corinne) und ein kühles Bier (Tobi) an einer Aussenbar vom Nobelhotel gegönnt. Wir fühlten uns etwas wie im Skiurlaub beim Aprés Ski. 🙂 Da uns das Essen am Vorabend im Hotel nicht ganz so toll schmeckte, haben wir uns für diesen Abend einen anderen Ort ausgesucht. Es hat uns in ein Hostel im Dorf von Lake Louise verschlagen und wir haben zum ersten Mal eine «Cheesburger-Soup» gegessen. Selbst das Personal war von der Namensgebung der Suppe des Chefkochs überrascht und sie mussten jedem Gast erklären, was dies wohl sein könnte. Einige der Gäste haben sich jedoch zu uns umgedreht und gemeint, wir müssen das unbedingt probieren, die Suppe sei der Hammer. Können wir nun bestätigen. Sie schmeckte wie ein Cheeseburger von McDonalds, halt einfach in Suppenform. 🙂 Nach dem doch anstrengenden Tag haben wir uns noch im hoteleigenen Hot-Tube erholt. Also bei 8 Grad Aussentemperatur kann man es durchaus im 40 Grad warmen Wasser aushalten vor allem wenn man dabei noch einen grandiosen Blick auf die Berge hat.

Nach 2 wunderschönen Tagen in und am Lake Louise ging die Reise am nächsten Tag weiter. Mit dem Auto sind wir Richtung Banff gefahren. Erster Stopp war der Johnston Canyon für eine kleine Wanderung. Das Wetter war am Morgen wieder sehr gewöhnungsbedürftig, bei der Abfahrt hat es richtig stark geschneit. Kalt, nass (von oben wie auch von unten) und windig aber im Laufe des Tages wurde es zumindest was die Nässe anging immer wie besser. Am Parkplatz angekommen haben wir unsere Wanderschuhe angezogen und sind losmarschiert. Der Canyon war wunderschön, ein wirkliches Highlight. Leider aber auch sehr beliebt bei Touristen und somit hatte es viele Leute, die nur kurz auf Durchreise waren. Auf gewissen Streckenabschnitten ist man so hintereinander den Canyon hochgelaufen. Viel Platz war da nicht und zum überholen schon mal gar nicht. Auch war der Weg immer wieder mal vereist und wir hatten immer noch keine Spikes. 🙂 Aber im Gegensatz zu gewissen Touristengruppen (auch hier kommen die mit einem Bus angereist, rasen schnell durch den Park und gehen dann weiter zum nächsten Punkt) waren wir aber top gekleidet. Es gab doch tatsächlich Damen die wollten in High Heels den Berg hoch. Ok, die sind dann aber auch schnell wieder umgekehrt. 🙂 Der Wanderweg schlängelte sich innerhalb des Canyons am Johnston Creek entlang den Berg hoch. Man passierte zuerst die Lower und dann die Upper Falls. Ein unglaublich schönes Naturspektakel. Oben an den Upper Falls haben uns noch ein Pärchen aus Luzern angesprochen und wir haben eine Runde gequatscht und viele Erlebnisse und Tipps ausgetauscht.

Da wir noch weitere Tagespläne hatten, ging es nach der Wanderung mit dem Auto weiter. Leider war auf der gewünschten Route eine Strassensperrung «closed for the season» (ein Schild, welches wir in den letzten Tagen so oft gesehen haben. Wir waren halt einfach vor Saisonbeginn in dieser Region), sodass wir zurück auf den Highway 1 mussten bis nach Banff. Die letzte Chance, so denken wir zumindest, um noch einen Elch oder Bären zu sehen wurde somit verschwindend klein. Wir müssen also tatsächlich wieder abziehen, ohne einen Elch oder Schwarzbären gesehen zu haben. Extrem schade, aber so ist es halt manchmal. Die Natur setzt die Spielregeln fest. Nach kurzer Fahrt sind wir bei unserem nächsten Stopp im Dörfchen Banff angekommen. Im Gegensatz zu Jasper war in Banff deutlich mehr los. Es gab eine grosse Hauptstrasse wo sich Restaurants, Bars und Läden aneinander reihten. Es war deutlich wärmer (zumindest im tiefen zweistelligen Temperaturbereich), hatte keinen Schnee mehr und viel mehr Menschen waren anzutreffen. Schnell im Hotel eingecheckt sind wir schon wieder los. Wir wollten noch was von dem Dorf erleben. Banff hat uns richtig gut gefallen und wir haben den Nachmittag und auch Abend sehr genossen.

Am Abend sind wir in ein spezielles Restaurant gegangen. Uns ist bereits in der Region Lake Louise aufgefallen, dass es viele Schweizer-Connections gibt. Zwischen 1899 und 1954 kamen etliche Bergführer von den Schweizer Alpen in die Hotels der Canadian Pacific Railway und brachten dort Tausenden von Bergsteigern sichere Klettertechniken bei. Die Schweizer Bergführer trugen dazu bei, die Wertschätzung für die kanadischen Rocky’s und für eine zu erhaltende und zu verehrende Umwelt zu kultivieren. Und so auch findet man überall wieder Schweizer Restaurants. In Banff haben wir dann einen Versuch gewagt und sind in ein solches Restaurant spaziert. Es war pumpenvoll und ziemlich laut, dunkel und stinkig. Serviert wurden verschiedene Fleischfondues, Käsefondues und Tischgrill. Und das Schoggi-Fondue zum Dessert wurde natürlich auch angeboten. Wir haben es zum Anlass genommen, das Einjährige Bestehen von Suchentrunk & Heeß GmbH nachzufeiern und haben uns ein Fonduedinner in 4 Gängen gegönnt:
1. Gang: Salat
2. Gang: Käsefondue (wir müssen zugeben, es schmeckte tatsächlich nicht schlecht und kam dem Original sehr nahe)
3. Gang: Tischgrill (eigentlich wollten wir Fleischfondue essen. Sie boten aber nur Fondue Bourguignonne, was wir beide nicht so mögen)
4. Gang: Schoggifondue
Dazu einen feinen Wein und wir hatten einen schönen Abend.

Leider hatten wir vorher nur 1 Nacht in Banff gebucht und wir mussten am nächsten Tag unser Auto gegen Abend bereits in Calgary abgeben. Somit hatten wir einen strengen Tag vor uns. Gestartet sind wir mit einer Wanderung auf den Banffer-Hausberg Tunnel Mountain. In knapp 35 Minuten sind wir den Berg hochgelaufen und haben den unglaublich schönen Überblick über das Städtchen und die verschiedenen Täler genossen. Der Himmel war auch endlich wieder mal blau und die Sonne hat geschienen. Es war wunderschön.

Nach einer kurzen Fahrt sind wir anschliessend noch zum Lake Minnewanka gefahren. Wow, was für ein wunderschöner Abschluss. Der See war bereits teilweise aufgetaut und das blaue Wasser war unglaublich eindrücklich. Einen Foto-Filter brauchte man da auf gar keinen Fall. Wir haben dort eine zweite kleiner Wanderung bis zum Cascade River gemacht. Da wir keinen Bärenspray mehr dabei hatten, haben wir dann hinten bei der Brücke abgebrochen und sind wieder zum Auto zurückgelaufen. Auf diesem Teilstück sind wir vielen Menschen begegnet und wir konnten davon ausgehen, dass da keine Bären hinkommen. Aber nach der Brücke hätte es definitiv anders ausgesehen.

Auf der Weiterfahrt nach Calgary sind wir noch rasch am Two Jack Lake vorbeigefahren (lag sowieso auf dem Weg runter zum Highway) und haben dort noch ein paar Bilder gemacht.

Mit unglaublich vielen Eindrücken und Foto’s von den Kanadischen Rocky Mountains sind wir dann auf dem Highway 1 nach Calgary gefahren. Nach relativ kurzer Zeit haben wir die Berge hinter uns gelassen und es wurde flach, maximal hügelig. Die Landschaft hat sich schlagartig verändert. Wir waren etwas erstaunt, haben doch 1988 die Olympischen Spiele in Calgary stattgefunden. Wir sind auf direktem Weg in unser Hotel gefahren, haben eingecheckt und sind danach mit dem Auto und ohne Gepäck an den Flughafen gefahren. So endete unser Mini-Roadtrip auch schon wieder. Mit dem Bus sollte es dann wieder zurück in die Stadt gehen. Was sollen wir sagen? Wir hatten mal wieder Glück. Am 14. Mai 2022 war ein lokaler Feiertag und man konnte alle öffentlichen Verkehrsmittel gratis benutzen. Na perfekt, das haben wir doch gleich ausgenutzt. Nach einer wilden Busfahrt sind wir dann wieder zurück im Hotel angekommen.

Im Hoteleigenen Restaurant haben wir dann noch sehr lecker Abend gegessen und sind müden ins Bett gefallen. Den Sonntag haben wir etwas zur Erholung und für die Arbeit genutzt. Zudem hatten wir noch einen Teams-Call mit Mätthi, der uns wieder mal bei der Homepage unterstützt hat. Wir müssen ehrlich zugeben, das Pflegen dieser Homepage haben wir uns einfacher vorgestellt. Es macht uns nach wie vor viel Spass, aber so einen Blogbeitrag zu schreiben und dann vor allem die Bilder einzufügen dauert echt lange. Auch die Länderberichte brauchen sehr viel Zeit und wir hinken extrem hinterher. Was solls, wir machen was wir können und zu was wir Lust haben. Diese Freiheit können wir uns doch jetzt tatsächlich nehmen. Ansonsten haben wir am Sonntag nicht wirklich viel gemacht, von der Stadt haben wir noch gar nichts gesehen.

Und so ging es dann erst am Montag richtig los. Wir sind mal wieder losgelaufen und haben vor allem die wunderschönen Parks um den Bow River nördlich von Downtown erkundet. Auf der anderen Seite des Bow Rivers wurde dann ordentlich Sport gemacht, also von Anderen. 🙂 Dort befinden sich die Calgary Stairs, eine Holzkonstruktion mit sehr vielen Stufen. Diese wurden fleissig zum Rauf- und Runterrennen benutzt. Wir sind diese auch einmal hochgelaufen, das hat uns dann aber doch gereicht. Dafür wurden wir oben mit einem wunderschönen Ausblick auf Downtown belohnt. Ebenso konnte man am Horizont wieder die Rocky Mountains sehen.

Auf dem Weg zurück Richtung Stadt haben wir uns beim Starbucks einen Kaffee geholt und bei einem Lebensmittelladen ein kleines Picknick. Dieses haben wir dann auf einer Parkbank auf der St. Patricks Island genossen. Die Sonnenstrahlen und die 17 Grad taten unseren Körpern und auch der Seele extrem gut. Es war ein wunderschöner Frühlingstag. Calgary Downtown war ehrlich gesagt ziemlich ausgestorben. Im Gegensatz zu Vancouver und vor allem den Amerikanischen Städten schlossen die Geschäfte bereits um 17 Uhr. Sogar in Banff war da mehr los. 🙂 Wir haben dann den Abend bei einem kühlen Bier für Tobi und einem Burger ausklingen lassen.

Am nächsten Tag hatten wir ein kleines Jubiläum, denn es war der 17.05.2022. An diesem Tag vor 7 Jahren waren wir in New York City und ich habe meinen Hochzeitsantrag erhalten. Zur Feier des Tages hat mich Tobi auf eine Joggingrunde begleitet. Ui wir sind tatsächlich etwas ausser Jogging-Form, nichts desto trotz haben wir durchgezogen (der Eine besser als die Andere) und als wir um 11 Uhr wieder im Zimmer waren, hatten wir unser Schritteziel bereits erreicht. Nicht schlecht 🙂 Nach einer kurzen Einheit Arbeiten und Homepage-Basteln sind wir dann noch einem Tipp von Onkel Uli gefolgt. In Calgary Downtown soll es ein sehr gutes Smokehouse geben. Das mussten wir natürlich sehen und wir können bestätigen, dieser Tipp war sehr gut. Das Essen hat sehr lecker geschmeckt und die Stimmung war super. Es finden aktuell die NHL Playoffs 2022 statt und da Calgary (und auch Edmonton) noch vertreten waren, war die Stimmung im Restaurant richtig gut. Die Kanadier lieben Hockey. Von der aktuell stattfindenden WM hat man hingegen nichts mitbekommen. 🙂

Anschliessend ging es zurück ins Hotel und auch gleich ins Bett. Am nächsten Tag müssen wir früh raus, steht doch die nächste Busfahrt an. Mit Rider’s Express sind wir nach Edmonton gefahren. Check-In war extrem einfach und die Fahrt startete pünktlich um 8:30 Uhr im westlichen Teil von Calgary bei einer Mall. Die Fahrt war kurzweilig und dauerte knapp 3.5 Stunden. Im Norden von Edmonton angekommen, sind wir mit der Tram Richtung Downtown gefahren. Auch hier in Edmonton, wie auch in Calgary, sind die Tram richtig gut. Gute Verbindungen zu kleinem Geld. Dank vorgängiger Rücksprache mit unserer nächsten Unterkunft konnten wir bereits früher einchecken. Die Dame am Empfang war so begeistert, dass wir Schweizer sind, sodass sie uns doch glatt ein Zimmer im obersten Stockwerk, dem 21. gab. So hätten wir abends eine gute Aussicht auf die Lichter der Stadt. Das Zimmer ist echt genial und im Gegensatz zur Unterkunft in Calgary funktionierte auch alles gleich auf Anhieb. 🙂 Am Nachmittag sind wir dann gleich nochmals losgezogen (natürlich bei Regen, Kälte und Wind) und haben uns einen Überblick über die Stadt verschafft. Hier in Edmonton scheint etwas mehr los zu sein als in Calgary. Zudem sieht man auch hier überall Fahnen der Edmonton Oilers (Eishockeymannschaft). Mit dem Spielplan hatten wir etwas weniger Glück. Die Auslosung für die 2. Runde der Playoffs führte nämlich zu einem Alberta-Duell: Calgary Flames gegen Edmonton Oilers. Das Spiel von heute (Mittwoch) und Freitag findet in Calgary statt, Spiel 3 (Sonntag) und 4 dann in Edmonton. Gut sind wir am Mittwochmorgen von Calgary nach Edmonton gereist und noch besser gehen wir bereits am Samstag wieder weg von Edmonton 🙁 So ein Playoff-Spiel live zu sehen wäre ja schon was gewesen. Aber gut für unseren Geldbeutel, dass es nicht klappt.

Am Abend hatten wir mal wieder Lust auf eine Pizza. In einem nahegelegen Restaurant wurden wir auch fündig. Aktuell findet anscheinend auch die Landesmeisterschaft der Jugendlichen in Volleyball statt. Unser Hotel wie auch das Pizzarestaurant waren voll von Spielerinnen, Trainern und Staff. Zudem spielten ja die Oilers gegen die Flames. Es war also sehr laut im Restaurant. Die Stimmung war gut obwohl die Oilers das erste Spiel recht deutlich verloren haben.

Am zweiten Tag in Edmonton, der Donnerstag, haben wir uns aufgeteilt. Das Wetter war noch schlechter als am Vortag (starker Regen, noch kälter und sehr windig). Tobi ist trotzdem alleine losgezogen und hat sich die Stadt weiter angeschaut. Es ist erstaunlich wie schnell man in der Stadt im Grünen ist. Das machte trotz des Wetters wohl richtig Spass. Ich habe den Tag genutzt um weiter an der Homepage, u.a. diesem Blogbeitrag zu arbeiten und auch für meine Kunden Pendenzen abzuarbeiten. Und so verging auch dieser Tag ziemlich schnell.

Auch am dritten Tag haben wir die Stadt zu Fuss erkundet. Wir sind durch das Regierungsviertel gelaufen und haben den angrenzenden Park besichtigt. Die Kanadier geben sich allgemein sehr viel Mühe für die Grünanlagen in den Städten. Es sind auch unglaublich viele Mitarbeiter unterwegs und pflegen die Gärten sehr. Leider sind wir von der Jahreszeit her noch etwas zu früh unterwegs und Blumen blühen noch keine. Anschliessend sind wir alles dem North Saskatchewan River flussabwärts gelaufen. Es war zwar windig und kalt (also nur für Corinne’s Empfinden), aber es war trocken und die Sonne hat immer wieder mal durch die Wolken durchgeblinzelt. Dieser Weg am Fluss entlang gehört zum bekannten Trans Canada Trail. Diesem sind wir bereits in Vancouver ein Stück gelaufen. Ein sehr kleines Stück auf jeden Fall, denn der ganze Trail erstreckt sich über 24’000 Kilometer. 🙂 Wir sind an diesem Tag bis nach Riverdale gelaufen und anschliessend auf der Jasper Avenue wieder zurück Richtung Downtown. Leider war auch hier das Bild ähnlich wie in den USA. Es gab vermehrt Obdachlose, die mit ihren Einkaufswägen durch die Parks geschlendert sind und ab und an viel Abfall verloren haben. Auch wenn es viele Stadtmitarbeiter gibt, welche sich um die Parkanlagen bemühen, diesem Abfallberg kommen sie nicht hinterher. Einfach schade, wenn man sieht, wie die Natur dadurch so verdreckt wird.
Was uns auch immer wieder begegnet in Kanada sind die Kanadagänse. Diese findet man einfach überall und seit ca. 2 Wochen sehen wir auch immer wieder die Jungtiere. Jööö sind die härzig. 🙂

Am Abend sind wir dann zu nahegelegenen Italiener gelaufen und haben uns Spaghetti Carbonara und eine Calzone gegönnt. Gleichzeitig spielten die Oilers wieder gegen die Flames und vor allem bei den Toren der Oilers wurde heftig gejubelt. Nachdem die Oilers das erste Spiel klar verloren haben, haben sie im zweiten Spiel gesiegt. Die Party auf den Strassen war dann entsprechend gross. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie die Stadt abgehen wird, falls die Oilers tatsächlich den Pokal holen werden. Wir sind gespannt. Das Final findet irgendwann im Juni 2022 statt. Wir hoffen, dass es noch vor unserer Abreise sein wird und wir hoffen auch, dass eine Kanadische Mannschaft dabei sein wird. Das würde bestimmt ein Riesenfest werden. Auch cool finden wir, dass die Tampa Lightnings dieses Jahr auch wieder sehr erfolgreich unterwegs sind. Ein Heimspiel von dieser Mannschaft haben wir ja vor ein paar Monaten in Tampa besucht.

Am Samstag hiess es bereits wieder Abschied nehmen. Jedoch erst am Abend. So haben wir am Morgen unsere Rucksäcke für den Zug vorbereitet und konnten diese zum Glück nach dem Check Out im Hotel lassen. Anschliessend sind wir nochmal zu unserem «Breakfast-Place des Vertrauens» gegangen und haben uns einen salzigen und einen süssen Crêpes gegönnt. Danach sind wir erneut zum Fluss gelaufen, sind dieses Mal jedoch flussaufwärts spaziert. Es war ein herrlicher Frühlingstag und die Sonne hat wunderbar geschienen. Wir haben uns auf eine Parkbank gesetzt und konnten das Wetter sogar wieder mal ohne Jacke geniessen. Wir sind ziemlich lange sitzen geblieben, haben etwas gelesen, Instagram bedient und einfach nur genossen. Danach sind wir zum Safeway gelaufen und haben für die Zugfahrt eingekauft. Wir wissen ja zwischenzeitlich, dass die angebotenen Speisen im Zug nicht wirklich super sind. Also wollten wir uns dieses Mal besser vorbereiten und unser Proviant für die anstehende Zugfahrt von geplant 26 Stunden selber mitzubringen.

Anschliessend zurück zum Hotel, Gepäck geholt und mit dem Uber zum Bahnhof gefahren. Der Fahrer war komplett verwundert, dass dort überhaupt ein Bahnhof steht und dass es auch tatsächlich Leute gibt, die bis nach Winnipeg mit dem Zug fahren und das freiwillig. Selbst als er nach dem Abladen von uns wieder in sein Auto stieg hat er seinen Kopf noch geschüttelt. Zum Abschied hat er uns noch «good luck» gewünscht. 🙂 Mittlerweile war es kurz vor 18:30 Uhr, der Zug sollte um 19:50 Uhr abfahren. Wir hatten also noch genügend Zeit um unser Gepäck aufzugeben. Das haben wir auch schnell erledigt und dann war Warten angesagt. Der Zug hatte nämlich 2 Stunden Verspätung. 🙂 Wie unsere zweite Zugfahrt dann wirklich war verraten wir im nächsten Blogbeitrag.

Kanada: Vancouver & Vancouver Island

Nach unserer tollen Zeit in den USA haben wir uns am Mittwoch 20.04.2022 voller Vorfreude auf den Weg nach Kanada gemacht. Wir haben am Morgen in Seattle unsere Rucksäcke gepackt und uns auf den Weg zur King Street Station begeben. Eigentlich sollte ab hier ein Zug nach Kanada fahren, was aber auf Grund der Corona-Situation ein Bus zur Zeit erledigt. Sozusagen ein Bahnersatz-Busbetrieb oder eben so ähnlich. Die Wartezeit bis zur Abfahrt haben wir noch damit verbracht uns zu stärken und ein wenig unsere Social Media Kanäle zu aktualisieren. Kein Wunder war der letzte Beitrag so pünktlich fertig. 🙂 Gegen 12 Uhr haben wir uns dann ein Uber genommen und sind zur erwähnten Station gefahren. Eigentlich sollten wir 60 Minuten vor Abfahrt dort sein um allen Papierkram für den Grenzübertritt zu erledigen. Ok, was das sollte kann ich im Nachhinein auch nicht sagen. Ausser dem Fahrer unsere Impfbestätigung zu zeigen, welche er nicht verstanden hat, ich hätte auch ein Rezept für Marmorkuchen zeigen können, gab es nichts zu tun. Im Bus selber haben wir dann noch weitere Papiere erhalten, welche auszufüllen waren. Im Vorfeld mussten wir bereits diverse Angaben bezüglich Covid in einer App erfassen, was wir natürlich gewissenhaft gemacht haben. Der Busfahrer hat nochmal darauf hingewiesen, dass ohne Quittung von dieser App an der Grenze gar nichts gehen wird. Einige Mitfahrer im Bus wurden dann etwas nervös…Wir waren noch sehr entspannt. An der Grenze werden wir dann sehen, ob wir auch alles korrekt und vollständig vorbereitet haben. Der Bus an sich war wirklich recht komfortabel und bequem, nicht komplett ausgebucht und auch gar nicht teuer. Die Fahrt ging dann pünktlich um 13:45 Uhr los.

An der Grenze waren wurden wir doch ein wenig nervös. Der zuständige Officer wollte es doch recht genau wissen, was wir in Kanada wollen, wie lange wir bleiben und vor allem was wir beruflich machen, usw. Wir haben aber wohl die passenden Antworten gegeben, denn wir haben den Stempel bekommen und durften wieder in den Bus. Insgesamt dauerte die Fahrt doch fast 3.5 Stunden, die Zeit verging aber sehr schnell. Es war auch eine sehr tolle Landschaft durch die wir gefahren sind, was die Fahrt noch kurzweiliger machte. Wir haben dann in Vancouver noch unser Zimmer bezogen und sind eine Kleinigkeit Essen gegangen. Mal schauen wie das hier schmeckt und ob das mit dem Bier auch klappt… Ich kann da direkt Entwarnung geben, Essen und Bier waren sehr lecker. Dann gab es nur noch eine Frage zu klären heuten, wie sieht es mit dem Kaffee aus? Auch das haben wir direkt geprüft und auch das passt. 🙂 Wir werden die nächsten Wochen also sicher überleben. 🙂 Auf dem Rückweg zum Hotel wieder ein etwas gewohntes Bild, es begann wie aus Eimern zu schütten. Mal schauen, hoffentlich wird das wieder besser. Aber wir sind guter Hoffnung und haben den Abend dann einfach im Zimmer ausklingen lassen.

Leider hat unser erster Tag in Vancouver so begonnen, wie der Vortag aufgehört hat – nämlich mit Regen. Wir haben den Morgen dann relativ entspannt verbracht und bei einem Kaffee überlegt, was wir machen wollen. Wir haben uns für eine Arbeitsteilung entschieden. Corinne arbeitete für ihr Büro und ich hab mich durch den Regen gekämpft und die Stadt besichtigt. Es soll ja anscheinend kein schlechtes Wetter geben, sondern nur schlechte Kleidung. Ok, Jeans und Turnschuhe waren in dem Fall schlecht, ich war relativ schnell durchnässt. 🙂 Aber egal, hat trotzdem sehr viel Spass gemacht und ich hab schon am ersten Tag sehr viel gesehen. Als erstes bin ich über die bekannte Granville Bridge gelaufen um auf Granville Island mit seiner bekannten Markthalle zu kommen. Der Blick von der Brücke Richtung Stadt war jetzt eher grau und trüb. Da hätte ich nicht gedacht, dass mir Vancouver nachher doch noch so gut gefällt. Von der Brücke war es dann noch ein kurzer Weg zur Markthalle und den angrenzenden kleinen Läden und Boutiquen. Das Quartier dort ist schon sehr schön und man fühlt sich richtig wohl. Es gibt jede Menge Sachen zum Kaufen, welche sehr häufig selber produziert und hergestellt wird. Auch viele Künstler waren vor Ort, welche jegliche Art von Schmuck, Bilder oder sonstiger Kunst angeboten haben. Richtig schöne Sachen. Und nach einem Tipp von meinem Onkel Uli musste ich natürlich noch einen kurzen Boxenstopp in der Granville Brauerei machen. Ich muss ja auch von Kanada noch Input für meinen Blog «Beer around the world» sammeln. 🙂 Und ich muss sagen, hat sich gelohnt. Es gab dort ein sehr gutes Bier.

Im Anschluss bin ich dann noch um das False Creek Becken gelaufen, vorbei am Science Museum, dem ehemaligen Olympiastadion von 2010, dem Platz der Nationen, auf welchem bei der Olympiade die Medaillen überreicht wurden, vorbei an verschiedenen Parks und Grünflächen und so wieder zurück zur Granville Bridge. Da es mir noch nicht weit genug war, bin ich weiter am Wasser bis zum Stanley Park gelaufen. Auf dieser Seite hatte man eine tolle Sicht auf die vor dem Hafen liegenden Containerschiffe. Das hat mich sehr interessiert und da ich die Schiffe immer besser sehen konnte, bin ich immer weiter gelaufen. Am Second Beach hatte ich dann aber doch genug, vor allem weil es dann laut Google doch noch 30 Minuten wieder zum Hotel waren und ich doch schon mehr als 3 Stunden unterwegs war. Ich hab dann noch kurz die 14 «fröhlichen Skulpturen» des Pekinger Künstlers Yue Minjun angeschaut. Diese haben mir sehr gut gefallen, man bekommt wie automatisch ein Lachen ins Gesicht, wenn man diese anschaut.

Danach habe ich mich dann tatsächlich auf den Rückweg gemacht und bin nach knapp 23 km froh gewesen, dass ich zurück war.

Am Freitag war das Wetter dann deutlich besser und wir sind schon früh am Morgen los gezogen. Wir hatten den Plan, dass wir quer durch die Stadt laufen zum Canada Place und dem Fährterminal. Von dort aus dann in den Gastown District mit der bekannten Steam Clock und von dort aus Richtung Stanley Park um am Wasser entlang die gesamte Halbinsel zu umrunden. Auch wollten wir die startenden und landenden Wasserflugzeuge rund um den Canada Place beobachten. Vor Abmarsch war die Kalkulation bei ca. 15 km. Ich sag mal so, man kann sich täuschen. 🙂 Da das Wetter so gut und es auch richtig warm war, hat mir Vancouver doch gleich deutlich besser gefallen. So viele Blumen und Grünflächen habe ich noch in fast keiner Stadt gesehen. Auch sind die Menschen mega freundlich und es ist einfach ein Gemisch aus vielen verschiedenen Nationen und Kulturen die sich in Vancouver treffen. Für 50% der Menschen in Vancouver ist Englisch nicht die Muttersprache sondern eine erlernte Fremdsprache. Für uns war das extrem spannend alles zu beobachten und zu geniessen.

Der Stanley Park ist ein sehr bekannter Park in Vancouver und mit 404,9 Hektar der grösste Stadtpark Kanadas und der drittgrösste in Nordamerikas. Der Park wird jährlich von etwa acht Millionen Einheimischen und Touristen besucht. Der größte Teil des Parks besteht aus einem Wald mit rund einer halben Million Bäumen und über 200 km an Wanderwegen. Sehenswürdigkeiten im Park sind unter anderem der Beaver Lake, das Vancouver Aquarium, der Siwash Rock sowie die rund um den gesamten Park führende 8,8 km lange Ufermauer mit einer Fahrbahn für Fussgänger, Fahrradfahrer und Inlineskater. Wir wollten genau dieser Ufermauer folgen, was aber aktuell nicht ganz möglich ist, da ein Teilstück renoviert werden muss. Daher mussten wir an der bekannten Lions Gate Bridge vom Ufer weg und hinauf zum Prospect Point, von wo aus man einen herrlichen Blick auf die Brücke hat. Anschliessend ging es dann durch den Wald und am Third Beach wieder zum eigentlichen Uferweg und weiter zum Second Beach womit man dann die Runde fast abgeschlossen hat.

Langsam kam die Zeit wo wir öfter auf das Handy geschaut haben. Wir erwarteten eine Nachricht von Marcel. Wir haben tatsächlich Besuch aus der Schweiz für das anstehende Wochenende. Ok, Marcel ist nicht «nur» wegen uns extra nach Vancouver geflogen, sondern hat geschäftlich in der Stadt zu tun. Aber man kann das ja praktisch verbinden. Wir haben uns im Vorfeld schon sehr gefreut, einfach mal wieder ausführlich mit anderen Personen in Schweizerdeutsch zu reden und Zeit zu verbringen. Marcel hat sich fürs Wiedersehen ein Spässchen erlaubt und sich am vereinbarten Ort im West End hinter einer Hecke versteckt. Wir haben wohl so doof rumgeschaut, dass uns Einheimische sogar fragten, ob wir «lost» seien. Nachdem wir uns aber gefunden haben sind wir den Weg zurück zur Granville Bridge gemeinsam gelaufen. Von dort aus ging es in den Yaletown District für einen Apero und ein super Nachtessen. Wir waren in einem Staekhouse und so ein gutes Stück Fleisch mit einem guten Wein, das hat schon etwas. Wir haben das sehr genossen und hatten einen tollen Abend. Den Fussmarsch haben wir abgeschlossen, in dem wir Marcel zu seinem Hotel begleitet und anschliessend zurück zu unserem Hotel gelaufen sind. Ach so, vielleicht noch zu den geplanten 15 km, welche wir laufen wollten. Als wir am Abend im Zimmer waren, waren es über 27 km auf der Uhr und die Füsse haben entsprechend geschmerzt. 🙂

Den Samstag haben wir dann zu Dritt verbracht um nochmals mehr oder weniger die selbe Runde zu laufen welche ich am Donnerstag schon gemacht hatte. Nochmals Granville Island mit der Markthalle usw. Nur dieses Mal bei Sonnenschein und tollem Wetter. Dieses Mal konnten wir auf der Insel auch im Freien sitzen und unser Lobster Sandwich, Sushi bzw. unseren Kaffee geniessen. Zudem konnten wir diversen Musiker zuhören und haben auch noch mit Locals Bekanntschaften gemacht und uns über das wunderbare Land ausgetauscht. Anschliessend sind wir auch wieder die Runde um den False Creek gelaufen, welches dank schönem Wetter viel entspannter war.

Den Abschluss haben wir dann wieder im Bereich des English Bay Beach, in der Nähe der lachenden Skulpturen, gemacht. Für einen Apéro haben wir ein tolles Restaurant direkt am Strand gefunden. Es hat uns so gut gefallen, dass wir gleich zum Essen geblieben sind. Wir hatten so einen tollen Blick auf den Strand und das Meer, das wollten wir uns zum Sonnenuntergang nicht entgehen lassen.

Den Sonntag haben wir dann recht entspannt genossen. Ich habe gefühlt schon lange nicht mehr so lange geschlafen. Aber muss ja auch mal sein. Wir habe uns dann nach dem Mittag nochmal mit Marcel zum Kaffee getroffen, ehe er zu einer Odyssee wegen dem notwendigen Corona-Test für seine Einreise in die USA aufgebrochen ist. Wir haben die Zeit genutzt um uns für die Weiterreise mit dem Zug am Bahnhof schlau zu machen. Ok, in dem Fall war der Weg umsonst, den auch in Kanada arbeitet am Sonntag am Bahnhof niemand. Das waren wir uns von Amerika nicht mehr gewohnt, hätten aber drauf kommen können. Dafür haben wir wieder ordentlich Schritte gesammelt und einen schönen Spaziergang gemacht. Nachdem wir am Nachmittag dann nochmal die Möglichkeit zum Wäsche waschen im Hotel genutzt hatten, haben wir uns noch zu einem Abschiedsessen mit Marcel getroffen. Somit ging auch diese tolle Zeit schon wieder zu Ende. Nochmal vielen Dank Marcel für die tolle Zeit, es hat mega Spass gemacht und bis zum nächsten Mal, wo auch immer. 🙂

Am Montag mussten wir uns dann bereits vorläufig von Vancouver verabschieden. Wir sind mit dem öffentlichen Bus von Vancouver an die Horseshoe Bay, nordwestlich von der Stadt zur Fähre gefahren. Von dort ging es dann mit der Fähre nach Nanaimo auf Vancouver Island. Leider war das Wetter nicht ganz so gut, so dass die Berge bzw. der Blick auf Vancouver eher etwas neblig war. Aber trotzdem war es eine tolle Überfahrt. 

In Nanaimo angekommen ging es wieder mit dem Bus zu unserer Unterkunft. Wir haben uns ein AirBnB für eine ganze Woche gebucht, mit dem Ziel die Zeit zu nutzen, uns ein wenig von dem Roadtrip zu erholen und zu arbeiten. Auch auf unserer Reise gibt es Sachen wie Steuererklärungen usw., welche irgendwann mal erledigt sein wollen. Daher haben wir bei der Auswahl diesmal eher das Augenmerk auf einem grossen Tisch, gutes WiFi und etwas mehr Platz in der Bude gelegt. Ist uns glaub ich recht gut gelungen.

Zudem wollten wir uns die nächsten Tage wieder einmal vermehrt selber verpflegen (was halt so geht ohne Küche). Deshalb haben wir uns direkt nach der Ankunft mit Lebensmitteln eingedeckt. Dabei ist uns aufgefallen, dass Lebensmittel hier nicht unbedingt günstig sind. Also zumindest nicht, wenn man auch frisches Gemüse usw. im Einkaufswagen hat. Wir haben jetzt mal sehr wenig geplant für die Zeit hier und schauen spontan, je nach Wetter was wir machen. Den ersten Tag in Nanaimo haben wir zumindest schon mal genutzt um unseren Blog hier zu aktualisieren, unseren Instagram Kanal zu überarbeiten usw. Es wird also nicht langweilig. 🙂

Als ich die letzten Zeilen oben geschrieben habe, war es Dienstag und unser erster kompletter Tag in Nanaimo. Heute ist schon wieder Dienstag, also genau 1 Woche später und wir sind schon wieder in Vancouver. Ja, so schnell vergeht die Zeit und ich möchte doch kurz zusammenfassen, was wir in der Woche erlebt haben. Viele wird das vielleicht überraschen, aber wir haben tatsächlich nicht sehr viel gesehen in der Woche. Ok, eine ganz grosse Ausnahme war die Whale-Watching Tour, aber dazu später mehr. Wir hatten ja geplant, die Woche wirklich zu nutzen um zu arbeiten und uns zu erholen. Und genau das haben wir gemacht. Wir haben Steuererklärungen gemacht, Jahresabschluss für meine Firma, Corinne hat wie wild für Ihre Kunden gearbeitet, wir haben unsere weitere Reise geplant und organisiert und ganz nebenbei haben wir es sehr genossen, dass wir nicht reisen mussten. Es tat gut endlich mal wieder einen halben Tag auf dem Sofa zu lümmeln und Netflix zu schauen oder etwas zu lesen. Um es kurz zu fassen, wir haben von Vancouver Island nicht viel gesehen, sind dafür aber einiges an innerem Ballast los geworden.
Wie bereits geschrieben war die grosse Ausnahme der Freitag 29.04.2022 als wir bei einem lokalen Anbieter in Nanaimo eine Tour zur Walbeobachtung gebucht haben. Das war ein richtig cooles Erlebnis. Wir haben lange überlegt, ob wir die Tour buchen sollten, da diese wirklich nicht billig war. Aber uns war es wichtig, dass wir einen kleinen Anbieter wählen, bei welchem es seriös zugeht und das Wohl der Tiere im Vordergrund steht. Ausserdem finden wir es immer toll, wenn ausgewiesene Experten an Board sind, die einem alles erklären können. Uns genau das haben wir eben bei dem Anbieter gefunden und das Geld war es mehr als wert. Wir haben uns also schon recht früh am morgen, war tatsächlich schon um 10 Uhr :-), auf den Weg in die Stadt gemacht. Wir haben die Strecke zu Fuss zurück gelegt und festgestellt, dass die Insel einfach etwas unglücklich ist, wenn man kein Auto hat. Klar gibt es einen Bus, aber der fährt eben auch nicht alle 10 Min. sondern eher recht selten. Aber egal, wir haben die Strecke sehr genossen, nach dem vielen Sitzen in den Tagen davor. Als wir am Treffpunkt im Hafen eingetroffen sind, wurden wir mit entsprechender Ausrüstung ausgestattet. Wir hatten eine Tour auf einen «open boat» gebucht. Daher kein Dach, welches vor Regen und vor allem Spritzwasser schützt und auch sonst eher recht beengt war. Eigentlich war es ein grösseres Schlauchboot mit einem extra starken Motor, was wir später noch festgestellt haben. Die Fahrt war doch äusserst rasant. Zu der erwähnten Ausrüstung gehörte ein Ganzkörperanzug, welcher gleichzeitig eine Rettungsweste integriert hatte und wir über unsere normale Kleidung gezogen haben, dann ein paar Handschuhe und eine getönte Skibrille wegen Wind und Spritzwasser. Als wir das alles angezogen hatten, fühlte es sich eher an, als ob wir direkt auf die Skipiste gehen anstatt aufs Wasser. Aber schon nach 15 Min auf dem Meer hatte ich den Sinn der Ausrüstung verstanden und war doch sehr froh darüber. 🙂 Wir waren recht schnell nass durch das Spritzwasser, als wir über die Wellen geflogen sind und kalt war es dann doch auch. Und immerhin war die Tour auf 4 Std. Dauer angesetzt.

Nachdem wir unser kleines Boot bezogen haben, siehe Bild oben das mittlere Boot, ging die Fahrt auch schon los. Wir waren 10 Gäste auf dem Boot plus einem Studenten, welcher als Guide diente. Dieser war in dem Fall ein Student der sich auf die Erforschung von Walen und deren Verhalten spezialisiert hat. Das war schon sehr beeindruckend, was der alles über die Wale wusste und das auch recht gut erklären und rüber bringen konnte. Gesteuert wurde das Boot noch von einem erfahrenen Marine Kapitän und einer jungen Frau, welche gerade eine Kapitäns Ausbildung bzw. Studium macht und so Praxiserfahrung gesammelt hat. Beide waren aber ebenfalls so in ihrem Element und hatten so viel Wissen, dass sie geteilt haben, das wir uns gar nicht alles merken konnten. Zudem war es bei den Kanadischen Guides genau gleich wie bei den Amerikanischen. Die müssen bestimmt alle auch eine Fotografen-Ausbildung absolvieren. Ok, die hier in Kanada hatten auch noch recht coole Ausrüstung dabei. Brauchten Sie aber auch, um die Tiere erfassen und protokollieren zu können.

Unsere Fahrt dauerte vielleicht 15 Min. und schon haben wir die ersten Wale gesehen. Zu unsere Freude waren es Orcas (Killerwale) welche wir so noch nie gesehen hatten und auf der Tour unbedingt sehen wollten. Damit war eigentlich das grosse Ziel schon erreicht. Wir hatten eine Gruppe von 3 bis 4 Orcas gefunden und wir begleiteten diese für eine Stunde quer über das Meer. In Kanada ist es so, dass sich die Boote bis auf 200 m den Walen nähern dürfen. Wir hatten aber das Glück, dass die Wale an diesem Tag recht neugierig waren und daher von sich aus, oder wir standen einfach in der Richtung Schwimmspur, sich unserem Boot nährten. Da die Entfernung dann teilweise nur noch ca. 10 m war, musste die Crew das Boot abstellen um die Wale durch die Schiffsschraube nicht zu gefährden. Es war aber so ein tolles Gefühl, diese riesigen Tiere so aus der Nähe zu sehen und das aus so einem kleinen Boot knapp oberhalb der Wasserkante. Vor lauter Aufregung haben wir in diesem Augenblick völlig versäumt ein Bild zu machen, aber die Eindrücke waren einfach so gross. Wir haben es aber trotzdem geschafft, ein paar tolle Bilder der Orcas zu machen.

Wir haben die Orcas dann tatsächlich für ca. 1 Stunde begleitet und sie immer wieder aus dem Wasser tauchen sehen. Leider ist es aber nicht erlaubt für ein Boot, eine Gruppe Wale länger als eine Stunde am Stück zu begleiten. Auch hier geht es um den Schutz der Tiere, was für uns absolut verständlich war. Zudem gab es noch weitere spannende Tiere, welche man rund um Vancouver Island sehen kann. Wir haben uns dann auf den Weg gemacht um ein paar Seeotter zu suchen. Wir haben diese dann auch gefunden, wie sie sich in der Nähe von einem Sägewerk auf den im Wasser liegenden Baumstämmen gemütlich gemacht haben. Ich finde die Tiere irgendwie lustig. Es gab jede Menge Platz, aber nein die müssen alle auf einem Fleck liegen und sich dann ständig angrunzen, wenn wieder ein Kamerad über die gesamte Herde klettert.

Danach ging es dann zu einer Insel mit einer Steilküste, welche bekannt für die Artenvielfalt an Vögeln ist. Es war schon spannend zu sehen, wie die Vögel die Felsen und die darin befindlichen Löcher zum Nestbau nutzen, aber die grössten oder begeisterten Ornithologen sind wir jetzt eben doch nicht. Und leider war an diesem Tag auch kein Weisskopfadler zu sehen, was sicher nochmal spannend gewesen wäre.

Daher waren wir dann froh als es zum nächsten Spot ging, wo es Seelöwen geben sollte. Das fanden wir dann doch wieder spannender. Und wir wurden nicht enttäuscht. Wir haben doch ein paar grössere Kaliber an verschiedenen Orten gefunden und gesehen

Auf dem Weg zur «Entrance Island», eine kleine vorgelagerte Insel, auf welcher wir ebenfalls noch ein paar Seelöwen gesehen haben, gab es noch eine kleine – grosse Überraschung. Wir haben tatsächlich noch einen Humpback Whale (also einen Buckelwal) gesehen. Diese sind aktuell auf dem Weg von den wärmeren Gewässern rund um Mexiko und kommen in den Norden um dort den Sommer zu verbringen. Wir haben somit einen der ersten Ankömmlingen gesehen und damit zwei verschiedene Wal-Typen auf einer Tour. Dieser Wal war leider nicht ganz so interessiert an einem Fotoshooting, vielleicht steckte noch die weiter Reise in den Knochen, oder er wollte einfach seine Ruhe haben. Wir konnten den Wal nur aus eine grösseren Entfernung beobachten und er tauchte auch nur recht selten auf. Das machte es dann doch unmöglich etwas näher zu kommen. Auch hier entschied die Crew dann für uns richtig, den Wal einfach in Ruhe zu lassen und wir setzten unsere Fahrt fort. Ein paar Bilder hatten wir ja und ausführlich gesehen hatten wir ihn auch.

Somit ging es dann noch zur erwähnten «Entrance Island » wo wir noch ein paar Bilder gemacht haben und dann zurück in den Hafen.

Insgesamt waren wir dann doch knapp über 4 Stunden unterwegs und es war einfach atemberaubend. Dieser Ausflug hat sich mehr als gelohnt. Falls jetzt jemand neugierig geworden ist, der Anbieter der Tour erstellt ebenfalls einen Blogbeitrag über jede Tour pro Tag. Anbei ist der Link direkt zu der Tour vom 29.04.2022 und darin sind ein paar sensationelle Bilder, welche von unserer Crew gemacht wurden. Es ist eben doch so, dass mit einer professionellen Kamera deutlich bessere Bilder gemacht werden können. Es lohnt sich wirklich, das einmal anzuschauen. https://www.vancouverislandwhalewatch.com/recent-sightings/2022/4/30/april-29th-

Was uns neben der faszinierenden Tierwelt während der Tour aufgefallen ist, ist die sehr schöne Küstenlandschaft entlang der Insel aber auch der vorliegenden kleinen Inseln. Alles ist so richtig grün und wirkt unberührt, das ist schon toll.

Im Anschluss an dieses tolle Erlebnis sind wir noch ein wenig durch Nanaimo gelaufen und haben die Stadt besichtigt und das einzigste Mal in der Woche in einem Restaurant gegessen. Hier haben wir aber wieder eine super Wahl getroffen, das Essen war der Hammer und der Verdauungsspaziergang zurück zu unserer Unterkunft war mehr als nötig.

Ehrlich gesagt weiss ich nicht genau was ich von der Stadt halten soll. Ich war auch hier wieder überrascht wie viele Drogenabhängige durch die Strassen laufen. Menschen jeglichen Alters, die aber vollkommen weggetreten am Boden liegen oder völlig lethargisch und teilweise leider auch etwas aggressiv durch die Strassen laufen. Dass wir das in einer amerikanischen Grossstadt erleben würden war mir bewusst, aber in einer doch recht kleinen Touristenstadt, mit ca. 90’000 Einwohnern, hätte ich das nicht gedacht. Auch hier scheint die extrem lockere Drogenpolitik des Landes nicht wirklich zu funktionieren. Wir konnten auch recht deutliche Aussagen der Einheimischen über die Drogenpolitik hören, welche uns doch sehr nachdenklich gemacht haben. Mir erscheint die Landesregierung hat innerhalb des Landes keinen guten Standpunkt, wie auch die letzten Monate schon gezeigt haben, als gegen die Corona-Massnahmen doch recht extrem demonstriert wurde. Eigentlich schade für so ein tolles Land. Sonst hat Nanaimo zwar ein paar schöne Stellen und ich glaube das wirkt vielleicht in der Hauptsaison noch etwas besser. Wir waren in Summe eher etwas enttäuscht, vor allem wenn man dann die Preise für Übernachtungen oder Essen dagegen stellt. Wir haben aus diesem Grund auch auf einen Ausflug nach Victoria verzichtet, da wir einfach nicht bereit sind über 200 Euro (umgerechnet) für eine Übernachtung in einem mehr als durchschnittlichen Hotel zu bezahlen. Vielleicht muss man einfach ein Auto haben hier um an die spannenden Stellen zu kommen, aber das wollten wir auf Grund der Arbeit usw. nicht. Macht ja auch keinen Sinn wenn man ein Auto mietet und dann nicht fährt. Bevor wir die Insel wieder verlassen haben, hatten wir noch ein besonderes Jubiläum. Am Sonntag 01.05.2022 war es nämlich so weit, dass wir schon ganze 5 Monate auf Reise sind. Ich mache es mir jetzt etwas einfach, weil Corinne hat zu dem Thema schon einen ganz tollen Beitrag auf Instagram geschrieben, welchen ich hier einfach zitieren mag. Sie hat das so treffend formuliert, als dass ich da nichts hinzufügen muss oder möchte. Ich hoffe ich habe das jetzt ausführlich genug als Zitat gekennzeichnet um nicht in Plagiatsvorwürfe verstrickt werden zu können. 🙂

«5 Monate Weltreise sind rum. 162 Tage bereits ist unser neues Leben alt.
Auch heute haben wir uns wieder gefragt? Sind es schon 5 Monate oder erst 5 Monate?!? Wir können die Frage immer noch nicht beantworten. Teilweise fühlt es sich so an, als sei die Zeit nur an einem vorbeigeflogen. Dann lassen wir alles Revue passieren, schauen Foto’s an und stellen wieder mal fest, was wir alles bereits erlebt haben und das in erst 5 Monaten.
Was wir immer und täglich fühlen ist grosse Dankbarkeit. Dankbar, dass wir überhaupt die Chance haben, so eine Reise machen zu dürfen. Dankbar, dass es die aktuelle Welt in der wir leben auch erlaubt, so frei eine Entscheidung treffen zu dürfen. Und teilweise auch dankbar, dass andere Pläne nicht geklappt haben und so Zeit für die Reise frei war.
Zudem sind wir auch ein bisschen stolz auf uns. Wir haben uns ohne jegliche Erfahrung in ein solches Abenteuer gestürzt. Wir hatten den Mut, ein geregeltes und sicheres Leben einfach aufzugeben und loszuziehen. We just did it!
Andersrum mussten wir viele liebe Menschen um uns rum zurücklassen. Das ist wohl der schwierigste Teil auf so einer Reise. Wir vermissen unsere Familien und Freunde sehr und haben manchmal auch ein bisschen Heimweh. Vor allem jetzt, wenn Feste wieder gefeiert werden dürfen, können wir trotzdem nicht dabei sein. Das schmerzt schon und die eine oder andere Träne wurde auch mal vergossen.
Auch verblassen gewisse Kontakte mit der Zeit, weil man halt einfach nicht mehr schnell vorbeischauen kann. Der Lebenszug rollt auch auf Reisen ohne Stopp weiter. Gewisse Menschen verlassen unseren Zug, neue Passagiere steigen ein. Ja, wir haben uns das selber ausgesucht, aber wie so vieles im Leben, hat auch eine Weltreise zwei Seiten.
Dennoch freuen wir uns auf weitere (rund) 400 Tage Weltreise und sind gespannt, was unser Lebenszug noch so alles für uns bereit hält

Ich finde das trifft es genau wie es uns so auf und mit unserer Reise geht.

Am Montag 02.05.2022 haben wir uns dann wieder auf den Weg in die Stadt gemacht um unsere Fähre nach Vancouver zu erreichen. Das Thema Bus war eine kleine Herausforderung und wir sind mit unseren schweren Rucksäcken recht weit gelaufen um einen ersten Bus zu erwischen, aber hat dann doch noch geklappt. Unser gesetztes Ziel, die Fähre um 13 Uhr zu schaffen, haben wir erreicht. 🙂 Die Überfahrt war dann wieder recht schön. Leider, wie auch die letzten Tage mit wechselhaftem Wetter. Es hat eigentlich jeden Tag mal mehr oder weniger geregnet und wir hoffen das die endlich mal besser wird. Laut Wetterbericht aber leider nicht ersichtlich, lassen wir uns überraschen. Trotzdem konnte ich bei der Überfahrt noch ein paar schöne Bilder machen.

Angekommen sind wir dann in Vancouver in einer sehr coolen Unterkunft. Wir sind in einem Appartement mit einer richtigen Küche, welche komplett ausgestattet ist. Darauf haben wir uns schon richtig gefreut, weil wir endlich mal wieder etwas für uns kochen wollten. In Nanaimo hat das mit der Selbstversorgung schon richtig gut geklappt. Ok, wir hatten eben Brotzeiten und viel Salat, aber das war auch mal wieder super. Hier in Vancouver haben wir aber nun alle Möglichkeiten und gleich am ersten Abend herrlich leckere Spaghetti mit Hackfleischsauce gekocht. 🙂

Den ersten richtigen Tag in Vancouver haben wir dann wieder genutzt um uns zu erholen, zu arbeiten und Corinne hat sich zum ersten Mal auf der Reise einen Frisörtermin gegönnt, während ich diese Zeilen schreibe. Sind wir mal gespannt ob das so klappt wie sie sich das vorgestellt hat. Sie hat sich jetzt doch schon seit einigen Tagen auf den Termin gefreut. Sie hat eben nicht den Vorteil wie ich, ich habe meinen Frisör immer dabei. Corinne macht das sehr gut und mein Termin wurde ebenfalls direkt nach der Ankunft in Vancouver, im Gegensatz zu Corinne’s gratis, durchgeführt. Da der Termin bei Corinne, kann ich jetzt ja im Nachgang berichten, auch sehr erfolgreich war sind wir jetzt also wieder beide hübsch und Grossstadttauglich. 🙂 Nach dem stressigen Tag haben wir nochmal gekocht und den Abend in unserer schönen Bleibe ausklingen lassen. Am Mittwoch sind wir nochmal durch Vancouver geschlendert um vor allem nochmal den Granville Market zu besuchen. Diese kleine Insel, mit den vielen Boutiquen und der Markthalle hat es uns wirklich angetan. Und ich musste doch die Bratwurst, welche ich beim letzten Mal schon gesehen habe, probieren. Immerhin gab es «scharfe Bratwurst mit deutschem Sauerkraut im Brötchen». So weit die Theorie. In der Praxis war es dann eine etwas fade Wurst in einem ganz weichen Brötchen mit Sauerkraut, Ketchup und Senf dazu noch Kartoffelchips, welche noch das Beste am Menü waren. 🙂 Das entsprechende Heimatgefühl ist bei dieser Kombination leider ausgeblieben. Dabei hiess der Marktstand noch recht vielversprechend «Kaisereck». 🙂 Aber egal, wir hatten trotzdem unseren Spass.
Was uns in Vancouver besonders gefallen hat, ist mit wie viel Liebe die Vorgärten vor den Häusern gepflegt werden. Und das nicht nur vor kleinen Einfamilienhäusern oder so, sondern auch in Strassen mit riesigen Wohnblocks. Einfach jeder Garten blüht in verschiedenen Farben und ist sowas von gepflegt, richtig schön. Auch wenn wir jetzt recht viel Zeit einfach so in Vancouver verbracht haben, uns hat es sehr gefallen. Wir haben es sehr geliebt, einfach die Atmosphäre zu geniessen und den Menschen bei ihrem Alltag zuzuschauen. Ich glaube man könnte sehr gut hier leben.

Danach sind wir weiter durch die Stadt und zum Abschluss noch eine kleine Überfahrt mit dem Autobus. Der Autobus ist kein normaler Bus, sondern eine Fähre, welche die bekannten Spots innerhalb von Vancouver verbindet. Wir hatten in dem Fall nur eine kurze Überfahrt über den Fluss nach Downtown, aber war sehr lustig.

Wir waren dafür die einzigsten Touristen, welche das Tarifkonzept und das Bezahlkonzept verstanden hatten. Andere waren da doch ein wenig überfordert. Dabei war es eigentlich ganz einfach, wenn man das tut, was angeschrieben ist. Den Abend haben wir dann ausserplanmässig im Zimmer verbracht. Eigentlich hatten wir uns für den Abend mit Juliana verabredet. Sie ist eine Bekannte von Corinne, welche vor einigen Jahren ein Austauschjahr in der Schweiz gemacht hat. Leider hat uns aber in dem Fall mal wieder ein positiver Coronatest, in dem Fall bei ihr, die Geschichte verdorben. Damit wurde es leider nichts mit dem Essen. Wir haben das Treffen aber am Freitag im Freien, unter Berücksichtigung sämtlicher maximalen Abstandsdistanzen nachgeholt. Kann ja nicht sein, dass man so weit fliegt, dann im gleichen Haus wohnt und sich trotzdem nicht sehen kann. Wir wollten uns zumindest kurz verabschieden und noch ein paar Tipps abholen, sollte uns unsere Reise doch noch nach Kolumbien bringen. Juliana ist nämlich Kolumbianerin, wohnhaft in Vancouver, liiert mit einem Briten. :-). Genau diese Konstellation beschreibt die Bevölkerung von Vancouver perfekt. Multi-Kulti, at it’s best!

Bevor wir aber zum letzten Tag in Vancouver kommen, noch kurz zum vorletzten Tag. Dieser Tag ist buchstäblich ins Wasser gefallen. An diesem Tag hat es nur einmal geregnet, von morgens bis abends und das wie aus Eimern und bei kühlen 8 Grad. Da haben wir sämtliche Pläne, Besuch einer grossen Hängebrücke, über den Haufen geworfen und sind in das Pacific Center gelaufen, eine grosse Mall mitten in Vancouver. So konnten wir zumindest noch zwei Kleidungsstücke ersetzen und hatten zumindest auf dem Weg ein bisschen frische Luft. Am Abend haben wir dann tatsächlich nochmal gekocht. Damit an 4 von 4 Abenden gekocht und unser Ziel mehr als übertroffen.

Am letzten Tag, Freitag 06.05.2022 haben wir dann wieder unsere Rucksäcke gepackt und uns, wie geschrieben, von Juliana verabschiedet. Das haben wir mit einem kleinen Spaziergang im naheliegenden Stanley Park verbunden. Nachdem wir den Park ja bereits einmal umrundet haben, sind wir dieses Mal in die Mitte des Parks an die Lost Lagoon gelaufen und haben dabei einen Kaffee getrunken und uns ausgiebig unterhalten. Es war schön noch mit jemandem über die Stadt Vancouver zu sprechen, die hier tatsächlich lebt. Es war ein toller Spaziergang und vor allem schien tatsächlich mal wieder die Sonne so dass wir noch ein paar schöne Bilder zum Abschied machen konnten.

Mit dem Uber ging es dann am Mittag Richtung Bahnhof. Ein neues Abenteuer wartete auf uns. Wir fahren mit dem Zug «The Canadian» von Vancouver nach Jasper. Die Reisedauer ist mit 19 Stunden Fahrzeit geplant. Ob das alles geklappt hat und wie die Fahrt dann war, gibt es im nächsten Bericht zu lesen. Aber jetzt geht es los mit der ersten Etappe wieder Richtung Ostküste, welche wir hoffentlich dann Anfang Juni erreichen werden.