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Das Ende unserer 1. Weltreise

Wie Corinne im letzten Bericht geschrieben hat, sind wir pünktlich am Flughafen von Hong Kong angekommen. Und was soll ich sagen, es ist ein komisches Gefühl am Flughafen zu sein und zu wissen, wenn wir aus dem Flieger aussteigen, das sind wir wieder in Europa und das war es mit der Reise. Es ist ja nicht so, dass wir uns nicht auf all die Menschen freuen, die uns schon erwarten, aber das Gefühl, dass nun das Erlebnis zu Ende ist, ist schon sehr hart. Wir haben uns so lange darauf gefreut und uns so viel vorgenommen für unterwegs. Fragen wie soll es nachher weiter gehen, was wollen wir machen haben wir uns irgendwie nie gestellt. Und jetzt? Ehrlich gesagt sind wir nicht viel weitergekommen. Vor der Reise war die Planung und die Freude, unterwegs waren all die vielen Erlebnisse, aber was kommt jetzt?? Ja, es fühlt sich tatsächlich wie ein Loch an. So sitzen wir jetzt hier und können es kaum fassen. Einchecken und Security Check war auch in Hong Kong ganz einfach und wir waren eigentlich viel zu früh am Gate. Aber egal, wir nutzen die Zeit einfach und lenken uns ein wenig ab. Irgendwann ging es dann in den Flieger und wir sind fast pünktlich in den dunklen Himmel von Hong Kong geflogen. Der Flug an sich war mal wieder recht holprig, aber ok. Ich kann, glaube ich sagen, die vielen Flüge in den letzten 18 Monaten haben mich doch ein wenig verändert. Es fällt mir nicht mehr ganz so schwer mich zu entspannen. Und trotz allem habe ich auf dem Flug die eine oder andere Stunde geschlafen. Die Route war wegen dem Krieg in der Ukraine etwas länger, da mancher Flugraum einfach noch immer gesperrt ist. Aber wir haben den Weg gefunden und sind pünktlich in Zürich gelandet. Bisher sind wir immer über Innsbruck und das Rheintal Richtung Zürich gekommen. Diesmal nicht, irgendwie sind wir über Wien und dann Richtung Norden fast bis Prag, dann Richtung Nürnberg und dann über Stuttgart nach Zürich. Super mussten wir ja von Zürich noch nach Stuttgart fliegen und jetzt wären wir eigentlich schon da. Angekommen in Zürich dann die ersten Erfahrungen mit europäischen Zollbeamten. Hurra, ein «guten Morgen» war schon zu viel verlangt, der Tobi durfte mal wieder zum Drogentest und obwohl wir nur im Transit blieben, mussten wir wieder durch eine Sicherheitskontrolle. Keine Ahnung warum, weil es sind ja nur Menschen aus einem Flugzeug in dem Bereich… Und es waren viele Menschen und wenig Personal, was zu einer langen Warteschlange führte. War super, ich hatte direkt mal wieder Puls. 🙂 Nachdem wir hier aber durch waren, stand schon unser nächster Langstreckenflug auf dem Programm. Es ging von Zürich noch nach Stuttgart, was wir tatsächlich in ca. 20 Minuten geschafft haben. Ein Flug so ganz ohne Essen hatten wir schon lange nicht mehr. Es stimmt, man kann darüber streiten, wie sinnvoll ein Flug auf der Distanz ist, aber mir war das irgendwie noch wichtig. Ich wollte auf dem gleichen Flughafen ankommen, wie wir los sind. Nur dann kann ich wirklich sagen, wir sind einmal um die Welt.  Hat also geklappt. In Stuttgart angekommen mussten wir uns dann erstmal sammeln. Jetzt war es also so weit, das Ende ist definitiv da. Wir haben tatsächlich versucht, dass uns niemand direkt am Flughafen in Empfang nimmt, weil wir die Zeit einfach für uns brauchten. Ich glaube, das war für unsere Familien nicht ganz nachvollziehbar, aber wir wollten alleine sein. Corinne und ich haben also unser Gepäck geholt und sind durch den Zoll Richtung Ausgang. Am Ausgang haben wir dann noch ein Foto gemacht, unter der Tafel mit den Ankunft-Daten. Genauso wie wir es vor 554 Tagen unter der Tafel mit den Abflugdaten gemacht haben.

Wenn man beide Bilder nebeneinander legt, ist das schon ein besonderes Gefühl. Der gleiche Ort, aber gefühlt unendlich viele Erlebnisse und Erinnerungen dazwischen. Nun wurde es aber nochmal ernst. Ich habe auf der Reise nicht viel vermisst, aber eine gute Brezel, das musste jetzt sein. Und da heute ein Feiertag in Deutschland ist haben die Bäcker zu. Also haben wir uns auf den Weg gemacht, um am Flughafen eine Brezel bzw. ein Bäcker zu finden. Und wir hatten Glück, wir haben ein Café gefunden, welche recht grosse Butterbrezeln verkaufte. Dazu gab es noch einen Cappuccino für Corinne und der Tobi hat sich recht schnell für ein Weizenbier entschieden. Ok, es war ja auch schon 10 Uhr durch, da kann man das machen. Ich wollte ja auch erst einen Kaffee, aber dann war die Verlockung zu gross. 🙂 Tat das gut, so eine frische Brezel und das Bier. Da war dann mal wieder ein Gefühl von Heimat im Spiel. Nach diesem Highlight haben wir uns auf den Weg zur S-Bahn gemacht und damit bis nach Esslingen zu fahren, wo uns meine Eltern abholen wollten. Gegen diesen Plan hatte aber ein kleiner Mann etwas der uns am Eingang zur S-Bahn am Weiterlaufen hinderte. Auf die Frage, wo wir hinwollen, meinte ich «na zur S-Bahn». Da sagt der Typ voll im Ernst, die fährt heute nicht – aber morgen. WAS??? Yepp, wegen Stuttgart 21 war am heutigen Tag der Zugverkehr an den Flughafen eingestellt. Wahnsinn, da reist man so lange durch die Welt, kommt eigentlich immer an und dann sowas. Ich war kurz vor dem zusammenbrechen vor lauter lachen. Das Lachen hat der Gute glaub nicht verstanden, zumindest hat er mich recht schräg angeschaut. Ok, ich habe mich dann entschuldigt, aber trotzdem. Er meinte dann zwar noch, dass es einen Ersatzbus gibt, aber das war mir dann doch zu doof. Ich habe dann doch meinen Vater angerufen, der dann so lieb war, doch zum Flughafen zu kommen. So gab es dann doch noch ein Wiedersehen am Flughafen. Jetzt ging es mit dem Auto zu meinen Eltern, wo wir sehr lieb empfangen wurden und einen tollen Nachmittag bzw. Abend verbracht haben. Es gab ja auch so viel zu erzählen. Am Abend hiess es dann wieder packen, denn morgen ging es schon wieder los mit einer kleinen Reise.

Am Freitag, den 07.06.2023 ging es für uns weiter zu einem Familienausflug ins Allgäu. Der Grund war der anstehende runde Geburtstag von meinem Vater am kommenden Montag. Wir sind also zu Acht los, um ein schönes Wochenende zu verbringen. Neben Corinne und mir waren meine Eltern sowie meine kleine Schwester mit ihrer Familie dabei. Unser Ziel war ein kleines, aber schönes Hotel in Immenstadt im Allgäu. So ganz in der Nähe des Alpsee und somit in einer sehr schönen Region Deutschlands. Die Fahrt war gut, wenn für mich auch recht komisch. Wir waren jetzt über 6 Konate komplett nur in Ländern mit Linksverkehr und somit auch daran gewohnt mittlerweile. Ich war froh, musste ich nicht fahren, denn schon der erste Kreisverkehr wäre eine Herausforderung geworden. 

So sind wir aber gut und sicher angekommen und das erste Highlight wartete schon auf uns. Wir haben die grosse Skiflugschanze in Oberstdorf besucht. Ist schon ein krasses Gefühl ganz oben zu stehen, wo sonst die Springer stehen, und zu schauen, wie tief es da nach unten geht. Um nichts in der Welt würde ich mich da runter stürzen und dann noch über 200 Meter weit durch die Luft fliegen. Aber ok, so hat eben jeder sein Hobby. 🙂 Die Aussicht war aber grandios. 

Bei einem kleinen Rundgang um die Schanze haben wir viel über das Skifliegen und die Schanze gelernt. Am heftigsten fand ich die Bilder von den Anfängen, als die Schanze gebaut wurde. Ich meine, die Sicherheitsausstattung ist ja heute schon recht rudimentär, aber damals?? Die hatten nicht mal einen Helm oder so. Einfach die Ski unter die Füsse und los ging es. Kann man sich heute einfach nicht mehr vorstellen.

Im Anschluss ging es zurück ins Hotel und auf uns wartete ein super Abendessen. Was soll ich sagen, ich war überfordert mit der Speisekarte, weil es so viele Gerichte gab, welche ich einfach mag und schon soooo lange nicht mehr hatte. Eins war aber sicher, es muss ein Essen mit Spätzle und Sosse sein. Etwas anderes kommt mir heute nicht auf den Teller. Nach dem Essen haben wir mit meinen Patenkindern noch ein Spiel gemacht und sind dann recht früh ins Bett. Corinne und ich waren doch recht durch und nun so ein kultureller Unterschied kann auch stressen. Wenn man überlegt innerhalb von 30 Stunden von Hong Kong über Aichwald ins Allgäu… Das ist schon heftig. Aber irgendwie auch schön, weil es doch auch zeigt wie klein die Welt sein und wie schnell man heute von A nach B kommen kann. 

Der nächste Tag war dann eine Mischung aus Wandern, Sommerrodeln und Erholung. Der Morgen startete mit einem tollen Frühstück und dann ging es zur Alpsee Bergwelt. Hier gibt es eine tolle Sommerrodel-Bahn was natürlich für die mitreisenden Zwerge ein Highlight war. Zuerst hiess aber ab auf den Berg und das zu Fuss. Die Schlange am Sessellift war einfach so lange, da sind wir lieber so los. Der Weg war steil, aber gut zu laufen. Und ich meine die Aussicht entschädigt ja auch. 

Oben angekommen war es dann für den Tobi Zeit für ein Gipfelbier und eine leckere Suppe. Die Bergluft macht doch ganz schön hungrig. Danach ging es dann zur Rodelbahn und der Grossteil hat die rasende Fahrt angetreten. Ich bin mit meiner Mutter wieder zu Fuss hinunter. Das Ziel war unterwegs ein paar Bilder von den Rodlern zu machen, was aber nicht geklappt hat. Wir waren gerade in der einen Kurve etwas abseits der Bahn als alle an uns vorbei rauschten. Sprich genau die Stelle, an der man kein Bild machen konnte. Super!! Aber so ist es eben. Wieder unten angekommen gab es dann noch ein Eis, ehe wir weiter an den Alpsee sind, um noch ein paar Schritte zu laufen. Der Alpsee ist schon ein sehr schöner See und das Wasser ebenso klar wie wir es in Neuseeland gesehen haben.

Der Abend war dann wieder recht identisch zum gestrigen. Erst die schwere Auswahl des richtigen Essens und Dessert und dann wieder ein Spiel. War ein Vorteil, dass wir zwei Abende hier waren, so war die Entscheidung nicht ganz so schwer zu treffen. 

Der nächste Tag war dann der Sonntag und wir haben wieder unsere Sachen gepackt für die Heimreise. Zuerst wollten wir aber nochmal an den See. Ein Teil ist dem Tretboot auf den See, während Corinne und ich mit meinem Patenkind zum Minigolf sind. Alle hatten richtig Spass und das Wetter war einfach ein Traum. Unsere Partie Minigolf verzögerte sich ein wenig, weil wir nebenbei noch Unterricht in Sachen zählen von Schlägen machen mussten. 🙂 Denn der Zwerg hatte nach 10 Minuten spielen erst 3 Schläge gemacht 😉 Spass, es war so lustig. 

Danach hiess es dann Abschied nehmen vom Allgäu und wir haben uns wieder auf den Heimweg nach Aichwald gemacht. Dort angekommen hiess es dann noch ein wenig Aufbau für das Fest am Folgetag. Eigentlich sollte es kein grosses Fest geben, aber schlussendlich wurde es ein Aufbau für ein grösseres Gartenfest.

Montag war dann der grosse Feiertag. Der Vormittag verging wie im Flug und wir waren mit Vorbereitungen beschäftigt. Pünktlich um 15 Uhr kamen auch schon die ersten Gäste und es wurde ein richtig schönes und gemütliches Fest mit ca. 50 Personen. Nun ja, ich habe ja geschrieben, es war kein grosses Fest geplant. Für Corinne und mich war es noch schön nach so langer Zeit auf einen Schlag wieder ganz viele Menschen zu treffen. Ok, es war gleichzeitig auch total ungewohnt, wieder so viel Deutsch und Schwäbisch, aber eben sehr schön. Und bei tollem Wetter, selbstgemachtem Kuchen und einem kalten Buffet mit jeder Menge leckeren Sachen, kann man es ja auch wirklich aushalten. Und so ging das Fest doch auch bis in den späten Abend. 

Dienstag war dann für uns der Tag als wir uns wieder auf den Weg in die Schweiz gemacht haben. Wir wollten doch auch Corinnes Eltern wieder sehen und auch unsere neue Wohnung wartete schon auf uns. So ging es also am Morgen mit meiner Schwester los Richtung Bahnhof. Wir waren jetzt ja gewohnt mit Zug und Bus zu reisen, also warum auch nicht so zurück in die Schweiz? Wir hatten uns mit der Fahrzeit zum Bahnhof nach Untertürkheim leicht verschätzt, so dass Corinne und ich fast noch im Fahren auf einer Sperrfläche vor dem Bahnhof aus dem Auto springen und dann zum Zug rennen mussten. Aber zum Glück ist die DB ja nicht so pünktlich, so dass es knapp reichte. Also der Zug war schon mal sicher und die Fahrt nach Karlsruhe recht angenehm. Selbst das WLAN funktionierte die ganze Fahrt über – was für eine Überraschung. In Karlsruhe hatten wir dann ein paar Minuten Zeit zum Umsteigen, was auch sehr gut klappte. Ok, wir hatten etwas Verspätung aber ok. Ich war recht froh, muss ich nicht länger in Karlsruhe sein als unbedingt nötig. 😉 Nein, ich habe kein Problem mit Baden. Ok, vielleicht ein kleines, aber das Thema lassen wir jetzt. 🙂 So ging es also weiter mit dem ICE Richtung Basel. In Basel angekommen erwartete uns noch eine kleine Überraschung. Neben Corinnes Vater erwartete uns nämlich noch Eva und Caroline am Bahnhof, was uns sehr gefreut hat. Schön, dass die Beiden extra ihre Mittagspause geopfert haben, um uns direkt in die Arme nehmen zu können. Das war schon sehr lieb. Und Eva hat direkt noch dafür gesorgt, dass ichbei der Ankunft mein erstes Schweizer Bier trinken konnte. Eine gut gekühlte Dose Feldschlösschen passt einfach perfekt in die Handtasche einer modebewussten Frau. 🙂 Vielen Dank dafür Eva!!! Es ist sooo schwer sich nach so langer Zeit wieder zu sehen und dann nur ein paar Minuten Zeit zu haben. Man will so viel erzählen, so viel wissen und hat doch keine Zeit dafür. Das war schon seltsam. Aber die beiden mussten wieder zurück an den Schreibtisch und auf Corinne und mich wartete schon ein Mittagessen im Haus von Corinnes Eltern.

Also ging es nach Reinach, eigentlich zu unserem Wohnort seit 19 Monaten. Und wir waren nie da…  Aber wir waren vorschriftsmässig am Briefkasten angeschrieben. War schon irgendwie lustig. Nach dem Essen ging es dann mit Corinnes Eltern nach Solothurn und damit zu unserer Wohnung. Was waren wir gespannt. Wie sieht die Wohnung wirklich aus. Wie viel Kartons und Zeug warten auf uns, usw. So viele Fragen gingen uns durch den Kopf. Als wir angekommen sind, waren wir total überrascht. Zum einen war die Wohnung ein Traum zum anderen sind wir aber erschrocken wie viel Zeug wir noch hatten. Ich dachte wir hätten vor der Reise sooo viel aussortiert. Aber es waren noch immer Berge mit Sachen, die warteten ausgepackt zu werden. Also da wollte ich doch fast wieder gehen. Wer braucht all das Zeug noch??? Das gibt eine Menge Arbeit.

Aber jetzt mit etwas Abstand kann ich sagen, wir haben es geschafft. Wir haben uns richtig toll eingerichtet und fühlen uns in den 4-Wänden richtig wohl. Was uns überrascht, die Wohnung ist im Vergleich zu früher sehr viel kleiner, und trotzdem haben wir uns die ersten Tage fast verlaufen. Und auch hier mit etwas Abstand, ich frage mich wirklich, warum ich früher immer so eine grosse Wohnung haben wollte?? Ich brauche es echt nicht mehr und auch von einigen Sachen haben wir uns im Nachgang noch getrennt oder zur Entsorgung bereit gemacht. Man braucht nicht viel Zeug um glücklich zu sein, es gibt anderes, was viel glücklicher macht. Und das sind all die tollen Orte auf der Welt, die nur darauf warten, erforscht und besucht zu werden. Ich schliesse hiermit unseren Blog, bin mir aber sicher, nicht für immer. Wir haben uns verändert und wir wollen sicher wieder los und das Kapitel Reisen weiterschreiben. Es wird jetzt also nur eine Pause sein, ehe es mit neuen Geschichten und Erlebnissen weitergeht. Aber diese 554 Tage waren etwas ganz Besonderes für uns und wir werden die Tage nie vergessen. Es war ein Abenteuer und wir sind so stolz wie wir das alles gemeistert haben. Wir waren nie in Gefahr, nie krank, haben jede Herausforderung gemeistert. Wir haben so viel gelernt und werden davon immer profitieren. Reisen ist die beste Schule.